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Ich, der Schattenjäger

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27.07.2008
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Ich, der Schattenjäger

Ich, der Schattenjäger

Alles begann damit, das ich eine neue Brille brauchte.

Kurz bevor der morgendliche Berufsverkehr startete, hatte ich mich auf den Weg zum Optiker gemacht. Kurz nach acht Uhr stand ich an der Ampel und hörte das Hupen der Autos. Passanten fluchten, weil sie die Straße nicht überqueren konnten. Verständnislos schaute ich mich um und schüttelte den Kopf. In meinem Leben würde ich nie verstehen können, warum es so verdammt schwer war, die wenigen Schritte bis zur Ampel zu bewältigen und einen sicheren Übergang zu wählen.
Erst gestern hatte es ein Kind erwischt. Es sah leicht aus, wie der junge Mann vor ihm die Straße zwischen den Autos umschlängelte und die andere Straßenseite erreichte. Das Kind hatte nur vergessen, dass die Autos dabei stehen sollten. Nun erholte es sich im Krankenhaus.
Als ich mir diesen Unfall vorstellte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Als ich mit meiner rechten Hand die Ladentür öffnete, vernahm ich einen Summton, der an eine alte Schulglocke erinnerte. Am Eingang von Viva Optik blieb ich kurz stehen und hatte das Gefühl, als würde ich in eine andere Welt eintauchen, sobald ich den nächsten Schritt machte. Dezentes Licht strömte von der weißen Decke und hüllte den Laden in ein unheimliches Flair. Der Laden wurde exakt ausgeleuchtet und nicht einmal flüchtige Schatten eine Chance hatten, trotzdem glaubte ich, dass mich unzählige Augen beobachteten.
Eine Dame, stand an der Theke und sortierte unzählige Belege. Sie bemerkte mich nicht, zumindest hatte sie bisher keine Anstalten gemacht, ihre Arbeit zu unterbrechen. Irgendwo im hinteren Teil unterhielt sich ein Verkäufer mit einer Kundin. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich vernahm ein Flüstern. Der Kundin gefiel ihre neue Brille nicht. Hinter der Dame an der Theke befand sich ein kleinerer Raum, vor dem ein groß gewachsener Mann stand und sich mit einer Kollegin unterhielt. Niemand von den anwesenden Personen beobachtete mich, aber mein Gefühl, beobachtet zu werden, verstärkte sich noch mehr.
Plötzlich beendete der Verkäufer das Gespräch mit seiner Kollegin und drehte sich zu mir herum. Ich zuckte zusammen, so sehr fürchtete ich mich vor seiner Ausstrahlung. Es waren nicht nur seine Augen, die einen Glanz ausstrahlten, den ich noch bei keiner anderen Person wahrgenommen hatte. Es war auch nicht seine Brille, bei der man nicht das Gesicht, sondern die Brille betrachtete. Sondern sein gesamtes Auftreten. Es wirkte so völlig anders, als das Auftreten, dass ich von einem Verkäufer erwartete. Die Person, auf dessen Namensschild Nöggler stand, wirkte vollkommen aufrichtig und gleichzeitig so, als wäre er mir meilenweit überlegen.
Aus der Kammer heraus beobachtete uns die Frau, die sich bis gerade noch mit ihrem Kollegen unterhalten hatte. Eine wunderschöne Dame, die sich in meinem Alter befand. Mein Herz schlug bei ihrem Anblick schneller. Sie trug schulterlanges schwarzes Haar, das auf den Schultern endete und ihr helleres Gesicht bot den richtigen Kontrast zum Haar. Sie hatte eine dezente Brille auf und lächelte in meine Richtung. Sie war dezent geschminkt und trug eine weiße Bluse, bei der die obersten drei Knöpfe offen standen. Der Spalt, den die offenen Knöpfe frei gaben, ließen einen knappen Blick auf ihren Busen zu.
„Guten Tag“, grüßte mich der Verkäufer mit einer weichen, fast fürsorglichen Stimme, die ich einem so jungen Menschen kaum zugetraut hätte.
„Guten Morgen“, erwiderte ich.
Es fiel mir schwer, meinen Blick von der jungen Frau zu nehmen. Als ich es aber schaffte und den Verkäufer anschaute, fügte ich hinzu: „Ich möchte meine neue Brille abholen.“
Das Lächeln des Mannes wirkte nun vollkommen mysteriös.
„Wie ist denn der Name?“, fragte er mit einer Stimme, die mir sagte, dass er wusste, wer ich war. Ich wusste nicht, woher er mich kannte, denn bei meinem ersten Besuch hatte ich ihn nicht gesehen.
„Eichmeyer“, stellte ich mich vor.
„Einen Moment, bitte“, erklärte der Mann, auf dessen Namensschild „Nöggler“ stand. Er drehte sich herum und ging zur Kasse. Gemütlich zog er die Schublade auf und suchte nach meiner Brille.
Während er suchte, näherte ich mich der Theke. Was ich bisher nicht gesehen hatte, war die Kundin, die in einer Ecke stand und ihre neue Brille anprobierte. Sie stand vor einem weiteren Spiegel, der vom Eingang aus nicht zu sehen gewesen war.
Als ich sie sah, sprach sie mit ihrer Gestik. Aus ihr konnte ich erkennen, dass sie ihre neue Brille nicht mochte. Das Spiegelbild betrachtend drehte sich mal in die eine und dann in die andere Richtung. Schließlich nahm sie die Brille ab und drehte sie in ihren Händen so, wie sie sich kurz zuvor selbst gedreht hatte. Aber ihre Zweifel wurden durch die Betrachtung nicht weniger.
„Gefällt sie Ihnen nicht“, fragte der Verkäufer.
Ich fragte mich, wie man in einem solchen Alter eine so pompöse Brille kaufen konnte. Sie passte absolut nicht zu der Dame.
„Hier ist sie ja“, hörte ich Herrn Nöggler sagen. Er nahm eine Tüte aus der mittleren Schublade. Ohne mich aus den Augen zu lassen kam er um die Theke herum.
„Ist das die Brille, die ich bei Ihnen bestellt habe?“, fragte die Dame nach.
„Ja“, bestätigte der Verkäufer: „Wir hatten uns damals sehr viel Zeit genommen.“
„Wenn sie die Brille einmal aufsetzen würden“, wies mich Herr Nöggler an.
Er öffnete die Bügel und hielt mir die Brille hin.
„Ich weiß, dass wir uns damals Zeit genommen hatten“, hörte ich die Dame nörgeln. „Wenn Sie mich am Ende nicht gedrängt hätten, hätte ich mich bestimmt nicht für dieses Gestell entschieden.“
Ich nahm die Brille entgegen, die mir Herr Nöggler hinhielt und kam nicht umhin, mir den armen Verkäufer anzuschauen, der sich um die Frau kümmerte. Er hätte sie am liebsten verflucht und in ein anderes Geschäft gejagt, aber er sagte: „Wenn ich Sie daran erinnern darf, dann waren Sie es, die sich diese Brille ausgesucht hatte.“
„Drückt die Brille? Auf der Nase oder an den Schläfen?“, fragte Herr Nöggler aufmerksam, nachdem ich die Brille aufgesetzt hatte.
Die Dame schüttelte zum ersten Mal den Kopf. Sie verdrehte fast angewidert die Augen und ich sah ihr an, wie sehr sie sich gegen diese Brille sträubte.
„Nein“, erwiderte ich und nahm die Brille wieder ab.
„Das kann ich kaum glauben“, erklärte die ältere Frau.
„Wenn Sie die Brille noch einmal aufsetzen würden, dann könnte ich einen letzten Blick darüber werfen“, bat mich Herr Nöggler.
„Möchten Sie sich eine andere Brille aussuchen“, hörte ich den Verkäufer verzweifelt sagen.
Ich setzte sie auf und Herr Nöggler trat neben mich. Mit geübten Griffen prüfte er den Sitz der Brille.
„Ein schönes Modell“, versicherte er.
„Nein“, sagte sie schnippisch: „ich möchte ja nicht noch mehr Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen.“
„Hmmm“, machte ich und glaubte nicht, was ich in diesem Augenblick sah.
Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder. Trotzdem waren die Schatten der einzelnen Personen nicht verschwunden.
„Sie stehlen meine Zeit in keinster Weise“, vernahm ich die Stimme des Verkäufers.
„Alles in Ordnung?“, fragte mich Herr Nöggler.
Seine Stimme klang besorgt. Beinahe so, als hätte seine Freundin einen schweren Unfall und er müsse sie auf andere Gedanken bringen. Ich schüttelte den Kopf und sah erneut zu der Frau hin. Sie stand immer noch am Spiegel und meckerte über ihre Brille.
Es war aber nicht die Frau, die mich interessierte. Es war ihr Schatten.
Ich setzte die Brille ab und ihr Schatten verschwand.
„Herr Eichmeyer, ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
Ich stand auf, ging einige Schritte im Geschäft auf und ab und schüttelte verständnislos den Kopf. Vor mir im Regal befand sich noch einmal das Gleiche Modell. Ich verglich beide Ausführungen, fand aber keine Untrerschiede.
„Ja“, erklärte ich nach kurzer Zeit etwas verwirrt: „Ja, natürlich.“
Ich setzte mich wieder hin. Das durfte alles nicht wahr sein. Durch die Brillengläser hindurch konnte ich die Schatten nur dann sehen, wenn ich die Brille aufgesetzt, oder zumindest Kontakt mit meinem Kopf hergestellt hatte. Andernfalls verschwanden die Schatten, als hätte es sie nie gegeben.
Trotzdem setzte ich die Brille wieder auf und sah mich um. Bei den meisten Schatten handelte es sich um ganz normale Spiegelungen der Körper. Sie waren unscheinbar, besaßen nichts, was man merkwürdig finden musste. Jedoch fehlte bei Herrn Nöggler der Schatten komplett.
Ich zuckte zusammen, als ich mir den Schatten dieser Meckerziege erneut anschaute. Bei ihr sah es so aus, als ob Arme und Beine abgefressen wurden. Außerdem wirkten die Farben verwaschen, so als hätte man diesen Schatten zum bestimmt hundertsten Mal gewaschen. Außerdem gesellte sich ein Schatten zu dem Kopf dieser Dame. Er riss sein Maul auf und nahm den Kopf zwischen seine scharfen Zähne.
„Na gut“, ließ sich die Dame endlich überreden: „Wenn Sie wirklich der Meinung sind, dass mir diese Brille steht, dann werde ich sie nehmen.“
In diesem Moment ging die Ladentür auf und ein neuer Kunde trat ein. Instinktiv schaute ich auf seinen makellosen Schatten.
Die Dame stand bereits an der Kasse und zahlte, als das Ungeheuer den Kopf auffraß.
„Herr Eichmeyer“, ertönte die Stimme des Verkäufers an mein Ohr: „Herr Eichmeyer.“
„Nein, nein, die Brille ist super. Sie drückt nicht, sie passt und ich habe keinerlei Einwände. Kann ich zahlen?“
Mir drehte sich der Magen, so sehr ekelte ich mich davor, dass diese Dame keinen Schatten mehr hatte. Sie ging aus dem Geschäft heraus und stolperte. Mit dem Kinn schlug sie auf der Tischkante auf und fiel hin. Sie rührte sich nicht mehr und es stellte sich heraus, dass sie sich sofort das Genick gebrochen hatte.
Die Hände von Herrn Nöggler berührten meine. Ich zuckte zusammen, als hätte er mir einen Stromstoß verabreicht. Verwirrt sah ich ihn an und sein Lächeln war ein anderes geworden.
„Die Schatten, richtig?“, fragte er vorsichtig. „Nicht erschrecken. Die Zeit der Dame war abgelaufen.“
Ich starrte ihn an. Unfähig, ein Wort über die Lippen zu bringen.
„Es geht nicht um die Schatten. Es ist viel wichtiger“, begann Herr Nöggler mit einer Erklärung.
„Sie wissen Bescheid?“, fragte ich und war bemüht, nicht zu schreien.
„Nicht so laut“, erklärte Herr Nöggler. „Ja, ich weiß Bescheid. Aschantas.“
In diesem Moment horchte die Dame auf, die in der kleinen Kammer immer noch an den Gläsern feilte.
„Aschantas?“, fragte ich neugierig. Dieses Wort hatte ich noch nie gehört.
Erst nach dieser Frage nahm ich von der Frau und ihrem Lächeln Abschied und widmete die Aufmerksamkeit meinem Gespräch.
„Ja“, Herr Nöggler nickte unmerklich: „Aschantas.“
„Verdammt, wer oder was sind Aschantas?“
„Aschantas sind Heimbringer“, erklärte er mir mit weichem Tonfall.
Ich saß perplex vor Herrn Nöggler. Langsam ließ ich mich gegen die Lehne sinken und spürte, wie die Farbe aus meinem Gesicht verschwand.
„Heimbringer?“, entfuhr es mir nach einer Weile.
„Ja“, erklärte Herr Nöggler: „ich weiß, dass es schwer zu verstehen ist, aber wir brauchen Ihre Hilfe.“
„Langsam“, verteidigte ich mich: „ich kenne Sie doch überhaupt nicht.“
„Aber wir kennen Sie. Wir haben Sie lange genug beobachtet. Wir haben uns über Sie schlau gemacht und wir wissen, dass Sie uns helfen können. Wir brauchen Sie.“
„Verdammt, wer ist wir?“, fragte ich ahnungslos.
Herr Nöggler sah mich an.
„Es spielt keine Rolle, wer wir sind“, wiegelte er dann ab.
Ich spürte, wie der Zorn langsam in mir hoch stieg. Nicht mehr lange und ich platzte, wie ein zu stark aufgeblasener Luftballon.
„Wir entstammen einer Zivilisation, die zweihundertundfünfzig Lichtjahre von der Erde entfernt gelebt hat. Wenn Sie so möchten, dann entstammen wir dem Planeten, den ihr Atlantis nennt.“
Langsam schloss ich meine Augen und versuchte meine innere Wut zu beruhigen. Was hat sich dieser Typ dabei gedacht, mir solch eine Geschichte aufzutischen?
„Eigentlich dürften wir nicht hier sein, weil es zu gefährlich ist. Nicht wegen der Aschantas, sondern wegen ...“
Er sprach das Wort, auf das ich wartete nicht aus. Zuerst schaute er auf den Boden, dann ließ er seinen gesamten Oberkörper hängen. Als er die Augen schloss, faltete er seine Hände, als würde er jeden Moment mit einem Gebet beginnen und tippte nervös die Zeigefinger gegeneinander.
