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27.07.2001
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Tim seufzte. Es war Montag, und erneut stand ihm eine ellenlange Schulwoche bevor. Wie er das hasste. Da hatte das Wochenende kaum angefangen, und schon ging die Quälerei wieder von vorne los. Dabei hatte er eigentlich gar nichts von den freien Tagen, wenn er es genau bedachte. Schließlich hockte er immer nur vor seinem Computer oder sah sich irgendwelche schwachsinnigen Gerichtsshows im Fernsehen an. Er wusste natürlich, dass diese Sendungen völlig hirnloser Blödsinn waren, aber man konnte dabei so gut abschalten und nebenher irgendwas zeichnen oder so.
Zeichnen war ohnehin sein größtes Hobby. Am liebsten zeichnete er Landschaften. Bäume, Tiere, Bäche, alte, halb verfallene Bauernhäuser und so. Bloß keine Menschen. Erstens konnte er die sowieso nicht zeichnen, und zweitens hasste er Menschen. Das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Er musste bei dem Gedanken grinsen, während er die Treppen zum Hauptgebäude hinaufstieg.
Er blieb vor der Tür stehen, auf der „10 A“ stand. Seine Hand griff zur Türklinke, doch er zögerte einen Augenblick. Er hörte leise die Stimme von Herrn Gerdes dahinter. Der Lehrer überprüfte gerade die Anwesenheit.
„Tim Jakobs?“ fragte er.
„Der hat wohl mal wieder verpennt.“
Das war Steffen Seidel. Tim erkannte seine Stimme unter Tausenden.
„Der Schlaffi verpennt immer. Komisch, dass er überhaupt im Unterricht wach bleibt.“
Allgemeines Gelächter in der Klasse. Tims Miene verfinsterte sich. Seine Hand fasste noch immer die Türklinke an. Jetzt zog er sie weg. Er drehte sich um und ging den Gang entlang zurück in Richtung Pausenhalle. Niemand befand sich auf dem Flur. Kein Wunder, schließlich hatte der Unterricht vor zehn Minuten angefangen und keinem sonst würde es passieren, sich so sehr zu verspäten. Nur ihm natürlich. Und genauso würde es außer ihm auch niemandem passieren, dass er zwar seine Hausaufgaben gemacht, aber sie vergessen hatte, mitzunehmen. Und Herr Gerdes war sehr streng, was nicht gemachte Mathehausaufgaben anging.

Tim setzte sich an einen der Tische in der Pausenhalle, an dem man während der Pausen garantiert keinen freien Platz mehr erwischte, wenn man nicht schnell genug war. Er hatte ohnehin nie das Bedürfnis, sich zu den anderen zu setzen. Er saß lieber draußen, auf der Treppe. Da kamen zwar manchmal auch ein paar Idioten aus seiner Klasse vorbei – oder aus den Parallelklassen – aber meistens hatte er dort seine Ruhe.
Er ließ seinen Blick durch die leere Halle schweifen. Viele Erwachsene sagen, dass sie ihre Schulzeit vermissen würden und dass es für sie immer mit vielen schönen Erinnerungen verbunden sei, Jahre später noch einmal durch ihr altes Schulgebäude zu gehen. Tim glaubte nicht, dass er jemals seine Schulzeit vermissen würde. Es gab einfach keine schönen Erinnerungen. Gut, das war gelogen, es gab schon einige, aber die lagen lange zurück. Viel zu lange. Das war damals, als Fabian noch bei ihm in der Klasse war. Fabian war der letzte Freund, den Tim hatte. Doch als Fabian nach der Fünften sitzen blieb und auf die Hauptschule gehen musste, war Tim ganz alleine. Er konnte sich bis heute nicht erklären, warum. Schließlich war er weder dick, noch war er dumm oder hässlich. Obwohl er sich selbst als nicht gerade schön empfand.
Spielt ohnehin keine Rolle, dachte er. Wenn man mit 16 auf zwölfjährige Jungs steht, kann und darf man ohnehin nie eine Beziehung haben, da ist es egal, wie man aussieht.
Warum also hassten ihn die anderen aus seiner Klasse? Wobei auch das nicht so ganz stimmte, eigentlich waren es nur Steffen und ein paar Idioten, die immer hinter ihrem Leithammel herdackelten. Der Rest der Klasse ignorierte Tim einfach. Eigentlich war das sogar noch schlimmer, denn Steffen und seine Kumpels beschäftigten sich wenigstens mit ihm, für die war er zumindest keine Luft.
Tim überlegte, ob er nicht doch in die Klasse gehen sollte. Er würde so oder so Ärger bekommen, egal ob er nun zu spät kam oder gar nicht. Denn seine Mutter würde ihm fürs Schwänzen garantiert keine Entschuldigung schreiben. Eigentlich wäre es dann also das kleinere Übel, sich von seiner Klasse fernzuhalten und den Tag mit irgendwas anderem zu verbringen.
Aber womit? Eigentlich hatte er zu gar nichts Lust. Nicht mal dazu, den neuen Asterix zu lesen, den er sich vor der Schule noch gekauft hatte - was auch der Grund für die Verspätung war.
In ihm blitzte kurz ein Gedanke auf. Was wäre, wenn er nicht mehr da wäre, wenn er einfach weglaufen würde? Wenn er einfach die Hauptstraße lang gehen und dann an der Feldtwete abbiegen würde? Und dann immer weiter liefe, in den Wald, durch den Wald, einfach so weit, wie er laufen konnte? Wo er wohl ankäme? Konnte er überhaupt vor seinen Problemen davonlaufen?
Tim schüttelte den Kopf. Dafür fehlte ihm einfach der Mut. Er würde Gewissensbisse bekommen, weil sich seine Mutter Sorgen machen würde. Normalerweise tat sie das nicht, ihr war ohnehin scheißegal, wie es Tim ging. Aber konnte er es ihr verübeln? Sie wusste ja gar nicht, was los war. Und er hatte auch Angst davor, ihr zu erzählen, wie ihn Steffen und seine Kumpels fertig machten. Er fürchtete, seine Mutter würde das als Lappalie abtun, und damit würde sie verdammt Recht haben. Schließlich war er 16, alt genug, sich zur Wehr zu setzen und seine Probleme alleine zu regeln. Das erwartete man schließlich von jemandem, der in kaum eineinhalb Jahren erwachsen sein würde. Er musste alleine damit zurechtkommen.

