Was ist neu

Hinsehen, Umdrehen, Weggehen

Mitglied
Beitritt
28.01.2021
Beiträge
16
Zuletzt bearbeitet:

Hinsehen, Umdrehen, Weggehen

Ich stand am offenen Grab. Der Sarg war bereits hinuntergelassen worden. Eine Gruppe von Ministranten befand sich in meiner Nähe. Der örtliche Pfarrer las aus einem Buch. Gegenüber des Grabes standen meine Zieheltern, umschlungen in einer innigen Umarmung, Trost suchend in der gegenseitigen Wärme. Nach all den Jahren bei denen ich nun schon bei ihnen lebte, sah ich sie wie meine eigenen Eltern an. Hinter ihnen erstreckte sich eine spärliche Menge an Verwandten, Freunden und alten Leuten. Die, die immer kamen. Egal, ob sie die Person kannten oder nicht. Und umringt von all diesen Menschen, die sich heute früh die Mühe gemacht hatten aufzustehen, um einer verstorbenen Person die letzte Ehre zu erweisen, stand ich.
Bisweilen hatte ich mich damit abgelenkt der Friedhofskatze zuzusehen wie sie ihre Runden drehte und neugierig das Aufgebot betrachtete. Intensiv folgte mein Blick ihren Bewegungen. Meine Augen brannten, aber ich versuchte nicht zu blinzeln - hatte Angst in Tränen auszubrechen. Das Tier brachte mich auf andere Gedanken, ließ mich das Geschehen um mich herum zwar nicht vergessen, aber ausblenden.
Die Geräuschkulisse um mich verstärkte sich. Neben meinen Zieheltern hatten nun auch andere angefangen sich hektisch Taschentücher vors Gesicht zu pressen, um ihr Schluchzen zu dämpfen. Ich wollte nicht weinen, es fühlte sich nicht richtig an, fast egoistisch.
Mein Blick wanderte hinab zum Sarg und meine Gedanken schweiften ab.

31.10
„Sophie!“, rief ich „Mach doch mal auf!“ Es war Halloween. Wir waren beide schon zu alt um uns zu verkleiden, 18 und 20, um genau zu sein. Gerade war Sophie im Bad, um sich zu schminken und ließ mich nicht rein. „Sperr doch auf!“, rief ich nochmal und hämmerte gegen die Tür. Besagte Tür wurde eine Sekunde später mit Wucht aufgerissen.

„Und?“ fragte Sophie und deutete erwartungsvoll auf ihr Gesicht, den Schminkpinsel noch in der Hand. Von Kinn bis Stirn zog sich ein wacklig gemaltes Spinnennetz. „Sieht scheiße aus“, sagte ich mit meiner geschwisterlichen Ehrlichkeit die ich immer an den Tag legte. Genaugenommen waren wir gar nicht verwandt, aber das tat nichts zur Sache.

Dein Gesicht sieht scheiße aus“ kam der originelle Konter, gefolgt von einem gescheiterten Versuch mir einen schwarzen Strich ins Gesicht zu malen. Ich fing ihre Hand ab, ließ sie aber sofort wieder los, da mich ein Lachanfall überkam. Es sah wirklich schrecklich aus.

Sophie bestand darauf, das Farbmassaker zu behalten. „Das ist Kunst“, sagte sie „Das verstehst du nicht.“ Zur Bekräftigung hatte sie sich schwarzen Glitzer ins Gesicht gedrückt, der sich im Laufe des Abends im ganzen Haus verteilte. Gegen Mitternacht zogen wir uns beide auf Sophies Zimmer zurück. Die angerissene Flasche Wodka nahmen wir mit. Sophie sah ganz gut aus, dafür dass ich wusste was sie schon alles in sich rein gekippt hatte. Ich dagegen fühlte mich absolut scheiße.

„Ey, weißt du was?“, fragte Sophie plötzlich. Ich war zu betrunken um darauf zu reagieren und deshalb schwiegen wir die nächsten Minuten. Angestrengt starrten wir beide die weiße Wand gegenüber an, als würde sie uns das Geheimnis der Menschheit verraten.

„Was?“ brachte ich schließlich hervor und fragte mich ob Sophie überhaupt noch wusste, dass sie einen Satz angefangen hatte.

„Muss dir was sagen.“
„Ja, was?“
„Ich bin lesbisch.“
„Aha“, sagte ich und dann schwiegen wir wieder. Mein Kopf drehte sich von dem vielen Alkohol. Ich hatte Schwierigkeiten mich zu konzentrieren.
„Ist ok?“ In ihrer Stimme schwang Unsicherheit mit und ich beeilte mich zu nicken.
„Ist ok“ Dann nickten wir beide. Unsere Köpfe wippten auf und ab und das für eine ganze Weile.
„Das sieht dämlich aus“, kicherte Sophie.
„Jaja“, sagte ich und dann ließ ich mich zurück aufs Sofa fallen, Sophie tat es mir gleich. Der Wodkarausch übermannte uns wenig später und ließ uns in einen komaartigen Schlaf fallen.
23.12
„Oma kommt heute!“, schrie Sophie die Treppe hoch. Was hieß ihre Oma kam, nicht meine. War ich auch ganz froh darum, dass es nicht meine war. Ich mochte die alte Schachtel nicht. Genervt verdrehte ich die Augen.
Am Nachmittag trudelte die Lady dann auch ein. Knallroter Lippenstift, aufgemalte Augenbrauen, alte verrunzelte Haut. Die alte Dame war schon 83 und ausgetrocknet wie verdorrtes Obst. Ich beobachtete, wie sie Sophie abtätschelte wie einen Hund, um anschließend eiskalt bei mir vorbeizugehen. Ich nahm das schon lange nicht mehr persönlich. Trotzdem warf ich Sophie einen Blick zu, die mir nur wissend zunickte.
Beim Essen wurde groß aufgetischt und bald entflammten hitzige Diskussionen über Politik und sonstiges. Ich hörte gar nicht zu.
„Sag mal hast` einen Freund?“, wollte Sophies Oma wissen. „Freundin“, wollte ich einwerfen, aber dann hiel ich den Mund. Als nicht sofort eine Antwort kam blickte ich zu Sophie die ihren Teller anstarrte: „Nee“, sagte sie dann. Die Pause schien niemandem aufgefallen zu sein.
Ihre Oma nickte nur: „Hast schon recht, gibt keine gescheiten Burschen mehr. Nur noch Ausländer sieht man rumrennen“
Ich unterdrückte ein Stöhnen, wollte etwas dagegen sagen, wusste aber aus Erfahrung, dass es Zeitverschwendung war. Kurz spielte ich mit dem Gedanken aufzustehen und wegzugehen, aber dann blieb ich sitzen und hörte mir geduldig die zehnminütige Hasstriade an, die die runzlige Schachtel zum Besten gab. Es war ein Monolog, bemerkte ich, denn sowohl Sophie, als auch ihre Eltern taten es mir gleich und löffelten Nachtisch in sich hinein.
„Gibt eh auch vernünftige“, schloss sie ihren Absatz, als wolle sie sich rechtfertigen „Gegen die hab ich eh nix. Kann man gar nix sagen.“