Ich wartete und es war still.
„Wegen?“, fragte ich, nachdem einige Minuten vergangen waren.
„Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Es erschüttert Ihren Glauben, weil es unglaubwürdig ist.“
„Dann versuchen Sie es mit einfachen Worten.“, schlug ich vor.
„Mit Gott“, erklärte Herr Nöggler.
Schlimmer hätte eine schallende Ohrfeige am Anstoßpunkt eines voll besetzten Stadions auch nicht sein können.
„Wenn Sie glauben, dass ich auch nur ein Wort von ihrem Geschwafel glaube, dann haben sie sich geschnitten.“
Ich stand auf, lehnte meine Arme auf den Tisch und starrte Herrn Nöggler von oben herab an.
„Und das mit dem Planeten, der zweihundertundfünfzig Lichtjahre von der Erde entfernt existiert, soll ich ihnen auch glauben, oder?“
„Existiert hat“, berichtigte Herr Nöggler, als sei es die Wahrheit.
„Es reicht! Ich möchte zahlen“, schrie ich ihn bestimmend an.
Er versuchte mich nicht zu überzeugen und wir kamen zum Abschluss. Als ich die Ladentür erreicht hatte, fiel mir auf, dass ich die Brille immer noch auf meiner Nase hatte.
Ich schaute mich auf der Straße um. Während ich mich umschaute spazierte ein junger Mann an mir vorbei. Er war fünfundzwanzig, vielleicht etwas älter aber auf keinen Fall dreißig. Er hatte kurze braune Haare und ein längliches Gesicht. Durch Ohrstecker dröhnte lautstark Musik in seine Ohren. Zielstrebig bewegte er sich im Rhythmus der Musik vorwärts.
All das hätte mich kaum interessiert. Viel wichtiger war, dass sich wieder dieser Drachenkopf neben seinen Schatten gesellt hatte. Bis auf den Kopf hatte es seinen Körper schon gefressen. Nun hatte es sein Maul aufgerissen und den Kopf des Mannes zwischen seine rasiermesserscharfen Zähne platziert.
Ich sah, wie sich das Maul langsam schloss und der Mann in voller Gesundheit in Richtung Hauptstraße spazierte.
Er war nicht mehr weit von der Hauptstraße entfernt, als das Ungeheuer das Maul geschlossen und den Kopf verspeist hatte.
Der Mann ging weiter, schaute weder nach links noch nach rechts und betrat die Straße. Die Reifen eines LKW´s quietschten. Der Mann drehte sich zur Seite, sah den Lastwagen auf sich zurasen und wollte mit einem eleganten Sprung zur Seite der Gefahr entgehen. Noch bevor er sprang, wurde er vom Lastwagen erfasste. Augenblicklich spritzte Blut in der Gegend umher. Der LKW geriet ins Schlingern und verlor den Mann, der sich einige Sekunden an den Scheibenwischern festgehalten hatte. Mit der hinteren Zwillingsbereifung überfuhr er ihn. Für einen Moment glaubte ich, die Knochen splittern zu hören. Der Lastwagenfahrer verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und geriet in den Gegenverkehr. Sowohl entgegenkommende Autos als auch hinter dem Lastwagen fahrende Autos quietschten und versuchten das Unausweichliche doch noch zu verhindern. Fußgänger sprangen auf Seite, einige fielen hin, andere traten auf sie und einige andere wurden mit in den Unfall hinein gezogen. Die unverletzten Menschen schrien am lautesten und mit einem Mal war eine Panik ausgebrochen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Mütter zogen ihre Kinder vom Unfallort fort, hielten ihnen die Augen zu, was bewirkte, dass die Kinder ihrerseits in Panik verfielen. Andere Passanten wendeten sich mit ekel verzerrtem Gesicht ab und eine Massenhysterie war unvermeidlich.
Mir wurde schlecht, weil ich wusste, dass dieser Unfall vermeidbar gewesen war. Aschantas sind Heimbringer hatte Herr Nöggler gesagt und seine Stimme hatte dabei besorgt geklungen. Ich hätte nur auf ihn hören müssen. Hätte ich mich erkundigt, was er und sein Volk von mir verlangten, hätte ich einschreiten können, bevor der Unfall geschehen war. So aber fühlte ich mich schuldig, nichts unternommen zu haben. Ich wagte es nicht, meinen Blick auch nur einen Moment vom Unfallort zu nehmen.
„Herr Nöggler“, drang ein Gedanke wie ein elektrischer Stromstoß in meinen Kopf. Ich musste zurück und mit Herrn Nöggler sprechen. Es ging nicht mehr darum, anderen das Leben zu retten. Es ging darum, dass mein Schatten irgendwann aufgefressen wurde.
Nachdem ich wieder in der Lage war, einigermaßen klar zu denken drehte ich mich herum. Bis zum Optiker war es nicht weit. Dort musste ich hin.
Die Ladenglocke schrillte, als ich die Tür öffnete. Ein Verkäufer, mein Nachbar, kam auf mich zu und begrüßte mich.
„Sie möchten bestimmt ihre neue Brille abholen“, begann er das Gespräch.
Ich schaute ihn etwas perplex an. Die Worte, dass ich meine Brille vor wenigen Minuten bezahlt hatte, schluckte ich hinunter.
„Ich suche einen Herrn Nöggler“, nannte ich den Namen des Verkäufers, der mich bedient hatte.
„Herr Nöggler?“, fragte Herr Bart ungläubig: „Ich glaube, bei uns arbeitet niemand mit diesem Namen.“
„Er hat ...“, begann ich, brach aber ab.
Ich sah Herrn Bart verwundert an.
„Ich meine, ich habe gerade erst mit der Arbeit angefangen, aber einen Herrn Nöggler? ... Nein, der Name würde mir etwas sagen.“
„Sind Sie sich sicher?“, fragte ich vorsichtshalber.
„Amanda?“
Die Verkäuferin an der Kasse unterbrach ihre Arbeit und schaute zu uns herüber.
„Kennst du einen Herrn Nöggler?“
„Nie gehört“, kam die Antwort, nachdem sie in ihrem Gedächtnis den Namen kreisen gelassen hatte. Aber auch der andere Verkäufer konnten mit diesem Namen nichts anfangen.
Ich wollte noch auf die Dame zu sprechen kommen, die vorhin die Gläser geschliffen hatte, aber auch sie war verschwunden.
In Gedanken versunken verließ ich das Geschäft. Langsam, beinahe schwerfällig bewegte ich mich auf den Unfallort zu und wusste nicht, was ich machen sollte.
„Können wir beginnen?“, fragte mich eine Stimme, die unverwechselbar Herrn Nöggler gehörte. Meine Beine wurden weich, mein Herz beschleunigte sich, als ob ich einen einhundert Meter Lauf absolviert hätte. Schweiß erschien auf meiner Stirn.
Es war mehr als Angst, als ich mich herum drehte. Es war Panik. Aber der freundliche Gesichtsausdruck von Herrn Nöggler nahm mir zumindest nicht den ganzen Mut. Zumal die Dame, die eben noch die Gläser geschliffen hatte, neben ihm stand und ihr schönstes Lächeln preis gab.
„Wir können beginnen“, erwiderte ich.

