Was ist neu

Von Geburt und Tod

Mitglied
Beitritt
30.09.2001
Beiträge
29

Von Geburt und Tod

Mein Mädchen

heute vor genau 8 Jahren wurdest du an einem Sonntag geboren. Deine Mama hatte sich 10 Tage über die Zeit gequält. An einem Samstagmittag fingen die Wehen an, aber deine Mama hat noch unermüdlich gebügelt. Schliesslich sollte das Nest blitzen und funkeln wenn du kommst. In der Nacht lief deine Mama immer zwischen Küche und Bett hin und her, am frühen Morgen dann weckte sie deinen Vater. Die Wehen waren mittlerweile so stark geworden, dass sie dachte du könntest jeden Moment kommen.

Sonntag in der Frühe hat dein Papa dann den Opa angerufen und ab gings in die Kinderklinik. Dein Papa schleppte sich mit Kamera, Reisetasche und deinem Monitor ab. Und deine Mama zwängte sich mit ihrem superdicken Bauch in das Auto. Und ab ging die Fahrt nach Oberhausen. Wenigstens dreimal unterwegs dachte deine Mama du kämst sofort. Aber sie pustete fleissig und nur ja keinen Pieps von sich gebend, damit die Männer nicht in Panik geraten :)). Dazwischen machte sie noch kleine Scherzchen, damit die Männer nicht merkten, wie es ihr ging.

Dann schlurfte sie im Schneckengang zum Kreissaal. Die Nonnen der Klinik kannten sie schon und winkten vom Fenster zu ihr runter. Dann gleich ab zum Doktor, eine Fruchtwasseruntersuchung. Und dann der aufmunternde Satz *Man kann die Häärchen schon sehen, Muttermund 7 cm*. Normalerweise braucht Mama für eine Geburt so 2 Tage , aber diesmal war es etwas flotter.

Und jetzt noch ab in die Badewanne , zum Entspannen. Mama wollte aber sofort wieder raus. Sie dachte du kämst jeden Moment. Dann gleich ab aufs Familienbett. Papa auch mit ins Bett. Das war für alle spassig nur für Mama nicht mehr. Dann ein paar Minuten später warst du auch schon da. Mama meinte sie müsse sterben, ist sie aber nicht.

Gesund warst du mein Mädchen, putzmunter und gesund. Du warst einfach wunderschön. Dann kamst du sofort an den Monitor. Direkt am ersten Tag gab es wenigstens hundertmal Fehlalarm und Mamas Blutdruck stieg mit jedem Piepsen ein Stück höher. So hatte sie sich das nicht vorgestellt.

Vom ersten Tag an hatten Mama und Papa nur Angst um dich. Überall wo wir hingingen, schleiften wir den Riesenapparat hinter uns her. Es war die schrecklichste Zeit, die deine Eltern je erlebt hatten. Den Tod immer vor Augen. Eine Riesenangst dich auch zu verlieren. Du wurdest wie in Watte eingepackt, behütet wie ein Augapfel.

Auch die Untersuchung in der Schlafklinik gab zwar grosse Hoffnung aber keine Gewissheit. 18 Monate lang warst du an den Monitor angeschlossen. 18 lange Monate ob der Ungewissheit. Deinen zweiten Geburtstag feierten wir so wie andere den ersten. Und selbst da noch hatten wir Angst.

Heute bist du 8 Jahre alt geworden. Ein selbstbewusstes, sehr energisches, lustiges aber auch hochsensibles Kind. Wir sind froh, dass es dich gibt, wir wissen du wirst deine Schwester nie ersetzen können, das war von Anfang an klar. Mit der Pflicht solltest du auch nie geboren werden. Wir lieben dich weil du einzigartig auf dieser Welt bist. Du hast sie nicht ersetzt, aber du hast ihrem Tod einen Sinn gegeben.

 

ööööh... die geschichte ist gut, aber ich frag mich dauernd, wer der erzähler ist. außerdem bereitet mir das ganze das ungute gefühl etwas zu lesen, das mich nichts angeht... die geschichte ist wirklich gut!

 

Tut mir leid, tut mir leid, ich weiß, das ist ein trauriges und ernstes Thema - aber warum muß man das denn ausgerechnet so schreiben!

Wenn es aus der Sicht der toten Schwester geschildert wäre, okay!

Aber waum kann man denn nicht einfach sagen: "Deine Mama und ich", anstatt "Mama und Papa", das klingt einfach... ich weiß nicht, irgendwie doof. Sorry.

Sodele!

Poncher

 

Bei solchen Themen versuche ich immer sehr vorsichtig zu sein mit meiner Kritik!
Denn man weiß ja nie, ob es nicht eine wahre Geschichte ist und man dem Autor nicht weh tut wenn man sie etwas härter anpackt!
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, wenn ich auch wie Poncher mit der Erzählerrolle nicht klar kam!
Ich finde, das wenn man die Geschichte so schreibt es auch ersichtlich sein sollte, das man weiß, wer sie erzählt, und das tut man hier nicht. Im Gegenteil, am Schluss denkt man nicht über das Thema der Geschichte nach, sondern grübelt, wer in drei Teufels Namen, der Erzähler war!
Man könnte über diese 'Story sehr viel nachdenken und sie hätte eine Klasse Message herübergebracht, aber so hast du sie, sagen wir mal, entschärft!

