Ich formuliere eine Gegenthese zu Ihrer Aussage: Oft vernachlässigt Literatur den präzisen Blick auf die Details. Man verliert sich im Abstrakten, produziert „Geschwurbel“ und behauptet, es wäre Kunst. Ich will Ihnen aber auch nicht widersprechen. Womöglich liegt die echte Kunst – oder das gute Handwerk – darin, die richtigen Details so zu wählen und zu arrangieren, dass Bedeutungen entstehen, die über die wörtliche Bedeutung des Textes hinausreichen.
Was eine Breitseite! Direkt ausdrucken, einrahmen, aufhängen, überall.
Peter Zimmermanns Roman ist sehr konventionell erzählt, bleibt auf der eingeschlagenen Linie. Ich hätte dem Roman mehr Sprache und Konstruktion gewordenen Mut gewünscht.
Das sind so dümmliche Totschlagargumente, da muss ich mich sofort ein wenig erbrechen. Was heißt denn konventionell? Einfach? Simpel? Erwartbar? Das ist so ein überhebliches Literati-Geschwätz, was direkt abwertend wirkt auf mich. Was ist denn das Gegenteil davon? "Jetzt noch schnell und ganz postmodern drei psychotische Erzähler einbauen, und vor allem ein die Narrative begleitenden weißen Hasen, der das alles freudianisch deutet, dann noch jede Menge "authentische Dialoge" (von denen der Rezensent gar nicht weiß, ob sie überhaupt authentisch sind, aber einfach behaupten, wegen Wahrhaftigkeit und so) und am Ende sind das alles nur die Träume eines Zwölfjährigen, der sich zu viel am Zipfel gespielt hat. Unkonventionell genug? Wäre das ein übersetzter Roman und du ein Amerikaner, dann würde er sagen: ein mit unvergleichlicher Lakonie erzählter Bildungsroman, durch seine schnörkellose, stets fokussierte Sprache bestechend auf Augenhöhe mit dem Rezipienten und dadurch immer auf den Kern, das Wahrhaftige, das Eigentliche konzentriert. Die elementare Reduktion sorgt für eine zwingende, ergreifende und unausweichliche Auseinandersetzung mit Sujet, Thema und den involvierten Charakteren. Fazit - Große Kunst!