 

Hallo Kyrios0815.

Es war eine normale Brille.
Was heißt normal? Rund oder eckig, schwarz oder grün, dicker Rahmen oder kein Rahmen ...

dass mit diesem Optiker die Einkaufsstraße eingeläutet wurde.
Das klingt so, als hätte der Optiker vor langer Zeit das Geschäft eröffnet und danach hätten sich mehr und mehr andere Läden dort niedergelassen ...
Du willst aber sagen, dass hinter dem Optiker die Einkaufsstraße begann oder mit ihm endete, oder?

außer den Tischen und Stühlen war man bemüht,
außer bei den oder an den Tischen

Diese offene Knöpfe ließen einen ungehinderten Blick auf ihren Busen zu.
Hier übertreibst du aber ... Die Bluse besteht doch nicht nur aus Knöpfen. Oder meinst du echt, sie würde oben ohne dasitzen und es nicht merken? :D

Welch blöder Satz, aber welchen Roman sollte ich ihm erzählen.
"Guten Tag, mein Name ist ... Ich möchte meine Brille abholen.

„Wie ist denn der Name?“,
Hätte der Prot mal auf mich gehört! :lol:

Ach komm, so klingt dieser Absatz doch etwas seltsam ...

Zur Zeit sprachen allerdings nur ihre Gesten, die eine Abneigung gegen die neue Brille hatten.
dass sie eine Abneigung hatte

„Mir gefällt sie auch nicht“, kam mir die Strophe eines Liedes in den Sinn.
Das ist aber eine kurze Strophe. ;) (Ich glaube, du meinst Zeile.)

Sie war dick, oder zu klein für ihr Gewicht, so genau konnte ich das nicht sagen. Jedenfalls war sie entweder mindestens einen halben Meter zu klein oder es befanden sich fünfzig Kilos zu viel auf ihren Rippen.
Ach, manchmal verlierst du dich so in Details ... Warum sagst du zweimal, dass sie zu klein oder zu dick ist?

aus zu wischen.
auszuwischen, weil du es durch hereinlegen ersetzen könntest.

Herr Nöggler schien zu ahnen, dass ich versuchte ihm eins aus zu wischen. Schließlich waren seine Bemerkungen und Gesten bisher alles andere als freundlich gewesen.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mir diese Brille ausgesucht habe“, nörgelte die Kundin, immer noch ihre Brille betrachtend.
„Wir sollten testen, ob es Druckstellen gibt, oder ob wir etwas verändern müssen“, schob Herr Nöggler hinterher.
„Ich habe schon verstanden“, erwiderte ich und konzentrierte meinen Blick auf meine neue Brille.
Erwartungsvoll hielt der Verkäufer meine Brille zu mir herüber.
„Ein schönes Modell“, versicherte er.
„Hmmm“, machte ich und setzte die Brille auf.
Omg, was ist das denn? 1. Ist das Hin- und Hergespringe verwirrend, 2. Wie kommt der Verkäufer auf das mit dem Auswischen, bzw. warum sollte der Prot denken, dass der Verkäufer dass denkt, wenn es der Prot doch nicht tut? Und was soll dieses Theater mit dem Erklären und Anprobieren ... -.-

Sie sah normal aus, hatte nichts ungewöhnliches und war auch nicht von anderen Brillen der gleichen Bauart zu unterscheiden.
Sag doch nicht dreimal das Gleiche ...

Die meisten Schatten waren normal. Ich würde sogar sagen, dass sie deutlich und ohne besondere Vorkommnisse waren.
Oh nein, normale Schatten, in denen nichts passiert ...

Und dieser Schatten war schwächer als die anderen Schatten. Nicht so kräftig in den Farben.
Vermutlich steht sie weiter von den Lampen weg ...

„Nicht so laut“, erklärte Herr Nöggler und fügte an: „Ja, ich weiß Bescheid. Aschantas.“
Omg, kommt jetzt etwas wie: Du bist der Auserwählte, du musst die bösen, bösen Schatten bekämpfen und die Welt retten?

