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Landgang

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08.01.2018
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Landgang

Der Tisch, an dem ich saß, mochte einmal laminiert gewesen sein. Jetzt bestand sein Muster aus Ringen, die von Gläsern stammen mussten, aus denen billiger Gin getrunken wurde wie mein dritter oder vierter heute. Ich sah auf den Fluss hinaus, tauschte den Geruch nach Fisch und Abwasser gegen den des Wacholders und fühlte mich so fremd wie an jedem Ort der Welt.

Die Brünette, die in meinem Blickfeld saß, drehte mit dem Zeigefinger Kreise auf dem gläsernen Rand, als wollte sie ein Lied begleiten, das von ihr handelte und von jemandem, auf den sie wartete. Ich zog den Kugelschreiber aus der Hemdtasche. Vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich aus dem einzigen Laden auf dem Weg hierher hatte. Die Karten zeigten Sehenswürdigkeiten, von denen ich keine kannte und nicht eine zu Gesicht bekommen wollte. Ich wählte die erstbeste Rückseite und schrieb ein paar Zeilen.

„Hey Süße“, begann ich, „ich bin ziemlich weit weg von Zuhause, du wirst nicht erraten, wo ich gerade sitze. Tut auch nichts zur Sache.“
Die Dame gegenüber ließ ihren Blick über die Terrasse schweifen. Ihre Fingernägel wirkten etwas zu dunkel und ihre Lippen zu stark geschminkt, zumindest für meinen Geschmack. Ihr Kinn stand kantig hervor und ihre Augen hatten dunkle Ringe, von zu viel Gin oder zu vielen enttäuschten Blicken in Richtung der Tür. Sie trank einen Schluck und betrachtete ihr Glas, als stünde ihre Geschichte darin. Einen jungen Kerl in weißer Uniform, der sich vor ihrem Tisch in Position brachte, winkte sie vorbei, ohne den Blick zu heben.

„Du fehlst mir!“, fuhr ich fort, weil mir nichts Sinnvolleres einfallen wollte. Ich strich über das Tattoo auf meinem Arm, fuhr ihre Initialen entlang und hatte sie glasklar vor Augen. Mir fehlte das Gefühl ihrer Locken, die durch meine Finger glitten, wenn ich sie morgens weckte und ihr über die Wange strich. Mir fehlte ihr Lächeln, das sie verriet, wenn sie so tat, als schliefe sie noch.

Moskitos führten hektische Tänze um die wenigen Laternen auf, die an Kunststoffleinen hingen, und ich stellte mir vor, wie derselbe Mond, der hier auf diesen Fluss und auf mich schien, die einzige Frau finden konnte, die mir etwas bedeutete. Ich fragte mich, ob sie gerade an mich dachte. Ich war nicht gern an Land, niemand von uns war das. Wenn ich an Land war, war es immer, als müsste ich nur weit genug gehen, um dorthin zu gelangen, wo ich jetzt besser sein sollte. Auf See war ich allein, ohne einsam zu sein, weil ich nur auf dem Weg zu einem Hafen war, in dessen Umgebung ich mir einen Tisch, einen Stuhl und ein Glas suchte, mit denen ich auf das erneute Auslaufen warten konnte.

„Ich liebe dich!“, schrieb ich. „Ich werde dich immer lieben!“ Der letzte Schluck war nicht kräftig genug, um mir meine Stimme zurückzugeben, also legte ich einen Schein auf den Tisch, nickte dem Kellner zu und stand auf. Die Karte legte ich der Brünetten hin, als sie sich umdrehte und eine erneute Bestellung winkte. Meine Süße würde sie nicht lesen, ich kannte ihre neue Adresse nicht, nicht einmal ihren neuen Namen. Beim Hinausgehen warf ich einen Blick über die Schulter. Die Brünette sah sich um und tupfte mit der schmutzigen Serviette an ihren Augen herum. Ich hoffte für sie, einer ihrer Blicke möge nicht enttäuscht werden, glaubte aber nicht wirklich daran. Landgang. Keine Sehnsucht starb dabei, aber ständig wurden neue geboren.

 
Zuletzt bearbeitet:

joycec: schrieb:
Mir fehlte ihr Lächeln, das sie verriet, wenn sie so tat, als schliefe sie noch.