 

Wieso, ist doch klar - die Mutter war der Erzähler und hat das für ihr (totes???) Kind geschrieben. Oder irre ich mich da? :confused:

Griasle
stephy

 

Ich bin die Mutter des toten Kindes und habe dies für ihr Geschwisterkind geschrieben zum Geburtstag.

 

Hallo September,


Heute bist du 8 Jahre alt geworden. Ein selbstbewusstes, sehr energisches, lustiges aber auch hochsensibles Kind. Wir sind froh, dass es dich gibt, wir wissen du wirst deine Schwester nie ersetzen können, das war von Anfang an klar. Mit der Pflicht solltest du auch nie geboren werden. Wir lieben dich weil du einzigartig auf dieser Welt bist. Du hast sie nicht ersetzt, aber du hast ihrem Tod einen Sinn gegeben.

Ich finde es grausam und egoistisch, einem 8-jährigen hochsensiblen Kind eine Geschichte mit diesem Schlußsatz zum Geburtstag zu schenken. Warum und für wen war das nötig?


Gruß.....Ingrid

 

@September
Wenn du wirklich deiner Tochter diese Geschichte vorgelesen hast oder sie sie selbst gelesen hat, bin ich echt erschüttert!

ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Kind das berstehen soll, habs ja ich kaum verstanden.

Was glaubst du wohl, wie sich ein Kind fühlt, wenn es sowas liest? Da müssen doch solche Gedanken hoch kommen, wie, ich habe meine Eltern von Geburt an Sorgen gemacht, oder ich habe es nicht geschafft meine tote Schwester zu ersetzen!
Also ne, ich finde das unverantwortlich, einem Kind, das sich wirklich noch keine Gedanken über den Tod machen soll mit sowas zu konfrontieren!
Wenn ich die Story jetzt, nachdem ich die Hintergründe erfahren habe und welchen Sinn sie haben sollte Weiß, finde ich sie Nicht mehr gut, ja sogar schlecht!
Denn für das, wofür du sie verwendet hast ist sie wirklich nicht geeignet!

 

Diesen Brief hat meine Tochter nie gelesen und wird sie auch nie. Sie ist etwas ganz besonderes für mich, aber das würde ich ihr nie antun. Meine Gedanken kann sie nicht lesen. Sie ist sensibel und ausgesprochen lebensfroh. Als Mutter weiss ich wo die Grenzen sind. Die Geschichte habe ich ihr zum Geburtstag geschrieben, weil ich die Sache für mich verarbeitet habe. Ich habe all meine Trauer in Geschichten verarbeitet und habe auf diesem Weg meine Trauerarbeit geleistet. Mit Sicherheit nicht der schlechteste Weg.

 

Die Worte fließen ruhig, liebevoll und ehrlich durch die Zeilen. Die Verfasserin verzichtet bewußt auf Höhepunkte oder den Aufbau einer Spannung. Der Gegensatz zum sich immer weiter verschärfenden Inhalt der Geschichte klafft immer breiter. Der an sich reine, unbefragte Vorgang vom Werden eines neuen Menschen wird überschattet durch das gestorbene Geschwisterkind.

Eine „schöne“ Geschichte. Ich hatte nur anfangs und kurz das Problem mit der Erzählerrolle. Aber über die Aussagen und die Sicht der Dinge war doch sehr schnell deutlich, daß es die Mama ist.
Was mir etwas sauer aufstieß war ganz nach dem Motto „Eigenlob stinkt“ die Selbstreflexion der Mama, die eine herausgehobene Position im Durcheinander genießt. Sie macht trotz Schmerzen Scherzchen, alle finden es lustig nur Mama nicht, sie ist fleißig trotz 10 Monats Bauch („unermüdlich (ge)bügelt“). Der eigentliche Held der Geschichte ist die Mami, nicht das Kind. Letztendlich ist das aber legitim. Mein erster Eindruck, es handele sich um einen Tagebuchauszug, verdichtet sich darüber.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mir gefällt das Ding.

Eine Frage: Wie soll ich den letzten Satz verstehen? Ich kapiere es nicht? Wie kann sie dem Tod der Schwester einen Sinn geben?

 

Wie sie dem Tod von Hannah einen Sinn geben konnte? Sie wäre nicht auf dieser Welt, wenn ihre Schwester nicht gestorben wäre. Und wenn man sie lachen sieht, dann ist das das schönste Lachen, was ich jemals gesehen habe.

 

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Man spürt förmlich das Liebevolle. Nun, es ist aus der Sicht der Mutter geschrieben, aber es könnte auch ein Freund der Familie sein. Man wird nicht vor vollendete Tatsachen gestellt, sondern kann bzw. muß sich seine eigenden Gedanken dazu machen.
Außerdem denke ich das dies eine gute Basis ist Gefühle zu verarbeiten. Ich habe bei der Geschichte ein schlafendes Kind vor Augen, daß zärtlich angeschaut und dem von dieem Ereignis berichtet wird.

Also laß dir nichts einreden!!!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom