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Einer von vielen

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10.07.2014
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Einer von vielen

Bruno und Otti sitzen in ihrer Stammkneipe, wie jeden Tag, an demselben Platz, wie immer vor ihrem Bier. Nein. Nur Bruno trinkt ein Bier. Otti bleibt bei seinem Mineralwasser. Sie unterhalten sich.
Die alte, herabgekommene Kneipe, halbleer. Gegenüber von ihrem Tisch spielen ein paar Bauarbeiter ihre abendliche runde Darts, auf der anderen Seite steht Karl hinter seiner Theke und langweilt sich, während ein alter Mann den Tresen als Kopfpolster benutzt für sein abendliches Nickerchen und hinten im Eck sitzen vier Jungs, die heimlich ihr erstes Bier kippen.

„ Diese Jungs. Glaubst du die sind schon alt genug für ihr erstes Bier?“ Ohne auf die Antwort zu warten redet Bruno weiter.
„Sicher nicht. Werden alle einmal Alkoholiker, wenn sie schon so früh anfangen zu trinken. Ich habe in diesem Alter noch gar nicht gewusst, was Bier überhaupt ist. Und auch heute noch trinke ich nur meine zwei, drei Feierabendbier und lass es dann. Aber die sind mir ja egal. Nicht mein Problem. Und außerdem geht die Welt sowieso den Bach runter, wenn die unsere Nachfolger sein sollten. Ich meine, sieh dir doch mal unsere Zukunft an! Wir arbeiten immer härter und bekommen immer weniger Geld. Wo soll das hinführen? Ich muss ja meine Familie ernähren. Ohne Geld. Aber arbeiten tu ich wie ein Tier. Das sag ich dir! Und die, anstelle eine Arbeit zu erlernen, lassen sich hier volllaufen. Wir sind die Letzten, die noch arbeiten und etwas zustande bringen.“ Otti nippt an seinem Wasser und nickt nur stumm mit dem Kopf, während der Kellner Bruno wieder zwei Bier bringt, so wie jeden Abend. „ Danke Karl. Kannst auf meine Rechnung schreiben.“ Der Kellner geht etwas verärgert zurück zur Theke und holt den Block, mit dem Namen Bruno, aus einer Schublade, wo er neben dem Wort Bier, die nächsten zwei Striche macht.

„Ach der Karl. Ein komischer Kerl. Sitzt den ganzen Tag hier in der Kneipe. Aber der hat es fein. Das ist ja keine Arbeit. Nur den ganzen Tag Bier zapfen und sonst nichts. Mehr macht er auch nicht. Die Kneipe putzen ist er zu faul und sonst langweilt er sich sowieso nur den ganzen Tag herum. Schlampig ist er noch dazu. Sieh ihn dir an. Dieselbe Hose wie immer. Hat der den keine andere? Und die Haare. Eine Dusche kennt der wohl nicht. Ich, als hart arbeitender Mann, darf vielleicht abends, nach verrichteter Tat, so aussehen. Aber als Kellner könnte er sich schon etwas besser herrichten. Kein Wunder, dass kein Mensch hier ist. Wir sollten uns eigentlich auch eine andere Bar suchen.“ Otti sitzt wie immer ganz ruhig da und nippt an seinem Glas Wasser. Da kommt einer von den Bauarbeitern herüber, um Bruno, der sich gerade seine Kippe anzündet, nach einer Zigarette zu fragen. Bruno gibt sie ihm und wartet bis dieser wieder zu seinen Kumpels zurückkehrt. „So ein Schmarotzer! Glaubt der ich bekomm die Kippen geschenkt? Natürlich nicht. Immer teurer werden sie. Aber geh ich zu ihm rüber und rauch ihm alle weg? Nein, natürlich nicht, denn als gebildeter Mann macht man so etwas nicht.“ Zum ersten Mal meldet sich Otti zu Wort. „Dann lass es doch wenn sie dir zu teuer sind und du kein Geld hast!“ Der Kellner bringt die nächsten Bier für Bruno. „Ja Otti, du hast‘s leicht. Du hast nie geraucht. Das kann man nicht einfach so nebenbei lassen. Aber du könntest doch anfangen zu rauchen. Du hast das Geld ja. Hast ein wenig im Lotto gewonnen, bist in Pension. Zum Leben brauchst ja nicht viel und das Geld bekommst du ohne etwas den ganzen Tag zu tun. Aber jetzt wo alles den Bach runter geht, brauchst du eh nicht mehr anfangen.“ Otti nippt wieder an seinem Glas und nickt stumm.

