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15.10.2015
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Trinidad

Es gab keinen Knall. Sie seufzte nur kurz, und als ich zu ihr hinüberschaute, sah ich in ihren Augen Verwunderung und Trauer, aber keinen Schmerz. Dann brach ihr Blick, noch bevor das Blut aus ihrer Nase das Kinn erreichte.

*​

Ich lernte Mina in der Wäscherei kennen. Das ist die Wäscherei der St. Trinity Women's High Security Correctional Facility for Southern Maine at Portland, von den Insassen ironisch Trinidad genannt. Ich hatte meinen Mann umgebracht. Na und? Das Schwein hatte es nicht anders verdient.

Wieder und wieder hatte Maury mir Gewalt angetan, immer wenn er besoffen nach Hause kam. Wies ich ihn ab, nahm er mich trotzdem. Wehrte ich mich, schlug er zu. Natürlich wusste ich eigentlich, dass man solche Männer gleich nach dem ersten Mal verlassen muss. Dass man nichts darauf geben kann, wenn sie hinterher flennen und es ihnen leidtut und sie sich bessern wollen und versprechen, es werde nie wieder vorkommen. Dass es trotzdem immer wieder passiert und sich nichts und niemand jemals bessert. Aber ich war eben eine blöde Kuh, da hatte er sogar recht. Und irgendwann kam es mir so normal vor, dass ich aufhörte, mich zu wehren. Dann kam der Abend, an dem er wieder lange in der Kneipe blieb und mir die Weinflasche herunterfiel, mit deren Inhalt ich mich für das Unvermeidliche gewappnet hatte. Ich sammelte gerade die Scherben auf, als Maury zur Tür hereinkam. Er stand über mir und hatte diesen grauenhaften Blick in den Augen. Ich hockte vor ihm und hatte den abgebrochenen Flaschenhals in der Hand. Da machte es Klick. Der Anwalt sagte, ich könnte mit dreißig Jahren davonkommen, wenn ich Reue zeigte. So wurde es eben lebenslänglich.

Mina hingegen war eine Politische. Sie war idealistisch, intelligent und so jung, dass sie fast meine Tochter hätte sein können. Zumindest, wenn ich mich mit fünfzehn in der Highschool von Tommy hätte schwängern lassen. Auch so ein versoffenes Arschloch und dabei gerade mal acht Jahre älter als ich. Wenigstens war ich bei der Verhütung klüger gewesen als bei der Wahl meiner Männer.

Dabei hätte ich eine wie Mina gerne als Tochter gehabt. Ein wahrer Engel, nicht nur vom Aussehen her. Sie war stark und selbstbewusst, aber dennoch freundlich und mitfühlend. Dank Trinidad besaß sie gleichzeitig ein Maß an Lebenserfahrung, das man einer Einundzwanzigjährigen nicht wünscht. Aber wäre sie meine Tochter gewesen, hätten wir natürlich keine Affäre begonnen. "Du siehst traurig aus", war das Erste, was sie zu mir sagte. Hinten im Wäschelager weckte sie Gefühle in mir, die mich keiner meiner Männer jemals erahnen ließ.

Rose war ebenfalls eine Politische. Sie war bei derselben Demo verhaftet worden wie Mina. Für Bürgerrechte hatten sie demonstriert, gerade mal fünfzig Hanseln, als irgendein Idiot anfing, Steine zu werfen. Daraufhin wurde die ganze Gruppe kurzerhand einkassiert und als gefährliche Linksradikale abgeurteilt. Mit den Bürgerrechten war es nicht mehr weit her, seit 2019 der Präsident einem islamistischen Attentat zum Opfer gefallen war. Danach verfiel der Kongress in Panik, winkte die Notstandsgesetze in Rekordzeit durch und verschaffte dem neuen Präsidenten eine nie gekannte Machtfülle, die dieser in seiner Paranoia weidlich ausnutzte.

Rose hätte ich nicht als Tochter gewollt. Die Erfahrung, als Schwarze sich und der ganzen weißen Welt ständig ihre Ebenbürtigkeit beweisen zu müssen, hatte sie zynisch und kratzbürstig gemacht. Hochnäsig und besserwisserisch war sie vielleicht vorher schon gewesen. Sie und Mina waren wie Hund und Katze, aber der Polizeistaat hatte sie zu Schicksalsgenossinnen gemacht.

Komplett wurde unser Damenkränzchen durch Heather. Sie war die älteste von uns und schon am längsten hier; außerdem war sie eindeutig verrückt. Vielleicht wurde man das automatisch mit dem Namen. Sie war nicht so verrückt wie Ich-bin-Queen-Victoria-und-die-kleinen-weißen-Mäuse-tanzen-für-mich, sondern eher so wie Ich-ramme-dir-den-Suppenlöffel-ins-Auge-weil-du-versucht-hast-dich-bei-der-Essensausgabe-vorzudrängeln. Sie hat uns nie verraten, wofür sie einsaß, aber ich vermutete, dass sie ihre Eltern für ihre Namenswahl erschlagen hatte. Mina, Rose und ich hielten uns an Heather, weil sie uns beschützte. Was Heather an uns fand, ist mir bis heute nicht klar.

*​

Heather war es auch, die die Codes unserer Implantate herausfand. In Trinidad hatte jede Gefangene eines. Je zwei dieser Dinger hatten den gleichen Code, so dass die zwei Besitzerinnen ein Paar bildeten, aber man wusste nicht, wer zu wem gehörte. Und wenn die beiden Hübschen sich zu weit voneinander entfernten, etwa weil eine von ihnen geflohen war, dann explodierten die Implantate, sobald sie den Funkkontakt zueinander verloren. Auf diese Weise konnten die Kosten für herkömmliche Sicherungsmaßnahmen auf ein Minimum gesenkt werden.

Ich musste laut lachen, als mir das der Gefängnisarzt nach der Überstellung erläuterte. Sie hatten sich das offenbar direkt aus den verschissenen alten Achtzigerjahre-Actionfilmen abgeguckt, die Maury immer mittags gesehen hatte, nachdem er verkatert aus dem Bett gefallen war. Damals war das die Horrorvision eines totalitären Zukunftsstaates, den es hoffentlich nie geben würde. Und jetzt hatten sie es einfach gemacht! Das Lachen verging mir, als der Arzt mir mein Exemplar durch die Nase in die Stirnhöhle trieb und dort mit Widerhaken verankerte. Das tat drei Tage lang irrsinnig weh. Aber ich bin ja gut darin, mir einzureden, dass Schmerzen normal sind.

Es gab immer mal Neuankömmlinge, die die Implantate für Attrappen hielten, sowas wie Placebos zur Abschreckung. Wenn so eine ganz Schlaue dann türmte, erfuhren wir nie, was genau aus ihr wurde. Doch wir konnten meist live miterleben, wie es ihrer ahnungslosen Partnerin erging. Der flog dann nicht mitten am Frühstückstisch der Kopf auseinander, das war Hollywood. Aber sie bekam das stärkste und letzte Nasenbluten ihres Lebens. Abschreckung, oh ja.

Jedenfalls war Heather zwar verrückt, aber nicht blöd. Im Gegenteil, sie folgte einem Plan. Über mehrere Wochen hinweg markierte sie immer wieder Magenschmerzen und Verstopfung. Die Pülverchen, die man ihr auf der Sanitätsstation als einzige Hilfe in die Hand drückte, sammelte sie. Bei der nächstbesten Gelegenheit schlug sie mal wieder eine Mitgefangene zusammen, die sie beim Hofgang falsch angeguckt hatte. Als der Direktor sie wie erwartet vorlud, um ihr eine Woche Dunkelhaft zu verordnen, schaffte sie es irgendwie, die Überdosis Abführmittel in seinen Kaffee zu befördern, und während er plötzlich ganz dringend kacken gehen musste, entlockte Heather seinem Computer die Codes. Sie konnte sowas.

Das alles verriet sie uns erst, als sie nach Ablauf der Woche zurückgekehrt war und uns in den hintersten Winkel des Geräteschuppens geschleift hatte, wo niemand zuhören konnte. Dabei trug sie das irrste Grinsen im Gesicht, das ich je an ihr gesehen hatte. "Ladies", verkündete sie, "wir vier kommen hier raus." Auf unsere fragenden Mienen hin erklärte sie: "Die Chance lag bei eins zu hundert Fantastilliarden, aber wir haben die zueinander passenden Codes."
"Wie?" sagte ich. "Vier gleiche?"
"Natürlich nicht!" schnaubte Rose. "Zwei Pärchen. Nicht wahr, Heather?"
Diese nickte, immer noch grinsend.
"Und wer von uns gehört zusammen?" fragte Mina.

Heathers Grinsen erstarb. "Das sage ich euch nicht." Wir schauten sie verständnislos an. "Wenn ihr es wisst, hauen zwei von euch ab und lassen mich mit der anderen allein zurück. Ich weiß, dass ihr mich für durchgeknallt haltet und Angst vor mir habt. Ich will nicht, dass ihr einfach so geht." Dabei blieb sie und ließ sich nicht umstimmen. Ich sage ja, sie war nicht blöd. Mina, Rose und ich entschieden, diese Frage später zu klären, wenn wir aus Trinidad entkommen waren.

