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Das Licht der Erkenntnis

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18.04.2002
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Das Licht der Erkenntnis

Der dicke, natürlich auch kleine Urgh streifte mit seinem schlaksigen Freund Args durch ein erst kürzlich entdecktes Jagdrevier. Dichter Mischwald bedeckte die Hänge eines Tals, weiter unten bahnte sich ein Wildbach seinen Weg. Urgh plagten Kopfschmerzen, aber sein Genosse gab sich mitleidslos.

„Ich habe dir gleich gesagt, du sollst nicht auf Kopfsteinen schlafen, das ist altes Zeug, das höchstens in der Zukunft einen Nutzen hat. Nimm lieber unserer Zeit entsprechend junges Gestein, das ist noch weich. Du als ‚Unabhängiger Rhinozerusgift-Hersteller’ wirst dir das hoffentlich leisten können.“

„Nein, Args.“

„Doch, Urgh.“

„Örrgs.“

„Wer is'n das?“

„Niemand - sorry, ich musste beinahe wegen der Migräne kotzen. Ich hab da immer mal so Tage …“

„… wow, du kannst ja Englisch!“

„Hab auch schwer gebüffellernt, zum Glück gibt's nur das eine Wort.“

„Huch, hast du das gehört?“

„Seltsam, so klingt kein Tier - schau, bei der Eiche!“

An den mächtigen Baumstamm gelehnt stand ein braungebrannter, stolz blickender Mann mit schwarzen Samt-Kniebundhosen, einer goldbestickten Jacke und einem Tirolerhut. Also genau so gekleidet, wie man sich einen Spanier vorstellt, zumindest bis auf Kinnhöhe. Daher stammt auch der Ausdruck ‚das Spaniersein geht mir bis zum Hals’. (Im Laufe der Begriffsverschiebung setze sich aber das Wort ‚Wasser’ durch). Die Augen des Fremden funkelten verwegen, Args beeindruckte das nur wenig.

„Wer bist'n du?“

„Manuel, el bonito de Modestia y …“

„Psst - “ flüsterte Args „was labert der da?“

„…Arrogancia, soy el mejor …“

„Vielleicht ein Name? Hätte er nicht den Hut auf, würde ich denken, er sei ein Iberer.“

„… del mundo y un hombre con …“

„Komm, Urgh, wir verschwinden.“

„…mucha intelligencia e ignorancia, …“

„Aber schnell! Mann, ist der durchgedreht. Wie kann man schon heutzutage so einen langen Namen haben? Lass uns jagen gehen, Großer!“

„Los, zu der Lichtung da unten, da soll's Behemoths geben, gestern waren die von Höhle einunddreißig schon erfolgreich, wird Zeit, dass wir mal zum Zug kommen.“

„Der Bahnhof ist aber in der anderen Richtung.“

„Schwätzer, sei lieber leise!“ Missmutig kämpfte sich der lange Jägersmann, seine wild vom Kopf abstehenden Haare schüttelnd, durch das störrische Gebüsch.

„Achtung - da ist ein Geräusch - da hinten, im Dickicht.“

„Sicher?“

„Ja, Args, stell deine Lauscher auf und schneide dir demnächst die Haare!“

„… un genio de la cerveza, el hijo del ... “

„Ich brech ab, der Spanier.“

„Wie wär’s mit der Todesstrafe für ihn?“

„Lieber Urgh, die Verrohung der Menschheit hat noch nicht begonnen. Außerdem - für die Hinrichtung müssten wir einiges herrichten, dass ist zuviel Hin und Her.“

„Rede nicht so überlegen, lass’ uns lieber überlegen ...“

„… Rey Prudencia, especialista de guerra y ...“

„Uuurrrgghh!! Ich halte es nicht mehr aus!“

„Das Wild ist nun fort.“

„Ja, ja, Herr Schlauberger, los weg von hier.“

„Die Jagd können wir vergessen, ich muss ohnehin noch zum Medizinmann, bevor die Dunkelheit einbricht.“

„Keine Sorge, da wird die Polizei schon etwas dagegen tun. Was ist mit dem Schamanen?“

„Nach langer Durchdenkung ist er auf 'ne bis jetzt unbekannte Erfindung gekommen.“ Urgh setzt ein allwissendes Grinsen auf und strich mit beiden Händen sein Bärenfell glatt.

„Oh, mein Lieber - Erfindungen sind immer ‚bis jetzt’ unbekannt, sonst wären es keine. Und, was gibt's Tolles?“

Verschwörerisch näherte sich Urgh dem Ohr seines Kameraden und wisperte: „Ein absolut sicheres Mittel gegen Mundgeruch.“

„Oha, Mann, Respekt, Mann - “ Args spuckte anerkennend ins Unterholz. „Woraus besteht das Zeug denn?“

„Aus Abstand, reinem Abstand.“

„Bist du ganz bekloppt? Wie presst man das in Tablettenform? Willst du …“

„…la persona más relevante …“

„Urgh, lauf, lauf, nichts wie … schei… Ast ...“

„Aaachtung, au, ein Loooooch! Ohhuh – wo sind wir gelandet? Das Vorderteil meines Hinterteils tut höllisch weh.“

„Das kommt davon Dickerchen, weil du so dick bist. Eigentlich dachte ich, die Jagd und nicht dieses Missgeschick eben, würde Spannung in unseren grauen, vorzeitlichen Alltag bringen. Der Absturz war eine verdammt gefährliche Angelegenheit, augenscheinlich sind wir dem Mechanismus für natürliche Auslese gerade noch entkommen.“

„Auslese ist was für Flaschen, wir sind aber keine, gell, Args?“

„Wie wahr, wie wahr, auch wenn dir die Tragweite deiner Aussage wohl gar nicht bewusst ist. Da sieht man wieder mal, Wahrheit bedeutet nicht ‚wissen’, ich habe da so eine Ahnung - später, nach tausenden Generationen Hühnerzucht wird man feststellen: ‚auch ein Korn, verdient das Blindenhuhn’ ...“

„… sonst würd’ es nicht die Arbeit tun.“

„Prima, das nenn ich reimen, nach so viel Ungereimtem. Es ist sicher schon spät, Urgh, komm, wir gehen.“


Args schauderte, als er nach einer Weggebogenheit plötzlich das strahlende Licht des Höhlenausgangs erblickte. Auf einmal wurde ihm klar, dass nicht nur er und sein Freund, sondern die Menschheit an sich ihren Weg gehen würde, trotz aller Überheblichkeit, Dummheit, Medikamente und dunkler Wegstrecken. Ein Hochgefühl überkam ihn, fast zärtlich ergriff er Urghs Hand, sie schritten auf den sich wie eine goldene Zukunft voller Weisheit abzeichnenden, hellen Ausgang der Höhle zu, genossen die Stille, die Erhabenheit des Augenblicks, ignorierten den Fledermauskot, vernahmen das Rauschen des Waldes und
„... por el amor,
el maestro del futuro moderno y
naturalmente ...”

 

Behemot = in der Bibel genanntes Tier, heutigen Tieren nicht eindeutig zuordbar.

Der Name des Spaniers heißt übersetzt:

Manuel der Schöne, der Bescheidenheit und Arroganz, bin der Beste der Welt und ein Mann mit großer Intelligenz und Ignoranz, ein Genie des Bieres, der Sohn des `König Vernunft´, Spezialist für Kriege und die wichtigste Person für die Liebe, der Meister der modernen Zukunft und natürlicherweise ...

Die meisten Wörter dürften auch ohne Spanischkenntnisse bekannt sein, aber so ein Überblick kann nicht schaden.

L G

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

Du hast da eine ziemlich ungewöhnliche Geschichte verfasst! Aber die beiden Typen, bzw. drei, der verrückte Spanier ist ja auch einer, bringen mich zum Schmunzeln. Der Schluss ist dann überraschend "ernst". Ich frage mich, wo nehmen die beiden ihren Optimismus her?

Liebe Grüße

Pullover

 

Hallo Pullover,

freut mich, dass du den ernsten Hintergrund erwähnst! Der Text ist schon in gewisser Weise ein Oxymoron.
Die Beiden machen es wohl wie wir auch - sie hoffen und staunen, freuen sich über Gutes, wenn es passiert, versuchen ihre Chancen zu nutzen.


L G,

tschüß Woltochinon

 

Du meinst, das ist die Parrallelgeschichte zu dem Kaffeekranzthema "Der Karren steckt im Dreck..." ?


Gruß


Pullover

 

Hallo Pullover,

es gibt schon einen gewissen Zusammenhang mit dem Kaffeekranzthread. Das war nicht geplant, die Geschichte ist etwas älter als der Thread.

L G,

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

Ich habe den Eindruck, diese Geschichte erzählt, wie lächerlich wichtig die Menschheit sich und ihre Anstrengungen wichtig zu sein, nimmt. Aus Sicht der Evolution sind wir dennoch nur ein Zufall der sich eine Zeitlang durchgesetzt hat und durch einen weiteren (vielleicht sogar selbst den Zufall beschleunigt) ersetzt wird.
Mich hat es amüsiert und gleichzeitig betroffen gemacht, weil die Sicht auf sich (Menschheit) aus einer anderen imaginären Perspektive (der Evolution) die subjektive menschliche Wahrnehmung verändert und vielleicht auch eine Haltung (meine eigene zu mir oder zu anderen) ändert, aber nicht das Unausweichliche verhindert (Auslese).

Oder liege ich total falsch?:hmm:

Auf alle Fälle: Stoff für Rätselfreunde und Humoristen
Lieben Gruß

 

Hallo lieber Woltochinon,

ich habe und das tue ich fast nie, deine Geschichte zweimal durchgelesen, weil ich dachte, dass sie sich mir beim zweiten Mal besser erschließt.
Rätselraten bei Geschichten mag ich nicht so gern.

Trotzdem kann ich dir aber meinen Eindruck von einer Geschichte darlegen, die ich nicht verstanden habe. :D

Es sieht so aus als seien die beiden Protagonisten ein zusammen gewürfelter Haufen aus vorzeitlichen und neuzeitlichen Einheiten. Unwillkürlich hab ich beim zweiten Lesen an eine Art Zeitreise denken müssen, weil man die Zukunft schon kennt, sich aber noch in vorsintflutlicher Zeit befindet.
Der sog. Spanier wirkt wie Don Quichote und die beiden Protagonisten wirken wie die beiden Typen, die auf Godot warten...daran erinnerte es mich.

Das, was sie sagen hat teils komische Elemente, so als stolperten da zwei durch den Wald, wobei du es aufgebaut hast wie beim Vortragen von Sketchen: der eine mimt den Tölpel, der andere, den kopfschüttelnden Klugen.

Ich kann (leider) zu diesem Text nichts weiter sagen. Weil ich dich kenne, weiß ich, dass du ansich nicht umnachtet bist. Würde ich diese Information nicht haben, durchzögen mich allerdings leichte Zweifel ... :D

Aber du hast wenigstens etwas erreicht bei mir: dass ich diese Geschichte zweimal gelesen hab. Da kann nun wirklich nur eine verschwindend geringe Anzahl von Geschichten für sich verzeichnen.

Herzlichen Gruß
lakita

 

Hallo Woltochinon,

das Ende erinnert mich stark an Platons Höhlengleichnis - die drei Figuren erreichen den Himmel der Ideen und erkennen damit die von ihnen unabhängige Wahrheit aller Dinge.

Alles davor beschriebene könnte damit als eine Reflexion über die Evolution des Geistes verstanden werden.

 

Hallo Goldene Dame,

du schreibst:

„Oder liege ich total falsch?“

Keineswegs. Du hast mich, wie immer, durchschaut!

„Ich habe den Eindruck, diese Geschichte erzählt, wie lächerlich wichtig die Menschheit sich und ihre Anstrengungen wichtig zu sein, nimmt.“

Ja, und das nicht nur, wenn man die Anstrengungen in Bezug zur Evolution setzt, sondern auch zu der persönlichen Vergänglichkeit. Trotzdem ist es auch bewundernswert, wie die Menschen sich ihrem Schicksal stellen, voranschreiten. Die Menschheit und der Geist der Menschen entwickeln sich - hoffentlich.

Danke für deine Gedanken!

(Hatte schon gedacht, das liest keiner mehr …)

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hallo Philo,

toll, dass du dich wieder einmal meldest!

Das Höhlengleichnis kenne ich, aber bis jetzt habe ich (zumindest bewusst) nicht dran gedacht.

Du sagst:

„erkennen damit die von ihnen unabhängige Wahrheit aller Dinge.“

Das ist schön ausgedrückt - die Menschen erheben sich gewissermaßen über das Alltägliche, die Sorge um Nahrung und Gesundheit, Konkurrenz.

„Alles davor beschriebene könnte damit als eine Reflexion über die Evolution des Geistes verstanden werden.“

Alles eher nicht, :D aber der direkte Bezug zum Schluss natürlich.

Vielen Dank,

l G

Woltochinon

 

Hi Wolto!

Man kann deinen Text leicht nehmen oder tiefer blicken. Interessanter Gegensatz, diese witzig-absude Komponente (Bahnhof-Wortspiel) und dann das Melancholische.
Bei dir stößt man immer wieder auf ungewöhnliche Texte.

Schließe mich da der Goldenen Dame an:

- Mich hat es amüsiert und gleichzeitig betroffen gemacht -


- Pol

 

Hallo Lakita,

ich freue mich sehr, dass du trotz deiner Skepsis einen Kommentar geschrieben hast.

Zitat:

„Rätselraten bei Geschichten mag ich nicht so gern.“

Ich auch nicht und ich hatte auch gedacht es gibt halt einen unterhaltenden Aspekt, der den Boden für die ernste Aussage liefert.

„Trotzdem kann ich dir aber meinen Eindruck von einer Geschichte darlegen, die ich nicht verstanden habe“

Danke dafür - das ist es, was ein Autor braucht.

„Der sog. Spanier wirkt wie Don Quichote“

Das ist eine sehr interessante Assoziation, obwohl ich eher die beiden Typen als die Menschen ansehe, die sich (mehr oder weniger vergeblich) abmühen.

„der eine mimt den Tölpel, der andere, den kopfschüttelnden Klugen.“

Und du sagst, du hättest es „nicht verstanden“ Der Text lebt von diesen Gegensätzen, die die extremen Endpunkte aufzeigen (auch der Name des `Spaniers´).


„Weil ich dich kenne, weiß ich, dass du ansich nicht umnachtet bist.“

Oh - das war knapp! ;)

Es ist wirklich nicht einfach so hingeschrieben und ich werfe sonst Autoren von ins Absurde gehenden Texten vor, dass sie keine Aussage machen, also konnte (und wollte) ich mich davor nicht drücken. Aber die Thematik wollte ich auch nicht in einem normalen Setting abhandeln, schließlich ist das Leben an sich doch etwas verrücktes …

Danke für deine Lesegeduld und das du den Text trotz allem kommentiert hast.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hallo Polaris,

du schreibst:

„Interessanter Gegensatz“

Mich haben schon immer mal in Geschichten starke stilistische oder inhaltliche Gegensätze interessiert. Soll aber kein Selbstzweck sein.
Schön, dass dir der Wortwitz gefällt.
Das Melancholische (letztlich sogar Dramatische), das unserem Schicksal anhaftet, ist doch nur durch einen gewissen Optimismus zu ertragen, dargestellt durch den Humor.


Danke für`s gut finden.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Lieber Woltochinon,

ich stimme dir zu, ich könnte dir fairerweise aufzeigen, wo ich meine Verständnisprobleme hatte. Das tu ich sogar gern.
Also ab hier wird es für mich in den jeweils zitierten Teilen so, dass ich die Stirn kraus ziehe:

„Ich habe dir gleich gesagt, du sollst nicht auf Kopfsteinen schlafen, das ist altes Zeug, das höchstens in der Zukunft einen Nutzen hat. Nimm lieber unserer Zeit entsprechend junges Gestein, das ist noch weich. Du als ‚Unabhängiger Rhinozerusgift-Hersteller’ wirst dir das hoffentlich leisten können.“
Kopfsteine, die einem erst in der Zukunft von Nutzen sind...und wieso ist junges Gestein noch weich? Ok,hab ich gedacht, also wir sind im Fabelwesenreich, mit harten und weichen Kopfsteinen und einem Rhinozerusgift-Hersteller und einem, der in die Zukunft sehen kann. Ist ok, damit komme ich klar.

Dann kommt aber die Szene mit dem Wort "sorry".
Schwupps musste ich wieder umdenken und mir sagen, dass meine Vermutung, es handele sich um ein Fabelreich nicht stimmig ist, denn dort gibt es erstens das Wort nicht und zweitens schon gar nicht eine Diskussion um dieses Wort oder anders gesagt, sorry klingt furchtbar nach Heute. Sorry! :D

Also stand ich wieder am Anfang mit meiner Suche und dachte: dieser Schuft von einem Autor. :D
Und bevor ich mich von diesem Kulturschock erholen konnte, steht ein Spanier mit einem Tirolerhut da, nein es steht ein spanischsprechender Tirolerhutbehüteter da. Die Protas verstehen vielleicht seine Sprache oder auch nicht, das ist nicht klar, sie kennen aber den Unterschied zwischen einem Iberer und einem Tirolerhut. Klasse...das bringt mich nun auch nicht weiter in meiner Sinnsuche. ;)
Dann taucht die Chance auf, ein quasi nur in der Bibel genanntes Tier zu jagen, man geht derweil aber lieber in Richtung Bahnhof, womit wir flott aus dem Mittelalter raus sind und in der Neuzeut stehen. Vorher dachte ich ja noch wegen der Ausdrücke und des Aussehens und der Namen Args und Urgh und der Haare an Steinzeit, wegen des Spanischsprechenden war ich dann schon in Richtung Mittelalter gerutscht und nun fahren wir mit dem Zug.

Meine Verwirrung ist komplett, meine Höflichkeit dem Autoren gegenüber aber noch erhalten geblieben, weshalb ich weitergelesen hab. ;)
Der Spanischsprechende redet geschwollen weiter wie ichs mir im Mittelalter zur Zeit der Minne und Ritterlichkeit vorstelle und die Protas erkennen ihn nun als Spanier und überdenken die Todesstrafe.
Aha, die Todesstrafe ist dann etwas aus der jetzigen Zeit, denn vorher hat man darüber nicht diskutiert, sondern sie praktiziert.
Mit meinem kläglichen Versuch die Geschichte in irgendeiner Zeit anzusiedeln bin ich also gründlichst gescheitert. Die Protagonisten stolpern durch fast alle Zeiten und reden und tun dummes Zeugs, das offensichtlich nur für sie Sinn hat.
Ich hab also nix, woran ich mich halten konnte. Scheinbar brauch ich sowas aber, so eine Art Gerüst, das mir ermöglicht die Konstruktion dessen zu erkennen, was der Autor aussagen will.

Eigentlich wird deine Geschichte für mich erst zum letzten Ende hin überhaupt verständlich, aber genau da schreibst du ja auch resümierend über den Dingen stehend und erkenntnisreich.
Schön fand ich, dass du es mit den Worten des Spaniers vermischt. Dieses Nebeneinanderstellen von Rauschen des Waldes, das die beiden Protagonisten wahrnehmen und "por el amor" ist sinnig, weil ich deiner Meinung bin, dass man nur die wundervollen Dinge der Natur erkennen kann, wenn man mit sie mit Liebe betrachtet.

vernahmen das Rauschen des Waldes und
„... por el amor,
el maestro del futuro moderno y
naturalmente ...”

Das Ende gefiel mir. :kuss:

Aber mir hätte das Ende gereicht und ich hätte mir lieber die Vorwegverwirrungsgeschichte erspart. :D

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita,

das war wirklich ein Erlebnis für mich, einmal zu lesen, wie der Text auf einen Leser wirkt, als Autor kann man einfach nicht so `von außen´ auf eine Geschichte schauen.


„Kopfsteine, die einem erst in der Zukunft von Nutzen sind“

Also das ist so gedacht: Die Kopfsteine dienen als Kopfkissen(ersatz). In der Zukunft, wenn die alt und fest geworden sind, taugen sie zu Kopfsteinpflaster.
„Nimm lieber unserer Zeit entsprechend junges Gestein“ - in der Jungsteinzeit gab es natürlich junges (weiches) Gestein, das macht als Kopfkissen keine Kopfschmerzen. (ist geologisch natürlich nicht exakt, aber sprachspielerisch).


„sorry klingt furchtbar nach Heute“

Ja, genauso soll es sein: Vergangenheit und Zukunft sind in der Geschichte durchdrungen. Genau so wie die uralten prinzipiellen Probleme der Menschheit uns noch heute umtreiben.

Liebe lakita – das Folgende hast du wunderbar beschrieben, richtig aus dem Leserleben gegriffen, sorry :D, dass ich dir das angetan habe. Aber deine Beschreibung ist so köstlich, musste lachen, ‚ it made my day’!

„Also stand ich wieder am Anfang mit meiner Suche und dachte: dieser Schuft von einem Autor. :D
Und bevor ich mich von diesem Kulturschock erholen konnte, steht ein Spanier mit einem Tirolerhut da, nein es steht ein spanischsprechender Tirolerhutbehüteter da“

Die Eigenschaften, für die der Name des Spaniers steht, das sind halt die Überraschungen, mit denen der Mensch immer wieder konfrontiert wird - immer wieder.

„Vorher dachte ich ja noch wegen der Ausdrücke und des Aussehens und der Namen Args und Urgh und der Haare an Steinzeit, wegen des Spanischsprechenden war ich dann schon in Richtung Mittelalter gerutscht und nun fahren wir mit dem Zug.“

Da hat das Wortspiel mit dem Zug wirklich zugeschlagen. Ich glaube, das Problem ist, dass du unbedingt eine Chronologie erkennen wolltest.


„meine Höflichkeit dem Autoren gegenüber aber noch erhalten geblieben“

Weiß ich zu schätzen, wirklich …

„überdenken die Todesstrafe“ sie stellen der Zukunft, was Humanität betrifft, ein schlechtes Zeugnis aus. Angesichts der in der Geschichte immer brutaler gewordenen Kriege und Verbrechen (z.B. Inquisition) nicht unberechtigt.

„Dieses Nebeneinanderstellen von Rauschen des Waldes, das die beiden Protagonisten wahrnehmen und "por el amor" ist sinnig“

gut gesagt, leider ist die Liebe nur eine Facette der vielen menschlichen Möglichkeiten.

Herzlichen Dank für deine Erläuterungen, deine Mühe und dein Wohlwollen :)

L G,

Woltochinon

 

Auf Wunsch des Autors aus Sonstige in Philosophisches verschoben

 

Hallo Woltochinon,

eine grotesk-witzige Story, mit ernstem Hintergrund. (Erfüllst eigentlich genau die Spezifikation :cool: für die Rubrik) Die Verballhornung von – auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn - ist schon gewagt, am besten von den Wortspielen finde ich

Zitat:

„Prima, das nenn ich reimen, nach so viel Ungereimtem.“

Philosophisch ist das schon, fast schon wehmütig der Schluss. Das ist das Geniale, der Ulk plus ernst, Spass und Wehmut.
Trotz all dem (Fledermaus-)scheiß gibt es Hoffnung am Ende der dunklen Höhle, der Mensch entwickelt seinen Geist, indem er Erkenntnis über die Dinge gewinnt, hoffentlich nicht ganz daneben.

Gruß

Sebastian

 

Hallo aquata,

lang nichts gehört …

Freut mich, dass dir das mit dem Reim besonders aufgefallen ist. Solche begriffliche Gedankensprünge liegen leider nicht auf der Straße, aber manchmal wird man doch von der Muse geküsst.
Danke für das große Lob, mit deiner Interpretation liegst du schon richtig. Der Mensch wird sich seiner Stellung an sich bewusst, ist nicht mehr im täglichen Klein-Klein verhaftet. Der Mensch tritt aus dem Dunkel der Unwissenheit.


L G

tschüß Woltochinon

 

Hallo Woltochinon!

Nun, das Licht der Erkenntnis ist mir bei Deiner Geschichte trotz mehrfachen (zwei Mal!) Lesens leider nicht aufgegangen, aber vielleicht ergibt sich ja noch eine spätere Spontan-Erhellung. Ich werde den Ausdruck erwartungsvoll unter meinen Schlafstein legen. :D

Was mir, abgesehen von dem lockeren und vergnüglichen Schreibstil auffiel, ist Folgendes:

Urghs Namensursprung wird "entschlüsselt", der von Args nicht, vielmehr durchläuft dieser eine Änderung nach Örrgs. MMn könnte dies ein subtiler Hinweis darauf sein, dass Namen/Worte ihre rudimentäre Bedeutung im Lauf der Zeit verloren haben.

Des Weiteren:

Kurz nach den beiden "Frühchen" erscheint ein Fremder auf der Bildfläche, der sowohl durch seine imposante Erscheinung (weshalb zur Hölle ist er ein Spanisch sprechender Italiener?) beeindruckt, als auch durch seine umfangreiche "Benennung". Laut eigener Aussage hat man ihm, zumindest namensbedeutungsmäßig, eine große Anzahl von Un-/Tugenden attestiert, die zum damaligen Zeitpunkt unbenannt gewesen sein dürften. na ja, "el genio de la cerveza" hatte sicherlich früh seinen Platz in der Evolution ...

Noch etwas:

Abstand als Mittel gegen Mundgeruch zu empfehlen, deutet auf die damalige Hilflosigkeit hin, Ursache und Wirkung zu verknüpfen.

So, bevor ich noch mehr wirres Zeug laber ...


Lieben Gruß
Antonia

 

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