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Das kleine Eselchen und der Weihnachtsmann

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15.06.2005
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Das kleine Eselchen und der Weihnachtsmann

Das kleine Eselchen und der Weihnachtsmann

Es war einmal ein kleines Eselchen, das lebte zusammen mit seiner Mutter in einem Stall. Zu arbeiten brauchte es noch nicht und so hatte es viel Zeit, mit den Kindern des Hofes herumzutoben, was ihnen allen große Freude bereitete. Sie spielten Fangen oder Verstecken und veranstalteten die tollsten Wettläufe. Und wenn es abends zu seiner Mutter in den Stall zurückkehrte, dann kam es häufig vor, daß es erschöpft aber glücklich in sein Stroh sank und kurz darauf in einen tiefen Schlaf fiel.

So verging das gesamte Jahr; es wurde kälter, der erste Schnee fiel und schließlich war es nicht mehr lange bis zum Weihnachtsfest. Seine Mutter hatte ihm schon viel darüber erzählt und es konnte sich erinnern, beim letzten Mal einen extra großen Ballen Stroh und eine besonders große Portion an Futter bekommen zu haben. Aber den Weihnachtsmann, von dem alle sprachen – nein, den Weihnachtsmann hatte es nicht gesehen. Aber diesmal würde es ihm bestimmt gelingen, da war es sich ganz sicher. –

Und dann war endlich der große Tag da. Das Eselchen war so aufgeregt, daß es schon am Morgen durch den Schnee über den Hof stapfte und am Zaun Ausschau hielt. Wann würde er wohl kommen? Würde er wohl so aussehen, wie seine Mutter es ihm beschrieben hatte: Ein alter Mann mit langem, weißem Bart, in einen roten Mantel mit weißem Pelzkragen gehüllt und eine rote Mütze auf dem Kopf? Würde er tatsächlich auf einem Schlitten sitzen, der von vier weißen Pferden gezogen wird? Und was würde er ihm wohl dieses Jahr in seinem großen Sack mitbringen? Denn, so weit es sich erinnern konnte: artig war es schon gewesen.

Wie es so am Hofzaun entlangstrich, gelangte es schließlich auch an das Tor – welches zu seinem Verwundern leicht geöffnet war. Das war wirklich seltsam, denn weit und breit konnte es niemanden entdecken, der es geöffnet haben konnte. Vielleicht hatte es auch der Wind aufgedrückt. – Doch halt! Es war Weihnachten! Ja, sollte das etwa bedeuten, daß der Weihnachtsmann schon dagewesen war und es ihn schon wieder nicht gesehen hatte? Aufgeregt suchte es die Umgebung des Tores nach möglichen Spuren ab, konnte allerdings keine finden. 'Nun ja', dachte es bei sich, 'der Weihnachtsmann hat heute bestimmt eine Menge zu tun, denn schließlich gibt es ja noch viele andere Kinder und kleine Eselchen, die beschenkt werden müssen. Deshalb wird er mit seiner Runde wohl schon früh angefangen haben.'

Und außerdem hatte seine Mutter ihm davon erzählt, daß der Weihnachtsmann auch ein wenig zaubern könne. So soll er einmal ein kleines Mädchen, das am Heiligen Abend krank gewesen war, wieder gesund gemacht haben. Warum sollte er dann nicht auch seine Schlittenspuren einfach wegzaubern können? – Aber draußen, vor dem Tor, in dieser weiten Landschaft, da brauchte er eigentlich gar nicht zu zaubern, denn dort würde wohl ohnehin niemand nach ihm suchen. Das aber mußte doch bedeuten, daß seine Spuren noch vorhanden waren.

Voller Neugierde schob es sich durch das Tor hindurch und trabte mit wachem Blick auf den Boden in Richtung auf das verschneite Wäldchen zu, welches in der Nähe lag. Es konnte zunächst jedoch nichts entdecken und wollte schon enttäuscht umkehren – als es nicht weit vom Waldrand entfernt tatsächlich Schlittenspuren bemerkte. 'Also doch!'

Entschlossen, der Sache weiter auf den Grund zu gehen, folgte es ihnen - geradewegs in den Wald hinein. Doch während es so ging, begann es zu schneien und auch ein kräftiger Wind blies ihm ins Gesicht. Der Schneefall wurde schnell heftiger und er nahm ihm jede Sicht, so daß es schließlich den Weg verlor und umherirrte. Und als er endete, war das kleine Eselchen so durcheinander, daß es gar nicht mehr wußte, wo es eigentlich war. Der Hof war schon lange nicht mehr zu sehen und die gesamte Umgebung erschien ihm fremd. Auch die Schlittenspuren hatte es aus den Augen verloren, doch die waren nun sowieso verschneit und nicht mehr wiederzufinden.

