Was ist neu

Wie SARS und Pensionsreform gemeinsam eine geile Nacht verbrachten.

Mitglied
Beitritt
12.04.2002
Beiträge
421
Zuletzt bearbeitet:

Wie SARS und Pensionsreform gemeinsam eine geile Nacht verbrachten.

Wie SARS und Pensionsreform gemeinsam eine geile Nacht verbrachten?

SARS - Severe Acute Respiratory Syndrome, also auf gut deutsch Schweres Akutes Atemnotsyndrom, eine neue Krankheit, die jetzt in Asien, insbesondere in den südostasiatischen Ländern China, Hongkong, Taiwan, Indonesien, den Philippinen und in Singapur wütet, macht dem Rest der Welt ein wenig Angst. Schließlich wissen selbst die Wissenschaftler nicht genau, um was es sich tatsächlich genau handelt, und wieso das Zeug dauernd mutiert, wie AIDS, und warum es gerade jetzt auftritt, auch wenn sie ein wenig so tun, als ob, weil sie uns ja beruhigen wollen. Die WHO (World Health Organisation) hatte ja schon lange den Verdacht, dass die seit November 2002 in der Provinz Guangdong grassierende Epidemie der atypischen Lungenentzündung mit den von dort eingeschleppten SARS-Fällen in Hongkong in engem Zusammenhang stehen könnte. Guangdong, dieser Teil Chinas, der eine sehr große Bevölkerungsdichte besitzt und wo viele Menschen auf engstem Raum bei sehr schlechten hygienischen Verhältnissen leben, gilt schon seit längerem als Ursprungsort für eine Reihe neuer und gefährlicher Infektionserkrankungen.

Das Geile an dieser SARS ist aber, dass es wieder einmal eine neue Virenkrankheit ist, die von Tieren auf den Menschen übertragen wird (Zoonose). Bei dem Erreger handelt es sich um ein bisher beim Menschen noch nicht beobachtetes Virus aus der Familie der Coronaviren. Sein Genom wurde mittlerweile vollständig entschlüsselt. Zwei bisher schon bekannte Vertreter dieser Viren-Familie wird für etwa ein Drittel aller Erkältungserkrankungen verantwortlich gemacht, die aber meist harmlos sein sollen. Die Erreger „springen“ vom Tier auf den Menschen über und dies vor allem dort, wo Mensch und Tier auf engstem Raum zusammen leben. Na, das kann ja noch heiter werden. In letzter Zeit muss ich dauernd daran denken, wenn ich ein Frauerl mit seinem Hunderl inniglich verschmusen sehe.

Am 22. Mai 2003 wurde von Wissenschaftlern der Universität von Hongkong der Verdacht geäußert, dass das Virus von der Zibetkatze auf den Menschen übertragen wurde. Die Zibetkatze ist vor Allem in Südchina ein sehr beliebtes Nahrungsmittel. Da diese Gegend sehr arm ist, kommt dort so ziemlich Alles auf den Speiseplan, was irgendwie beißbar und nicht gerade extrem unverträglich ist. Ratten sollen ja dort eine Spezialität sein, wie ja überall in Asien, und die überall herum schnüffelnden Hunde sowieso. Lecker, lecker. Ich mag ja Tiere, aber Satire habe ich noch viel, viel lieber.

Ich sitze wieder einmal im Smaragd, oben in der Bar in meiner Lieblingsecke, und bin auf der Suche nach einer Geschichte. Weit und breit ist aber keine da. Na ja, also lese ich die gerade eingedrudelte Abendausgabe der Kronenzeitung. Vielleicht findet sich da so ein Ideelein. Ne, auch nicht. Ein bisschen was über SARS. Der Bush bereist Arabien, er macht sich gerade in Ägypten wichtig. Er will die alten und sowieso schön westlich orientierten Regime auf Vordermann bringen. Na meinetwegen, er kann es ja versuchen. Die Lehrer in Frankreich streiken, weil sie nicht so lange arbeiten wollen, wie alle Anderen auch. Klar, der Beruf Lehrer ist ja heute Schwerstarbeit, bei den verzogenen Kindern unserer Friedensgeneration kann ich ihnen den Wunsch nach Frühpension gar nicht verübeln. Der Schröder hat seinen linken Parteigenossen die Vielzahl der schon lange anstehenden Sozialreformen doch noch schmackhaft machen können, zumindest vorübergehend. Na, mal sehen wie lange das Ja der Basis dazu hält.

