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Lissy spürt etwas

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04.04.2008
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Lissy spürt etwas

Heute hat sie bereits dreimal angerufen, meine beste Freundin Lissy. Wahrscheinlich sollte ich dankbar sein eine Freundin zu haben, der ich so sehr am Herzen liege, doch ihre Fürsorge erschöpft mich einfach.
Okay, es stimmt, dass ich nicht gerade auf dem Tisch tanze seit Markus ausgezogen ist. Lissy meint, dass jede Frau, ausnahmslos jede, tief verletzt ist, wenn der Mann sie verlässt. Lissy ist davon überzeugt, dass Frauen im Grunde immer noch weniger Selbstwertgefühl als Männer haben, sie sind auch insgesamt passiver und verhalten sich abhängiger, deshalb tut es ihnen ungemein gut, wenn sie es sind, die den Kerl an die Luft setzen. Das meint Lissy.
Dabei ist Markus mir nur ein paar Tage zuvorgekommen. Es lief schon lange nicht mehr gut zwischen uns und ich wollte ihn sowieso rauswerfen, doch er hatte gerade mit der Renovierung des Wohnzimmers angefangen, und das muß man ihm lassen: Markus arbeitet tipptopp. Ich hatte mir gedacht, dass er noch das Bad neu fliesen könnte und danach hätte ich Schluss gemacht, aber was tut Markus? Er reißt die alte Wohnzimmertapete runter und packt einen Tag später seine Koffer! Das ärgert mich dermaßen, dass ich Schlafstörungen entwickelt habe. Handwerklich völlig unbegabt, muss ich nun teure Renovierungskosten einplanen und habe ein unbewohnbares Wohnzimmer. Der hinterhältige Blödmann!

Lissy meint ja, dass meine Wut lediglich verdrängte Trauer ist und ich soll mich doch mal mitten in die abgerissenen Tapetenstreifen setzen, tief in den Bauch atmen und abwarten, was es mit mir macht. Lissy sieht die Tapeten als Symbole für meine kaputte Beziehung. Ich müsse das mal zulassen, nachspüren und die Traurigkeit kommen lassen. Sicher hat sie recht, Lissy spürt so was, doch ich sitze stundenlang am PC und durchforste die Seiten der Maler und Fliesenleger, tippe auf meinem Taschenrechner herum und finde alles immer viel zu teuer. Dann denke ich wieder an Markus und könnte heulen.
Mein geplanter Ostseeurlaub wird platzen, nur wegen ihm; klar, das macht schon ganz schön traurig. Lissy meint aber, dass diese Traurigkeit nicht die ist, die ihr so vorschwebt. Überhaupt, sagt Lissy, ich würde immer mit den falschen Erwartungen an die Beziehungen rangehen, die Männer nicht so sein lassen wie sie sind, sondern sie nach meinem Idealbild formen wollen; deshalb klappt es ihrer Meinung nach nie so richtig.

Lissy selbst ist ja schon acht Jahre mit Oliver verheiratet, alle Achtung! Sie sagt, sie habe gespürt, dass er damals unbedingt viel Zeit für sein Studium brauchte, deshalb sei es doch gar keine Frage gewesen, dass sie ihn komplett finanziert hat.
Jetzt ist er Psychologe und als Coach unterwegs, echt toll! Und er liebt Lissy abgöttisch, nur Kinder will er noch keine, das spürt Lissy deutlich und lässt ihm Zeit. Wahnsinn, wie das bei den beiden klappt! Als Oliver letztes Jahr diese schwere Kreuzallergie hatte und keine Aufträge annehmen konnte, hat Lissy monatelang Nachtdienste in der Klink gemacht, bewundernswert! Überhaupt, Oliver nimmt nur Aufträge an, wenn er das Gefühl hat, dass zwischen ihm und dem Klienten die Chemie stimmt. Das spürt er sofort, sagt Lissy.
Dennoch: im Moment geht sie mir auf die Nerven. Meine Geldsorgen nähmen einfach zu viel Raum ein, sagt sie, das sei schlecht für mein Karma. Auf jeden Fall ist es schlecht für meinen Geldbeutel, denn Markus' Mietanteil fehlt nun mal
Oh nein, jetzt klingelt es auch noch an der Tür!

