Was ist neu

Friedhof und Szenetreff von Wörtern und Redewendungen

Ich habe self-conscious immer mit „sich seiner/meiner selbst bewusst (zu) sein“ übersetzt, nie mit „verlegen“ - es sei denn, die Situation war tatsächlich in diese Richtung zu deuten.

Dass in einer Sprache Begriffe fehlen, die in anderen vorhanden sind, kommt häufig vor: Vor wenigen Tagen habe ich eine Notiz gelesen, wonach es im Amazonasgebiet Einheimische gibt, die keinen Begriff für Zeit haben: Sie haben z.B. keine Wörter für morgen oder gestern – sie denken ausschließlich in der Gegenwart.

Anderes Beispiel: Die Italiener haben kein Wort, das dem unseren „heiß“ oder englischen „hot“ entsprechen würde – sie kennen nur „caldo“, was unserem „warm“ entspricht. Wollen sie sagen, dass es heiß ist, sagen sie „molto caldo“, d.h. sehr warm, in manchen Fällen auch "bollente", d.h. kochend.

Auch haben sie kein Wort für unseres „sollen“ – sie kennen nur „dovere“, das je nach Zusammenhang „müssen“ oder „sollen“ bedeutet. Gibt es Unklarheit, dann wird das Wort wiederholt, also „devi devi?“ („musst du, musst du?“) gefragt, oder das Wort „veramente“, d.h. „wirklich“, davor oder dahinter gestellt („devi veramente?“), um herauszufinden, ob es sich um ein „muss“ handelt (bei einem Ja als Antwort ist es).

Man könnte nun argumentieren: Ein Muss ist in Italien erst mal ein Soll, das erst mit weiterer Präzisierung zum Muss werden kann. :D

 
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Wasserhahn in einem Frauenhaus: Wasserhenne!

Friedhof: deucht mir bedeutet scheint mir, was selbst bedroht ist, scheint mir

 

Auch haben sie kein Wort für unseres „sollen“ – sie kennen nur „dovere“, das je nach Zusammenhang „müssen“ oder „sollen“ bedeutet.
Das kann Adriano Celentano so schön röhren: Chi vuol' vincere deve saper lottare!
La la laaa, la lala la laaa! :Pfeif:

 
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Urnenkandidaten:

dem glatt lächelnden Monster Politische Korrektheit zum Opfer fallend:
"getürkt" - etwas Getürktes ist nicht, was es den Anschein hat zu sein. (die Erläuterung mag etwas kompliziert scheinen, dafür hat der zweite Satzteil in meinen Ohren eine feine Sprachmelodei.)

ebenfalls selten gehört: "umpolen" - eine Eigenschaft mit einer anderen vertauschen, also wechselseitig ersetzen. dafür in Frage kommen Plus- und Minuspole, eventuell auch Nord- und Südpole.
Ein Beispiel zum Beispiel für eine eher unbekannte Zweitbedeutung: Einer, der vorher gegen Taschendiebstahl war, wird von einem anderen, sagen wir einfach mal von einem Polen, davon überzeugt, dem Diebstahl eine Chance zu geben. Wenn der jetzt Gefallen am Stehlen findet und das fürderhin aus eigenem Antrieb betreibt, kann man ihn als umgepolt bezeichnen.
Welche, die weder Stehlen noch Nichtstehlen, werden als ungepolt bezeichnet. Bis jetzt konnte allerdings noch kein 'ungepoltes' Exemplar des höchsten Säugers nachgewiesen werden.

bald im Berghain in aller Munde:

"rumgriechen" - ein äußerst vielseitiges und farbiges Wort, dessen Bedeutungen je nach Kontext und Betonung andere sind. stammt im Original aus dem Ausländischen, einer Sprache, die im Ausland gesprochen wird. die Bewohner dieses nichtdeutschen Landes werden zur besseren Unterscheidung von Deutschen Ausländer genannt.
rumgriechen lässt sich extrem schwer übertragen. es bedeutet sowohl tatsächliches nach Hause griechen nach einer durchzechten Nacht, als auch traditionell metapfirsiches Auf-dem-Bauch-liegen im Angesicht klassischer höherer Mächte wie Zeus, Hera oder dem Schicksal. es steht bisweilen in Verbindung mit einer heftigen aber hilflosen Wut, die sich laut ausländischen Quellen auch heute noch einstellt, wenn mächtige Mächte überirdischer Natur wie Finanzmärkte, Angela Merkel oder zu viel Wein im Spiel sind.

