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Nacht der Zentauren

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29.09.2004
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Nacht der Zentauren

Königin Selvieve stand am Fenster ihres Turmzimmers und ließ ihren Blick über den Burghof schweifen. Die Natur selber schien dem König gewogen. Es hatte tagelang geregnet, doch nun, als Knappen Pferde sattelten, Schmiede glänzende Schwerter ein letztes Mal schärften und Ritter selbstbewusste Worte in den Wind riefen, hatte sich fahler Sonnenschein über die Szenerie gelegt. Der Page des Königs rollte das Banner aus. Ein goldener Löwe auf schwarzem Grund.

Bald würde alles bereit sein.

Die Suche nach dem Gral würde beginnen. Hunderte Ritter, jahrelang ausgebildet in den Künsten des noblen Mordens und und ehrenhaften Tötens würden ihre Kräfte an der einzigen Suche messen, an der sogar König Arthur gescheitert war. Lachend würden sie Träumen hinterher ziehen, für Ideale kämpfen, den Glauben verteidigen, Erleuchtung suchen. Narren.

„Wünscht Ihr Euch, Ihr wäret ein Mann und könntet dabei sein, Mylady?“

Sie fuhr herum. Galmarth war in das Zimmer getreten und lächelte sie aus grünen, etwas zu weit auseinanderstehenden Augen an. Er war ein Ritter. Kein Soldat in ritterlichem Gewand, kein Mörder mit Adelswappen, ein wahrer Ritter; ein letzter Lichtstrahl, der aus einer sonnendurchfluteten Zeit in die Dunkelheit der Gegenwart drang.

„Ihr kennt meine Meinung, Sir Galmarth. Der Gral ist eine Idee, ein Phantom. Ihr könntet mit den gleichen Erfolgsaussichten Gott höchstpersönlich hinterherjagen.“

„Vielleicht tun wir das ja? Vielleicht suchen wir Gott?“ Sein Lächeln wurde breiter.

Selvieve funkelte den Ritter ungehalten an. „Dann seid Ihr ein Narr! Wenn Arthur ihn nicht gefunden hat, wie sollen die Ritter eines entlegenen, unbedeutenden Hofes ihm jemals nahekommen?“

Sein Miene wurde ernst. Er sah kurz zu Boden, dann richtete er seinen Blick wieder auf Selvieve. Ein Lächeln, doch es erstreckte sich nicht auf die Augen. „Ich bin dem König, Eurem Gemahl, zur Treue verflichtet. Es ist unbedeutend, was ich glaube oder denke.“

„Ihr seid ein Narr.“ Sie durfte jetzt nicht weinen. Jetzt nicht. Sie atmete tief ein. „Gebt ja acht, dass Ihr es unversehrt zurückschafft. Wenn Ihr sterbt, verzeihe ich Euch das nie.“

„Ich verspreche es.“ Ihre Blicke trafen sich. Für eine Sekunde schien sich die Traurigkeit der Welt in seinen Pupillen zu ballen. Dann sah sie nur noch ihr Spiegelbild in seinen Augen, verzerrt und klein.

„Mylady, Ihr habt Feinde am Hof. Nehmt deswegen ein Geschenk von mir an. Er ist mein Diener und war mir stets ein guter Freund und Beschützer.“

Hinter ihm, in der Dunkelheit des Ganges bewegte sich etwas. Eine dunkle Silhouette, die sich an Galmarth vorbeischob und in das Licht trat. Ein Gesicht, dass dem eines Menschen ähnelte, der mit grobem Meißel aus Granit geformt worden war. Gelbe Augen, die leicht zusammengekniffen waren, als würden die Lider mühevoll etwas zurückhalten, das an die Oberfläche zu dringen drohte. Der Oberkörper eines Menschen, wenngleich massiger. Der Körper eines Pferdes.

Selvieve fuhr erschrocken zusammen und wich einen Schritt zusammen. „Was... was ist das?“

„Dies, Mylady, ist Trocto. Er kommt aus dem Süden unseres Reiches. Er wird auf Euch aufpassen. Er hat es geschworen, Zentauren brechen Ihre Schwüre nie. Nicht wahr, mein Freund?“
Der Zentaur schwieg. Sein Blick blieb auf Selvieve geheftet, dann drehte er sich um und verschmolz mit der Dunkelheit.