Sie beugte sich ein wenig vor und ich erkannte, dass sie keinen BH trug.
Sie wird doch wohl wissen, was sie morgens angezogen hat?

Wir brauchen ihre Hilfe.“
Ah, doch Welt retten. ;D

geschnitten“, legte ich los
sprudelte ich los?


Versteh mich nicht falsch, mir gefällt deine Geschichte wirklich gut! Ich mag die Idee und auch der Schreibstil ist (größtenteils) angenehm zu lesen. Allerdings sind mir immer wieder Sachen aufgefallen, die den Gesamteindruck vermiesen:
- du verlierst dich oft in Einzelheiten
- wiederholst Dinge, die du schon beschrieben hast
- findest nicht immer die richtigen Worte
- bist an einigen Stellen unlogisch ...
(hab nicht alle Fehler zitiert)

Vielleicht wäre der Einstieg, diese ganze erste Hälfte mit der Kaufentscheidung und dem Weg zum Optiker etwas langweilig, doch das hast du zwischendurch mit der Geschichte vom Unfall aufgelockert, was ich gut fand. Könnte aber trotzdem etwas kürzer gefasst sein.

Wie gesagt, ich mag die Geschichte prinzipiell, also lass dich nicht entmutigen!

Viele Grüße von Jellyfish

 

Danke für deine ehrliche Kritik.
Ich weiß, dass ich ein wenig lang geschrieben habe, aber ich wusste nicht, wo ich die Geschichte kürzen konnte, ohne etwas weg zu lassen, das vielleicht entscheidend gewesen wäre.
Ich werde versuchen, die nächste Kurzgeschichte etwas kürzer zu halten.

 

Na, deine Antwort auf die vorige Kritik lässt aber nicht auf übermäßigen Enthusiasmus schließen!

Hallo Kyrios0815!

Ich habe mir natürlich eine von deinen Storys vorgenommen, um dich ein bisschen besser kennenzulernen.
Dies hier ist die einzige im Horrorbereich von dir, aber ich hab mich mal hier drauf konzentriert, weil ich mich damit am besten auskenne.

Gleich vorweg, sie hat mir nicht gefallen. Nicht besonders jedenfalls, denn zu viele Fehlerchen, Ungenauigkeiten, Überflüssigkeiten sind drin.

Ärgerlich war es, immer wieder mit Banalitäten abgelenkt zu werden, wenn man sich eben auf die Geschichte hat einstellen wollen, da kamst du mit überflüssigen Anekdötchen, die zu nichts nutze sind.
Tut mir leid, aber zwei Drittel der Story sind schwer zu lesen, weil kein roter Faden da ist.

Schon der erste Satz

Es war wieder einmal an der Zeit.

ist ja die Banalität pur. Er sagt nichts aus, ist absolut unkonkret und versteht in keinster Weise zu fesseln. Also das genaue Gegenteil eines guten ersten Satzes. Nichts (wirklich gar nichts!) hätte dagegen gesprochen, wenn du sofort mit der Brille begonnen hättest. Vielleicht noch einen Hinweise auf die eigene Person (trotz meines geringen Alters...) und du hättest einen Einstieg geboten.

Es geht allerdings so weiter.

Bisher hatte ich jede Menge Ausreden gefunden, warum ich keine neue Brille brauchte.

keine neue Brille zu kaufen.
Das ist rundweg schlechtes Deutsch, das man in der Kneipe spricht, vielleicht im Stadion. Aber der Autor, der sich etwas mit der deutschen Sprache beschäftigt, umschifft solche falschen Wendungen!
Ich werde nicht jeden Fehler auflisten. Es sind einige von dieser Art, wenn du den Text nochmal durcharbeitest, wirst du sie finden. Gleichzeitig übt das dann auch ungemein.

Bisher hatte mich das Geld abgehalten,

Hmmh, haben wir die nächste Art von Fehler, die du gerne begehst. Kurz vorher sprichst du (in fast denselben Worten) davon, dass du dir jede Menge Ausreden hast einfallen lassen (siehe oben).
Wenn du den Text schreibst, kann es gut möglich sein, dass zwischen zwei Absätzen Tage, vielleicht sogar Wochen liegen (jedenfalls bei mir ist das so), da übersieht man solche sachen. Ich als Leser aber habe nur wenige Minuten dazwischen. das heißt, mir fallen solche Ungereimtheiten (Unlogik, Unschlüssigkeiten) sehr auf, sie stören und machen natürlich den Zauber kaputt, den eine gute Geschichte ausmacht: sie stoßen mich immer wieder aus der Handlung.

Ich kann von Vampiren schreiben, von fliegenden Inseln, von Menschen, die immer jünger werden. Es muss schlüssig sein, ich darf nicht gegen dieRegeln des Universums verstoßen, das ich mir aufgebaut habe!
Das tust du mit solchen - vielleicht sind es auch Schlampigkeiten.

Von der Handlung her ist - soweit Handlung war - sie bekannt, möchte ich sagen. Ein wenig "Sie leben" von Carpenter (basierte der Film nicht sogar auf einer Kurzgeschichte?), einige Versatzstücke der Horror-Literatur. Ich kannte das meiste.

Was mir allerdings gut gefallen hat, war der ungewisse Ausgang. Hier, möchte ich sagen, hast du gegen die Klischees gearbeitet.

Ich glaube, der Stoff an sich hätte eine Überarbeitung verdient, vielleicht kannst du dich ja aufraffen.


Ich habe schon einige aus diesem Forum vergrätzt mit meiner Art, sie soll aber nichts anderes sagen als: Raff dich auf, arbeite an dem Teil, das Stück hat es verdient!


In diesem Sinne
Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Hannibal,

danke für dein Schreiben.
Der Enthusiasmus, den du anprangerst, ist wirklich etwas kurz. Trotzdem freue ich mich, wenn man mir eine Kritik schreibt.
Ich werde mir deine Ratschläge gerne annehmen und meine Geschichte dahin gehend ändern.
Auch ich bin froh, wenn man mir konstruktive Kritiken schreibt.
Auch wenn die Geschichte etwas älter ist, bedarf sie sicherlich einiger Korrekturen, für die ich bisher leider zu wenig Zeit hatte. Das ändert sich aber.

Ich bin gespannt, wie dir die geänderte Fassung gefallen wird, die ich bis Ende der Woche fertig gestellt haben werde.

Gruß Kyrios

 

Ich habe die Geschichte geändert und etwas verkürzt.
Würde mich freuen, wenn ich Ratschläge bekommen würde.

Gruß
Kyrios

 

Hallo Kyrios!

Zunächst mal ein Kompliment, dass du dich rangemacht und die Geschichte tatsächlich überarbeitet hast. Damit bist du in jedem Falle weiter als die meisten.

Die Story hat schon mal gewonnen durch die Überarbeitung, ohne Zweifel. Sie ist gestrafft und damit schon besser punktiert erzählt. Meiner Meinung nach (die natürlich vollkommen subjektiv und unmaßgeblich ist), hat das Stück aber Potential.

Der erste Satz:

Es begann alles damit, das ich eine neue Brille brauchte.

ist kaum zu verbessern, ich finde ihn gut, er steht für sich und sollte auch so stehen. Allein nämlich, mit Absatz.
Alles in diesem Absatz, was danach kommt, kann gestrichen werden, es ist ohne Belang für die Story.

Der nächste Absatz fängt auch ein wenig holperig an:

Am nächsten Morgen hatte ich mich angezogen und mich auf den Weg gemacht.

Der erste Teil des Satzes ist überflüssig wie ein Kropf. Natürlich! Wenn du es weglässt, wissen trotzdem, dass du angezogen aus dem Haus gehst. Wenn du nackt wärst, hättest du es erwähnen müssen, denn dann wäre es aus dem Rahmen gefallen. So ist es ja normal, wir wissen es und wenn du es erwähnst, sagst du etwas, das uns bekannt ist und du gerätst in Gefahr, uns zu langweilen.

Viele Stellen sind mit unschönen Wortwiederholung gepflastert. Ich spare mir, alle zu erwähnen, wenn du aufmerksam drüber gehst (vielleicht sogar laut lesen!), findest du sie.

Bei dem Fluchen hinter mir war der nächste Unfall eigentlich vorprogrammiert.

Das hört sich so an, als wäre der Unfall unmittelbare Folge des Fluchens.

Du willst ja offensichtlich mit diesem Abschnitt darauf hinweisen, dass hier viele Unfälle passieren. Warum erzählst du sie dann nicht in der abgeschlossenen Vergangenheit? Denn das sind sie ja, abgeschlossen. Ist schon ein ziemlicher Zufall, dass während der Prot hingeht ein Unfall passiert und noch einer, wenn er wieder rauskommt.

Ich hatte meine Betrachtung noch nicht ganz abgeschlossen

Das wiederum hört sich so an, als seist du noch nie in dem Laden gewesen; warst du aber schon, denn du hast ja die Brille bestellt.

die unzählige Belege sortierte und mich nicht bemerkte

Eine recht gute Beschreibung, die vor allem durch das Bild der Frau lebt, die über ihren Belegen sitzt und niemanden bemerkt; allerdings würde ich die aktive Form wählen, da hierdurch etwas Rasanz und Lebendigkeit hereinkäme.

Sie war so tief in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihre Umgebung nicht wahr nahm. Mit filigranen Bewegungen schliff sie gerade ein Brillenglas.

Diese beiden Sätze hätte ich zusammengefasst. Im Übrigen hattest du den ersten Teil schon erwähnt.

Ich wusste nicht, woher er mich kennen sollte, denn ich hatte ihn noch nie gesehen.

Aber du warst doch schon mal hier, wenn der Verkäufer gewechselt hätte, fände ich das schon eine kleine Erwähnung wert. Oder ist der Laden so groß? Dann fände ich das auch eine Erwähnung wert.

Sie stand vor einem weiteren Spiegel, der vom Eingang aus nicht zu sehen war.

gewesen war-> Vorvergangenheit

„Hier ist sie ja“, hörte ich Herrn Nöggler sagen und sah, wie er eine Tüte aus der mittleren Schublade entnahm.

Entweder schreibst du "aus der Schublade nahm" oder "der Schublade entnahm".

Der folgende Abschnitt:

Ich hatte gehofft, du würdest fortfahren mit diesen ineinander verschränkten Dialogen, tolle Idee! Werde ich vielleicht selbst mal nutzen, dieses Stilmittel. Schade, dass du es nicht konsequent genutzt hast.

Die Einführung des "Durch-die-Brille-Sehens" ist dir in jedem Falle besser und glaubhafter gelungen als beim letzten Mal.

Seine Stimme klang besorgt, beinahe väterlich

Wie klingt eine Stimme väterlich? Ich weiß, was du meinst, finde aber, dass dies der falsche Ausdruck ist.


Herr Kleinlaut, ist mit Ihnen alles in Ordnung?“

Ich würde den Namen ändern, er klingt bedeutungsschwanger (ich bin Anhänger von Namen, die was aussagen), sagt aber letztlich nichts aus.

Herr Nögglers Stimme klang mehr als besorgt. In seinen Worten schwang ein ängstlicher Ton mit.

Beide Sätze sagen praktisch dasselbe aus. Du langweilst damit!

Nach diesem Absatz sollte Aktion folgen, Handlung, keine Beschreibung!

...die immer noch etwas an ihrer Brille auszusetzen hatte, war angefressen. Bei ihrem Schatten fehlten sowohl Arme als auch Beine.

Das, in jedem Falle, ist eine originelle Idee; ich würde dem Leser aber die Tatsache der fehlenden Arme gleich vor den Latz knallen:

...auszusetzen hatt, wirkte, als wären die Arme und Beine abgefressen.

In mir keimte die Neugier eines achtjährigen Kindes auf.

Warum ein achtjähriges? Tut es nicht ein Kind allein?

Ich hatte den Eindruck, als wüsste er etwas, was er mir sagen wollte.

Richtig müsste es lauten:

Ich hatte den Eindruck, er wüsste etwas...

„Verdammt, wer ist wir?“, fragte ich ahnungslos nach.
„Wir sind Gauganer. Eigentlich dürften wir nicht hier sein, weil es zu gefährlich ist.


Eine direkte Antwort auf eine Frage ist immer langweilig. "Wie geht es Ihnen?" "Mir geht es gut."
Viel spannender (und realistischer) ist es, zu antworten: "Meine Frau geht fremd."
Ebenso könnte die Antwort von Herrn Nöggler lauten: "Gaugan ist ein Planet etwa 50 Lichtjahre von der Erde entfernt:"


Kleine Tip zu der wörtlichen Rede: Die Anrede Sie bitte groß schreiben!

Er sprach das Wort, auf das ich wartete nicht aus.
ff.

Dreimal hintereinander Satzbeginn mit "Er". Sehr unschön - stelle die Sätze doch einfach um!

sprudelte ich los und fuhr fort:...

Das hier ist schon daran erkennbar, dass die Rede fortgesetzt wird. Du brauchst das nicht extra zu erwähnen. Wie gesagt, der Leser ist sehr wohl imstande, selbst zu denken.

All das hätte mich kaum interessiert. Viel wichtiger...

Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Verspeist das Ungeheuer den Schatten des Mannes? Es ist nicht erwähnt.

...und starrte auf die letzten Sekunden seines Lebens.

Das mit dem Film, der vor seinem geistigen Auge abläuft, wenn man stirbt, ist schon ein arg strapaziertes Klischee. Hier ist es zudem noch in schlechtem Deutsch dargebracht.

...und mit einem Krachen wurde der Kopf des Mannes auf Briefmarkendicke zerquetscht.

Wie bitte? Das ist doch arg unwahrscheinlich! Und schon bin ich wieder gestört beim Lesen der Geschichte, weil ich mir überlegen muss, ob es so zugehen kann.

Blut verteilte sich auf der Straße

Ludwig Reiners "Stilfibel" sagt in der Stilregel Nr.1: Wählen Sie den besonderen Ausdruck, nicht den allgemeinen!

Der allgemeine wäre hier: verteilte.
Der besondere wäre: spritzte zum Beispiel.
Macht die Sache doch etwas anschaulicher.

...und mit einem Mal war eine Panik ausgebrochen, die ich noch nie gesehen hatte.

Das ist ja auch nicht möglich, dass du sie schon mal gesehen hättest. Sie ist ja gerade ausgebrochen.
Wenn du ein wie ich sie einschiebst, dann stimmt es.

So aber blieb ich wie zur Salzsäule erstarrt stehen...

Die langweiligsten Vergleiche sind die, welche man schon tausende Male gehört hat; die Kunst ist, passende, neue Bilder zu finden!
Der zur Salzsäule erstarrte Mensch ist nun wahrlich alt! (so alt wie die Bibel:D )

Der Optiker lag fünfzig Meter hinter mir.

Das nun wieder ist eine ungünstige Beschreibung in Bezug auf das Geschehen. Das hört sich so an, als hätte es auch den Brillenmacher dahingerafft.


Das war bestimmt noch nicht alles, aber ziemlich viel, das ich zu bemängeln hätte. Wie gesagt, viel besser, als die erste Version.
Doch, um eine wirklich gute Story zu schaffen, ist viel Arbeit notwendig.


Ich bin jetzt eine alte Vampirstory von mir losgeworden, die hatte ich für mich schon dreimal vollständig umgeschrieben. Das aufwendige Lektorat brachte es dann noch mal mit sich, dass das Stück noch dreimal hin und her ging, bis es dann endlich in Druck gehen kann.
Viel Arbeit, wie gesagt.

Und nur durch diese Arbeit lernt man. Man kriegt ein Auge für die Fehler und das schlechte Deutsch (das eigene und das anderer)

Also, auf geht's!
Enttäusch mich nicht!

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Hannibal,

zuerst einmal ein ganz großes Danke für deine Arbeit.
Ich weiß, was es bedeutet, wenn man sich über solch eine lange Geschichte hindurch arbeiten muss, damit man sie richtig bewerten kann.
Ich habe mir deine ganzen Kritikpunkte noch ncht durchgelesen, aber ich werde sie Punkt für Punkt durchgehen.
Versprochen.
Von meiner Seite werde ich alles daran setzen, dich nicht zu enttäuschen.
Die Überarbeitung wird nicht von heute auf Morgen geschehen, aber ich glaube, dass ich sie noch in dieser Woche fertig stellen kann.

Noch einmal Danke und ich werde mich zu gegebener Zeit revanchieren.

Gruß
Kyrios

 

Hallo Jellyfish,
hallo Hannibal,

danke für eure enorme Hilfe. Ich habe den text noch einmal gründlich überarbeitet und eure Ratschläge eingebaut.
Manche Stellen wurden neu beschrieben und unnötige komplett gelöscht. Ich hoffe, dass euch der Text nun besser zusagt.
Übrigens, den Namen meines Prots habe ich nicht geändert, weil er mir gefällt. Ich hoffe, das stört nicht zu sehr.

Gruß
Kyrios

 

Hallo Kyrios,

ich habe nur die jetzige, überarbeitete Version Deiner Geschichte gelesen, kann also nichts zu den Veränderungen sagen.

Ich finde sie ganz ok.

Deinen Stil finde ich manchmal etwas ungelenk und auf den schnellen Effekt aus. Fast alle Reaktionen des Prots fand ich übertrieben.
Z.B.:

„Aschantas sind Heimbringer“, erklärte er mir mit weichem Tonfall.
Ich saß perplex vor Herrn Nöggler. Hätte ich gestanden, wäre ich auf der Stelle umgefallen. So aber ließ ich mich nur gegen die Lehne sinken und spürte, wie die Farbe aus meinem Gesicht verschwand. Mir wurde schlecht,
oder
„Mit Gott“, erklärte Herr Nöggler.
Schlimmer hätte eine schallende Ohrfeige am Anstoßpunkt eines voll besetzten Stadions auch nicht sein können.

Fehler sind auch noch ein paar drin.

Außerdem hätte ich mir mehr Infos zu dem Zusammenhang zwischen den Schatten und den Außerirdischen gewünscht, denn was haben denn nun die einen wirklich mit den anderen zu tun?

Also eine Geschichte, die ganz in Ordnung ist, mir jedoch nicht weiter im Kopf herumspuken wird, dazu hat sie zu wenig Tiefe.

Grüße,
Maeuser

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Kyrios!

Ich lese und mache mir mal Notizen. :)

Der Anfang ist zäh, falls du das Besondere an dieser Straße darstellen wolltest, nicht so gelungen, wenn sie unwichtig ist, dann weiß ich nicht, warum sie erwähnt wird.

Die Reklame werden auch nicht gebracht, du verlängerst damit die Geschichte zusätzlich und es ist weder spannend noch interessant oder unterhaltsam, streichen, wenn sie nicht weiter zu der Handlung beitragen.

