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Du kannst nicht nach Hause gehen

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28.12.2009
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Du kannst nicht nach Hause gehen

Remi ist Neunzehn und darf das Auto seiner Eltern benutzen. Wir treffen uns auf dem Parkplatz der Autobahnraststätte. Meistens fahren wir zu einem Maisfeld oberhalb der Kirche. Von hier aus kann man die Flughafenlichter sehen. Bevor wir es machen, legt er eine Bundeswehrdecke auf die Sitzpolster der Rückbank. Danach nimmt er sich eine von meinen Zigaretten. Er sagt, er raucht nur wenn er mit mir zusammen ist.

Heute lässt er mich eine halbe Stunde warten. Den Wagen erkenne ich an den Frontlichtern, schmal und heller als die der anderen Autos. Er hält mit laufendem Motor neben mir und öffnet die Tür von innen.
„Musste was erledigen“, sagt er und legt eine Hand auf meinen Schenkel. Ich sehe aus dem Seitenfenster. Im Wagen ist es warm. Er dreht die Musik lauter. Seine Hand lässt er auf meinen Schenkel liegen.

Wir fahren die Hauptstraße entlang, an geschlossenen Geschäften vorbei. Ich starre in den Rückspiegel. Auf die bunten Lichter. Die Gegend kenne ich nicht. Lange Einfahrten führen zu Häusern, die hinter dichten Hecken liegen. Hinter den Fenstern kann ich schwaches Licht erkennen. Remi hält am Straßenrand und zeigt auf eines der Häuser.
„Meine Eltern sind am Bodensee für’s Wochenende.“
Ich nicke.
„Warst du schon mal am Bodensee?“
„Nein.“
„Warst du überhaupt schon mal woanders?“
Wir fahren über die Einfahrt bis zum Haus. Er parkt vor der Garage und stellt den Motor ab. Der Kies fühlt sich hart an unter meinen Schuhsohlen. Wir bleiben vor der Tür stehen. Lichter springen automatisch an. Er sucht in seiner Hosentasche nach den Schlüsseln.
„Was machen deine Eltern am Bodensee“
Der Schlüssel rastet ein. Er nimmt meine Hand und zieht mich ins Innere. „Ist doch scheißegal jetzt.“

Die Tür fällt zu. Der Raum dahinter ist dunkel und kühl. Umrisse einer Treppe. Glas. Spiegel. Remi legt die Hände auf meine Hüften und flüstert: „Wir sind hier ganz alleine.“ Seine Hände rutschen weiter nach unten.
„Ich glaub`, ich hab‘ Hunger.“
„Hunger …“
„Ja“, sage ich und höre, wie er ausatmet.
„Kriegste nix zu essen bei dir?“
Er lässt mich los und schaltet das Licht an. Das Licht ist grell, für einen Moment starre ich auf den weiß gekachelten Boden. Er geht in die Küche. Gläser klirren. Schubladen werden geöffnet. Ich folge ihm. Die Küche ist heller, ganz hinten ein langer Tisch aus lackiertem Holz. Auf dem Tisch steht eine Schale mit Obst, daneben ein halbvoller Aschenbecher. Remi reicht mir eine faustgroße, dunkelgrüne Frucht. Ich streiche über das Etikett, drücke mit dem Finger in die weiche Schale und lege sie zurück auf den Tisch. Die Fenster reichen bis zum Boden. Der Rasen im Garten ist kurz geschnitten, die Rosen verblüht. Seine Fingerspitzen auf meinem Nacken, berühren die Haut nur ganz leicht. Dann geht er zum Kühlschrank.

„Mach die Augen zu“, sagt er und holt eine kleine Schale aus dem oberen Fach.
„Was ist das?“
Er hält die Hand über die Schale. „Mach die Augen zu.“
Ich stütze mich mit den Händen auf der Tischplatte ab und schließe die Augen.
„Mach den Mund auf.“
Ich öffne die Lippen, spüre seine Finger, wie sie meinen Mund weiter auseinanderdrücken.
„Hier“, sagt er, dann ist etwas Weiches auf meiner Zunge, es schmeckt salzig, auch sein Finger schmeckt salzig.
Für einen Moment behalte ich es im Mund, drücke es gegen den Gaumen, befühle es mit der Zungenspitze.
Er lacht leise und streichelt mir über den Kopf. „Kannst die Augen aufmachen.“
Ich sehe in die Schale, die er immer noch in der Hand hält.
„Meeresfrüchte“, sagt er langsam. Er stellt die Schale auf den Tisch und nimmt die grüne Frucht in die Hand. „Das ist eine Avocado.“
Ich nicke, aber er schüttelt den Kopf. „Sag es … A-vo-ca-do.“ Er sieht auf meinen Mund. „Ich will, dass du es sagst. Oder soll ich denken, dass du dumm bist?“
Eine Haarsträhne fällt ihm ins Gesicht. Er wischt sie zur Seite und fragt: „Bist du dumm?“
Ich rieche die Meeresfrüchte. Säuerlich, und nach einem Gewürz, das mein Vater oft benutzte.

Alle Gewürze, die er kaufte, füllte er in Streuer um, auf die er selbstgemachte Etiketten aus Papier klebte. Darauf schrieb er fein säuberlich die Namen der Gewürze – Rosmarin, Thymian, Kreuzkümmel. Jedes Mal, wenn er kochte und die Streuer benutzte, fielen einige Etiketten ab. Er befestigte sie mit Tesafilm, den der Wasserdampf aus den Töpfen immer wieder ablöste. Ich kroch auf allen Vieren über den Küchenboden, um die Etiketten zu suchen. Sie landeten an den unmöglichsten Stellen, hinter einem Regal, zwischen dem Pfand. Einmal fand ich eine tote Maus in einer Nische unter dem Herd. Sie lag einfach nur still da mit ihrem weichen Fell und den dunklen Augen.

„Mit wie vielen hast du schon gefickt?“ Remi hat die gleichen Augen. „Wie machen es die Typen auf der Winterberger? Anders als ich? Besser?“ Er umfasst meinen Arm, seine langen, dünnen Finger berühren sich, ich spüre heißen, brennenden Schmerz. Knoblauch. Das Gewürz ist Knoblauch. Mein Vater streute es auf Schweinekoteletts, Eier, Kartoffeln … Remi drückt fester zu, noch fester, ich versuche mich zu befreien, aber er lässt nicht los, er lässt mich einfach nicht los, bis ich: „Weiß ich nicht mehr“, schreie, dann steht er da und sieht mich an mit diesen toten, kalten Augen.

Schließlich lässt er mich doch los. Er legt die grüne Frucht auf den Tisch und sagt: „Ich will dir was zeigen.“
Er spricht leise, ich kann ihn kaum verstehen.
„Warum hast du das getan?“
„Was meinst du?“
Ich blicke auf die roten Striemen an meinem Oberarm.
Er zuckt mit der Schulter. „Gehen wir nach oben.“
„Was ist da?“
Er lächelt. Seine Zähne sind klein und weiß.

Oben sieht alles fremd aus – Bilder, Tische aus Glas, lange Teppiche, und alles glänzt wie Schmuck glänzt. Weiter, sagt er, ich gehe weiter, dann drückt er mich gegen die Wand, nimmt meine Hände, hält sie fest. Ich kann den Puls spüren, seinen, meinen, wie sich die Schläge überlagern, so wie ein Herz, das aus dem Takt geraten ist.

