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Zwergenknabbereien

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03.07.2017
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Zwergenknabbereien

Das Geräusch der kleinen Füße auf dem Korkfußboden reichte aus, um Leon zu wecken. Er öffnete die Augen und starrte durch die Dunkelheit an einen Himmel aus Leuchtsternen. Die Biberbettwäsche wurde schwer und viel zu warm, aber er traute sich nicht, einen Arm oder ein Bein an die kühle Luft zu strecken.
Er lauschte und hoffte, sich das Geräusch nur eingebildet zu haben. Vielleicht hatte ihm sein angespannter Verstand einen Streich gespielt und er blieb eine weitere Nacht verschont. Nein, da war es wieder. Ein Geräusch, als würde eine Ratte in Stiefeln durch sein Zimmer huschen. Aber Leon wusste, dass der Besucher kein Nagetier war - auf jeden Fall nicht im herkömmlichen Sinne.
„Ich habe heute nichts für dich!“, rief er in die Dunkelheit.
Ein Rascheln durchdrang das Rauschen in seinen Ohren. Es klapperte und rumpelte, gefolgt von abgehackten Flüchen. Leon befreite sich strampelnd von der Decke, schaltete die Nachttischlampe an und hockte sich angespannt auf das Bett, bereit für den Eindringling.
Dort stand er zwischen dem Todesstern und der Rennbahn. Die Schienen und Autos lagen kreuz und quer. Leon hatte heute Nachmittag Stunden damit verbracht, alles aufzubauen.
Die kleinen Augen des Besuchers funkelten wie Rubine, aber schön waren sie nicht. Mit der spitzen Mütze und dem grünen Oberteil machte er dem Gartenzwerg der Nachbarn Konkurrenz. Das Lächeln war gefüllt mit Piranhazähnen, und obwohl Leon es schon oft gesehen hatte, lief eine Gänsehaut über seinen Körper, als hätte jemand die Klimaanlage eingeschaltet.
Der Zwerg hatte ihm nie einen Namen genannt, aber Leon nannte ihn Egon. Für egoistisch.
„Wo ist mein Essen?“ Die buschigen Augenbrauen bildeten ein V und zitterten vor Erregung. „Ich knabber dir das Fleisch von den Knochen!“
„Ich habe dir schon genug gegeben. Geh weg und lass mich in Ruhe!“ Leon reckte das Kinn empor. Schweißtropfen bildeten sich wie kleine Verräter auf seiner Stirn, kitzelten ihn an der Schläfe. Er musste den Zwerg vertreiben, ein für alle Mal. Nicht umsonst ging er seit zwei Jahren jeden Mittwochabend zum Karate. Das sollte doch ausreichen, um einen kleinen Wicht fertig zu machen.
„Waaas?“ Egons Stimme überschlug sich und sein Gesicht wurde dunkelrot.
Für einen kurzen Moment hoffte Leon, der Zwerg würde sich rumpelstilzchenmäßig vor Wut zerreißen.
„Du weißt genau, was passiert, wenn du mir kein Essen bringst. Ich knabber dir das Fleisch von den Knochen!“
Wie könnte Leon das vergessen? Egon ließ diesen Hinweis schließlich mindestens fünf Mal pro Besuch fallen. Leon stellte sich vor, wie sich die spitzen Beißer in seine Haut bohrten. Das Zimmer schwankte.
Experimente waren noch nie Leons Fall gewesen, also hatte er sich stets bemüht, den Zwergenhunger zu stillen. Wer voll mit Süßigkeiten war, der hatte keinen Appetit mehr auf Menschenfleisch – so die Theorie. Was hatte er nicht alles herbeigeschafft. Double Chocolate Cookies, Weingummischlangen, gepuderte Erdbeer-Marshmallows, Erdnussbutterschokodrops – sogar ein Stück von Mamas Walnussbrownies hatte Leon geopfert. Mit Deftigem musste er gar nicht ankommen. Einmal hatte er Schinken mitgebracht, den hatte Egon ihm direkt ins Gesicht geworfen. Nur Zucker besänftigte den Zwerg. Und anscheinend Menschenfleisch.
Mama würde ausflippen, wenn sie ihn noch einmal beim Süßigkeitenklauen erwischen würde. Was sollte er dann schon sagen? Tut mir leid, Mama. Ich werde von einem miesgelaunten Zuckerjunkie erpresst, und wenn ich ihm nicht bringe, was er verlangt, knabbert er mir das Fleisch von den Knochen. Leon bezweifelte, dass er damit auf Verständnis stoßen würde. Also musste er dem Zwerg endlich Kontra geben.
„Es ist mir egal. Du hattest deinen Spaß. Such dir jemand anders, den du erpressen kannst.“
Egon kehrte ihm den Rücken zu und ging. Was hatte er vor? Der Zwerg stolzierte bis an die gegenüberliegende Wand, drehte sich zackig um 180 Grad. Plötzlich markierten die roten Augen Leon wie Laserstrahlen. Er hätte schwören können, dass Dampf aus der Nase des Zwergs drang. Die Stiefel knatterten über den Boden und Egon kam wie ein Geschoss auf Leon zu. Der Zwerg sprang ihn mit Salto und Kampfschrei an und rammte seine spitzen Zähne in Leons Arm.
„Ah!“ Leon versuchte den Zwerg abzuschütteln, dabei wand er sich wie ein tollwütiges Tier. Die Schmerzen benebelten ihn so sehr, dass ihm glatt entfiel, wie der Karategriff ging, um an den Arm geklammerte Zwerge loszuwerden. Er zappelte in seinem Bett herum und verteilte Blut auf Anakin Skywalker, der ihn kampfbereit von der Bettwäsche aus anstarrte. Als Leons Arm gegen die Wand knallte, lockerte sich Egons Biss und der Zwerg rutschte in die Ritze hinter dem Bett.
Leon atmete schwer. Während er auf das Blut starrte, das seinen Arm hinunter lief, hörte er den Zwerg wie einen Minibulldozer durch den Kram unter dem Bett wühlen. An der Vorderseite angekommen sprang Egon in die Luft, bereit für einen neuen Angriff.
Leons Schienbein schnellte hervor, traf den Zwerg im Flug, so dass Egon durch das Zimmer flog und ungebremst gegen die Wand knallte. Benommen blieb er auf dem Boden liegen. Dann schüttelte er leicht den Kopf, öffnete die Augen und entsandt einen Todesblick an Leon. Leise knurrte er: „Morgen bekomm ich mein Essen. Sonst wirst du es bereuen.“
Der Zwerg rappelte sich auf, um sich dann mit einem zirkusreifen Sprung an die Türklinke den Weg zum Flur zu öffnen. Er quetschte sich durch den Spalt und war verschwunden.

Das Frühstück am nächsten Morgen schaufelte Leon zombiemäßig in sich hinein. Die Bissstelle am Arm pochte und er wusste nicht, wie er die Wunde und die Blutflecken im Bett seinen Eltern erklären sollte.
Mama wuschelte ihm durch die Haare. „Du entwickelst dich ja langsam zu einem ganz schönen Morgenmuffel.“
„Mmh.“
„Los, mach dich fertig“, sagte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
Leon schlurfte ins Bad. Auf Schule hatte er zwar keine Lust, aber dort gab es wenigstens keine Zwerge.
Was Egon wohl vorhatte? Zu einem Angriff, wie in der letzten Nacht, war es bisher nie gekommen. Insgeheim hatte Leon immer gehofft, der Zwerg würde nur bluffen. Doch nun hatte Egon gezeigt, dass er sich nicht scheute, seine Zähne einzusetzen.
Ob Leon seine Eltern einweihen sollte? Nein, die würden ihm niemals glauben.
Nachdem er einen blauglitzernden Wurm auf die Zahnbürste gequetscht hatte, grinste Leon in den Spiegel. Sein Anblick erschrak ihn so sehr, dass er schreiend zurücksprang und gegen den Badezimmerschrank krachte. Die Zahnbürste fiel klappernd zu Boden, verteilte die blaue Paste auf den Fliesen. Langsam richtete Leon sich auf und näherte sich dem Spiegel.
Vorsichtig hob er mit dem Finger die Oberlippe an, offenbarte das Weiß darunter. Er wimmerte und ließ die Haut wieder los. Als wenn es weg wäre, nur weil er es nicht mehr sah ... Mit der Zunge tastete er sich vor. Als er die vorderen Zähne berührte, zuckte er zurück. Kein Zweifel. Das war nicht so, wie es sein sollte.
Er schloss die Augen und atmete tief durch. Er litt an Zwergenparanoia oder ähnlichen Wahnvorstellungen.
Noch einmal hob er die Oberlippe an, er konnte es nicht leugnen. Seine Zähne hatten sich verändert. Wo sie sonst brav nebeneinander, Kante an Kante, gestanden hatten, erinnerten sie nun eher an kleine Zuckerhüte.
Es klopfte an der Tür. „Alles okay? Du musst gleich los.“
Leon schaute zur Tür, zum Spiegel und wieder zur Tür - er raufte sich die Haare.
Mama klopfte erneut. „Leon?“
„Ähm ... mir gehts nicht gut. Ich glaub, ich kann nicht zur Schule.“
„Was ist denn los?“
„Irgendwie komisch.“ Schnell schob er hinterher: „Übel. Kopfschmerzen.“
„Ohje, nicht dass dich auch diese Grippe erwischt hat. Ich mach dir 'nen Tee.“
Leon fuhr sich durchs Gesicht. Was passierte mit ihm?