„Hoffentlich hat meine Frau schon gekocht. Manchmal komm ich nach Haus und es steht noch nichts auf dem Tisch. Eine Frechheit. Ich arbeite den ganzen Tag hart und sie kann nicht mal zur richtigen Zeit etwas auf den Tisch bringen. Sie hat ja sonst nichts zu tun. Und wenn ich ihr das dann sage, brüllt sie immer herum und tobt. Ich hätte leicht reden, bräuchte nicht von sieben Uhr morgens, bis zehn Uhr abends in der Küche stehen, zugleich auch noch das Haus putzen, die Kinder überall hinbringen und so weiter und so fort. Immer dasselbe. Aber ich würde gerne tauschen, denn wenn wir ehrlich sind ist das bisschen Putzen und Kochen doch ein Klacks. Ich wette, dass mir heute wieder so ein Theater bevorsteht. Sie nörgelt immer nur herum und lästert über alles und über jeden. So undankbar ist sie. Vielleicht gehe ich heute gar nicht mehr nach Hause. Ein bisschen Geld hab ich ja. Möglicherweise fahre ich heute zum Bahnhof und komme nie wieder. Ich fahre fort. Probier mein Glück anderswo. Es geht sowieso alles unter. Wenn ich‘s jetzt probiere, kann es nur gut gehen, wenn nicht ist auch egal, weil wir ohnehin bald alle sterben. Aber mit dem Zug werde ich nicht weit kommen. Die streiken ja eh nur die ganze Zeit. Müssen nicht viel arbeiten und streiken. Das sind mir schöne Leute. Ich hab mein ganzes Leben nicht einmal gestreikt. Und ich verdiene weniger und lebe nicht so gut wie die. Aber habe ich mich einmal beklagt? Nein, nie! Ich habe alles über mich ergehen lassen. Jede Lohnkürzung. Ohne ein Wort zu sagen. Niemals hatte ich irgendetwas auszusetzen.“
Der Kellner bringt, wie immer auf Brunos Handzeichen, die nächsten Bier. Jener kippt noch schnell das Letzte und setzt beim Neuen an.

„Wer soll sich das alles noch leisten können? Ein Auto, eine Familie, den Luxus. Den hat ich nie. Die Frau will immer in den Urlaub fahren, die Kinder wollen immer die neusten Sachen haben. Und ich? Ich soll das Geld dafür nach Hause bringen. Aber keiner denkt an mich. Ich, der hart dafür arbeite, damit sie es sich zu Hause gut gehen lassen können. Ich spiel da nicht mehr mit Otti. Ich muss immer alles bezahlen und spendieren. Ich bin zu großzügig. Weißt du wie viele Kippen ich eigentlich schon an Leute, wie diesem, abgetreten habe? Heute hau ich ab. Ich brauch eh nicht viel. Ein bisschen Geld, der Rest regelt sich dann allein.“

In dem Moment betreten fünf Ausländer die Bar und setzen sich an einen der freien Tische. „Hast du das gesehen? Gleich fünf! Immer mehr werden‘s. Jeden Tag kommen sie. Jeden Tag mehr. Stehlen uns die Arbeitsplätze, verprügeln unsere Kinder und glauben sie können hier tun und lassen was sie wollen. Sollen in ihren Ländern bleiben und schauen, dass sie dort alles auf die Reihe bekommen anstatt uns hier zu überfluten. Glaubst du, dass wenn es uns so gehen würde, wir hier Krieg hätten, die würden uns bei sich aufnehmen und ungestraft so hausen lassen? Sicher nicht! Kommen her und wollen gleich Moscheen bauen. Probier mal drüben eine Kirche hinzustellen. Schon wenn du das Wort in den Mund nimmst wirst du gesteinigt oder mit Säure übergossen. Aber wir müssen sie integrieren. So ein Schwachsinn. Wenn sie uns verprügeln ist es unsere eigene Schuld, da wir sie nicht richtig integriert haben und wenn wir uns mal wehren, dann sind wir gleich Rassisten. Wo soll das hinführen? Ich bin kein Rassist, aber mögen tu ich sie immer weniger. Ich würde mich wehren. Sollen sie mich halt einsperren. Wäre ja jetzt auch egal. Ist sowieso bald alles vorbei. Manchmal wäre so ein Adolf schon wieder nützlich.“
Otti reagiert empört: „Jetzt übertreibst du aber! So etwas sagt man nicht!“
„Ja hast recht. War übertrieben. Entschuldige.“ Otti beruhigt sich wieder und blickt in Richtung Fernseher, denn Karl schaltet wie jeden Tag die zehn Uhr Nachrichten ein. Auch Bruno richtet seinen Blick auf den kleinen schwarzen Kasten, der in der Ecke ober dem Toiletteneingang hängt.

„Fernsehen. Der nächste Luxus. Ich habe noch nie Fernsehen geschaut. Die zeigen da sowieso nur Müll. Doch unsere Jugend sitzt den ganzen Tag vor der Glotze und wir wundern uns, warum aus denen nichts anderes wird als Säufer und Drogenabhängige, arbeitslose Nichtsnutze. Saubande. Alle zusammen. Unternimmt aber jemand etwas dagegen? Kein einziger. Alle regen sich nur darüber auf, aber das bringt gar nichts. Jemand müsste anstelle der Nörgeleien mal dieses Problem anpacken und ihnen zeigen wo’s lang geht, was wichtig ist und wie wir erzogen wurden. Wir lebten nicht so gut, wie die Jugendlichen heute. Wir begannen schon früh zu arbeiten statt hier zu sitzen und Bier zu saufen. Mussten jeden Cent vier Mal umdrehen bevor wir ihn für neue Socken ausgegeben haben. Nicht so wie heute. Das Taschengeld hauen sie zum Fenster raus, als ob das Geld auf den Bäumen wachsen würde.
Doch zurück zum Fernseher. Denn das schlimmste in der Glotze sind bei weitem die Nachrichten, welche von den Politikern bestimmt werden, damit wir Leute nur das Glauben, was die reichen Schweine wollen. Unsere Politiker. Ja! So ein Lumpenpack. Verdienen viel Geld, damit sie uns alle in den Ruin führen. Und woher bekommen sie das Geld. Von mir. Ja, schon gut, von uns. Wir Steuerzahler. Wir schuften und müssen ihnen auch noch etwas abgeben. Dem Staat. Mit diesen Abgaben fahren Herr Präsident und Co. dann in den Urlaub nach Hawaii. Und wir? Ja mein Freund, wir schuften immer weiter, bis wir umfallen. Aber mir ist das egal, härter arbeiten kann ich eh nicht mehr. Ich falle ja jetzt schon um. Jeden Tag im Büro stressen mich alle. Hast du das Protokoll schon fertig, diesen Text durchgelesen und so weiter. Alle schimpfen über die Beamten, doch das ist kein Zuckerschlecken. Das sag ich dir. Und du? Du bist sowieso in Pension. Du hast’s nicht schwer, du wirst sicher nicht der Arbeit wegen umfallen.“

Karl bringt wie jeden Tag nach den Nachrichten das letzte Bier. Otti trinkt wie immer sein Wasser aus, während Bruno das letzte Bier in einem Zug runter kippt. Er steht auf und kann sich kaum auf den Füßen halten. Otti stützt ihn. „Heute zahl ich, Otti, mein bester Freund.“ Bruno fummelt in den Taschen herum und Otti weiß bereits was jetzt kommt. „Oje! Jetzt hab ich tatsächlich mein Portmonee zuhause vergessen. So ein Unglück!“
Otti bezahlt wie jeden Tag die ganzen Bier und sein Wasser und denkt dabei, dass er nie rauchen könnte, so lange Bruno nicht endlich seine Brieftasche mitnehmen würde. Er bringt seinen Freund schmunzelnd zum Auto und fährt ihn, auf Wunsch von ihm, nach Hause zu seiner Familie, so wie jeden Abend.

 

Servus Basti1803, willkommen hier.

Bevor ich mich zu deinem Text äußere, will ich dir empfehlen, dir diesen Thread anzuschauen.
Gleich zu Beginn wirst du dort folgendes lesen:

vita schrieb:
Als allererstes eine goldene Regel für dieses - und nicht nur dieses - Forum.
Fast alle, die hier Geschichten lesen, lesen diese am Bildschirm. Deshalb ist es wichtig, die äußere Form des Textes ansprechend zu gestalten. Achte darauf, genug Absätze zu machen. Stellen, an denen sich Absätze anbieten, sind zum Beispiel: ...
usw.

Und dann solltest du versuchen, deinen Text entsprechend den Ratschlägen neu zu formatieren. In der jetzigen Form wird er nicht viele Leser finden, befürchte ich.

Also, krempel die Ärmel hoch und mach dich an die Arbeit.

offshore

 

Hey,

So eine Gesellschaftskritik, in Form von "Stammtisch-Geschwafel", hört man ja oft. Leider hat Bruno nur wenig Ahnung, wie das Ganze wirklich abläuft. Wenn die Gesellschaftskritik teil deines Ziels war, dann würde ich das in einer anderen Handlung verpacken. Ich glaube aber, du wolltest eher auf etwas anderes heraus und zwar, dass sich dein Protagonist über alles und jeden beschwert, dabei hätte Otti den eigentlich größten Grund, sich über das ständige Gemaule zu beschweren, tut dies aber nicht. Er lässt es einfach so über sich ergehen. Wenn die beiden da so oft sitzen, wie wäre es, wenn es Otti einfach mal reichen würde und er sich über seinen Freund beschwert. Dazu sind doch Freunde da, dass man sich alles offen und ehrlich sagen kann.

Keep it up,
Hank Johnson

 

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