Ob sich die anderen Sorgen machen würden, wenn er plötzlich weg wäre? Seine Mutter sicherlich, bestimmt nicht gleich, dafür war sie einfach zu abgeklärt, aber wenn er einige Stunden verschwunden wäre sicherlich schon. Und seine Klasse? Wahrscheinlich würden die es gar nicht bemerken, wenn er nicht mehr da wäre. Herr Gerdes würde seinen Namen aus dem Klassenbuch streichen und Steffen würde sich ein anderes Opfer suchen. Tim war also absolut überflüssig.
In dem Moment klingelte es zur Pause. Tim schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er stand auf, nahm seinen Rucksack und ging nach draußen, um sich auf die Treppe zu setzen, wo er seine Ruhe hatte. Hoffentlich lief ihm Herr Gerdes nicht über den Weg. Tim war kein guter Lügner, und er konnte ja schlecht erzählen, dass er die ganze Stunde in der Pausenhalle gesessen hatte.
Tim hatte sich gerade gesetzt, als er eine wohlbekannte Stimme hörte.
„Na, Scheißer, auch schon wach? Hast wohl keinen Bock auf Mathe gehabt, was?“ Tim reagierte nicht. Was hätte er auch sagen sollen?
„Was ist los, bist du taub?“ fragte Steffen.
„Wahrscheinlich pennt er noch“, sagte Dennis grinsend.
„Wie wär’s, wenn wir ihn wecken“, meinte Steffen und setzte sich neben Tim. Tim versuchte, von Steffen wegzurücken, aber da links neben ihm nur noch das Treppengeländer war, war kein Platz dafür.
„Drrrring!“ schrie Steffen Tim ins Ohr. Tim zuckte zusammen.
„Er ist wach“, meinte Dennis. Steffen und seine Kumpels lachten.
„Hast ja gute Reflexe“, sagte Dennis.
„Drrrring!“ schrie Steffen erneut. Tim zuckte wieder zusammen.
„So, das muss reichen, wir sind ja nicht der Weckservice hier“, lachte Roland. Tim versuchte, sie zu ignorieren, und dachte an die Feldtwete und den Wald. Vielleicht sollte er einfach aufstehen und losrennen. Doch dafür war er zu feige, wie üblich. Sollten die anderen doch weiter machen mit ihren blöden Sprüchen, er hatte es gar nicht anders verdient.
Doch sie machten nicht weiter. Nachdem Steffen Tim einige Sekunden lang gemustert hatte, zuckte er mit den Schultern und stand auf.
„Der ist wieder irgendwo in anderen Sphären“, sagte er.
Die drei verschwanden. Tim blieb sitzen und versuchte, an nichts zu denken. Irgendwo in weiter Ferne klingelte die Schulglocke, und es wurde wieder still um ihn herum, als die Schüler in ihre Klassen gingen.
Konnte man vor seinen Problemen wegrennen?