Was für eine wundervolle Stelle in Deinem Text. Um Dir das zu sagen, schreibe ich Dir.

Also: Hola @joycec !

Ich will Dir aber auch sagen, dass der unmittelbar folgende Satz erschreckend negativ rüberkommt:

Duft, wenn ich die Bettdecke anhob, kam nicht gegen den des Flusses an, aber ich redete mir ein, der des Gins käme ihm nahe.
Wie das auf mich wirkt, ist sicherlich nicht von Dir beabsichtigt (Schlimm gesagt hätte sie eine Fahne / ihr Duft wird mit dem Abwassergeruch des Flusses verglichen).

Abgesehen davon gefällt mir Deine Schreibart, guter Humor ist dabei, alles prima.

In der Mitte gibt’s einen Bremser:

Wenn ich an Land war, war es immer, als müsste ich nur weit genug gehen, um dorthin zu gelangen, wo ich jetzt besser sein sollte.
Wie ich’s auch dreh und wende – daraus schlau werde ich nicht. Wo wäre er denn ‚besser jetzt’?*)

Den Schlusssatz finde ich gelungen:

Keine Sehnsucht starb dabei, aber ständig wurden neue geboren.

Gut gemacht!
José
*) Ich glaube, jetzt hab ich's doch noch kapiert. Deswegen war ich nie in New York - ich hätte immer das Gefühl, etwas zu verpassen, weil ich nicht gleichzeitig überall sein kann. Oder?

 

José, ich danke dir für deinen Kommentar und das Lob!
Zu den gestifteten Verwirrungen:

Wie das auf mich wirkt, ist sicherlich nicht von Dir beabsichtigt (Schlimm gesagt hätte sie eine Fahne / ihr Duft wird mit dem Abwassergeruch des Flusses verglichen).
Unfreiwillig, ja. Es steht ja kein anderer zur Verfügung bzw. beide drängen sich auf, er hätte aber gerne ihren in der Nase, dann doch lieber den des niedergestreckten Wacholders, wenn auch nur zurechtfantasiert.

Wie ich’s auch dreh und wende – daraus schlau werde ich nicht. Wo wäre er denn ‚besser jetzt’?
Er, der Prota, bei ihr, der Verflossenen. Und allgemein gesprochen: immer woanders. Wohl fühlen wir uns nur, wenn die erdrückende Last der geografischen oder zeitlichen Nähe fehlt. Deshalb romantisieren wir das Mittelalter und die Karibik, weil es da bestimmt viel besser war oder ist als hier und jetzt. Entweder wir wollen woanders sein oder glauben, woanders besser aufgehoben zu sein oder gebraucht zu werden. Auf See, wenn er nicht weg kann, hat er das Problem nicht.

 

Ich will Dir aber auch sagen, dass der unmittelbar folgende Satz erschreckend negativ rüberkommt:
Ihr Duft, wenn ich die Bettdecke anhob, kam nicht gegen den des Flusses an[...]
Da das auch andernorts angeeckt ist, habe ich u.a. diesen Satz überarbeitet.
Danke für den Hinweis.

 

Schöner Titel und ein ebenso interessanter, offener Text über einen unbekannten/namenlosen „fremden“ Seefahrer und/oder -reisenden, der zugleich mit dem vielgestaltigen Verb „mögen“ spielt – am Anfang in der Vermutung über den Tisch, an dem er sitzt und trinkt, und in der Botschaft, die er auf dem Tisch liegen lässt an wen auch immer, denn um jemand „lieben“ zu können, muss man ihn zumindest „mögen“.

Aber kann diese Botschaft überhaupt länger dauern als der Landgang? In jedem Hafen eine andere "Braut"? , und auf Fahrt ein bloßer Traum.

Was zunächst auffällt,
lieber @joycec,

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!,

ist die Vorherrschaft der Hilfsverben und Partizipienreiterei

Der Tisch, an dem ich saß, mochte einmal laminiert gewesen sein. Jetzt bestand sein Muster aus Ringen, die von Gläsern stammen mussten, aus denen der gleiche billige Gin getrunken worden war wie der, den ich vor mir hatte. ...

Vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich mehr oder weniger wahllos aus einem Ständer am einzigen Laden gezogen hatte, den ich auf dem Weg hierher hatte finden können.
Wobei die letzte Wendung die am einfachsten aufzulösende ist, weil um etwas zu finden, muss man es erst mal finden „können“, was bei dem einzigen Laden weit und breit schon wieder sehr eingeschränkt ist auf die binäre Wertigkeit des Verbes können, man kann oder eben nicht. Der Satz ließe sich gefahrlos reduzieren auf „vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich mehr oder weniger wahllos aus einem Ständer zog am einzigen Laden auf dem Weg hierher.“

Zwo Flusen sind aufzulesen

Moskitos führten hektische Tänze um die wenigen Laternen auf, die an Kunststoffleinen hingen[,] und ich stellte mir vor, wie derselbe Mond, der hier auf diesen Fluss und auf mich schien, die einzige Frau finden konnte, die mir etwas bedeutete.
Komma, weil der Relativsatz („die an ...“) zu Ende ist und die Konjunktion „und“ den Hauptsatz fortsetzt.

„Ich liebe dich!“, schrieb ich, „ch werde dich immer lieben!“
(alternativ könntestu hinters erste "ich" einen Punkt oder Doppelpunkt setzen, wodurch das zwote "ich" dann mit Majuskel vorneweg erhalten bliebe ...

Gern gelesen vom

Friedel

PS: Dein Name spielt mit "Joyce", gelle? Also eine große Herausforderung ... Schau'n mer ma', war draus wird!, ich bin da guter Dinge.

 

Lieber Friedel,

besten Dank für dein Willkommen und deinen Kommentar!

Der Satz ließe sich gefahrlos reduzieren auf „vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich mehr oder weniger wahllos aus einem Ständer zog am einzigen Laden auf dem Weg hierher.“
Da hätte ich ja glatt Sorge, eins mit dem Temporallappen übergezogen zu bekommen. :D Wie können sie gleichzeitig liegen und gezogen werden? :hmm:

Moskitos führten hektische Tänze um die wenigen Laternen auf, die an Kunststoffleinen hingen[,] und ich stellte mir vor, wie derselbe Mond, der hier auf diesen Fluss und auf mich schien, die einzige Frau finden konnte, die mir etwas bedeutete.
Komma, weil der Relativsatz („die an ...“) zu Ende ist und die Konjunktion „und“ den Hauptsatz fortsetzt.
Natürlich! Danke!
„Ich liebe dich!“, schrieb ich, „ch werde dich immer lieben!“
(alternativ könntestu hinters erste "ich" einen Punkt oder Doppelpunkt setzen, wodurch das zwote "ich" dann mit Majuskel vorneweg erhalten bliebe ...
Der Punkt bringt es. Regel nachgelesen und kapiert. :thumbsup:

Vielen Dank!
LG
Joyce

 

Da hätte ich ja glatt Sorge, eins mit dem Temporallappen übergezogen zu bekommen. Wie können sie gleichzeitig liegen und gezogen werden?

Ist das so,

lieber joycec,

wenn Du schon einen „Weg hierher“ hinter Dir hast?

Vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich ([mehr oder weniger] wahllos) aus einem Ständer am einzigen Laden gezogen hatte, den ich auf dem Weg hierher hatte finden können.

„Haben“ geadelt zum Vollverb und der zwote Relativsatz fällt weg und um ein winziges Möbelrücken geändert

"Vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich aus einem Ständer hatte am einzigen Laden auf dem Weg hierher."

Nur mal so vorgeschlagen.

Schönes Wochenende und bis bald

Friedel

 

Vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich ([mehr oder weniger] wahllos) aus einem Ständer am einzigen Laden gezogen hatte, den ich auf dem Weg hierher hatte finden können.

„Haben“ geadelt zum Vollverb und der zwote Relativsatz fällt weg und um ein winziges Möbelrücken geändert

"Vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich aus einem Ständer hatte am einzigen Laden auf dem Weg hierher."

Nur mal so vorgeschlagen.

Friedel, ich weiß, worauf du hinaus willst, denke ich. Mein Satz ist etwas ... mühsam. Hättest du ja auch gleich sagen können. :D
Vor mir lagen die Ansichtskarten, die ich aus dem einzigen Laden auf dem Weg hierher hatte.
sagt eigentlich auch alles

Schönes Wochenende und bis bald

Friedel

Dir auch! Und danke für die Mühe!