Er küsst mich, meinen Hals, Wangen, Augen, die Stirn, seine Hände auf meinen Brüsten, überall ist Hitze, diese Hitze … er flüstert mir etwas ins Ohr, da lang, da lang, wir schieben uns über den Flur durch eine Tür, dahinter ein Zimmer mit hohen Schränken – Klamotten, Kleider, Röcke, Schuhe, sie liegen auf dem Boden, quellen aus Schubladen.
Er nimmt ein Kleid von einem der Bügel und hält es sich vor den Oberkörper. „Meine Mutter ist zweiundvierzig. Kannst du dir das vorstellen?“
„Ich kenn‘ deine Mutter nicht“, sage ich und fasse den Stoff an. Es ist weicher Stoff, mit glitzernden Steinen besetzt.
„Nein, du kennst sie nicht.“ Dann reicht er mir das Kleid.
„Aber es gehört deiner Mutter …“
„Ich weiß“, sagt er und legt seine Hand auf meine Schulter.

Das Kleid ist schwerer, als ich gedacht habe. Ich halte es gegen das Licht, die Steine glitzern.
„Hier“, sagt er. „Mach es hier.“
Er legt einen Finger auf den Knopf meiner Jeans und schiebt den Daumen in den Bund. Dann zieht er sie mir über die Hüften, bis sie mir in den Kniekehlen hängt und ich heraussteigen kann.
„Das andere auch. Alles.“ Er fasst unter mein Shirt, seine Hand ist kalt, und als er es mir über den Kopf zieht, wird es dunkel und still. Er biegt meinen Oberkörper nach hinten und spitzt die Lippen. Sein Speichel tropft auf mein Schlüsselbein, fließt über den Bauch bis ins Schamhaar.
„Bist du feucht?“, fragt er. „Ja, du bist bestimmt feucht.“

Seine Finger sind rau, ich spüre sie auf meinen Oberschenkeln, wie sie die Innenseiten hinauffahren. Über nackte Haut, Muttermale, Narben, dann in mir, tief in mir, wie Schläge, wie kurze, harte Schläge - aber ich ertrage das, ich ertrage alles, das habe ich schon immer.
Er sagt: „Komm zieh es jetzt an.“

Ich sehe mich selbst in dem großen, runden Spiegel am Ende des Raums. Ich strecke meine Arme aus, gleite in das Kleid, der Stoff liegt eng an.
„Dreh dich um“, flüstert er in mein Ohr. „Ich will dich sehen. Ich will alles sehen.“ Und ich drehe mich um, er soll alles von mir sehen, es ist das Kleid seiner Mutter. Er ist ja da, jetzt, bei mir, und nur das zählt.
„Meine Mutter ist Zweiundvierzig“, sagt er und sieht an mir herunter. „An dir ist echt nichts dran, du siehst aus wie `ne Zwölfjährige.“
„Aber ich bin keine Zwölf mehr …“
Er lächelt. Seine Lippen sind dünn und blass. „Müsstest du nicht längst zu Hause sein?“
„Nein“, antworte ich. „Ist okay.“
Er drückt den Daumen leicht in meinen Hals. „Du kannst jetzt nicht nach Hause gehen.“
Dann zieht er an dem Kleid, zuerst reißt der Träger, ich spüre den Stoff wie einen Schnitt an meiner Schulter, danach lösen sich die Steine ab, fallen auf den Boden, aber sie glitzern noch, sie werden immer glitzern.
„Du kannst nicht nach Hause gehen.“ Er legt die Hand auf meine Hüfte, er ist hinter mir, ganz nah. Ich sehe wieder in den Spiegel. Ganz langsam werde meine Augen zu schwarzen Punkten, die in der Dunkelheit verschwinden.

 

Hallo jimmysalaryman,

brrrrrr, ich musste ein paar Mal zwischendurch Pause machen und tief durchatmen, weil ich mich so geekelt habe. Wow! Ich finde die Stimmung kommt unfassbar gut rüber. Die Geschichte hat echt was mit mir gemacht. Ich fand sie umwerfend gut geschrieben, sie hat mich sowas von reingezogen! Besonders die Art und Weise wie die Protagonistin die Welt wahrnimmt fand ich sehr faszinierend - fast ein Bisschen in Bruchstücken, weil sie ja auch in einer sehr unangenehmen Situation ist, der sie sich immer wieder aussetzt. Die kleinen Blicke in ihre Vergangenheit sind genug, um schlimmes zu vermuten und wenig genug, um sich selbst Gedanken zu machen, das gefällt mir sehr gut.

Ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

„Musste noch was erledigen“, sagt er und legte eine Hand auf meinen Schenkel.
"legt" statt "legte"

„Musste noch was erledigen“, sagt er und legte eine Hand auf meinen Schenkel. Ich sehe schweigend aus dem Seitenfenster. Im Wagen ist es warm. Er lacht und dreht die Musik lauter. Seine Hand lässt er auf meinen Schenkel liegen.
Hier wird "Schenkel" ziemlich bald wiederholt, vielleicht könntest du für eine Stelle ein anderes Wort finden?
Und: "meinen Schenkeln" oder "meinem Schenkel" statt "meinen Schenkel"

Die Küche ist ein heller breiter Raum, ganz hinten ein langer
Komma nach "heller", glaube ich?

Der Rasen im Garten ist kurz geschnitten, die Rosen bereits verblüht. Seine Fingerspitzen tänzeln auf meinem Nacken, berühren die Haut nur ganz leicht.
Bisher deutet alles darauf hin, dass es draußen schon stockdunkel ist. Haben sie Lichter im Garten, die immer an sind? Ansonsten ist es glaube ich nicht so leicht durch ein Fenster aus einem beleuchteten Raum nach draußen zu sehen und solche Details zu erkennen.

seine Hand, beides ist ganz kalt.
und seine Hand ist warm, so warm,
Wechselt die Temperatur seiner Hände so schnell? Oder fühlt die Protagonistin sich nur einmal heiß und einmal kalt und um Kontrast eben seine Hände unterschiedlich?

aber sie glitzern noch, sie glitzern immer noch, sie werden immer.
Der Satz endet irgendwie nicht richtig, ich glaube hier fehlt entweder noch ein Wort oder ein ... am Ende?

Vielen Dank für's Teilen, ich habe immer noch eine Gänsehaut vom Lesen,
liebe Grüße,
Maria

 

MariaSteffens,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Die beiden Rechtschreibfehler habe ich direkt geändert, bei den Wortdopplern und dem Licht in der Küche hast du mich erstmal erwischt, da muss ich mir was überlegen. Das mit der kalten und warmen Hand klingt auch irgendwie doof, das habe ich echt überlesen.

Ja, toll ist es natürlich, wenn du sagst, die Geschichte hat dich reingezogen und was mit dir gemacht - ist im Grunde ja das größte Kompliment, was du einem Autoren machen kannst. Das möchte man ja immer erreichen, diese Illusion, die eigene Welt des Protagonisten. Klar, hier in dem Text passiert nicht viel, er ist (wie viele meiner Texte) plotlos, und es ist auch immer eine Gratwanderung, dem Leser nicht zu viel an Atmosphäre zu servieren, und wenn es gelingt, ist es natürlich ein tolles Gefühl.

Also, vielen Dank für diesen Kommentar!

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

jimmysalaryman,

erwartungsgemäß ganz wenig Textkram:

Der Rasen im Garten ist kurz geschnitten, die Rosen bereits verblüht.
Wie kann sie das sehen in der Dunkelheit? Da fehlt mir die Gartenbeleuchtung. Du schreibst nur, dass der Kiesweg vor dem Eingang beleuchtet wird (Sensor?).

Seine Fingerspitzen tänzeln auf meinem Nacken, berühren die Haut nur ganz leicht.
Ist die einzige Stelle, wo der Typ eine zärtliche Regung zeigt und dementsprechend überraschend, beinahe deplatziert wirkt es auf mich.

und alles glänzt wie Schmuck glänzt
ohne das zweite glänzt geht es auch.

und ich sehe dieses Lächeln an,
würde das an xsen

und langsam, ganz langsam werde meine Augen zu zwei schwarzen Punkten, die in der Dunkelheit verschwinden
starker Schlusssatz, der zeigt, in welche Richtung es wohl weitergeht.

Meine Lesart:
Es geht um soziale Ungleichheit, um ungleiche Rollenverteilung im Ringen der Geschlechter und um das Machtgefälle, das diese Unterschiede mit sich bringen.
Da ist das halbverhungerte Mädchen, das keine Avocado kennt, das sich fügt und erträgt, weil sie es so gewohnt ist, immer alles erträgt und da ist der Typ, der mit ihr experimentiert, weil er es kann, der ihr den Mund weitet und Austern einflößt, das Kleid seiner Mutter anzieht (würg!) und es zerreißt und der sie wohl umbringen wird (so deute ich den letzten Satz, tote Mausaugen und den Titel), einfach weil sie nicht in der Lage ist, sich zu verweigern, Grenzen zu ziehen und nein zu sagen. Es ist auch der angedeutete Missbrauch, das opferhafte, das ihr anhaftet, was deine KG für mich einerseits stark, aber auch so erdrückend macht.

Deine Art zu schrieben empfinde ich als sehr verdichtet und intensiv, was du durch viele Sinneseindrücke, Ellipsen, Wiederholungen (Wärme, Schmuck, …), Tempowechsel und eine weitgehend schnörkellose Sprache erreichst. Dadurch erzielst du eine große Nähe zwischen Text und Leser, einen Sog, das funktioniert gut.

Gerne gelesen kann ich jedoch nur eingeschränkt behaupten, denn mir geht es beim Lesen so wie mit manchem Tatort, den ich mir schon lange nicht mehr anschauen kann, weil es wieder einmal um vierzehnjährige Zwangsprostituierte geht. Aber das ist ein Ding des Themas, mit dem ich mich nur ungerne befasse und hat mit deiner Schreibe nichts zu tun.

Peace, linktofink

 

linktofink,

auch dir danke ich für deinen Kommentar.

Klar, in diesem Sinne hast du Recht, es ist ein wenig Klischee, auch gerade, weil der Tatort solche Themen oft genug durchgekaut hat, leider immer irgendwie auf diese pädagogische Art, da schrillt in meinen Ohren sofort Sozialkitsch, oder wenigstens der Verdacht.

Ich arbeite gerade an einem neuen Roman, und diese Story ist in einer kleinen Pause entstanden, bei so kurzen Sachen versuche ich immer, so schnell wie möglich eine Exposition zu erreichen, den Leser mitzunehmen, das funktioniert natürlich nicht immer. Die Reduktion auf das Wesentliche, das dann auch fruchten muss, ist da eines meiner Hauptanliegen. Du sagst, die Nähe zwischen Text und Leser, das ist schon sehr viel, wenn das erreicht wurde.

Bei mir ist das ganz ähnlich mit bestimmten Themen, die sind irgendwann durch, und dann ist es schwer, sich da noch etwas neu vorzustellen, dann ist da das Ende einer Entwicklung erreicht, und wenn man es trennen kann, so wie du, zwischen rein stilistischen Aspekten und Sujet, ist es doch immer noch diskussionsfähig und konstruktiv, also danke dafür.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jimmysalaryman

Mir hat der Text mit all seinem bedrückenden Vibe sehr gut gefallen. Ich finde du hast die bedrückende Stimmung gut rüber gebracht. Nur zwei Anmerkung habe ich. Du schreibst "der Stoff liegt eng an, er liegt so eng an wie eine zweite Haut" und dabei gleitet sie in das Kleid hinein. Das hat für mich nicht ganz funktioniert. Wenn es so eng ist braucht es normalerweise etwas länger bis man rein kommt. Vllt wäre es besser wenn das Kleid sie umspielt o.ä.. Und bei den Rosen war ich irritiert. Meine blühen bis in den November rein, ich hatte beim Lesen das Gefühl es ist Sommer.

 

Hallo @jimmysalaryman

es gibt eine Sache im Text, die anfangs meinen Lesefluss störte, und das war das Geschlecht der Protagonistin. Der Hinweis mit den Brüsten kam mir zu spät. Bis dahin überlegte und grübelte ich, dachte auch mal, es wären zwei Männer, die sich treffen. Hilfreicher wäre für mich gewesen, das schon früher zu erfahren. Vielleicht könnte er sie mit ihrem Namen ansprechen?

Über die Wichtigkeit des Alters der Mutter habe ich nachgedacht, da das gleich zweimal erwähnt wird. Im Zusammenhang mit der Aussage, die Protagonistin sähe wie eine Zwölfjährige aus, hat Arme, die ein Mann mit der Hand umspannen kann und das Kleid der Mutter eng an ihrem Körper anliegt, gehe ich davon aus, die Zweiundvierzigjährige ist sehr zierlich. Jetzt frage ich mich, warum ihm das so wichtig ist. Kriegt er da was nicht auf die Reihe?

Ansonsten habe ich die bedrückende Atmosphäre gut fühlen können. Ist wirklich kein Wort zu viel im Text. Die Szene in der Küche, Augen zu und Mund auf, das ist nicht das Geturtel eines verliebten Paares, da geht es um Macht, Unterdrückung, Erniedrigung und ich dachte: Mädchen, sieh zu, dass du da heil rauskommst.
Auch seine Berührungen, zart und zurückhalten teilweise, doch sie kommen nicht zärtlich und schüchtern rüber, sondern unheimlich bedrohlich. Das hatte schon seine Wirkung auf mich.

„Was machen deine Eltern am Bodensee“, frage ich.
Fragezeichen fehlt

„Ich glaub`, ich hab‘ Hunger.“
Sieht für mich nach zwei unterschiedlichen Apostrophen aus

Darauf schrieb er fein säuberlich die Namen der einzelnen Gewürze – Rosmarin, Thymian, Kreuzkümmel
Hier würde anstatt des Bindestriches auch ein Doppelpunkt passen

Remi hat die gleichen Augen, die gleichen Augen …
gefällt mir gut, diese Wiederholung. Ist sehr beängstigend

Er schiebt mich die Treppen hinauf, es sind viele Treppen,
Stufen fände ich hier besser, oder hat das Haus mehrere Etagen?