(Wenn das nächsten Sommer jeder sagt, wisst ihr, wers erfunden hat!)

 

gefährdet: Fettbämme - Schmalzbrot (sächsisch)

neu: Wigger - halb weiß, halb Nigger (angelsächsisch)

 
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gefährdet: Fettschlauch - Bratwurst
Dampfriemen - warme Fleischwurst
Schindaas - Schimpfwort für bösartige Menschen

 

neu: Wigger - halb weiß, halb Nigger (angelsächsisch)
Ich dachte, die hießen Mulatten? Das ist eines meiner Lieblings-Piratenwörter. Mulatte!
Ich hoffe es ist nicht furchtbar politisch unkorrekt.

 

gefährdet: Fettbämme - Schmalzbrot (sächsisch)

neu: Wigger - halb weiß, halb Nigger (angelsächsisch)


Ich dachte, die hießen Mulatten? Das ist eines meiner Lieblings-Piratenwörter. Mulatte!
Ich hoffe es ist nicht furchtbar politisch unkorrekt.
Na ja, solange Drecksjude und Schwuchtel okay sind, denke ich, geht das auch in Ordnung.

Ich find euch irgendwie nicht lustig.

 
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Na, wenn Mulatte nicht PU ist weiß ich auch nicht! :D Ich habe Wigger nicht ausreichend beschrieben. Es bezeichnet einen Weißen, der auf schwarz macht.

Für die Bemme geht es nicht nur um Leben und Tod: Auch ihre Schreibweise ist umstritten.

Uiuiui, da ist ja was los. Ich würde der von dir ausgeschriebenen Variante sogar den Vorzug geben, drei E's passten mE eher zu der Imbiss-Ästhetik. Es möge bitte niemand eine Begründung für diese Einschätzung fordern!

gefährdet: Fettschlauch - Bratwurst

schönes Ding, so brutal ehrlich bezeichnend! ich nehme mir vor, meine nächste Bratwurst arterhaltend zu bestellen. ist ja auch bald an der Zeit für gute Vorsätze ......

Na ja, solange Drecksjude und Schwuchtel okay sind, denke ich, geht das auch in Ordnung.

Ich find euch irgendwie nicht lustig.


PS: och Mann Jo, Drecksjude und Schwuchtel sind doch ganz andere Nummern als Mulatte und Wigger. :-( Ich weiß jetzt nicht, ob das Allgemeingut ist, aber Mulatte empfinde ich nicht als beleidigend, sondern schlicht als Beschreibung für einen Mischling. und Wigger ..... na, du liest ja meine nachgereichte Erklärung

Diese PC-Sache ist einfach lächerlich, wenn sie übertrieben wird und kontraproduktiv ist sie dann auch. deswegen muss man sich über manche Empfindlichkeiten in diesem Bereich lustig machen!

 

Es bezeichnet einen Weißen, der auf schwarz macht.
Boah, da müssen die Linguisten aller Länder jetzt aber nachziehen. Wir brauchen Wörter für Dicke, die auf dünn machen, für Reiche, die auf arm machen, für Schwarze, die auf weiß machen, für Tote, die auf lebendig und für Doofe, die auf schlau machen.

 

Boah, da müssen die Linguisten aller Länder jetzt aber nachziehen.
Ja, wir brauchen mehr Wörter, ganz dringend! Dafür würde ich aber nicht die Linguisten in die Pflicht nehmen, sondern auf die Straßen der Städte vertrauen. Die spucken lebendige Neologismen aus, siehe Manhattan Mundraum. Kann mir kaum vorstellen, dass ein runder Tisch Linguisten etwas anderes als sterile Retortenworte produziert. Siehe deine Auflistung, Tserk, sorry. Mit Ausnahme natürlich vom "Spiegel-Leser", der wird bei jeder erneuten Nennung besser. ;)

 

neu: Wigger - halb weiß, halb Nigger (angelsächsisch)
Also, bestimmte Leute mit einer bestimmten politischen Haltung benutzen diese Begriffe, das hat nix mit Empfindlichkeiten zu tun, wenn man darauf aufmerksam macht.
Und ich mein nicht Wigger.

 
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Also, bestimmte Leute mit einer bestimmten politischen Haltung benutzen diese Begriffe, das hat nix mit Empfindlichkeiten zu tun, wenn man darauf aufmerksam macht. Und ich mein nicht Wigger.

Ich sehe mich hier nicht als Leut mit einer bestimmten po-politischen (Anti-)Einstellung, sondern als Schreiber, der aus einem größtmöglichen Sprachkontingent schöpfen will.
das andere Wort konnte ich ja schlecht weglassen, ohne ein Ratespiel draus zu machen. Und natürlich hat das was mit Empfindlichkeiten zu tun, das ist doch keine Schande, im Prinzip ganz im Gegenteil. Das ist allerdings eine der Angelegenheiten, der man mit übertriebenem Eifer einen Bärendienst erweist.

 
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Nach der letzten mit Industrie (Fleiß) ausgeübten Stilübung wieder zur Normalität, um nicht des Bramarbasierens (Angebens) verdächtigt zu werden (das ver-dichtet sich in meinem Kopf: Brahmas Barbier barbiert Barbaras Barbaren). Doch bevor ich mir die Zunge breche oder mich um Kopf und Kragen rede, noch einiges aus dem Bereich der Naturwissenschaft und Technik:

Man vermutet wohl kaum, dass ein so übliches und elementares Wort wie ‚Gas‘ ein Kunstwort ist: J. B. van Helmont entdeckte einen „wilden Geist“, der von erhitztem Holz und Kohle ausströmte, und nannte es in seinem Buch „Ursprünge der Medizin“ (1609) „Gas“ (abgeleitet von Chaos).
Um Ordnung ins Chaos wissenschaftlicher und technischer Phänomene zu bekommen tummeln sich im Szenetreff Begriffe wie:

  • Querschnittstechnologie (z.B. Elektromotoren, die in verschiedenen Industriebereichen eingesetzt werden können, z.B. für den Antrieb von Transportbändern, aber auch für Mischgeräte usw.)
  • Kurzumtriebsplantage (z.B. Pappelplantagen, die zur Energiegewinnung angebaut werden)
  • Kohlendioxidverpressung (Einpressen von Kohlenstoffdioxid in poröse Gesteinsschichten, um der Atmosphäre Treibhausgas zu entziehen). (Naja).
  • Windgas: Methan- oder Wasserstoffgas, das zu Speicherzwecken elektrischer Energie aus elektrolytisch gewonnenem Wasserstoff und (bei Methan) zusätzlich aus Kohlenstoffdioxid gewonnen wird.
  • Peak Oil (maximale Ölfördermenge, die Überschreitung dieses Punkts hat wahrscheinlich große ökonomische und politisch-soziale Konsequenzen).
  • Monoklonale Antikörper (Antikörper, sie sind von einem Klon gleicher Zellen produziert worden, deshalb identisch. Sie dienen als Medikament und zur Diagnostik von Krankheiten).
  • Quantenchromodynamik, einer meiner Lieblingsbegriffe, schließlich bringt er Farbe (grie. ‚chromos‘) in die graue Theorie der Physik.
    (Die QCD beschreibt die ‚starke Wechselwirkung‘ im Atomkern, es geht um Teilchen mit ‚Farbladung‘, die Quarks. Farben existieren allerdings nicht wirklich, sie dienen nur der Veranschaulichung).
  • Die Quantenphysik nannte man vor noch nicht allzu langer Zeit auch Mikrophysik, ein Begriff, der sich nicht durchgesetzt hat, uns also wieder zum Begriffsfriedhof führt.

    Dort finden wir auch den

  • Bärschmied (Bohrer-Schmied)
    und die
  • Flimmerkiste – kein Flimmern, keine Kiste mehr – geglotzt und gehört wird aber immer noch, das Glotzophon hätte nicht beerdigt werden müssen. Der Sprachgebrauch richtet manchmal nach Logik, oft aber auch nach Willkür, deren Antrieb Bequemlichkeit oder reine Modeliebhaberei sein kann (natürlich nicht bei Modefernen, die sich bewusst von kurzlebigen Modetrends fernhalten – zumindest auf Kleidung bezogen).

    Außerdem:

  • Der Göpel: Mechanische Vorrichtung um Arbeitskraft auf z.B. eine Winde zu übertragen.
  • Die Narrenkiste (in Island verbreitet: Geistesgestörte wurden in einer Kiste weggesperrt).
  • Die Unaussprechliche (Unterhosen)
  • Die Kammerlauge (Urin)

    Wenn wir schon bei den Ausscheidungen sind, muss auch der Bachfeger (Kloakenreiniger), aus der Liste der aktuellen Begriffe ausgeschieden werden. Trotz der durch die genannten Wörter repräsentierten unangenehmen Aspekte der ‚guten alten Zeit‘ gibt es Freunde der stinkigen und rußigen Vergangenheit, Steampunks, dem Dampfmaschinenzeitalter zugetane, bürgerliche Konventionen missachtende Technikfreaks, die natürlich nicht dem Gestank huldigen, sondern der Überschaubarkeit mechanischer Technik, ohne allzugroßen ‚Black-Box-Anteil‘, wie er uns heutzutage von der Elektronik vorgesetzt wird.

 

(das ver-dichtet sich in meinem Kopf: Brahmas Barbier barbiert Barbaras Barbaren)
Gehört wohl eher rüber zu den Puns und Wortgewalten, aber was solls:
[ame="http://www.youtube.com/watch?v=YcMT395UvWI"]Rhabarberbarbara - YouTube[/ame]

 
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@ Tserk

Ja, Tserk, das passt natürlich auch zu den Puns. In diesem Kontext hat es mir auch gut gefallen, wollte es nicht doppelt posten.


Vielleicht trifft man sich zur Sylvesterparty in einem richtigen ‚Szenetreff‘. Dort wird man viele Scheibenwischer (iPhone Benutzer) treffen, die hoffentlich ganz swag drauf sind (cool, lässig; im Englischen war das Wort früher eher negativ besetzt: ‚The Swag and the Shiner‘, der Gauner und der Blender). Wenn es dann im Szenetreff Karusellfleisch (Döner) gibt, wird man das als Bitchmove (hinterhältige Aktion) ansehen und gleich seinen Freunden mailden (per Mail melden). Wem das Ganze gar nicht passt, steht es frei sich in seinem Elefantenrollschuh (Smart) aus dem Staub zu machen. Ist die Partnerin noch eine Kugelkrippe (Schwangere), braucht man noch keinen Zwergenadapter (Kindersitz], was echt Laser (super) ist, somit vielleicht noch Kraft für etwas Micro volunteering (s. u.) übrig ist, da man diese nicht auf der Szenetreffparty verschwendet hat.

Micro volunteering: man übernimmt kostenlos kleine Aufgaben, die einem größerem Projekt dienen (z.B. eine kurze Übersetzung, die Beschaffung einer Ware zu der man leicht Zugang hat. Wird meistens über das Internet arrangiert).

 

Ich weiß ja nicht. Scheibenwischer, Speichelhockey und Münzmallorca ...
Im Internet gibt's ja solche Sammlungen von angeblichen Szene- oder Jugendwörtern. Ich bin da immer skeptisch, denn: Auf der Straße oder im Bus hör ich sie nicht, die Kinder hören sie in der Schule nicht, und wenn man mal interessehalber morgens nach dem Tanzen die Altersgruppe befragt, kennt die das auch nicht. Nur dieselben ollen Wörter sterben nicht aus: Geil und krass und übelst, und ganz schreckliche Sachen wie geschmeidig oder druff oder proggy oder Ische. :susp:

 
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Was ich an Jugendsprache höre ist schlicht übernommenes Internet-Englisch. fail, epic, bytheway, sowas. So Sachen wie "guttenbergen" denken sich doch Kulturredaktuerinnen aus und behaupten das einfach.
Ach und "how i met your mother". Daraus kann man mittlerweile blind zitieren, man versteht es!

 

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