Klar konnte man. Man brauchte ja bloß mit allem Schluss zu machen. Tim hatte oft genug daran gedacht, wenn er sich fragte, was er überhaupt noch auf diesem Planeten verloren hatte. Er hatte keine Freunde, und so kontaktscheu, wie er war, würde er wahrscheinlich auch nie welche haben. Und wenn er seinen Eltern erzählen würde, dass er schwul wäre, könnte er gleich seine Sachen packen und ausziehen. Schließlich war er das einzige Kind seiner Eltern, und sie schwärmten dauernd davon, wie toll es wäre, wenn er später mal eine Familie haben würde (und sie löcherten ihn dauernd damit, dass er sich mal nach einer Freundin umschauen sollte). Gab es also irgendwas, was ihn am Leben hielt? Er konnte nichts, er war nichts, er würde nie was werden. Das sagten ihm die anderen immer wieder, und besonders er selbst sagte es sich auch immer wieder.
Ja, wahrscheinlich würde es das Beste sein, mit allem Schluss zu machen. Und noch besser wäre es, das in der Schule zu tun. Schließlich waren die Idioten aus seiner Klasse mit daran Schuld, dass es so weit gekommen war, und die Lehrer juckte es auch nicht, wenn ihn die anderen fertig machten. Da sollten sie ruhig sehen, wie weit sie ihn gebracht hatten.
Tim warf seinen Rucksack zwischen die Stühle und Tische in der Pausenhalle und rannte die Treppe hoch, bis ganz nach oben ins dritte Stockwerk. Er fühlte sich fast euphorisch, obwohl es ihm eigentlich so mies ging wie noch nie zuvor. Ein seltsames Gefühl. Aber sein Entschluss stand fest. Er würde sich von nichts mehr aufhalten lassen. Er ging zum Fenster am Ende des Flures, öffnete es und schaute hinaus auf den zehn Meter unter ihm liegenden Pausenhof. Als er in die Tiefe sah, bekam er es mit der Angst zu tun und fragte sich, ob er das wirklich tun wollte – und hasste sich gleich selbst für diese Gedanken.
„Nicht mal das schaffe ich“, sagte er. Dennoch setzte er sich mit rasendem Herzen auf den Fenstersims und versuchte, möglichst nicht nach unten zu schauen.
„Ich bin wahrscheinlich eh ohnmächtig, bevor ich unten ankomme. Ich werde nichts spüren. Nie mehr!“ Doch obwohl er versuchte, sich das beharrlich einzureden, wurde seine Angst nur noch schlimmer.
„Wenigstens dieses eine Mal muss ich all meinen Mut zusammennehmen. Nur ein einziges Mal.“ Er überlegte, ob es nicht vielleicht besser wäre, rückwärts zu springen. Dann würde er nicht sehen, wie tief es war.

„Was tust du da?“ ertönte eine Stimme hinter ihm. Vor Schreck wäre er fast hinuntergestürzt. Als Tim sich umdrehte, blickte er in das Gesicht seiner Englischlehrerin Frau Reichelt, die ihn streng anschaute.
„Bist du lebensmüde? Komm sofort von der Fensterbank. Stell dir vor, du fällst da runter.“ Irgendwas an Tims Gesichtsausdruck musste sie stutzig gemacht haben, denn sie hielt inne in ihren Schimpftiraden.
„Ich werde springen“, sagte Tim und dachte gleich, was das für ein bescheuerter Satz war. Aber was hätte er sonst sagen sollen? Schließlich war er kein Filmheld oder so was, sondern nur ein verdammter Idiot, den keiner vermissen würde. Da würde es auch niemanden kümmern, dass seine letzten Worte nichts besonderes waren.
„Bist du verrückt?“ war Frau Reichelts Antwort. Tim wusste nicht, was er darauf antworten sollte. War er das? Vielleicht ja, immerhin saß er auf der Fensterbank im dritten Stock seiner ach so tollen Schule.
„Komm runter“, sagte seine Lehrerin wieder.
„Nein“, brachte er hervor. „Ich habe einfach keinen Bock mehr.“
„Warum? Was ist los? Hast du eine schlechte Note geschrieben oder so?“ Tim kicherte hysterisch. Sie hatte tatsächlich keinen Schimmer. Dabei sah sie doch immer, wie die anderen aus der Klasse ihn behandelten. Aber vielleicht wollte sie es ja einfach nicht sehen.
„Wegen einer schlechten Note würde ich das nicht machen. Ich habe eh schon genügend davon geschrieben, daran bin ich gewöhnt. Genauso wie den ganzen anderen Mist.“
„Welchen Mist meinst du?“ fragte Frau Reichelt.
„Das wissen Sie ganz genau. Sie sehen doch, wie Steffen und die anderen mich immer fertig machen.“
„Warum wehrst du dich dann nicht? Und wenn dich irgendwer bedroht, dann kannst du das auch den Lehrern sagen“, sagte Frau Reichelt.
„Wozu? Glauben Sie, mir hilft da einer? Außerdem bin ich 16, da muss ich das alleine lösen.“
„Aber doch nicht so. Wenn du deinem Leben ein Ende machst, löst du deine Probleme nicht, du beendest sie bloß“, meinte die Lehrerin. Tim seufzte.
„Na und? Wen interessiert das? Wenn ich weg bin, wird kein Mensch um mich trauern, und mich selbst kümmert das dann auch nicht mehr.“
„Glaubst du nicht, dass deine Eltern extrem unglücklich wären, wenn du dich umbringst?“ fragte Tims Lehrerin.
„Weiß nicht, vielleicht schon. Aber die kennen meine Probleme nicht. Und sie kommen schon drüber hinweg.“
„Das glaube ich nicht. Deine Eltern lieben dich doch, oder?“
„Weiß nicht. Kann sein.“
„Sicher tun sie das. Was meinst du, was du ihnen damit antun würdest? So was steckt man nicht einfach so weg. Die Schwester einer Freundin von mir hat sich umgebracht, als sie etwa in deinem Alter war. Meine Freundin und ihre Eltern haben das bis heute nicht verkraftet. Und das ist jetzt über 20 Jahre her.“
„Aber keiner weiß, wie Scheiße mein Leben ist!“ schrie Tim. „Und es ist allen egal.“
„Nein, ist es nicht. Und wenn du deine Sorgen immer nur in dich reinfrisst und sie niemandem anvertraust, dann kann ja auch keiner ahnen, wie mies es dir geht. Schließlich können weder deine Eltern noch ich in deinen Kopf schauen.“
„Wozu auch? Ist eh alles egal. Ich hab einfach keinen Bock mehr“, sagte Tim und schaute wieder auf den Schulhof.