Weiter, sagt er, ich gehe weiter,
Das erste »weiter« ist wörtliche Rede. Ich würde es auch als solche kennzeichnen.

Dann zieht er sie mir über die Hüften, bis sie mir in den Kniekehlen hängt und ich einfach heraussteigen kann.
Das zweite »mir« kann weg.

ich will nichts mehr als das – die Wärme, diese Wärme, diese Hand, die Nähe, und das alles so glänzt wie Schmuck, wie Schmuck, den ich nie besitzen werden, von dem ich nur träumen kann …
Er ist ja da, jetzt, bei mir, und nur das zählt. Halt mich fest, bitte halt mich fest, alles wird gut, alles wird gut sein, daran glaube ich, so ist es doch immer. So ist es immer.
Ja und genau das wird sie hier nicht bekommen – das ist schon sehr, sehr tragisch.

Gerne gelesen habe ich den Text nicht, dazu war er mir zu bedrohlich, zu beängstigend und traurig. Aber das muss hier so sein, und von daher hast du das richtig gut gemacht.

Viele Grüße
Tintenfass

 

HelenK,

danke auch dir für deinen Kommentar. Das mit dem Kleid ist interessant, das ist notiert und wird geändert. Als Mann schlüpft man nicht so oft in Kleider, deswegen ist das nur second hand Wissen sozusagen. Die Rosen wurden schon mal erwähnt, da muss ich auch nochmal ran. Ja, da ist so ein unterschwelliger, fieser Vibe drin, den wollte ich natürlich auch so, schön ist es, wenn es funktioniert.

wird fortgesetzt!

 

Nur ganz kurz,

jimmy,

aber im "Vorguckeab" (5-jährigen Sprache)

Remi ist Neunzehn
die neunzehn klein, da ein verkürztes "19 Jahre alt" ...

Morgen mehr ...

Bis dann

Friedel

 

AWM,

danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Ob der Junge jetzt reich ist, weiß ich nicht, darüber macht der Text keine Aussagen. Er hat vielleicht einen anderen sozialen Hintergrund als das Mädchen, das mag stimmen. Auch das sie ihren Vater verloren hat und dass sie anschaffen geht, steht nicht im Text. Das ist deine Lesart. So soll es ja auch sein, jeder Leser nimmt Details durch einen Filter wahr und ordnet sie. Im Text lässt sich das aber nicht manifestieren.

Wegen Meeresfrüchten und Avocado. Da wäre ich mir nicht so sicher, ob alle wissen, was das ist. Ich komme aus einer sozial recht schwachen Gegend (bzw bin dort aufgewachsen), und Austern oder Gambas oder Krebse kennt da niemand. Hier geht es ja um den Habitus, Nahrungsmittel werden zur Distinktion benutzt. Avocado ist grad so schön modern und in jeder Munde, vielleicht auch deswegen. Ich überlege.

Ob sie sich in Gefahr befindet, lässt der Text ja offen. Sie bemerkt jedenfalls, dass etwas nicht stimmt, wahrscheinlich ist er zum ersten Mal so übergriffig geworden, die Textstelle bezieht sich ja auch ganz explizit auch die vorhergehende, es soll zeigen, dass sie sich im Grunde immer dominieren lässt, das Zweifel gar nicht erst entstehen.

Im Grunde glaube ich, möchte dieses junge Mädchen einen Halt. Und er gibt ihr diesen Halt, er gibt ihr eine Struktur, so pervers und falsch die auch sein mag. Für ihn ist sie vielleicht nur ein Experiment, ein Spielball, und was am Ende passiert, wissen wir auch nicht. Wahrscheinlich geht es hier wirklich eher um die Atmo, hier gibt es so etwas wie eine innere Logik nicht, manchmal drängen sich mir einfach beim Schreiben bestimmte Assoziationen auf, das passiert, und dann folge ich diesem Impuls.

Also, ich denke über dein Feedback nach, und bedanke mich noch einmal.

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman,

hoffentlich habe ich das jetzt richtig geschrieben ... :-)

Ich habe deine ausgesprochen gerne gelesen. So wie du schreibst, lese ich es gern. Sätze wie "Es glänzte wie Schmuck glänzt" oder "Sie glitzern noch, sie glitzern immer noch, sie werden immer glitzern" finde ich toll ... wirklich.

Die Wiederholungen an manchen Stellen, um Dinge noch zu verdeutlichen ... I like it ...

Dein Text ist auch nicht so überladen, eher schlicht gehalten. Ich fühle mich nicht von tausend Sachen abgelenkt und voll in der Handlung.

Ich habe das gestern Abend gelesen, war so drin, mir sind irgendwelche Patzer gar nicht aufgefallen, wobei ich die plötzlich warme Hand der Emotionalität des Mädchens zugeschrieben habe, als Reaktion einer sanften Berührung, der vorher so groben Hände.

Die Geschichte ließ Platz in meinem Kopf um eigene Bilder zu erzeugen. Ich habe vergessen, dass ich in meinem Wohnzimmer bin, fühlte mich als hilfloser Zuschauer der nichts tun kann.

Ich finde die Art wie du schreibst, hebst sich für mich von der Masse ab. Würde man ohne Namen wahrscheinlich trotzdem erkennen.

Danke für's teilen ...

Liebe Grüße
Charly

 

AWM,

ich antworte dir mal kurz vor den anderen. Du scheinst einige Dinge sehr absolut zu sehen, oder sehen zu wollen.

„Wie machen es die Typen auf der Winterberger? Anders als ich? Besser?“
Du setzt einfach fest, dass andere es so lesen, als würde sie anschaffen, dabei bist du bis jetzt der einzige Leser, der das so angibt. Nicht von dir auf andere schließen. Dieser Straßenname ist mitnichten der Strich, sondern einfach der Ort, wo sie herkommt. Die Aussage ist dann natürlich eine andere, nämlich dass sie dort ebenfalls schon einen gewissen Ruf hat, was sexuelle Freizügigkeit und Verfügbarkeit angeht. Ist etwas vollkommen anderes als auf den Strich gehen. So einfach kann man es sich nicht machen.

Woran ich mich störe, ist, dass du es danach beschreibst, als höre sie das Wort "Meeresfrüchte" das erste Mal. Wo beschreibe ich das? Sie wiederholt das Wort einfach nur einmal, da sind jetzt keine Adjektive irgendwo, die deine These bekräftigen würden.

Und da muss ich sagen, dass mir die Ambivalenz fehlt.

Gerade die von dir angeführten Sätze, die sich drastisch in ihrer Aussage und Wirkung unterscheiden, sind doch absolut ambivalent. Oder meintest du gar nicht Ambivalenz, sondern etwas anderes? Sie erträgt das doch alles, sie ist das gewohnt, von Abscheu oder gar Not steht da nichts. Für sie ist das eine Art Geschäft, sie geht mit ihm mit, sie erträgt das, aber im Grunde möchte sie etwas ganz anderes, nämliche Zuneigung und Nähe, es ist ein Tausch. Ich sehe da, ehrlich gesagt, keinen Bruch.

Da ist einfach ein Bruch drin für mich, egal welcher Lesart man folgt und durch die Sätze, die konkret vorangehen, wird dieser Bruch überdeutlich.
Das kann ich natürlich so nicht stehen lassen, denn du verabsolutierst hier einfach unzulässig. In deinen Lesarten ist da vielleicht ein Bruch drin. Sprich doch bitte nicht für andere. Du möchtest da gerne einen Bruch sehen, was ja auch total okay ist.

