Hallo zusammen,
ich finde es verdammt schwierig, die eigene Position zu bestimmen, wenn der Text, den man geschrieben hat, kritisiert wird. Zunächst stellt sich die Frage, wie überzeugt und sicher bin ich eigentlich bei dem, was ich da gepostet habe. Bei dir Dion, kommt das (fast) immer sehr souverän rüber, unabhängig davon, ob man dann mit deiner Meinung übereinstimmt oder nicht. Du hast diese Meinung und du vertrittst sie. Ich finde das interessant und gut, weil es mich dazu gebracht hat, einmal darüber nachzudenken, ob ich nicht gelegentlich viel zu schnell klein beigebe, nur weil vielleicht die ersten drei Meinungen (z. B.) verkünden: "Die Story war viel zu lang und zu ausführlich". Was tun, wenn ich anderer Meinung bin, aber mich schon DREI Aussagen gegenüber sehe, die mich einheitlich eines Besseren belehren wollen? Muss da nicht was dran sein, wenn die das alle einheitlich so sehen?
Es ist verdammt schwer, sich immer wieder zwischen kreativer Auseinandersetzung mit den Meinungen anderer und der eigenen (oft doch sehr festen) Auffassung zum eigenen Text neu einzuordnen. Schließlich hat man sich selbst unglaublich lange mit der Story beschäftigt, war zig-mal in ihren Tiefen und Winkeln, lebt sie, atmet sie und ist erfüllt von ihrem Geist. Und andere lesen das einmal und wollen das gleich alles besser wissen, anders machen und nicht so verstehen, wie man es selbst doch so kunstvoll kreiert hat. Was läuft da dann nun schief?
Manchmal denke ich auch, dass ich sehr klare Bilder benutze, und stelle an Reaktionen fest, dass sie alles andere als klar sind, zu Fehlinterpretationen führen. Dann muss es letztendlich wohl doch an mir und meinen Bildern liegen.
Und dann immer die Gefahr, wenn man sich zu sehr für seine Geschichte ins Zeug legt, auch gegen alle Meinungen, als unverbesserlich und unbelehrbar darzustehen.
Es gibt Texte, die kann ich besser und leidenschaftlicher verteidigen, und dann schicke ich wieder so schwächliche Geschöpfe ins Rennen, da weiß ich von Anfang an, wenn da einer voll drauf haut, dann fege ich schnell die Reste zusammen und mach mich leise vom Hof.
Ich hab's schon mal an anderer Stelle gesagt, ich bewundere deine Fähigkeit zu argumentieren, Dion. Das möchte ich auch können!
Aber manchmal (und das meine ich jetzt gar nicht böse), habe ich so ein kleines bisschen das Gefühl, dass du dich mitreißen lässt, als wärst du ein Anwalt deiner Story, bereit, jedes mögliche Register zu ziehen, nur um sie da irgendwie rauszupacken. Weil es wohl nicht nur dein Vergnügen ist, Geschichten zu schreiben (und zu kommentieren), sondern auch eine Leidenschaft von dir, deinen Texten den größtmöglichen Beistand zu gewähren. Das finde ich vom Prinzip her gut, so lange es nachvollziehbar bleibt.
Na ja, zwingt mich jetzt bitte nicht, ein Fazit aus diesem Gedankenschwall zu ziehen, wollte es einfach mal so loswerden.
Grüße von Rick