Die Verabschiedung des Königs fiel weniger dramatisch aus. Selvieve erschien in den Farben des Staates gekleidet im Thronsaal. Dort saß er, in goldener Rüstung, aus der sein blasses, bartloses Gesicht fast grotesk herausragte. Ein lächerlicher kleiner Mann auf einem goldenen Thron, fünf Jahre jünger als sie, doch mit der Überzeugung, die Welt zusammenzuhalten. Er händigte Ihr eine Urkunde aus, die besagte, dass er innerhalb dreier Jahre zurückkehren würde. Sie sollte das Reich verwalten. Dann versicherte er ihr vor dem Hofstaat seine Liebe, doch seine Augen blieben distanziert, waren bereits auf ferne Orte und wilde Träume gerichtet. Sie akzeptierte formal. Sie sagte nichts. Sie erwähnte nicht, dass die Hauptstadt des Reiches mehr Bettler und Diebe beherbergte als Kaufleute. Sie führte nicht aus, dass das Land von Feinden umgeben war, die sich danach sehnten, fruchtbares Ackerland in ihren Besitz einzuverleiben. Sie schwieg. Frauen die schwiegen waren außer Gefahr. Ihre Miene war regungslos. Ihr ganzes Leben hatten sich Männer in ihr Leben gedrängt, ihre Bewegungen bestimmt, ihren Körper beherrscht. Sie schwieg.

Einige Stunden später brachen die Ritter auf, Flaggen wehten im Wind, Taschentücher angebeteter Hofdamen flatterten an polierten Rüstungen, die das Licht verstärkten und vielfach widerspiegelten. Der König ritt and er Spitze. Hinter ihm Irfein, der einen Drachen erschlagen hatte, als er gerade zwölf war. Gutrec, der reisende Ritter, der jedes Land dieser Welt besucht hatte. Walt, der eher ein Dichter als ein Kämpfer war und nicht einmal einen Helm trug, damit seine Locken im Wind wehen konnten. Galmarth, von dem sogar seine Feinde voller Anerkennung sprachen. Hunderte Männer in strahlenden Rüstungen, die Hände winkend erhoben, den Geist bereits in Abenteuern und Kämpfen. Für einen Moment sahen die Ritter tatsächlich wie eine Armee aus, die Gott finden könnte.

Doch die Spuren der Hufe im Sand verschwanden. Der Wind raubte den Bäumen die letzten Blätter, bis sie sich als fahle Skelette vom bleiernen Himmel abhoben. Von den Rittern kam keine Nachricht. Schnee bedeckte die karge Landschaft wie ein Leichentuch. Kein Lebenszeichen von den Rittern. Der Himmel lichtete sich und der Schnee wurde durch das erste schwache Grün des Frühlings ersetzt. Keine Spur von den Rittern, die ausgezogen waren, Gott zu finden. Die Wochen verschlangen sich und wuchsen zu Monaten heran.


„Mylady, es bleibt uns keine andere Möglichkeit, wir müssen ihnen die südliche Provinz abtreten.“, sagte der Berater mit einer Endgültigkeit, die jede Diskussion im Keim zu ersticken schien.

„Das kommt nicht in Frage, Bortas! Ich bin die Regentin und wir werden keinem Agressor nachgeben“, gab Selvieve zurück. Hinter ihrer Stirn tobten Kopfschmerzen wie kalte Blitze, doch sie hielt sich aufrecht. Der Staat war von einem fremden Fürsten angegriffen worden und ihre Berater wollten, dass sie aufgab. In der südlichen Provinz wurde bereits gemordet, vergewaltigt und geplündert und sie sollte das Gebiet abtreten. Wut stieg in ihr auf. „Wenn wir heute nachgeben, werden sie uns alles nehmen.“

In den Augen des Beraters tanzte ein eisiges Feuer. „Mylady, Bei allem Respekt, als Frau könnt Ihr die Lage kaum angemessen einschätzen. Wir werden die südliche Provinz aufgeben, da ...“

„Ihr das Geld braucht?“ Das hohle Stampfen von Hufen auf Marmor unterbrach den Berater. Aus dem Schatten hinter dem Thron trat der Zentaur hervor. Seine Miene war unbewegt, doch jedes einzelner seiner Worte schien aus kaltem Stahl geformt, während er langsam auf Bortas zuschritt. „Da Ihr Schulden habt und von unseren Feinden Gold geliefert bekommt? Da Euch ein Teil der südlichen Provinz zugesprochen wurde?“

Bartas schnaufte verächtlich, doch alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen. „Umgebt Ihr Euch immer noch mit diesem Monster, Mylady? Diese Tiere sind gefährlich, Ihr solltet vorsichtig sein.“

Trocto starrte ihn wortlos an. Seine gelben Augen schienen durch Bartas hindurchzudringen, als sei er zu unwichtig, um wahrgenommen zu werden. Schweiß stand auf der Stirn des Beraters. Mit einer ruckartigen Bewegung drehte der Mann sich um und verließ den Saal hastigen Schrittes.