Was sollte es nun tun? Es hatte sich verlaufen! Es spürte die eisige Kälte, die ihm unter das Fell kroch, ebenso seinen leeren Magen, denn es hatte heute noch gar nichts gegessen. Sicher hatte man auf dem Hof sein Verschwinden schon bemerkt und seine Mutter würde sich große Sorgen machen. Man würde bestimmt nach ihm suchen, doch auch seine Hufspuren waren längst dem Neuschnee zum Opfer gefallen. Es mußte schon von selbst aus dieser Lage herausfinden. Deshalb beschloß es nach kurzem Nachdenken, eine bestimmte Richtung einzuschlagen und diese beizubehalten, bis es eine menschliche Behausung finden würde, wo man ihm sicherlich helfen konnte.

Aber der Wald war nicht nur viel größer, als es geglaubt hatte, sondern er war auch einsam und so mußte es den ganzen Tag laufen, bis es schließlich am Abend an eine kleine Hütte kam, deren Schornstein rauchte und aus welcher Licht schimmerte. Vorsichtig näherte sich das Eselchen und schaute durch das Fenster: Es sah einen Mann, eine Frau und zwei Kinder um einen bunt geschmückten Weihnachtsbaum sitzen. Voller Freude, endlich Menschen gefunden zu haben, von denen es sich Hilfe versprach, begann es zu wiehern, mit dem Kopf gegen die Scheibe zu stoßen und mit seinen Vorderhufen auf dem Fensterbrett zu poltern.

Doch die Menschen erschraken, die Kinder weinten und plötzlich stürzte der Mann mit einem langen Stock in der Hand aus der Tür: "Du bist wohl toll geworden! Verschwinde!" Dabei schlug er auf das entsetzte Eselchen ein, wobei er es einige Male so schmerzhaft traf, daß es das Weite suchte.

Es konnte einfach nicht verstehen, was es falsch gemacht hatte, es hatte doch niemandem etwas getan. Es war verloren, dicke Tränen liefen über sein Gesicht. Der Rücken tat weh von den Hieben und es sehnte sich zurück in den warmen Stall zu seiner Mutter. Hätte es doch bloß den Hof nicht verlassen. Wer weiß, wessen Schlittenspuren es da eigentlich gefolgt war? Womöglich waren es ja gar nicht die vom Weihnachtsmann gewesen. Und nun brach auch noch die Nacht herein und wenn es bis zum nächsten Morgen nicht schon erfroren war, so mußte es bestimmt verhungern. Sein Magen knurrte schon den ganzen Tag lang entsetzlich, und es war von dem langen Marsch, der es wohl auch noch in die falsche Richtung geführt hatte, so müde, daß es keinen Schritt mehr weiterlaufen konnte.

Es ließ sich einfach in den kalten Schnee sinken, um dort für immer einzuschlafen. Dabei dachte es an seine Mutter, die es nie mehr wieder sehen würde, daran, welche Sorgen sie sich seinetwegen wohl machte; an die lieben Kinder, die es so gerne gehabt hatte, an ihre Spiele und Streiche im Sommer, sowie an den Bauern, der immer so gut zu ihnen gewesen war. Und allmählich begannen sich diese Bilder zu verselbständigen. –

Als es wieder erwachte, glaubte es seinen Augen nicht zu trauen, denn über sich sah es das besorgte Gesicht seiner Mutter und um die beiden herum standen die Kinder, mit denen das Eselchen so oft gespielt hatte. Es konnte unmöglich schon tot sein - nein, es lag wieder in seinem Stall, auf weichem Stroh und es war in warme Decken gehüllt, denn sein Körper zitterte noch immer vor Kälte. "Mama," flüsterte es leise, "wie bin ich hierhergekommen?" Seine Mutter beugte sich liebevoll über ihn und antwortete mit sanfter Stimme: "Der Weihnachtsmann hat dich auf seinem Weg gefunden und zu uns zurückgebracht." Es sah die Tränen in ihren Augen und von draußen vernahmen sie das Gerassel von Pferdegeschirr. –

 

Hallo Sandmann,

hier ist dir eine sehr schöne Geschichte gelungen.

War das Absicht von dir, eine Weihnachtsgeschichte bei Temperaturen von 30° im Schatten zu posten. *smile*

Aber Spaß bei Seite. Die Weihnachtsgeschichte hat mir sehr gut gefallen. Besonders gut fand ich die Gefühle beschrieben, die das Eselchen hatte. Die Story liest dich flüssig und ist kindgerecht geschrieben. Ist eine schöne Gute-Nacht-Geschichte, würde ich sagen.

Nur eines ist mir aufgefallen. Du verwendest anscheinend noch die alte Rechtschreibung. Besonders auffällig bei der Verwendung von "ß". Ich glaube, da musst du noch einmal drübergehen.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, eine süße Geschichte. Habe sie gerne gelesen.
Weiter so.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Sandmann!
Ich finde auch, dass dir eine schöne Geschichte gelungen ist! Mir gefällt, wie du schreibst. Es mag mir nur so vorkommen, aber durch z.B. "Eselchen" hat die Geschichte einen Hauch von Märchen, finde ich ;)
Das arme Eselchen verläuft sich im Wald auf der Suche nach dem Weihnachtsmann (ach ja, wie oft ich auf den gewartet hab :Pfeif: ) und kurz bevor alles zu ende geht, wird es doch noch gerettet. Die Idee, dass das Eselchen die Rettung nicht bewusst erlebt, finde ich gut.
Sprachlich finde ich die Geschichte sehr angemessen für Kinder. Klar, deutlich, kindlich, aber nicht verniedlichend.

Einzig eine Tatsache hat mich etwas gestört: Das Eselchen hat keinen Namen. Wenn ich nichts überlesen habe, weiß ich nicht mal, ob männlein oder weiblein ;)
Ich persönlich finde es immer schöner, wenn die Hauptfigur einen Namen hat, ich denke, es fällt den Kindern auch dann leichter, sich besser reinzufühlen und mitzufiebern. Mit Namen wirkt alles doch irgendwie noch "echter" ;)

Mir sind noch ein paar Kleinigkeiten beim Lesen aufgefallen, aber ich bin grad zu faul, sie rauszusuchen. Ist auch nichts Schlimmes, wenn du magst, schau ich in den nächsten tagen noch mal.

Liebe Grüße
moon

 

Hallo Sandmann!

Mir hat Deine Geschichte ebenfalls ausgezeichnet gefallen, selbst bei der Hitze. Allerdings werd ich sie anschleißend nach "Weihnachten" verschieben, wir haben ja nicht umsonst eine eigene Rubrik für Weihnachtsgeschichten. :)

Sprachlich finde ich die Geschichte sehr ausgereift, flüssig und angenhem, die Wortwohl ist kindgerecht, das passt einfach! Auch ich habe das märchenhafte, von dem moon spricht, gespührt. Mich hat das namenlose Eselchen zwar nicht gestört, aber generell wäre es wohl für Kinder ansprechender, wenn es einen Namen hätte. Besonders gut beschrieben fand ich den Mittelteil, das Eselchen allein draußen, auf der Suche nach dem Schlitten, dann nach Menschen. :thumbsup:

liebe Grüße
Anne

 

Hallo bambu, moon und Anne!

Ich habe mich sehr über eure Kritiken gefreut :) und Spaß bekommen, in der Kinder-Richtung weiterzuschreiben!

Es stimmt, ich verwende in der Tat noch die alte Rechtschreibung und gehöre damit zu einer (zahlenmäßig wohl nicht sehr kleinen?) Spezies von Zeitgenossen. Ich finde, es ist um die Reform ein ziemliches Wirrwarr entstanden, so daß ich bisher lieber bei der alten Schreibweise geblieben bin.

Ich habe mir beim Schreiben ebenfalls überlegt, ob ich dem Eselschen einen Namen geben soll und bin mir da bislang auch nicht wirklich schlüssig. Mich hat die Überlegung davon abgehalten, daß das Eselchen durch den Namen vielleicht zu sehr individualisiert werden und die Geschichte dadurch vielleicht irgendwie profan wirken könnte. Ob Männlein oder Weiblein war für mich eher nebensächlich. :confused:

Das namenlose Eselchen könnte eigentlich alle Namen besitzen, die man ihm geben könnte und man könnte es sich etweder männlich oder weiblich vorstellen. Aber es stimmt sicher auch, daß sich Kinder wohl schneller mit Figuren identifizieren, die einen Namen besitzen. Vielleicht werde ich ihn noch einfügen?

LG, Martin :)

PS: Die Weihnachtsrubrik habe ich leider noch nicht gekannt, sonst hätte ich meine Geschichte von Anfang an dort hinein gestellt.

 

Hi Martin!

Glückwunsch zu der Geschichte. Sie ist Deine beste bisher. Echt siaß. ;)
Ich hab' nix daran auszusetzen.

LG,

Michael

 

Meine Meinung

Hallo Sandmann!

Das ist eine ganz süße Weihnachtsgeschichte. Du beschreibst so rührend die Gefühle des kleinen Eselchens.

Zuerst glaubte ich, dass Eselchen hätte alles nur geträumt. Doch gefällt mir der Schluss ausgesprochen gut.

Gruss
Gaby-tastifix :read:

 

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