Weltweit ist heute kein Mord passiert, jedenfalls keiner, der es wert wäre, dass er in der Krone steht. Die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi von Burma wurde inhaftiert und soll verletzt sein. Schlimm, schlimm, und mein bester Freund Bush hat die Regierung auch schon zu ihrer Freilassung aufgefordert. Wenn nicht, dann ... dann kommen sie auf die Liste der Achse des Bösen und es macht dort einmal Bush-Bush, es rumst gewaltig und damit pasta.

Auch in Israel war es heute verdammt ruhig. Das sieht verdächtig aus. Aber Mahmud Abbas versprach, dass sich seine Kinder nicht mehr gemeinsam mit den Kindern der Israelis in die Luft jagen werden. Ich wünsche es ihm von ganzem Herzen, insbesondere dass seine Kinder folgsamer sind, als die unseren und er sein Versprechen halten kann.

Was steht sonst noch im Volksblatt Nummer Eins? Da steht nur lang und breit über ganze acht Seiten, was heute so am ersten richtigen Streiktag der 2. Republik in Österreich vorgefallen ist. Nicht viel, lauter Wischiwaschi, viele Demos, aber das Chaos in Stadt und Land wäre leider ausgeblieben. Es hat nicht so gut funktioniert, wie sich das die Gewerkschaftsbosse Verzetnitsch und Sallmutter gerne vorgestellt hätten. Dem ÖGB läuft es derzeit halt nicht so ganz nach Wunsch. Sie sind schwer auf der Suche nach ihrem neuen Ego. Dann Interviews mit einfachen Bürgern, einigen Stars aus Sport und Kultur, ein paar Politiker aus Bund, Ländern und Gemeinden durften auch was sagen. Schön, ja, und die Regierung will jedenfalls nicht nachgeben. Nicht so schön. Die Pensionsreform soll in jedem Fall so beschlossen werden, wie bis jetzt ausgeschnapst, und damit pasta. Schön, mal sehen, wer den längeren Atem hat. Ein paar kleinere Gewerkschaftsfunktionäre meinten, man hätte noch nicht das ganze Pulver verschossen. Na meinetwegen, sie werden ja hoffentlich nicht gleich die Schrottflinten auspacken, und bis ich in zwanzig Jahren in Pension gehen kann, ist sowieso wieder Alles ganz anders. Wer weiß schon, ob es dann überhaupt noch eine Pension gibt? Also was interessiert mich das? Ist doch sinnlos, mich da groß aufzuregen. Ne, das ist mir Alles keine Geschichte wert. Diese Geschichten sollen andere Leute schreiben. Ich schreibe nur die irren, in denen es auch ordentlich bush-bush macht, haha. Ich muss still in mich hinein lachen, wenn ich daran denke, hahaha.

Also, was mache ich? Nichts los heute im Smaragd, tote Hose, es ist ja Dienstag und morgen wieder ein ganz normaler Arbeitstag. Das Jazzkonzert in der Kellerdisco ist abgebrannt, keine zehn Leute da. Ich könnte ein Gedicht schreiben, vielleicht über die hübsche Glatze vom Andi, dem Kellner. Über eine Glatze habe ich eigentlich noch nie was geschrieben. So eine Hirnübung fehlt noch in meiner riesigen Sammlung über die einzelnen Körperteile des Menschen. Also fange ich an, gar nicht so leicht. Als Maler täte ich mir wesentlich leichter. Wie beschreibt man eine Glatze, ohne dass es deppert klingt? Aber irgendwie stottern sich dann doch ein paar Verslein zusammen, haha, klingt fast nach Wilhelm Busch, also doch deppert. Das kann ich dem Andi nicht vorlesen, der killt mich, haha.

