Im Moment ist mein Anspruch bei Texten zum Thema Krieg das Aufzeigen, auf etwas aufmerksam machen.
Genau das hab ich schon beim Thema Kindersoldaten gedacht,
lieber GoMusic,
aber „Historie“ ist schwierig und ich zitier mich immer ganz gerne selber (wird @Carlo Zwei auch interessieren, denk ich mal nach seinem Beitrag), denn die historische Erzählung gestaltet künstlerisch historische Ereignisse in Prosaform, wobei schon das Wort „Geschichte“ zwo Seiten zeigt: Das Wort selbst, „Geschichte“ (ahd. gisciht) ist vom Verb „geschehen“ (ahd. giskehan) abgeleitet und meint zunächst „Begebenheit / Ereignis /Geschehnis“, um bereits im mhd. die Folge(n) des Ereignisses einzubeziehen und so im 15. Jh. in seiner Bedeutung auch die Erzählung / den Bericht über dieses Geschehen einzubeziehen und historia wird.
Erst mit Herder wird „Geschichte“ auch zur Wissenschaft und erst mit dem Durchbruch des Geschichtsbewusstseins der Romantik(er) entstehen Erzählungen von der kleinsten (Anekdote) bis zur größten Form (dem Geschichtsroman) - im deutschsprachigen Raum verknüpft mit den Namen Arnims, Hauff und Novalis mit einem Höhepunkt in C. F. Meyer, der auch ein Problem auf schlichte Art gelöst hat, indem sein Personal die Sprache der Jetztzeit spricht, was aber genug Fußfallen birgt in Dingen, die es „früher“ nicht gab.
Für alle Formen „historischen“ Erzählens – selbst für die (Auto-)Biografie gilt, dass es eine Annäherung bleibt, ein Bild, dass sich der Autor von der/den Person/en, dem/den Ereignis/sen macht. Aber zwischen Belletristen und Wissenschaftler besteht ein entscheidender Unterschied: Müht sich der Belletrist gemeinhin allzu selten, Archive aufzusuchen, um Handschriften zu lesen, die er vielleicht gar nicht entziffern und/oder erst recht nicht verstehen kann oder will, selbst wenn sie in einer alten Fassung seiner Muttersprache verfasst sind, verlässt er sich auf Spezialisten, und wär's der eigene Großvater, die ihm das aufwändige Studium abnehmen (im anderen Falle wär er buchstäblich von allen guten Geistern verlassen). Und obwohl er nicht unbedingt sein Wissen erweitert, schmückt er Vorgekautes aus und deutet es nach seiner Interessenlage. Die Mühe des dokumentarischen Puzzles überlässt er dem/den Spezialisten – und je begrenzter die Datenlage, umso größer der freie Raum der belletristischen Fantasie. Aber – und da kommt nun Somalia wie die Levante ins Spiel, ich vermute, dass die Quellen sehr spärlich tropfen, was kein Angriff auf Dich bedeutet, lieber GoMusic (Du weißt ja, die Levante hab ich sofort erkannt – hat aber auch nix damit zz tun, dass ich 2015 und hernach in der Flüchtlingshilfe mitmachte). Und dann das, wenn Du begründest
Ist wahrscheinlich auch abhängig vom persönlichen Geschmack, von der Stimmung. Bei dem Anlass für diesen Text (das Vorlesen bei einer Friedensveranstaltung) habe ich auf jeden Fall schon mal die Aufmerksamkeit.
Und die hab ich schon hinter mir zu der Zeit, da ich mit „Gretchen“ experimentierte, dass
@barnhelm sogar vorschlug, eben „Gretchen“ in dem Gottesdienst (am 12.11.2017, Auferstehungskirche Osterfeld) einzubringen. Was von den andern Organisatoren kritisch gesehen wurde, stattdessen griff ich auf einen wesentlichen, aber jedem zugänglichen kulturellen Unterschied zurück. Ich zitier mich noch mal (Formatierung gegenüber Original geringfügig geändert)
„Warum begrüßen wir uns mit einem Tagesgruß , / während "Schalom" und "As Salam Alaykom" grundsätzlich uns Friede wünschen? / Ist der gute Tag uns wichtiger als der Friede?
"Friede" ist im Gegensatz zur Zufriedenheit ein sozialer Begriff, / er gibt an, wie der eine mit dem andern auskommt, / beschreibt, wie es um eine Beziehung steht.
Friede meint ursprünglich "Schonung" und "Freundschaft" unter "Freihälsen" - / Leute, die "frei" waren, kein Joch trugen wie der Leibeigene, wie der Sklave. / Friede hat also auch mit Freiheit zu tun.
Heute sind die Zwänge, denen ein jeder unterliegt, / nicht so offensichtlich, oft vertraglich geregelt. / Und um des lieben Frieden willen, kuscht man, / als wäre die Friedhofsruhe das Ideal von Friede und Freiheit. / Man sehnt sich nach Eintracht und Harmonie, / dem häuslichen und ehelichen Frieden, ) will in Ruhe gelassen werden,/ um selber Frieden zu geben./ Aber Friede muss mehr sein als häusliche Beschaulichkeit!
Wie wird Friede? Durch Verträge. / Vertragen wir uns also. / Und um den Frieden sicherzustellen, rüsten wir auf / und der Exportweltmeister liefert "Produkte zur Gefahrenabwehr"/ wie es in der Regierungsbürokratie heißt. / Und schon verwechseln wir Friede mit Sicherheit./ Abschreckung. Schon das Wort klingt nicht sonderlich friedfertig. / Wann hätten Waffen und Schrecken je die Welt friedlicher gemacht? / Und zeugen Sicherheiten nicht von Misstrauen?
Wer kennte nicht die Worte des Lehrers Lämpel!
„Ach!“ spricht er, „die größte Freud, / Ist doch die Zufriedenheit!“
Über den Begriff "Kitsch" werd ich aber noch bisschen nachdenken, ist eben kein Text aus der Gartenlaube.
Bis bald und einen angenehmen Restsonntag wünscht der
Friedel
PS: Auf 3sat (läuft gerade) sprach gerade G. Grass, wie er als 17jähriger eingezogen wurde, in Gefangenschaft geriet und als "Jugendlicher" wieder - Volljährigkeit galt erst mit 21, darf nicht vergessen werden) frei.