Trocto blickte ihm hinterher. Dann wandte er sich langsam zur Königin. Selvieve erhob sich von ihrem Thron, sodass sie dem fremdartigen Wesen von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand. Wieder einmal wurde sie von dem leichten Schwindelgefühl erfasst, dass sie oft ergriff, wenn sie in Troctos Augen blickte. Es war, als würde man einen Herzschlag hinter die Realität der Welt zurückfallen. Die Augen schienen den Blick in eine uralte Zeit zu ermöglichen, als Menschen noch keine Paläste hatten, als die Luft nach rauher Freiheit schmeckte.

„Mylady“, die Stimme des Zentaurs war leise, beinahe ein Flüstern. „Ihr habt zwei Probleme und ich habe zwei Lösungen. Ich möchte nicht, dass Ihr die Details dieser Lösungen kennt. Ich möchte nur, dass Ihr nickt, wenn Ihr einverstanden seid. Mylady, soll ich eine Lösung Eures Beraterproblemes herbeiführen?“

Selvieve blickte ihn an. Dann nickte sie.

“Möchtet Ihr des weiteren, dass ich mich um die Invasoren kümmere?“

Wieder nickte Selvieve, diesmal entschiedener.

Wortlos drehte der Zentaur sich um und trabte aus dem Saal. An der Tür blickte er sich um. „Eure Entscheidung ist gefallen. Dieser Weg ist unumkehrbar.“

In den nächsten Tagen schien ein schwarzer Schatten über den kleinen Staat zu fallen. Gerüchte wurden von hastigen Mündern in erwartungsvolle Ohren gegossen. Hast du gehört, dass der Berater verschwunden ist? Bartas? Was, man hat seine Leiche inzwischen gefunden? Auf eine Pfahl gespießt, viele Tagesritte von seiner Burg entfernt? Und weiß man schon, was aus der Südprovinz geworden ist? Der Feind ist vertrieben worden, aber wie?

Die sternenlose Nacht gebar Gestalten, die aus den Wäldern kamen und die Armee des Feindes angriffen, Schatten aus längst vergangenen Zeiten, so fremd, so anders, dass ihr Anblick genügte, um Panik zu erzeugen, die fast greifbar war, Furcht vor einem Schicksal, gegen das der Tod ein Erlösung darstellte.

Auf die Nacht folgte neuer Morgen.

Drei Monate später ließ Selvieve ihren Mann für tot erklären und sich zur von Gott ernannten Herrscherin krönen. Das Volk akzeptierte, doch es war unruhig. Man hielt Selvieve für eine Hexe, sprach von geheimen Treffen mit Satan, von düsteren Messen in den Eingeweiden der Burg. Doch die Stimmen verstummten, als die Monate sich zu Jahren dehnten und auch die Jahre unaufhaltsam vorübergingen wie ungezähmte Pferde. Wer bei dem Aufbruch des Königs noch kaum über den elterlichen Tisch hinwegzuschauen vermochte, wuchs, verliebte sich, heiratete, zeugte Kinder, sah zu, wie seine goldenen Haare spärlich und fahl wurden, lebte, liebte, hasste, für immer im Gefolge der Zeit.

Dreißig Jahre vergingen.

Feinde trieben ihre Armeen immer wieder in den kleinen Staat, reckten bunte Banner in den Himmel, gewiss, eine Frau und ihr Reich vernichten zu können. Bis die Nacht kam und die Dunkelheit sie verschlang. Diejenigen, die es nach Hause schafften, sprachen wenig. An den Rändern ihres Bewusstseins war stets die Dunkelheit, die sie überfallen hatte, das Trampeln von Hufen in ihren Ohren, die nicht wie Pferdehufe klangen sondern wie die Schritte des Todes, wenn er im Gewand der Nacht über die Erde schreitet und um ihn das Leben welkt.

Die Angriffe hörten auf. Die Dunkelheit war dem Land gewogen.

„Das Volk liebt Euch, meine Königin“, stellte Trocto fest, als er fast lautlos neben dem Thron der Königin erschienen war. Es war ein lauer Herbstabend, viele Monde nach dem Aufbruch der Gralsritter. „Der Handel blüht, die Luft riecht nach frischem Weizen und wilden Blumen. Jeden Monat bringen die Händler Vorräte in die Wälder, zu meinem Volk. Warum seid ihr so blass?“ Er brachte etwas zustande, das einem aufmunternden Lächeln glich.

„Trocto...“, Selvieve stockte. Ein trauriges Lachen entwich ihrem von den Jahren gezeichneten Körper. „Erzähl mir noch einmal von den alten Zeiten. Erzähl mir noch einmal, wie du mit Galmarth die Mondscheininseln besucht hast. Beschreib mir genau, wie die Wellen das Licht widergespiegelt haben, wie die Zeit stillzustehen schien, als hätte das fahle Leuchten den Moment in alle Ewigkeit gestreckt.“

Der Zentaur blickte sie unverwandt an. „Ich sehe in Euren Augen, dass dies keine Zeit zum Erzählen ist, meine Königin. Gibt es ein Problem? Ich bin mir sicher, wir werden eine Lösung finden.“

Selvieve lachte heiser auf. „Für dich gibt es immer eine Lösung nicht wahr?“ Sie stockte und schloss ihre Augen. Sie war keine junge Frau mehr. Sie war zu alt, um das Gewicht der Welt auf ihren Schultern zu tragen. „Eine kleine Armee ist in die Ostgebiete eingedrungen.“

Troctos Gesicht blieb regungslos. „Ich werde mich darum kümmern. Um welche Armee handelt es sich?“

Selvieve erwiderte seinen Blick. Jede Faser ihres Körpers war angespannt. „Sie tragen ein Banner aus vergangenen Tagen. Ein goldener Löwe auf schwarzem Grund. Sie werden angeführt von einem König aus vergangenen Tagen. Unter ihnen ist ein Freund aus vergangenen Tagen.“

Zum ersten Mal, seit Selvieve den Zentauren kannte, schien er aus der Fassung. Überraschung, Zweifel und schiere, helle Freude durchzogen sein Gesicht, diffuse Lichtstrahlen im Wald. „Galmarth ist zurück? Der König auch? Haben sie den Gral ...“

„Es ist egal ob sie den Gral gefunden haben!“ schrie Selvieve. Ihre Lungen schienen zu bersten, das Licht brannte in ihren Augen. „Es ist egal, verstehst du das denn nicht! Er wird wieder König sein! Alles was ich aufgebaut habe, wird zu Staub! Wenn du denkst, er wird den Städten ihren Wohlstand lassen, bist du ein Narr. Wenn du denkst, er wird dein Volk in Ruhe lassen, bist du verrückt. Verstehst du denn nicht? Der Gral ist irrelevant, eine fahle Legende aus Spinnenweben und Staub! Es geht hier um meine Welt, mein Land, mein Volk.“

„Was erwartet Ihr von mir, Selvieve?“ Die Miene des Zentauren war erstarrt, seine Augen waren erloschen. Er wusste, was Selvieve erwartete.

„Es gibt ein Problem, Trocto. Du wirst es lösen. Du hast“, flüsterte sie und trat einen Schritt auf Trolco zu. „du hast geschworen, mich zu beschützen. Tue deinem Schwur Genüge. Sie werden heute Nacht kurz hinter der Grenze ihr Lager aufschlagen. Entfessle die Dunkelheit, Zentaur.“

Einen Herzschlag lang schien alles, was an Trocto vertraut wirkte, zu verschwinden. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, wie ein uralter Gott, der ängstliche Gebete einforderte. „Ich soll meinen Freund töten?“ Der Moment hielt nicht an. Alle Kraft schien seinen Körper zu verlassen. Langsam bewegte er sich auf die Tür zu. Das Pochen seiner Hufe auf dem kalten Marmor klang hohl, verrottet. „Ich werde es tun, weil ich geschworen habe. Dann werde ich in die Wälder zurückkehren. Ihr seht mich nie wieder. Schickt mir Boten hinterher und Ihr werdet vernichtet.“ Er warf ihr einen letzten Blick zu, aus dem alle Wärme, alles entfernt Menschliche verschwunden war. Dann war er verschwunden.

Trocto kehrte nicht zurück. Dunkelheit umarmte die Armee an der Ostgrenze. Er kehrte nicht zurück und das Leben schien aus dem Schloss, schien aus Selvieve gewichen. Als der Morgen anbrach, stand die Königin am Turmfenster. Die aufgehende Sonne brach durch den Nebel und malte das Land in verräterischen Lügenfarben an. Selvieve öffnete das Fenster und ließ ihren Blick über ihr Reich schweifen. Menschen erwachten, um befreit den Tag zu beginnen, ihren kleinen Wegen zu folgen, ihre Arbeiten zu tun, ihr Leben zu führen. Ein normaler Tag.

Doch der Winter war angebrochen, ohne Zweifel. Selvieve würde nicht weinen, sie würde nicht klagen. Sie musste die Fakten des Lebens akzeptieren. Freundschaft starb, Ehre ging. Die Zeit würde alles verschlingen, Licht würde endlosen, dunklen Nächten weichen.

Der Winter war nah.

 

Hallo Spectator,
deine Geschichte hat mir gut gefallen, nur an einzelnen Stellen würde ich sie anders gewichten wollen. Ich hatte nur vor, sie ganz kurz anzulesen, aber dann hat sie mich doch in ihren Bann gezogen, und plötzlich hatte ich sie durch.
Sie hat mir gut gefallen, wenn der Titel auch ganz andere Erwartungen in mir geweckt hat. Nacht der Zentauren, das klingt so danach, als würden die Zentauren in einer bestimmten Nacht eine bestimmte Rolle spielen, aber das tun sie ja eigentlich die ganze Zeit über.
Was mich am meisten gestört hat, ist, was du berichtest und was nicht. Teilweise gibst du wichtige Ereignisse nur im Zeitraffer als "man erzählte" wieder, auch das Verhältnis der Königin zum Zentauren ist nicht geklärt, und ihre Gefühle bei der ganzen Sache werden nicht wirklich deutlich, erst am Schluss, als sie sie im Monolog erklärt. Ich finde, du solltest an der Stelle diese Figur(en) besser ausarbeiten.

Sonst hats mir aber sehr gut gefallen!

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Vita,

gracias für die Kritik... bin erleichtert, dass die Geschichte trotz langer Schreibpause nicht völlig danebengegangen ist. Wie immer kann ich deine Kritikpunkte gut nachvollziehen. Der Titel weckt in der Tat falsche Assoziationen, vielleicht überlege ich mir noch etwas anderes. Die Passage, in der der Tod des Beraters zusammengefasst wird, ist wirklich nicht gerade die subtilste Möglichkeit der Darstellung, ich wollte aber keinen wirklichen Schauplatzwechsel, da ich die Perspektive so weit wie möglich auf Selvieve beschränken wollte. Die Gute ist sowieso in der Tat noch ein etwas blasser Charakter, wenn meine Uni-Ferien beginnen, werde ich definitiv noch eine Episode einbauen, in der die Entwicklung der Beziehung zum Zentauren geklärt wird.

Danke für die Anregungen, wie immer sehr hilfreich.

Gruß,

Spec

Ps.: Ich hoffe von dir gibt's bald mal wieder eine zünftige Wirtshausgeschichte:)

 

Hallo Spectator,

das ist auch eine von deinen Geschichten, die mir gut gefallen hat. Die Charaktere sind sehr glaubwürdig, vor allem Selvieve. Das ist schon echt Mist, wenn man als ehrgeizige und fähige Frau in so einer Männerwelt leben muss. Da muss frau dann eben mit harten Bandagen um ihr Lebenswerk kämpfen :). Auch wenn das Ende natürlich verdammt tragisch ist - es ist absolut folgerichtig.

Ich hab noch ein paar kleine Fehler gefunden, die noch niemand angemerkt hat:

ihrem von den Jahren gezeichnetetn Körper

Ein t zuviel

wie die Wellen das Licht wiedergespiegelt haben

widergespiegelt, nur mit i

Ich sehe in euren Augen, dass dies keine Zeit zum Erzählen ist

Euren ist die Anrede, muss großgeschrieben werden

Unter Ihnen ist ein Freund

Dieses "ihnen" müsste dagegen klein geschrieben werden.

Grüße und :thumbsup: von Perdita

 

Tach Perdita,

schön, dass Dir auch diese Geschichte gefallen hat. Ich fand historisch schon immer Frauen interessant, die härter als hart sein müssen, um sich in der großen, bösen patriarchalischen Welt durchzusetzen - Elizabeth I, Katharina die Große etc. Freut mich, dass du Selvieve für einigermaßen glaubwürdig hälst, ohne, dass sie zu einem moralinsauren Klischee wird (das war ein wenig meine Befürchtung).

Auch hier wieder: Danke für deine hilfreichen Ausdrucksanmerkungen - wird korrigiert, sobald ich hoffentlich erfolgreich einer Horde von Achtklässlern den Unterschied zwischen simple past und present perfect erklärt habe.

Also: Danke für Kommentar und Anmerkungen. It's appreciated.

Gruß und so,

Spec

 

Ah, mir ist grade noch was aufgefallen, am Anfang heißt es:

Der Page des Königs rollte das Banner aus. Ein goldener Löwe auf schwarzem Grund.

aber am Schluss:

Sie tragen ein Banner aus vergangenen Tagen. Ein goldener Löwe auf blauem Grund.

Ist das Banner am Ende ausgebleicht, weil die so lange unterwegs waren? :)

Noch mal Grüße

 

Hallo spectator,

Der König ritt and er Spitze

Spannende Geschichte mit einem Ende, das vielleicht sinnvoll und naheliegend ist, aber ist es die einzige Möglichkeit? Vielleicht hätte der Zentaur eine Antwort gewusst, aber anscheinend kennt er auch nur einen Weg, Gefahren zu begegnen. Eine im Ergebnis farblose Welt ohne Alternativen.

LG

Jo

 
Zuletzt bearbeitet:

zu Perdita: Die Farbänderung beim Banner ist natürlich ein Stilmittel, um farbmetaphorisch auf die existentialistisch-transzendentale Komponente der narrativen Strukturen hinzuweisen. Mit anderen Worten: dämlicher Schnitzer von mir, danke für den Hinweis:)

Tag jobär,

ich habe über eine Welt geschrieben, in der sich die Heldin nicht durchsetzt, weil sie listiger oder trickreicher ist - letztlich ist sie bereit, die Methoden der Männerwelt zu übernehmen, indem sie lernt, Gewalt skrupelloser einzusetzen. Es ist eine Welt, in der sich Menschen über Gewalt definieren, auch wenn sie diese vielleicht mit religiösen Motiven verbergen.
So funktionieren meiner Meinung nach die meisten mittelalterlichen Romanzen - auch wenn die Thematik hier möglicherweise zynischer (oder in deinen Worten "farbloser") daherkommt. Wenn das auf dich farblos wirkt, ist das schade, da du allerdings der Geschichte Spannung bescheinigst, bin ich einigermaßen beruhigt.

Danke fürs Lesen und so,

Spec

 

Grüß dich Basti,

Vielen Dank fürs Lesen. freut mich, dass dir die Geschichte z.T. gefallen hat. Zu deinen konkreten Punkten:

1.) Mit den Fehlern hast du Recht, da sind mir ein paar peinliche Schnitzer unterlaufen - ich hoffe, ich habe die meisten inzwischen ausgemerzt (insbesondere die Namensverdreher, die mir in der Tat etwas peinlich sind)

2.) Du hast Recht, von dem Zentauren erfährt man nicht allzuviel, da ist der Titel vieleicht etwas irreführend. Ich wollte aber so wenig wie möglich von Selvieve und ihrem zentralen Konflikt abkommen. Wenn dadurch das Ende etwas abrupt daherkommt, sollte ich die letzte Reaktion des Pferdemannes vielleicht nochmal klarer machen.

3.) Was den Zentauren im Turm angeht - hui, du hast ein Auge für Details. Äh... Trocto hat Treppensteigen geübt? Es ist ein großer Turm? Ich denk mal so hat er's geschafft, der Zentaur.

In jedem Fall: Gracias für deine Gedanken zur Geschichte...

Gruß und so,

Spec

 

Hi Spectator,

ich muss sagen, ich hatte beim Lesen sehr zwiespältige Eindrücke. Einerseits verwendest Du zahlreiche Beschreibungen, insbesondere mag ich szenische Einstiege nicht, da nix passiert. (Aber das ist Stilsache.)

Andererseits vermagst du Beschreibungen mit Bewegung zu füllen, dadurch werden die Bilder lebendiger. Gut gefallen hat mir auch der Verlauf der Handlung. Sie ist stimmig, überzeugt, ungefähr in der Mitte wollte ich dann auch wissen, wie es weitergeht. Ebenso empfinde ich Deine Wortwahl sehr phantasievoll, immerwieder stieß ich auf Sätze, die mir allein durch ihren Klang gut gefielen. Die Technik der Satzwiederholung würde ich lediglich eeeetwas vorsichtiger einsetzen.


Zwei Aspekte sind mir allerdings immer wieder aufgefallen:

1.
Die moralische Komponente finde ich sehr offensichtlich. Sie wird wiederholt erwähnt, wirkte auf mich schon aufdringlich. Könnte man z.B. den schönen Schein militärischer Pracht nicht durch zwiespältiges Verhalten der Figuren entlarven? Dies ließe dem Leser Raum für sein eigenes Urteil.
Zudem würde das opportunistische Verhalten der Prot am Ende weniger vorhersehbar sein, die Wendung am Ende ist zwar konsequent, aber mich hat sie nicht mehr überrascht.

2.
Ich hatte etwas Mühe, dem unterschiedlichen Zeitfluss zu folgen.

„Mylady, es bleibt uns keine andere Möglichkeit, wir müssen ihnen die südliche Provinz abtreten.“, (...).
Ich fand diese Stelle verwirrend, da ich einen Hinweis vermisste, dass wir nach der Zeitraffer wieder in eine Szene einsteigen. Ein einzelner Satz, vielleicht mit Ortsangabe könnte helfen.

Habe ich das richtig verstanden, dass der König seine Rückkehr in drei Jahren ankündigt, aber bereits nach anderthalb Jahren (?) von seiner Frau für tot erklärt wird? Könnte man das nicht als Grund für die Unruhe des Volkes erwähnen? Ging mir zu glatt.

Schließlich bezifferst Du konkret einen Zeitsprung von dreißig Jahren, benennst dieselbe Frist wenige Zeilen später aber sehr vage mit "viele Monde". Hier stutzte ich wiederum etwas, da mir hier genau klar war, wieviel Zeit vergangen war.


Trotzdem hat Deine Geschichte insgesamt einen angenehmen Eindruck beim mir hinterlassen.

Alles Gute
wheeler

 

Hallo Spectator,

auch mir hat deine Geschichte gefallen. Die meisten Sachen dazu sind schon gesagt worden, auf Kleinkram habe ich beim Lesen auch nicht sehr geachtet, weil sich die Geschichte insgesamt angenehm und flüssig liest.

Den Turm empfand ich nicht als Logikfehler. Die Giralda, der Glockenturm von Sevilla, hat innen auch keine Stufen, sondern große Rampen, und der Legende nach konnte ein Reiter da rauf. Sehr wahrscheinlich ist dein Turm genauso gebaut. ;)

Ansonsten habe ich, ehrlich gesagt, nichts zu mäkeln. Meiner Meinung nach wird die Abneigung des Volkes gegen seine "neue" Königin relativ deutlich gemacht, das empfand ich nicht wirklich als glatt. Die unheimliche Präsenz der Zentauren in der Nacht noch etwas - na ja, präsenter zu machen, ohne ihr etwas von ihrem Geheimnis zu nehmen, wäre sicher eine Herausforderung gewesen. Aber insgesamt hat mir die Geschichte inhaltlich und sprachlich gut gefallen. Gerne gelesen!

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Guten Tag wheeler et Malinche,

aus dem Urlaub zurückgekehrt kan ich jetzt endlich auf eure Kritiken antworten...

zu wheeler: Freut mich, dass dir die Geschichte grundsätzlich gefallen hat. Was die etwas offensichtlichen Moralisierungen am Anfang angeht, hielt ich sie für einigermaßen gerechtfertigt, da sie ja aus Selvieves Perspektive erzählt sind... kann aber sein, dass ich da ein wenig mehr auf "show don't tell" hätte setzen soll. Dass mein Stil teils etwas pathetisch sein kann (gerade wegen erwähnter Satzwiedreholungen etc.) ist ebenfalls ein altes Problem von mir, ich hoffe, ich entdecke irgendwann nochmal die Fähigkeit zum knappen Pratchett-Ausdruck.

Wenn die Zeitsprünge nicht funktionieren, hat die Geschichte allerdings ein Problem - zumindest den ersten möchte ich aber nicht noch expliziter machen, da die wörtliche Rede den Einstieg in die Handlung meiner Meinung nach ausreichend ausdrückt.

Die Unruhe des Volkes habe ich beiläufig erwähnt, einen Aufstand oder dergleichen gibt es in dieser Umgebung aber nicht - die Charaktere leben in der Welt mittelalterlicher Romanzen, da mucken die Leute noch nicht so sehr auf.

Insgesamt: vielen Dank für deine hilfreichen Anmerkungen!

zu Malinche: Freut einen immer besonders, wenn man einen alten kg.de-Hasen von seiner Geschichte überzeugen kann. Da mir das offenbar gelungen ist, kann ich jetzt beruhigt den Glockenturm von Giralda googeln und an der nächsten Geschichte schreiben.

Danke fürs Lesen....

Mit freundlichen Grüßen und so,

Spec

 

Hallo Spectator,

ich bin mal wieder beeindruckt von deiner starken Schreibe. Hat mich gefesselt und einen wohligen Schauder über den Rücken krabbeln lassen. So soll es sein.
Dennoch gibt es einige Kritikpunkte, die ich loswerden möchte.
Zum einen kommt nicht deutlich genug herüber, dass die Königin dem Land tatsächlich Frieden und Wohlstand schenkt. Das geht zu plötzlich, gerade wird sie noch gefürchtet, plötzlich liebt man sie. Das solltest du vielleicht noch deutlicher herauskitzeln. Denn so ist der Faden auch ein bisschen dünn, dass die Königin fürchtet, ihr Gemahl würde ihre Arbeit wieder zunichte machen. Generell erschint mir ihre Person etwas blass.
Auch, dass der Zentaur nach dem letzten Erfüllen des Wunsches so einfach abhauen kann, ist etwas schnell gelöst. Du sagtest, er wäre an seinen Schwur gebunden. Ein, zwei Sätze sollten das ausbügeln können. Vielleicht weigert der Zentaur sich erst, ihrem Wunsch nachzukommen, gibt dann aber bei, als die Königin sagt, dass sie ihn nach dieser letzten Aufgabe von seiinem Schwur befreit...
Ansonsten, wie gesagt, hat mir deine Kg sehr gut gefallen. Die unheimliche Art der Zentauren hast du trotz deiner wenigen Worte über sie gut eingefangen.

zwei vertpperleins noch:

noblen Mordens und und ehrenhaften
König ritt and er Spitze

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Spectator!

Ich bin beeindruckt, Dein Schreibstil ist außergewöhnlich gut. Ich könnte jetzt nicht sagen, wieso das so ist, aber der Satzbau hat mich wirklich fasziniert. Auch inhaltlich hat mich die Geschichte überzeugt, den Titel "Nacht der Zentauren" finde ich gar nicht irreführend, wenn die Kg komplett gelesen wurde. Ich nehme an, der Titel bezieht sich auf die Dunkelheit, mit der die Zentauren Arthur und sein Gefolge getötet haben. Das ist immerhin ein wichtiger Punkt der Geschichte und somit ist der Titel mMn völlig gerechtfertigt.
Sprachlich haben mich vor allem - wie auch in einer anderen Geschichte, die ich gerade erst kommentiert habe - der Anfang und das Ende der Kg überzeugt. Wirklich klasse.
Es gibt aber auch ein paar Punkte, die ich kritisieren möchte, auch wenn sie sich nicht sooo übermäßig negativ auswirken.

In den nächsten Tagen schien ein schwarzer Schatten über den kleinen Staat zu fallen. Gerüchte wurden von hastigen Mündern in erwartungsvolle Ohren gegossen. Hast du gehört, dass der Berater verschwunden ist? Bartas? Was, man hat seine Leiche inzwischen gefunden? Auf eine Pfahl gespießt, viele Tagesritte von seiner Burg entfernt? Und weiß man schon, was aus der Südprovinz geworden ist? Der Feind ist vertrieben worden, aber wie?

Die Fragen, die die Gerüchte darstellen sollen, würde ich kursiv schreiben, da Du hier von der normalen Erzählperspektive in die wörtliche Rede wechselst.

Außerdem stören mich die ständigen Leerzeilen. Bei Zeitsprüngen oder auch bei Perspektivwechseln geht so etwas völlig in Ordnung, wenn aber bei wörtlicher Rede jedesmal, wenn die sprechende Person wechselt, ein Absatz gemacht wird, finde ich es einfach übertrieben und dient keineswegs der besseren Übersicht. Ein normaler Zeilenumbruch tut es auch.

Soweit von mir. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und jetzt muss ich erstmal ins Bett :).

Schöne Grüße
Friedesang

 

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