„Bitte, Tim, komm da runter. Irgendeine Lösung wird sich schon finden. Versuch doch einfach mal, mit dem Schulpsychologen zu reden. Ich weiß nicht, was du für Probleme hast und sicher wird dadurch nicht alles sofort wieder gut, aber es wäre immerhin ein Anfang.“ Tim überlegte kurz. Würde ihn Dr. Hausten, der Schulpsychologe, überhaupt ernst nehmen? Seine Probleme waren doch bloß Lappalien. Wahrscheinlich würde der ihn gleich wieder wegschicken. Und was wäre, wenn Steffen und seine Kumpels davon erfahren würden? Dann könnte er sich doch gleich ein Schild „Vollnerd der Schule“ umhängen. Nein, das wäre keine Lösung. Es gab bloß eine einzige, und von der wollte ihn seine Englischlehrerin gerade abhalten.
„Lassen Sie mich in Ruhe, Sie wissen gar nicht, wie mein Leben ist!“ schrie er sie an. Frau Reichelt kam einen Schritt auf ihn zu,
„Tim, wenn du nicht da runterkommst, werde ich die Polizei rufen müssen.“
„Nein! Das gäbe bloß Stress mit meinen Eltern!“
„Dann komm da bitte runter! Ich werde niemandem was sagen, okay? Trotzdem rate ich dir dringend, dich an den Schulpsychologen zu wenden.“
„Der kann mir auch nicht helfen. Niemand kann das!“ heulte Tim. Frau Reichelt kam noch einen Schritt näher. Nun war sie nur noch zwei Meter von ihm entfernt.
„Bitte, Tim, komm rein“, flehte sie. Tim reagierte nicht. Erst als Frau Reichelt noch näher auf ihn zukam, zeigte er eine Regung.
„Verpiss dich, du Fotze!“ schrie er. Er hatte noch nie zuvor solche Worte gesagt, schon gar nicht gegenüber einer solchen Respektsperson wie einer Lehrerin, aber er konnte nicht anders. In seinem Kopf herrschte nur noch Chaos. Dennoch zeigte seine ungewohnte Reaktion Wirkung. Frau Reichelt stutzte einen Moment und musste sich sichtlich zusammennehmen.
„Na gut, ich werde jetzt die Polizei rufen“, sagte sie so ruhig sie konnte zu dem schluchzenden Nervenbündel vor ihr und nahm ihr Handy aus der Tasche. Dabei ging sie noch einen Schritt auf ihn zu. Sie hätte ihn berühren können, wenn Sie Ihren Arm ausgestreckt hätte.
„Gehen Sie zurück oder ich werd's wirklich tun“, schluchzte Tim. Frau Reichelt ging nach kurzem Zögern zwei Schritte rückwärts, wobei sie Tim aber genau im Auge hielt.

„Zum letzten Mal, Tim. Sei bitte vernünftig und komm da runter“, sagte sie. Tim sagte nichts. Er starrte sie nur finster an. Sie schaltete ihr Handy ein und begann zu wählen.
„Sagen Sie meinen Eltern, dass es nicht ihre Schuld ist“, sagte Tim und fand, dass das abermals ein furchtbar dämlicher Satz war. Sollten das wirklich seine letzten Worte sein? Er schüttelte den Kopf und fragte sich, wie bescheuert man sein musste, um in dieser Situation an solche belanglosen Dinge zu denken. Dann stieß er sich von der Fensterbank ab und stürzte kopfüber nach unten. Hoch über sich hörte er einen gellenden Schrei. Frau Reichelt klingt wie ein Feuermelder, ging es Tim durch den Kopf. Es war das letzte, was er dachte ...

 

Hallo Arnie,

du warst ja so lange nicht hier, dass ich dich schon herzlich willkommen heißen wollte. Zum Glück habe ich noch mal in den Profil geschaut. :)
Trotz der Flut an Suizidgeschichten hat mir deine grundlegend gefallen. Du bist recht stilsicher und es gelingt dir, den Konflikt glaubwürdig zu machen. Gerade den Kontrast zwischen Selbstmitleid und Verweigerung der Berechtigung darauf finde ich gelungen.
Ich weiß nicht, ob es gut ist, die zentrale Aussage so verschämt zu verstecken.
Irgendwie finde ich es folgerichtig, dass er die Ursache seiner Situation in der Schule sieht, im Desinteresse, ich könnte mir aber auch vorstellen, dass die Selbstverachtung durch die Feststellung

Wenn man mit 16 auf zwölfjährige Jungs steht, kann und darf man ohnehin nie eine Beziehung haben
sehr verstärkt wird. Gerade das ist ganz sicher eine Entdeckung, mit der sich ein sechzehnjähriger Junge an niemanden wendet. Schon ein gewöhnliches Coming Out ist schwer, selbst heutzutage noch.
Andererseits finde ich dieses in den Hintergrund drängen der Aussage auch wieder glaubwürdig, denn so wird Tim wohl damit auch verfahren.
An dem Punkt bin ich inhaltlich also unentschlossen.