In seinem Zimmer lief Leon im Kreis, immer rund herum um die Carrera-Bahn. Er musste Egon irgendwie zufrieden stellen. Leon war sich sicher, dass die Veränderung seiner Zähne mit dem Biss zusammenhing. Also müsste Egon auch in der Lage sein, das wieder zu reparieren.
Das mit dem Kranksein war nicht ganz durchdacht gewesen. Wie sollte er jetzt an Süßigkeiten kommen? Kranke bekommen keine Schokolade oder Kekse. Höchstens ein Eis, aber auch nur wenn man Halsschmerzen hatte.
Irgendwo im Haus musste doch noch etwas Brauchbares zu finden sein. Im Schlafanzug schlich er die Treppe hinunter. Leon hörte Mama im Keller summen und tapste in die Küche. Vorsichtig öffnete er die ewig quietschende Tür des Süßigkeitenschranks. Alles leer. Seit Papa auf Diät war, sorgte Mama dafür, dass erst gar nichts Verlockendes in der Nähe war.
Leon schob einen Stuhl an die Arbeitsfläche, um nach der Keksdose auf dem Schrank angeln zu können. Nur ein paar traurige Krümel schauten ihn an. Sein Vater hatte wahrscheinlich auch schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft.
Aber Mama konnte auch nicht ohne Schokolade leben ... und deswegen hatte sie immer einen Notriegel in der Handtasche! Leon eilte zur Garderobe.
„Was machst du denn hier?“
Hastig drehte er sich um. „Nichts.“
„Und dann auch noch mit nackten Füßen!“ Mama stemmte die Arme in die Hüfte, versuchte böse zu gucken. „Ab ins Bett.“
„Aber ...“ Was sollte er schon sagen? Verzweifelt zog Leon sich in sein Zimmer zurück.

Leon lag im Bett und wartete. Der Kamillentee auf dem Nachttisch, den Mama in Kombination mit einem Gute-Nacht-Kuss gebracht hatte, war längst kalt geworden.
Den ganzen Tag hatte er darüber nachgedacht, wie er an Süßigkeiten kommen konnte, ohne das Haus zu verlassen. Er hatte keine Lösung gefunden.
Nun war es wieder Nacht und es konnte nicht mehr lange dauern, bis Egon auftauchte. Leon versuchte gar nicht erst zu schlafen. Viel lieber malte er sich aus, was mit ihm passieren würde. Er sah es genau vor sich. Seine Eltern würden am nächsten Morgen ein sauber abgeknabbertes Skelett im Bett finden, daneben einen kugelrunden Zwerg, der laut rülpste.
Doch eigentlich war das nicht die schrecklichste Version, die ihm einfiel. So sehr er sich vor dem Zwerg fürchtete, noch größere Angst machten Leon seine eigenen Zähne. Er hatte das Gefühl, dass sie im Laufe des Tages immer spitzer geworden waren. Wer, wenn nicht Egon, sollte ihm bei diesem Problem helfen? Ein Zahnarzt wäre damit bestimmt überfordert.
Endlich hörte er das Stapfen der kleinen Füße. Aber diesmal war es nicht hektisch. Eher langsam und bedacht.
Egon erschien hinter der Kiste mit den Legoteilen, stellte sich in die Mitte des Raums und verschränkte die Arme. „Wo ist mein Essen?“
„Was passiert mit mir?“, fragte Leon und zeigte auf seine Zähne.
Egon zog eine Grimasse, wobei er ebenfalls sein Gebiss präsentierte. „Wenn du Süßigkeiten hast, verrate ich es dir.“
„Ich ... ich habe nichts.“
Egons Blick verfinsterte sich.
„Aber ich hol dir was! Morgen! Versprochen! Aber bitte, bitte mach meine Zähne wieder normal!“ Leon setzte sich in seinem Bett auf, beugte sich zu dem Zwerg.
„Morgen. Wenn ich meine Süßigkeiten habe.“ Egon drehte sich um und ging.
„Nein!“ Leon sprang aus dem Bett, während der Zwerg in Richtung Kleiderschrank davonwuselte. Er quetschte sich in den Spalt darunter und war verschwunden. Leon hechtete hinterher, legte sich auf den Boden, um in die schwarze Ritze zu schauen.
„Bitte hilf mir“, flüsterte er, doch nur die Wollmäuse hörten zu. Er lag auf dem Boden, fing an zu frieren und hoffte, dass der Zwerg wieder kam. Leons Arm brannte und seine Zähne bohrten sich von innen in die Lippe. Obwohl er eigentlich zu alt dafür war, liefen ihm Tränen über die Wange und tropften auf den Boden.

Leon musste eingeschlafen sein, denn Kälte und der unbequeme Boden weckten ihn. Es war noch dunkel draußen, aber er konnte sich jetzt nicht ins Bett legen. Er ging hinüber zum Schlafzimmer seiner Eltern, klopfte kurz und öffnete dann die Tür. „Mama?“
Sofort war sie wach und machte die Nachttischlampe an. Papa schnarchte leise weiter. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. „Was ist los? Geht es dir nicht gut?“
„Mama ...“, mehr bekam Leon nicht raus. Er hatte das Gefühl, die Tränen, die er zurückzuhalten versuchte, setzten stattdessen seine Kehle unter Wasser.
„Ist was passiert?“ Mama stieg aus dem Bett und kam auf ihn zu, hockte sich hin.
Leon öffnete den Mund, um ihr die Zähne zu zeigen.
„Hast du Zahnschmerzen?“ Sie kniff die Augen zusammen und zog mit dem Zeigefinger seine Lippe etwas zur Seite.
Leon starrte sie an. Mit der Zunge prüfte er nach, die Zähne stachen in das weiche Fleisch. Er ließ Mama stehen, rannte zum Spiegel im Bad. Eindeutig spitz, so wie das Gebiss eines Piranhas - oder eben eines Zwerges.
„Mama! Meine Zähne! Schau doch!“
„Was ist denn damit? Schatz, ich kann nichts erkennen.“
Leon starrte sie an. Seine Mutter sah diese Monsterzähne nicht! Einige Sekunden stand er nur da und wusste nicht, was er tun sollte. Bildete er sich das nur ein? Schließlich sagte er: „Ich hab wohl nur geträumt.“
„Möchtest du bei uns schlafen?“
Leon nickte. Das konnte auf jeden Fall nicht schaden. Egal, ob Einbildung oder nicht.