Auch der eigentliche Fluchtplan konnte nur von Heather kommen. Dabei war er ganz einfach, nachdem sie ihn erklärt hatte. Wir würden uns die Bauarbeiten auf dem Außenparkplatz sowie den Besuchstag zunutze machen. Und natürlich die laschen Sicherheitsmaßnahmen, da sich die Gefängnisverwaltung ja auf die Implantate verließ.

Am Besuchstag kamen die meisten Wärterinnen und Wachmänner mit dem Bus zur Arbeit. Sie hatten es satt, dass die Angehörigen der Gefangenen ihnen regelmäßig die Reifen zerstachen oder "Fuck U" in den Lack ritzten. Als wir beim Abendhofgang unauffällig am Zaun entlang schlenderten, sahen wir nur drei Autos der Spätschichtwachen auf dem Parkplatz außerhalb des großen Tores. Sie waren am tornahen Ende nebeneinander abgestellt; am entfernten Ende stand der Radlader, der tagsüber noch Unmengen Schotter bewegt hatte, um den schlaglochübersäten Platz wieder zu ebnen. "Und du bist sicher, dass du das Ding fahren kannst?" fragte ich Heather. "Kann ja nicht so schwer sein", brummte sie. "Das findet sich dann schon, wenn ich drin sitze."

In der äußersten Ecke des Hofs stand der Geräteschuppen. Rose hatte am Ende der Nachmittagsarbeit dafür gesorgt, dass er nicht abgeschlossen wurde. Als die Hofaufsicht gerade in die andere Richtung schaute, schlüpften wir in den Schuppen. Mina und ich hatten etwas Kleidung aus der Wäscherei mitgehen lassen und hier deponiert. Es waren die zivilen Klamotten einiger Wärterinnen, die sie dort gerne kostenlos waschen ließen, obwohl das gegen die Vorschriften verstieß. Die Sachen würden erst morgen früh vermisst werden, wenn wir schon über alle Berge waren. Wir tauschten unsere Gefangenenoveralls gegen die Zivilkleider und warteten. Zum Ende des Hofgangs riefen die Aufsichten alle Frauen in die Zellen zurück, um sie für die Nacht einzuschließen. Nachdem sich der Hof geleert hatte, blieben uns noch etwa zehn Minuten Zeit, bis unser Fehlen auffiel. Jetzt musste alles schnell gehen.

Der Direktor war der einzige, der sein Auto im Innern des Geländes parken durfte. Wir wussten, dass er heute lange bleiben würde, weil er eine Affäre mit einer drallen Wärterin aus der Spätschicht hatte. Nur ein besserer Maschendrahtzaun trennte uns von dem Fahrzeug, den wir mit den Zangen aus dem Geräteschuppen bald durchtrennt hatten. Während Mina, Rose und ich die Haupttür mit den Mülltonnen zustellten, brauchte Heather weniger als zwanzig Sekunden, um den Cadillac kurzzuschließen. Erneut fragte ich mich, welche Lebensgeschichte sie wohl vor uns verbarg. Heather überließ mir das Steuer und sprang mit Mina auf den Rücksitz, Rose rutschte bereits auf den Beifahrerplatz. Ich wendete den Wagen, gab Gas und hielt auf das Tor zu. Als dieses beim Aufprall mit einem lauten Krachen aus den Angeln sprang, konnten wir sicher sein, dass man uns bemerkt hatte.

Wir überquerten den Außenparkplatz, vorbei an den drei Wagen aus der Spätschicht bis zum Radlader, der kurz vor der Ausfahrt stand. Hier brachte ich den Cadillac zum Stehen, Heather sprang hinaus und kletterte in das Führerhaus des Baufahrzeugs. Dann geschah lange nichts. Zu lange. Heather war unter der Fensterkante des Ungetüms verschwunden, als sie versuchte, auch dieses kurzzuschließen. Anscheinend war das schwieriger als gedacht. Es mochte eine halbe Minute dauern oder eine ganze, mir kam die Zeit endlos vor. Ich stieg aus, um nach Heather zu sehen, obwohl ich wusste, dass ich ihr keine Hilfe sein konnte. Rose und Mina taten es mir nach. Längst drangen Rufe und lautes Poltern aus dem Gebäude zu uns. Die Müllbarrikade würde nicht ewig halten.

Endlich erwachte der Diesel des Radladers zum Leben. Die Schaufel hob sich, und der Koloss setzte sich ruckend in Bewegung. Auf halbem Weg Richtung Tor steuerte Heather den Lader ungebremst in einen Zaunpfosten, dessen Verlängerung als Mobilfunkmast fungierte. Krachend stürzte die Konstruktion ein. Da man es nie für lohnend befunden hatte, die Strafanstalt mit einem Festnetzanschluss auszustatten, konnte vorerst keiner mehr um Hilfe telefonieren. Heather setzte ungelenk zurück und peilte als nächstes die drei geparkten Autos an. Mit gesenkter Schaufel rammte sie seitlich den ersten Wagen, schob ihn in die beiden nebenstehenden und drückte alles zusammen mit Wucht gegen die kurze Mauer, die das vom Cadillac zerstörte Tor umrahmte. Mit diesen Wracks würde uns niemand verfolgen können.

Ab jetzt ging alles schief. Laut Plan musste Heather nur noch aus dem Radlader springen, zu unserem Fluchtwagen zurücksprinten und mit uns abhauen. Doch sie hatte zu viel Zeit mit dem Starten des Laders und ihrer Amokfahrt verloren. Die Wachmänner hatten inzwischen unsere Müllbarriere durchbrochen und waren mit Schrotflinten in der Hand vom Gebäude bis zum Tor gestürmt. Als Heather aus dem Führerhaus zu Boden sprang, waren bereits drei Waffen aus weniger als fünfzig Fuß Entfernung auf sie gerichtet. Wie ein in die Enge getriebenes Tier blickte sie hektisch nach links und rechts; dann ließ sie resigniert die Schultern sacken, und ihr Körper entspannte sich.

Noch einmal sah Heather zu uns herüber. Obwohl sie zu weit entfernt war, glaubte ich in ihren Augen Tränen zu erkennen. "Zwei von drei!" rief sie, ihre Stimme überschlug sich dabei. "Ist doch gar nicht so schlecht!" Dann wandte sie sich um und stürzte mit ausgebreiteten Armen und einem lauten, wahnhaften Lachen auf die Wachmänner zu. Wir konnten nur zusehen, wie drei Schrotladungen ihren Leib zerfetzten.

Fassungslos sahen wir einander an, ich blickte von Mina zu Rose und zurück. Uns allen wurde im selben Moment klar, was Heather mit ihren letzten Worten gemeint hatte: Eine von uns war ihre Partnerin und konnte nicht weiter fliehen, ohne dabei zu sterben. Aber wir wussten nicht, wer von uns zurückbleiben musste. Sollten wir uns alle drei ergeben, um unsere Leben zu retten? Unsere Leben in Trinidad? Ein paar endlos scheinende Sekunden verrannen, dann waren wir uns wortlos einig. Wir sprangen wieder in den Cadillac, und ich trat das Gaspedal durch. Die Wachen schossen wild hinter uns her, doch wir waren schon zu weit entfernt. Ein paar Schrotkugeln prallten wirkungslos vom Blech ab.

Immer schneller rasten wir auf die unsichtbare Grenze zu, die der Reichweite von Heathers Implantat entsprach. Minas Finger krallten sich vom Rücksitz aus in meine Schultern, doch ich merkte nicht, ob es wehtat. Rose neben mir starrte geradeaus, ihre Lippen formten unhörbare Worte, als ob sie stumm betete. Gut eine halbe Meile jenseits des Zauns erwischte es sie.

Es gab keinen Knall. Sie seufzte nur kurz, und als ich zu ihr hinüberschaute, sah ich in ihren Augen Verwunderung und Trauer, aber keinen Schmerz. Dann brach ihr Blick, noch bevor das Blut aus ihrer Nase das Kinn erreichte.

Wie ein Automat fuhr ich weiter, den Blick geradeaus gerichtet. Nach einiger Zeit lösten sich Minas Fingernägel aus meinen Schultern. Umständlich breitete sie eine Decke über Rose aus, die sie auf dem Rücksitz gefunden hatte. Dabei weinte sie um unsere Gefährtin, mit der sie sich nie verstanden hatte. Ich weinte vor Erleichterung, dass es nicht Mina getroffen hatte.

*​

Der Rest unserer Flucht ist schnell erzählt. Den auffälligen Cadillac fuhren wir nur bis zur nächsten Siedlung, deren Namen wir nicht kannten. Im Schutz der anbrechenden Dunkelheit versteckten wir die Karre in einem Gebüsch. Auch Rose blieb dort zurück. Zwei Straßen weiter fanden wir einen kleinen Honda, dessen Fahrer dankenswerterweise die Schlüssel am traditionellen Platz auf der Sonnenblende hinterlegt hatte. Ebenso dankbar waren wir für das eingebaute Navi, das uns einen Schleichweg in die Vororte von Portland wies, und für das wenige Bargeld, von dem wir ein paar Busfahrkarten in die Innenstadt bezahlten. Mit mehrmaligem Umsteigen und mehr Glück als Verstand kamen wir den erst spät eingerichteten Straßensperren zuvor und erreichten den alten Hafen.

Mina kannte dort einen bärtigen Umweltschutzfreak, der zwar entsetzt war, zwei gesuchte Schwerverbrecherinnen in seiner Wohnung stehen zu haben, uns aber mit einer Gruppe von Untergrundaktivisten in Kontakt brachte, die er ebenfalls am liebsten nie gesehen hätte. Die versteckten uns eine Zeitlang, gaben uns von ihrem Essen ab und vermittelten uns weiter an einen pickligen Jüngling, der neue Ausweise samt digitalen Identitäten für Mina und mich anfertigen sollte.