Einige Details:

Und er hatte auch Angst davor, es ihr zu erzählen, wie ihn Steffen und seine Kumpels fertig machten.
stört rhythmisch eher und ist ziemlich überflüssig.
„Was ist los, bist du taub?“ sagte Steffen.
„Wahrscheinlich pennt er noch“, grinste Dennis.
Das erste ist eine Frage, also kann Steffen sie auch fragen, bei dem "grinste" als Beschreibgung musste ich mich in schmerzhaften Prozessen von Lektoren belehren lassen, dass man höchstens grinsend etwas sagen kann, aber keine Wörter grinsen.
Ja, wahrscheinlich würde es das beste sein, mit allem Schluss zu machen
das Beste
Ich habe eh schon genügend davon geschrieben, das bin ich gewöhnt.
Hier würde ich "das" durch "daran" ersetzen.
(schon gar nicht gegenüber einer solchen Respektsperson wie einer Lehrerin)
würde ich nicht in Klammern setzen, sondern als ganz normalen Nebensatz behandeln.

Lieben Gruß, sim

 

sim schrieb:
Hallo Arnie,

du warst ja so lange nicht hier, dass ich dich schon herzlich willkommen heißen wollte. Zum Glück habe ich noch mal in den Profil geschaut. :)


Hallo sim,

ja, ich war lange nicht hier, habe mich aber spontan entschlossen, die Geschichte, die schon seit Monaten halb fertig auf meiner Festplatte rumlag, zu vollenden und sie hier zu veröffentlichen (was so ein bisschen Langeweile in den Semesterferien doch alles bewirken kann :)).

sim schrieb:
Trotz der Flut an Suizidgeschichten hat mir deine grundlegend gefallen. Du bist recht stilsicher und es gelingt dir, den Konflikt glaubwürdig zu machen. Gerade den Kontrast zwischen Selbstmitleid und Verweigerung der Berechtigung darauf finde ich gelungen.
Ich weiß nicht, ob es gut ist, die zentrale Aussage so verschämt zu verstecken.
Irgendwie finde ich es folgerichtig, dass er die Ursache seiner Situation in der Schule sieht, im Desinteresse, ich könnte mir aber auch vorstellen, dass die Selbstverachtung durch die Feststellung "Wenn man mit 16 auf zwölfjährige Jungs steht, kann und darf man ohnehin nie eine Beziehung haben" sehr verstärkt wird. Gerade das ist ganz sicher eine Entdeckung, mit der sich ein sechzehnjähriger Junge an niemanden wendet. Schon ein gewöhnliches Coming Out ist schwer, selbst heutzutage noch.
Andererseits finde ich dieses in den Hintergrund drängen der Aussage auch wieder glaubwürdig, denn so wird Tim wohl damit auch verfahren.
An dem Punkt bin ich inhaltlich also unentschlossen.

Danke für das Lob, freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Was das in den Hintergrund drängen der zentralen Aussage angeht: Eigentlich sollten die zentralen Probleme von Tim das Mobbing und das mangelnde Selbstbewusstsein sein, mit dem er zu kämpfen hat. Seine problematischen sexuellen Neigungen wollte ich einfach zusätzlich noch mit reinbringen, um zu zeigen, dass Tim wirklich einen Haufen Probleme hat. Natürlich kann dies wirklich das Kernproblem sein, das Tim lediglich zu verdrängen versucht, und das Mobbing durch die Mitschüler ist dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt...

 

Hi!

Mich hat deine Geschichte zwar nicht grade vom Hocker geschmissen, dennoch fand ich sie besser als viele andere Geschichten zu diesem Thema.

Was mir vor Allem gefallen hat war, dass Tim sich nicht erlaubt, seine Probleme ernst zu nehmen. Er bezeichnet sie als Lappalien und genau das ist auch der Grund, weshalb er mit niemandem darüber reden will, aus Angst nicht ernstgenommen zu werden.

Das Gespräch zwischen der Lehrerin und Tim fand ich etwas unrealistisch und nicht so gut gelungen^^ Andererseits ist es wohl auch schwer zu sagen wie sich ein Mensch in einer solchen Situation verhält.

„Verpissen Sie sich, Sie Fotze!“

Wenn ich so etwas sagen würde, würd ich auch meine Lehrerin duzen und nicht siezen^^

Lg

Smilla

 

Hi Arne,

nun der versprochene Kommentar. Ich finde die Geschichte an sich nicht schlecht, sie hat wirklich gute Ansätze. Allerdings hören sich die Gespräche Schüler-Lehrer eher wie ein Wortwechsel zwischen zwei mittelmäßigen Psychologen, die richtige "Stimmung" kommt nicht auf.

Auch das benehmen der anderen Mitschüler wirkt irgendwie unrealistisch, bei mir ging es in dieser Art und Weise nicht zu, vielleicht kennst du so etwas selber, dann nehme ich natürlich alles zurück.

Die Idee der Geschichte finde ich aber gut, sie ist auch ordentlich geschrieben. Aber eben eine "typische" Kurzgeschichte mit einem Thema, dass es sehr oft gibt. Aber sehr oft schlechter umgesetzt ;).

Viele Grüße,

Aku

 

@Fräulein Smilla: Danke für dein Interesse an der Geschichte und die Anmerkungen. Bei der Szene zwischen Tim und seiner Lehrerin habe ich mich recht schwer getan, weil es halt wirklich schwierig ist, sich vorzustellen, wie solch eine Situation ablaufen würde. Hinzu kam noch, dass die Lehrerin so überzeugend auf Tim eingeredet hat, dass ich ihn fast schon nicht springen lassen wollte. Letztendlich habe ich seinen Selbstmord aber doch mit aller Gewalt durchgedrückt und versucht, die Situation in diese Richtung zu lenken. Ist mir vielleicht nicht ganz so überzeugend gelungen.

Zu dem "Verpissen Sie sich, Sie Fotze": Das mit dem Duzen ist ein gutes Argument. Ich habe den Satz jetzt angepasst.

@Aku: Auch dir danke ich erstmal für das Lesen der Geschichte (wie bist du bloß darauf gestoßen *g*?).

Was den Dialog zwischen Schüler und Lehrerin angeht, habe ich ja gerade schon ein wenig dazu geschrieben. Die Mobbingszene ist allerdings schon recht realistisch, denke ich, jedenfalls, wenn ich an meine eigene Schulzeit zurückdenke.

 

Hey Arnie,

Er wusste natürlich, dass diese Sendungen völlig hirnloser Blödsinn waren, aber man konnte dabei so gut abschalten und nebenher irgendwas zeichnen oder so.
Mach dir in solchen Situationen doch die Mühe, dieses "oder so" auszuformulieren. Kann ja nicht schwer sein, ein paar Hobbys des Protagonisten aufzuführen?!

Zeichnen war ohnehin sein größtes Hobby. Am liebsten zeichnete er Landschaften. Bäume, Tiere, Bäche, alte, halb verfallene Bauernhäuser und so.
Hier das gleiche.

Tim setzte sich an einen der Tische in der Pausenhalle, an dem man während der Pausen garantiert keinen freien Platz mehr erwischte, wenn man nicht schnell genug war.
"wenn man nicht schnell genug war." kann man streichen.

Eigentlich wäre es dann also das kleinere Übel, sich von seiner Klasse fernzuhalten und den Tag mit irgendwas anderem zu verbringen.
Ich würde den Anfang kürzen:
Es wäre das kleinere Übel, sich von seiner Klasse fernzuhalten und den Tag mit irgendwas anderem zu verbringen.

Nicht mal dazu, den neuen Asterix zu lesen, den er sich vor der Schule noch gekauft hatte - was auch der Grund für die Verspätung war.
Besser so, weil der ist ja mal schlecht. :D

Du zeigst gut auf, dass Flucht in den Selbstmord meistens nur ein verzweifelter und letzter Hilferuf ist, den man alleine nicht schafft, selbst auszustoßen. Die Minderwärtigkeitsprobleme und Pupertätsstörungen des Portagonisten sind anschaulich und ausführlich rübergebracht.
Und das Ende ist dann halt so.

Eike

 

Hi Eike,

danke für deinen Kommentar zu der Geschichte und die Verbesserungsvorschläge - die ich aber trotzdem nicht beherzigen will, weil mir die von dir angemerkten Stellen eigentlich so gefallen, wie sie sind :)

Das "oder so" habe ich nicht deshalb geschrieben, weil mir keine passenden Hobbys für Tim einfielen, sondern weil ich an diesen Stellen seine Gedanken beschrieben habe, wenn auch nicht wortwörtlich als direkte Rede wiedergegeben. Und da denkt man halt schon mal "oder so" - oder so :)

Mit dem neuen Asterix muss ich dir übrigens vollkommen Recht geben :D

 

Hallo Arnie,

nun will auch ich etwas zu Deiner Geschichte schreiben.
Allerdings kann ich dies nur in der Form eines allgemeinen Eindrucks tun, da ich selbst einfach noch zu wenig Erfahrungen mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, Gedichten, etc. habe.

Das Thema finde ich sehr gut, da es auf der einen Seite aktuell ist, eine gewisse Brisanz aufweist und sicher manchen Leser inspiriert, seine eigenen Erfahrungen "herauszukramen", um sie mit Deinen Ausführungen zu vergleichen. Auch mir ging es so.
Ich war früher auch ein Außenseiter, ähnlich wie Tim. Allerdings blieben mir vergleichbare "Nachstellungen" bzw. Schikanen, wie Deine Hauptfigur sie erleiden musste, (zum Glück) erspart.