15.01
Gedankenverloren legte ich meinen Einkauf aufs Fließband und wartete bis der Verkäufer meine Produkte eingescannt hatte, bevor ich sie wieder in meine Tasche stopfte. „13, 99 bitte“, sagte der Junge hinterm Tresen und lächelte mich an. Er wirkte ungewöhnlich fröhlich. Seine Haut war dunkler als meine. „Ausländer vermutlich… Ach kannst du doch gar nicht wissen“, dachte ich und ärgerte mich selbst über meine Gedanken.
„Kann der junge Herr mal schneller machen“, kam eine energische Stimme hinter mir, wobei sie offensichtlich mit dem Verkäufer sprach und nicht mit mir. Fast wollte ich sagen, dass es meine Schuld war, weil ich nicht reagiert hatte, aber dann sagte ich nichts, drückte dem Jungen 14 Euro in die Hand und ging.
„Du nix verstehen?“, ertönte dieselbe Stimme erneut, ein Blick zurück zeigte mir eine Frau die eine überdeutliche Handbewegung machte. Der Junge sah sie verstört an und begann das erste Produkt zu scannen. „Noch so ne alte Schachtel“, dachte ich mir und musste an Sophies Oma denken. Waren die Leute immer schon so gewesen?


17.01
Verschwitzt kam ich zu Hause an und schloss die Haustüre auf. Ich hasste Sport, aber musste auch sein. Meine Eltern saßen im Wohnzimmer, Sophie am Küchentisch, wo sie in ihr Handy starrte. Ich machte mich bemerkbar, in dem ich den Schlüssel laut auf den Tisch fallen ließ. Nachdem niemand reagierte ging ich in die Küche, um mir Obst zu schneiden. „Sieh mal!“, sagte Mutter und drehte das gerade gelsesene Magazin um. Ich wusste nicht, ob sie es mir oder Sophie zeigen wollte. Sophie bewegte sich nicht, sah nicht mal hoch, also ging ich näher ans Sofa, um das Bild besser zu sehen. Es war eines dieser Billigmagazine, in der eine Schauspielerin abgedruckt war, die ich nicht kannte. „Coming out“ stand in der Überschrift. Weiter kam ich nicht, denn das Magazin wurde zugeschlagen und mit einem finalen pop auf den Couchtisch geschmissen.
Der Blick meiner Mutter traf meinen und ihre Augen sagten etwas wie: Siehst du?
Aber ich sah nicht und verstand nicht. Meine Verwirrung war mir wohl ins Gesicht geschrieben.
„Alle sind sie lesbisch und schwul“, sagte meine Mutter. „Und das andere Zeugs. Transdings.“
„Transsexuell“, sagte mein Vater der abwesend in der Zeitung blätterte.
„Ja ja. Denk dir mal so ein junges Mädchen sieht einen Mann der einen Rock anhat. Das ist doch dann ganz verwirrt. Das verbaut nur die Zukunft. Und das sollen Vorbilder sein!?“

Ich öffnete meinen Mund, um zu kontern, aber dann schloss ich ihn wieder. Ich wusste nicht mal, wo ich anfangen sollte. Schwule müssen keine Röcke tragen. Nicht jeder, der einen Rock trägt ist schwul. Man findet keine Vorbilder in Modemagazinen….
Zum Glück schien meine Mutter keine Antwort zu erwarten. Das Gespräch war eher ein Dialog zwischen ihr und meinem Vater geworden.
„Der Sohn von der Nachbarin, Ja?“
„Ja“ sagte mein Vater.
„Ich glaub, der ist das auch. Ja, ist ein seltsamer Junge.“

„Ist doch nicht schlimm“ mischte ich mich jetzt doch ein.
„Nein, um Gottes Willen ist doch nicht schlimm“, meine Mutter hatte sich wieder mir zugewandt. „Nein, ist doch nicht schlimm“ wiederholte sie „Aber die arme Mutter“, fügte sie dann noch hinzu und schüttelte betroffen den Kopf.
„Und was die Leute reden“, warf mein Vater ein.

Ich wollte noch etwas sagen, aber dann drehte ich nur den Kopf und sah Sophie an. Ihre Augen waren seltsam leer und ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich wandte mich von unseren Eltern ab, die schon in ein anderes Thema vertieft waren und ging zu ihr hinüber. Unbeholfen streichelte ich ihr einmal den Rücken hinunter und suchte nach aufmunternden Worten, aber ich fand keine.