Am nächsten Morgen betrachtete Leon seine Zähne erneut im Spiegel. Sie sahen nun genauso aus wie Egons. Er konnte sie fühlen und sehen. Wie konnte es sein, dass seine Eltern nicht bemerkten, dass ihr Sohn nun ein Monster war? Auch Papa hatte beim Frühstück nichts gesagt, obwohl Leon ihn breit angegrinst hatte. Sein Vater hatte einfach nur zurückgelächelt!
Vielleicht musste Leon einfach damit leben. Wenn es kein anderer sah, war es nicht so schlimm, oder?
Dann hörte er die Haustür. Mama war vom Samstagseinkauf zurück. Er lief in die Küche, wo sie die schweren Taschen auf der Küchentheke abstellte.
Sie schaute Leon an und grinste schief. „Möchtest du was?“
„Mamaaa ...“ Leon wippte auf den Zehen hin und her.
Nachdem sie etwas in den Taschen gekramt hatte, gab sie ihm zwei Tafeln Schokolade. Er hatte sie davon überzeugen können, dass er wieder gesund war und so gerne etwas Süßes hätte.
„Aber nicht alles auf einmal essen“, sagte sie zwinkernd.
„Klaro.“ Leon nahm die Tafeln und verschwand damit in seinem Zimmer, bevor Mama oder Papa auf die Idee kamen, etwas davon zu essen.
Gut, er hatte etwas für Egon. Jetzt musste es nur noch Abend werden.
Der Tag ging einfach nicht vorbei. Leon las, dann bastelte er weiter an dem Milleniumfalken. Sogar für den Geschichtstest, der erst in zwei Wochen stattfinden sollte, lernte er. Zwischendurch schaute er nach, ob die Schokolade noch da war.
In den Händen haltend betrachtete er sie. Nougat und Schokokeks, seine Lieblingssorte. Vielleicht sollte er überprüfen, ob die Schokolade gut war. Nicht, dass er Egon eine Packung gab, mit der etwas nicht stimmte. Produktionsfehler oder so.
Vorsichtig riss er die Packung auf, um eine kleine Ecke abzubrechen. Nur zum Testen.
Die Schokolade schmolz auf der Zunge und die spitzen Zähne zerbröselten den Keks. War die gut. Ein Eckchen mehr oder weniger würde Egon bestimmt nicht stören. Das nächste Stück wanderte in Leons Mund und war im Nu verschwunden. Er brach immer größere Teile ab, Leon aß schneller, bis er nur noch eine leere Packung in den Händen hielt. Mit der Fingerspitze sammelte er die Keks- und Schokokrümel ein, die er auf dem Weg zu Mund verloren hatte.
Eine Tafel für Egon musste reichen. Bestimmt. Er legte die Packung Nougat in die Schublade seines Schreibtisches und setzte sich auf das Bett, um auf dem Tablet Candy Crush zu spielen. Er kam mit den vorgegebenen Zügen nicht mal in die Nähe des Levelziels. Sein Blick wanderte immer wieder zu der Schreibtischschublade. Nachdem er das Level zum siebten Mal nicht geschafft hatte, legte er das Tablet zur Seite und stand auf. Er öffnete die Schublade. Ja, da lag die Tafel noch. Er ließ sie im Schreibtisch verschwinden, zog sie sofort wieder hervor. Nougat war nicht wirklich seine Sorte. Aber Egon würde sie bestimmt schmecken.
Immer mehr Speichel sammelte sich in seinem Mund, so dass er schlucken musste. Langsam griff er zu der Schokolade. Er berührte die Packung und zuckte zurück. Nein! Er brauchte die Schokolade für Egon. Aber wie gerne würde er jetzt ein Stück davon essen. Nur ein kleines. Er würde Egon genug übrig lassen.
Er riss die Packung auf und ohne Pause stopfte er alles in sich hinein. Sein Mund verklebte, die Schokolade beschmierte Finger und Gesicht. Leon wusste, er beging einen riesigen Fehler. Aber am Ende war er so glücklich, dass es ihm egal war.

Leider ebbte das Glücksgefühl nach ein paar Stunden ab, stattdessen kehrten Panik und Angst zurück. Es wurde dunkel, und bald würde Egon da sein. Leon konnte seine Mutter nicht nach mehr Süßigkeiten fragen. Sie würde die Krise kriegen, wenn sie erfuhr, dass er zwei Tafeln Schokolade an einem Tag gegessen hatte.
Als Egon schließlich kam, hatte Leon innerlich schon aufgegeben. Was konnte er jetzt noch tun? Also machte er sich auf das Schlimmste gefasst.
„Ich habe nichts für dich“, sagte Leon ganz ruhig.
„Na, hattest du Heißhunger auf Süßes?“ Der Zwerg kicherte und rieb sich die Hände. „Mit den neuen Zähnen knabbert es sich viel besser, nicht wahr?“
Leon starrte den Zwerg an. „Woher ...?“
„Ach, komm. Meinst du, ich weiß nicht, was mein Biss anrichtet?“
„Was richtet er denn an?“ Plötzlich war Leon doch mulmig zu Mute.
„Na, er verwandelt dich.“ Egon machte eine Pause, stemmte die Arme in die Seiten und reckte das Kinn empor. „In einen Zwerg!“
Vor Leon Augen tanzten schwarze Sterne. „Was redest du da?“
„Was denkst du, sollst du sonst mit den Zähnen anfangen?“
„Mach mich wieder normal!“
„Tut mir leid, nach ‘nem Biss gibt’s kein Zurück.“
„Aber du hast gesagt, wenn ich dir Süßes bringe ...“
„Erstens hast du nichts Süßes und zweitens hab ich gelogen.“ Zufrieden verschränkte Egon die Arme.
Der Raum fing an, sich zu drehen. Leon war gefangen in einem Alptraum. Er musste einfach nur aufwachen. Er schüttelte den Kopf. Klatschte sich mit der Hand ins Gesicht. Es tat weh, aber es half nicht.
Egon lachte in sich hinein. „Das bringt nichts, Junge. Warte ab, das wird spitze mit uns.“
„Mit uns ...?“, flüstere Leon, dann wurde alles schwarz.

Er öffnete die Augen. Die Lider waren schwer und träge. Als Leon sich langsam aufsetzte, rutschte die Decke von seinem Oberkörper. Er war nackt!
Verwirrt schaute er sich um. Neben ihm türmte sich ein bunter Berg auf. Er drückte mit der Hand dagegen und das Material gab sofort nach. Als wäre sein Hirn in Sirup getaucht worden, schaffte er es kaum, einen klaren Gedanken zu fassen.
War er nicht mehr in seinem Bett? Er betrachtete das riesige Tuch, das ihn nur noch zum Teil bedeckte, und als er erkannte, dass die rote Linie darauf ein Laserschwert war, durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Das war sein Schlafanzug! Und er war riesig. Leon sprang auf, woraufhin der Boden federnd nachgab. Er betrachtete das Zimmer und ihm wurde klar, dass alles seine korrekte Größe hatte. Nur er war zu klein. Viel zu klein.
„Hallooo!“, tönte es vom Boden. Leon schaute hinab und ihm schwindelte es. Er war höher als auf dem Zehn-Meter-Brett im Schwimmbad. Egon stand grinsend unten und winkte. „Komm runter, ich hab was zum Anziehen.“
Leon starrte auf den Zwerg, schaute auf sich und plötzlich wurde ihm schlecht. Er drehte sich um und übergab sich würgend neben den Deckenberg. Zitternd kniete er sich hin. Sein Kopf schwirrte, er konnte das alles nicht glauben.
Die Matratze vibrierte, kurz darauf hörte er Egon hinter sich.
„Junge, stell dich nicht so an. Wir werden einen Riesenspaß haben, sag ich dir.“ Er warf ihm eine Hose, Oberteil und eine dunkelblaue Mütze hin. Leon entfuhr ein Geräusch, eine Mischung aus Lachen und Weinen.
„Neulinge bekommen ‘ne blaue Mütze, ist halt so.“
Leon zog sich die Hose und das Oberteil an, er wollte vor dem Zwerg nicht nackt sein. Die Mütze behielt er in den Händen. „Wie soll ich das meinen Eltern erklären?“
„Deine Eltern? Die können dich noch nicht mal mehr sehen!“ Egon hüpfte vom Bett. „Komm“, rief er von unten, „wir haben zu tun.“
Leon schaute runter, aber vor Tränen in den Augen sah er kaum etwas. Er würde nie mehr mit seinen Eltern sprechen können?
„Spring. Dir passiert nichts.“
Leon war jetzt sowieso alles egal, also sprang er. Es fühlte sich nicht an wie Fallen, eher wie Rutschen. Als würde er auf der Luft nach unten gleiten. Er landete etwas holprig, aber unverletzt.
“Siehst du, das läuft!“ Egon lachte und klopfte Leon auf die Schulter.
Leon ging einen Schritt zurück. „Fass mich nicht an, du ... du Monster.“ Egon hatte ihn erpresst und verwandelt und machte nun einen auf Freundschaft?
Der Zwerg ließ die Schultern hängen und seufzte. „Sei mir nicht böse. Ich war so allein.“
„Das ist mir egal. Lass mich in Ruhe.“ Leon drehte ihm den Rücken zu. Die Tränen liefen immer noch, irgendwie wollten sie nicht aufhören.
„Komm schon, zu zweit macht das Süßigkeitenbesorgen doch viel mehr Spaß.“
Süßigkeiten. Leons Magen knurrte. Langsam drehte er sich um.
„Ich zeig dir, wie’s geht, mein Junge.“ Egon marschierte los. Doch dann kam er zurück und streckte Leon die Hand hin. „Ich bin übrigens Rabagram.“

 

Hej Nichtgeburtstagskind und herzlich willkommen bei Wortkrieger,

anfänglich war ich sehr unsicher, ob ich weiterlesen könnte. Aber das lag an meiner dummen Phantasie, hätte ich doch befürchtet, eine Geschichte über Missbrauch zu lesen, so wie der kleine Leon dort in seinem Bett in der Dunkelheit auf einen immer wiederkehrenden Menschen in schwarzen Stiefeln wartete.
Glück gehabt. Und so las ich weiter und erfreute mich an deinen Formulierungen und Wortbildern.
Einzig den Inhalt habe ich vermutlich nicht ganz verstanden.
Geht es um einen kleinen, zuckersüchtigen Jungen, der bereits mit seinen "Dämonen" zu kämpfen hat, oder nur um die Phantasie eines Kindes, die er nicht von der Realität differiert?
Für ersteres fehlten mir Zugeständnisse. Vielleicht in Form vom Erwähnen seiner Korpulenz oder eines passenden Spruchs seiner Mutter.

Dennoch liest sich deine Geschichte abwechlsungsreich und unterhaltsam. Ob ich sie einem kleinen Kind vorlesen würde ... muss ich noch mal nachdenken. ;)

Viel Freude hier bei der Kommunikation und Überarbeitung.

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

vielen Dank für das herzliche Willkommen. :-)

Über Themen, die zu nah an der Realität sind - wie z.B. Kindesmissbrauch - kann ich weder lesen noch schreiben. Das ist mir zu hart!

In meiner Geschichte existiert der Zwerg tatsächlich. Deswegen der Tag "Fantasy". ;-)

Es freut mich sehr, dass der erste Eindruck schon mal positiv ist und warte gespannt auf weitere Kritik.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo Nichtgeburtstagskind
und willkommen hier :)

Mir hat dein Einstand nicht so gefallen. Den Einstieg finde ich gut, das macht neugierig. Leider bleibst du mir dann zu sehr auf der offensichtlichen Ebene hängen, da scheint für mich zu wenig Metaebene hindurch. Was Egon jetzt alles sein kann, dazu fehlt mir die Lust zu interpretieren, denn mir wird hier zu wenig angeboten, um das zu tun. Anscheinend ist er wirklich der böse Zwerg, für den ihn der Junge hält. Aha. Und weiter? Runtergebrochen heißt das, da kommt jemand, um Leon Süßigkeiten zu stehlen. Ende.
Da fehlt eine Wendung, ein Bogen, eine Zweideutigkeit. Einmal abgesehen davon, dass ich nichts über Leon und seine Familie, sein Leben erfahre. Es fällt mir auch schwer, sein Alter zu schätzen.
Liest sich nicht abgeschlossen, eher der Auftakt zu etwas Größerem.
Insgesamt kommt man gut durch den Text, aber Fehler und Unstimmigkeiten sind dennoch zu finden. Paar Kommas und Sätze wie dieser:

Schweißtropfen bildeten sich wie kleine Verräter auf seiner Stirn und kitzelten ihn an der Schläfe.
was unterscheidet denn einen kleinen von einem großen Verräter? :aua:

Hab jetzt aber nicht mehr zeit

Viel Spaß hier im Forum noch, beim Lesen, schreiben und kommentieren :) +

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Nichtgeburtstagskind! Auch ich heiße dich willkommen bei den Wortkriegern.

Im Gegensatz zu Kanji hatte ich keine Probleme mit dem Inhalt.
Und im Gegensatz zum Weltenläufer will ich nichts interpretieren, sondern einfach nur Fantasy lesen.

Also, @Nichtgeburtstagskind, das ist eine nette Geschichte mit einem fiesen Ende. (Und es ist bestimmt keine Geschichte für Kinder, aber den Tag hast du ja auch gar nicht gesetzt.)

Das Ende: Wie gesagt, das ist fies. (Vielleicht besser den Tag Horror setzen? Jugend könntest du dafür rausnehmen.) Aber ich würde das ausbauen und besser aufbauen. Dann würde es besser und noch fieser.

Besser aufbauen: Der Leser erfährt die ganze Geschichte über ja nicht mal, dass die Familie eine Katze hat. Das Ende würde besser wirken, wenn man in der Geschichte lesen könnte, wie der Junge seine Katze liebt.

Ausbauen: Lass doch den Jungen selbst entdecken, dass die Katze nicht da ist. Er könnte ja dafür zuständig sein, die Katze zu füttern. Und lass ihn langsamer darauf kommen, was passiert sein könnte. Handle das nicht in einem Satz ab. Und für das fiese Ende könntest du durchaus ein paar Blutspritzer in der Küche verteilen.

Vorher könntest du auch noch ein wenig ausbauen, und zwar hier:

"rief er Egon hinterher. Doch der Zwerg war verschwunden.

Das Frühstück am nächsten Morgen"
=> Was hat Leon denn zwischen diesen zwei Zeitpunkten gemacht? Sich zurückgelehnt und gemütlich weitergeschlafen? Macht er sich keine Gedanken um das potentielle Opfer?

Ansonsten: Ein prima Einstand hier, Nichtgeburtstagskind.

Grüße,
Chris

 

Hallo weltenläufer

vielen Dank für dein Feedback!

Du hast Recht, sonderlich vielschichtig ist meine Geschichte noch nicht. Ich habe versucht mich an die allgemeine Ansage zu halten und als Erstlingswerk etwas Kurzes zu schreiben. ;) Da ist bestimmt einiges noch nicht ganz zu Ende gedacht.

Liebe Grüße, Nichtgeburtstagskind


Hallo Chris Stone

schön bei euch sein zu dürfen. :)

Freut mich sehr, dass dir mein Einstand gefällt!

(Vielleicht besser den Tag Horror setzen? Jugend könntest du dafür rausnehmen.)

Du hast recht. Tag wird geändert.


Das Ende würde besser wirken, wenn man in der Geschichte lesen könnte, wie der Junge seine Katze liebt.

Ja, es macht Sinn die Katze schon vorher einzuführen.

Auch das Ende hat mich selbst noch nicht ganz überzeugt. Es soll nicht plump sein, aber der Leser soll es ja schon noch verstehen. Da bin ich unsicher wie viel Andeutung genug ist.

Ich mach mir dazu mal Gedanken und melde mich wieder. :)

Viele Grüße, Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey NGK,

ich hatte die Geschichte gestern schon gelesen, wusste aber noch nicht genau, was ich dazu sagen soll.

Ich bin ja nicht mehr oft im Geschichtenbereich hier unterwegs, aber der Titel hatte es mir direkt angetan. Die Geschichte selbst fand ich dann vor allem anfangs recht flüssig geschrieben, am Ende aber unbefriedigend. Ich habe darin auch keine Metapher gesehen, sondern es als (natürlich fiktionalen) Tatsachenbericht verstanden. Insgesamt hab ichs schon gerne gelesen, allerdings hätte das Ganze länger sein sollen und mehr Bedeutung haben müssen.

Die Katze würde ich übrigens nicht vorab erwähnen. So wie es jetzt ist, denkt man zuerst daran, dass der Zwerg Leons Mutter anknabbert, und wenn sie dann in der Küche steht, hält man doch erst alles für einen Traum. Die Katze ist dann zwar deus-ex-machina-mäßig eingebaut, aber mit einer vorherigen Erwähnung ginge der Minitwist komplett flöten und das Ende würde noch banaler. Damned if you do, damned if you don't. ;)

Beste Grüße
Tserk

Textliches:

Das Geräusch der kleinen Füße auf dem Korkfußboden reichte aus um Leon zu wecken.
ausKOMMA
Leon wusste, dass die durch sein Zimmer huschenden Schritte von schwarzen Stiefeln stammten, in die kein Kinderfuß der Welt passen würde.
Falls du die Katze weiterhin vorab einbauen willst, wäre mMn hier die beste Stelle:
Leon wusste, dass die durch sein Zimmer huschenden Schritte nicht von seiner Katze Lucy, sondern von schwarzen Stiefeln stammten, in die kein Kinderfuß der Welt passen würde.
„Ich habe heute nichts für dich!“, rief er in die Dunkelheit.
Würden die Eltern ihn nicht hören, wenn er tatsächlich ruft?
Nicht umsonst ging er seit zwei Jahren jeden Mittwoch Abend zum Aikido.
Mittwochabend
Leon stellte sich vor wie sich die spitzen Beisser in seine Haut bohrten.
vorKOMMA
Beißer
Experimente waren noch nie Leons Fall gewesen und so hatte er sich stets bemüht den Zwergenhunger zu stillen.
bemühtKOMMA
Aber so konnte es nicht weiter gehen.
weitergehen
Leon wusste, was seine Mutter tun würde, wenn sie ihn noch einmal beim Süßigkeitenklauen erwischen würde.
Hier fände ich "erwischte" schöner.
Egon dreht sich um und ging.
drehte (da das Wort im übernächsten Satz wieder vorkommt, vielleicht besser: Egon machte auf dem Absatz kehrt und ging)
„Aaahhhh!“
Auch hier wieder: Wieso hören die Eltern nichts?
Egon knallte an die Wand, rutsche wie ein dickes Insekt daran hinab.
rutschte
Der Zwerg blieb benommen am Fußboden liegen.
auf dem - da es klar ist, wo er liegt, aber besser: Der Zwerg blieb benommen liegen.
Die Bissstellen an seinem Arm pochten und er wusste nicht wie er die Wunde und die Blutflecken in seinem Bett seinen Eltern erklären sollte.
nichtKOMMA
Normalerweise kann sie doch kaum erwarten morgens ihr Futter zu bekommen.
kann sie es
erwartenKOMMA

 

Hallo Tserk

vielen Dank für dein Feedback und dass du dir Zeit genommen hast, auch die Rechtschreibung zu prüfen. Ich habe wohl eine Kommaschwäche... Habe die von dir erwähnten Stellen korrigiert.

„Ich habe heute nichts für dich!“, rief er in die Dunkelheit.
Würden die Eltern ihn nicht hören, wenn er tatsächlich ruft?

Ich könnte hierzu etwas schreiben wie: der Vater schnarcht so schrecklich, wird eh von nichts wach und die Mutter schläft deswegen mit Oropax. Aber ehrlich gesagt finde ich den Grund warum die Eltern nicht kommen, nicht wichtig für die Geschichte.

Damned if you do, damned if you don't.

Ich sehe was du meinst - vier Antworten, vier unterschiedliche Meinungen. :confused:

Ich habe jetzt das Ende umgeschrieben. Und auch wenn ich die Katze vorher nicht erwähne, erscheint es mir doch etwas runder. Ich hoffe das geht euch auch so.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind (NGK finde ich auch echt lässig ;))

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

erzählerisch finde ich deinen Text gut lesbar, er ist lebendig und flüssig geschrieben. So Kleinkram wie paradoxerweise huschende Stiefel stört da kaum.

Schweißtropfen bildeten sich wie kleine Verräter auf seiner Stirn und kitzelten ihn an der Schläfe.

Der Satz gefällt mir besonders gut.

Allerdings musste ich, ebenso wie Kanji, zunächst an einen Text zum Thema sexueller Missbrauch denken, einfach, weil einem Kind hier etwas dermaßen Schreckliches widerfährt.

Aus dem gleichen Grund haben mich auch die humouristischen Elemente gestört, obwohl ich ein bisschen Slapstick in Geschichten durchaus zu schätzen weiß. Wäre es um eine vernaschte erwachsene Person gegangen, wäre es für mich stimmiger gewesen.

Aber trotzdem - sehr unterhaltend und ein guter Einstand hier.

Viele Grüße

willi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nichtgeburtstagskind,

dein Text hat mir gefallen. Der Inhalt ist kurios, der Zwerg ziemlich sonderbar. Zwar nicht ganz so abgefahren wie manch ein Charakter aus Alice im Wunderland (woran mich dein Nick erinnert), aber trotzdem wird er mir im Gedächtnis bleiben. Rumpelstilzchen mit einem Verlangen nach Menschenfleisch. Und obwohl nicht ersichtlich ist, wo der herkommt und was der ausgerechnet von Leon will, finde ich den Zwerg sehr gelungen. Der Name ist auch klasse.

Obwohl das eine Horror-Geschichte ist, musste ich an vielen Stellen schmunzeln. Das liegt zum einen an deiner Wortwahl (z.B. ganzkörpergänsehauttauglich), zum anderen an der slapstickhaften Beschreibung des Kampfes. Ich habe mich wider Erwarten sehr amüsiert über die erste Hälfte deiner Geschichte, das hat mir gut gefallen. Obwohl da - nüchtern betrachtet - ein Kind von einem tollwütigen Kannibalen-Zwerg angefallen wird.

Dann, als die Katze gefressen wurde, war das mit dem Humor leider vorbei. Es wird blutrünstig, zum Schmunzel gibt's da nichts mehr. Und nun fühlt sich das ganze am Ende nicht ganz einheitlich an. Weder Humor noch Horror (weder Fisch noch Fleisch, wenn wir beim Thema bleiben wollen). Vielleicht würde ich mir den Text, vor allem das Ende, nochmal ansehen und mich für eine Seite entscheiden.

Auch finde ich es schade, dass die Situation, in der sich die Charaktere befinden, am Ende die gleiche ist, die schon am Anfang bestand. Es hat sich nichts verändert. Der Zwerg kommt weiterhin jeden Abend, um Fleisch (oder Knabberzeug) einzufordern, und Leon hat erneut Angst vor ihm und fügt sich dem Willen des Kobolds. Der Versuch, sich von dem Wesen zu befreien, scheitert. Ich finde, da hast du etwas Potenzial verschenkt; eine "Lösung" des Zwergenproblems, beziehungsweise das endgültige Scheitern des Kindes (er wird z.B. gefressen), wäre hier vielleicht ein besseres Ende gewesen. So, wie es jetzt ist, bleibt der Plot etwas belanglos, es gibt keinen Twist, nichts. Nur die Katze ist jetzt tot.

Eine Metapher oder Ähnliches konnte ich jetzt nicht rauslesen, ich habe darauf auch nicht geachtet, sondern mich einfach auf die unterhaltsamen Schilderungen eingelassen.

Ein paar Kleinigkeiten, die mir noch aufgefallen sind:

Das sollte doch ausreichenK um einen kleinen Wicht fertig zu machen.

Egon ließ diese Information schließlich mindestens fünf Mal pro Besuch fallen.

Eines der beiden markierten Wörter konnte raus, dann klingt der Satz besser, finde ich.

Leon stellte sich vorK wie sich die spitzen Beißer in seine Haut bohrten.

Alles in allem eine unterhaltsame Geschichte, die etwas unrund wirkt und den ein oder anderen Twist vertragen könnte. Ich habe sie jedenfalls gerne gelesen, und sprachlich war alles top.

Viele Grüße vom
Pleitegeier

 

Hallo Willi,

vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt.

Ich finde es erschreckend, dass ihr bei meiner Geschichte an Kindesmissbrauch denkt. Ich lese hauptsächlich Phantasie und habe nicht bedacht, dass es hier verschiedene Interpretationen geben könnte. Für mich ist ein Zwerg ein Zwerg. ;)
Wie hätte ich das hier vermeiden können?

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

=====

Hallo Pleitegeier,

vielen Dank für dein doch recht positives Feedback. :)

Weder Humor noch Horror

Ja, das habe ich mir auch gedacht, nachdem ich das Ende umgeschrieben und die Geschichte noch mal komplett gelesen hatte. Ich hatte dann aber keine Lust mehr den Anfang anzupassen, da mir dieser für sich ganz gut gefällt. Die Diskrepanz zwischen Anfang und Ende entstand dadurch, dass ich am Anfang noch nicht wusste wie das Ende aussehen wird. Es hat sich während der Geschichte entwickelt. Und auf einmal wurde aus einem lustigen Abenteuer eine Horrorgeschichte.

Wie macht ihr das? Schreibt ihr auch für Kurzgeschichten eine Skript? Oder entwickelt ihr während des Schreibens?

So, wie es jetzt ist, bleibt der Plot etwas belanglos, es gibt keinen Twist, nichts.

Genau darum ging es mir. Ich finde auch im wahren Leben sind die beklemmenden Situationen am schlimmsten, die keine Ende, weder gut noch schlecht, nehmen. Das wollte ich zeigen. Leon hat sich gewehrt und es hat nicht gebracht. Nach dem Motto: Leg dich nicht mit miesen Zwergen an, du hast eh keine Chance.

Die textlichen Fehler werden korrigiert. Vielen Dank!

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nichtgeburtstagskind,

ich habe mal dein Erstlingswerk herausgekramt. Zombot Medical Repair fand ich ja schon ziemlich gut. Der erste Teil der Geschichte war skurril und amüsant. Auch das Ende fand ich (eigentlich) gut, die Atmosphäre stimmte und auch die Textqualität. Nur wandte sich die Geschichte vom Humorvollen ins Deprimierende, was mir ein wenig als Bruch erschien.

Für einen Einstand hast du hier, für mich, einen guten Text hingelegt. Bei den Einständen, die ich hier lese, liegt er im oberen Bereich. Der Titel macht neugierig.

Das Geräusch der kleinen Füße auf dem Korkfußboden reichte aus, um Leon zu wecken. Es kam nicht unerwartet. Er schlug die Augen auf und starrte durch die Dunkelheit an einen Himmel aus Leuchtsternen.

Die wenig schöne Assoziation einiger Kommentatoren bezüglich Kindesmißbrauch ist hier bedingt nachvollziehbar. Mich haben die „kleinen Füße“ davon abgehalten, wo ich mich gefragt habe: wieso klein? Das Wort „kleinen“ ist vom Sprachgebrauch ohnehin gewöhnlich, man könnte es z. B. durch „winzig“ ersetzen. Damit wird klarer, das es sich nicht um Männerfüße handelt.

Leon wusste, dass die durch sein Zimmer huschenden Schritte von schwarzen Stiefeln stammten, in die kein Kinderfuß der Welt passen würde.

Hier ist diese Erklärung sicher beabsichtigt, doch erscheint es mir zu vage, weil ich an „nicht passend“ denke. Also könnte auch zu groß sein. Das Wort „winzig“ würde hier ebenfalls besser nachhallen.

Es klapperte und rumpelte, eine derbe Schimpftirade folgte. Als würde ein missgelauntes Käuzchen sein Zimmer verwüsten.

Ich schreibe nur meine Assoziationen: Rumpeln ist eher dumpf und von schweren Gegenständen und nicht wirklich passend für einen 30-cm-Zwerg, den ich von Anfang an für real gehalten habe.
Ich finde auch die Idee gut, dies (gut, nicht zum ersten Mal) als Konfrontation zu zeigen. Im weiteren Verlauf ließe sich das Ganze aber noch etwas aufpeppen.
„Schimpftirade“ erscheint mir zu banal. Das könnte man besser rüberbringen. Ein Kauz? Ich nehme an, hier ist der Vogel gemeint. Ich weiß nicht, wie groß er ist oder wie seine Eigenschaften sind, aber vielleicht wäre hier etwas anderes besser.

Leider war es kein Käuzchen – ansonsten hätte sich Leon auch nicht so sehr um die Unversehrtheit seiner Haut sorgen müssen

„Auch“ ist hier ein Füllwort. Der Bezug auf die Haut ist nicht nachvollziehbar. Es ginge auch mit „um seine Unversehrtheit sorgen müssen“

machte sich in Schneidersitzposition bereit für den Eindringling.

Keine gute Abwehrposition, zumal er ja Kampfsport macht.

Dort stand er zwischen dem Todesstern und der Rennbahn.

Hier beginnt der Humor, den ich an den beiden Geschichen mag.

Die Schienen und Autos lagen nach der Kollision kreuz und quer.
Kollision wie Schimpftirade für mich zu oberflächlich.

Kleine Augen funkelten wie Rubine und waren doch nicht schön

Eher „so schön wie ...“?

Die Kleidung hätte die des Gartenzwergs der Nachbarn sein können und war doch nicht niedlich

Wäre ausbaufähig.

Das Lächeln war gefüllt mit Piranhazähnen und war auf jeden Fall ganzkörpergänsehauttauglich.

Die Zähne wieder eine etwas gewöhnliche Vorstellung, ganzkörpergänseauttauglich finde ich toll.

aber Leon nannte ihn Egon. Für egoistisch.

Ich weiß nicht ...

Das buschige V über den Leuchtaugen zitterte vor Wut

V ist etwas undeutlich, könnte besser beschrieben werden. Leuchtaugen wieder etwas banal. Auch das Wort „Wut“ könnte man besser ausdrücken.

Leon hoffte auf eine Verwandtschaft mit Rumpelstilzchen.

?

Was hatte er nicht alles angekarrt. Double Chocolate Cookies, Weingummischlangen, gepuderte Erdbeer-Marshmallows, Erdnussbutterschokodrops - sogar ein Stück von Mamas Walnussbrownies hatte er geopfert.

„Angekarrt“ scheint mir nicht die beste Beschreibung.

Ich kürze das Ganze hier mal ein bißchen ab. Insgesamt kann die Wortwahl verbessert werden. Gut fand ich, das Egon in die Ritze fällt und sich unter dem Bett durcharbeitet. Humorvoll hätte man insgesamt mehr Spielzeug und Skurrilität ins Spiel bringen können. Das Ende hätte eine Wende verdient. Nichts, was blutig ist. Egon hält die Katze und droht, also noch ein Dialog. Er schaut erstaunt hinter den Jungen. Mutti brät ihm mit einer Pfanne einen über. Er wird nicht getötet, aber Mutti sorgt von da an immer für genügend Süßigkeiten. Problem gelöst (mehr oder weniger).

Viele Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

ich möchte auch kurz mal meinen Senf dazugeben. Ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Hab auch nichts hineininterpretiert, für mich war kein Ansatz zum Kindesmissbrauch, sonst hätte ich wahrscheinlich gar nicht weitergelesen. Aber der Titel und dann natürlich die Einleitung mit den kleinen Stiefeln... Da war mir schon klar, dass da jetzt so ein kleiner Fiesling kommt. Das liegt wahrscheinlich aber auch daran, dass du den Tag zu Horror und Fantasy geändert hast. Das dürfte vorher anders gewesen sein? Der Humor in der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich sehe das aber ähnlich wie Pleitegeier, mir war dann der Schnitt zu abrupt, wo die Geschichte einfach nicht mehr amüsant war. Einige haben es in ihren Kommentaren auch schon angeschnitten, leider ändert die Geschichte nichts. Es ist nachher wir es vorher war, nur die Katze ist halt weg ... Ich persönlich hätte es ja gern gesehen, wenn Leon den doofen Zwerg mal so richtig schön vermöbelt :lol:. Aber egal in welche Richtung die Geschichte ausgehen soll, ob der Zwerg gewinnt oder Leon, es müsste sich etwas verändert haben. Aber wie gesagt, meine Meinung und ich werde bestimmt wieder was von der lesen.
Liebe Grüße Sabine

 

Hallo Rainer Hohn,

vielen Dank fürs Herauskramen.

Nur wandte sich die Geschichte vom Humorvollen ins Deprimierende, was mir ein wenig als Bruch erschien.
Der Bruch wurde bereits von einigen erwähnt. Es zum Teil auch ein Stilmittel um die Spannung zu erhöhen. Aber der Bruch ist vielleicht etwas zu krass geraten.

Mich haben die „kleinen Füße“ davon abgehalten, wo ich mich gefragt habe: wieso klein? Das Wort „kleinen“ ist vom Sprachgebrauch ohnehin gewöhnlich, man könnte es z. B. durch „winzig“ ersetzen. Damit wird klarer, das es sich nicht um Männerfüße handelt.
Findest du klein ein ungewöhnliches Wort? Hhmm, winzig erscheint mir auch nicht passend. Da denke ich eher an etwas zierliches, vielleicht Elfenfüße.

Ich schreibe nur meine Assoziationen: Rumpeln ist eher dumpf und von schweren Gegenständen und nicht wirklich passend für einen 30-cm-Zwerg, den ich von Anfang an für real gehalten habe.
Das Rumpeln kommt von den Gegenständen, die der Zwerg umwirft. Das kann ja dann durchaus dumpf erscheinen.
Yeeahh, gut dass du den Zwerg als das annimmst was er ist und da nichts hineininterpretierst.

Ein Kauz? Ich nehme an, hier ist der Vogel gemeint. Ich weiß nicht, wie groß er ist oder wie seine Eigenschaften sind, aber vielleicht wäre hier etwas anderes besser.
Kennst du den Rauhfußkauz? Der ist so klein und schnuckelig. Ich ergänze jetzt mal kleine Eule, vielleicht wird es dann deutlicher und ich bin die Doppelung von „Käuzchen los“.

„Auch“ ist hier ein Füllwort. Der Bezug auf die Haut ist nicht nachvollziehbar. Es ginge auch mit „um seine Unversehrtheit sorgen müssen“
„Auch“ habe ich gestrichen. Das mit der Haut sagt man doch so.

Keine gute Abwehrposition, zumal er ja Kampfsport macht.
Da hast du Recht, das wirkt viel zu entspannt. Änder ich.

V ist etwas undeutlich, könnte besser beschrieben werden. Leuchtaugen wieder etwas banal. Auch das Wort „Wut“ könnte man besser ausdrücken.
Versuch ich auch noch etwas umzuschreiben.

Leon hoffte auf eine Verwandtschaft mit Rumpelstilzchen.
?
Rumpelstilzchen zerreißt sich doch am Ende, weil es sich so ärgert. Doch so leicht macht es Egon Leon nicht.

„Angekarrt“ scheint mir nicht die beste Beschreibung.
Wird geändert.

Vielen Dank für deine Überlegungen. Ich werde einiges nochmal überdenken.

Insbesondere das Ende wurde bereits von einigen kritisiert. Ich glaube da muss ich doch noch mal ran. So unbefriedigt kann ich meine Leser doch nicht zurücklassen!

Ich muss da noch was basteln. Ich melde mich, wenn die neue Version online ist.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

====

Hallo SabineP

vielen Dank für deinen lieben Kommentar.

Es steht fest, das Ende wird überarbeitet. :)

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Experimente waren noch nie Leons Fall gewesen und so hatte er sich stets bemüht, den Zwergenhunger zu stillen.
Gut, dass Leon auf kein Zwergenzeugnis mit der Floskel angiewesen ist ...

Hallo und herzlich willkommen hierselbst,

liebes Nichtgeburtstagskind -

interassantes Pseundonym, find ich, und darum Grund genug, mal in Genre reinzuschauen, die ich ansonsten weiträumig umgeh. Doch bevor ich einsteig die Frage: Was macht ein Nichtgeburtstagskind an seinem Geburtstag?

Eine rheinische Frohnatur wie ich z. B. hält Distanz zum organisierten Frohsinn der jecken Tage (1 1/2 Ausnahmen: Stunksitzung und Geierabend, Köbes Underground kann man wie schon immer Bläck Fööss durchaus zwischen Aschermittwoch und 11.11. hören, ohne Zahnschmerzen zu bekommen.)

Aber zur Sache, denn nach diesem Abenteuer kann ich nur froh sein, dass der Zwerg von Enkel nur mit Dinos zu tun hat und notfalls, wenn sie sein Zimmer ausfüllen und übernehmen wollten, der Dreikäsehoch Spider- und Superman zugleich würde und sich dieser Fleischberge entledigte

Gefährlich wird es erst in vier Jahren, wenn er wie sein Vater und erst recht Opahausen im vorigen Jahrtausend die Sagenwelt entdeckt, verschlingt und plötzlich Dinos nun Drachen werden, Alberich und Laurin, Trolle und Kobolde auftauchen, die nicht unbedingt wie in Ronja Räubertochter nur "Pfui, pfui, pfui!", äußern oder "Warum denn nur?", wiederholen.

Da wird ein Zwerg namens "Egon" richtig interessant, wenn man um die Bedeutung des Namens weiß (Abkürzung des altehrwürdigen Eck(h)art, mhd. "ekka" (= Spitze/Schneide), "harti" (hart/fest) und zugleich eine Rückführung zum älteren Egino, ahd. "agi" (= Angst/Schrecken), zusammengefasst "der mit dem Schwert Angst und Schrecken verbreitet". Aber: Wer will schon einen längeren Namen tragen als der Sitzende Bulle ("Tatankayotanka")?

Der Zwerg hatte ihm nie einen Namen genannt, aber Leon nannte ihn Egon. Für egoistisch.
Erfolgreiche Volksetymologie!

Paar Flusen gibt's noch aus dem Schatzkästlein der deutschen Schriftsprache

Hier

Das Lächeln war gefüllt mit Piranhazähnen und war auf jeden Fall ganzkörpergänsehauttauglich.
ließe sich superdiagnoseknacksspezial gefahrlos ein "sein" einsparen, etwa der Art "Das Lächeln war gefüllt mit Piranhazähnen und auf jeden Fall ganzkörpergänsehauttauglich."

Hier

Egon ließ diese Information mindestens fünf Mal pro Besuch fallen.
mein ich, das die "Information" immer auch etwas Neues bringe, quasi i. S. einer neuen, bisher unbekannten Nachricht, und wenn sie schon immer fünf Mal kommt, ist sie bestenfalls eine "Erinnerung" oder "Wiederholung", wie Egon mir auch als Wiederholungstäter erscheint ...

Leon stellte sich vor, wie sich die spitzen Beißer in seine Haut bohrten.
Beißer sind keine Bohrer. Mit "bohren" (= mit drehenden/kreisförmigen Bewegungen in etwas eindringen) wählstu m. E. das falsche Verb. Nun wäre "beißen" eine unnötige Doppelung, wenn man aber auf die ursprüngliche Bedeutung (ahd. bīʒan, mhd. bīʒen =) hauen, spalten und die Verwandtschaft zum Beil bedenkt, bietet sich "hauen" an, oder wer Hunde hat empfiehlt "schnappen"
Eine andere Lösung findestu weiter unten in
... und rammte seine spitzen Zähne in Leons Arm.

Das schien zu einfach [zu sein].
Ich weiß, umgangssprachlich schleift sich die Sprachweise ein und als wörtl. Rede hätt' ich es mit einer Träne im Knopfloch schweigend hingenommen, aber tatsächlich scheint ja nur die Sonne und selbst der Mond hat sich sein Licht von ihr geliehen, dass "scheinen" ein Geschwister vom "brauchen" ist, für das der Volksmund dichtet "wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen". Der Duden umgeht dieses Problem mit der Vorsilbe "er", also "das erschien zu einfach".

Hier nun

„Aaahhhh!“ Leon versuchte den Zwerg abzuschütteln und wand sich wie ein tollwütiges Tier. Die Schmerzen benebelten ihn so sehr, dass ihm glatt entfiel[,] wie der Aikidogriff ging, um an den Arm geklammerte Zwerge loszuwerden.
gehts zunächst mal um das Komma vor der vergleichenden Konjunktion (sie leitet einen vollständigen Satz ein) und so nebenbei um die Frage, ob die Geschichte dreier A-en und dreier Hs bedarf, wenn lautschriftlich zu einem schlichten "ah" nix anderes als bei sechs Buchstaben rauskommt [a:]?

Zum Schluss noch ein Pronomenwechsel

„Als Strafe werde ich ihr das Fleisch von den Knochen knabbern.“
Ihr?

und der Anfang eines Infinitivsatzes

Es fiel ihm schwer[,] seine Gedanken zu sortieren, die zu schnell waren, um stolperfrei vorwärts zu kommen.

So viel oder wenig für heute vom

Friedel,

 

Hallo Friedrichard,

freut mich, dass es dich hierher verschlagen hat und dass du es sogar lang genug ausgehalten hast, um einen Kommentar zu hinterlassen.

Was macht ein Nichtgeburtstagskind an seinem Geburtstag?

Mhh, ich würde sagen: Geburtstag feiern! :D

Da wird ein Zwerg namens "Egon" richtig interessant, wenn man um die Bedeutung des Namens weiß (Abkürzung des altehrwürdigen Eck(h)art, mhd. "ekka" (= Spitze/Schneide), "harti" (hart/fest) und zugleich eine Rückführung zum älteren Egino, ahd. "agi" (= Angst/Schrecken), zusammengefasst "der mit dem Schwert Angst und Schrecken verbreitet". Aber: Wer will schon einen längeren Namen tragen als der Sitzende Bulle ("Tatankayotanka")?
Ja, an dem Namen habe ich lange gearbeitet.... :Pfeif: Vielen Dank für diese Hintergrundinfos – manchmal macht es ja doch Sinn sich mit der Bedeutung von Namen auseinanderzusetzen.

Hier
Das Lächeln war gefüllt mit Piranhazähnen und war auf jeden Fall ganzkörpergänsehauttauglich.
ließe sich superdiagnoseknacksspezial gefahrlos ein "sein" einsparen, etwa der Art "Das Lächeln war gefüllt mit Piranhazähnen und auf jeden Fall ganzkörpergänsehauttauglich."
Angepasst.

Hier
Egon ließ diese Information mindestens fünf Mal pro Besuch fallen.
mein ich, das die "Information" immer auch etwas Neues bringe, quasi i. S. einer neuen, bisher unbekannten Nachricht, und wenn sie schon immer fünf Mal kommt, ist sie bestenfalls eine "Erinnerung" oder "Wiederholung", wie Egon mir auch als Wiederholungstäter erscheint ...
Ich hoffe, „Hinweis“ passt besser.

Leon stellte sich vor, wie sich die spitzen Beißer in seine Haut bohrten.
Beißer sind keine Bohrer. Mit "bohren" (= mit drehenden/kreisförmigen Bewegungen in etwas eindringen) wählstu m. E. das falsche Verb.

Mit „sich“ ist es erlaubt:
Verb [mit SICH] (etwas bohrt sich in etwas Akk.)
etwas dringt mit Gewalt in etwas ein.
"Der Stachel bohrte sich in ihre Haut."

Das schien zu einfach [zu sein].
Ich weiß, umgangssprachlich schleift sich die Sprachweise ein und als wörtl. Rede hätt' ich es mit einer Träne im Knopfloch schweigend hingenommen, ... Der Duden umgeht dieses Problem mit der Vorsilbe "er", also "das erschien zu einfach".
Angepasst.

Hier nun gehts zunächst mal um das Komma vor der vergleichenden Konjunktion (sie leitet einen vollständigen Satz ein) und so nebenbei um die Frage, ob die Geschichte dreier A-en und dreier Hs bedarf, wenn lautschriftlich zu einem schlichten "ah" nix anderes als bei sechs Buchstaben rauskommt [a:]?
Korrigiert.


Zum Schluss noch ein Pronomenwechsel
„Als Strafe werde ich ihr das Fleisch von den Knochen knabbern.“
Ihr?
Damit ist dann die Katze gemeint. Aber ich kann verraten: in der neuen Version, fliegt die eh raus.

und der Anfang eines Infinitivsatzes
Es fiel ihm schwer[,] seine Gedanken zu sortieren, die zu schnell waren, um stolperfrei vorwärts zu kommen.
Korrigiert.

Vielen Dank für deine Hilfe. Die Anpassungen lade ich dann direkt mit dem neuen Ende hoch.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

An alle, die das alte Ende doof fanden z.B. Pleitegeier, Rainer Hohn, Sabine P : Es gibt ein neues!

Ich denke, es passt nun auf jeden Fall besser zu dem ersten Teil der Geschichte, da es nicht mehr so blutrünstig ist. Aber wirkt es vielleicht zu konstruiert? Was meint ihr ?

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hi,

An alle, die das alte Ende doof fanden
ich fand's auch doof :sealed: Von den drei Enden, die ich gesehen habe, fand ich das erste am besten, soweit ich mich erinnern kann. Aber wie das noch mal?

Besten Gruß
erdbeerschorsch

P.S.: Hübsche Geschichte ansonsten, finde ich übrigens. Wenigstens das wollte ich doch noch sagen.

 

Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt, erdbeerschorsch.

ich fand's auch doof Von den drei Enden, die ich gesehen habe, fand ich das erste am besten, soweit ich mich erinnern kann. Aber wie das noch mal?
Ahh! :bonk: Das ist doch zum Mäusemelken mit euch! Aber das hat man davon, wenn man versucht all seine Leser zu befriedigen.....

Aber ich finde, das jetzige Ende auf jeden Fall besser als das erste, das übrigens so aussah:

Das Frühstück am nächsten Morgen schaufelte Leon zombiemäßig in sich hinein. Ob Zwergenspeichel ansteckend war? Die Bissstellen an seinem Arm pochten und er wusste nicht wie er die Wunde und die Blutflecken in seinem Bett seinen Eltern erklären sollte. Seine Mutter wuschelte ihm durch die Haare. „Du entwickelst dich ja langsam zu einem ganz schönen Morgenmuffel.“
„Mmmhh.“
„Komisch, dass Lucy noch nicht von ihrem nächtlichen Beutezug zurückgekehrt ist. Normalerweise kann sie doch kaum erwarten morgens ihr Futter zu bekommen.“

Leon blieb das Müsli im Hals stecken. Nein, so weit würde Egon nicht gehen. Oder?

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

Das erste Ende kannte ich bis jetzt noch nicht. Ist definitiv die schwächste Variante für mich.

Du hast ein paar Stellen geändert, die neue Auflösung finde ich aber so la la.

Er schlitterte in die Küche und sah Egon, der sich wie ein Maulwurf durch Schränke und Schubladen wühlte. Besteck, Handtücher, Gewürze – alles flog in einem hohen Bogen durch die Luft und schepperte über die Fliesen. Kurz hielt der Zwerg inne und starrte Leon an. „Wo sind die Marshmallows? Wo ist die Schoki?“ Er wartete auf keine Antwort, sondern suchte weiter, wie ein Duracellhase, der Angst hatte, dass seine Batterie zur Neige ginge.

Dieser Absatz ist witzig, doch dann wird es, wie du auch schreibst, ein wenig konstruiert. Es taucht eine vollkommen neue Person auf. Außerdem frage ich mich, ob der Lärm nicht die Eltern herbeilocken könnte.

Die Idee mit der Katze finde ich übrigens gut. Der Zwerg (oder ist es nicht ein Troll oder Gnom, denn die Leben in den Wänden?) kann mit dem Jungen nicht fertigwerden, also sucht er sich etwas, um ihn einzuschüchtern. Die Katze kann nach dem obigen Absatz immer noch als Drohung ins Spiel kommen.

Da die Eltern schon erwähnt wurden, könnte man sie besser einbauen als einen Zwergenjäger, der übrigens die Küche scheinbar durch die Haustür betritt.

Ich finde das neue Ende überraschend, aber okay.

Der Smiley ist gut. Dadurch habe ich entdeckt, das es noch mehr von den Dingern gibt.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

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