So, nun aber zu Deiner Geschichte:
Ich muss zugeben, dass mir beim Durchlesen ein wenig das Gefühl überkam, dass es so, wie von Dir beschrieben, auf mich in einigen Punkten doch etwas unrealistisch wirkte:

So fand ich es zwar nachvollziehbar, dass Tim, nachdem er bei seinem Eintreten in den Klassenraum und der nachfolgenden verbalen szynischen Bemerkung seines Klassenkameraden Steffen die Tür sofort wieder (von außen) zuschlug, jedoch irritierte mich ein wenig die Ruhe und "Selbstverständlichkeit", mit der er dann im Pausenraum verweilte und vor sich hin sinnierte, und dies, auch nach der darauffolgenden Pause noch.
Ich persönlich hätte mir da eher einen verletzten Tim vorgestellt, der vielleicht wutentbrannt, gedanklich Steffen in der Luft zerreißend, auf und ab gerannt wäre oder mit voller Wucht gegen Gegenstände getreten hätte.

Andererseits beschreibst Du Tim aber ja auch als introvertiert, was dem tatsächlichen Verlauf der Geschichte ja auch näher kommt. Jedoch hätte ich mich anstelle von Tim wohl eher im Heizungskeller des Schulgebäudes verkrochen als im Pausenraum, wo ja immerhin die ständige "Gefahr" bestand, entdeckt zu werden.

Sehr gut gefällt mir hingegen der Dialog mit der Englischlehrerin, der von einer gewissen "Harmlosigkeit" ausgehend, schnell an Dramatik zunimmt. Hier gefällt mir ganz besonders, wie sich die Lehrerin zunehmend emotional um Tim bemüht;

insofern finde ich den Schluß allerdings nicht passend, als Tim mit Gewalt all dieses Bemühen beiseite schiebt und dennoch vom Fenstersims springt.
Damit hätte ich an dieser Stelle der Geschichte nun doch nicht gerechnet, weil für mich deutlich das emotionale Bemühen und die Sorge der Englischlehrerin spürbar wurde; etwas, was auch Tim auffallen musste und (vielleicht) ja etwas völlig neues war:

Es hätte ihm zeigen können, dass da eben doch etwas in seinen Mitmenschen vorhanden ist, das sich wie Sympathie oder Zuneigung anfühlt und ihn zu einer Änderung seines Handelns inspiriert;
Oder mit anderen Worten: Dass er eben doch für andere Menschen als "Tim" wichtig ist.

Nun, Arnie, ich gebe zu: Ich bin ein Träumer, der die Hoffnung letztendlich wohl nie aufgeben will (*schmunzel*). Aber für mich braucht halt jede Geschichte letztendlich ein "Happy End", auch wenn sie noch so traurig ist, wie Deine...

Fazit: Ich finde Deine Geschichte sehr packend, vermisse aber etwas die emotionalen Reaktionen der Hauptfigur und eben....ein positives Ende ;)

Ich hoffe, dass meine "Kritik" sachlich war, ansonsten darfst Du mir ruhig die Ohren langziehen (!) Immerhin bin ich ja neu hier und habe noch nichts zum besten gegeben (was ich aber baldmöglichst nachholen werde); und es ist immer leicht, zu kritisieren und selbst keine Angriffsfläche zu bieten...

L.G.:
Stephan

 

Hi Stephan,

danke für den ausführlichen Kommentar zu meiner Geschichte :)

Stephan Doetsch schrieb:
So fand ich es zwar nachvollziehbar, dass Tim, nachdem er bei seinem Eintreten in den Klassenraum und der nachfolgenden verbalen szynischen Bemerkung seines Klassenkameraden Steffen die Tür sofort wieder (von außen) zuschlug, jedoch irritierte mich ein wenig die Ruhe und "Selbstverständlichkeit", mit der er dann im Pausenraum verweilte und vor sich hin sinnierte, und dies, auch nach der darauffolgenden Pause noch.
Ich persönlich hätte mir da eher einen verletzten Tim vorgestellt, der vielleicht wutentbrannt, gedanklich Steffen in der Luft zerreißend, auf und ab gerannt wäre oder mit voller Wucht gegen Gegenstände getreten hätte.

Andererseits beschreibst Du Tim aber ja auch als introvertiert, was dem tatsächlichen Verlauf der Geschichte ja auch näher kommt. Jedoch hätte ich mich anstelle von Tim wohl eher im Heizungskeller des Schulgebäudes verkrochen als im Pausenraum, wo ja immerhin die ständige "Gefahr" bestand, entdeckt zu werden.


Vom Charakter her hätte Tim wegen seiner Introvertiertheit sehr wahrscheinlich nirgendwo gegengetreten oder sein Wut an irgendwas ausgelassen. Sein Problem war ja, dass er immer alles in sich hineingefressen hat, weswegen er sich auch sinnierend in sich zurückzog. Wenn ich genauer drüber nachdenke, hast du aber schon in dem Punkt Recht, dass er sich wahrscheinlich wirklich irgendwo auf dem Klo oder in einer anderen ruhigen Ecke verkrochen hätte, anstatt sich in den Pausenraum zu begeben.

Stephan Doetsch schrieb:
insofern finde ich den Schluß allerdings nicht passend, als Tim mit Gewalt all dieses Bemühen beiseite schiebt und dennoch vom Fenstersims springt.
Damit hätte ich an dieser Stelle der Geschichte nun doch nicht gerechnet, weil für mich deutlich das emotionale Bemühen und die Sorge der Englischlehrerin spürbar wurde; etwas, was auch Tim auffallen musste und (vielleicht) ja etwas völlig neues war:

Es hätte ihm zeigen können, dass da eben doch etwas in seinen Mitmenschen vorhanden ist, das sich wie Sympathie oder Zuneigung anfühlt und ihn zu einer Änderung seines Handelns inspiriert;
Oder mit anderen Worten: Dass er eben doch für andere Menschen als "Tim" wichtig ist.


Ich denke, Tim war einfach zu sehr in seinen Gedankengängen gefangen, um zu erkennen, dass die Lehrerin ihm helfen wollte. Und er war wohl auch etwas trotzig, weil er eigentlich nur seine Ruhe haben wollte. Vielleicht wäre er ja ohne das Auftauchen der Lehrerin gar nicht gesprungen, sondern hätte es sich von sich aus noch mal anders überlegt.

Wobei ich zugeben muss, dass die Lehrerin insofern durchaus erfolgreich war, alsdass ich zeitweise selbst zweifelte, ob ich Tim überhaupt noch springen lassen soll. Dann aber hat sie den dummen Fehler gemacht, mit der Polizei zu drohen und ist näher auf Tim zugegangen, was ihre ganzen vorherigen Bemühungen wieder zunichte gemacht und dafür gesorgt hat, dass die Geschichte doch kein Happy End bekommt.

 

Hallo Arnie,

danke für Deinen Kommentar zu meiner Kritik!

Du schreibst:

Ich denke, Tim war einfach zu sehr in seinen Gedankengängen gefangen, um zu erkennen, dass die Lehrerin ihm helfen wollte. Und er war wohl auch etwas trotzig, weil er eigentlich nur seine Ruhe haben wollte. Vielleicht wäre er ja ohne das Auftauchen der Lehrerin gar nicht gesprungen, sondern hätte es sich von sich aus noch mal anders überlegt.

Wobei ich zugeben muss, dass die Lehrerin insofern durchaus erfolgreich war, alsdass ich zeitweise selbst zweifelte, ob ich Tim überhaupt noch springen lassen soll. Dann aber hat sie den dummen Fehler gemacht, mit der Polizei zu drohen und ist näher auf Tim zugegangen, was ihre ganzen vorherigen Bemühungen wieder zunichte gemacht und dafür gesorgt hat, dass die Geschichte doch kein Happy End bekommt.


Mmmh..., im Nachhinein fällt mir ebenfalls auf, dass Tim sich wohl durch die Englischlehrerin ziemlich unter Druck gesetzt fühlte:

während das Hinausklettern auf das Fenstersims zunächst ja noch eher einen "spielerischen" Charakter hatte, ging die Lehrerin ja dann recht zielgerichtet auf Tim zu und drohte (wie Du zurecht noch einmal angeführt hast) auch mit der Polizei. Vielleicht kann man zu recht vermuten, dass Tim gar nicht gesprungen wäre, wenn er sich nicht so sehr in der Klemme gefühlt hätte.

Ich glaube, ich kann Deine Argumentation gut nachvollziehen.

L.G.:
Stephan

 

hi Arni!
Es gibt viele, wenn nicht sogar zu viele, Geschichten über dieses Thema, und ich finde, dass deine Geschichte sich nicht besonders viel von den anderen abhebt.
Die Situationen und Handlungen hast du zwar gut geschildert, aber dennoch ist mir eine Stelle unklar:

Das war damals, als Fabian noch bei ihm in der Klasse war. Fabian war der letzte Freund, den Tim hatte. Doch als Fabian nach der Fünften sitzen blieb und auf die Hauptschule gehen musste, war Tim ganz alleine. Er konnte sich bis heute nicht erklären, warum. Schließlich war er weder dick, noch war er dumm oder hässlich. Obwohl er sich selbst als nicht gerade schön empfand.
Spielt ohnehin keine Rolle, dachte er. Wenn man mit 16 auf zwölfjährige Jungs steht, kann und darf man ohnehin nie eine Beziehung haben, da ist es egal, wie man aussieht.

Er war bei ihm in der Klasse, ist nach der5. sitzengeblieben und immernoch 12?
irgendwie unlogisch..
Villeicht versteh ich das auch falsch, kp.!=)
bay bay
DaDiLa

 

Hallo DaDiLa,

danke für deinen Kommentar zu der Geschichte.

Den zitierten Abschnitt hast du in der Tat falsch verstanden, aber macht ja nichts :) Das "Wenn man mit 16 auf zwölfjährige Jungs steht" bezog sich nicht auf Tims ehemaligen Kumpel Fabian, denn der dürfte ja inzwischen auch 16 sein, wie Tim. Tim steht halt allgemein auf zwölfjährige Jungs, und das ist eben sein großes Problem (oder zumindest eines der Probleme, die an seinem Selbstbewusstsein nagen).

 

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