Ein Summton ertönte, als ich die Tür öffnete und den Laden betrat. Es war ein größerer Laden, der mehrere Mitarbeiter besaß. Zwischen Eingang und Theke befanden sich drei Tische und um jeden Tisch herum waren drei Stühle aufgestellt. Auf jedem Tisch befand sich ein etwas größerer Spiegel und für Personen, die ihr ganzes Profil bewundern wollten, hatte man in der hinteren Ecke zwei Spiegel installiert, die vom Boden bis zur Decke reichten. Dezentes Licht strömte von der weißen Decke und ließ keine Schatten zustande kommen.
Das soll aber schon eine Kurzgeschichte werden, oder? Damit erzeugst du bei mir (!) keine Bilder, ich weiß ja nicht, wie die Phantasie der anderen Leser angeregt wird, aber ich brauch eine bildreichere Sprache und keine Aufzählung der Gegenstände.
Ich schaute mir das Geschäft genauer an, als bei meinem ersten Besuch. Ohne danach gerufen zu haben näherte sich ein Verkäufer. Er trug eine Brille, bei der man nicht das Gesicht, sondern die Brille betrachtete. Trotzdem fiel mir sein überaus breites Lächeln auf. Solch ein Lächeln hatte ich bisher noch nicht gesehen.
Entbehrlich, das meiste.
Und das mit der Brille! Das stimmt, die tragen das nur quasi zur Deko, die müssen das wahrscheinlich.
Trotzdem fiel mir sein überaus breites Lächeln auf. Solch ein Lächeln hatte ich bisher noch nicht gesehen.
Die Verkäuferin an der Kasse sortierte unzählige Belege und bemerkte mich nicht. Genauso erging es der jungen Frau, die in einer kleinen Kammer saß und mit filigranen Bewegungen ein Brillenglas schliff.
Von der Struktur bzw. Ablauf her finde ich das schlecht gewählt, entweder sagst du erst, wer alles im Laden ist, beschreibst die Personen und dann kommt der Kerl auf den Prot zu, oder du lässt die anderen Personen weg, denn man erwartet als Leser, dass nun der Typ mit dem breiten Lächeln was sagt, wieso wird er sonst so groß eingeführt?
Sie besaß eine zierliche Brille und hatte lange, leicht gelockte blonde Haare. Die Haare waren schulterlang und das Gesicht wirkte, als hätte man es zwischen die Haare gegossen um die Frau für die nächste Miss World Wahl zurecht zu machen
Hmm, ich brauch keine Beschreibung des äußeren, ich mach das nur, wenn ein Merkmal bei meinem Prot. was auslösen soll, die lockigen Haare zb. Wenn er was dabei fühlt, oder an etwas denkt oder sonst was, ist das okay, aber so eine Aufzählung, ich finde, du musst viel an deiner Bildsprache arbeiten, auch den Vergleich mit Miss World finde ich nicht prickelnd, ja, wie sehen diese Püppchen aus? Barbies halt.
Sie war dezent geschminkt
Und Miss World ist nie dezent geschminkt. :D
Das Lächeln des Mannes wirkte nun vollkommen mysteriös.
mysteriös? Ich kanns mir nicht vorstellen, meinst du die diabolisch-mysteriöse Richtung, oder eher die "Ich weiß nicht, wovon du redest"-mysteriös-Lächeln.

Wenn Herr Nöggler professionell wäre, dann würde er sich erst um den einen Kunden und dann um den anderen kümmern, aber ist ja nur eine Geschichte. :D

als hätte seine Freundin einen schweren Unfall gehabt und er müsse sie auf andere Gedanken bringen
Kein guter Vergleich.
Außerdem wirkten die Farben verwaschen, so als hätte man diesen Schatten zum bestimmt hundertsten Mal gewaschen.
Die Schatten interessieren mich - ehm, was sind das für Schatten, die Farben haben?
„Herr Kleinlaut“, ertönte die Stimme des Verkäufers an mein Ohr: „Herr Kleinlaut.“
Das ist echt ein doofer Name. Da ist Herr Müller ja besser.
Ich sah Herrn Bart verwundert an.
:D

Das mit den Schatten hat mich an Murakamis Hard-boiled Wonderland erinnert, vielleicht kennst du das, und hast dich davon inspirieren lassen. Stilistisch hat mir die Geschichte nicht gefallen, vom Verlauf her, berichtest du vom Unnötigsten, den Horror hab ich jetzt auch nicht sooo mitbekommen, könntest da ruhig mal mehr einbauen, du bleibst zu sehr bei unwichtigen Sachen, und die Geschichte hat kein Ende.
Offene Enden sind zwar gut, aber doch nicht sooo offen. :P
Da fehlt die ganze Geschichte.
Die Erklärung mit der Atlantis-Sache und fremden Planeten hätte ich auch nicht gebraucht, das ist ja schon Fantasy.

Na ja, aus der Idee hätte man mit Sicherheit was Schönes basteln können.

JoBlack

 

Ach ja, 2 Sachen noch:
Irgendwie ist das eher Science Fiction.
Und es ist wie der Anfang einer Geschichte.
Grüße

 

Hallo Joe Black udn Hallo Maeuser,

vielen Dank für eure Kommentare. Ich werde sie mir zu Gemüte führen und sehen, was ich machen kann. Die Überarbeitung der Geschichte wird einige Zeit in Anspruch nehmen, aber vielleicht kann ich sie noch irgendwie retten.
Das sie ein offenes Ende hat, ist durchaus gewollt, denn sie sollte eigentlich als erster Teil einer Romanvorlage dienen.

Hier gehen auch die anderen Dinge hervor, die vielleicht jetzt noch unwichtig erscheinen, denn mit dem Weggang meines Prots ändert sich die gesamte Geschichte.

Gruß
Kyrios

 

Ich noch mal.

Das sie ein offenes Ende hat, ist durchaus gewollt, denn sie sollte eigentlich als erster Teil einer Romanvorlage dienen.
Ja, gut, aber das würd ich ja nicht mal als offenes Ende bezeichnen, da fehlt schon ein Teil, es bleiben zu viele wichtige Fragen ungeklärt. Es ist ja nicht mal so, dass man sagt, man lässt dem Leser Raum zum Interpretieren, nein, es fehlen ganz klare Fakten für die Geschichte.
Und ja, genau so liest es sich, als Kapitel eines Romans.

 

Grammatik-Patzer

Hallo,

ich will hier kein Besserwisser sein, aber das kann ich mir nicht verkneifen: "kein" ist bereits ein Superlativ und kann nicht gesteigert werden. Das heisst, es ist "in keiner Weise", nie, nie, nie in "keinster". Sowas zu sagen ist wie "totster", "schwangerster", "vollster", oder "leerster". Bitte, tu das nicht. Solche Fehler lenken viel zu sehr von der eigentlichen Geschichte ab.

Das ist in keiner Weise als persoenliche Beleidigung gemeint, es ist ein sehr beliebter Fehler, aber ein unnoetiger. :)

 

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