Da wir kein Geld zum Bezahlen hatten, ging ich jeden Tag einmal mit dem Knaben in sein Hinterzimmer, um ihm etwas Entspannung für seine harte Arbeit zu verschaffen. Erst hatte ich befürchtet, er würde Mina wollen, aber der Jüngling meinte, eine Latina-MILF wie ich sei eher sein Ding. Er war gar nicht so schlimm, ich war anderes gewohnt. Nur Mina heulte sich jedesmal die Augen aus, während sie im Vorraum wartete. Dabei hätte sie trotz Implantat raus auf die Straße gehen können, statt sich alles anzuhören.

Aber das war das letzte Mal, dass ich mich von einem Mann anfassen lassen musste. Nach einer Woche waren die Papiere fertig, und zwei der Aktivisten brachten uns über die kanadische Grenze, weil wir als Hetero-Pärchen weniger auffielen als zwei allein reisende Frauen, wie sie auf der Fahndungsliste standen.

Inzwischen leben Mina und ich in Vancouver. Dort genießen wir das kleine bisschen Glück, das wir gemeinsam haben. Wir arbeiten beide in einer Wäscherei - gelernt ist gelernt - und lassen uns immer zur selben Schicht einteilen. Einmal im Jahr zünden wir in der Kirche zwei Kerzen an, eine für Heather und eine für Rose.

Wir haben noch niemanden gefunden, der uns die Implantate rausholen kann, ohne dass wir dabei eine Lobotomie riskieren, aber das ist uns mittlerweile egal. Wir bleiben einfach zusammen. Bis dass der Tod uns scheidet.

 

Hallo zusammen,

hier meine zweite Geschichte in diesem Forum. Ich hoffe, sie gefällt Euch. Ein bisschen grimmiger als die Geisterfahrer-Story und aus einer für mich ungewohnten Perspektive. Dafür mit Happy End. Ich habe versucht, alle Tipps zu beherzigen, die Ihr mir zu meinem ersten Werk gegeben hattet.

In diesem Zusammenhang eine allgemeine Frage: Ist es hier üblich, den Original-Post zu editieren, wenn die Verbesserungsvorschläge kommen? Ich hatte das vermieden, weil man dann den Bezug der ersten Kritiken nicht wiederfindet, habe aber später gesehen, dass einige es trotzdem tun. Was ist in diesem Forum Usus?

Übrigens habe ich auch ein alternatives, böses Ende für Trinidad im Sinn. Bei Interesse einfach Bescheid geben. Ansonsten: Her mit den Kritiken!

Grüße vom Holg...

 

In diesem Zusammenhang eine allgemeine Frage: Ist es hier üblich, den Original-Post zu editieren, wenn die Verbesserungsvorschläge kommen? Ich hatte das vermieden, weil man dann den Bezug der ersten Kritiken nicht wiederfindet, habe aber später gesehen, dass einige es trotzdem tun. Was ist in diesem Forum Usus?
JA. Wir verstehen uns hier als eine Art Werkstatt. Selten, dass hier ein perfekter Text auftaucht. Anregungen, die einleuchten, werden im Original-Text eingearbeitet.
Man kann sich quasi immer nur auf die aktuelle Version beziehen in seinen Kritiken, aber sobald etwas editiert wird, sieht man auch ein entsprechendes Datum am Ende des Fensters. So kann man schon mitverfolgen, wann Änderungen erfolgt sind.

 

Halli hallo Holg!

Deine Geschichte gefällt mir gut :thumbsup: Seit langem mal wieder eine Geschichte in meiner Lieblings-Rubrik (Spannung), bei der ich nichts zu mäkeln habe.
Mir sind keine Fehler, weder Rechtschreibung noch Kommata, aufgefallen. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht drauf geachtet habe, weil mich die Handlung zu sehr gefesselt hat oder aber, weil einfach keine drin sind ;)
Ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass diese Geschichte garnicht gut ausgehen kann, dass beide oder zumindest eine von beiden noch stirbt, das der Gefängnisdirektor vielleicht eine Möglichkeit hat, die beiden zu orten oder fernzuzünden (vielleicht eine kleine Anregung für ein weiteres, alternative Ende? :D )
Der Text liest sich flüssig und die Absätze sind meiner Meinung nach gut gewählt.
Ich habe sie wirklich gerne gelesen und freue mich auf Weiteres :)

Auf ein Neues

Herzlichst
Joey

 

Hallo weltenläufer,

danke für die Aufklärung. Dann werde ich es künftig auch so halten.


Hallo Joey,

vielen Dank für das Lob, ich freu mich! Deine Idee für das alternative Ende werde ich mir durch den Kopf gehen lassen, aber momentan treibt mich eine andere um. Ich werde auch gerne noch weitere Stories in der Rubrik Spannung produzieren. Meine aktuelle Arbeit versucht sich allerdings mal an Humor; mal schauen, ob das gelingt.


Grüße vom Holg...

 

Hallo,

der Text ist umständlich. Wie Trinidad eingeführt führt, diese Begrifflichkeit, das ist ungeschickt und nicht sonderlich elegant. Wenn der Erzähler schon direkt mehr Wissen hat als der Leser, und ihn dann belehrt. Mach es doch in einem Dialog. Viel besser, szenischer, lebendiger.

Fast überhaupt kein Dialog in der Geschichte, wie ich sehe. Warum? Du kannst die ganze Geschichte mit Maury als Dialog entpacken, gleichzeitig etwas von deinen Figuren sehen lassen, sie zeigen. Das Nacherzählte ist einfach nur langweilig. Spannend jedenfalls ist es nicht. Und dann die eigentliche Flucht, wo du mal einen Konflikt hast und den erhöhen könntest (Wohin gehen wir? Was wollen wir? Zwei Fliehende auf ihrem Weg, siehe; Flucht in Ketten) da ist alles Friede Freude Eierkuchen, und sie arbeiten in einer Wäscherei. Der Absatz mit dem gestohlenen Auto, dem Navi, also nee, das is nix. Ein Auto stehlen, das wäre eine Herausforderung für die Figuren. Wie geht das? Mit Gewalt? Hijacken sie ein Auto stattdessen? Was ist mit dem Navi? Woher kennt das einen Schleichweg? Und das mit den Umweltaktivisten, das ist so an der Nase herbeigezogen ... unglaubwürdig.

Eine Flucht ist immer ein tolles Thema, aber hier musst du dich meineserachtens hinsetzen und mal 30 000 Wörter schreiben, oder mindestens 20 000. Dieses komprimierte wirkte einfach wie eine Zusammenfassung. Oder du suchst dir nur einen einzigen Aspekt aus und beleuchtest den, aber nicht das ganze, nicht die volle Bandbreite. Das funktioniert so nicht. Dein Thema reicht für ein Roman aus.

Mich stört auch das ganze Amerikanische. Mich erinnert das sofort an Elmore Leonard oder Pete Dexter, und dann wirkt der Text eben leider noch viel blasser. Warum nicht in Deutschland?

Konstruktiv: Mehr Dialoge. So ein Text lebt vom Idiom, von Sound auch. Der Dialog transportiert auch Information, keeps the plot moving, würde der Ami da sagen. Mehr Szenen, die tiefer rein gehen, nicht einfach drüberschreiben und komprimieren. Zeit lassen. Spannung aufbauen, das ist sehr wichtig, das tust du hier gar nicht, weil du die Kurve nicht nimmst, keinen Aufbau hast, da platzt es einmal raus und - Ende. Konflikte einleiten. Hier ist kein Konflikt vorhanden, kein zweiter Boden, nur der Strang des Ausbruchs, ein unsichtbarer Gegner, das System, und dann ist alles in Butter ... Ist da so? Gerade nach der Flucht könnte man tolle Konflikte einbauen, die eine ist Latina, die eine ist weiß, die sind unterschiedlich sozialisiert, kennen andere Typen draußen, organisieren sich anders. Du verschenkst diesen Punkte einfach, und da würde es für mich erst interessant werden.

Als Lesetip: Elmore Leonard, out of sight. Auch eine Fluchtgeschichte, vielleicht kennst du den Film, aber das Buch ist besser.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo Jimmy,

danke auch für Deine Kritik. Die geht ja ziemlich an die Grundlagen, das ist nicht mal eben schnell wegeditiert. Ich nehme mir das auf alle Fälle zu Herzen, kann aber auch nicht alles mitgehen.

Der erste Teil ist bewusst nicht plastisch und actionreich erzählt. Soweit es den Plotverlauf betrifft, wollte ich hier nur die wichtigsten Personen grob skizzieren, um dann in der eigentlichen Erzählzeit mit ihnen arbeiten zu können. Die Vergewaltigungen durch den Ehemann möglichst anschaulich zu machen, war jedenfalls nicht mein Ziel. Gleichzeitig sollten diese Passagen die Ich-Erzählerin gerade durch die Art und Weise charakterisieren, in der sie ihr eigenes Leben schildert. Lakonisch, teils zynisch; desillusioniert. Wäre vielleicht auch als Dialog gegangen, aber zu meiner Vorstellung von der Frau hätte es nicht gepasst, wenn sie mit irgendwem über ihre Vergangenheit tratschte. Ich glaube, wenn man sich direkt an den Leser richtet, kann man Dinge sagen, die in einem "echten" Dialog unglaubwürdig, pathetisch oder kitschig klingen; jedenfalls kann ich als Leser dann einiges mehr tolerieren. So weit meine Intention in diesem Teil. Muss man ja nicht mögen. Falls ich allerdings auch das so umschriebene Ziel nicht erreicht habe, liegt es natürlich an mir.

Der Hauptteil: Ja, da wäre Potential für viel mehr gewesen. Stärker als der Handlungsverlauf hätten mich in diesem Zusammenhang die Personen interessiert: die Abneigung zwischen Mina und Rose (die man in der Sterbeszene super aufgreifen könnte), die Vorgeschichte von Heather (die in meiner Fantasie tatsächlich ihre Eltern erschlagen hat; allerdings weil diese sie Jane getauft hatten und sie lieber Heather heißen wollte :D), vielleicht auch irgendeine Wärterin oder der Direktor. 20.000 bis 30.000 Worte sind aber eine echte Hausnummer, dann bin ich tatsächlich fast bei einem Roman. Und bis ich so viel Zeit habe... Da nehme ich eher Deine Anregung mit, Dinge wegzulassen. Also keine Charaktereigenschaften und möglichen Konflikte einführen, die ich später offenlasse. Ist aber auch ein schmaler Grat, weil die Charaktere ja ein bisschen Farbe bekommen müssen.

Mehr Wendungen auf der Flucht? Ja, vielleicht. Wirklich glatt ist es ja auch so nicht gelaufen, wenn die Hälfte der Flüchtenden draufgeht, aber da geht natürlich immer noch etwas mehr. Und dann ist auch mehr Raum für Dialoge, Spannung usw., das sehe ich ein. Einen Konflikt zwischen Mina und der Ich-Erzählerin wollte ich aber nicht auch noch obendrauf.

Und was den Umweltaktivisten angeht: Meine Vorstellung ist, dass alle, die sich mehr oder weniger gegen die Obrigkeit stellen, auf einander angewiesen und deshalb miteinander vernetzt sind. Bei den Grünen z.B. (die in meiner Geschichte wohl politisch ausgeschaltet wären) sind ja Umweltschutz und Bürgerrechte gleichermaßen vertreten. Und in einer so repressiven Gesellschaft ist man dann vom Untergrund auch nicht mehr weit weg, womöglich durchaus unfreiwillig. Aber das ist auch so ein Punkt, der eine tiefere Betrachtung verdient hätte, um verständlich zu werden. Ich habe versucht, aus der Kürze eine Tugend zu machen und viele Dinge absichtlich nur anzudeuten. Kann sein, dass ich das etwas übertrieben habe.

Grüße vom Holg...

 

Hallo Holg, ich habe deine Geschichte gern gelesen und kann mich Jimmy da nicht ganz anschließen. Ich finde sie gut geschrieben, ich bin auch der Meinung, dass zu deiner Hauptperson diese Art der Erzählung gut passt. Dialoge würden hier vieles in die Länge ziehen und wie du selbst sagst, charakterisiert sich die Figur durch die Erzählweise.

Der Anwalt sagte, ich könnte mit dreißig Jahren davonkommen, wenn ich Reue zeigte. So wurde es eben lebenslänglich.
Der satz gefiel mir diesbezüglich besonders gut. ;)
Natürlich könnte man aus einigen Punkten tiefer gehende und genauer beschriebene Szenen machen, aber das ist ja nicht der Sinn einer Kurzgeschichte oder? wobei das mit dem auto, das offen ist,in dem der schlüßel liegt , samt navi und geld schon ein bisschen sehr einfach war. zugegeben.
die punkte über die einzelnen charaktere würe ich an deiner stelle nicht kürzen oder ändern. so kann man etwas über das wesen der figuren erfahren. mir gefällt das. auch die angedeuteten dinge, die im dunkeln bleiben. so ist spielraum für die eigene phantasie.
was mich einmal im lesefluß gestört hat:
aber das Schicksal und der Polizeistaat hatten sie zu Schicksalsgenossinnen gemacht.
das doppelte schicksal.
bin gespannt auf die nächste geschichte, lg annamirl

 

Achja, und danke für die Frage mit der Textbearbeitung. Das war mir auch nicht so ganz klar, auch wenn ich (wie du auch geschrieben hast) immer wieder bemerkt hab, dass das wohl einige so machen.

 

Hallo Annamirl,

danke fürs Seele streicheln. Ich war nach Jimmy Fundamentalkritik schon etwas geknickt. :(

Der Anwalt sagte, ich könnte mit dreißig Jahren davonkommen, wenn ich Reue zeigte. So wurde es eben lebenslänglich.
Der satz gefiel mir diesbezüglich besonders gut. ;)

Auf den war ich auch ein bisschen stolz. Schön, dass er Dir aufgefallen ist! ;)

wobei das mit dem auto, das offen ist,in dem der schlüßel liegt , samt navi und geld schon ein bisschen sehr einfach war. zugegeben.

Okay, den Punkt sehe ich inzwischen ein. Zwar nicht von der Sache her - den Schlüssel dort haben die Amis zumindest in Filmen dauernd, das Navi sollte jenseits von 2019 keine große Besonderheit mehr sein und nur die Wegfindung in fremder Umgebung erklären, und genug Parkmünzen für eine Busfahrkarte habe ich in meinem Auto auch - aber für den Fluchtverlauf war es zu glatt.

was mich einmal im lesefluß gestört hat: (...) das doppelte schicksal.

Oha, das ist mir durchgerutscht. Danke dafür, wird bei nächster Gelegenheit geändert. Das mit dem Fluchtauto hebe ich mir für eine größere Überarbeitung auf.

Grüße vom Holg...

 
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danke fürs Seele streicheln. Ich war nach Jimmy Fundamentalkritik schon etwas geknickt
Hach ja, ich kann das verstehen, Jeder von uns versteht das. Dass man Lob will und braucht, das ist sehr sehr menschlich. Aber das andre brauchts auch. Und zwar noch viel notwendiger. Wenn dir jeder sagt, hübsche Geschichte, geil, wie du schreiben kannst, davon hast du überhaupt gar nichts. Daher nicht geknickt sein, bitte nicht, denn du schreibst eh schon gut, aber die Kritik der anderen reinlassen in die Schreiberfinger - und zwar für den plot. Denn der funktioniert so einfach noch nicht.
Ich hab zwei Punkte, der erste ist ähnlich wie der vom jimmy. Du hast dir einen sehr sehr langen Erzählzeitraum ausgesucht für eine Kurzgeschichte mit so vielen Konfliktfeldern. Und du huschst über alles relativ berichtend drüber. Was ist mir passiert beim Lesen? Anders als Jimmy empfand ich den Anfang als gut. Der gefiel mir. Fand ich echt spannend und interessant. Mir war da klar, dass du den Schwerpunkt nicht auf ihr Verhätnis zu Maury legen wolltest, sondern auf die Gefängnisgeschichte. Den Hook am Anfang hattest du gesetzt, durch den Beginn und durch die Art, wie sie ihr Verhältnis zu Maury beleuchtet. Das war für mich okay, dass du recht lakonisch zusammenfasst. Klar, manchmal muss man das machen, kommt halt drauf an, worauf du hinauswillst. Und es ist auch eine Kunst, das gut zu machen. Mit solch einem Satz, wie Annamirl den zitiert hat, kriegst du das hin, einen Blick auf ihren Charakter zu legen.
Dann dachte ich, jetzt gehts los, jetzt gehts in medias res und ich seh die bei ihrer Flucht und dann wirds im Prinzip noch berichtender. Ich hab mich nur noch beim Überfliegen erwischt. Und ich bin schon eine echte Spannungsleserin, so eine richtige Unterhaltungstussy, die mit der Decke über dem Kopf vor dem Fernseher sitzt, die sich auch sehr schnell einnehmen lässt. Ich weiß schon, das ist sehr schwer hinzukriegen, ob mir selbst das gelingt - keine Ahnung. Aber das ist ja auch völlig egal.
Ich finde nur, du mogelst dich zu schnell an den entscheidenen Stellen, die echten Spannungseffekt haben, vorbei. Ich denk nur an die Stelle, wenn nicht klar ist, welche der Frauen nun Nasenbluten kriegen wird. Meine Fresse, das hat doch eine spannungsmäßige und menschliche Wucht. Wieso baust du so eine Stelle nicht aus? Das sind gerade mal zwei kurze Absätze oder drei. Warum haust du da eine richtige Szene rein? Machst von mir aus diese Sache zum Schwerpunkt deiner Geschichte?
Wie löst man also das mit dem langen Erzählzeitraum? Das löst man jedenfalls nicht durch die Wegnahme von Konfliktfeldern, hier z. B. die Abneigung Rose gegenüber. Sondern eben durch Eingrenzung des Erzählzeitraums oder eben durch eine quantitative Ausweitung. Auf eine Erzählung.

Es gab keinen Knall. Sie seufzte nur kurz, und als ich zu ihr hinüberschaute, sah ich in ihren Augen Verwunderung und Trauer, aber keinen Schmerz. Dann brach ihr Blick, noch bevor das Blut aus ihrer Nase das Kinn erreichte.
Meine zweite Sache hat mit dem Beginn zu tun. Aber erst eine stilistische Anregung. Das Fette könnte ev. weg. Es ist klar, dass er zu ihr rüberschauen muss, wenn er ihre Augen sieht. Und die hat er doch gleich drauf am Wickel. Ist amS eine redundante Info, die du nicht brauchst. Du erhältst durch den Nebensatz ein bisschen mehr Getragenheit, aber störst auch ein wenig die Wucht des Bildes. Ist vielleicht Geschmackssache.
Was mich aber echt geärgert hat, das ist, dass dieser Anfang ja ein heftiges Bild ist. Und dann ist es überhaupt keine Hauptperson, wie so ein Anfang impliziert und auch keine zentrale Szene, sondern das geht so wischiwaschi vorbei. Wenn man so einen Anfang macht, dann bringt man ja den Leser in eine Erwartungshaltung: Wie ist es zu dieser Situation gekommen? Wie konnt das nur passieren?
Und dann icst es die Frau, wegen der der Text eigentlich eh kein Geschiss macht? Das ist eine Randfigur. Die hätt genausogut wegbleiben können.
Ih hab ja eine Idee, wie deine böse Textfassung aussieht. Hab keine lust jetzt rumzuspoilern, aber ich bin mir sehr sicher. Und dazu hätt der Beginn dann auch gepasst.
Aber so, bei dieser blassen Rose-Figur. Da hab ich mich richtig ein bisschen geärgert.
Also Holg, bitte nicht ärgern. Hau rein in diese oder auch die nächste Geschichte, wenn du es mit dieser hier über hast.
Aber ich finde Idee und die gesamte Anlage echt gut. Okay, ob man ein amerikanishes setting wählt, das ist vielleicht Geschmackssache. Egal. Ich finde, das lohnt sich total, da noch mal dranzugehen. Hab den Mut und schmeiß einfach den letzten Teil der Rettungsgeschichte raus. Alles was vorher ist, das schreit förmlich danach, dass du da nochmal reingehst.
Viele Grüße und wehe, du bist geknickt, das ist verboten. Wenn das hier lahmer Trott wär, den du schreibst, dann hätten weder der Jimmy noch ich dir auf diese (hmm) etwas nachdrückliche und ausführliche Weise geschrieben.
Viele Grüße von mir
Novak

 

Hallo Holg,

die Geschichte ist wirklich gut geschrieben, jedenfalls so gut, dass ich sie gerne bis zum Ende gelesen hab und mich nicht durchquälen musste ;). Teilweise war es wirklich spannend und man konnte sich gut hineinversetzen, zwischendurch hat es manchmal etwas nachgelassen, da hatte ich das Gefühl, dass du einfach beschreibst was nacheinander passiert.

Ich finde die Idee sehr gut, eine dieser Ideen wo man selbst wieder kreativ wird und gern was zu dem Thema schreiben würde :P. Aber du hättest das ganze System von Trinidad usw. vielleicht noch etwas mehr beschreiben können, und stattdessen so etwas weglassen:

Mit den Bürgerrechten war es nicht mehr weit her, seit 2019 der Präsident einem islamistischen Attentat zum Opfer gefallen war. Danach verfiel der Kongress in Panik, winkte die Notstandsgesetze in Rekordzeit durch und verschaffte dem neuen Präsidenten eine nie gekannte Machtfülle, die dieser in seiner Paranoia weidlich ausnutzte.

Da bekommt man viele Informationen in einem kleinen Absatz, die man aber - finde ich - für diese Geschichte gar nicht uuunbedingt braucht. Da hätte ich lieber mal erfahren, was denn mit dieser Heather ist ;).

Aber was schonmal top ist, ist dass man diese Geschichte wirklich gern zu Ende liest. Und dass es (halbwegs) gut ausgeht finde ich auch schön :).

Liebe Grüße
summits

 
Zuletzt bearbeitet:

jimmysalaryman schrieb:
Mich stört auch das ganze Amerikanische.
… schrieb Jimmy, und ich muss sagen, Holg, dass ich zu Beginn gleich mal damit

St. Trinity Women's High Security Correctional Facility for Southern Maine at Portland
… auch nicht ganz glücklich war. Also nicht, dass ich kein Englisch verstehe, aber warum kann man in einer in Deutsch verfassten Geschichte so was nicht einfach als z.B. „St. Trinity Frauengefängnis“ bezeichnen? Ich mein, die Figuren in der Geschichte reden ja auch nicht englisch.

Möglicherweise hast du die USA als Schauplatz gewählt, um dich des dortigen multikulturellen Backgrounds bedienen zu können. (Die nach wie vor benachteiligten Schwarzen, die Latinos, usw.) Oder aber, und das fände ich etwas bequem von dir, du hast darauf spekuliert, dass die Leser aufgrund ihrer Kenntnisse der einschlägigen amerikanischen Filme (z.B. der unvermeidliche Autoschlüssel auf der Sonnenblende) dir die Story ungeschaut abkaufen.
Also insofern muss ich Jimmy beipflichten, wenn er dich fragt:

Warum nicht in Deutschland?
(bzw. nicht in Ö-Land?)
Da die Geschichte ja ohnehin in der Zukunft spielt, wären dir durch unsere derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten ja keine Grenzen gesetzt. (Was so viel heißt, dass du die momentanen gesellschaftspolitischen Umwälzungen in Mitteleuropa - denke z.B. nur an das gespenstische Anwachsen rechtsnationaler Strömungen sowohl bei euch in Deutschland als auch bei uns in Ö, usw. - zu einem wahrhaft düsteren Zukunftsszenario weiterspinnen könntest. Ich glaub nämlich nicht, dass die USA ein Monopol auf die Missachtung von Bürgerrechten haben. Wie uns die Geschichte lehrt, ist der Zusammenbruch demokratischer Strukturen überall und jederzeit möglich. Wäre es nicht eine echt spannende Herausforderung, die Story in einem uns bekannten Umfeld spielen zu lassen?)

Aber abgesehen von den Bedenken zum Schauplatz, teile ich Jimmys Kritik nur teilweise. Natürlich haben alle seine Einwände Hand und Fuß, allerdings bin ich bei weitem nicht ein so kritischer Leser wie er. (Jimmy spielt ja auch als Autor quasi in einer anderen Liga und dementsprechend anspruchsvoll darf er an die Texte anderer herangehen.) Obendrein bin ich nicht wirklich ein Kenner dieses Genres, für mich muss also nicht in jedem Storyplot das Rad neu erfunden werden. Und was die spärlichen Dialoge betrifft: An sich bin ich ja auch ein Freund dialogreicher Geschichten, aber in diesem Fall gingen mir die Dialoge gar nicht mal so sehr ab. Für mich wirkte die Geschichte eher wie so eine Art Lebensrückblick der Protagonistin, bzw. als würde sie das Jahrzehnte später - nein, nicht als Oma ihren Enkeln - aber halt irgendwem erzählen.
Was ich eigentlich sagen will: Ich fand die Story großteils wirklich gut.
Vor allem, weil sie in einer originellen, souveränen und zur Figur der Ich-Erzählerin passenden Sprache geschrieben ist, der dystopische und vermutlich nicht allzu weit hergeholte gesellschaftspolitische Hintergrund ist gut ausgedacht und sowohl die Figuren als auch die Handlung gefielen mir.
Allerdings teile ich sowohl Jimmys als auch Novaks Meinung, dass du aus dem Ding noch weit mehr rausholen hättest können.
Das beginnt schon mit diesem aberwitzigen Zufall, dass ausgerechnet die Implantate der vier Frauen zwei zusammenpassende Code-Paare bilden. (Hast du dir mal die Wahrscheinlichkeit dieser Koinzidenz ausgerechnet, bei, was weiß ich, z.B. tausendzweihundert Insassinnen?) Na klar, du brauchst diesen Zufall, damit steht und fällt ja der ganze Plot, und für eine Geschichte darf man sich so was schon mal ausdenken.
Mir jedenfalls erschien dieser Zufall so unwahrscheinlich, dass ich an dieser Stelle dachte, Heather mache ihren Komplizinnen nur was vor, in Wahrheit teile sie selbst sich zwar mit einer der drei anderen den Code (was ja auch schon unwahrscheinlich genug wäre), aber die anderen beiden würde sie skrupellos als Fluchthelferinnen, um nicht zu sagen als Kanonenfutter, missbrauchen. Insofern war ich dann vom Ende ein bisschen enttäuscht. Also dass nur zwei der Frauen durchkommen können, erwartete ich sowieso, und grundsätzlich hab ich auch nichts gegen ein Happyend, aber hier ging mir ab dem Moment, als sie aus den Gefängnis draußen waren, alles ein bisschen zu glatt. Also für mein Gefühl lässt du da einiges an Möglichkeiten ungenützt. Möglicherweise ist es ja das, was Jimmy (und Novak) mit mangelnden Konflikten meinen, bzw. geht Novak ja sogar so weit, sich schon eine eigene Variante der Story auszudenken (natürlich eine böse), und auch summits scheinst du zu inspirieren:

summits schrieb:
Ich finde die Idee sehr gut, eine dieser Ideen wo man selbst wieder kreativ wird und gern was zu dem Thema schreiben würde
und das spricht ja allemal für deine Geschichte, wenn gleich einige Leser ihre Bleistifte zu spitzen beginnen. Offenbar liegt ihr eine wirklich tolle Idee zugrunde.

Klar steckt in dem Ding Potential für einen Roman, aber ich muss sagen, als komprimierte Kurzgeschichte funktionierte das allemal für mich. Ähnlich wie ein gutgemachtes, actionreiches B-Movie. (Was ich durchaus als Kompliment meine.)


offshore


Hinten im Wäschelager weckte sie Gefühle in mir, die mich keiner meiner Männer jemals erahnen ließ.
Hier bräuchte es das PQP: … hatte erahnen lassen.

Sie war die Älteste [älteste] von uns

PS
weil ich das jetzt erst gelesen hab:

The Incredible Holg schrieb:
Übrigens habe ich auch ein alternatives, böses Ende für Trinidad im Sinn. Bei Interesse einfach Bescheid geben.
Also ich zeige hiermit auf.
Her mit dem bösen Ende. :D

 

Hallo Novak,

vielen lieben Dank für die Aufmunterung. Denn als solche empfinde ich Deinen Beitrag und bin keineswegs erneut geknickt. Dass ich das zuvor ein bisschen war, liegt ja auch nicht daran, dass ich mich schlecht behandelt fühlte, wenn ich hier etwas (oder auch etwas mehr) Gegenwind bekomme. Im Gegenteil, ich bin ja hier, um mich offener Kritik zu stellen und dazuzulernen. Dass Ihr Euch die Mühe macht, mir dabei zu helfen, freut mich ungemein!

Ich hatte bloß die Erkenntnis, dass ich wesentlich weiter von meinen eigenen Ansprüchen entfernt war, als ich gedacht hatte. Ich neige dazu, meine Ziele immer gerade so hoch zu stecken, dass ich mich ärgern kann, sie verfehlt zu haben... sehr clever von mir... ;) Kann sein, dass ich da ein bisschen zu sehr in Abwehrhaltung gegangen bin.

Die gute Nachricht: Ich habe mittlerweile begriffen, worauf Ihr alle (die Stimmen haben sich ja gemehrt) hinauswollt. Ich habe auch schon einige relativ konkrete Ideen, wo ich wie ansetzen kann, welche Eurer Hinweise mir dabei ins Konzept passen und welche nicht. Den Anfang werde ich im Großen und Ganzen so lassen, da fühle ich mich bestärkt. Aber dahinter werde ich die Charaktere tiefer ausloten, die Handlung komplexer machen, mehr Dialoge (an den richtigen Stellen) verwenden. Eher nicht vertiefen werde ich den Gesellschaftsaspekt und den SF-Anteil. Das Ganze ist ein Knast- und Ausbruchsdrama, Punkt. Ich glaube, da kann noch was Gutes draus werden...

Die schlechte Nachricht: Das wird dauern. Auch wenn das Ganze nicht gleich zum Roman mutiert, schätze ich, dass der Text sich mal locker auf das Vierfache verlängern wird, damit ich alle meine Handlungs- und Charakterstränge eingefangen kriege. Dann werde ich wieder kürzen müssen, damit das Tempo nicht flöten geht, und vielleicht bei Faktor drei herauskommen. Außerdem werde ich deutlich langsamer, weil sorgfältiger arbeiten als im ersten Wurf. So jedenfalls meine derzeitige Einschätzung, Erfolg ungewiss. Also fasst Euch in Geduld. (Und hinterher müsst Ihr das alles lesen... :D)

Zu Deinen Kritikpunkten: Den Aspekt mit der Handlung, dem verschenkten Potential usw. habe ich, glaube ich, eben beantwortet. Ist durchgedrungen, da gehe ich ran. Was den Anfang angeht, wollte ich natürlich den Leser rätseln lassen (oder ihn sogar aufs Glatteis führen), wen es denn da so erwischt. Nicht beabsichtigt war, dass Rose so blass bleibt; da habe ich hinten meine Intention von vorn aus dem Auge verloren. Insofern fällt auch das m.E. in die obige Kategorie: Ich muss Rose mehr ausbauen, damit sie dem Leser nicht so egal ist. Immerhin ist sie eine von nur drei Personen, die wichtig genug sind (oder sein sollten), um auch einen Namen zu bekommen. Und dann fühlt es sich auch hoffentlich nicht so nach Betrug an, dass es sie erwischt und nicht Mina.

Übrigens glaube ich nicht, dass Du mein alternatives Ende erraten hast. Kannst mir ja mal eine PN mit Deiner Vermutung schicken, dann sage ich Dir, ob Du gewonnen hast. :D Ansonsten ist das aber auch erst mal wurscht, solange ich nicht den Haupttext aufgemöbelt habe.

Nochmal vielen Dank und liebe

Grüße vom Holg...

 

Hallo summits,

schön, dass es auch Dir gefallen hat. Die Schwächen im Handlungsverlauf und seiner Darstellung habe ich ja inzwischen eingesehen, siehe mein letzter Post.

Die Knastsituation in Trinidad näher zu beleuchten, ist eine gute Idee. Nicht zu sehr, ich möchte keine Sozialstudie daraus machen. Aber so, dass es noch etwas mehr Atmosphäre schafft und nebenbei die Vorbereitung und Durchführung der Flucht unterstützt - so schwebt es mir derzeit vor.

Bürgerrechte, Notstandsgesetze usw.: Ich fühlte mich schon genötigt, kurz zu erläutern, wieso es hier politische Gefangene gibt, warum hier so inhumane Methode wie diese Implantate angewendet werden (dürfen) usw. Das entspricht ja doch nicht ganz den Gepflogenheiten der westlichen Welt, wie wir sie kennen... ;) Andererseits wollte ich es nicht auswalzen, um nicht von der Story abzulenken, deshalb habe ich es mit in dem komprimierten Anfangsteil untergebracht. Kommt mir selbst ein bisschen wie ein Fremdkörper vor; vielleicht bekomme ich es ja noch etwas eleganter hin.

Grüße vom Holg...

 

Hallo offshore,

danke auch für Deine Denkanstöße. Es wird heute offenbar etwas später, bis ich mit dem Beantworten durch bin...

Zum Namen des Gefängnisses: Ich wollte eine Bezeichnung, die an Südseestrand und Urlaub erinnert, als ironische Alternative für einen bandwurmlangen, trockenen, kalten offiziellen Namen. Ein viel tieferer Gedanke steckte nicht dahinter. Da die Story in den USA spielt, erschien mir ein englischer Name ehrlich gesagt viel natürlicher als ein eingedeutschter. Ich bin aber auch jemand, der z.B. in Filmen eine solche Eindeutschung bei der Synchronisation (am besten noch mit zusätzlichen Untertiteln) total albern findet. Genau genommen sehe ich amerikanische Filme am liebsten im O-Ton. Vielleicht sind meine Ansichten da nicht repräsentativ.

Warum nicht in Deutschland? Okay, es wird Zeit, dass ich das beantworte. Der Multikulti-Gedanke ist es nicht; ich glaube, der würde heutzutage auch in Deutschland funktionieren - zur Not mit türkischstämmigen statt schwarzen Personen, damit es eingängiger ist, aber ich glaube, schwarz würde genauso gut gehen. Und für die Autoschlüssel brauchte ich es auch nicht, da wäre mir auch für Deutschland etwas vergleichbar Plumpes eingefallen.

Nein, der Beweggrund war Ökonomie - und das meine ich nicht als Euphemismus für Bequemlichkeit. Ich brauchte ein Setting, in dem sich der Leser schnell zurechtfindet, damit ich nicht bei Adam und Eva anfangen muss zu erklären. Wenn ich dafür zu einem gewissen Grad Hollywood-Klischees herangezogen habe - so be it. Natürlich wäre es superspannend gewesen, die entsprechenden gesellschaftlichen Umwälzungen in Deutschland stattfinden zu lassen. Aber wie ich eben schon an summits schrieb, wollte ich keine Sozialstudie machen. Ich wollte auch nicht weit in die Zukunft springen, sondern möglichst nah am Vertrauten bleiben, damit sich die Story möglichst ablenkungsfrei auf das Hauptgeschehen richten kann. Und da schien mir der gedankliche Schritt bei den USA wesentlich kleiner als in Deutschland, weil sich die USA nun mal in unserer Wahrnehmung - ob gerechtfertigt oder nicht - wesentlich näher an dieser Paranoia befinden. Dort schien es mir wesentlich glaubhafter als bei uns, dass man relativ schnell und ohne allzu großen Widerstand aus der Bevölkerung die Bürgerrechte massiv beschneidet. Mag natürlich auch ein Klischee sein, aber ein verbreitetes, auf dem ich aufbauen konnte. Also: Ökonomie zugunsten des Leseflusses und des Erzählschwerpunkts, keine Faulheit.

Für mich wirkte die Geschichte eher wie so eine Art Lebensrückblick der Protagonistin, bzw. als würde sie das Jahrzehnte später - nein, nicht als Oma ihren Enkeln - aber halt irgendwem erzählen.

So war es beabsichtigt, das hätte ich selbst nicht besser zusammenfassen können.

Das beginnt schon mit diesem aberwitzigen Zufall, dass ausgerechnet die Implantate der vier Frauen zwei zusammenpassende Code-Paare bilden. (Hast du dir mal die Wahrscheinlichkeit dieser Koinzidenz ausgerechnet, bei, was weiß ich, z.B. tausendzweihundert Insassinnen?)