Gruss, Jimmy

 

Tintenfass,

ja, das Geschlecht. Große Genderdiskussion unbedingt vermeiden! :D

Ist natürlich auch ein Effekt, damit zu spielen, mit dieser Geschlechterfrage. Das mit der Mutter ist spannend. Ich wollte da schon so was Ödipales drin haben, dass er von seiner Mutter dominiert wird, obwohl sie so physisch klein ist, und er jetzt Rachegedanken hat, keine Ahnung, das muss ja nicht unbedingt auserzählt werden, sondern kann so subsumiert werden. Ich hatte da jetzt keine ganz klare Vision von, sondern eher eine vage Idee, wie ich den Charakter noch ausbauen kann, das ist nicht geplant.

Ich finde, der Text ist eine kurze Passage, in dem ich einfach rausgehe, der Leser muss das mitmachen, er bleibt dann etwas unbefriedigt mit dem Ende, weil wir nicht erfahren, was passiert. Natürlich ist das auch so eine Art downward spiral, es geht nie wirklich nach oben (habe ich eben erst in einem Text kritisiert, schon beißt es mich selbst in den Arsch), es bleibt immer nur eine Linie, das ist halt schwierig, ich tue mich auch damit selber schwer, immer wieder so rein negativ, aber ich denke auch, ein Happy End wäre hier vollkommener Schwachsinn, das passiert im echten Leben ja auch nie oder sehr selten.

Deine Anmerkungen zum Text konkret werde ich durchgehen und verbessern, wollte mich erstmal zu der Stimmung äußern, und finde es gut, wenn der Text gewirkt hat, auf die eine oder andere Weise.

Danke für deinen Kommentar!

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich nehme das Kleid. Es ist viel schwerer, als ich gedacht habe, dabei fühlt sich der Stoff so leicht an. Wie kann das sein? Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.

Ein Wort, gesagt, getan und hier bin ich,

jimmysalaryman -

schon der Titel

Du kannst nicht nach Hause gehen
hat was Endgültiges und spätestens mit der Kleiderszene
Er nimmt ein Kleid von einem der Bügel und hält es sich vor den Oberkörper. „Meine Mutter ist zweiundvierzig. Kannst du dir das vorstellen?“
...
„Nein, du kennst sie nicht.“ Dann reicht er mir das Kleid.
„Aber es gehört deiner Mutter …“
„Ich weiß“, sagt er und legt seine Hand auf meine Schulter. „Ich will sehen, wie du in dem Kleid aussiehst …“
lässt mich an den Ödipus-Mythos denken, wenn der nun jungen Iokaste ("Epikaste" bei Homer) das Kleid und somit der Rang der alten Iokaste übergezogen wird, dass zwar reichlich - wie es einer neuen Königin gebührt - mit allerlei Tand geschmückt ist, aber vor allem streng riecht/oder doch eher stinkt.
... – ein Geruch, so süß wie verfaulendes Fleisch, fremd, fremd und doch vertraut, aber ich weiß, so etwas habe ich noch nie gerochen, niemals, ich bin mir sicher.

Wenn ich den Gedanken nun weiterspinne und dem mythischen Geschehen - Iokaste weiß nicht, dass der Ankömmling, der Theben von der Sphinx befreit hat, zugleich ein Königs-, Gatten- und Vatermörder ist und dieser Killertyp - müssen nicht alle, die gehobene Positionen aus eigener Kraft erreichen (sozusagen, die die Treppe hinauggefallen sind) eine bestimmte Mentalität haben - es sei denn, sie erben ...? - zugleich der von Laertes, ihrem Gatten, ausgesetzte Sohn, der eigentlich hätte getötet werden sollen.

Als ich mir das Shirt über den Kopf ziehe, ...
= Mutter + Königin von Theben werde
..., wird es dunkel und still, ich kann nichts sehen, nichts hören, da ist nur das Geräusch meines eigenen Bluts von irgendwoher.

Quasi ein Pendant zu dem m. E. großartigen Satz - dort gerade noch Iokastes Schicksal, und hier
Er geht an mir vorbei - sein schwerer Duft in der Dunkelheit.
der Held des Dramas!

Nun, einwenden kann man, dass zwar die Icherzählerin namenlos bleibt, aber der Held - Ödipus, alles andere als ein Ödipussy - "Remi" heiße - aus meiner Sicht ein eher harmloser Schachzug - die Verkürzung des "Remus", des Zwillingsbruders Romulus' - und Remus ist - wer den latinischen Gründungsmythos im Kopf hat - von seinem Bruder umgebracht worden und auch hier tut sich eine weitere Parallele auf: Alle drei waren an sich unerwünscht - der älteste, Ödipus, und die Zwillinge sind ausgesetzt worden ... (natürlich kann man jetzt sogar auf den - oder das? - Pentateuch zurückgreifen ..., lass ich aber mal)

So viel oder eher wenig zum Inhalt - nee, halt, falls jemand nicht weiß, was mit der Iokaste des Mythos geschieht und nur, dass keiner in falscher Richtung weiterdenke: Sie begeht lange nach Pest - Strafe der Götter - und der Aufklärung der Ursache der Strafe Selbstmord - die Geschichte des Ödipus wird durch die nächste Generation (Antigone, Bruderkrieg, der bis in die Kriminalgeschichte Hollywoods hineinreicht in "Sieben gegen Chicago", wenn halt auch auf Maffia- und amerikanische Verhältnisse zurechtgestutzt und die Tragödie in eine Komödie auf links drehend wie eine Socke) fortgesetzt.

Triviales

Remi ist Neunzehn
hab ich gestern schon genannt - dabei weißtu das doch, wie ich gerade gesehen hab, hier beide Belege mit 42 + 12 (die "Zwölfjährige" ist ja korrekt)

„Meine Mutter ist zweiundvierzig“, sagt er und sieht an mir herunter. „An dir ist echt nichts dran, du siehst aus wie `ne Zwölfjährige.“
„Ich bin keine Zwölf mehr …“
"keine zwölf mehr"

Er sagt, er raucht nur[,] wenn er mit mir zusammen ist.

Hier schnappt dann einmal die Fälle-Falle zu
..., sagt er und legt eine Hand auf meinen Schenkel. ... Seine Hand lässt er auf meine[m] Schenkel liegen.
Wär's Plural ("Schenkeln"), es wäre itzo nix passiert ...

Hier

„Was machen deine Eltern am Bodensee“, frage ich.
wurde schon ein Fragezeichen angemahnt.
Nun soll das Fragezeichen am Ende von "Ganzsätzen"
(Originalton Duden und " Regeln und Wörterverzeichnis . Aktualisierte Fassung des amtlichen Regelwerks entsprechend den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung 2016" - so schön kann dt. sein!),
die Frage verdeutlichen, was sich aber doch selbst erledigt da das Verb "fragen" es doch ganz hervorrgend aus sich selbst heraus leistet. Es besteht also kein NOtwendigkeit, die Frage doppelt zu kennzeichnen! Denn sosnst müsste man konsequenterweise hier
... bis ich: „Weiß ich nicht mehr“, schreie, ...
ein Ausrufezeichen anmahnen, klingt die wörtl. Rede doch nach mehr als einer bloßen Aussage.

Remi drückt fester zu, noch fester, und ich versuche[,] mich zu befreien, aber er lässt ...
Er schiebt mich die Treppen hinauf, es sind viele Treppen, ...
Klar, so spricht man, obwohl die Treppe aus mehreren Stufen besteht und zwischen den Etagen bestenfalls ein, zwei Treppen liegen ...

Aber auch hier spricht man so

„Ich kenn‘ deine Mutter nich“, sage ich ...
wobei natürlich die Frage aufkommt, warum "kennen" mit dem Auslassungszeichen versehen wird, nicht aber "nicht"?

So, genug für heute - Flüchtlingshilfe ist am Telefon, aber dass ich die kleine Erzählung gut finde, will und brauch ich auch gar nicht zu erwähnen. Dass sie mir vor allem trotz aller grausigen Zusammenhänge Spaß gemacht hat, sollte auch kein Geheimnis sein.

Tschüss

Friedel

 

maria.meerhaba,

meh, zuerst sagst du, du findest meine Geschichten im Grunde scheiße und sie treffen nicht deinen Geschmack, dann schreibst du aber einen ellenlangen, tendenziösen Kommentar und versuchst dich dafür zu rechtfertigen. Liest sich natürlich für mich etwas einseitig, das ist dann immer so, wie wenn ich mit Leuten einen Claude Chabrol Film ansehe, die aber mit Chabrol nichts anfangen können, dann will ich denen immer erklären, warum gerade der Film jetzt aber total geil ist und sie sich diesen UNBEDINGT ansehen müssen, obwohl ich weiß, dass es nichts bringt.

Ich kann verstehen, dass du die Protagonistin dumm findest. Sie ist 15, vielleicht auch jünger. Sie gibt nicht viel von sich preis, das ist natürlich so gewollt, ein Effekt. Und natürlich wird der deutliche ältere Junge als dominant wahrgenommen. Also, zuerst sagst du, sie wäre dir zu blass, dann aber, dir würde eine Verbindung zwischen den beiden fehlen. AWM spricht von Ambivalenz, bzw der fehlenden. Was soll ich sagen? Wie kontrovers würden wir denn hier einen Text besprechen, bei dem ich die Gründe dieser 15jährigen, dieses Kindes, total auserzähle? Das finde ich, ist ja auch eine ethische Frage. Im Gleichgewicht wissen wir aber allerdings genausowenig über ihn, wir wissen nur das, was er sagt, was er tut, seine Motivation ist auch nicht aus sich selbst heraus ergründlich. Deswegen habe ich jetzt mit dieser Argumentation meine Probleme, die kann ich nämlich IMMER anwenden, bei jedem Text. Ich nehme mir eine Figur und sage, diese ist nicht ausreichend motiviert. Vielleicht liegt aber ja gerade in dieser fehlenden Motivation die eigentliche Triebfeder der Figur? In der Literatur gibt es reihenweise Protagonisten, die im Grunde driften, die sich treiben lassen durch den Text, die von einer äußeren Dynamik bestimmt werden.

Dieser Text soll keine Nähe zu den Figuren und auch im Grunde nicht zum Leser aufbauen. Ich weiß jetzt auch nicht, wie oft wir diese Diskussion unter einem meiner Texte geführt haben, sicher schon drölfzig mal, aber immer wieder mokiert einer, das wäre alles distanziert, zu wenig nah oder sonst irgendetwas, da würde etwas fehlen. Nein, da fehlt nichts. Ich habe lange an diesem Stil gebastelt, und der ist sicher etwas befremdlich beim Lesen, der ist kühl und sachlich und vielleicht auch etwas disconnected (so nennt das zum Beispiel Frederick Barthelme, bei dem ich, ich gebe es zu, auch etwas geklaut habe), die Handlungen und alles wirkt fragmentiert, scheint unabhängig von einem Seelenleben zu existieren, und in die Figuren reingucken im Sinne einer personalen Narration, das habe ich, wenn es nicht gerade Rollenprosa ist, schon vor langer Zeit aufgegeben.

Also, das klingt schwer nach einer Verteidigung meines Textes, aber das will ich eigentlich gar nicht. Ich halte aber die vorgebrachten Argumente einfach nicht für zutreffend, weder die fehlende Ambivalenz, noch irgendeine fehlende Nähe - das Fehlen von Irgendetwas ist ja eines der zentralen Punkte in diesem Text. Klar, man kann jetzt sagen, der Autor dreht und wendet es, wie es ihm passt, und manchmal ist es genauso, aber das kann ein Kritiker auch immer, ein subjektives Gefühl zu einer These machen und dann behaupten, der Text funktioniere nicht.

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman ,

Remi ist Neunzehn und darf das Auto seiner Eltern benutzen.
Ein junger Erzähler! Oh, und Remi wirkt auf mich wie ein eigenartiger Name.

Bevor wir es machen, legt er eine alte Bundeswehrdecke auf die Sitzpolster der Rückbank. Danach nimmt er sich eine von meinen Zigaretten.
Also beim ersten Satz deiner KG habe ich mir ein Kind vorgestellt. Jetzt wirkt die Prota wie ein rebellischer Teenager :/

sagt er und legt eine Hand auf meinen Schenkel. Ich sehe schweigend aus dem Seitenfenster. Im Wagen ist es warm. Er lacht und dreht die Musik lauter. Seine Hand lässt er auf meinen Schenkel liegen.
Das ist schön.


Wir fahren zwanzig Minuten.
Von wo weiß sie das so genau? Kommt mir recht genau vor für eine Schätzung.

„Meine Eltern sind am Bodensee für’s Wochenende.“
Was für ein Zufall. Dieses "Eltern sind im Urlaub und deswegen ist der Jugendliche alleine" kommt mir mittlerweile wie ein Klischee vor in Jugendliteratur. Außerdem fände ich es persönlich aufregender, wenn die beiden miteinander intim werden, während die Eltern im Obergeschoss schlafen oder so.

sein schwerer Duft in der Dunkelheit.
Parfüm oder Schweiß?

„Was machen deine Eltern am Bodensee“, frage ich.
Der Schlüssel rastet ein. Er nimmt meine Hand und zieht mich ins Innere. „Ist doch scheißegal jetzt.“
Ach so, das mit dem Bodensee ist ein wichtiger Plottpunkt für dich. Und ich dachte, das war nur eine Ausrede, damit die Eltern aus dem Weg kommen.

Die Fenster reichen bis zum Boden. Der Rasen im Garten ist kurz geschnitten, die Rosen bereits verblüht.
Wie sieht sie das so genau? Es ist doch dunkel draußen.

, sieht mich an mit diesen toten, kalten Augen.
Was ist tot oder kalt an ihnen? Sind sie hellblau?

seine Zunge ist rot, so rot wie Blut.
Das Wort "Blut" wirkt auf mich persönlich hier klischeehaft.

Es ist viel schwerer, als ich gedacht habe, dabei fühlt sich der Stoff so leicht an. Wie kann das sein?
Vielleicht an den Steinen?


Viele Leute hier haben eine düstere Atmosphäre erwähnt und reden darüber, dass die Dinge, die du hier beschreibst, so krass und ekelig sind. Ich fand das aber gar nicht schlimm. Der Typ ist gerne dominant und hat einen Mutterfetisch und das Mädchen ist masochistisch. Hey, jeder hat seine Vorlieben. :D
Die Prota wirkt angeekelt und angsterfüllt, aber ich habe das Gefühl, dass ihr gerade das gefällt. Und wenn das alles für sie okay ist und sie dem Jungen so sehr vertraut, dass sie freiwillig in seinen Wagen steigt, dann kommt bei mir kein ungutes Gefühl auf.

Trotzdem finde ich die Geschichte atmosphärisch sehr schön beschrieben.

Liebe Grüße,
alexei

 

Charly1406,

danke für deinen Kommentar. Wenn es für dich funktioniert, ist es ja super, normalerweise versuche ich, ohne Effekte auszukommen, hier waren es aber diese Wiederholungen, die einfach gut funktioniert haben. Ja, immer toll, wenn ein Text den Leser erreicht und er im Kopf weiterlebt.

Gruss, Jimmy

 

Friedrichard,

danke dir sehr für deinen Kommentar.

Du hast das mit den alten Griechen voll drauf, das finde ich bewundernswert. Ich kenne die Zusammenhänge, die du da herstellst, überhaupt nicht, oder sagen wir, nur sehr vage, deswegen ist es natürlich extra interessant. Ich glaube ja, das man viele Tropen in einem Text unbewußt miteinander verknüpft, weil diese alten Tragödien im Grunde der Urstoff aller Geschichten sind. Vor einiger Zeit habe ich die Serie "Sons of Anarchy" gesehen und recherchiert, und die ist ja auch an Hamlet angelehnt, dann habe ich Hamlet nachgelesen, und das Krasse ist, fast jede Geschichte könnte man mit vertauschten Rollen auf Hamlet zurückführen, oder sagen wir: Variationen davon. Also insofern ist das, finde ich, für jeden Autoren mächtig von Interesse, diese Konstruktionen, Masterplots im Grunde, zu kennen.

Die Rechtschreibfehler werde ich im Laufe der Tage hamletisieren.

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman,

von mir nur ein kurzes Feedback (Komma- und Grammatikfehler hat Friedrichard ja schon aufgelesen).

Was mir gut gefällt ist die Mischung zwischen den verschiedenen Sinneseindrücken. Eine Deiner vorherigen Geschichten (habe ich nicht kommentiert und der Titel fällt mir gerade nicht ein) war mir etwas zu geruchslastig, das finde ich hier ausgewogener.

Interessant finde ich die Verquickung zwischen Ödipuskomplex bei Remi und der devoten Neigung (oder was auch immer dahinter stecken mag) Deiner Protagonistin. Das ist natürlich ganz schön morbide und für meinen Geschmack einfach einen Tick zu viel, aber irgendwie auch typisch für Dich. Ich kritisiere das übrigens nicht, mir ist nur wichtig, dass Du das weißt, denn so kannst Du meinen Kommentar auch entsprechend einordnen.


Die Spielerei mit Wortwiederholungen bzw. inhaltlichen Wiederholungen hat mir gut gefallen, das gibt dem Text einen Rhythmus, wobei mir das Wort Puls an dieser Stelle besser gefällt, denn der Puls variiert typischerweise oder ist auch einmal kurz arhythmisch, was ich bei Deinem Text auch wahrnehme.


Irritiert hat mich der Anfang:


Remi ist Neunzehn und darf das Auto seiner Eltern benutzen. Wir treffen uns immer auf dem Parkplatz der Autobahnraststätte. Meistens fahren wir zu einem Maisfeld oberhalb der Kirche, von hier aus kann man die Flughafenlichter sehen. Bevor wir es machen, legt er eine alte Bundeswehrdecke auf die Sitzpolster der Rückbank. Danach nimmt er sich eine von meinen Zigaretten. Er sagt, er raucht nur wenn er mit mir zusammen ist.

Heute lässt er mich eine halbe Stunde warten.

Der Anfang des fettgedruckten Teils hatte ich beim ersten Lesen so verstanden, dass sie es gerade tun, aber dann kommt die Auflösung im zweiten Absatz, dass es "heute" eben anders ist. Das finde ich ehrlich gesagt etwas unglücklich, außer Du willst diese Irritation (ich mag solche Irritationen einfach nicht, ist vielleicht auch Geschmackssache).

Abschließend empfinde ich einerseits als leicht störend andererseits aber auch als inspirierend die kühle Distanz der Erzählsprache in Kombination mit der Ich-Perspektive. Das deutet auf eine völlig verkorkste Seele Deiner Protagonistin hin und ich frage mich, ob das zufällig durch Deinen Stil entstanden ist oder kühle Berechnung war (nein, darauf brauchst Du nicht zu antworten. ;-)

Gruß
Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi jimmy, schön, mal wieder ein Text von dir. Hat mich gefreut. Beim Lesen ist es mir dann allerdings kalt über den Rücken gelaufen. Obwohl Remi jetzt nichts wirklich Bösartiges macht, und die Geschichte total offen bleibt, hat die Atmosphäre, die ganze Konstellation zwischen den beiden etwas sehr Untergründiges, Bedrohliches. Die von Remi ausgeübte Gewalt, ob psychisch oder physisch könnte leicht noch bizarrere Ausmaße annehmen. Aber das , was passiert, reicht ja sowieso schon, wenn man das Ende liest. Wirklich sehr unangenehm im positiven Sinne, weißt schon, was ich damit meine. Ich finde auch nicht, dass das ein abgedroschenes oder klischeebehaftetes Thmea wäre. Überhaupt nicht, Ich erinnere mich, irgendwas dergleichen in den Antworten und Kommentaren gelesen zu haben, deswegen erwähne ich es überhaupt. Ja, wie gesagt, das Thema, Untergründiges in Beziehungen zu zeigen, ist vielleicht nicht neu, aber es bleibt brisant und wichtig, solange es Beziehungen gibt, die eben unglücklich und belastet sind. Schrecklich ist das hier, weil es zwei so junge Menschen sind, die sich das antun. Also im Prinzip ist es ja so, dass Remi tut und die Icherzählerin tun lässt. Aber wie du das inszenierst, wie du mit den Erwartungen spielst, die beide Hauptfiguren in diese Beziehung legen, das finde ich tragisch und ja, abgründig. Wie sich die gruselige Mutterfixiertheit von Remi in Gewalt und Verächtlichkeit und Macht und sexueller Unterwerfung gegenüber der Icherzählein ausdrückt. Und dabei ist der selbst so jung. Und wenn man nur den Titel liest, kommt einem der Spruch: "Du kannst nicht nach Hause gehen" fast wie ein Hilfeschrei vor. Ich fand das schrecklich, dann auch die andere Wahrnehmung von "Du kannst nicht nach Hause gehen", das Drohende davon, in der Geschichte zu spüren. Drohend hin bis zur Ankündigung von noch mehr Gewalt, was ja nicht ausgesprochen ist, aber es ist sehr spürbar.

Bei Remi stellst du die Erwartungen, die er hat und in die Beziehung zur Icherzählerin reinpresst durch die Geschichte mit dem Kleid dar. Ich fand das echt schlimm, dass er das macht. Geniale Idee, dass die Mutter so klein und zart ist, dass Remi richtig ein bisschen stolz auf die Figutr der Mutter zu sein scheint, und dass er das Mädchen zwingt, das Kleid anzuziehen, als wäre sie eine Staffage für die Mutter, an die Remi ran will. Vielleicht ist es auch nur eine sonstige Deformation, die Remi treibt, ein Genuss daran, etwas Schrecklichliches, Abgründiges versuchen zu können, was ihn zu all dem anstiftet, aber die ödipale Komponente ist zumindest sehr zu merken.
Und bei dem Mädchen fand ich das auch sehr stark, wie du das gemacht hast. Sie ist devot, unterwürfig. Aber die treibende Kraft, sich all dem auszusetzen bis hin zur Auflösung (stark da das Ende wie die Augen zu Punkten werden, die sich in der Dunkelheit auflösen) die scheint die ganz starke Sehnsucht nach Geborgenheit zu sein.

Eine Haarsträhne fällt ihm ins Gesicht, genau über das Auge, er wischt sie zur Seite und fragt: „Bist du dumm, ja?“
Dann sieht er an mir vorbei aus dem Fenster.
Ich kann die Meeresfrüchte riechen – säuerlich, und nach einem Gewürz, das mein Vater oft benutzte.
Dass du sie hier in dieser Szene, wenn Remi sie als dumm darstellt, sie psychisch schlägt, an den Vater denken lässt. Das ist cool gemacht. Ich sag das jetzt so analytisch. Aber so empfindet man es als Leser nicht. Sondern man spürt einerseits den Wunsch nach einem Zuhause, nach einem sorgenden Vater, der sich kümmert, der kocht und tut und macht. Und für den man die Etikettenschnipsel sucht. Aber man sieht eben auch, zu welch zerstörerischer Art von Beziehung sie diese Suche nach Geborgenheit treibt. Wir wissen als Leser nicht, ob es auch eine ambivalente Beziehung zum Vater gab oder gibt, oder ob sie ihn einfach nur vermisst und die Glückseligkeit vermisst, die sich im Kochen und in den Gewürzen ausdrückt. Oder ob da mehr ist. Auch Böses, Destruktives. Wir wissen es einfach nicht, aber in der ganzen gemütlichen Kocherei findet sie eben auch die Maus mit den toten Augen. Und die Augen verfolgen sie. Remi hat sie, und zum Schluss lösen sich ihre Augen selbst auf, verschwinden in der Dunkelheit.

Einziger geringer Wermutstropfen: Du benutzt hier recht oft das Stilmittel der Wiederholung. Klar, ist eines deienr Markenzeichen, und ich mag das an sich gerne. Es zeigt zudem die Gefühlslage des Mädchens, zeigt, worauf ihre Aufmerksamkeit gerichtet ist, aber insgesamt fand ich es einen Tacken zu viel.
Ich stell einfach mal alle Stellen zusammen, wo mir das aufgefallen ist, schreib auch dazu, wo ich es gut fand, wo nicht, ohne, dass ich das jetzt begründen könnte.

Wir fahren zwanzig Minuten. Wir fahren die Hauptstraße entlang, an geschlossenen Geschäften vorbei. Ich starre in den Rückspiegel, auf die Lichter, überall sind sie, diese bunten Lichter.
Hier fand ichs gut. Zeigt ihr leichtes Weggetreten sein, ihre Melancholie.

Im Vorbeifahren kann ich schwaches Licht hinter den Fenstern erkennen.
Das war mir jetzt ein bisschen zu viel Licht. Ich glaube, das war auch keine absichtliche Wdh.

Remi hat die gleichen Augen, die gleichen Augen …
Okay, du musst den Leser darauf aufmerksam machen, dass Remi tote Augen hat. Aber bisschen viel war es mir hier fast schon. Ich weiß das auch nicht, wie man rein schreibtechnisch hinkriegt, den leser darauf zu bringen, ohne dass man es noch mal wiederholt. Und vielleicht geht es ja auch nur mir so, weil ich gerade sensibilisiert bin für Wiederholungen.

Knoblauch. Das Gewürz ist Knoblauch. Hellgelb und flockig, mein Vater streute es auf Schweinekoteletts, Eier, Kartoffeln … Remi drückt fester zu, noch fester, und ich versuche mich zu befreien, aber er lässt nicht los, er lässt mich einfach nicht los, bis ich: „Weiß ich nicht mehr“, schreie, dann steht er da und sieht mich an, sieht mich an mit diesen toten, kalten Augen.
Hier sind wieder ganz viele Wiederholungen drin, aber da finde ich sie sehr sehr passend, sie erfüllen ihren Zweck.

Er lächelt. Seine Zähne sind klein und weiß, seine Zunge ist rot, so rot wie Blut.
Da auch.

Er schiebt mich die Treppen hinauf, es sind viele Treppen, und oben, oben sieht alles fremd aus – Bilder, Tische aus Glas, lange Teppiche, und alles glänzt wie Schmuck glänzt. Weiter, sagt er, ich gehe weiter,
Hier auch, alles erfüllt seinen Zweck.

Er küsst mich, meinen Hals, Wangen, Augen, die Stirn, seine Hände auf meinen Brüsten, überall ist Hitze, diese Hitze …
Aber hier, da hab ich dann gedacht, hej jimmy, mach mal was anderes.

er flüstert mir etwas ins Ohr, da lang, da lang,
Da gehts wieder, finde ich. Bzw. da passt es für mich. Weil es ihre Desorientierung zeigt, ihre Art der Wahrnehmung. Fast dissiziativ wirkt sie ja dadurch.

Er lächelt, und da sind wieder Zähne und Zunge, seine Zähne, seine Zunge.
Und hier, wars mir wieder zuviel, fast nervig.

Muttermale, Narben, und dann in mir, tief in mir, wie Schläge, wie kurze, harte Schläge - aber ich ertrage das, ich ertrage alles, das habe ich schon immer.
Hier gefiel es mir wiederum.

Ach, ich hör jetzt mal auf, da kommen noch viel mehr Wiederholungen. Manche passen aus meiner Sicht super, an anderen Stellen könnte man prüfen. Ich weiß ja auch, du machst das gerne, ist ja auch eine sehr schöne Art der Rhythmisierung. Genauso wie die Nachsätze, die du oft verwendest. Aber hier ist es mir doch so oft vorgekommen, dass es mir halt arg aufgefallen ist und ich dich drauf hinweisen wollte. Jedenfalls will ich dich mit dem weiteren Aufzählen ja auch nicht nerven oder kleinkrämerisch sein, und mein Motiv, dich darauf aufmerksam zu machen, ist ja bestimmt schon deutlich geworden.

Also mein Fazit: Mal wieder eine sehr bedrohliche und bedrückende, atmosphärisch sehr dichte und aufgeladene Momentaufnahme aus der Beziehung zweier zerstörter Menschen. Sehr gerne gelesen kann man da nicht sagen, aber das weißt du schon, wie ich das meine. Ist ein großes, großes Lob. Toll ist sie in ihrer Atmosphäre (trotz meiner Kritkastereien) lässt einen nachdenklich und traurig zurück.
Bis die Tage, jimmy

 

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