Verdammt, Nichts los heute. Manchmal hält Jemand seinen Kopf zur Tür herein, sieht: Nichts los, und zischt wieder ab. Die Musik ist auch so leise. Mir gegenüber sitzen drei Jungs und diskutieren lautstark. Ich kann fast jedes Wort verstehen. Da: SARS, SARS, und wieder SARS. Die machen sich auch Sorgen um ihre Gesundheit. Da: Nordkorea. Es geht ihnen aber nicht um den Konflikt mit den USA. Denn, ... wieder SARS. Nordkorea. Was hat denn SARS mit Nordkorea zu tun? Die standen doch nie auf der SARS-Liste, so viel ich weiß. Aha, der Eine meint, dort würde die SARS auch schwer wüten, aber man würde es verschweigen. Es wäre dort fast noch schlimmer, wie in China und Hongkong. Die armen Tiere würden ja keine Grenzen kennen, und so ... Da hat er wohl Recht, die armen Tiere, ja.

Ich denke dann an die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung, die von BSE-verseuchten Rindern ebenfalls auf den Menschen übertragen wird. Bei den Schafen war so was Ähnliches ja unter Scrapie bekannt. Na schön, das Problem sollen wir ja inzwischen im Griff haben. In Deutschland gab es angeblich im Jahr 2002 nur mehr etwas über zweihundert Fälle. Die armen Viecher hat man gleich umgebracht. Schön. Aber wenn mich nicht Alles täuscht, dann soll sie in Kanada ja wieder schwer ausgebrochen sein. Dort müssen jetzt sechshunderttausend arme Rindviecher, denen die BSE selbst völlig powidel ist, eingeäschert werden. Egal.

Verdammt, jedes Wort höre ich mit, dabei sitzen mir die drei Jungs fünf, sechs Meter weit weg gegenüber an der anderen Wand. Andis Glatze in Worten auf Papier kommt stark ins Trudeln. Ich schaue auf die Uhr. Fünf Minuten vor Mitternacht. Heute wird sich wohl nicht mehr viel tun. Vielleicht sollte ich einen Abgang machen, morgen ist ja auch noch ein Tag. Die drei Jungs werden immer lauter. Ich schätze, sie sind so zwischen neunzehn und zwanzig Jahre alt. Und sie sind schwer alki-dicht. Vielleicht bläst ja auch noch ein anderer Wind in ihnen, ich kann es nicht sagen, habe sie nicht danach gefragt.

Jedenfalls diskutieren sie ziemlich laut. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Das ist mir eigentlich hier noch nie passiert. Aber bei mir ist das ja so: je mehr los ist, desto besser. Und wenn auch noch ein paar hübsche Mädchen darunter sind, dann bin ich ein gewaltiges Inspirations- und Konzentrationsbündel.

Andi stellt auf meinen Wunsch die Musik etwas lauter, es hilft Nichts. Jetzt geht es um die Pensionsreform und den heutigen Streik, über die Sonderstellung Österreichs in der Welt, was unsere lahme Streikkultur betrifft, u.s.w. ... Mann o Mann, wenn ihr Alter nicht klar gewesen wäre, ich sie also nicht direkt vor mir sitzen gesehen hätte, dann hätte ich doch glatt gedacht, da würden sich ein paar abgerackerte Oldies einen abquaken, die morgen schon in die Pension gehen dürfen.

Sie vertraten genau deren Positionen, genau so stand es auch in der Krone, der Rest der Presse schreibt ja auch kaum anders. Bei den Pensionen sind sie sich jetzt eigentlich erstmals Alle ziemlich einig: es darf Keinem zu viel weg genommen werden, gerecht soll sie sein, die Reform, u.s.w. Mit dieser Pensionsreform tun sich ja alle Regierungen in Europa schwer, da gibt es kein gegenseitiges Ausspielen der einzelnen Arbeitnehmergruppen, denn alle wollen schließlich einmal in den wohl verdienten und auch wohl dotierten Ruhestand.

Ich musste auf einmal hellauf lachen. Ich konnte mich nicht mehr zurück halten. Es war mir echt wurscht, ein wenig dicht war ich schließlich auch. Schon am späten Nachmittag am See zwei Gespritzte, dann beim Mostbauern die zwei Halben, ein Schnappserl zur Brettljause - Mann, geht es uns gut - na und jetzt auch schon wieder zwei Gespritzte. Und man muss ja wissen, der starke Most fährt bei mir immer gleich gewaltig. Zwei Halbe und ich bin fast dicht.

Sie haben wohl alle drei gespürt, dass sie der Auslöser für meinen Lachanfall waren und da wollten sie dann wissen, wieso.

"Na ja, ich höre da jetzt schon eine Weile jedes Wort von euch mit, haha, vorher das ging ja noch, aber euer jetziges Thema, haha, ... also wenn ich ehrlich sein soll, ... und ich bin ehrlich, ... ehrlich, haha, ihr hört euch doch tatsächlich an, als würdet ihr demnächst die Arbeit für immer nieder legen. Was habt ihr eigentlich für ein Problem mit dieser Pensionsreform? Verdammt! Wenn ich in eurem Alter wäre, Mann o Mann, ich hätte andere Probleme. Ich würde versuchen, alles Mögliche zu reformieren, meinetwegen den ORF, der im Jugendsender Ö3 keine österreichische Musik mehr spielt. Aber diese Pensionsreform ginge mir doch glatt mehr als nur am Arsch vorbei. Wie alt seid ihr denn?"

Na ja, ich habe mich nicht geirrt. Der mit dem bis dahin lautesten Organ meinte dann, man müsse jetzt solidarisch mit den Alten sein. Außerdem ginge sein Großvater jetzt bald, nämlich im nächsten Herbst, in Pension, er wäre fast 59, und die vielen, vielen Euros, die man ihm nun weg nehmen würde, die würden dann wahrscheinlich ihm fehlen, dann könnte ihn sein Opa nicht mehr so großzügig unterstützen. Er erzählte dann, dass er zur Zeit mit der Kohle vom Papa und vom Opa mütterlicherseits und mit der Kinderbeihilfe im Monat auf etwas über tausend Euros käme. Das wäre jetzt so seit Studienbeginn vor knapp zwei Jahren. Er hätte sich inzwischen schwer daran gewöhnt. Er käme ganz gut zu Recht. Also hätte er sehr wohl wohl erworbene Rechte darauf. Und er hätte ja auch noch eine ältere Schwester, die würde von den Großeltern väterlicherseits unterstützt. Sie hätten das so im Familienrat vereinbart. Die bekäme auch so viel wie er, und die hätte auch noch mindestens drei Jahre Studium vor sich, wenn sie nicht noch zum Lumpen anfängt. Aber sie sei eh ein braves und fleißiges Mädel, fleißiger als er, hehe. Sie würden dann womöglich arbeiten gehen müssen, und bei ihm ginge das sicher nicht, bei seinem anstrengenden Studium. Durch diese Pensionsreform sei sein Studium schwer gefährdet.

Gut, das konnte ich verstehen. Klarer ging es nicht. Mir verging doch glatt mein Lachen. So weit hatte ich noch nicht gedacht. Verdammt, da hing doch glatt mehr dran, als ich bis jetzt immer glauben wollte. Wie man sich doch als gestandener Philosoph einer neuen Zeit, der Alles mitbedacht zu haben glaubte, doch glatt irren konnte. Ich musste da doch dann gleich glatt meine Einstellung zu den 68er-Philosophen ein wenig revidieren. Jetzt war mir klar, wieso die so daneben geschossen hatten mit ihren Gedankenspritzern. Wie gut es doch ist, dass ich live schreibe und so immer mitten unterm Volk bin, da werden so Gedankenirrtümer meist immer gleich wieder korrigiert. Irren ist schließlich menschlich, man muss nur seine Fehler eingestehen und dann auch dazu bereit sein, seinen Gedankenpalast wieder neu aufzubauen. Shit, aber so ist nun mal das Leben. Und da wurde mir auch gleich klar, dass ich dieses Live-Schreiben niemals aufgeben werde, auch wenn es die Arbeit deutlich vermehrt.

Während mein Gehirn ein paar Sekunden brauchte, diese Erkenntnis zu verarbeiten, wollten sie auf einmal wissen, was ich da immer so schreiben würde. Sie hätten mich ja schon des Öfteren gesehen, sich aber noch nie getraut, mich anzusprechen und danach zu fragen. Die ersten paar Mal hätten sie ja geglaubt, ich wäre so ein Drogenbulle, aber inzwischen hätten sie erfahren, dass ich bloß so ein irrer Dichter wäre. Haha, natürlich haben sie das "irre" höflichkeitshalber weg gelassen, aber ich habe es heraus gefühlt. Es störte mich auch kein Bisschen, bin es ja erstens gewöhnt und zweitens halte ich mich ja selber für einen ein wenig Irren, aber so einen, der für die einzelnen Menschen völlig harmlos ist, ... ich tue Keinem, Keiner was, ... der mir Nichts tut.

Ich habe ihnen geantwortet, wie ich das fast immer mache, wenn ich danach gefragt werde, so in der Art: ich schriebe gerade unsere schöne westliche Welt von Heute ins Grab. Ich würde es lieben, wenn meine Zeitgenossen mich nicht lieben, denn nur so könne man morgen oder besser noch übermorgen ein Großer werden. Das Risiko wäre natürlich sehr hoch, und leben könne man auch nicht davon, aber darauf scheiß ich. Der Spaß dabei zählt, alles Andere hat sich da unterzuordnen. Das haben sie gleich vollauf verstanden. Sie wären auch gerade dabei, eine Band zu gründen, und mit ihren Texten würden sie auf diese unsere Welt von Heute auch schwer Einen drauf scheißen. Das war gut, wir mussten lachten, und dann haben wir uns echt gut verstanden.

Es ging dann noch ein paar Minuten so hin und her. Das war verdammt anstrengend. Wir mussten ziemlich schreien, weil wir ja so weit auseinander saßen. Sie haben mich dann auf einen Drink eingeladen. Der mit den tausend Mäusen hat eine Runde Tequila geschmissen und ich habe mich zu ihnen an den Tisch gesetzt. Wir landeten dann wieder bei der Pensionsreform, an der verdammt viel mehr dran hängt, als ich bis jetzt gedacht habe. Der Junge würde sich sonst die Runde nicht leisten können, und auch das Trinkgeld für den Andi würde dezimiert. Dann kamen wir zur heutigen 1. Großdemonstration in Österreich. Das haben wir aber bald wieder abgehakt, wurde mit der Zeit doch ein wenig langweilig. Über Gott und die Welt strandeten wir dann nach einer Runde Bier, die ich gezahlt habe, bei der heutigen Weltlage. Sie meinten, sie wären über dieses Neue Amerika schwer entsetzt. Sie möchten jetzt bald eine CD aufnehmen, da würden sie in ihren Texten dieses Buscherl samt seinem Vize Chenerl, diesem Hasenfuß Rumpsi-Plumpsi, den Arschduft und den Vize vom Rumpserl, diesem Witz von einem Wolferl und natürlich auch diese Nackttrize, die dem Dubaya diese Weltlage andauernd verklickert, so dass er gar Nichts mehr versteht, ordentlich durch den Kaukau ziehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Sie hätten ein paar irre geile Nummern geschrieben, mit noch irreren satirischen Texten. Die Nummer

"Hey Nackttries, Nackttries, o Baby, Baby,
so zeig mir doch dein schwarzes Flies,
lass mich auch deine rosa Muschel seh´n,
so kann dann auch ich die Welt versteh´n"

u.s.w., die würde mit Sicherheit ein Nummer-Eins-Hit in Europa werden. Der Sound sei so ähnlich, wie der erste Hit von den Prinzen, aber härter. Sie haben dann die Notenblätter aus einer Aktentasche gekramt, ich habe sie mir durchgesehen, und ich muss sagen: teilweise erste Sahne. Ich konnte natürlich nicht umhin und habe gleich ein paar Verbesserungsvorschläge angebracht und an den Texten ein wenig herum gefeilt. Also, wenn Ihr die Nummer einmal im Radio hört, da ist auch die Inspiration von meiner Wenigkeit dabei, haha. Sie wurden dann gleich vorsichtig und wollten wissen, ob ich eh keinen Anteil an den Tantiemen verlangen würde. Ne, ne, die gehören schon euch alleine, sagte ich. Da sieht man wieder, wie Mammon auch die Künstler von Heute prägt. Na ja, ich verstehe es ja, dieses Musikerleben in Österreich, das von allen möglichen Behinderungen nur so strotzt, ist ja das reinste Hungerkünstlerleben. Sie sollen ihre Kohle ruhig alleine verprassen, wenn sie es schaffen. Sie waren wieder glücklich, und der mit der Kohle hat wieder eine Runde Tequila bestellt, mit der obligaten Orangenspalte oben drauf mit Zimt. Schön langsam bekam ich meine ganze Orange zusammen und so zu meinem täglichen Obstanteil. Man sieht, so eine lange Nacht kann auch die Gesundheit fördern. Prost.

Und so kamen wir zu "Big Brother". Nach gut einer Stunde endeten wir dann wieder bei SARS. Dieser neuen Krankheit, die von Tieren auf die Menschen übertragbar ist. Den Tieren wäre sie ja wurscht, sie litten ja nicht darunter. Genau wie bei BSE und dieser Scrapie. Die Tiere sterben nicht daran, aber wir Menschen schon. Wenn das nicht irre ist? Wir haben deshalb schon hunderttausende von diesen armen Schafen und Rindviechern umgebracht, und das nur deshalb, weil ihr Fleisch als Nahrungsmittel nicht mehr verwertbar war. Es war sozusagen ein Massenmord an Tieren, verübt von uns westlichen Gutmenschen, die wir nur noch die Kohle sehen. Gutmenschliche westliche Gutheit halt, schließlich hat jede Gutheit auch ihre Grenzen. Ich kann nur hoffen, dass sich die Tiere nicht eines Tages an uns rächen. Bis jetzt kamen die Krankheiten ja meist von unseren Zuchttieren. Die haben wir ja "im Griff", wir rotten die kranken Herden einfach aus. Aber was ist, wenn diese lieben Nagetiere mit dem langen Schwanz wieder einmal zuschlagen? Ich will gar nicht daran denken.

Irgendwie waren wir dann plötzlich bei der Gentechnik und Genmedizin. Ich staunte nicht schlecht, der Schlagzeuger erwies sich als echter Experte. Es war halt so eine echt geile, immer berauschter werdende Diskussion. Ihr LeserInnen kennt das wahrscheinlich ja selbst, eben über Gott und die Welt. Man schwimmt von einem Thema ins andere, selbst in solche, die scheinbar gar nicht zusammen gehören. Und doch ist Alles ein großes Ganzes. Und was das Wichtigste ist: die Zeit vergeht und es wird Einem nicht fad.

Wegen der Genmedizin landeten wir dann bei den Schweinen, die jetzt genmanipuliert werden, damit man diesen genetisch veränderten und den menschlichen Genen angenäherten Laborzuchtsauen das Herz entnehmen und einem Menschen, der ein hiniges hat, einpflanzen kann. Manche Wissenschaftler und auch manche Menschen, die eben so ein gesundes Schweineherz benötigen, finden das ja super, dass der Mensch jetzt schon so weit ist und so was kann.

"Aber was ist", meinte ich dann irgendwann, "wenn genau das der Grund ist, weshalb jetzt auch immer mehr Tierviren mit dem Menschen "kompatibel" werden?" (Verzeiht den Computerausdruck, aber mir fiel beim Gespräch gerade kein anderes passendes Wort ein. Sie haben deshalb auch nicht gemeckert, haben gleich verstanden, was ich meinte, waren ja alle Drei Computerfreaks, dem Alter entsprechend. Und mich haben sie deshalb auch als so einen Freak anerkannt, ich konnte es klar und deutlich sehen, denn sie haben anerkennend mit dem Kopf genickt. Sie wussten: der Alte kennt sich aus, der weiß, von was er spricht. Das hat mich glatt noch sicherer gemacht und mir die nächste Runde Tequila aus dem Geldbörserl gelockt.)

"Den Viechern würden ihre schon ururalten aber nun kompatibel gemachten Viren ja nicht gefährlich, die sie schon seit Ewigkeiten mit sich herum tragen, aber die dafür nun empfänglichen Menschen würden jetzt immer mehr davon krank werden und würden auch daran sterben, weil unsere Gene noch nicht darauf "vorbereitet" sind." Die Jungs fanden diese Idee echt geil. Sie meinten, das wäre ein echt guter Gedankenansatz, daran hätten sie noch nicht gedacht.

Wir ließen uns dann weit und breit darüber aus. Und da hatte der Sänger und Gitarrist auf einmal diese irre, ja völlig irre Idee, die wir alle verdammt gut fanden. Diese Idee hätte glatt von mir stammen können. Mann o Mann, war diese Idee geil, megamegageil. Wir waren ja inzwischen schon dichter noch als dicht.

Diese Idee machte aus ihm in meinen Augen einen ersten Weltrevolutionär. Ich habe es ja schon immer gewusst, diese Generation hatte es wieder in sich. Leider hat er das selber wahrscheinlich gar nicht begriffen. Aber das wird schon noch werden. Der Junge, keine zwanzig Jahre alt, meinte nämlich:

"Wenn das so ist, dass diese Seuche SARS in Nordkorea noch weitaus mehr wütet, als in China, dort also schon hunderttausende Infizierte sind, und auch schon Tausende daran gestorben sind, und wahrscheinlich auch keine Aussicht besteht, diese SARS in den nächsten Jahren in den Griff zu kriegen, weil der Virus dauernd weiter mutiert, wie bei AIDS auch, dann wäre es doch eine extrem geile Sache, wenn man Bush und Co dazu bringen könnte, dieses Nordkorea schon jetzt zu überfallen und auch gleich mit fünfhunderttausend US-Soldaten zu besetzen. Das hört sich jetzt zwar nach Kriegstreiberei an, aber der Krieg mit Nordkorea kommt eines Tages sowieso, also warum nicht gleich. Jetzt ist die Zeit ideal dafür. Stellt euch das mal vor: Tausende von GI´s würden sich mit dieser SARS anstecken, und wenn die dann Heimaturlaub haben, würden sie es in den USA weiter verbreiten. Okay, das klingt vielleicht auf das erste Hinhören nicht so gut, ein europäischer Gutmensch käme da wohl nie drauf, (ich hatte sie kurz zuvor mit meiner Gutmenschen-Philosophie angesteckt), aber man muss ja weit voraus denken."

Sein Kumpel, der mit den tausend Euros, der Bassist der Band, kommt nicht gleich mit und schaut den Gitarristen blöd an. "Wie meinst du denn das? Für was soll das gut sein? Tausende GI´s Anstecken? Das ist doch irre!"

"Ne, verstehst du denn nicht, Mann? Denk nach! In den USA hätten sie dann vielleicht ein paar tausend SARS-Tote - eine Folge des Krieges in Nordkorea. Mir ist klar, das ist keine schöne Sache, aber überleg´ mal. Die Amis kämen dann vielleicht dahinter, dass Krieg führen doch nicht so eine schöne Sache ist. Ja, und wenn gleichzeitig auch die Selbstmordattentate gegen US-Einrichtungen in der ganzen Welt noch vermehrt werden, Mann o Mann, im Zusammenhang mit dem SARS-Sterben in den USA, könnte man vielleicht sogar Typen, wie diesen Bush, noch zum Umdenken bringen. Verstehst du? Vielleicht hätten sie dann ja für´s erste ein Mal von ihren derzeitigen Weltherrschaftsbestrebungen genug? Vielleicht würden sie uns Alle dann ja endlich in aller Ruhe unser Leben leben lassen? Das wäre doch echt steil, oder etwa nicht?"

Der Junge fand das als eine verdammt gute Idee, die anderen dann auch, als sie endlich kapiert hatten. Und ich in meinem Rauscherl stimmte ihm ebenfalls zu. Wir bestellten eine neue Runde und der Junge kam dann noch richtig in Fahrt. Er arbeitete seine geile Idee noch weiter aus. Er wollte einen europäischen Geheimbund gründen. Man würde das Weiße Haus und das Pentagon mit E-Mails zuschütten und die US-Regierung zu einem unverzüglichen Eingreifen in Nordkorea auffordern. Die Kriegstreiber dort wären wohl anfangs schwer überrascht, dass dieser Wunsch gerade vom Alten Europa ausging, aber in Folge würde sie diese neue europäische Geisteshaltung wohl nur noch freuen und sie würden wohl sofort und ohne viel nachzudenken, über Nordkorea herfallen.

Wir anderen waren echt baff. Ich selber staunte nur so, wir hörten schwer interessiert zu. Er meinte dann weiter: "Nordkorea wäre doch ein von für die ganze Welt gefährlichen Irren schwer unterdrücktes Land, ein einziger Hungerladen. Die Menschen würden von dieser irren Regierung befreit, das hätte doch sein Gutes. Außerdem könnte es gleichzeitig auch sein, dass sich die Amis dort auch, so ganz nebenbei nur, ein paar blutige Köpfe holen. Das hilft dann beim Nachdenken mit. Okay, es wird einen Haufen Tote und Verletzte geben, aber das muss man als Bauernopfer für eine große, eine ganz, ganz große Sache ansehen, denn die Amis sind danach vielleicht für immer von ihrer Sucht nach der Weltherrschaft geheilt. Das würde vielleicht sogar einen Weltkrieg verhindern. Außerdem, wie ich schon sagte, der Krieg gegen Nordkorea kommt doch sowieso. Der Rest der Welt hätte dann keine Alpträume mehr wegen Big Brother und könnte endlich aufatmen."

Der Andi hat uns vier dann gegen 5.00 Uhr raus geschmissen, er mochte nicht mehr. Wir waren, so weit ich das mitgekriegt habe, seit 3.00 Uhr die einzigen Gäste. Er saß auf seinem Barhocker hinter der Theke und las in einem seiner Fantasieromane, die er so sehr liebt. Er bewegte sich immer nur dann, wenn wir Durst hatten. Na ja, sein Gedicht über seine Glatze wird wohl niemals fertig werden, egal.

Ich sitze jetzt in der Früh um 6.00 Uhr vor meinem PC, schreibe diese Geschichte und versuche langsam wieder nüchtern zu werden. Um Mittag rauschte ich dann ab in die Heia. Inzwischen bin ich mir ja nicht mehr ganz so sicher, was die Erfolgsaussichten anbelangt. Aber sei´s drum:

Wer von Euch kennt die E-Mail-Adresse von diesem Bush?

© Copyright by Lothar Krist (4.6.2003)

 

hmmm, ich kenn nur die Telephonnummer vom Weißem Haus
Fanny

 

Hi!

I´m happy, you like this drunken bitch of an austrian Shortystory. I´ve heard, the mailbox of the Whity Housy is full now every day of a mass of mails from the Old Europe. Mr. Liketobebigbrotherthefirst Dubiosobaya Bushihardsickinkopp is clicking many hours the day this heap of crazy mails away in the wastebasket. He couldn´t schnapping no more luft anymore. He ist very happy of the changing mind in Old Europe. But he is also very angry, ´cause he has now no time to play next little war against the bad terrorists in the third world.

Hahaha. They have swallowed the toad. God will save the whole world now again and not only America.

Best wishes to all the mailers
buji

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom