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Zitate? Zitate! (Zitate aus Literatur etc.)

„In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los.“

Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

 

"Es gibt eine Idee, die einst den wahren Weltkrieg in Bewegung setzen wird: Daß Gott den Menschen nicht als Konsumenten und Produzenten erschaffen hat. Daß das Lebensmittel nicht Lebenszweck sei. Daß der Magen dem Kopf nicht über den Kopf wachse. Daß das Leben nicht in der Ausschließlichkeit der Erwerbsinteressen begründet sei. Daß der Mensch in die Zeit gesetzt sei, um Zeit zu haben und nicht mit den Beinen irgendwo eher anzulangen als mit dem Herzen." Karl Kraus, Aphorismen

 

Wenn Menschen hungern, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens eher zweitrangig. Erst wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind, fangen wir an, nach der Zukunft zu fragen – oder danach, ob das Leben nicht mehr sein muss als das, was man sieht. Das ist ein interessantes Paradox, nicht wahr? Warum sollten Menschen so hart ums Überleben kämpfen, wenn das Leben gar keine Bedeutung hätte?

Jane Teller, die den Furore machenden Roman Nichts geschrieben hatte, in einem Interview der Zeit.

 

Befragt nach seinen Maßstäben antwortet der Kritiker: Bei Gott, ich habe keine, ich darf keine haben - jedenfalls keine festen und konstanten Maßstäbe. Vielmehr habe ich sie stets aus dem zur Debatte stehenden Buch abzuleiten. Somit gehört zu dem Vielen, was der Kritiker gelernt haben muss, auch und vor allem die Fähigkeit und die Bereitschaft, das Erlernte angesichts des neuen Kunstwerks über den Haufen zu werfen.
Dies aber zwingt den Kritiker, alle Reaktionen, die das Objekt mit dem er sich befasst, bei ihm hervorruft, alle seine Gefühle und Gedanken, Regungen und Hemmungen genauestens zu kontrollieren. So ist er beides auf einmal: Eine Versuchsperson, die sich den Wirkungen eines künstlerischen Produkts aussetzt, und zugleich jene Instanz, die diese Wirkungen beobachtet und auswertet. Der Kritiker, der seine individuellen und subjektiven Urteile der Öffentlichkeit vorlegt, muss also zusammen mit dem Gegenstand seiner Betrachtung sich selber wichtig nehmen. Und wichtig nehmen muss er stets auch die Reaktionen der Umwelt auf seine kritischen Aktivitäten.

Ausschnitt aus dem Essay Ein Kritiker muss eitel sein aus dem Buch Nichts als Literatur von Marcel Reich-Ranicki. ca 150 Seiten Aufsätze und Anmerkungen zur Literatur für 3,60 € bei Reclam.

Was ich außerdem gerne erfahren möchte: Verbirgt sich in den Tiefen unserer Seite ein Faden, der sich mit der Doppelrolle Schreiber-Kritiker beschäftigt?

 

"Blanker Valentin", dachte ich stellenweise beim Lesen der Atemschaukel. Der
hatte seinerzeit in einer Annonce vor dem ehrlichen Finder seines verlorengegangenen Klappmessers gewarnt. Darum ist Herta Müller auch zugleich legitimer Erbe Karl Valentins:

„An einem Tag kam Emma [die Leo nach der Heimkehr kennengelernt hatte] mit einem Strohhut nach Hause. Sie stieg aus dem Bus. Nahe der Bushaltestelle an dem kleinen Hotel … stand ein Mann unter der Markise. Als Emma vorbeiging, fragte er, ob er ein Stück unter ihrem Schirm gehen darf bis an die Ecke zur anderen Bushaltestelle. Er trug einen Strohhut. Er war um einen Kopf größer als Emma und noch mit Strohhut, Emma musste den Schirm hochstrecken. Statt den Schirm zu tragen, drängte er sie halb in den Regen und steckte die Hand in die Tasche. Er sagte, wenn das Wasser Blasen macht, regnet es tagelang. Als seine Frau eingeschlafen ist, habe es auch so geregnet … und brabbelte etwas, was mit dem Satz aufhörte: Meine Frau hat einen Sarg geheiratet. // Als Emma sagte, Heiraten sei doch etwas anderes als Sterben, meinte er, vor beiden müsse man Angst haben. Als Emma fragte wieso Angst, forderte er ihre Brieftasche. Sonst muss ich im Bus eine stehlen, sagte er, von einer gebrechlichen Vorkriegsdame. Und dort ist außer einem Bild von ihrem toten Mann nichts drin. Als er weglief, flog sein Strohhut in eine Pfütze. Emma hatte dem Mann ihre Brieftasche gegeben. Er hatte gesagt: Schrei nicht, sonst springt es. In seiner Hand war ein Messer.“

Herta Müller, Atemschaukel​

Da ist das Messer, vor dem Valentin gewarnt hat! Und wenn wir bedenken, dass die Heimat des Dichters weder Sibiu (Hermannstadt), Friedland oder Berlin, weder 1950, 1968 oder 2009, sondern die ganze Welt und alle Zeit ist, so ist das eine moderne Geschichte wie sie aktueller heutzutage gar nicht sein kann.

 

"Dantons Dilemma betrifft heute jeden Politiker, nur dass die Lösung nicht mehr Guillotine heißt, sondern Aufsichtsratsposten. Lenz’ Krankheit Depression ist zur Volkskrankheit Nummer Eins geworden. Woyzecks Satz ‚Jeder Mensch ist ein Abgrund’ ein Gemeinplatz, rund um die Uhr bei RTL 2 zu besichtigen. Und in den Bankpalästen, hoch über den Hütten und Zelten, arbeiten Rohstoffhändler auch im Jahr 2011 daran, dass im ‚Hessischen Landboten’ beschriebene Elend zu fördern und zu afrikanisieren. […,] wer die Frage nach Gerechtigkeit nicht dem Markt überlassen wolle, dem werde der Kopf schwirren ein Leben lang“, sagt
F. C. Delius zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises.

Freilich dürfen wir die Zahlenwerke (von denen der Hessische Landbote einige enthält) einfachster Grundrechenarten nicht oberbuchhaltenden Bankstern und einer betriebswirtschaftlich und monetaristisch ausgerichteten Ministerialbürokratie überlassen, die nun keineswegs den siebenmilliardesten Weltenbürger zu verantworten haben. Was aber, wenn jedermann ein kindliches Vergnügen am westlichen Lebensstil bewahrt hat und jeder Asphaltcowboy seinen Geländewagen spazieren fährt?

 

If names are not correct, then language is not in accord with the truth of things. If language is not in accord with the truth of things, then affairs cannot be carried out successfully.

Konfuzius​

 
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genau in diesen Faden wollte ich schreiben ...

„Jugend, Schönheit, Kraft: Die Kriterien der körperlichen Liebe sind dieselben wie bei den Nazis"

Michel Houellebecq Die Möglichkeit einer Insel

 
Zuletzt bearbeitet:

"Was die Tradition betrifft, so steht ein Philosoph wie Russell, der gerne allen, die da lesen und zuhören wollen, das von ihm erworbene Wissen vermitteln möchte, der großen alten philosophischen Tradition näher als die geheimnistuerischen Fachleute, die nur mit anderen geheimnistuerischen Fachleuten verkehren und Probleme lösen, die außer ihnen kein Mensch versteht."

Klappentext von Russels 'Philosophie des Abendlands' in der Ausgabe des Europa Verlag Zürich.
Ich bin sehr froh, dieses Buch endlich gefunden zu haben, das den einzelnen Philosophien einen so spannenden wie nachvollziehbaren Rahmen verleiht und das dazu verhältnismäßig einfach zu lesen ist, ohne dass unzulässig vereinfacht wird (soweit mein Eindruck und natürlich die Hoffnung). Für einen Nichtfachmann wie mich gibt das Werk Orientierung und hilft die verschiedenen Systeme einzuordnen.
Ich empfand es als zunehmend störend, dass die philosophischen Werke wie Inseln aus dem Meer meiner Unwissenheit aufragten - hier werden (meist) angenehm zu überschreitende Brücken gebaut. Seltene Ausnahme ist bisher nur die Scholastik, aber das liegt meines Erachtens am Thema, keine Ahnung, wie derartige theologische Spitzfindigkeiten unterhaltsam dargestellt werden könnten. Wenigstens für Atheisten oder Andersgläubige.
sehr interessant ist es allerdings, wenn Russel Elemente älterer Philosophien in den darauf folgenden Systemen nachweist und den Umgang mit den vorgedachten Schätzen: Wie selten es zugegeben wurde, was den Vordenkern zu verdanken war.
Also ein sehr empfehlenswertes Buch, aber auch das Zitat gefällt mir ausnehmend gut. (Obwohl sich eine sinnvolle Erweiterung aufdrängt [... "vermitteln möchte" [und kann] ...)
Erstens ist es Teil eines der wenigen gelungenen Klappentexte, weil es aussagekräftig und inhaltlich richtig ist, zweitens bringt es die häufig berechtigten Vorurteile über Philosophen mit Ivory Tower Attitude pointiert auf den Punkt.

 

Ich bin zwar mit dem noch nicht ganz durch, aber an einigen Stellen fand ich ihn irgendwie gönnerhaft. Teilweise glorifiziert er mir das Abendland zu sehr. Aber wie gesagt, bin mit dem Buch noch nicht durch.

 

ja, stimmt. es wirkt an manchen Stellen überheblich, wenn er die großen Systeme der Widersprüchlichkeit oder mangelnden Konsequenz zu überführen meint, gleichfalls seine Urteile über Einfluss und Größe der Denker. vielleicht verführte ihn das Gefühl eigener Bedeutung zu dieser bisweilen aufblitzenden Haltung. und sein Blick ist eurozentrisch, klar, aber glorifizierend find ich ihn bisher nicht. bin fast mit Locke fertig und würde gern weiterlesen, bald kommen endlich wieder Deutsche, aber das Buch liegt eine Etage tiefer und die Treppe würde durch das nachtschlafene (!) Haus knarren. fcuk.

 

"Ich-muss-Bücher-kaufen! Bücher kaufen! Bücher kaufen! Bücher, Bücher, Bücher kaufen!"

und

"Wir waren im Bücherrausch"

beide von Walter Moers' Die Stadt der Träumenden Bücher

 
Zuletzt bearbeitet:

http://www.sueddeutsche.de/sport/vogts-wird-berti-der-ewige-wadenbeisser-1.1244612-10

Bildzitat, das ich mal ohne große Worte poste. die Bildunterschrift benennt ja die einzelnen Elemente des Fotos.
Ich finde das Foto an sich sehr interessant und obwohl ich eher selten Sportbeiträge lese, halte ich es für fast unvorstellbar, dass ein Spitzensportler heutzutage so symbolisch und vor allem mit diesen Symbolen fotografiert wird.

 

Das literarische Rätsel des Monats:

»Auf Ihr Kindchen freue ich mich: das wird gewiß ein allerliebstes Tierchen! Wenn es ordentlich ge*nährt ist, so wollen wir's braten und essen, wenn ich nach Wien komme, mit einem schönen Kartoffelsalat und kleinen Zwiebeln und Gewürznägelein. Auch eine halbe Zitrone tut man dran!«

a)Jonathan Swift, Geistlicher
b)Gottfried Keller, Staatsschreiber
c)Karl Kraus, Publizist
d)Kurt Tucholsky, Journalist

Dem Gewinner winkt als Preis ein mobiler Wäschertrockner, an dem er sich leicht selber aufhängen kann.

 

dein Rätsel = Keinrätsel! gleichwohl bedeutet Wien = Fackelkraus, das weiß jeder, der sich in der wienerischen Nationalbibliothek den Vogel, den sein Nest beschmutzte, hat ausheben lassen.

 

Ich weiß es, endlich hab ich einen selbstmörderischen Wäscheständer.
Keller ist es, der alte Kannibale. Hätt´ihm auch keiner zugetraut. Aber vielleicht wird man so, wenn man in Staatsdiensten ist.
Gruß Novak

 

Glückwunsch -

so isset,

doch wo darf ich das Seil hinsenden (eine Gebrauchsanleitung kann ggfs. mitgeliefert werden),

lieber Novak?

 

Lieber Friedel,
vielen Dank für dein nettes Angebot. Der liebe Novak ist eine Die. Mein Name stammt (etwas falsch abgeschrieben) von einem Chanson, das Hugo Wiener geschrieben hat. Hör´s dir ruhig mal an, macht Spaß, ist schön daneben.
Und: Ja, eine Gebrauchsanweisung für den Wäschetrockner, den hätte ich sehr, sehr gerne, und zwar eine speziell von dir. Das dürfte sehr unterhaltsam werden.
Deine Frage, wohin du Du ihn schickst, beantworte ich mit einer Gegenfrage.
Der Kerl, der das Folgende hier geschrieben hat, hat in dem Ort, in den du den Wäschetrockner schicken sollst, als verliebter Hauslehrer gearbeitet.

Ich finde, er schrieb echt scheußlich.

„Einsam stand ich und sah in die afrikanischen dürren Ebnen hinaus;
vom Olymp regnete Feuer herab.
Fernhin schlich das hagre Gebirg, wie ein wandelnd Gerippe,
Hohl und einsam und kahl blickt' aus der Höhe sein Haupt.“

Wie heißt der Kerl und in welcher Stadt war er Hauslehrer?

PS: Damals durfte man noch adjektivisch killend unterwegs sein. Hatten die´s gut.

Als Belohnung gibts ein paar Adjektive extra - zum Killen

Liebe Grüße Novak

 

Hoppla,

liebe Novak,

das hab ich nun davon, selten in Profile zu schau'n. Ich beginn mal in Waltershausen im Grabfeld und nenne - der Vorname ist doch meiner! - den lieben Hölderlin, den ich weiland in einem melancholischen Text zum Hölderlinc vermittelhochdeutschte (man, wat bin ich ausgelassen).

Chanson werd ich mir antun und die Gebrauchsanweisung soll wohl verwirklicht werden!

Gruß & schönes Wochenende vom

Friedel

 

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