Lissy stürmt die Treppe hinauf, an mir vorbei in die Küche. „Komm mal her“, ruft sie atemlos, „ich muss dir was Tolles zeigen!“ Ich schleppe mich an den Küchentisch, während Lissy etwas aus der Tasche ihrer Jogginghose zieht. „Guck mal, was ich am Ruhrufer gefunden habe.“ Sie legt einen Stein und einen dreckigen, abgerissenen Zettel auf den Tisch und funkelt mich erwartungsvoll an. „Ja und?“, frage ich und nehme den Stein in die Hand. „Na, wie sieht der Stein aus, was meinst du?“ Ich drehe ihn hin und her. „Ganz hübsch, wie ein Fisch, vielleicht ein bisschen wie Nemo!“ Lissy freut sich. „Ja, genau, finde ich auch.“ Sie schiebt mir den Zettel hin. Ihre Augen fixieren mich durchdringend, ihre Stimme wird zu einem heiseren Flüstern. „Und jetzt, meine Liebe, lies was auf dem Zettel steht.“ Ich fasse das Papier mit Fingersptzen an. '21 Uhr Poseidon', steht dort mit verschmierter Kugelschreiberschrift. „Und was soll das jetzt?“, frage ich Lissy verständnislos.
Sie schüttelt ihre rote Lockenmähne und seufzt. „Also pass auf. Ich fand diesen außergewöhnlich hübschen Stein, der aussieht wie ein Fisch, am Ruhrufer.“ „Sagtest du ja bereits.“ Lissy beugt sich zu mir. „Genau. Aber unter dem Stein lag der Zettel, verstehst du? Genau darunter.“ Ich verstehe nichts. Lissy klatscht in die Hände. „Begreifst du nicht, dass dies ein Zeichen ist?“ „Wofür denn?“
Ich gehe Kaffee kochen. „Hör zu! Poseidon ist der Gott des Meeres, also ganz klar eine Nähe zu Wasser und Fischen, verstehst du?“ Das tat ich. „Aber Poseidon ist auch ein neuer Club im Duisburger Innenhafen und ich denke, dass der Stein mitsamt dem Zettel ein eindeutiges Zeichen ist.“ Ich stelle Tassen auf den Tisch. „Zeichen? Wofür?“ Ich fühle mich matt. Lissy packt meinen Arm. „Na dafür, dass wir heute abend um 21 Uhr in diesen neuen Club gehen.“ Mir wird es zu bunt. „Du spinnst doch, Lissy! Da hat jemand den Zettel weggeworfen, dann ist zufällig der Stein draufgerollt, und du machst einen Wink des Schicksals daraus? Und wo ist übrigens Oliver?“ Lissy wischt mit der Hand durch die Luft. „Erstens, meine Liebe: Schicksal ist das, was man aus einem Hinweis macht. Und zweitens: Oli hat bis morgen abend ein Wochenendseminar in Köln. Du musst ja auch erst Montag wieder ins Büro, also gehen wir heute in diesen Club, abgemacht?“ Mein Widerstand zerfließt. „Hat der Club denn schon eröffnet?“ Ein letzter, kraftloser Versuch. Lissy denkt kurz nach. „Weißt du was? Ruf doch mal dort an, ich muss dringend aufs Klo.“ Sie verschwindet und ich suche die Telefonnummer heraus.
„Poseidon Club und Bar, was kann ich für Sie tun?“ Eine angenehm sonore Stimme.
„Hallo, guten Tag, Schmieder mein Name. Haben Sie heute ab 21 Uhr geöffnet?“
„Ach, Sie gehören sicher zu den Gästen von Herrn Hochkämper?“ Mein Herz schlägt schneller.
„Ja, oh ja, sicher. Wenn wir von Herrn Oliver Hochkämper sprechen, meine ich.“ Ich quäle mir ein perlendes Lachen aus der Kehle. Die sonore Stimme lacht ebenfalls.
„Natürlich, Oliver Hochkämper und seine Gattin.“ Mir ist ein wenig schlecht.
„Sagen Sie, gibt es einen Dresscode? Ich bin da etwas unsicher...“
„Bequeme Abendkleidung, würde ich sagen. Es ist ja eine geschlossene Gesellschaft, Sie sind also ganz unter sich.“
Danke, sehr freundlich, bitte bitte, bis heute abend dann...

Lissy kommt summend vom Klo. „Na, was ist, meine Süße? Auf geht’s ins saturday night fever?“
Ich nehme sie in den Arm und drücke sie ganz fest.
„Tut mir so leid Lissy, aber heute haben die eine geschlossene Gesellschaft, da ist nichts zu machen.“
Lissy klopft mir beschwichtigend den Rücken.
„Das ist zwar jammerschade, aber ich habe so was schon gespürt, weil der Stein so schwer in meiner Hand lag, verstehst du?“ Ich nicke ergeben, Lissy überlegt.
„Nun, der Club läuft uns nicht weg. Was hältst du davon, wenn wir stattdessen ins Poseidon nach Mülheim fahren und lecker griechisch essen gehen?“
Ich finde, dass das eine tolle Idee ist. Ich habe einen Bärenhunger. Lissy hat das bestimmt gespürt.

 

Da bistu ja wieder,

liebe Jutta!,

und gleich in heimatlichen Gefilden anne Ruhr.

Aber dass man seinen „Verflossenen“ zum Abschluss noch mal ordentlich ausbeutet -
es schüttelt mich - ein wenig, schlimme Sitten sind das! Ans Ende eines „unser Heim soll schöner werden“ mit dem Rauswurf des Kunsthandwerkers zu belohnen …
Da rührt sich gleich ein Stückchen Solidarität ...

Hat denn nicht jeder der beiden einen Raum ganz für sich …¿

Aber ’n paar Flüskes sind aufzulesen – vor allem stürztu buchstäblich in Konjunktiefen ab.

Aber der Reihe nach!

Wahrscheinlich sollte ich dankbar seinKOMMA eine Freundin zu haben, der ich …

Hier gehts ein wenig in Indikativ und beiden Konjunktiefen durcheinander
Lissy ist davon überzeugt, dass Frauen im Grunde immer noch weniger Selbstwertgefühl als Männer haben, …
Indikativ, korrekt – doch nun
sie seien auch insgesamt passiver und verhielten sich abhängiger, deshalb tue es ihnen ungemein gut, ...
Konj. I „seien“ + „tue“ - aber Konj. II „verhielten“ (oder doch eher Indikativ. Im Zweifel ist selbst bei mir mal die "würde"-KOnstruktion angebracht)?
der wieder übergeht in den Indikativ
wenn sie es sind, die den Kerl an die Luft setzen, doch umgekehrt…
(nebenbei, drei Auslassungs-Punkte direkt am Wort behaupten, da fehlte wenigstens ein Zeichen – was hier nicht der Fall ist – da wäre ja acuh die Ästhetik des Apostrophes reizwoller und sparsamer ...
(siehe auch hier)
„Sagen Sie, gibt es einen Dresscode? Ich bin da etwas unsicher…“

... angefangen, und das mu[ss] man ihm lassen:

Lissy meint ja, dass meine Wut lediglich verdrängte Trauer ist und ich soll mich doch mal mitten in die abgerissenen Tapetenstreifen setzen, tief in den Bauch atmen und abwarten, ….
Warum nicht schlicht „einatmen“?

Lissy meint aber, dass diese Traurigkeit nicht die sei, die ihr so vorschwebt. Überhaupt, sagt Lissy, ich würde immer mit den falschen Erwartungen an die Beziehungen rangehen, die Männer nicht so sein lassenKOMMA wie sie sind, sondern sie nach meinem Idealbild formen wollen; ….
ja, der Schöpfergott lauert in jedem, jemand nach und mit seinem Förmchen zu formen ... merkstu ja schon hier mittels Konjunktiv ...

Hier gerät neben der Klinik die Zeitenfolge durcheinander

Als Oliver letztes Jahr diese schwere Kreuzallergie hatte und keine Aufträge annehmen konnte, hat Lissy monatelang Nachtdienste in der Klink gemacht, bewundernswert!

Auf jeden Fall ist es schlecht für meinen Geldbeutel, denn Markus' Mietanteil fehlt nun mal[.]

„Und jetzt, meine Liebe, liesKOMMA was auf dem Zettel steht.“
Imperativ!, warum nur ein Pünktchen?

Und bei diesem Abschnitt

Sie schüttelt ihre rote Lockenmähne und seufzt. „Also pass auf. Ich fand diesen außergewöhnlich hübschen Stein, der aussieht wie ein Fisch, am Ruhrufer.“ „Sagtest du ja bereits.“ Lissy beugt sich zu mir. „Genau. Aber unter dem Stein lag der Zettel, verstehst du? Genau darunter.“ Ich verstehe nichts. Lissy klatscht in die Hände. „Begreifst du nicht, dass dies ein Zeichen ist?“ „Wofür denn?“
darf ruhig jeder Wechsel des je Sprechenden eine Zeile gegönnt werden ...

„Sagen Sie, gibt es einen Dresscode? Ich bin da etwas unsicher…“
Ja, das merkt man,

wird sich aber so schnell es geht wieder geben ...

bin ich von überzeugt!

Schönen Restsonntag auße Wiege vonnet Ruhrgebiet

Friedel

 

Hey @Jutta Ouwens ,

was für eine Überraschung! Hab mich doch schon neulich so gefreut, als ich Dich unter den Komms entdeckt hab. Und jetzt also eine Geschichte. Lange nichts von Dir gelesen. Mit dem Titel hattest Du mich sofort, der spricht mich an, der klingt nach einem Text, der meinem Geschmack entspricht und nach dem ersten Absatz war klar, kein leeres Versprechen. Es ist ein Text nach meinem Geschmack. Und dann war ich so schön am Lesen und fand die Lissy zwar furchtbar anstrengend, aber als Figur ziemlich genial und da war auf einmal auch schon wieder vorbei. Kannste doch nicht machen! Nachdem Du hier die Figuren eingeführt und einen hübschen Konflikt entworfen hast, gehste einfach raus! Gemein ist das. Sehr, sehr fies von Dir. :D Das ist das einzige, was ich zu bemängeln hab, bis dahin, hab ich mich nur wohlgefühlt und fand alles ganz zauberhaft und reizend.

Wahrscheinlich sollte ich dankbar sein eine Freundin zu haben, der ich so sehr am Herzen liege, doch ihre Fürsorge erschöpft mich einfach.
So Leute kennt wahrscheinlich jeder.

Dabei ist Markus mir nur ein paar Tage zuvorgekommen. Es lief schon lange nicht mehr gut zwischen uns und ich wollte ihn sowieso rauswerfen, doch er hatte gerade mit der Renovierung des Wohnzimmers angefangen, und das muß man ihm lassen: Markus arbeitet tipptopp. Ich hatte mir gedacht, dass er noch das Bad neu fliesen könnte und danach hätte ich Schluss gemacht, ...
Frauen sind auch furchtbar berechnend und fies und deshalb fand ich Markus Aktion schon ziemlich cool. Da war er ihr doch einen Ticken voraus. Ich kann es nicht leugnen, ich hatte ein klein wenig Schadenfreude. Und weil Markus reagiert, wie er reagiert, wurde mir die Prot. auch gar nicht unsympathisch, die Gefahr hätte nämlich durchaus bestanden.

Lissy meint ja, dass meine Wut lediglich verdrängte Trauer ist und ich soll mich doch mal mitten in die abgerissenen Tapetenstreifen setzen, tief in den Bauch atmen und abwarten, was es mit mir macht. Lissy sieht die Tapeten als Symbole für meine kaputte Beziehung.
Im wahren Leben nerven mich diese Lizzies ja komplett ab, als Textfiguren liebe ich sie!

Überhaupt, sagt Lissy, ich würde immer mit den falschen Erwartungen an die Beziehungen rangehen, die Männer nicht so sein lassen wie sie sind, sondern sie nach meinem Idealbild formen wollen; deshalb klappt es ihrer Meinung nach nie so richtig.
Scheint mir plausibel. Manchmal sagen auch Lissies schlaue Sätze :D

Und er liebt Lissy abgöttisch, nur Kinder will er noch keine, das spürt Lissy deutlich und lässt ihm Zeit. Wahnsinn, wie das bei den beiden klappt! Als Oliver letztes Jahr diese schwere Kreuzallergie hatte und keine Aufträge annehmen konnte, hat Lissy monatelang Nachtdienste in der Klink gemacht, bewundernswert!
Wenn ich so auf das Ende schaue, ist Lissy ja die arme Sau in der Geschichte. Aber ehrlich, hier dachte ich schon, oh ha, na mal gucken. Und siehe da ...

„Aber Poseidon ist auch ein neuer Club im Duisburger Innenhafen und ich denke, dass der Stein mitsamt dem Zettel ein eindeutiges Zeichen ist.“
:D Aber das fand ich dann doch bisschen komisch, warum so Zettel und Stein in der Wallachei rumliegen. Okay, kann jemand verloren haben, aber warum schleppt man sowas mit sich rum und würden die Einladungen zur Eröffnung oder was auch immer das am Abend ist - wirklich so aussehen? So im Nachgang finde ich das sehr "gewollt".

„Natürlich, Oliver Hochkämper und seine Gattin.“ Mir ist ein wenig schlecht.
Und ab hier, stieg die Spannung. Jetzt ist alles da. Ich war wirklich gespannt ...

„Tut mir so leid Lissy, aber heute haben die eine geschlossene Gesellschaft, da ist nichts zu machen.“
Ernsthaft? So ist die drauf? Die lässt ihre Freundin im Elend und Unwissenheit - sie lässt Lissy weiter Nachtschichten schieben, nur um ihr nicht die Laune zu verderben? Also, das ist ja ein sehr netter Zug, wer fügt anderen schon gern Schmerzen zu, aber - ne, ich finde das nicht gut von ihr. Gar nicht gut. Und leider ist ihre Ausflucht ja dann auch die deine, um den schönen, ach so schönen Konflikt nicht weiter nachgehen zu müssen, die beiden Mädels gehen essen, ich bin fertig mit Lesen, und für uns alle ist das nur der Trostpreis :D Was hätten die beiden da an Plänen aushecken können, die dann natürlich alle nicht funktionieren, ach das hätte noch richtig komisch werden können oder auch dramatisch, klar, aber mit so Lissies ist Komik sehr viel cooler als Drama. Aber bis dahin, habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Liebe Grüße!
Fliege

 

Hallo @Jutta Ouwens,

für mich hätte die Geschichte auch noch ein bisschen weitergehen können, nichtsdestotrotz hast du sie zu einem runden Abschluss gebracht wie ich finde. Ich lerne die beiden Mädels auf der kurzen Strecke doch schon ganz gut kennen und sehe, wie sie ticken.
Spannend finde ich, dass das Verhalten der beiden auf den ersten Blick rücksichtsvoll und freundschaftlich wirkt, aber eigentlich geht es der Lissy ja bei aller Liebe nur darum, der Prota zu zeigen, wie gut sie mit ihrem Leben klarkommt, so gut, dass sie nicht müde wird, ungefragt mit Lebenstipps um sich zu schmeißen wie ein esoterischer Psychoratgeber. Und natürlich sind Vertrauen und Hilfsbereitschaft das A und O und werden wie eine Schablone auf alles angewandt, egal, ob die Realität das nun hergibt oder nicht.
Die Prota ist genervt, sagt aber nichts, als sie von Olis Betrug erfährt. Es wirkt aber auf mich nicht so, als ob sie sich deshalb hilflos fühlt, auch wenn sie das so darstellt. Ich lese da eher so ein kleines bisschen Schadenfreude heraus nach all dem mein Leben ist so toll und deines nicht - selber Schuld Gerede von Lissy. Da fand ich es spannend zu sehen, was manchmal hinter der Fassade von Freundschaften steckt, die eigentlich keine sind. So zumindest meine Interpretation.
Das mit dem Stein fand ich zwar auch ein wenig an den Haaren herbeigezogen, aber wer weiß, was Lissy sich da zurechtgesponnen hat.


Lissy ist davon überzeugt, dass Frauen im Grunde immer noch weniger Selbstwertgefühl als Männer haben, sie seien auch insgesamt passiver und verhielten sich abhängiger
Was auf sie selbst natürlich überhaupt nicht zutrifft. :D


Ich hatte mir gedacht, dass er noch das Bad neu fliesen könnte und danach hätte ich Schluss gemacht, aber was tut Markus? Er reißt die alte Wohnzimmertapete runter und packt einen Tag später seine Koffer! Das ärgert mich dermaßen, dass ich Schlafstörungen entwickelt habe.
Herrlicher Absatz!


Lissy meint ja, dass meine Wut lediglich verdrängte Trauer ist und ich soll mich doch mal mitten in die abgerissenen Tapetenstreifen setzen, tief in den Bauch atmen und abwarten, was es mit mir macht.
:lol:


Überhaupt, sagt Lissy, ich würde immer mit den falschen Erwartungen an die Beziehungen rangehen, die Männer nicht so sein lassen wie sie sind, sondern sie nach meinem Idealbild formen wollen; deshalb klappt es ihrer Meinung nach nie so richtig.
:klug:


Also pass auf. Ich fand diesen außergewöhnlich hübschen Stein, der aussieht wie ein Fisch, am Ruhrufer.“„Sagtest du ja bereits.“
So, und jetzt scheiße ich auch mal klug: bei Sprecherwechsel immer eine neue Zeile.:teach:


Zeichen? Wofür?“
Eigentlich weiß sie doch aber, dass Lissy ständig irgendwelche Zeichen sieht, also fand ich ihre Reaktion hier nicht ganz passend. Hatte da eher ein:"Was? Schon wieder?" o.ä. erwartet.


Hallo, guten Tag, Schmieder mein Name. Haben Sie heute ab 21 Uhr geöffnet?“
„Ach, Sie gehören sicher zu den Gästen von Herrn Hochkämper?
In einem anderen Text würde ich die Gegenfrage unrealistisch finden, aber hier passt das.


Ich nehme sie in den Arm und drücke sie ganz fest.
„Tut mir so leid Lissy, aber heute haben die eine geschlossene Gesellschaft, da ist nichts zu machen.“
Vielleicht bin ich einfach nur eine gnadenlose Zynikerin, aber das kommt mir total geheuchelt vor (was zu einem Humor-Text ja auch durchaus passen würde.)


Das ist zwar jammerschade, aber ich habe so was schon gespürt, weil der Stein so schwer in meiner Hand lag,
Wo sie recht hat ...

Hab mich gut amüsiert liebe Jutta. Gerne mehr davon.

Viele Grüße,
Chai

 

Hallo Friedel!
Jau, da bin ich wieder und freue mich, dich anzutreffen! Ich war nie ganz und gar weg, habe immer wieder mal reingelünkert, doch nun wieder regelmäßiger.
Die Sache mit den Kommata macht mich ganz wuschig, weil ich glaube, es dürfen gerne ein paar weniger sein. Lustig ist, dass ich sie just an den Stellen gestrichen habe, an denen du sie gerne hättest!
Meine zugegeben chronische Konjunktivitis habe ich radikal mit Indikativtropfen behandelt!
Sag' mal, kennst du den Begriff 'tief in den Bauch atmen' wirklich nicht??
Dann gehörst du sicher zu den Menschen, die nie einen Entspannungskurs oder Yoga gemacht haben, oder?

Danke dir und Gruß,
Jutta

Hallo Rob!
Herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren.
Ja, ich verstehe, dass du den Text nicht so schlüssig fandest.
Ursprünglich war es eine reine Dialogszene für die Bühne.
Wir haben Ideen gesammelt für eine kleine Revue zum Thema: Besserwisserei.
(Wenn Sie wissen wollen wie es Ihnen geht, fragen sie mich doch mal!)
Aus diesem Dialog habe ich dann diese kleine Geschichte gemacht.

Viele Grüße,
Jutta

Hallo Fliege!
Was für eine schöne Begrüßung nach langer Abstinenz!
Ich danke dir und freue mich, dass die Geschichte dir gefallen hat.
Es war der Versuch, eine kleine Theaterszene in eine Geschichte zu verwandeln.

Viele Grüße,
Jutta

Hallo Chai!
Du hast es wirklich gut auf den Punkt gebracht: es geht um Klugscheißerei und Besserwisserei! In den oberen Kommentaren habe ich das kurz erklärt.
Wie schön, dass du die Geschichte gelesen hast und noch schöner, dass sie dir gefallen hat.

Danke und Gruß,
Jutta

Übrigens möchte ich mich mal bei allen Menschen hier bedanken, die sich so ambitioniert mit Grammatik, Rechtschreibung und Syntax beschäftigen. Das ist so gar nicht meins!
Dank dafür!

 

Hej @Jutta Ouwens ,

das ist ja eine flotte Geschichte. Ich meine, die liest sich weg wie nichts, als hätte ich sie schon einmal gelesen, als würde ich sie kennen. Das kann in meinem Hirn nur bedeuten, dass du dein Handwerk verstehst. ;)

Ich habe mich aber von Anfang an nicht aufs Glatteis führen lassen, denn im Titel steht ja Lissy ... , so war ich mega aufmerksam, als ich über ihre gute Beziehung las. :klug:

Für mein Verständnis ist es ein wenig klischiert, wenn diese wissende und hyperaktive, esoterisch orientierte Freundin am Ende die Gelackmeierte ist, aber sei’s drum. Ich habe mich gut unterhalten, auch wenn ich das Ende so oder so ähnlich kommen sah.

Die Geschichte um die Deutung des zufällig gefundenen Fischsteins, hin zum Club und zurück zum Griechischen Restaurant ohne Aufklärung finde ich ein wenig schade. Zu gerne hätte ich von Lissy lesen mögen, wie all die Emotionen aufbrechen, die sie ihrer Freundin anfangs einreden wollte, um den widerlichen Schmarotzer und Betrüger die Hölle heiß zu machen.
Da wäre noch mal Wind aufgekommen. So hast du damit aber zumindest meine Phantasie angestoßen.

Lissy hat das bestimmt gespürt.
Der letzte Satz würde mir nicht fehlen. Ich habe nämlich selbst gedacht: Die merkt wohl nix.:D

Vielen Dank für die kurzweilige und gekonnte Unterhaltung. Kanji

 

Moin @Jutta Ouwens,

vielen Dank für Deine Geschichte.

Ich hab sie gerne gelesen, und bis auf ein, zwei Flüchtigkeitsfehler (die bereits angemerkt und ebenso korrigiert wurden), hat mich nix aus dem Flow geworfen, was eine feine Sache ist.
Wobei, ein Ding gabs dann doch noch, nämlich dieses:

„Ach, Sie gehören sicher zu den Gästen von Herrn Hochkämper?“ Mein Herz schlägt schneller.
Hier dachte ich beim ersten Durchgang: Der Name sagt mir nichts. Im nächsten Satz klärst Du es dann auf, auch wenn man sich selbst die (kleine) Brücke bauen muss, dass Oliver Hochkämper Lissies Oli ist. Da hätte ich mir gewünscht, Du hättest den Nachnamen bereits ganz am Anfang einmal fallen gelassen, sodass man ihn hier schneller hätte greifen können. Andererseits muss man seinen Leser:innen ja auch nicht alles vorkauen ... :sealed:

Was mir wirklich sehr gefallen hat, ist diese lockere, charmant-lustige Tonalität, die sich durch den ganzen Text zieht. An einer Stelle hast Du mich sogar laut zum Lachen gebracht:

Lissy meint ja, dass meine Wut lediglich verdrängte Trauer ist und ich soll mich doch mal mitten in die abgerissenen Tapetenstreifen setzen, tief in den Bauch atmen und abwarten, was es mit mir macht.
Sehr gut! :thumbsup:


In einem anderen Kommentar wurde bereits der Zettelfund als zu konstruiert beschrieben. Dem schließe ich mich an. Wäre es da nicht z.B. plausibler, sie findet stattdessen einen Flyer des Clubs und hat ihn nur mitgenommen, weil der Stein, unter dem er eingeklemmt war, tatsächlich fast wie ein Fisch aussieht? Dass da ein abgerissener Zettel mit einer handschriftlichen Notiz unter einem besonderen Stein am Wegesrand liegt, konnte ich nicht kaufen.

Das Ende kam auch für mich fast ein wenig zu schnell, da hättest Du gerne noch eine Schippe drauflegen können.

Sehr gerne gelesen,
beste Grüße
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Jutta Ouwens,

ich fand das so ganz stimmig gemacht, wie die Lissy zu allem immer was meint und die Protagonistin kaum für sich alleine denken kann. Vielleicht etwas schablonenhaft, find ich hier aber nicht unpassend, dieses Comedy-Element, das durch die erwartbare Wiederholung entsteht.

Diese Sache mit Poseidon kauf ich aber nicht. Lissy hat das wohl irgendwie eingefädelt („Weißt du was? Ruf doch mal dort an, ich muss dringend aufs Klo.“ - klingt nach Vorwand) aber warum? Was will sie der Protagonistin zeigen? Um sie zu trösten??? Sicher könnte Lissy auch selbst die Betrogene sein, aber dann passt alles andere nicht, vom Finden des Steins mit dem Zettel (für wen?) über die mehrmaligen Anrufe bis zum Ausweichen aufs Klo - nicht zu vergessen natürlich, dass Lissy angeblich nichts davon weiß, dass Oliver verheiratet ist. (Gibt es, nehme ich einer Geschichte im Prinzip auch ab, aber nicht so leichtfertig.)

Im Zusammenhang dieser Konstruktion eine Detailkritik:

„Hallo, guten Tag, Schmieder mein Name. Haben Sie heute ab 21 Uhr geöffnet?“
„Ach, Sie gehören sicher zu den Gästen von Herrn Hochkämper?“
Das haut so oder so nicht hin, ob Lissy das nun eingefädelt hat oder nicht. Das Telefongespräch ist vielmehr ganz bestimmt so abgelaufen:
-- „Hallo, guten Tag, Schmieder mein Name. Haben Sie heute ab 21 Uhr geöffnet?“
-- "Bedaure. Wir haben heute eine geschlossene Gesellschaft"

Und dann gehen sie in ein anderes "Poseidon" - warum? Nur weil es so heißt?? Wenn Lissy ja wengistens sagen würde: Dann halt das Poseidon in Mülheim, vielleicht aht das Schicksal ja auch das gemeint. Gut, können sie ja machen, die beiden, ich verstehe nur nicht, ob damit ein Zusammenhang angedeuet sein soll oder ob das für sich steht, und wenn es für sich steht, würd ichs auch so formulieren.

Nun ja, Schlusssatz und Titel sprechen wiederum deutlich dafür, dass doch Lissy die betrogene ist, die zwar alles weiß, aber in Wirklichkeit eben nichts spürt bzw. nichts läuten hört. Find ich unter dem Aspekt nicht schlecht, aber der Weg dahin (der Stein mit dem Zettel usw.) wäre mir für diese Lesart zu nachlässig gepfalstert.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch!
Also, gedacht war es so: Lissy ist eine notorische Besserwisserin, sie weiß auch , wie sich jemand fühlt, glaubt sie jedenfalls. Natürlich ist sie eine extravertierte Person, die gerne auf allen Festen tanzt und alles kennt, was neu und angesagt ist. Ihre eigenen Probleme sieht sie deshalb nicht, ihren Mann idealisiert sie, das erspart die Innenschau. Lissy ist die Frau von Oliver, der sein Doppelleben genießen kann, weil Lissy so ist wie sie ist.
Der 'entlarvende' Anruf der Freundin im Poseidon wäre sicher nicht so abgelaufen, da stimme ich dir zu, doch ich wollte, dass Oliver auffliegt. Das war einfach bequem, aber sicher nicht logisch.
Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Gruß,
Jutta

 

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