Ja, diese Wahrscheinlichkeit beträgt eins zu hundert Fantastilliarden. Steht doch im Text. :lol:

Mir jedenfalls erschien dieser Zufall so unwahrscheinlich, dass ich an dieser Stelle dachte, Heather mache ihren Komplizinnen nur was vor, in Wahrheit teile sie selbst sich zwar mit einer der drei anderen den Code (was ja auch schon unwahrscheinlich genug wäre), aber die anderen beiden würde sie skrupellos als Fluchthelferinnen, um nicht zu sagen als Kanonenfutter, missbrauchen.

Puh, wie gemein! :eek: Ich habe noch einen anderen Ansatz: Die Damen sind zuerst nur zu dritt, zwei von ihnen passen tatsächlich durch Zufall zusammen, und die vierte nehmen sie dann anhand des passenden Codes dazu. Mal sehen, ob ich das verwende.

Ähnlich wie ein gutgemachtes, actionreiches B-Movie. (Was ich durchaus als Kompliment meine.)

So fasse ich das auch auf. Eigentlich ist meine Story ja auch nicht anders als die verschissenen alten Achtzigerjahre-Actionfilme, die Maury immer mittags gesehen hatte, nachdem er verkatert aus dem Bett gefallen war. :D

Hier bräuchte es das PQP: … hatte erahnen lassen.

Hatte ich stehen. Klang doof, weil es nicht zum Duktus der Erzählerin passte. Da habe ich ihr den kleinen Grammatikfehler durchgehen lassen.

Also ich zeige hiermit auf. Her mit dem bösen Ende. :D

Oh, jetzt bringst Du mich in die Zwickmühle. Eben habe ich noch Novak geschrieben, dass das jetzt erst mal nicht wichtig ist. Na gut, ich tu's - gib mir etwas Zeit, das ist noch nicht geschrieben.

Grüße vom Holg...

 

Hallo The Incredible Holg,

wir hatten noch nicht das Vergnügen. Herzlich Willkommen hier. :)

Der erste Absatz (Kursiv) ist ein gelungenes Foreshadowing, das den Leser bei der Stange hält. Man fragt sich zudem, wer „sie“ ist. Das gefällt mir.

Der Anwalt sagte, ich könnte mit dreißig Jahren davonkommen, wenn ich Reue zeigte. So wurde es eben lebenslänglich.
Wenigstens war ich bei der Verhütung klüger gewesen als bei der Wahl meiner Männer.
Sehr schön.

seit 2019 der Präsident einem islamistischen Attentat zum Opfer gefallen war.
Kann ein Attentat islamistisch sein? Müsste es nicht heißen „einem islamistisch motivierten Attentat“?

Vielleicht wurde man das automatisch mit dem Namen. … Sie hat uns nie verraten, wofür sie einsaß, aber ich vermutete, dass sie ihre Eltern für ihre Namenswahl erschlagen hatte.
Sorry, aber den Witz verstehe ich nicht.

Heather war es auch, die die Codes unserer Implantate herausfand. In Trinidad hatte jede Gefangene ein Implantat. Je zwei Implantate hatten den gleichen Code, so dass die zwei Besitzerinnen ein Paar bildeten, aber man wusste nicht, wer zu wem gehörte. Und wenn die beiden Hübschen sich zu weit voneinander entfernten, etwa weil eine von ihnen geflohen war, dann explodierten die Implantate, sobald sie den Funkkontakt zueinander verloren.
Ich finde, viermal das gleiche Wort ist etwas zu viel. Wie wäre es mal zur Abwechslung mit „eingepflanztes Gewebestück“, „Überwachungsteil, „verankerte Bombe“ o.ä.?

Der flog dann nicht mitten am Frühstückstisch der Kopf auseinander, das war Hollywood. Aber sie bekam das stärkste und letzte Nasenbluten ihres Lebens.
Hm, das “Aber” past hier irgendwie nicht so recht.
„So bekam sie …“ oder „So bekam sie … ihres Lebens nicht mehr mit.“

und während er plötzlich ganz dringend kacken gehen musste, entlockte Heather seinem Computer die Codes. Sie konnte sowas.
Das raue Wort „kacken“ passt hier nicht so gut, finde ich.

Sie konnte sowas.
So etwas

"Natürlich nicht!" schnaubte Rose. "Zwei Pärchen. Nicht wahr, Heather?" Diese nickte, immer noch grinsend. "Und wer von uns gehört zusammen?" fragte Mina.
Zeilenwechsel bei Sprecherwechsel bzw. Fokus auf andere Person:
"Natürlich nicht!" schnaubte Rose.
"Zwei Pärchen. Nicht wahr, Heather?" Diese nickte, immer noch grinsend.
"Und wer von uns gehört zusammen?" fragte Mina.

Wir würden uns die Bauarbeiten auf dem Außenparkplatz sowie den Besuchstag zunutze machen.
Hier würde ich gerne wissen, wer von ihnen überhaupt Besuch empfängt und wer da kommt.

Am Besuchstag kamen die meisten Wärterinnen und Wachmänner mit dem Bus zur Arbeit. Sie hatten es satt, dass die Angehörigen der Gefangenen ihnen regelmäßig die Reifen zerstachen oder "Fuck U" in den Lack ritzten.
Haben die Wärter einen eigenen, unbewachten Parkplatz oder woran erkennen die Besucher denn die Autos der Wärter? Es könnten ja auch die Autos der anderen Besucher sein.

Längst drangen Rufe und lautes Poltern aus dem Gebäude zu uns. Die Müllbarrikade würde nicht ewig halten.
Die ganze Fluchtaktion erscheint mir ein wenig zu einfach.
Warum hier nur Poltern und Rufe? Haben die kein Funk?

Uns allen wurde im selben Moment klar, was Heather mit ihren letzten Worten gemeint hatte: Eine von uns war ihre Partnerin und konnte nicht weiter fliehen, ohne dabei zu sterben.
Sehr spannend!

Ebenso dankbar waren wir für das eingebaute Navi, das uns einen Schleichweg in die Vororte von Portland wies, und für das wenige Bargeld, von dem wir ein paar Busfahrkarten in die Innenstadt bezahlten. Mit mehrmaligem Umsteigen und mehr Glück als Verstand kamen wir den erst spät eingerichteten Straßensperren zuvor und erreichten den alten Hafen.
Also wenn du von dem Portland im Bundesstaat Maine sprichst, dann kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, dass man besser zu Fuß von der „Innenstadt“ die paar Meter zum Hafen kommt. (Später sprichst du von Kanada, also ist es tatsächlich in Maine.)

Also, ich muss sagen: Klasse gemacht.
Hat mir gut gefallen. Habe es in einem Rutsch durchgelesen; habe nichts zu meckern, außer halt, dass die Flucht zu einfach gelingt und ruhig etwas länger beschrieben sein könnte.

Viel Spaß hier noch.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

danke für das Willkommen. Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Freut mich, dass Du Spaß an meiner Geschichte hattest. Eine größere Runderneuerung des Textes habe ich ja nach dem bisherigen Feedback schon angekündigt, auf Deine kleineren Punkte will ich aber auch eingehen:

Sorry, aber den Witz verstehe ich nicht.

Die Erzählerin sagt ja kurz vorher schon: "... war sie eindeutig verrückt. Vielleicht wurde man das automatisch mit dem Namen." Das soll nur bedeuten, dass sie den Namen Heather einfach furchtbar findet, dafür könnte man dann auch schon mal seine Eltern erschlagen. Okay, die Erzählerin ist vielleicht keine große Komikerin...

Ich finde, viermal das gleiche Wort ist etwas zu viel. Wie wäre es mal zur Abwechslung mit „eingepflanztes Gewebestück“, „Überwachungsteil, „verankerte Bombe“ o.ä.?

Guter Punkt, das habe ich da und an einer weiteren Stelle umschrieben. Allerdings nicht ganz so kompliziert.

Hm, das “Aber” past hier irgendwie nicht so recht.

Hm, der beabsichtigte Sinn war: der Betroffenen fliegt zwar nicht der Kopf weg, aber sie bekommt immerhin ziemlich dramatisches "Nasenbluten". Funktioniert das nicht?

Das raue Wort „kacken“ passt hier nicht so gut, finde ich.

Ich stelle mir meine Ich-Erzählerin als Unterschichtperson mit mäßigen Umgangsformen vor, die durchaus solche Worte benutzt. Dialog ist ja kaum drin, aber im erzählten Teil verwendet sie durchaus Worte wie "versoffenes Arschloch" und "verschissen". Ich bin da nicht sehr konsequent vorgegangen, aber eigentlich finde ich eher, dass sie an anderen Stellen zu eloquent ist.

Aus demselben Grund würde ich auch "sowas" für "so etwas" und "islamistisches Attentat" ohne "motiviert" stehenlassen.

Zeilenwechsel bei Sprecherwechsel bzw. Fokus auf andere Person:

Guter Hinweis, habe ich umgesetzt. Aber nur Zeilen-, keinen Absatzwechsel.

Hier würde ich gerne wissen, wer von ihnen überhaupt Besuch empfängt und wer da kommt.

Dass ich im Mittelteil mehr Details bringen kann, wurde ja schon angemerkt. Ich habe aber auch berufsbedingt eine Neigung, Dinge zu ausführlich und detailliert zu erklären, und habe hier absichtlich versucht, mich zurückzuhalten und weniger wichtige Dinge einfach der Fantasie des Lesers zu überlassen. (Wir hatten in dem Thread zu meiner ersten Geschichte eine kleine Diskussion dazu.) Ist ein echt schmaler Grad. Soweit es eventuelle Besucher der vier Hauptpersonen betrifft, könnte es allerdings auch eine Menge zur Charakterisierung beitragen, das merke ich mir mal für die große Überarbeitung.

