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- 13.04.2003
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Diskutieren bis zum Erbrechen
Geht euch das auch so?
Ihr lest einen Text, beschäftigt euch mit ihm, schreibe eure persönliche Meinung dazu auf, macht dem Autor Vorschläge und möchtet euch dann einer eigenen Geschichte, einer anderen Geschichte, dem Abwasch oder dem Fernsehprogramm widmen.
Aber ...
Bisher haben sich Kritiker hier oft geärgert, wenn der Autor sie mit Missachtung strafte, sich nicht nach den Konventionen der Höflichkeit für die Mühe des Lesens bedankt hat, fürs Lob oder für die konstruktive Kritik.
Und manchmal denke ich im Moment genau über dieses Verhalten: "Ach, wäre das schön."
Denn es gibt etwas, das mir die Lust zum Lesen und Kommentieren nimmt und die ein bis drei Stunden meiner Zeit, die ich in einen Text investiere, zum kleinen Finger macht, dem die ganze Hand folgen muss: die Diskutierwut.
Ich möchte doch nur meine Meinung sagen, der Autor möchte eine (wenn auch nicht unbedingt meine) Meinung hören. Wäre doch mit einem Kommentar getan, oder?
Aber schon schießen die selbsternannten Pflichtverteidiger aus dem Boden, die arme Autoren, die sich offenbar nicht selbst wehren können, gegen mich und meine Meinung in Schutz nehmen müssen, Autoren können Meinung nicht stehen lassen, sondern versuchen mich zu überzeugen, oder noch schlimmer: Sie überarbeiten. Und das natürlich nicht ohne Hinweis per PN oder unterhalb des Threads. Lies es dir noch mal durch, ist es jetzt besser, ...
So mulitpliziert sich die Zeit, die ich für eine Geschichte aufwende und wenn ich schon mal dabei bin, hat der Autor natürlich auch noch drei bis hundertfünfzig andere Geschichten, die ich mir doch auch mal anschauen sollte, die würden mir bestimmt besser oder genausogut gefallen wie die erste und möglicherweise wimmeln sie wieder voller Fehler und ich bin nicht mehr Leser sondern kostenloser Lektoratsservice ...
Simple Geschichte kommen so schnell auf 30 Beiträge und mehr, die Rotfärbung des Briefumschlags dürfte angesichts dieser um sich greifenden Praxis erst bei frühestens 50 Antworten zu einem Thema erfolgen.
Inzwischen überlege ich mir schon, die Ehrlichkeit einzustellen oder mich nur noch zu Geschichten zu äußern, denen ich uneingeschränktes Lob zollen kann, denn dann muss ich wenigstens nicht ständig diskutieren.
Ich habe mich ja aufgrund meiner geringen Zeit die letzten Wochen eh mit Kommentaren zurückgehalten, ihr könntet also fragen, was hat er denn?
Kaum habe ich heute mal wieder eine Geschichte zart kritisiert, kam gleich wieder eine Anwältin des Autors, die es wohl hilfsbereit fand, mir zu erklären, was ich ihrer Meinung nach nicht verstanden hätte, denn wenn ich es verstanden hätte, müsste ich es doch gut finden ...
Kurz, das Diskutieren hängt mir zum Hals raus.