Joyce

 

Hey joycec,

ich mag den Text. Der gefällt mir gut. Und ja, so ist das, wenn die Challenge den Leuten hier kaum noch Luft lässt, da werden die Zeitreserven geschröpft, auf der anderen Seite sind aber auch mehr Leute aktiv als noch im letzten Monat ... egal, der Text gefällt mir jedenfalls und ehrlich, für mich passt der ganz hervorragend in die Challenge. Ich mein, jemand der ständig auf Reisen ist - das ist sooo Koffer! Verschieben? Falls ja, schreib Novak an, ich bin die nächsten Tage nicht online.

Ihr Kinn stand kantig hervor und ihre Augen hatten dunkle Ringe, von zu viel Gin oder zu vielen enttäuschten Blicken in Richtung der Tür.
Schön!

Moskitos führten hektische Tänze um die wenigen Laternen auf, die an Kunststoffleinen hingen,
Laternen an Kunststoffleinen? Verstehe ich nicht. Drinnen? Bei Laternen und Viehzeug denk ich als erstes an Straßenlaternen, die meinste aber sicher nicht. Also eher Lampen die wie Laternen aussehen? Egal, ich bin kurz raus und wundere mich.

... und ich stellte mir vor, wie derselbe Mond, der hier auf diesen Fluss und auf mich schien, die einzige Frau finden konnte, die mir etwas bedeutete.
Wie romantisch :herz:

Wenn ich an Land war, war es immer, als müsste ich nur weit genug gehen, um dorthin zu gelangen, wo ich jetzt besser sein sollte.
Mag ich auch.

Meine Süße würde sie nicht lesen, ich kannte ihre neue Adresse nicht, nicht einmal ihren neuen Namen.
Wie bitter.

Ist ja so ein Stimmungstext. Kein irrer Plot oder Charaktere die sich reiben und dabei tief in sich blicken lassen oder ein Text, der den Finger in Wunden legt, aber ich mag den. Er macht gut, was er machen will und bei mir funktioniert das. Seemann. Mit der See verheiratet. Selbst wenn er jetzt bei seiner Liebe wäre, dann würde es ihn wohl wieder auf die See ziehen. Deshalb hat sie vielleicht auch einen anderen, wer weiß. Nie wirklich ankommen, nie zu Hause sein. Ach je, auch ein Leben, für das man geboren sein muss. Kann man schon mal einen Gin drüber trinken und andere traurige, einsame Menschen mitfühlend beobachten, sich ihnen verbunden fühlen, irgendwie.

Beste Grüße, Fliege

 

Hey joycec,

ich mag den Text. Der gefällt mir gut.

Danke! :herz:
für mich passt der ganz hervorragend in die Challenge. Ich mein, jemand der ständig auf Reisen ist - das ist sooo Koffer! Verschieben? Falls ja, schreib Novak an, ich bin die nächsten Tage nicht online.
Ähm, gerne, aber: Da kommt nicht ein Koffer drin vor! :sconf: Im Romane-Forum hätte ich dafür die Off-Topic-Kelle im Genick (auf die ich da quasi ein Abo habe) :D

Beste Grüße, Fliege

Grüße zurück und danke! Das geht runter wie Öl! :bounce:
Joyce

 

Ja, dann lese doch mal richtig :deal:

Man kann einen Koffer mit sich rumschleppen in Form von Träumen/Wünschen vs. Vorurteile, Altlasten.

Man kann irgendwo noch einen Koffer (nicht nur in Berlin) stehen haben oder aus dem Koffer leben.
Dein Seemann erfüllt das, finde ich. Aber vielleicht kommen doch Beiträge á la THEMA?? von Usern die nach dem Wort Koffer suchen. Mit denen musst Du Dich dann auseinandersetzen oder den Beitrag hier immer wieder zitieren :D.

 

Ja, ist ja gut. :D
Ich wollte ja sowieso teilnehmen. Machst es mir ja nur leichter. :thumbsup:
Und Auseinandersetzungen bin ich von euch Wortkriegern ja gewohnt. Gelegentliche Abhärtung schadet ja nicht. :bounce:

 

Hi @joycec,

Ihr Duft, wenn ich die Bettdecke anhob, kam nicht gegen den des Flusses an
ähem, das kann immer noch reichlich despektierlich (unfreiwillig, denke ich) klingen: Ihr Mief ist nicht so stark wie der Mief des Flusses. :sick:
Ansonsten ein homogener Text, kein richtig großer Wurf, dafür ist er zu handlungsarm und schlicht zu kurz, aber ein Text mit einigen guten Formulierungen, wie Josés Lieblingssatz, und geschickter Leserführung. Die Einbindung der Postkarten-Idee gefällt mir, auch das metaphorische das mitschwingt: Es ist egal, welche Karte er beschreibt, denn es geht nicht darum, irgendwo gewesen zu sein. Auf dem Meer ist er nur auf dem Weg zu einem Hafen und an Land wartet er nur auf das Auslaufen. Die Karte ist ein Sinnbild für die diffuse Sehnsucht nach dem, was anderes sein könnte, wenn er selbst ein anderer wäre und daran scheitert es. Und ich habe die Zeile aus dem Sehnsuchtssong überhaupt im Ohr: "just two lost souls swimming in a fishbowl, year after year".

Peace, linktofink

 

Hi linktofink,

Ihr Duft, wenn ich die Bettdecke anhob, kam nicht gegen den des Flusses an
ähem, das kann immer noch reichlich despektierlich (unfreiwillig, denke ich) klingen: Ihr Mief ist nicht so stark wie der Mief des Flusses. :sick:
Ihr macht mich fertig. :heul:
Wenn ich auf dem Satz jetzt noch zweimal rumkaue, kotze ich den aus. Garantiert. Vielleicht hilft es, wenn ich ihren Duft nicht gegen den Gestank des Flusses ankommen lasse. Vielleicht auch nicht. Mache ich jetzt mal so. Zumindest bis ich mehr Zeit habe und/oder mir was Besseres einfällt.


Ansonsten ein homogener Text, kein richtig großer Wurf, dafür ist er zu handlungsarm und schlicht zu kurz
600 Wörter, mehr nicht, das war die Vorgabe. Da musste ich durch.

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße
Joyce

Hi Kahasimir,

ein schöner Text mit Überraschung am Ende
Danke :herz:

Hab noch eine Frage, ist aber keine Kritik:
Warum die Vergangenheitsform?
Gute Frage. Tatsächlich schreibe ich meistens im Präteritum und habe bei einigen Geschichten schon mal ins Präsens "übersetzt". Manchmal war das besser. Könnte ich hier auch mal versuchen.

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße
Joyce

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hi @Ronnie,

kein Thema, kann ich dir erklaren:
Der Typ, nach geraumer Zeit wieder im Forum, hatte eine Postkarte, auf die genau 600 Worte passen, um seine Reise zu beschreiben, auf der sein Koffer an Bord geblieben war, auf dem eine Fliege saß, die permanent "Challenge! Chalenge!' rief.
So - in etwa - hat sich das zugetragen. ;-)
Die lange Version steht, glaube ich, im Verlauf des Threads.

Liebe Grüße
Joyce

 

Hallo @joycec,

und noch ein „Herzlich willkommen“ hier im Forum und bei der Challenge.

Der Text ist nicht meins. Sowas gefällt mir nicht, und es könnte noch so gut geschrieben sein. Ich brauche klare Worte und Aktion.

Trotzdem habe ich noch ein paar Ideen, wie du den Text noch verbessern könntest.

Ich finde viele Sätze sehr unfokussiert. Du nimmst den Leser nicht an die Hand und leitest ihn, sondern zerrst ihn hin und her. Direkt am Anfang zum Beispiel:

Jetzt bestand sein Muster aus Ringen, die von Gläsern stammen mussten, aus denen der gleiche billige Gin getrunken worden war wie der, den ich vor mir hatte.
Ich sehe den Tisch, die Ringe, die Gläser der Vergangenheit, billigen Gin, um dann das einzelne Glas mit dem Gin von heute zu sehen.

Oder hier:

Moskitos führten hektische Tänze um die wenigen Laternen auf, die an Kunststoffleinen hingen, und ich stellte mir vor, wie derselbe Mond, der hier auf diesen Fluss und auf mich schien, die einzige Frau finden konnte, die mir etwas bedeutete.
Von Moskitos über Laternen an Kunststoffleinen blicke ich zum Mond zu der Frau, um die es eigentlich geht. Wow, da wird mir ja ganz schwindelig.

Der Aufbau dieser Sätze erscheint mir nicht natürlich, da gibt es keinen Fluss, dem ich gerne folge. Ich muss mich konzentrieren, um alles mitzubekommen.
Vielleicht kannst du da nochmal etwas sortieren, um den Leser zu unterstützen.

Ihr Duft, wenn ich die Bettdecke anhob, kam nicht gegen den Gestank des Flusses an,
Also diesen Zusammenhang finde ich ganz grausig. :D Ich würde den positiven Duft nicht mit dem Gestank zusammenbringen.

Die Verwendung der Possesivpronomen solltest du auch überprüfen. Du hast 20 Mal ihr/ihre in dem kurzen Text. Ich verzichte immer darauf, wenn es möglich ist. Die machen den Text nur behäbig.

So weit von mir. Viel Spaß hier noch und liebe Grüße,

Nichtgeburtstagskind

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind

Hallo @joycec,

und noch ein „Herzlich willkommen“ hier im Forum und bei der Challenge.

Danke ;)

Ich finde viele Sätze sehr unfokussiert. Du nimmst den Leser nicht an die Hand und leitest ihn, sondern zerrst ihn hin und her.
Der Aufbau dieser Sätze erscheint mir nicht natürlich, da gibt es keinen Fluss, dem ich gerne folge. Ich muss mich konzentrieren, um alles mitzubekommen.
Vielleicht kannst du da nochmal etwas sortieren, um den Leser zu unterstützen.
Hm, eher nicht. Die von dir zitierten Stellen emfpinde ich nicht als außerordentlich komplex. Aber das ist sicher Geschmackssache, kann ich also nachvollziehen, wenn es dir nicht so gefällt. Ist aber halt meine Art zu schreiben. Und wenn es mir nicht mehr gefiele, würde ich es ja nicht mehr schreiben. ;)

Ihr Duft, wenn ich die Bettdecke anhob, kam nicht gegen den Gestank des Flusses an,
Also diesen Zusammenhang finde ich ganz grausig. :D Ich würde den positiven Duft nicht mit dem Gestank zusammenbringen.
Ich glaube, die Stelle fliegt einfach raus. Ist ja jetzt nicht gerade die zentrale Aussage und irgendwie stößt die auffallend häufig unangenehm auf. :D

Die Verwendung der Possesivpronomen solltest du auch überprüfen.
Da wurde ich schon an anderer Stelle drauf hingewiesen. Werde ich zukünftig mal drauf achten. Vielleicht hilft ein Post-it am Monitor. ;)

Danke fürs Lesen und Kommentieren und die Hinweise!
LG
Joyce

 

Hallo @joycec

wie nennt man das Genre, auf das du anspielst? Seemannsgarn oder Seemannswehmut? Jedenfalls bedient und demaskiert der Text ein paar Narrative, die in diesem Zusammenhang gebraucht werden: die Sehnsucht des Nomadenlebens auf See, die Sehnsucht nach einer Geliebten, die Einsamkeit, die mit Whiskey und Illusionen heruntergespült wird. Dies transportiert die Geschichte.

Sprachlich gefällt mir nicht alles, was ich lese, manches klingt ungenau oder zeigt ein unscharfes, vielleicht gar nicht beabsichtigtes Bild. Daran könnte man arbeiten.

als wollte sie ein Lied begleiten, das von ihr handelte und von dem, auf den sie wartete.
die Stelle zum Beispiel: hier müsste mMn ein stärkerer Vergleich kommen, ein Bild, Substantive, die sie zeigen, anstatt Handlungsverben.

Ihre Fingernägel wirkten etwas zu dunkel und ihre Lippen waren zu stark geschminkt, zumindest für meinen Geschmack.
Wortspielerei, die sich in der Folge fortsetzt: hat sie denn Dreck unter den Fingernägeln? Beschreib doch, was er sieht.

Ihr Duft, wenn ich die Bettdecke anhob, kam nicht gegen den Gestank des Flusses an, aber der unaufdringliche Gin erlaubte mir wenigstens, meine Erinnerung für einen weiteren Schluck zu bewahren.
hab gerade gelesen, dass die Stelle bereits kritisiert wurde: ich schlie0e mich der Kritik an.

Auf See war ich allein, ohne einsam zu sein, weil ich nur auf dem Weg zu einem Hafen war, in dessen Umgebung ich mir einen Tisch, einen Stuhl und ein Glas suchte, mit denen ich auf das erneute Auslaufen warten konnte.
beste Stelle, da steckt einiges drin

Keine Sehnsucht starb dabei, aber ständig wurden neue geboren.
mm, gut, hört sich klug an, nach Leitsatz, aber auch nach Binsenweisheit

Viele Grüße aus der Seemannskneipe, Sturm und Regen voraus
Isegrims

 

Guten Morgen @joycec, ich glaube wir kennen uns noch nicht. Ich kommentiere immer direkt beim Lesen. Also wenn mir was auffällt, dann schreibe ich es direkt. Das führt manchmal dazu das ich mich selber widerlege :-D. Falls sich einige Dinge zu meinen Vorkommentatoren doppel, bitte ich dies zu entschuldigen und zu ignorieren. Wenn ich die anderen Kommentare lese, dann meistens erst nach dem ich meine verfasst habe, um mich nicht von anderen Meinungen beeinflussen zu lassen :-D
So dann starte ich mal

der gleiche billige Gin getrunken worden war wie der, den ich vor mir hatte.
des zur Unkenntlichkeit destillierten Wacholders
verzeih mir die dumme Frage, ist Gin ein Wacholder? oder trinkt sie/er zwei Getränke? Alkoholgenres ist nicht so mein Spezialgebiet aber bis jetzt dachte ich immer das wäre was unterschiedliches.
, das von ihr handelte und von dem, auf den sie wartete.
wie sieht denn eine Handbewegung aus aus der man das Thema, eines imaginären Liedes, einer anderen Person sehen kann?
Ihr Kinn stand kantig hervor und ihre Augen hatten dunkle Ringe, von zu viel Gin oder zu vielen enttäuschten Blicken in Richtung der Tür.
was man alles so sehen kann, wenn man die Menschen beobachtete. Aber vielleicht wäre ein vielleicht oder ein möglicherweise an dieser Stelle angebracht, denn seine Begründungen sind nur Spekulationen.

Ich muss zugeben, meins ist es nicht. Irgendwie fehlt mir der Zugang zum geschrieben auch wenn deine Wortwahl, dein Stil und die Erzählstimme sehr angenehm und ansprechen sind.

Souverän geschrieben aber inhaltlich irgendwie nichts für mich, tut mir leid.

Liebe Grüße
Shey:-)

 

Hallo @joycec,

es ist Challenge, also gibt es auch einen Kommentar zu Deinem Text, den ich normalerweise eher hätte links liegen lassen.

Das ist so ein Stimmungstext und das ist interessiert mich oftmals nicht so sehr. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht im Ledersessel vorm offenen Kamin sitzend lese, sondern inmitten des Alltags, quasi im Auge des Sturms, und da hat man nicht so die Muße, sich in einen Seemann hineinzuversetzen, der in irgendeiner Kneipe seiner Liebsten hinterhertrauert.

Aufgefallen ist mir, wie anderen vor mir auch schon, dass Deine Sprache manchmal etwas unscharf und auch ungelenk daherkommt. Da würde ich eventuelle noch einmal dran arbeiten.

Zum Beispiel gleich am Anfang:

Jetzt bestand sein Muster aus Ringen, die von Gläsern stammen mussten, aus denen der gleiche billige Gin getrunken worden war wie der, den ich vor mir hatte. Ich sah auf den Fluss hinaus, tauschte den Geruch nach Fisch und Abwasser gegen den des zur Unkenntlichkeit destillierten Wacholders und fühlte mich so fremd wie an jedem Ort der Welt.

Diese Konstruktion "worden war wie der, den ich vor mir" empfinde ich eher als ungelenk. Und dann auch im nächsten Satz dieses "gegen den des zur". Ich habe nichts gegen schwierigere Sätze, aber dadurch stockt der Lesefluss und das hemmt natürlich dann auch das Eintauchen in den Stimmungstext.

Ich hoffe, Du kannst mir meinem kleinen Feedback etwas anfangen. Ansonsten war das ganz interessant zu lesen, aber für mich könnten man gerade am Lesefluss noch arbeiten.

Gruß
Geschichtenwerker

 

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