Haben die Wärter einen eigenen, unbewachten Parkplatz oder woran erkennen die Besucher denn die Autos der Wärter? Es könnten ja auch die Autos der anderen Besucher sein.

Meine Vorstellung war, dass es einen großen Parkplatz für alle (außer dem privilegierten Direktor) außerhalb des Tores gibt. Außerdem geht es auf den Abend zu, die Besuchszeit ist vorbei, deshalb können die Autos nur dem Personal gehören. (Ist aber im Grunde auch egal, Hauptsache, die Verfolgungsmöglichkeiten können ausgeschaltet werden.)

Mit solchen banalen Erklärungen wollte ich aber nicht den Fluss der Story bremsen (siehe oben).

Die ganze Fluchtaktion erscheint mir ein wenig zu einfach.

Jep. Große Überarbeitung ist geplant...

Warum hier nur Poltern und Rufe? Haben die kein Funk?

Die Wachleute sind alle im Gebäude und haben eigentlich niemanden zum Anfunken. Sie rufen sich gegenseitig Dinge zu, nicht irgendwem draußen. Das Poltern kommt vom allgemeinen Getümmel (Waffen holen usw.) sowie vom Versuch, die blockierte Tür zu öffnen.

Also wenn du von dem Portland im Bundesstaat Maine sprichst, dann kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, dass man besser zu Fuß von der „Innenstadt“ die paar Meter zum Hafen kommt. (Später sprichst du von Kanada, also ist es tatsächlich in Maine.)

Ja, das ist Portland/Maine. Ich war allerdings nie da, mein Wissen stammt aus dem Atlas und Wikipedia. Ich meine den Hafen im Grunde auch synonym zur Innenstadt. Die Frauen kaufen Busfahrkarten und steigen auf dem Weg Richtung Hafen/City mehrmals um. Vielleicht nicht ganz eindeutig dargestellt.

Ich hoffe, damit sind alle Klarheiten beseitigt. ;)

Grüße vom Holg...

 

Hallo The Incredible Holg,

Ich hoffe, damit sind alle Klarheiten beseitigt.
Nein, nicht so richtig. :Pfeif:

Im Einzelnen ...

Aus demselben Grund würde ich auch "sowas" für "so etwas" und "islamistisches Attentat" ohne "motiviert" stehenlassen.
Gut, es ist eine persönliche Erzählung bzw. es sind die Worte der Ich-Erzählerin, die kann dann natürlich sprechen wie sie will. Mit all ihrem Unterschichtenhintergrund und grammatikalischen Unfeinheiten.
Check.
Bei einem „normalen“ Erzähler (Vogelperspektive) würde ich das nicht durchgehen lassen. ;)

Den folgenden Dingen kann ich persönlich aber nicht zustimmen. (Gut, muss ich auch nicht. Wollte es dir aber nur nochmals sagen).

Hier würde ich gerne wissen, wer von ihnen überhaupt Besuch empfängt und wer da kommt.

Dass ich im Mittelteil mehr Details bringen kann, wurde ja schon angemerkt. Ich habe aber auch berufsbedingt eine Neigung, Dinge zu ausführlich und detailliert zu erklären, und habe hier absichtlich versucht, mich zurückzuhalten und weniger wichtige Dinge einfach der Fantasie des Lesers zu überlassen. (Wir hatten in dem Thread zu meiner ersten Geschichte eine kleine Diskussion dazu.)

Du willst hier der „Fantasie des Lesers“ seinen freien Lauf lassen. Gut, nur dass du mich hier aber fragend zurück gelassen hast. Ich sehe es als störend an, wenn man auf eine Lücke stößt.
Ein kleiner Satz, dass die Frauen keinen Besuch bekommen oder so fände ich besser.

Den angesprochenen Thread kenne ich nicht; bedeutet jetzt aber wohl, dass das vorher schon Mal angemerkt wurde und du kritik-/beratungsresistent bist (?) ;)


Haben die Wärter einen eigenen, unbewachten Parkplatz oder woran erkennen die Besucher denn die Autos der Wärter? Es könnten ja auch die Autos der anderen Besucher sein.
Meine Vorstellung war, dass es einen großen Parkplatz für alle (außer dem privilegierten Direktor) außerhalb des Tores gibt. Außerdem geht es auf den Abend zu, die Besuchszeit ist vorbei, deshalb können die Autos nur dem Personal gehören. (Ist aber im Grunde auch egal, Hauptsache, die Verfolgungsmöglichkeiten können ausgeschaltet werden.)
Mit solchen banalen Erklärungen wollte ich aber nicht den Fluss der Story bremsen (siehe oben).

„Deine Vorstellung“ ist nicht die Vorstellung des Lesers. Wenn du Vorstellungen hast, die nicht im Text beschrieben sind, helfen sie keinem und lassen wieder nur Fragen offen.
Auch hier sehe ich eine Lücke im Text. Mit der fehlenden „banalen Erklärung“ hast du bei mir auf jeden Fall den Fluss gebremst.

Warum hier nur Poltern und Rufe? Haben die kein Funk?
Die Wachleute sind alle im Gebäude und haben eigentlich niemanden zum Anfunken. Sie rufen sich gegenseitig Dinge zu, nicht irgendwem draußen. Das Poltern kommt vom allgemeinen Getümmel (Waffen holen usw.) sowie vom Versuch, die blockierte Tür zu öffnen.

„haben eigentlich niemanden zum Anfunken“: „Haben eigentlich“ ist eine Wischiwaschi-Aussage. Haben sie oder haben sie nicht? Schreibe es doch explizit im Text, dann weiß man es genau.

In einem Film würde ich mich über eine solche Szene nur ärgern und mich fragen, warum in einer hochentwickelten, näheren Zukunft kein Funk oder andere Kommunikationsmöglichkeiten möglich sind.

Ja, das ist Portland/Maine. Ich war allerdings nie da, mein Wissen stammt aus dem Atlas und Wikipedia. Ich meine den Hafen im Grunde auch synonym zur Innenstadt. Die Frauen kaufen Busfahrkarten und steigen auf dem Weg Richtung Hafen/City mehrmals um. Vielleicht nicht ganz eindeutig dargestellt.

„Ich meine den Hafen im Grunde auch synonym zur Innenstadt.“: Da haben wir es wieder. Du meinst das, der Leser versteht unter "Hafen" aber nicht "Innenstadt". :confused:

Im Großen und Ganzen ist die Geschichte gut. Bin auch noch gespannt, wie du u.a. die Flucht noch ausbaust.

Die oben genannten Kleinigkeiten, also die fehlenden, spezifischen Details stören mich persönlich sehr und trüben das ansonsten gute Bild.
Manchmal ist ja weniger besser. Aber hier sehe ich das nicht als gelungen an.
Ist jetzt nur meine subjektive Meinung.

Viel Spaß hier noch und ein schönes Restwochenende.

LG, GoMusic

 

Hallo GoMusic,

Du willst hier der „Fantasie des Lesers“ seinen freien Lauf lassen. Gut, nur dass du mich hier aber fragend zurück gelassen hast. Ich sehe es als störend an, wenn man auf eine Lücke stößt.
Ein kleiner Satz, dass die Frauen keinen Besuch bekommen oder so fände ich besser.

Den angesprochenen Thread kenne ich nicht; bedeutet jetzt aber wohl, dass das vorher schon Mal angemerkt wurde und du kritik-/beratungsresistent bist (?) ;)


Nein, das bedeutet es nicht! :rolleyes: Eher im Gegenteil:

Der Thread war folgender: http://www.wortkrieger.de/showthread.php?56904-Geisterfahrer
Dort hatte mich insbesondere Achillus in folgender Weise ermutigt:

Ich finde es gut, wenn Du sehr präzise schreiben möchtest. Das bedeutet aber nicht, Du müsstest jedes Detail bis ins Kleinste beschreiben. Wenn Du das tust, stößt Du automatisch an die Grenzen des Erzählerischen. Das wird dann ein Sachtext. Mit anderen Worten: Habe den Mut, dem Leser das Zusammensetzen der Szenerie zu überlassen und gib ihm nur die Eckdaten. Du kannst die Vorstellungskraft des Lesers nicht übertreffen, aber Du blockierst sie, wenn Du alles haarklein darlegen möchtest.

Es scheint also eher so, als ob ich übers Ziel hinausgeschossen bin. Ist eben nicht so einfach.

Deine weiteren Punkte würde ich mal in die gleiche Kategorie einordnen. Ich hatte eben gewisse Vorstellungen im Kopf, von denen ich annahm, dass der Leser sie entweder ähnlich entwickeln würde oder dass er mit der Unklarheit leben könnte zugunsten einer zügig erzählten Geschichte. Wenn ich da noch nicht die richtige Balance gefunden habe, muss ich es eben noch üben. Allerdings habe ich bei den Diskussionen in anderen Threads gemerkt, dass ich auch als Leser offenbar mehr Lücken und Mehrdeutigkeiten aushalte als andere.

Und was meine Formulierungen innerhalb der Diskussion angeht: "Haben eigentlich" würde ich natürlich innerhalb der Geschichte nicht formulieren. In meinem Posting mache ich mir offen gestanden etwas weniger Mühe, mich perfekt auszudrücken.

Grüße vom Holg...

 

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