05.03
Ich klopfte an Sophies Tür. Eigentlich klopfte ich nie, aber in letzter Zeit war Sophie komisch, also klopfte ich lieber.
„Nein, jetzt nicht“, hörte ich ihre Stimme, aber ich öffnete die Tür trotzdem. Sophie lag in ihrem Bett. Wenn ich nachdachte lag sie in letzter Zeit immer auf ihrem Bett.
„Willst du Einkaufen fahren?“, fragte ich. Als Antwort bekam ich nur ein Kopfschütteln.

„Sag mal willst du nicht raus oder so? Irgendwas machen?“
„Ne“
„Wir können auch im Haus was machen.“
„Ne“
„Du bist in letzter Zeit echt komisch Sophie“, brach es dann doch aus mir raus.
„Weiß schon.“
„Ist was mit unseren Eltern?“
„Ne“
Mich überkam wieder das hilflose Gefühl wie so oft in letzter Zeit. Ich wusste einfach nichts mehr mit Sophie anzufangen und sie anscheinend mit sich selbst auch nicht. Ich wollte nicht gehen, aber als nach einer Minute immer noch nichts Brauchbares von Sophie kam, stand ich auf und verließ den Raum.

20.04
„Du hast Augenringe“, merkte ich nicht sehr hilfreich an.
Sophie saß am Boden und sah mir beim Zocken zu. Früher hatten wir oft gemeinsam gespielt. Wobei Früher vielleicht ein halbes Jahr her war. Jetzt spielte ich alleine und Sophie schaute zu.
„Will nicht“ hatte sie gesagt.
Das war ihr Standardspruch: Will nicht und auch Jetzt nicht, Später, Bin zu müde und auf Wie lief Schule? kam nur Mh und wenn man Glück hatte sagte sie auch Ging so.

Sie war jetzt im letzten Jahr. Anfangs hatten sich auch unsere Eltern Sorgen gemacht, aber dann sagte meine Mutter: „Das ist bestimmt nur der Schulstress.“ Und damit war das Thema abgehakt.

Sophie starrte meinen Kleiderschrank an. Ich legte den Controller weg.
„Mir geht’s nicht so gut“ brach es aus Sophie hervor, bevor ich was sagen konnte.
„Ist mir aufgefallen“ wollte ich erwidern, aber das hätte geschmacklos geklungen.
„Kann ich helfen“ setzte ich stattdessen an.
„Ne“ kam die Standardanwort prompt und damit stand ich wieder bei null.
„Wieso geht’s dir nicht gut?“ versuchte ich es anders.

„Ich bin nur noch müde und traurig weißt du.“ Und dann sah sie mir tief in die Augen und etwas in mir zerbrach. Ich wollte die fröhliche Sophie, die ich seit meiner Kindheit kannte. Die, die es hasste Sport zu machen und nörgelte, wenn es Kartoffelauflauf gab, weil sie den nicht mochte und die einen unkontrollierten Lachkrampf bekam, wenn ich mich bei Quizzspielen blamierte und die aufgeregt zu jedem Hund rannte, den sie sah.

Jetzt blickte ich in die erschöpften Augen eines Abbilds von Sophie. Ich wusste nicht was ich tun sollte, fühlte mich hilflos und überfordert.

„Du kannst dir Hilfe holen. Ich kann dich dabei unterstützen, wenn du magst“, bot ich an „Es gibt Leute für sowas.“
„Aber das bekommen unsere Eltern doch mit“
„Ist doch nicht schlimm“, sagte ich aber Sophie schüttelte den Kopf „Passt schon. Weiß gar nicht warum ich überhaupt traurig bin. Ist ja gar nichts.“
„Du bist doch auch glücklich“, fügte sie dann noch hinzu. Dass sagte sie wohl, wegen meinen Eltern. Meine leibliche Mutter war der Drogensucht verfallen. Wer wusste schon, wo sie war. Mein Vater hatte das Sorgerecht, aber der war auch nirgendwo zu finden. Also war ich mit fünf Jahren zu meiner Tante und meinem Onkel gezogen, die mich den ganzen Tag ignorierten. Sophie war meine Nachbarin gewesen und ein Jahr später hatten mich ihre Eltern so ins Herz geschlossen, dass ich bei ihnen einzog.

„Eigentlich müsstest du viel trauriger sein“, fügte Sophie als Schlussfolgerung noch hinzu.
„Ja“ sagte ich, aber vermutlich hätte ich besser nein sagen sollen.

25.05
Ich legte meinen Einkauf auf das Fließband. An der Kassa saß der Junge, den ich schon kannte. „6,89 bitte“, sagte er und lächelte mich an. Eigentlich sah er gar nicht so fröhlich aus. Seine Augen erinnerten mich etwas an Sophie. Nicht so leer, aber genauso erschöpft. „Bestimmt nur Stress wegen der Arbeit“, dachte ich mir und beeilte mich diesmal, ihm das Geld in die Hand zu drücken.

30.05
Es war eine sternenlose Nacht und warm genug draußen zu sitzen. Unsere Eltern hatten ein Feuer entfacht und wir saßen rundherum und lauschten dem Knistern und Knacken der brennenden Hölzer.
„Ich geh rein“ sagte Sophie und stand auf.
Niemand protestierte.
„Kennst du noch den rothaarigen Jungen von dem Haus mit der gelben Fassade?“ fragte meine Mutter meinen Vater. Der nickte.
„Da hat mir neulich einer erzählt, der ist jetzt im Irrenhaus.“
„In der Psychiatrie?“
„Ja ja“
„Was hat er den gehabt?“
„Ach weiß nicht. Aber der war schon immer ein wenig seltsam. Musst du dir vorstellen was die Eltern sich jetzt denken. Furchtbar sowas.“
„Und was die Leute reden“, sagte mein Vater.

Ich wollte etwas erwidern, aber ich wusste, würde ich den Mund aufmachen, würde ich keinen Ton hervorbringen. Plötzlich war ich froh, dass Sophie schon ins Bett gegangen war. Abrupt stand ich auf und ging ebenfalls auf mein Zimmer. Ich hatte eine Wut in mir, die ich nicht beschreiben konnte. In dieser Nacht starrte ich lange meine Zimmerdecke an ohne einschlafen zu können.

19.07
„Oh mein Gott Sophie! Alles in Ordnung?“
Ich eilte zu ihr und kniete mich neben sie. Kurz zuvor hatte ich einen lauten Schlag gehört und war sofort in ihr Zimmer geeilt. Ihre Fingerknöchel bluteten.
„Was ist passiert?“
„Hab gegen die Wand geboxt. Sei bitte nicht sauer“

Ich starrte sie nur an. Ich wusste nicht was ich erwartete. Tränen, Schmerz, irgendein Anzeichen einer Emotion, aber da war nichts.
„Wieso hast du gegen die Wand geboxt?“ fragte ich sie, aber es war kaum ein Flüstern, denn eigentlich wollte ich es gar nicht wissen.

„Weiß nicht“, sagte Sophie und in ihrem Gesicht regte sich nach langer Zeit etwas, als würden die Mauern in ihr endlich brechen und die Sophie, die mir so vertraut war, hilfesuchend ihre Arme nach mir ausstrecken. Und ich fühlte mich als würde Sophie mir diesen einen Moment gewähren, um sie noch einmal so wahrzunehmen, wie ich sie kennengelernt hatte. Ohne den Monstern in ihrem Kopf und den anderen Dämonen die sich in ihren Gedanken eingenistet hatten und von denen sie mir nichts erzählte. Nur wegsperrte, um ihren eigenen Körper als Gefängnis zu nutzen, um die Kreaturen in Schach zu halten.

„Ich weiß es nicht“, wisperte Sophie noch einmal, aber diesmal brach ihre Stimme und ich hörte ihre Verzweiflung, als wolle sie mich bitten: Sag du es mir doch.
Und dann ließ sie ihren Kopf gegen meine Schultern fallen und ihr Körper bebte unter meinen Fingern als ich sie umarmte. Und so kauerten wir für eine ganze Weile am Boden ohne uns zu bewegen. In dieser Nacht schliefen wir beide wieder auf dem Sofa, so wie damals, als die Welt noch nicht so hoffnungslos war.

20.07
Eine Hand rüttelte mich wach und ich blickte in das besorgte Gesicht meines Vaters.
„Wo ist Sophie?“ fragte er, sobald er merkte dass ich wach war.

Ich sagte nichts.

24.07
Mein Blick wanderte den Sarg entlang und folgten dann wieder der Katze. Der Priester las immer noch. Jemand hinter mir rückte näher an eine andere Person heran: „Die armen Eltern. Unvorstellbar ein Kind zu verlieren.“, hörte ich jemanden flüstern. Nicht für meine Ohren bestimmt. „Aber sie war schon ein seltsames Kind. Wirkte immer so abwesend“, wisperte jemand zurück.

Dann brach auch meine Fassade und meine Augen füllten sich mit Tränen und liefen mir die Wangen hinunter und ich wusste nicht ob ich aus Trauer, Schuld oder Selbstmitleid weinte.

Oh, die Leute werden reden, dachte ich bitter.

 

Hallo @Corvi

Deine Geschichte hat mich tief berührt. Eine heikle Thematik, ein ernster Text. Die Geschichte ist flüssig geschrieben, das Tempo stimmig. Ich kann mir die Protagonisten sehr gut vorstellen und fühle mit. Die Tragik hat mich traurig gemacht.

Hier ein paar Anmerkungen:

Gegenüber des Grabes standen meine Zieheltern, umschlungen in einer innigen Umarmung. Trost suchend in der Wärme des jeweils anderen.

Klingt ein wenig holprig.
Vorschlag: Gegenüber des Grabes standen meine Zieheltern, umschlungen in einer innigen Umarmung, Trost suchend in der gegenseitigen Wärme.

Egal, ob sie die Person kannten oder nicht. Und umringt von all diesen Menschen, die sich heute früh die Mühe gemacht hatten bald aufzustehen, um einer verstorbenen Person die letzte Ehre zu erweisen, stand ich.

Komma nach egal

Bisweilen hatte ich mich damit abgelenkt der Friedhofskatze zuzusehen wie sie ihre Runden drehte und neugierig das Aufgebot betrachtete.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Intensiv folgten meine Augen jeder ihrer Bewegungen. Meine Augen brannten, aber ich versuchte nicht zu blinzeln - hatte Angst in Tränen auszubrechen.

Wortwiederholung
Klingt ein wenig holprig

Vorschlag: Intensiv folgte mein Blick ihren Bewegungen. Meine Augen brannten ...

Neben meinen Zieheltern hatten nun auch andere angefangen, sich hektisch Taschentücher vors Gesicht zu pressen, um ihr Schluchzen zu dämpfen.

Komma nach angefangen
Komma nach pressen

Ich wollte nicht weinen, es fühlte sich nicht richtig an, fast egoistisch.

Hier frage ich mich, warum er nicht weinen will.
Wäre doch total normal, bei ner Beerdigung.

„Sophie!“, rief ich „Mach doch mal auf!“ Es war Halloween. Wir waren beide schon zu alt um sich zu verkleiden, aber das störte mich nicht und es störte auch Sophie nicht.

Ausrufezeichen nach Mach doch mal auf.
... um uns zu verkleiden

Gerade war Sophie im Bad, um sich zu schminken und ließ mich nicht rein.

Komma nach Bad

Sperr doch auf!“, rief ich nochmal und hämmerte gegen die Tür. Besagte Tür wurde eine Sekunde später mit Wucht aufgerissen.

Ausrufezeichen fehlt

Ich fing ihre Hand ab, ließ sie aber sofort wieder los, da mich ein Lachanfall überkam. Es sah einfach wirklich schrecklich aus.

Komma nach ab
Unnötige Füllwörter streichen

Sophie bestand darauf, das Farbmassaker zu behalten.

„Das verstehst du nicht“ und zur Bekräftigung hatte sie sich schwarzen Glitzer ins Gesicht gedrückt, der sich im Laufe des Abends im ganzen Haus verteilte.

"Das verstehst du nicht". Zur Bekräftigung ...

„Ey, weißt du was?“, sagte Sophie plötzlich und dann schwieg sie.

Fragenzeichen fehlt

Ich war zu betrunken, um darauf zu reagieren und deshalb sagte die nächsten Minuten niemand etwas.

Du benutzt sehr oft das Verb sagen. Diese ständigen Wortwiederholungen nehmen der Geschichte den Fluss. Synonyme suchen, z.B. entgegnen, erwidern, antworten, zurückgeben etc. Es gibt so viel Abwechslungsmöglichkeiten.

„Was?“ sagte ich schließlich und fragte mich ob Sophie überhaupt noch wusste, dass sie einen Satz angefangen hatte.

Muss dir was sagen.“
„Ja sag doch.“
„Ich bin lesbisch.“
„Aha“, sagte ich und dann schwiegen wir wieder.
„Ist ok?“, fragte sie mich und ich nickte.
„Ist ok“ Dann nickten wir beide. Unsere Köpfe wippten auf und ab und das für eine ganze Weile.
„Das sieht dämlich aus“, sagte Sophie und fing zu kichern an.
„Jaja“, sagte ich und dann ließ ich mich zurück aufs Sofa fallen um wenige Minuten später wegzutreten.

Vorschlag:
"Muss dir was erzählen."
"Raus damit."
"Ich bin lesbisch."
"Aha", erwiderte ich und dann schwiegen wir wieder.
"Ist ok?", wollte sie wissen und ich nickte.
"Ja, ist in Ordnung." Dann nickten wir beide. Unsere Köpfe wippten auf und ab und das für eine ganze Weile.
"Das sieht dämlich aus", platzte Sophie heraus und fing an zu kichern.
"Jaja", gab ich zurück. Dann ließ ich mich aufs Sofa fallen, um wenige Minuten später wegzutreten.

Insgesamt fehlen mir ein wenig die Emotionen. Sophie eröffnet ihm ein wirklich intimes Geheimnis. Er reagiert kaum drauf. Total mechanisch. Ich würde gerne wissen, was ihm durch den Kopf rumgeht. Was er empfindet.
Seltsam finde ich auch, dass er dann einfach einpennt. Irgendwie unglaubwürdig.

Ich beobachtete, wie sie Sophie abtätschelte wie einen Hund, um anschließend eiskalt bei mir vorbeizugehen.

Komma nach beobachtete

Beim Essen wurde groß aufgetischt und bald entflammten hitzige Diskussionen über Politik und sonst so.

... und sonstiges

Sag mal, hast` einen Freund?“, sagte Sophies Oma.

"Sag mal, hast einen Freund?", wollte Sophies Oma wissen.

Ich unterdrückte ein Stöhnen. Ich wollte etwas dagegen sagen, aber aus Erfahrung wusste ich, dass es Zeitverschwendung war.

Ich unterdrückte ein Stöhnen, wollte Kontra geben, wusste aber aus Erfahrung, dass es Zeitverschwendung wäre.

„Kann der junge Herr mal schneller machen“, kam eine energische Stimme hinter mir, wobei sie offensichtlich mit dem Verkäufer sprach und nicht mit mir. Fast wollte ich sagen, dass es meine Schuld war, weil ich nicht reagiert hatte, aber dann sagte ich nichts, drückte dem Jungen 14 Euro in die Hand und ging.

Meine Eltern saßen im Wohnzimmer, Sophie saß am Küchentisch und starrte in ihr Handy.

Meine Eltern saßen im Wohnzimmer, Sophie am Küchentisch, wo sie in ihr Handy starrte.

Das mit den Eltern ist irgendwie verwirrend. Mal sprichst Du von Zieheltern, dann von Sophies Eltern, dann von seinen Eltern.

Ich machte mich bemerkbar, in dem ich den Schlüssel laut auf den Tisch fallen ließ

Komma

Nachdem niemand reagierte ging ich in die Küche, um mir Obst zu schneiden.

Komma

„Sieh mal!“, sagte Mutter und drehte das Magazin, dass sie gerade gelesen hatte um.

Ausrufezeichen

"Sieh mal!", sagte Mutter und drehte das Magazin um, das sie gerade gelesen hatte.

Ich wusste nicht, ob sie es mir oder Sophie zeigen wollte.

Komma

Sophie bewegte sich nicht, sah nicht mal hoch, also ging ich näher ans Sofa, um das Bild besser zu sehen.

Kommas

Es war eines dieser Billigmagazine, in der eine Schauspielerin abgedruckt war, die ich nicht kannte.

Komma

Der Blick meiner Mutter traf meinen und ihre Augen sagten etwas wie: Siehst du?
Aber ich sah nicht und verstand nicht. Meine Verwirrung war mir wohl anzusehen.

Wortwiederholung

Ich öffnete meinen Mund, um was zu sagen, aber dann schloss ich ihn wieder. Ich wusste nicht mal, wo ich anfangen sollte. Schwule müssen keine Röcke tragen. Nicht jeder, der einen Rock trägt ist schwul. Man findet keine Vorbilder in Modemagazinen….

Kommas

Ich finde es schade, dass er nichts sagt, alles für sich behält.

„Ich glaub, der ist das auch. Ja. Ist schon ein seltsamer Junge.“

Als Antwort bekam ich nur ein Schütteln des Kopfs.

... bekam ich nur ein Kopfschütteln

„Ne“

"Nee."

Ich wollte nicht gehen, aber als nach einer Minute immer noch nichts Brauchbares seitens Sophie kam, stand ich auf und verließ den Raum.

... von Sophie
Komma nach kam

„Mir geht’s nicht so gut“ sagte Sophie bevor ich was sagen konnte.
„Ist mir aufgefallen“ wollte ich sagen, aber das klang geschmacklos.

Vorschlag.
"Mir geht's nicht so gut", presste Sophie hervor, bevor ich etwas sagen konnte.
"Ist mir aufgefallen", wollte ich erwidern, aber das hätte geschmacklos geklungen.

Auch hier finde ich Deinen Prota beinahe statisch. Er interessiert sich nicht für Sophie. Wünscht sich zwar die zurück, die er seit der Kindheit kannte, aber macht nichts, um es ihr zu vermitteln.

Mich würde brennend interessieren, wie alt die beiden sind.

Ich wollte die fröhliche Sophie, die ich seit meiner Kindheit kannte.

Komma

Die, die es hasste Sport zu machen und nörgelte, wenn es Kartoffelauflauf gab, weil sie den nicht mochte und die einen unkontrollierten Lachkrampf bekam, wenn ich mich bei Quizzspielen blamierte und die aufgeregt zu jedem Hund rannte, den sie sah.

Kommas

Du kannst dir Hilfe holen. Ich kann dir dabei helfen“, bot ich an „Es gibt Leute für sowas“

Hier kommt er endlich mal in die Gänge und versucht zumindest, ihr zu helfen.

"Du kannst Dir Hilfe holen. Ich unterstütze dich dabei, wenn du magst", bot ich an. "Es gibt Leute für sowas."

Wer wusste schon, wo sie war.

Komma

An der Kassa saß der Junge, den ich schon kannte.

An der Kasse saß der Junge, den ich schon kannte.

Wäre es ein anderer gewesen wäre es mir gar nicht aufgefallen.

Das passt nicht.
Ihm ist doch aufgefallen, dass er ihn kennt.

„Bestimmt nur Stress wegen der Arbeit“, dachte ich mir und beeilte mich diesmal, ihm das Geld in die Hand zu drücken.

Komma

Musst du dir vorstellen, was die Eltern sich jetzt denken.

Komma

Ich wollte etwas sagen, aber ich wusste, würde ich den Mund aufmachen, würde ich keinen Ton hervorbringen.

Komma

Ich hatte eine Wut in mir, die ich nicht beschreiben konnte.

Komma

„Oh mein Gott Sophie alles in Ordnung?“

"Oh mein Gott! Sophie? Alles in Ordnung?"

Ich eilte zu ihr hin und kniete mich neben sie nieder.

Und ich fühlte mich, als würde Sophie mir diesen einen Moment gewähren, um sie noch einmal so wahrzunehmen, wie ich sie kennengelernt hatte.

Kommas

Ohne den Monstern in ihrem Kopf und den anderen Dämonen, die sich in ihren Gedanken eingenistet hatten und von denen sie mir nichts erzählte.

Komma

Nur wegsperrte, um ihren eigenen Körper als Gefängnis zu nutzen, um die Kreaturen in Schach zu halten.

Kommas

„Ich weiß es nicht“, sagte Sophie noch einmal aber diesmal brach ihre Stimme und ich hörte ihre Verzweiflung, als wolle sie sagen: Sag du es mir doch.

Vorschlag:
"Ich weiß es nicht", wisperte Sophie noch einma, aber diesmal brach ihre Stimme und ich hörte ihre Verzweiflung, also wollte sie mich bitten, ihr eine Erklärung zu liefern.

Und dann ließ sie ihren Kopf gegen meine Schultern fallen und ihr Körper bebte unter meinen Fingern als ich sie Umarmte.

umarmte

Eine Hand rüttelte mich wach und ich blickte in das besorgte Gesicht meines Vaters.
„Wo ist Sophie?“ fragte er, sobald er merkte dass ich wach war.

Ich sagte nichts.


Hier frage ich mich, wo sie ist. Ob er etwas weiß.

Ich hätte es gut gefunden zu erfahren, was sie getan hat. Ich gehe von Selbstmord aus. Es wäre interessant zu wissen, wer sie gefunden hat. Wo sie gefunden wurde. Da könntest Du nochmal viel mehr Emotionen reinbringen.

Dann brach auch meine Fassade und meine Augen füllten sich mit Tränen und liefen mir die Wangen hinunter und ich wusste nicht ob ich aus Trauer, Schuld oder Selbstmitleid weinte.

Das finde ich sehr glaubhaft

Oh, die Leute werden reden, dachte ich bitter.

Komma

Den Schluss finde ich sehr gelungen.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Silvita

 

Hallo @Silvita
Erstmal vielen Dank, dass du dir so viel Zeit genommen hast Verbesserungsvorschläge zu schreiben ich werde später meinen Text nochmal durchgehen und verbessern.

Insgesamt fehlen mir ein wenig die Emotionen. Sophie eröffnet ihm ein wirklich intimes Geheimnis. Er reagiert kaum drauf. Total mechanisch. Ich würde gerne wissen, was ihm durch den Kopf rumgeht. Was er empfindet.
Seltsam finde ich auch, dass er dann einfach einpennt. Irgendwie unglaubwürdig.
Beide sind betrunken, da kann es schon passieren, dass man keine bzw. verzehrte Emotionen zeigt, weil in dem Moment das nicht so wichtig erscheint. Deswegen geht meine Prota nicht wirklich darauf ein- sie ist zu betrunken.
Das mit den Eltern ist irgendwie verwirrend. Mal sprichst Du von Zieheltern, dann von Sophies Eltern, dann von seinen Eltern.
Es sind Sophies Eltern, aber meine Prota nennt sie auch Eltern aus Gewohnheit, weil sie schon so lange bei ihnen lebt. Wollte nicht jedes mal Zieheltern schreiben, das wirkt so distanziert.
Mich würde brennend interessieren, wie alt die beiden sind.
18 bis 20 ca
Ich hätte es gut gefunden zu erfahren, was sie getan hat. Ich gehe von Selbstmord aus. Es wäre interessant zu wissen, wer sie gefunden hat. Wo sie gefunden wurde. Da könntest Du nochmal viel mehr Emotionen reinbringen.
Es war Selbstmord ja. Details waren für mich nicht wichtig, weil das nicht die Aussage ist, wie sie sich umgebracht hat. Es geht vielmehr darum, dass meine Prota das Gerede von anderen immer mitbekommt, sich aber nie einmischt oder etwas dagegen sagt. Deswegen wirkt es manchmal etwas mechanisch. Sie geht immer auf Distanz oder geht ganz weg, wenn jemand etwas sagt, dass jemand anderen verletzen könnte. Am Ende muss sie damit leben, dass es vielleicht anders ausgegangen wäre, wenn mal jemand aktiv dagegen angegangen wäre anstatt immer nur zu hoffen, dass es vielleicht von selbst besser wird/ bzw es einen selbst ja nicht betrifft, denn Probleme haben immer nur die anderen.

Nochmal danke und dir auch ein schönes Wochenende!

 

Salut @Corvi,

bezüglich Rechtschreibung kam ja schon einiges auf den Tisch, dank @Silvita. Da habe ich auch mit zu kämpfen. Allerdings ist mir ein Kardinalfehler direkt ins Auge gesprungen:

Standartspruch

Standartanwort
Die Standarte ist etwas, was bspw. die römischen Legionen vor sich hertrugen. Der Adler, das Legionszeichen. Was du meinst, ist der Standard, also etwas, was dem Durchschnitt entspricht oder einer Normierung.

Okay, zur Geschichte selbst: der Weg in Verzweiflung, Depression, dann den Suizid. In mehreren Akten. Je mehr deine Leser*innen wissen, Erfahrung besitzen, desto mehr können sie aus deinem Text entnehmen. Wer hat welchen Anteil? Die Gesellschaft, die Eltern als ein Teil innerhalb dieser Gesellschaft, die "Stiefschwester" als bloße Beobachterin ... alle Teile tragen dazu bei, eine kontrollierende, wachsame Instanz gibt es nicht. Weniger versierte Leser*innen sehen vielleicht nicht so tief hinein in Text und Charaktere. Eine Möglichkeit wäre ein detaillierterer Ausbau.

Wer alles nicht in das Schema passt, ist gelistet: Lesben, Schwule, Ausländer, Irre ... alles, was nicht in die standardisierte Wir-Gruppe gehört, alles was nicht innerhalb der "Leitkultur" Platz findet. Wir gegen die Anderen.

So gesehen ist es ein wichtiger Text. Und es ist - wie du schon anmerktest - ein Text, der zeigt, dass man NICHT widerspricht. Nicht dagegen hält. Mir kam der Gedanke, dass der Ausgang deines Dramas vielleicht auch nichts dagegen hält. Denn im Prinzip bestätigt ein Selbstmord die Rollenstrukturen und -konventionen dieser Wir-Gruppe. Die Anderen sind schwach.

Ich stelle mir gerade vor, was wäre, wenn die Anderen stärker sind. Wenn sie aufbegehren. Widersprechen. Widerstand leisten. Das kam mir gerade in den Sinn.

Aber das war nur mein erster Gedanke. Und es ist nun mal schwierig mit dem Widerspruch, dem Aufbegehren, dem Widerstand. Die Resilienz ist nicht in jedem Menschen ausgeprägt.

Mir gefällt die tagebuchmäßige Umsetzung jedoch gut. Ich habe es gern gelesen und das Thema kann nicht oft genug umgesetzt und unters Volk gebracht werden.

Griasle
Morphin

 

Abend, @Morphin
Dass mit Standart/Standard wusste ich nicht, danke (wieder was dazu gelernt).

Mir kam der Gedanke, dass der Ausgang deines Dramas vielleicht auch nichts dagegen hält. Denn im Prinzip bestätigt ein Selbstmord die Rollenstrukturen und -konventionen dieser Wir-Gruppe. Die Anderen sind schwach
In dem Licht habe ich das noch nie gesehen, aber jetzt wo du es angemerkt hast, hab ich darüber nachgedacht (bin mir noch nicht sicher was ich davon halten soll).

Vielen Danks fürs Lesen und Kommentieren!
Lg, Corvi

 

Hallo @Corvi

Erstmal vielen Dank, dass du dir so viel Zeit genommen hast Verbesserungsvorschläge zu schreiben ich werde später meinen Text nochmal durchgehen und verbessern.

Gern geschehen.

Beide sind betrunken, da kann es schon passieren, dass man keine bzw. verzehrte Emotionen zeigt, weil in dem Moment das nicht so wichtig erscheint. Deswegen geht meine Prota nicht wirklich darauf ein- sie ist zu betrunken.

Ich hab hier bei den Wortkriegern gelernt, dass alle Fragen, die ich den Kommentatoren beantworten oder muss in den Text reingehören. Ich gebe den Tipp gerne an Dich weiter. Es ist super, dass Du es mir hier erklärst, aber es gehört in Deine Geschichte :)

Es sind Sophies Eltern, aber meine Prota nennt sie auch Eltern aus Gewohnheit, weil sie schon so lange bei ihnen lebt. Wollte nicht jedes mal Zieheltern schreiben, das wirkt so distanziert.

Das hab ich dann nach und nach auch verstanden.
Vielleicht solltest Du es dann gleich am Anfang klarmachen und im Folgetext "unsere Eltern" schreiben.

18 bis 20 ca

Auch diese Info gehört in den Text. Ich hab mir die beiden jünger vorgestellt.

Es war Selbstmord ja. Details waren für mich nicht wichtig, weil das nicht die Aussage ist, wie sie sich umgebracht hat. Es geht vielmehr darum, dass meine Prota das Gerede von anderen immer mitbekommt, sich aber nie einmischt oder etwas dagegen sagt. Deswegen wirkt es manchmal etwas mechanisch. Sie geht immer auf Distanz oder geht ganz weg, wenn jemand etwas sagt, dass jemand anderen verletzen könnte. Am Ende muss sie damit leben, dass es vielleicht anders ausgegangen wäre, wenn mal jemand aktiv dagegen angegangen wäre anstatt immer nur zu hoffen, dass es vielleicht von selbst besser wird/ bzw es einen selbst ja nicht betrifft, denn Probleme haben immer nur die anderen.

Klar, das ist Deine Entscheidung, was Dir für den Text wichtig ist und was nicht. Das kann ich nachvollziehen.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

 

Hallo @Silvita
Mein Kommentar kommt genau zwei Wochen zu spät, ich weiß. Es freut mich, dass du dich nocheinmal gemeldet hast.

Das hab ich dann nach und nach auch verstanden.
Vielleicht solltest Du es dann gleich am Anfang klarmachen und im Folgetext "unsere Eltern" schreiben.

Auch diese Info gehört in den Text. Ich hab mir die beiden jünger vorgestellt.
Ich hab die beiden Infos jetzt im Text eingefügt.

Ich hab hier bei den Wortkriegern gelernt, dass alle Fragen, die ich den Kommentatoren beantworten oder muss in den Text reingehören. Ich gebe den Tipp gerne an Dich weiter. Es ist super, dass Du es mir hier erklärst, aber es gehört in Deine Geschichte
Danke! Den Tipp nehme ich gerne an
Lg Corvi

 

Hallo @Corvi

Mein Kommentar kommt genau zwei Wochen zu spät, ich weiß. Es freut mich, dass du dich nocheinmal gemeldet hast.

Das ist schön.
Hier gibt es ja kein "zu spät" und ich bin ein sehr geduldiger Mensch :)

Ich hab die beiden Infos jetzt im Text eingefügt.

Sehr gut :thumbsup:

Danke! Den Tipp nehme ich gerne an

Sehr gerne. Das ist schön.

Ich wünsche Dir einen guten Wochenstart und sende Dir ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Hey @Corvi ,

erstmal Kleinzeug

Nach all den Jahren bei denen ich nun schon bei ihnen lebte

???

Eine Gruppe von Ministranten befand sich in meiner Nähe.
Gegenüber des Grabes standen
zu erweisen, stand ich.

Sorry, aber dass sind so ziemlich die langweiligsten Verben, die ich mir vorstellen kann. Gib dich doch nicht gleich mit dem Erstbesten zufrieden. Nimm dir Zeit.

Bisweilen hatte ich mich damit abgelenkt
das Aufgebot betrachtete.

ich finde dieses Altertümelnde passt weder zum Text noch zur Figur. 'Aufgebot' ist hier auch so furchtbar unpräzise. Und die Formulierung ist auch so etwas wie ein Sprachklischee, von denen es leider im Text sehr viel gibt.

och auf!“, rief ich nochmal und hämmerte gegen die Tür. Besagte Tür wurde eine Sekunde später mit Wucht aufgerissen.

„Und?“ fragte Sophie und deutete erwartungsvoll auf ihr Gesicht, den Schminkpinsel noch in der Hand. Von Kinn bis Stirn


Diese Absätze ergeben keinen Sinn. Damit kannst du markieren, dass ein mehr oder weniger großes Zeitintervall vergeht, nicht aber eine Gesprächspause.

Dein Gesicht sieht scheiße aus“ kam der originelle Konter

Komma nach der Dialogzeile. Ich würde diesen Kommentar 'kam der originelle Konter' aber einfach streichen.

Der Wodkarausch übermannte uns

So etwas ist einfach nicht 'frisch' geschrieben. Auch das mit dem 'übermannen'. Das ist sprachlich einfach nichts Neues und auch einfach nicht gut.

An der Kassa

Kasse

---

Also Corvi, ich finde auf jeden Fall gut, was du erzählst. Für mich steht einem guten Text hier in erster Linie die Sprache im Weg. Das ist nicht konzentriert genug gearbeitet und ich denke, dir fehlt noch einiges an Handwerkszeug, vor allem was das Stilmäßige anbetrifft. Die Tipps wirst du kennen: Texte lesen, schauen, wie andere sprachlich Dinge lösen. Es gibt auch Bücher, die einem sehr gut helfen können, seinen Stil zu verbessern. Ich empfehle den nicht so gerne, weil ich ihn irgendwo auch blöd finde, aber da stehen schon auch ein paar gute Sachen drin: Wolf Schneider – Deutsch für junge Profis.
Welches Buch darüber hinaus noch richtig toll ist: Roy Peter Clark – Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben (wirklich top! und die Beispiele funktionieren trotz Übersetzung). Wolf Schneider kriegst du gebraucht fast umsonst. Roy Peter Clark kostet was, aber da lohnt sich jeder Cent.
Bleib an deinen Themen, schreib mehr, aber fokussiert.

Liebe Grüße
Carlo

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom