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Halb so wild

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31.01.2016
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Halb so wild

Taubeneigroße Hagelkörner springen auf dem Rasen umher und sie denkt an ausgelassene Kinder. Windböen peitschen durch die Stauden, drücken sie auseinander, als wäre jemand hineingefallen. Vom Fenster aus sieht sie, wie der Hagel vom Regen abgelöst wird und auf den Granitsteinen Blasen schlägt. Für einige der Nachbarn mag dieses Naturereignis aus dem Nichts gekommen sein, andere haben es vielleicht nicht einmal bemerkt. Sie hat es lange vorher erahnt.
Den gesamten Morgen lief sie immer wieder in den Vorgarten. Darüber ist der Himmel am weitesten. Auf diese Weise bemerkte sie rechtzeitig die dunkel aufziehenden Wolken, auch die drückende Luft. Es gab eine Zeit, da hasste sie diese Vögel, die ihre Brut zurückließen, nur um sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Am frühen Mittag bildeten sich unter den Achseln nasse Ränder am Stoff ihres leichten Sommerkleid. Die Augenlider schwollen an, das Gesicht rötete sich und wirkte fleckig. Stündlich lauschte sie der Wettervorhersage im Radio. Deshalb war es ihr möglich, rechtzeitig die Kübel mit dem frostempfindlichen Oleander, der meterhohen Engelstrompete und der Mehltau anfälligen Hortensie in Sicherheit zu bringen. Jeden Terrakottatopf, hoch und breit wie drei zweijährige Kinder nebeneinander, hievte sie einzeln auf die Sackkarre und schob ihn in die Garage. Die handgearbeiteten Töpfe hatte sie während ihrer Hochzeitsreise in Impruneta nahe Florenz gekauft. Bis Münster sind sie dann geliefert worden. Von dort beauftragte sie eine weitere Spedition. Eine Woche telefonierte sie ganze Vormittage deswegen, um sicher zu sein, dass auch alles nach Plan verlief. Diese bemerkenswerte Geschichte, wie die drei Tontöpfe zu ihr in den Garten kamen, erzählt sie den Nachbarinnen an so manchem heißen Sommertag wenn sie bei Kaffee und Kuchen, auf ihrer Terrasse sitzen und deren Kinder auf dem Rasen spielen.

Für jede Pflanze in diesen kostbaren Töpfen besorgt sie im zeitigen Frühjahr einen speziell angemischten Dünger, misst den pH-Wert der Blumenerde regelmäßig und beobachtet im Herbst die Nachttemperaturen penibel auf Frost. Es kommt dann vor, dass sie barfuß und im Nachthemd noch schnell in den Garten läuft, um die Pflanzen mit einem Jutesack abzudecken.
Auf diese Weise müht sie sich seit sieben Jahren. Die Gewächse danken es jeden Sommer mit überwältigender Blüte und garantieren ihr Bewunderung.
Als der Himmel sich endlich öffnet und die Niederschläge herabfallen, ist es bereits nachmittags und wenige Minuten später ist das kleine Unwetter auch schon wieder vorüber.
Vorsichtshalber lässt sie einige Zeit verstreichen, um sicher zu gehen, dass es nicht zurückkehrt und schleppt dann die Kübel nacheinander mit zitternden Muskeln auf die Terrasse an ihre angestammten Plätze zurück, entfernt abgeknickte Blätter der Ziersträucher. Trotzig sieht sie aus, wie sie die Augenbrauen zusammenzieht, und die Lippen spitz nach vorne schiebt, als wollte sie die Pflanzen küssen.

**

Er sitzt im Büro und ahnt nichts von den Strapazen seiner Frau. In zehn Minuten kann er gehen. Seit er befördert wurde, sitzt er nur mit einem Kollegen im Raum.
„Kommst du noch mit in die Bar? Ich geb einen aus - auf meine Hochzeit.“
Er bemerkt den Kollegen nicht gleich, sondern sieht aus dem Fenster und wundert sich über den plötzlichen Wetterumschwung. Als er vor wenigen Minuten seinen Platz kurz verließ, spiegelte sich die Sonne auf dem Bildschirm. Jetzt ist der Himmel gänzlich schwarz. Er überlegt, ob er es vor dem einsetzenden Regen zum Auto schaffen wird.
„Ach ja, herzlichen Glückwunsch zur …“, er zögert kurz, „Vermählung.“ Und weil ihm dabei einfällt, dass er versprochen hat, rechtzeitig daheim zu sein, lehnt er die Einladung zum Umtrunk ab. Er wird stattdessen gemeinsam mit seiner Frau einen Termin im Gynaekologicum wahrnehmen, so nannte sie das Krankenhaus hoffnungsvoll. Wenn das auch dort wieder nicht funktionieren sollte, würden sie den kommenden Urlaub am Wörthersee verbringen, der ihn ein Vermögen kostet. Selbst aus Russland komme man in diese spezielle Kinderwunschklinik, hatte seine Frau begeistert erzählt.
„Komm. Auf ein Glas. Noch lässt sie mir den Spaß“, beharrt der Kollege und lächelt.
„Ja, noch“, erwidert er knapp, fährt den Computer herunter, nimmt das Jackett und verlässt seinen Arbeitsplatz. Kopfschüttelnd schaut ihm der Kollege hinterher und sieht, wie er in gebeugter Haltung, die Tasche schützend vor dem Regenguss über dem Kopf, zu seinem Auto läuft.
Zu Hause muss er den Wagen außerhalb des Grundstücks parken, denn in seiner Garage sind große Pflanzenkübel abgestellt. Nachdem er in einer Nebenstraße einen Parkplatz gefunden und somit einen unfreiwilligen, dennoch angenehmen Spaziergang zu seinem Haus hinter sich hat, sieht er seine Frau noch den letzten Tontopf auf die Terrasse schleppen. Er sieht, wie sie sich die verschwitzten Haare aus der Stirn streicht und dann stehen sie gemeinsam vor den Töpfen. Aber er blickt nicht wie sie auf die anmaßende Pracht in den Kübeln, sondern darüber hinweg in Richtung des Teiches, am Ende des Gartens. Vom Kaffeetisch ist das stille Gewässer kaum auszumachen. Nicht von dort, wo man über exotische Länder, Pflanzen und Tierarten redet, die man bereist und gesehen hat oder zu bereisen und zu sehen gedenkt.
So geht er mit feinem Anzug und Lederschuhen bekleidet über die geschmolzenen Hagelkörner auf dem Rasen hinweg und erreicht den dicht bewachsenen Teich, für den er Sorge trägt.
„Alles halb so wild, nicht wahr?“, hört er seine Frau vom Haus her rufen.
Da hat er schon das zerrupfte Nest des kleinen Fitis an der Wasseroberfläche gefunden. Eine Windböe muss den Weidenstrauch am Ufer durchgerüttelt und es fortgerissen haben.
Nun gäbe es in diesem Sommer fünf kleine Sänger weniger, die seinen Garten mit ihrem Gesang erfüllen würden.In bedächtiger Langsamkeit zieht er das Jackett aus, legt es auf die Holzbank neben der Weide, krempelt ordentlich die Hemdsärmel bis über die Ellenbogen auf, kniet sich in das nasse Gras und fischt die kleinen Zweige und Federn aus dem Wasser.

 

Hallo Kanji,

"Was ich meinte, war der vage Eindruck eines Grabens
Zwischen mir und all den ander'n Blagen
Bloße Kleinigkeiten, doch mir stoßen Kleinigkeiten auf
Ich komm' in etwa seit ich sechs bin aus dem Staunen nicht mehr raus
Und dem Kopfschütteln - Beide Augenbrauen hochgezogen
Fäuste in den Taschen, Blick zum Boden und ins Bodenlose"

Auch ich musste ein wenig den Kopf schütteln, die Augenbrauen hochziehen, als ich die eigentlich so unsinnigen Anstrengungen der Protagonistin miterlebtee und mich fragte – warum? Damit das "perfekte Erwachsenenleben" keinen Kratzer bekommt, damit die Nachbarinnen nicht denken, pfui, schau dir mal an, wie der Garten von der aussieht?

"Das echte Leben halt, wovon die Kindheit wie ein Kinotrailer ist
Der nicht hält, was er verspricht
Außerhalb des Märchenwaldes, abgetrennt vom Fernsehgarten
Da wo Erklärungsbedarf gedeckt ist vom Dahergesagten
Wo sie kerzengerade dasteh'n beim Pärchenabend
Auf Reserve fahren und nicht mehr erwarten
Wo sie in die Ferne planen, ab dem Vierten auf den Ersten warten
Und ab dem 40. auf die ersten Herzinfarkte
Wo verzerrte Wahrnehmung verpflichtend ist
Wo alles, was du sagst, klingt, als ob du in ein Kissen sprichst"

Aber spätestens, wenn die kleinen Vögel tot im Teich liegen, wenn einem bewusst wird, das es auf viel mehr ankommt als den perfekten Job und den perfekten Garten und den Urlaub am Wörthersee, das es mehr gibt als

über exotische Länder, Pflanzen und Tierarten zu reden, die man bereist und gesehen hat, oder zu bereisen und zu sehen gedenkt

, nämlich die kleinen Dinge, die einem oft so selbstverständlich erscheinen, der fröhliche Gesang der Vögel zum Beispiel, dann sollte es eigentlich Klick machen.

"Doch der Kater kommt bestimmt und du findest nicht den Punkt
An dem ein Innehalten lohnt, du liegst falsch, liegst dich wund
Bisschen wie'n Delirium, Erinnerungen klingeln Sturm
Und du drehst dich zigfach um ohne Chance auf Linderung
Und das Kissen klebt wie'n Klettverschluss an deinem Stoppelbart
Schlägst du alle Zeit der Welt tot, wächst sie einfach doppelt nach
Es sind keine Höllenqualen, kein Läuterungsberg, kein Teufelswerk
Gott ist fernab und verhält sich neutral"

Deine Geschichte hat sich in meinem verqueren Schädel ganz automatisch mit diesen Zeilen verknüpft, weil auch der Song, aus dem sie stammen, "Halb so wild" heißt (vom werten Herrn Prezident).

Und ja, so wurde mir dann quasi auch vorgegeben, wie ich ihn zu lesen habe, keine Ahnung, ob du eine solche Deutung beabsichtigt hattest, aber es passte einfach zu gut, als dass ich es dir vorenthalten wollte.

Aber er lässt sich auch auf tausende andere Arten lesen, ich denke da zum Beispiel an die Opfer, die man für eine funktionierende Ehe eingeht, für die Liebe. Oder anders – blöde Dinge passieren, oft sind höhere Gewalten im Spiel (Unwetter), gegen die wir nichts ausrichten können. Oder ganz simpel: Ein Tag in der Vorstadt, der wunderschön und eindrücklich beschrieben ist – alleine die Gartenszene, das aufziehende Gewitter, da steckt in jedem Satz etwas Schönes, was das doppelt und dreifach lesen lohnenswert macht. Vermutlich kann sich jeder je nach Wesensart und Erfahrungen etwas ganz eigenes aus dieser Geschichte ziehen, nur dass sie einem nicht gefällt, das kann ich mir nicht vorstellen.

Liebe Grüße,

Lani

 

Hej Lani,

erst wollte ich deinen gedankenschweren und schönen Kommentar als Werbung sozusagen stehen lassen, aber dringender war es mir, dir dafür zu danken. Ach na ja, eigentlich weniger danken, als dir zu sagen, wie dolle ich mich freue, so viel in dir angeregt zu haben und dann auch noch mit mir zu teilen.
Du bist schon ... eine ;)

Diese Textzeilen des Prezident sind wirklich passend, glaub ich. Ein wortgewaltiger und -verspielter Texter, der Herr und gar nicht mal so bescheiden. Wegen der Namensgebung, mein ich. ;)

Doch der Kater kommt bestimmt und du findest nicht den Punkt
An dem ein Innehalten lohnt, du liegst falsch, liegst dich wund
Bisschen wie'n Delirium, Erinnerungen klingeln Sturm
Und du drehst dich zigfach um ohne Chance auf Linderung

Das auch n Drama, nicht wahr? Man spürt die ganze Zeit, das was nicht stimmt und findet einfach selten den Punkt von selbst ... und wartet auf das Unwetter ... und selbst dann lässt man es vorüberziehen und macht einfach weiter bis zum nächsten, ist noch mal mim blauen Augen davon und das Schicksal wird einen sicher verschonen, schon der Wahrscheinlichkeit wegen. :Pfeif:

Aber er lässt sich auch auf tausende andere Arten lesen, ...

Jaaaha. Mit Sicherheit ... nicht auf ganz so viele, aber schon doch, hoffe ich. :shy:

ich denke da zum Beispiel an die Opfer, die man für eine funktionierende Ehe eingeht, für die Liebe.

Opfer für die Liebe - du bist ja wirklich ... süß. Aber ja. Ich dachte noch an so dies und das, aber mal gucken, ob noch jemand Lust hat, sich einzulassen. :shy:

Ich danke dir jetzt doch für deine Zeit und deinen freundlichen Kommentar.

Lieber Gruß, Kanji

 

Liebe Kanji,
was ich an deiner Geschichte sehr sehr stark finde, das ist das Ende. Das Bild von diesem Mann mit seinen Lederschühchen, wie er über die Hagelkörner läuft, das Jackett ablegt und nach den Federn fischt.
Dass du toll schreibst, das weißt du. Und du hast hier wieder eine Menge berührender Bilder drin, die von großer Sensibilität und Eindringlichkeit zeugen.


Ich hab trotzdem eine Menge Anregungen. Nimm dir, was du brauchst.

Mir ist klar, dass du den Kinderwunsch der Frau mit ihrem fast manischen Blumenschutzwunsch und der Fürsorge des Mannes für die Fitisse kontrastieren willst. Ebenso ihre (ich sag das jetzt mal so) Getriebenheit, unbedingt ein Kind haben zu wollen, mit den Wünschen des mANNES. Und Letzteres, also der Kinderwunsch - und wie der von beiden gesehen wird, das willst du eher im Hintergrund halten und es den Leser über die Analaogie mit Blumen- und Vogelliebe erfahren lassen. Finde ich erst mal eine sehr spannede und schöne Idee. Zwischendrin gelingt dir das auch super.
Trotzdem finde ich, ist es nicht so ganz stimmig gewichtet.
Sie will ein Kind, koste es, was es wolle, im weitesten Sinne, denn es kostet nicht nur viel Geld, sondern der Mann ist ja dabei wohl unglücklich. Du lässt ihn hauptsächlich an das Geld denken, aber auch Worte wie "Vermählung" zögerlich aussprechen und "eben" sagen. Darauf komme ich nochmal zurück.
Das deutest du nur an. Was ich für deine Idee richtig finde.
Was ich dabei kritisch sehe, das ist die Gewichtung. Und die Verzahnung.
Der Mann ist sehr knapp geschildert. Fast zu knapp, wenn es um den Kinderwunsch geht. Das Ende finde ich wie gesagt schweinemäßig richtig dolle gut. Da sehe ich seine Hingabe, seine Traurigkeit.
Die Frau wird mit ihrer Wetterbetrachtung und ihrer Pflanzenrettungsaktion sehr sehr sehr lange geschildert. Das war mir fast zuviel. Ich würde da einfach nochmal prüfen, ob noch was geht. Es ist vor allem die anfängliche WetterbetraCHTUNG, DA könntest du vielleicht mal schauen, ob das verdichten könntest. Auch das Zeitengemisch würde ich da mal prüfen. Kommt auch noch was dazu später. Auch da sind echt geile Stellen drin. Mal als Beispiel:

Sie schleppt die Kübel nacheinander mit eisernem Willen und zitternden Muskeln auf die Terrasse an ihre angestammten Plätze zurück, entfernt mit raschen Bewegungen und geübtem Auge abgeknickte Blätter der Ziersträucher, wobei man ihren Gesichtsausdruck beinahe als trotzig bezeichnen könnte, wie sie die Augenbrauen über der Nasenwurzel zueinander zieht, und die Lippen spitz nach vorne schiebt, als wollte sie küssen.
Besonders der trotzige Gesichtsausdruck gefällt mir da, und der Mund, als wollte sie küssen.
Die beiden Aktionen sind mir momentan außerdem nicht verzahnt genug. Ich weiß, du willst sagen, wie sehr die beiden aneinander vorbeileben. Hätte die Frau ein bisschen Gespür für die Wünsche ihres Mannes, wäre sie auf die Idee gekommen, das Nest zu retten. So kommt sie aber gar nicht auf die Idee. Ich würde das einfach stärker betonen, dass sie das Nestchen übersieht. Irgendwie den Weidenstrauch vorher mit reinbringen, damit das nicht so äußerlich wirkt, wenn der dann kommt.
Vielleicht kann man auch überlegen, ob sie nicht nur übersieht, sondern in ihrer Rettungsaktion sogar versehentlich Schaden bei den Vögeln anrichtet. Ich weiß nicht, ob das nicht zu vordergründig ist, aber schaust mal. Du hast ja schon den Hinweis drin, dass sie Vögel hasst, weil die sich retten und ihre Brut im Stich lassen. Das fand ich dann wiederum fast zu vordergründig. Ach ich weiß nicht. Zu sehr draufgestupst wiederum. Ich krieg das ja eigentlich schon mit, dass beide angesichts des Kinderwunsches keine Verbindung mehr zueinander finden durch die Positionierung deiner Geschichtenelemente, die sonstigen Andeutungen und durch die Analogie der Vogel- und Blumenliebe zu ihrer Liebe zueinander. Von daher, finde ich den Satz mit der Brut von der Idee her gut, aber vielkleicht was abgeschwächter.
Jedenfalls das war mit wichtig, dir als Leseiendruck zu hinterlassen, nochmal die Gewichtung und die Verzahnung zu prüfen, einfach weil ich drüber gestolpert bin. Aber klar, das wirst du eh mit anderen Eindrücken abgleichen.


So - ich mochte auch, dass du hier eher in einer Art Draufschau geschrieben hast, ich fand das hier eine gute und passende Wahl.
Allerdings muss man dann immer ein bisschen prüfen, dass man bei Dialogen wie in dem Teil mit dem Ehemann die Zuordnung deutlich macht. Ich hab da schon mal gucken müssen, rauszukriegen, wer da grad mit wem spricht.

Und was den Zeitenwirrwarr betrifft. Du bist ja munter zwischen Präsens, Perfekt, Präteritum und glaub auch PQP rumgesprungen. Das fand ich nicht angenehm zu lesen. Ich habe selbst nie eine Ahnung, wie man das macht, beim Präteritum als Erzählzeit ist es mir kein Pronblem. Aber das Wirrwarr beim Präsens als Erzählzeit, das ich in den meisten Geschichten immer wieder lese, das klingt einfach schrubbig. Ich muss da mal drauf achten, wie das am elegantesten geht.
Wenn ich also gleich Vorschläge mache, nimm sie mal mit Vorsicht entgegen. Sie sind eher aus dem Bauch raus und ich würd mir wünschen, es käm mal einer, der das richtig weiß und beherrscht. Und es ähnlich wie bei Präteritum als Erzählzeit eine Regel gibt.

Also es detail:

Taubeneigroße Hagelkörner springen auf dem Rasen umher und sie denkt dabei an ausgelassene Kinder.
Schöner Vergleich eigentlich, aber nur, wenn sie Hagelkörner auch mag. Er ist hier unpassend, weil sich danach ja rausstellt, dass sie die Hagelkörner fürchtet. Die hauen ihr die Pötte, ihre Ersatzkinder, kaputt. Voin daher empfinde ich den Vergleich nicht nur als unpassend, sondern als in dem Fall sehr ungeschickten Versuch. Leserin Novak mit der Nase draufzustoßen, dass Frau Prota überall Kinder sieht, weil sie unbedingt welche will.

Windböen huschen durch die Stauden, drücken sie auseinander, als wäre jemand hineingefallen, der unsichtbar ist. Vom Fenster aus sieht sie, wie der Regen auf den Granitsteinen Blasen schlägt.
Sehr schön

Für einige der Nachbarn mag dieses Naturereignis aus dem Nichts gekommen sein, andere mögen es nicht einmal bemerkt haben, so schnell zog es vorüber. Sie hat es lange vorher erahnt.
Das ist eine Art Wegstreichkandidat. Ist doch superwurscht, wie das mit den Nachbarn war. Dass sie wie ein Geier drauf lauert, dass ihren bescheuerten Petunien nicht das Blättchen geknickt wid, das zeigst du doch viel schöner durch die nachfolgenden Abschnitte. Und du sparst dir das Zeitengewusel, das mit dem Satz einhergeht.

Den gesamten Morgen ist sie immer wieder mit prüfendem Blick in den Vorgarten gelaufen. Dort ist der Himmel am weitesten. Dadurch hat sie rechtzeitig die dunkel aufziehenden Wolken bemerkt, sogleich auf die drückende Luft, die einem Gewitter oftmals vorausgeht, reagiert, möglicherweise noch bevor so mancher Vogel die höchsten Bäume und auch das Nest verlassen hatte, um sich selbst vor dem Blitz zu schützen. Es gab eine Zeit, da hasste sie diese Vögel, die ihre Brut zurückließen, nur um sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Ich mach den Abschnitt mal insgesamt. Das ist ja jetzt eine Rückblende in einem im Präsens erzählten Text. Das heißt, du schilderst gleich, wie sie die Kübel alle reinschleppt.
Warum machst du das nicht im Präteritum (also die Rückblende) und die Vorzeitigkeit dazu im sparsamen PQP, damit der Leser jeweils weiß, wo er sich zeitlich gerade befindet. Ich probier mal, aber wie gesagt, mit Vorsicht.
Den gesamten Morgen war sie immer wieder mit prüfendem Blick in den Vorgarten gelaufen. Dort war der Himmel am weitesten. Dadurch hatte sie rechtzeitig die dunkel aufziehenden Wolken bemerkt, reagierte auf die drückende Luft, die einem Gewitter vorausgeht, reagierte möglicherweise schneller, als so mancher Vogel, der die höchsten Bäume und auch das Nest verließ, um sich selbst vor dem Blitz zu schützen. Es gab eine Zeit, da hasste sie diese Vögel, die ihre Brut zurückließen, nur um sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Sie hat in dem leichten Sommerkleid zu schwitzen begonnen, und es bildeten sich Ränder unter den Achseln. Die Augenlider schwollen an, das Gesicht rötete sich, und wirkte fleckig. Stündlich lauschte sie der Wettervorhersageim Radio. Nur deshalb ist es ihr möglich gewesen, rechtzeitig die Kübel mit dem frostempfindlichen Oleander, der meterhohen Engelstrompete und der Mehltau anfälligen Hortensie in Sicherheit zu bringen.
Warum jetzt wieder Perfekt, wenn du danach doch sowieso die Option Präteritum wählst, das wirkt nicht wie aus einem Guss, sondern fleddert auseinander.
Ich versuch mal wieder: Sie begann zu schwitzen in dem leichten Sommerkleid, unter den Achseln bildeten sich Ränder. (find ich besser als den zweiten Satz schon wieder wie im ersten mit dem Subjekt zu beginnen)
Die Augenlider schwollen an, das Gesicht rötete sich KEIN KOMMA und wirkte fleckig. Stündlich lauschte sie der Wettervorhersage im Radio. Nur deshalb war es ihr möglich gewesen, rechtzeitig die Kübel mit dem frostempfindlichen Oleander, der meterhohen Engelstrompete und der Mehltau anfälligen Hortensie in Sicherheit zu bringen.

Jeden Terrakottatopf, hoch und breit wie drei zweijährige Kinder nebeneinander, hat sie einzeln auf die Sackkarre gehievt und in die Garage geschoben.
Jeden Terrakottatopf hievte sie ... schob sie
Und nicht schon wieder einen Kindervergleich. Also für meinen Geschmack sind da bisschen arg viele Andeutungen im Text. Aber viellicht auch Geschmackssache. Bei den Hagelkörner passt er echt nicht, bei den Vögeln ist er gut, nur mir ev. ein bisschen zu dicke, hier finde ich es eigentlich ganz gut, weil es ja inhaltlich hier auch passt.

Die handgearbeiteten Töpfe kaufte sie während ihrer Hochzeitsreise in einem Ort nahe Florenz. Bis Münster sind sie dann geliefert worden. Von dort beauftragte eine weitere Spedition. Mehrere Tage telefonierte sie ganze Vormittage deswegen, um sicher zu sein, dass auch alles nach Plan verlief. Diese bemerkenswerte Geschichte, wie die drei Tontöpfe aus Impruneta zu ihr in den Garten kamen, erzählt sie den Nachbarinnen an so manchem heißen Sommertag bei Kuchen und Kaffee.
Auch hier würde ich wieder mit PQP beginnen, weil du wieder in eine Vorzeitigkeit reingehst, danach aber gleich weitermachen mit Prät. Nur insgesamt frege ich mich, was die Geschichte hier soll. GUt, es zeigt ihre Kontrollsucht, aber eigentlich merke ich die ja auch durch das Abhören des Wetters. Und man hat halt das Gefühl, das ist jetzt nur Anlass, um loszuwerden, dass man die Nachbarn mit ihren Kindern zu Besuch hat. Aber die kommen ja eh noch später. Von daher wäre das hier eindeutig Streichungskandidat.

Für jede Pflanze in diesen kostbaren Töpfen besorgt sie im zeitigen Frühjahr einen speziell angemischten Dünger, misst den ph-Wert der Blumenerde regelmäßig, und beobachtet im Herbst die Nachttemperaturen penibel auf Frost. Es kommt dann vor, dass sie barfuß und im Nachthemd noch schnell in den Garten läuft, um die Pflanzen mit einem Jutesack abzudecken.
Das fand ich besser als das vorher, aber ich würde es eventiell kürzen und anders einweben.

Das Ende, wenn sie die Kübel wieder reinholt, musst du mal gucken. Wenn die doch alle wieder auf der Terasse stehen, wie kann der Gatte sie dann in der Garage finden und deswegen Parkplatz suchen müssen.

Liebe Kanji, die Zeit läuft mir davon. Das mir beim Dialog der beiden Männer nicht immer gleich klar war, wer da jetzt zu wem spricht und die Bedeutung des "Eben", das war mir nicht ganz klar. Aber ging vielleicht ja nur mir so. Kannst ja mal schauen, wie das andere sehen.

Ich wünsch dir was, schöne, sehr interessante Geschichte, mit bewegenden Bildern.

Bis die Tage
Novak

 
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Hej Kanji,

Erst mal das Textgepicke:

Von dort beauftragte eine weitere Spedition.
Da fehlt was, wenigstens ein "sie".

erzählt sie den Nachbarinnen an so manchem heißen Sommertag bei Kuchen und Kaffee.
"Kaffee und Kuchen" finde ich gängiger, da es nicht erst seit Grönemeyer ein fester Begriff ist.

Einmal in der Woche bei schönem Wetter, besuchen die Frauen aus der Nachbarschaft sich nämlich gegenseitig in ihren Gärten
das (unschöne) nämlich könnte weg.

wie sie die Augenbrauen über der Nasenwurzel zueinander zieht, und die Lippen spitz nach vorne schiebt, als wollte sie küssen.
Hehe, ihre drei Lieblinge …

Ich geb einen auf meine Hochzeit aus
würde ich der besseren Lesbarkeit wegen umstellen: Ich geb´ einen aus - auf meine Hochzeit.

Zu Hause hat er den Wagen auf der Straße geparkt, als er feststellte, dass in seiner Garage kein Platz war, weil Pflanzenkübel darin abgestellt worden sind.
Hä, Moment mal, habe ich geschlafen? Sie hat doch die Kübel wieder aus der Garage gezogen!? Oder habe ich das falsch verstanden?
Sie schleppt die Kübel nacheinander mit eisernem Willen und zitternden Muskeln auf die Terrasse an ihre angestammten Plätze zurück
?
Ich bin auch etwas über den Zeitenwechsel im ersten Satz gestolpert. MMn könntest du das Ganze im Präsens lassen.
"Zu Hause angekommen stellt er fest, dass in seiner Garage Pflanzkübel stehen. Er parkt den Wagen auf der Straße, was ihn einige Minuten kostet."

anmaßende Pracht
hehe, genauso inkongruent wie obszöner Reichtum

krempelt ordentlich die Hemdsärmel bis über die Ellenbogen auf
nicht krempelt … hoch?

Das Thema deiner KG ist für mich Sehnsucht. Vorgeschobene Sehnsucht nach einem Kind, nach Exotik und Reisen in ferne Länder, nach Anerkennung der Nachbarinnen, nach dem perfekten Job mit hohem Status (Beförderung).
Doch was hinter all dem lauert, ist allein die Sehnsucht nach Perfektion. Die anderen Sehnsüchte inkl. Kinderwunsch scheinen für mich aus dieser Kulisse eines perfekten Lebens heraus geboren zu sein und ordnen sich der obersten Maxime des perfekten Anscheins unter.

Und da die ganze Energie dafür verwandt wird, diesen Anschein der Perfektion zu wahren, folgt Entfremdung, Vereinsamung und eine große Verletzbarkeit durch Winzigkeiten wie ein Unwetter. Da reicht dann ein Hagelschauer, um das Leben von Ihr bis in die Grundfeste zu erschüttern und ihre gesammelten Kraftreserven zu mobilisieren. Und für Ihn gleicht es einer Katastrophe, dass das Vogelnest im Teich liegt und er den Gesang der Fitis nicht hören wird.

Die Entfremdung wird dort sichtbar, wo das robotergleiche Funktionieren und die Verteidigung des Elfenbeinturms die Protas von anderen Realitäten als ihrer selbst konstruierten fernhalten. Sie sind nicht wirklich ein Paar, reden nicht, interessieren sich nicht, leben aneinander vorbei und daraus folgt die Vereinsamung.
Sie parliert in Gedanken:

Es gab eine Zeit, da hasste sie diese Vögel, die ihre Brut zurückließen, nur um sich selbst in Sicherheit zu bringen.
… und doch kümmert sie sich keinen Deut um das Vogelnest im Weidenstrauch, das ihrem Mann so wichtig ist, weil sie es vermutlich gar nicht weiß.
Da kann man nur hoffen, dass das mit der künstlichen Befruchtung nicht klappt, sonst werden die Kinder auch so wohlkonditionierte Zombies.

Dennoch gerne gelesen.

Peace, linktofnk

 

Liebe Kanji,

ich steige mal sofort ein.

Sie hat es lange vorher erahnt.
Das macht neugierig.

Jeden Terrakottatopf, hoch und breit wie drei zweijährige Kinder nebeneinander, hat sie einzeln auf die Sackkarre gehievt und in die Garage geschoben.
Mein Gott, was für ein Aufwand.
Machst sie das jedes Mal, fragt man sich, oder steht ein besonderes Unwetter an?
Wohl eher das zweite.
EDIT: Gut, nach dem Lesen wird es klar.

Die handgearbeiteten Töpfe kaufte sie während ihrer Hochzeitsreise in einem Ort nahe Florenz. Bis Münster sind sie dann geliefert worden. Von dort beauftragte eine weitere Spedition. Mehrere Tage telefonierte sie ganze Vormittage deswegen, um sicher zu sein, dass auch alles nach Plan verlief. Diese bemerkenswerte Geschichte, wie die drei Tontöpfe aus Impruneta zu ihr in den Garten kamen, erzählt sie den Nachbarinnen an so manchem heißen Sommertag bei Kuchen und Kaffee.
Bin ja mal gespannt, ob das für die Geschichte noch eine Rolle spielt.
EDIT: Nein. Ich sehe hier Kürzungsbedarf.

Für jede Pflanze in diesen kostbaren Töpfen besorgt sie im zeitigen Frühjahr einen speziell angemischten Dünger, misst den ph-Wert der Blumenerde regelmäßig, und beobachtet im Herbst die Nachttemperaturen penibel auf Frost.
Ich glaube, das Komma vor dem „und“ kann man sich sparen, da es ja eine Aufzählung ist: besorgen, messen, beobachten.

Sie schleppt die Kübel nacheinander mit eisernem Willen und zitternden Muskeln auf die Terrasse an ihre angestammten Plätze zurück, entfernt mit raschen Bewegungen und geübtem Auge abgeknickte Blätter der Ziersträucher, wobei man ihren Gesichtsausdruck beinahe als trotzig bezeichnen könnte, wie sie die Augenbrauen über der Nasenwurzel zueinander zieht, und die Lippen spitz nach vorne schiebt, als wollte sie küssen.
Das ist mir persönlich ein wenig zu viel Be-/Umschreibung, ein wenig zu übertrieben.
Du hättest da genug Stoff, um das nach und nach im Text zu verteilen, denke ich.

„Kommst du noch mit in die Bar? Ich geb einen auf meine Hochzeit aus?“
Warum am Ende ein Fragezeichen?

Wenn das auch dort wieder nicht funktionieren sollte, würden sie den kommenden Urlaub am Wörthersee verbringen, der ihn ein Vermögen kostete. Selbst aus Russland käme man in diese spezielle Kinderwunschklinik, hatte seine Frau begeistert erzählt.
„Selbst aus Russland …“: Diesen Satz verstehe ich nicht. Soll das heißen: „Selbst, wenn man Russin wäre …“?

So geht er mit feinem Anzug und Lederschuh bekleidet über die schmelzenden Hagelkörner auf dem Rasen hinweg, und erreicht das dicht bewachsene Gewässer, für das er Sorge trägt.
Hier bin ich mir noch sicherer, dass da kein Komma vor „und“ hingehört (er geht und erreicht).

Kinderwunsch, es klappt nicht. Eine Kinderwunschklinik soll (zum wiederholten Male) aufgesucht werden.
In der Zwischenzeit kümmert sich die Frau um ihren Garten/die Pflanzen und der Mann um die Tiere/die Vögel. Sozusagen als Ausgleich.
Doch: Sie richtig kommunizieren scheinen sie nicht miteinander. Er ist befördert worden, muss wohl länger arbeiten, verdient sicher auch mehr. Da fragt man sich, ob er den Kinderwunsch überhaupt noch ernst nimmt oder schon resigniert aufgegeben hat, nicht mehr erwartet, dass es klappt.

Eine Geschichte zum Nachdenken. Das gefällt mir immer.

Schönen Sonntag noch und liebe Grüße,
GoMusic

 
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Liebe Kanji,

da ist mir Novak doch zuvorgekommen. Hat aber was Gutes, weil ich beim ersten Lesen deines Textes über das eine oder andere gestolpert bin, was auch ihr aufgefallen ist.

Mit Garten kannst du mich immer kriegen. Erst musste ich mal googeln, weil ich die Vogelart Fitis nicht kenne. Jetzt weiß ich es, ganz kleine wie Zaunkönige, die gerne in Sträuchern ihr Nest bauen.

Hegen und pflegen ist die Obsession der Prota, und mangels eigener Kinder adoptiert sie von weit her kindergroße Blumentöpfe, schleppt sie herum wie im Kinderwagen, von draußen nach drinnen, von drinnen nach draußen, damit ihnen ja nichts passiert, kein Blättlein gekrümmt wird.
Dahinter verbirgt sich für mich ein unerfüllter, vielleicht auch unerfüllbarer Kinderwunsch. Ob der Ehemann ebenfalls einen Kinderwunsch hegt, bleibt für mich unklar.
Er fischt den toten Fiti und die Reste des Nestes aus dem Teich. Aber warum tut er das? Will er alles, was mit Aufzucht zu tun hat, vor seiner Frau verbergen, um sie zu schonen? Oder hat er mit dem Thema Kinder schon abgeschlossen? Ich könnte den Hinweis, dass er befördert wurde und daher weniger Zeit für sie hat, in diesen Zusammenhang stellen. Die Beziehung zwischen den Eheleuten ist für mich mehrdeutig. Das wiederum wäre ein typischer Kanji-Einfall: Alles bleibt in der Schwebe, es ist ja alles halb so wild.

Schöne, symbolträchtige Bilder wie zum Beispiel Engelstrompeten, die alles andere als kindertauglich sind,
Hagelkörner, die in nullkommanix Gartenträume zerstören können, das seismografische Gefühl der Prota für heraufziehende Unwetter, das alles ist schön verwoben, das gefällt mir gut.

Gestolpert bin ich über die Zeitenfolge. Ich denke, Novak hat dir da gute Ratschläge gegeben.

Dies ist ein spontaner Kommentar. Vielleicht gewinne ich noch die eine oder andere Sichtweise.

(Sonnwendfeiern sind wohl vorüber?)

Herzliche Grüße aus dem heißen Süden, wo man ständig gießen muss.

wieselmaus

 

Liebe Kanji,

oh wie schön, eine neue Geschichte von dir! Für mich ist es eine tragisch-komische Geschichte über ein Ehepaar, dem es äußerlich an nichts zu mangeln scheint, das sich aber im Laufe der Jahre voneinander entfernt hat. Im Zentrum steht etwas, das man nicht kaufen kann. Ein Kind.

Ja, ich musste schmunzeln und gleichzeitig hat mir deine Prota fast ein wenig leid getan in ihrer Manie, das Wetter zu beobachten, damit ja den armen "Kindern" nichts passiert.
Die Langeweile der reichen Ehefrau, die nichts mit sich anzufangen weiß und sich vermutlich deshalb immer mehr in ihren Kinderwunsch hineinsteigert, wird fast bis ins Absurde auf die Spitze getrieben. Die Beobachtung des Wetters, die Sackkarre, mit der sie die "Zweijährigen" immer wieder in die Garage schiebt. (@wieselmaus' Vergleich mit dem Kinderwagen fand ich hier sehr passend), überall sieht sie Kinder, selbst in herumfliegenden Hagelkörnern und (der Höhepunkt) sie erzählt den Nachbarinnen immer wieder wie die Töpfe in den Garten kamen. Immer wieder. Mehr gibt es offenbar nicht zu erzählen. Trostlos. Und schön auf die Schippe genommen. ( Falls das von dir so gemeint war. Ich bin da mittlerweile etwas vorsichtig geworden ...)

Ich frag mich ja, ob es nicht für die Kinder tatsächlich besser wäre, wenn sie nicht geboren würden, denn bei so einer Übermutter würden sie wahrscheinlich eh schnell aus dem Nest fliehen.
Das Nest war nämlich der Dreh-und Angelpunkt der Geschichte für mich. Sie schimpft auf die Vogelmütter, die einfach abhauen, aber dann ist es der Ehemann, der sich um die Überreste kümmert, sie selbst war viel zu sehr mit den Blumenkübeln beschäftigt.

Ich habe den Eindruck, dass beide unter den nicht vorhandenen Kindern leiden, nicht nur sie. Der Ehemann wird zwar nur angerissen, aber das reicht mir schon, um mir ein Bild zu machen. Auch er hat äußerlich alles erreicht, gerade eine Beförderung bekommen, aber sein Gang ist gebeugt, er wirkt wie ein gebrochener Mann in seinem (Armani?)Anzug und den Lederschuhen. Ich hatte den Eindruck, er wäre gerne mit seinem Kollegen feiern gegangen, aber er kann nicht aus seiner Haut, weiß, dass er nach Hause muss, um sich mit seiner Frau anzuschweigen. (Oder in die Klinik zu fahren.)
Es war sehr rührend wie er sofort zu dem Nest läuft, das hat mir gezeigt, dass er genauso leidet wie sie und wahrscheinlich glaubt, wenn nur erst das Kind da wäre, wäre alle Trauer vorüber und endlich alles perfekt. Und durch diese kleine Geste zeigt er sich verletzlich, er scheint mir der still Trauernde zu sein, während sie eher dramatisch wirkt in ihrer Art die Nachbarn zu beeindrucken und den unglaublichen Aufwand zu betreiben, immer diese schweren Blumenkübel hin und her zu karren.
Das Bild mit der vollen Garage, und dass er durch den Regen laufen muss, zeigt wunderbar, wie er sich zum Deppen macht. Allerdings sind die Kübel dann ja wieder auf der Terrasse, also weiß ich nicht recht, warum in der Garage jetzt kein Platz ist.
Ich les hier ganz viel zwischen den Zeilen, in kleinen Gesten, z.B., dass er, ohne sie zu beachten, gleich zum Nest geht. Das ist dir wunderbar gelungen, finde ich, denn es zeigt dieses trostlose Schweigen, dass zwischen den beiden herrscht. Trotzdem denke ich, dass das durch ein Kind nicht besser würde, aber man weiß ja nie.

Zu den Zeitformen haben ja schon andere was gesagt, das hat mich auch verwirrt. Ansonsten fand ich die Geschichte sehr gelungen. Bin gespannt, was dir als Nächstes einfällt.

Monsunige Grüße ( ohne Blumenkübel) von Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Novak,

wie schön, dass dich der neue Text angesprochen hat und du dir die Zeit (und was für welche) nimmst, ihn zu kommentieren.

was ich an deiner Geschichte sehr sehr stark finde, das ist das Ende.

Klingt schon auch lustig, finde ich. So blablabla, aber das Ende war stark. :lol: Nee, klar, du begründest ja gleich.

Dass du toll schreibst, das weißt du. Und du hast hier wieder eine Menge berührender Bilder drin, die von großer Sensibilität und Eindringlichkeit zeugen.

Erst wollte ich das ignorieren, also öffentlich, aber dann musste ich abwägen und entschied für dich, denn wie gemein wäre es, wenn du so offen anerkennst, was dir auffällt und ich aus (falscher) Bescheidenheit einfach drüber weggucke und du so gar nicht mitbekommt, wie gut es mir gefällt dass du das so siehst und mir auch sagst. Ich lerne hier wirklich sehr viel.

Ich hab trotzdem eine Menge Anregungen. Nimm dir, was du brauchst.

Ich mag Anregungen und bin sehr empfänglich dafür.

Und Letzteres, also der Kinderwunsch - und wie der von beiden gesehen wird, das willst du eher im Hintergrund halten und es den Leser über die Analaogie mit Blumen- und Vogelliebe erfahren lassen. Finde ich erst mal eine sehr spannede und schöne Idee. Zwischendrin gelingt dir das auch super.
Trotzdem finde ich, ist es nicht so ganz stimmig gewichtet.

Stimmt. Das war ein Gedanke. Ich muss nur noch verstehen, was das mit der Gewichtung auf sich hat und schlimmer, wie ich das besser verteile, denn es geht wohl um so was wie eine Waage?

Sie will ein Kind, koste es, was es wolle, im weitesten Sinne, denn es kostet nicht nur viel Geld, sondern der Mann ist ja dabei wohl unglücklich. Du lässt ihn hauptsächlich an das Geld denken, aber auch Worte wie "Vermählung" zögerlich aussprechen und "eben" sagen. Darauf komme ich nochmal zurück.
Das deutest du nur an. Was ich für deine Idee richtig finde.

Na ja. Ganz so möchte ich es nicht verstanden wissen. Ich wollte schon auch hier und da :shy: andeuten und durchblicken lassen, dass sie nicht sicher ist, andeutungsweise zweifelt u.a. auch mit den zerstörerischen Hagelkörnern. Er denkt weit weniger, er fügt sich, hat A gesagt (mit der Vermählung) und wird nun auch mit allen Konsequenzen B sagen. Seine Zweifel zeigen sich in der Fürsorge für etwas außerhalb des Ganzen (Arbeit, Beförderung, Kinderwunsch, Bedürfnisbefriedigungserwartungshaltung oder so), in dem er sich um etwas so Winziges wie ein leises unspektakuläres Vogelnest kümmert, dessen Vogelart so gängig ist und dennoch nicht allen bekannt, wieselmaus :kuss:. Er ist wohl nicht mal unglücklich.
Und es ist mir eine Freude, dass du die Vemählung ansprichst. Denn auch hier habe ich, Friedel sei Dank, viel gelernt, nämlich dass es sich lohnen kann, sich in der Etymologie umzusehen. Und so kam ich darauf, das der Mann bei dem Wort Vermählung an das ahd. Wort gi-mahalen - versprechen dachte und so an seine Verabredung mit der Frau, was wiederum zeigen könnte, dass er sich mehr so introvertiert ist.

Was ich dabei kritisch sehe, das ist die Gewichtung. Und die Verzahnung.

Du siehst mich irritiert. Ich bemühe mich redlich und möchte auf deine Spur kommen.

Der Mann ist sehr knapp geschildert. Fast zu knapp, wenn es um den Kinderwunsch geht.

Auch wenn ich weiß, es wird nicht gern gehört, aber: es ist Absicht. Denn er fügt sich mehr. In die Ehe, in den Anspruch innerhalb der Arbeitswelt, in den gesellschaftlichen Druck, wie auch dem Erstreben von Dingen und Status (Reisen, Haus, hochwertiges Zeugs). Er kämpft nicht. Garage voll - so what, parke ich eben auf der Straße und lauf ne halbe Stunde nach Hause, Kinderzeugen in einer teuren Klinik - okay, muss wohl so etc.. Nur am Ende regt ich Trauer und ein leiser Widerstand, als er nicht auf ihre Frage antwortet. Ich weiß sehr subtil und so und eigentlich immer immer doof, wenn man es erklären muss. Aber ich sag es nur dir

Die Frau wird mit ihrer Wetterbetrachtung und ihrer Pflanzenrettungsaktion sehr sehr sehr lange geschildert. Das war mir fast zuviel. Ich würde da einfach nochmal prüfen, ob noch was geht. Es ist vor allem die anfängliche WetterbetraCHTUNG, DA könntest du vielleicht mal schauen, ob das verdichten könntest.

Aber ... aber ... liebe Novak, das ist show, not tell, das braucht doch Platz und guck doch mal, die ist eh schon megakurz so insgesamt. Man braucht doc jemanden, mit dem man mitgeht - mit Männern kenn ich mich nicht so aus - und wenn ich die bloß anreiße, dann denkt man wieder: so what, juckt mich dich. :confused: Okay, ich prüfe. :bib:

Auch das Zeitengemisch würde ich da mal prüfen.

True story -erwischt, obwohl ... nee, geht klar.

Hätte die Frau ein bisschen Gespür für die Wünsche ihres Mannes, wäre sie auf die Idee gekommen, das Nest zu retten. So kommt sie aber gar nicht auf die Idee. Ich würde das einfach stärker betonen, dass sie das Nestchen übersieht. Irgendwie den Weidenstrauch vorher mit reinbringen, damit das nicht so äußerlich wirkt, wenn der dann kommt.

hm. das geht nicht. Sie hat echt zu tun, sie kann unmöglich auch noch darauf achten und sie will auch nicht, denn sie setzt ganz andere Prioritäten und ich glaube, dass sie ihm wegen des doofen Teichs auch am Abend beim Lichtlöschen deswegen Vorwürfe macht, anstatt sich um Offensichtlicheres zu kümmern. Weißt? So eine is die nämlich.

Du hast ja schon den Hinweis drin, dass sie Vögel hasst, weil die sich retten und ihre Brut im Stich lassen. Das fand ich dann wiederum fast zu vordergründig. Ach ich weiß nicht.

Okay. Hinweis: mit dieser Bemerkung zeigt sich ihr Zweifeln. Ach, früher hat sie das gehasst. Aber leichter haben dies schon. Flattern davon und lassen die Brut zurück. Dieses Aufopfern immer. War jetzt eher nicht so vordergründig offenbar. :lol:

So - ich mochte auch, dass du hier eher in einer Art Draufschau geschrieben hast, ich fand das hier eine gute und passende Wahl.

Yeah. Das feiere ich eben mal kurz, denn das war ein Test im Juli. Kann ich mit Abstand, ohne meine ollen Emocionen, einfach mal eine Geschichte schreiben, um Leute, die ich so gar nicht „bin“?

Ich hab da schon mal gucken müssen, rauszukriegen, wer da grad mit wem spricht.

Ich kümmere mich.

Du bist ja munter zwischen Präsens, Perfekt, Präteritum und glaub auch PQP rumgesprungen. Das fand ich nicht angenehm zu lesen.

Sie sind eher aus dem Bauch raus und ich würd mir wünschen, es käm mal einer, der das richtig weiß und beherrscht.

:( Ja. Na, mein Bauch kann das offenbar gar nicht.

Schöner Vergleich eigentlich, aber nur, wenn sie Hagelkörner auch mag. Er ist hier unpassend, weil sich danach ja rausstellt, dass sie die Hagelkörner fürchtet. Die hauen ihr die Pötte, ihre Ersatzkinder, kaputt. Voin daher empfinde ich den Vergleich nicht nur als unpassend, sondern als in dem Fall sehr ungeschickten Versuch. Leserin Novak mit der Nase draufzustoßen, dass Frau Prota überall Kinder sieht, weil sie unbedingt welche will.

Aber Leserin Novak, das könnte aber auch ein Zeichen sein, dass sie Kinder fürchtet. ;) Sie ist eine ziemlich zerrissene Protagonistin, find ich.

Das ist eine Art Wegstreichkandidat. Ist doch superwurscht, wie das mit den Nachbarn war.

Ich denke darüber nach, aber die Nachbarn stehen für Gesellschaft und Erwartung, auch dafür, dass sie nicht immer handeln, wie sie müssten.

Und man hat halt das Gefühl, das ist jetzt nur Anlass, um loszuwerden, dass man die Nachbarn mit ihren Kindern zu Besuch hat.

Okay, hier streich ich die Kinder.

Das Ende, wenn sie die Kübel wieder reinholt, musst du mal gucken. Wenn die doch alle wieder auf der Terasse stehen, wie kann der Gatte sie dann in der Garage finden und deswegen Parkplatz suchen müssen.

Als der Mann von der Arbeit losfährt, schüttet es. Als er zu Hause ankommt stehen in der Garage noch die Kübel oder einer oder zwei. Als er von seinem Spaziergang zurückkommt, ist sie fertig. Komm, lasses mir durchgehen.

Deine freundlichen Vorschläge was das Zeitengeraffel angeht, übertrage ich mal von deinem in meinen Bauch und bedanke mich dafür.

Ich wünsch dir was, schöne, sehr interessante Geschichte, mit bewegenden Bildern.

Hab recht herzlichen Dank für alles und dir einen schönen Abend, Kanji


Hej linktofink,

da bist du ja. (hab für Novak alle emojis aufgebraucht, sonst würde hier einer verschwörerisch zwinkern)

Da fehlt was, wenigstens ein "sie".

done

"Kaffee und Kuchen" finde ich gängiger, da es nicht erst seit Grönemeyer ein fester Begriff ist.

Du scheinst ein sehr rhythmischer Mann zu sein. Bei Grönemeyer denke ich eher an ... na ja, nicht an Kaffee und Kuchen, aber okay. (Vor langer Zeit versuchte ein Typ mich mit den Worten zu gewinnen: es ist schon sehr ungewöhnlich, wie konsequent du beim Klatschen neben dem Rhythmus bleibst - das fand er süß - aus uns wurde nichts) Und deswegen und weil du mir (also nicht mir persönlich) einen song in eine so hübsche Geschichte verwandelt hast, tu ich was du vorschlägst.

das (unschöne) nämlich könnte weg.

okay - das kam auch sehr spät hinzu und kann auch wieder weg, aber unschön ist auch nich schön. (denk dir Gezwinker)

würde ich der besseren Lesbarkeit wegen umstellen: Ich geb´ einen aus - auf meine Hochzeit.

Wieder son Rhythmusding, nicht wahr?

Hä, Moment mal, habe ich geschlafen? Sie hat doch die Kübel wieder aus der Garage gezogen!? Oder habe ich das falsch verstanden?

Na, das passierte alles zeitgleich - er im Büro, sie am Ackern mit de Töppe und als er kommt, ist sie noch mitten am Machen - so halt.

Ich bin auch etwas über den Zeitenwechsel im ersten Satz gestolpert. MMn könntest du das Ganze im Präsens lassen.
"Zu Hause angekommen stellt er fest, dass in seiner Garage Pflanzkübel stehen. Er parkt den Wagen auf der Straße, was ihn einige Minuten kostet."

Danke, gern.

hehe, genauso inkongruent wie obszöner Reichtum

schon, geht aber durch, oder?

nicht krempelt … hoch?

Also wenn ich richtig lesen kann, geht beides

Das Thema deiner KG ist für mich Sehnsucht.

Klar soweit. Zwinkerzwinker (und das ist keine Provokation und sonst nix Zynisches oder whatever)
Es ist wirklich schön zu lesen, wie sehr du dir Gedanken gemacht hast und für dich resümierst. So ist er sicher lesbar. Ich danke dir für deine Sicht.

Sie parliert in Gedanken:
Es gab eine Zeit, da hasste sie diese Vögel, die ihre Brut zurückließen, nur um sich selbst in Sicherheit zu bringen.
… und doch kümmert sie sich keinen Deut um das Vogelnest im Weidenstrauch, das ihrem Mann so wichtig ist, weil sie es vermutlich gar nicht weiß.

Hier möchte ich einhaken, weil sie nicht die verlassene Brut bedauert, was natürlich auch sein könnte, aber es kann auch sein, dass sie die Vögel beneidet, während sie sich um ungelegte Eier kümmern sollte (komm, der is gut, oder?) und die Biester einfach davon flattern uns sich selbst die Nächsten sind (wie es scheint). Und ihr Mann gehört zu den musst-haves in ihrer nachgeeiferten Welt und muss sich um seine Angelegenheiten selbst kümmern, das kann sie ja nun nicht auch noch machen. (Zyniker-modus aus)

Da kann man nur hoffen, dass das mit der künstlichen Befruchtung nicht klappt, sonst werden die Kinder auch so wohlkonditionierte Zombies.

Obacht: psst, sie sind bereits unter uns.

So, dann danke ich dir für deine Zeit für die Geschichte und mich, deinen Rat und verabschiede mich für heute, Kanji

 

Liebe Kanji, paar Antworten noch mal:

Aber Leserin Novak, das könnte aber auch ein Zeichen sein, dass sie Kinder fürchtet. Sie ist eine ziemlich zerrissene Protagonistin, find ich.
Es passt trotzdem nicht, weil jeder mit spielenden Kindern, wenn er nicht irgendwas dazu schreibt, etwas Angenehmes assoziiert. Sie aber hat Angst vor den Hagelkörnern. Also ein unzutreffender Vergleich aus meiner Sicht.
Und ich fürchte, in nur einem einzigen Bild, das an der Stelle ein Wetterphänomen plastisch machen soll, das auch noch aus meiner Sicht eben unlogisch, kriegst du keine Darstellung einer Zerissenheit nicht hin. Auch nicht mit dem Bild des Nestes, denn das betont auch erst mal was anderes, nämlich ihre Sicht auf die Unverantwortlichkeit dieser wilden Vögel und ihren Kinderwunsch. Die Tatsache, dass sie das jetzt "gelassener" sieht, nur früher halt, da hat sie das so gesehen, das steht da zwar. Aber es wird nicht vertieft. Und es ist kein Symbol oder so für ihre Zerissenheit.

Na ja. Ganz so möchte ich es nicht verstanden wissen. Ich wollte schon auch hier und da andeuten und durchblicken lassen, dass sie nicht sicher ist, andeutungsweise zweifelt u.a. auch mit den zerstörerischen Hagelkörnern.
Sorry, ihre Unsicherheit (gegenüber dem Kinderwunsch) lese ich einfach nicht. Die Ausarbeitung ersetzt du lediglich durch ein Bild (Hagelkörner). Sie ist doch die ganze zeit sicher, in dem , was sie tut.

Er denkt weit weniger, er fügt sich, hat A gesagt (mit der Vermählung) und wird nun auch mit allen Konsequenzen B sagen. Seine Zweifel zeigen sich in der Fürsorge für etwas außerhalb des Ganzen (Arbeit, Beförderung, Kinderwunsch, Bedürfnisbefriedigungserwartungshaltung oder so), in dem er sich um etwas so Winziges wie ein leises unspektakuläres Vogelnest kümmert, dessen Vogelart so gängig ist Er ist wohl nicht mal unglücklich.
Ja, das lese ich alles.
Und trotzdem ist es mir nicht gewichtet genug. Grund: Du willst seine sich Fügen durch Kürze des Textes und ihre persönliche Situation durch entsprechende Länge betonen. Das sind für mich eher äußerliche Kriterien. Man kann das so machen, klar, trotzdem, das war ja mein Problem, wenn ich keinen Zugang zu dem Mann in der Büroszene erhalte, weil ich inhaltlich was nicht verstehe, nützt das alles nichts. Und den erhalte ich nicht, weil dieses "Eben" für mich kryptisch bleibt. Ich will auch nicht die ethymologische Bedeutung von Vermählen nachschlagen müssen, um es zu verstehen, falls es das war, was dahinter steckt.
Und, ich habe das ja schon geschrieben, die Zuordnung der Personen und Dialoganteile fand ich nicht immer schnell zu verstehen.
Das war mit den Anteilen gemeint.
Bei der FRau ist es mir halt einfach zu lang. Du legst offensichtlich sehr großen Wert darauf, dass es der Lifestyle beider ist, nicht nur der Kinderwunsch, sondern auch der Wunsch nach Perfektion, und "zählst" dafür halt alles auf. Das kommt mir aber naja, halt aufgezählt vor.

Aber ... aber ... liebe Novak, das ist show, not tell, das braucht doch Platz und guck doch mal, die ist eh schon megakurz so insgesamt. Man braucht doc jemanden, mit dem man mitgeht - mit Männern kenn ich mich nicht so aus - und wenn ich die bloß anreiße, dann denkt man wieder: so what, juckt mich dich.
Nein, das ist nicht alles show. Und wenn, wär mir das auch kein Argument, wenn Dinge gezeigt werden, die sich aus meiner Sicht wiederholen oder vom Thema abführen. Ich hatte dir ja Kürzungsvorschläge gemacht, so viele waren das aus meiner Sicht auch gar nicht.

Als der Mann von der Arbeit losfährt, schüttet es. Als er zu Hause ankommt stehen in der Garage noch die Kübel oder einer oder zwei. Als er von seinem Spaziergang zurückkommt, ist sie fertig. Komm, lasses mir durchgehen.
Nee. :p :lol:

Liebe Kanji, Lesereindrücke sind immer was Subjektives. Weder muss man sie umsetzen, noch sich dagegen wehren, und da hatte ich fast das Gefühl, du wehrst schon sehr schnell ab, lässt gar nicht mal sacken. Musst du doch aber gar nicht. Außer die Sache mit der Garage!!!!!!!!!!!! :p Wichtig ist doch immer, wie man selbst die Geschichte sehen will und wenn du selbst und die meisten das genau so gut finden, wie es von dir intendiert war, dann ist das gut so, wie es ist.

Also, jetzt muss ich mal wieder zurück an mein Zeugs. Liebe Kanji, bis zum nächsten lesen. Vielleicht treffen wir uns mal bei der Wörterbörse. :)

Bis die Tage

 

Hej GoMusic,

dann ma los.

Die handgearbeiteten Töpfe kaufte sie während ihrer Hochzeitsreise in einem Ort nahe Florenz. Bis Münster sind sie dann geliefert worden. Von dort beauftragte eine weitere Spedition. Mehrere Tage telefonierte sie ganze Vormittage deswegen, um sicher zu sein, dass auch alles nach Plan verlief. Diese bemerkenswerte Geschichte, wie die drei Tontöpfe aus Impruneta zu ihr in den Garten kamen, erzählt sie den Nachbarinnen an so manchem heißen Sommertag bei Kuchen und Kaffee.
Bin ja mal gespannt, ob das für die Geschichte noch eine Rolle spielt.
EDIT: Nein. Ich sehe hier Kürzungsbedarf.

Hmh, und ich war der Meinung, hier zu zeigen, was sie für ein freak ist. Sie nutzt die Hochzeitsreise, um dusselige Töpfe zu kaufen, und dann mit viel Aufwand in ihre Stadt schaffen zu lassen. Sie will besonders sein, ihren Willen und die Kontrolle und dann auch noch damit prahlen. Ich musste das doch zeigen, wenn ich es nicht sagen kann, oder nicht? Menno.

Ich glaube, das Komma vor dem „und“ kann man sich sparen, da es ja eine Aufzählung ist: besorgen, messen, beobachten.

Erledigt.

Das ist mir persönlich ein wenig zu viel Be-/Umschreibung, ein wenig zu übertrieben.
Du hättest da genug Stoff, um das nach und nach im Text zu verteilen, denke ich
.

Übertreiben kann ich. Ich gucke, was ich ausmisten kann und wie ich das verteile. Ähm. Ja.

„Kommst du noch mit in die Bar? Ich geb einen auf meine Hochzeit aus?“
Warum am Ende ein Fragezeichen?

Ja, das frag ich … mich auch.


Wenn das auch dort wieder nicht funktionieren sollte, würden sie den kommenden Urlaub am Wörthersee verbringen, der ihn ein Vermögen kostete. Selbst aus Russland käme man in diese spezielle Kinderwunschklinik, hatte seine Frau begeistert erzählt.
„Selbst aus Russland …“: Diesen Satz verstehe ich nicht. Soll das heißen: „Selbst, wenn man Russin wäre …“?

Das soll die Klinik aufwerten. Selbst die Russen kommen, um hier ihren Kinderwunsch erfüllt zu bekommen, weil es offenbar nichts Vergleichbares im eigenen Land gäbe. Ich überlege mal, wie das deutlicher geht.
So geht er mit feinem Anzug und Lederschuh bekleidet über die schmelzenden Hagelkörner auf dem Rasen hinweg, und erreicht das dicht bewachsene Gewässer, für das er Sorge trägt.
Hier bin ich mir noch sicherer, dass da kein Komma vor „und“ hingehört (er geht und erreicht).

Dann kommt das eben einfach weg.

Eine Geschichte zum Nachdenken. Das gefällt mir immer.

Wie schön. Das freut mich so. Hab vielen Dank für deinen geraden Blick auf den Text und deine Hilfe.

Eine schöne Woche, Kanji


Hej, liebe wieselmaus,

zu und zu schön, dich wieder öfter hier zu treffen.

Hat aber was Gutes, weil ich beim ersten Lesen deines Textes über das eine oder andere gestolpert bin, was auch ihr aufgefallen ist.

Aber nee, stolpern ist immer doof. Und diese Zeiten und mein Bauchgefühl, weil ich mir immer irgendwas dabei denke und nicht nach Regeln handle. Meine pubertäre Phase endet wohl niemals.
Ich werde mich mal zusammenreißen und über Zeiten und Grammatik nachdenken.

Erst musste ich mal googeln, weil ich die Vogelart Fitis nicht kenne.

Ja, die sind winzig klein und tolle Sänger mit so einer abfallenden Kadenz aus hellen melodischen Tönen. Bei NABU kann man mal reinhören.

Hegen und pflegen ist die Obsession der Prota, und mangels eigener Kinder adoptiert sie von weit her kindergroße Blumentöpfe, schleppt sie herum wie im Kinderwagen, von draußen nach drinnen, von drinnen nach draußen, damit ihnen ja nichts passiert, kein Blättlein gekrümmt wird
.

Wie klar und präzise du das siehst. Danke dafür.

Ob der Ehemann ebenfalls einen Kinderwunsch hegt, bleibt für mich unklar.

Und das ist gut so.

Die Beziehung zwischen den Eheleuten ist für mich mehrdeutig
.

Ganz genau. Nichts ist wie es scheint. Und in allem verbirgt sich etwas und niemand sagt Genaues oder weiß es auch nicht besser. Eine Bande von Nachahmern, bei denen nur ganz manchmal etwas aufflackert und schnell erlischt. Bis das nächste Unwetter kommt.

Schöne, symbolträchtige Bilder wie zum Beispiel Engelstrompeten, die alles andere als kindertauglich sind,
Hagelkörner, die in nullkommanix Gartenträume zerstören können, das seismografische Gefühl der Prota für heraufziehende Unwetter, das alles ist schön verwoben, das gefällt mir gut.

Du bist wie geschaffen für diesen Text.

Dies ist ein spontaner Kommentar. Vielleicht gewinne ich noch die eine oder andere Sichtweise.

Hej, wie super. Frei von der Leber weg. Und wenn dir noch was einfällt, dann immer her damit. Die Tür zum Text steht rund und die Uhr offen.

Dann wünsche ich dir eine gute sonnige Woche. Wir werden hier oben auch sonnenverwöhnt wie seit Jahren nicht und ich gieße auch die eine oder andere Pflanze. Leider werden die Tage wieder kürzer.

Lieber Gruß, Kanji

Hej, liebe Chai,

Du bist mir so lieb geworden, dass ich auf den doofen Reim in der Anrede verzichte.

Außerdem bin ich immer wieder begeistert, mit welchem Engagement du dich in die Geschichten stürzt und dabei meine ich nicht bloß die hier. Egal, unter welchem Text du auftauchst (aus deinem Monsun zum Beispiel) brennst du für ihn, machst dir deine ganz eigenen Gedanken und teilst sie mit. Ich finde nicht, dass du daneben liegen kannst. Du bringst ja all dein „Du“ mit ein, deine Erfahrungen, deine momentane Situation, deine eigenen Wünsche und Träume und wenn ein Text es schafft, dich so hineinzuziehen, dann kann sich der Autor ja bloß noch freuen. Es spielt eine untergeordnete Rolle, inwieweit dann deine Gedanken mit denen des Autors übereinstimmen oder wenn er eine Intention verfolgte, etwa nicht?
Und wenn du dann auch noch schmunzeln musst bei all der Tragik, dann freu ich mich umso mehr. Jedes Gefühl ist mir recht.
Wenn du hier vordergründig die Kinderlosigkeit siehst, ist es mir recht und deine Beschreibung gefällt mir gut.

… überall sieht sie Kinder, selbst in herumfliegenden Hagelkörnern und (der Höhepunkt) sie erzählt den Nachbarinnen immer wieder wie die Töpfe in den Garten kamen. Immer wieder. Mehr gibt es offenbar nicht zu erzählen. Trostlos. Und schön auf die Schippe genommen. ( Falls das von dir so gemeint war. Ich bin da mittlerweile etwas vorsichtig geworden ...)

Ist egal, wie es gemeint war. So auf jeden Fall auch. Nimm, was dir gefällt. Ich hab Verständnis, bin nämlich die, die schon mal als einzige im Kino lacht. Und wenn etwas zu tragisch ist, bin ich immer saufroh, wenn irgendwas auftaucht, was mich ablenkt und zum Lachen bringt - ich find schon was.

Das Nest war nämlich der Dreh-und Angelpunkt der Geschichte für mich.

Wie wunderbar, liebe Chai.

Der Ehemann wird zwar nur angerissen, aber das reicht mir schon, um mir ein Bild zu machen.
… aber sein Gang ist gebeugt, er wirkt wie ein gebrochener Mann in seinem (Armani?)Anzug und den Lederschuhen.

Du bist eine feinfühlige und aufmerksame Leserin. Ich küsse dich mal eben dafür.

Ich hatte den Eindruck, er wäre gerne mit seinem Kollegen feiern gegangen, aber er kann nicht aus seiner Haut, weiß, dass er nach Hause muss, um sich mit seiner Frau anzuschweigen. (Oder in die Klinik zu fahren.)

Er hat sich ergeben. Kennt es vemutlich nicht anders (dazu die resignierte Bemerkung zum Kollegen) und fügt sich. Er ist still und seine Gefühle zeigen sich nur am Ende.

Allerdings sind die Kübel dann ja wieder auf der Terrasse, also weiß ich nicht recht, warum in der Garage jetzt kein Platz ist.

Er musste eine Spaziergang machen. Es passierte alles ungefähr zeitgleich. Beide agieren im Unwetter.

Ich les hier ganz viel zwischen den Zeilen, in kleinen Gesten, z.B., dass er, ohne sie zu beachten, gleich zum Nest geht. Das ist dir wunderbar gelungen, finde ich, denn es zeigt dieses trostlose Schweigen, dass zwischen den beiden herrscht.

Och du, Chai. Genau so habe ich’s mir gewünscht. Nimm dir ein Stück Kuchen.

Zu den Zeitformen haben ja schon andere was gesagt, das hat mich auch verwirrt.

Ich bin schon eine ziemliche Umstandskrämerin. Entschuldige, ich arbeite dran - nicht so tüchtig aber beständig.

Bin gespannt, was dir als Nächstes einfällt.

Okay - ich freu mich auf dich (du bist sicher auch fleißig - ich brauche ((Lese-))Stoff aus Indien ;) )

Lieber Gruß und vielen Dank für deine Eindrücke, Kanji

Hej felixreiner,

Ich komme mit dir überein, dass es meine Absicht war, so schnell und vage genug den Text mit seinem gesamten Inhalt anklingen zu lassen. Dass du es erwähnst, freut mich ungemein.

Deine Wortschöpfung für den Titel deutet die gewünschte Diskrepanz sowohl der Personen zueinander an, als auch deren Handlungen und Gedanken, die mir am Herzen lag. Ihr inneres Aufbäumen, ihre Zerrissenheit, sich einerseits den Maßstäben ihrer Umgebung anzupassen, und die flüchtigen Anzeichen ihrer halbherzigen Ablehnung, die sie als solche (noch) gar nicht erkennen, dagegen vage anzudeuten.
In der Kürze dieser Geschichte war es mir ein Anliegen, eine Einheit zu schaffen, du nennst es einen „geschlossenen Kreis“. Und wieder liegst du richtig, denn abweichend von meiner üblichen Gefühlsduselei, wollt ich hier zeigen/sagen, was sowieso schon eindeutig ist und das, was in ihnen ein Aufbegehren andeutet, wie ein aufkommendes Unwetter, im Nebel bleibt.

Ich machte es mir nicht leicht (leider hab ich da wohl im Geraffel meiner eigenen Ordnung alle Regeln der Zeiten verwirbelt), also es machte es mir nicht leicht. Ich werde mich um die Grammatik kümmern.

Ich bin froh, dass du entgegen deiner Grundsätze, mir zu einem veränderten Satz zum Schluss rätst, den ich gerne annehme, weil er von der Andeutung gut passt. Danke dafür.

Einen schönen Sommertag und freundlicher Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Kanji,


ein interessanter Text, der eine Menge andeutet, zum Interpretieren einlädt - gefällt mir.
Ich erlaube mir nachfolgend, ein paar meiner Gedanken, die der Text in mir ausgelöst hat, mit dir zu teilen.

Ich spüre eine Leere in der Frau, die sie krampfhaft zu füllen sucht. Haus, erfolgreicher Mann, Wohlstand, exotische Urlaube (Statussymbole?). Und doch reicht all das nicht aus. Das sind äußere Dinge, nichts, das sie für sich selbst verbuchen könnte. Kompensationen. Nicht mal Kinder bekommt sie hin; wohl aber die Nachbarn. Dafür sind die Pflanzen üppiger, die Töpfe größer, die Urlaubsziele weiter als bei diesen. Schöner, reicher, sie ist aufmerksamer, fürsorglicher. Eine Depression liegt in der Luft. Auch die reichste Blütenpracht in Impruneta-Töpfen wird vergehen.
Eine Frau voller Komplexe, wie mir scheint. Was tut sie, um Minderwertigkeitsgefühle zu überwinden? Was hat sie für Ideale? Ja, sie scheint kompensieren zu wollen, gibt sich fixen Ideen hin, Erlösungsstrategie: Kind. Ich fürchte, auch ein erfolgreicher Besuch im Gynaekologicum wir ihr nicht helfen. Ein Kind wird nur vorübergehende Erlösung versprechen, bevor sich wieder innere Leere breitmachen wird.
Ich glaube, ihr Mann spürt (noch unbewusst), dass was zwischen ihnen steht, das er kaum beeinflussen können wird. Glücklich wirkt er nicht. Wie ein Co-Abhängiger versuchte er aber den Wünschen der Betroffenen zur Erfüllung zu verhelfen, in der Hoffnung auf Heilung, Besserung, auch in Folge um seiner selbst und der Ehe insgesamt.

*Eine Co-Abhängigkeit kann in drei Phasen verlaufen:

- In der Beschützerphase erfährt der Suchtkranke besondere Zuwendung und Mitgefühl in der Hoffnung, er könne seine Sucht aus eigener Kraft überwinden.
- In der Kontrollphase übernehmen die Bezugspersonen die Aufgaben und Probleme des Süchtigen, wodurch sie die Sucht gegenüber dritten Personen verdecken.
- Die Anklagephase ist durch zunehmende Aggression und Verachtung dem Kranken gegenüber geprägt. Am Ende kann eine vollständige Hilflosigkeit der Co-Abhängigen entstehen.

*Wikipedia

Irgendwie passt das für mich zum Mann, der sich vermutlich noch in der Beschützerphase befindet oder schon Richtung Kontrollphase. Ich fürchte, irgendwann wird er sich in der Anklagephase wiederfinden, verzögert zwar, sollte sich der Kinderwunsch erfüllen, aber ja, vermeiden wird sich das kaum lassen, es sei denn, Obsession und Kompensationsverhalten, Komplex gesteuertes Verhalten wird (professionell) aufgearbeitet.

Kann natürlich sein, dass ich viel zuviel in den Text hinenindichte, aber: so what! Macht Spaß und deine Geschichte lädt mich einfach dazu ein.

(Nur ein bisschen) Textkram:

Taubeneigroße Hagelkörner springen auf dem Rasen umher und sie denkt dabei an ausgelassene Kinder.
Okay, im Kontext passt das schon irgendwie. Aber gleich zu Beginn - als Einführung - fand ich den Bezug: "springende Hagelkörner" zu "ausgelassenen Kindern" doch etwas weit hergeholt. Ich glaube, mir wäre schon geholfen, wenn du dieses Wörtchen eliminieren würdest, wenn die zwei Dinge einen loseren Bezug hätten, indem sie einfach nebeneinander stehen würden.

Windböen huschen durch die Stauden, drücken sie auseinander, als wäre jemand hineingefallen, der unsichtbar ist.
Für mich passt die huschende Windbö inmitten des Unwetterszenarios nicht so recht. Eine durch die Stauden preschende, jagende, peitschende, fände ich treffender. Dann würde ich auch was Stärkeres als "drücken" suchen und zu guter Letzt, das Anhängsel: "der unsichtbar ist" rausschmeißen.

Vom Fenster aus sieht sie, wie der Regen auf den Granitsteinen Blasen schlägt.
Da eben noch Hagel runterkommt, würde ich auf den Wechsel auch eingehen.
Vorschlag: Vom Fenster aus sieht sie, wie der Hagel in Regen übergeht und Blasen auf den Granitsteinen schlägt.

Den gesamten Morgen ist sie immer wieder mit prüfendem Blick in den Vorgarten gelaufen.
"Am Morgen ist sie immer wieder" reicht auch, meine ich.

Es gab eine Zeit, da hasste sie diese Vögel, die ihre Brut zurückließen, nur um sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Das ist schon interessant, dass sich da was geändert hat. Vielleicht ist der innere Kampf ja doch noch nicht verloren bei deiner Prota :).

der meterhohen Engelstrompete
Klingt für mich nach mindestens drei Metern. Ich weiß, die Dinger können groß werden, aber so groß? In unseren Breiten? Während sie runtergeschnitten in Kellern, Garagen überwintern müssen?

wobei man ihren Gesichtsausdruck beinahe als trotzig bezeichnen könnte, wie sie die Augenbrauen über der Nasenwurzel zueinander zieht, und die Lippen spitz nach vorne schiebt, als wollte sie küssen.
Selbst das Küssen wirkt verkrampft, ich will gar nicht erst wissen, wie es erst im Schlafzimmer zugehen wird :).

Seit er befördert worden ist, variiert seine Arbeitszeit.
Brauchst du das mit der Arbeitszeit? Der Kollege hat ja auch Feierabend. Könntest die Beförderung auch mit dem Büro verquicken, das vielleicht größer geworden ist oder so.

schien die Sonne noch auf seinen Bildschirm. Nun war der Himmel beinahe gänzlich schwarz und es stürmte bereits. Und gerade als er überlegt, ob er es noch vor dem wohl einsetzenden Regenguss zum Auto schaffen würde, spricht ihn der Kollege an.
Ich finde, die Füllsel-Passage hier hebt sich unschön vom restlichen Text ab. Und zeitlich komme ich nicht ganz mit. Wolltest du den Mix?
Vorschlag: spiegelte sich die Sonne noch auf dem Bildschirm. Dann war der Himmel gänzlich schwarz und es stürmte. Und als er überlegte, ob er es vor dem einsetzenden Regenguss zum Auto schaffen würde, sprach ihn der Kollege an. Oder: spiegelte sich die Sonne noch auf dem Bildschirm. Nun ist der Himmel gänzlich schwarz und es stürmt (bereits). Und als er überlegt, ob er es vor dem einsetzenden Regenguss zum Auto schaffen wird, spricht ihn der Kollege an.

spricht ihn der Kollege an.
„Ach ja, herzlichen Glückwunsch zur …“, er zögert kurz, „Vermählung.“
Das liest sich so, als spräche der Kollege Glückwünsche aus.

„Komm. Auf ein Glas. Wer weiß, wie oft ich in den kommenden Jahren dazu noch Gelegenheit habe, spontan mit Kollegen einen zu trinken
Klingt unecht, konstruiert.

... spricht der Mann vorausschauend.
...
Kopfschüttelnd schaut ihm der Kollege hinterher und sieht, wie er in gebeugter Haltung, die Tasche schützend vor dem Regenguss über dem Kopf, zu seinem Auto läuft.
Bislang dachte ich, du hättest nur die Perspektive gewechselt bei neutralem oder personalem Erzähler. Jetzt lausche ich eher einem auktorialen, den ich nicht bräuchte. Lese das auch nur hier so. Kannst ja mal darüber nachdenken, ob du das wirklich so haben möchtest.


Sodele, viel ist's nicht, das ich anzumerken habe. Hat mir gefallen, Kanji, ein stilles Drama, viel Unausgesprochenes, das zum Nachdenken anregt. Sprachlich schön umgesetzt.


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 

Hallo Kanji,

ich habe mittlerweile wirklich einige deiner Geschichten gelesen, nicht alle, leider muss man ja diese ganzen unötigen Dinge zwischendurch tun, arbeiten, schlafen ... du weißt schon.
Sie gefallen mir alle, was auch sicher mit an den Themen liegt, die du so wählst, wie auch bei dieser Geschichte.

Diese Korrektur von Fehlern kann ich leider nicht so gut, wenn es nicht gerade so ganz grob fahrlässig ist, fällt es mir beim Lesen einfach nicht auf und die Kommas und ich pflegen nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis. Dazu nur eines dieser Satz

"Dadurch hat sie rechtzeitig die dunkel aufziehenden Wolken bemerkt, sogleich auf die drückende Luft, die einem Gewitter oftmals vorausgeht, reagiert, möglicherweise noch bevor so mancher Vogel die höchsten Bäume und auch das Nest verlassen hatte, um sich selbst vor dem Blitz zu schützen."

Da kam ich echt in schleudern ... musste ich dann erst mal auseinander sortieren.

Ich möchte das Verhalten der Frau gar nicht so hart bewerten. Wenn man sich so sehr ein Kind wünscht und es klappt nicht ... ich denke das ist verdammt hart. Alles was sie an Liebe und Fürsorge in sich trägt und gerne geben würde, überträgt sie auf die Pflanzen, versucht ihrem Leben dadurch den. Sinn zu verleihen. Das sie dabei in solche Extreme verfällt, zeigt mir eigentlich nur, wie groß der Kummer ist.

Er lenkt sich anders ab. Im ersten Moment dachte ich, sie wäre das mit den Vögeln gewesen, sie redet ja am Anfang über ihre Wut ... vielleicht ja auch auf ihren Mann.
Ich glaube er ist bereits an dem Punkt, sich mit dem Gedanken anzufreunden, es sollte halt nicht sein. Ihm wird mehr und mehr bewusst, das Leben zieht an ihnen vorbei, sie nehmen kaum noch daran Teil. Ich möchte auch an dieser Stelle über keinen von beiden urteilen. Ich glaube auch nicht, dass Männer keinen so sehnlichen Wunsch nach einem Kind haben können, doch ich glaube, sie als Frau erlebt das intensiver.

Ich glaube er hat auch nicht völlig unrecht, sie müssen ihrem Leben wieder gemeinsam Dinge geben, die glücklich machen, nicht jeder für sich, denn sie beginnen aneinander vorbei zu leben.
Sein Verhalten sagt mir aber eigentlich, da ist noch was, er ist eben nach Hause gefahren und nicht mitgegangen.
Er verliert kein Wort über die Kübel und sucht ewig einen Parkplatz. Irgendwie zeigt das doch, dass er sie lieb hat.
Vielleicht weiß er einfach nicht was er machen soll.

An solche. Dingen zerbrechen Beziehungen oft, aber ich wünsche mir wie meist ein Happy-End, reicht ja das es die im echten Leben meist schon nicht gibt oder?

Traurig aber schön, deine Geschichte.

Liebe Grüße
Charly

 

Hej hell,

Es ist ja so, dass du dir tatsächlich mit deiner diplomatischen Kompetenz nahezu alles erlauben kannst. ;)

Ich erlaube mir nachfolgend, ein paar meiner Gedanken, die der Text in mir ausgelöst hat, mit dir zu teilen.

Insbesondere selbstverständlich sehr gerne deine Gedanken mit mir zu teilen. Es gibt nahezu kaum etwas Schöneres. :shy:

Was du über die beiden in pathologischer Sicht denkst, habe ich in der Form nicht berücksichtigt, weil ich gar nicht wusste, dass es das gibt. In der Symptomatik ja schon, natürlich, aber als Befund eher nicht. Sehr traurige Angelegenheit, weil damit ja wohl kaum jemand zum Arzt gehen würde.
Die unfreiwillige Kinderlosigkeit ist wohl auch eher ein Nebenprodukt eines weitaus größeren Problems, vermute ich. Aber ich habe schon sehr viel dazu gesagt, mehr als ich mir immer vornehme zu sagen.
Ich habe eben mit so einem bisschen Text nicht den Einfluss, wie er für alle Leser zu lesen/erfahren ist.

Kann natürlich sein, dass ich viel zuviel in den Text hinenindichte, aber: so what! Macht Spaß und deine Geschichte lädt mich einfach dazu ein.

Ich denke nicht, dass es zu viel ist, nur analytischer formuliert als ich es in der Geschichte zeigen konnte. Du weißt wohl auch, wie wunderbar es sich anfühlt, wenn man bei dem Leser Spaß auslöst, sich mit dem Inhalt (oder Form) zu beschäftigen.

Taubeneigroße Hagelkörner springen auf dem Rasen umher und sie denkt dabei an ausgelassene Kinder.
Okay, im Kontext passt das schon irgendwie. Aber gleich zu Beginn - als Einführung - fand ich den Bezug: "springende Hagelkörner" zu "ausgelassenen Kindern" doch etwas weit hergeholt. Ich glaube, mir wäre schon geholfen, wenn du dieses Wörtchen eliminieren würdest, wenn die zwei Dinge einen loseren Bezug hätten, indem sie einfach nebeneinander stehen würden.

Du wirst es vielleicht glauben, möglicherweise nicht, aber mit diesem Gedanken habe ich oft gespielt. Es raus- und reingesetzt. Ursprünglich (so als er im Guss entstanden ist) war er viel viel länger. Dann nahmen die Wortkrieger auf meiner Schulter Platz und zückten ihre Rotstifte. Das „dabei“ war ein letzter umstrittener Kandidat, dabei ging es mir weniger darum, es zu weit herzuholen, ich wollte so früh wie möglich in alle Wunden stechen, sondern ich wollte weiter von der Protagonistin weg, den Bezug noch abstrakter lassen. Nun fliegt es, das kleine dabei.

Für mich passt die huschende Windbö inmitten des Unwetterszenarios nicht so recht. Eine durch die Stauden preschende, jagende, peitschende, fände ich treffender. Dann würde ich auch was Stärkeres als "drücken" suchen und zu guter Letzt, das Anhängsel: "der unsichtbar ist" rausschmeißen.

Oh super, das stimmt. Viel zu lasch. Ich nehme … die Nummer Drei. Und ach, ich fand den Unsichtbaren so nett, sollte es doch ihre Vorstellungskraft verdeutlichen. Ich denke noch mal darüber nach. Danke.

Da eben noch Hagel runterkommt, würde ich auf den Wechsel auch eingehen.
Vorschlag: Vom Fenster aus sieht sie, wie der Hagel in Regen übergeht und Blasen auf den Granitsteinen schlägt.

Ich mag deine Vorschläge. Den auch.

Den gesamten Morgen ist sie immer wieder mit prüfendem Blick in den Vorgarten gelaufen.
"Am Morgen ist sie immer wieder" reicht auch, meine ich.
Ich dachte, es würde sie … hektischer … zeigen. :hmm:

Es gab eine Zeit, da hasste sie diese Vögel, die ihre Brut zurückließen, nur um sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Das ist schon interessant, dass sich da was geändert hat. Vielleicht ist der innere Kampf ja doch noch nicht verloren bei deiner Prota .

Schön, dass es dir auffällt. Ich wollte damit ihre Zweifel andeuten, einen Anflug von Reflexion. :kuss:

der meterhohen Engelstrompete
Klingt für mich nach mindestens drei Metern. Ich weiß, die Dinger können groß werden, aber so groß? In unseren Breiten? Während sie runtergeschnitten in Kellern, Garagen überwintern müssen?

Furchtbar, nicht wahr? Tatsächlich erreichen die bei guter Pflege und Rückschnitt - davon gehen wir bei der umtriebigen Frau mal aus - bis zu fünf Metern erreichen. True story.

Selbst das Küssen wirkt verkrampft, ich will gar nicht erst wissen, wie es erst im Schlafzimmer zugehen wird .

Gut, dass ich es uns erspart habe, nicht wahr?

Brauchst du das mit der Arbeitszeit? Der Kollege hat ja auch Feierabend. Könntest die Beförderung auch mit dem Büro verquicken, das vielleicht größer geworden ist oder so.

Gut. Ich versuch das besser.

Ich finde, die Füllsel-Passage hier hebt sich unschön vom restlichen Text ab. Und zeitlich komme ich nicht ganz mit. Wolltest du den Mix?
Vorschlag: spiegelte sich die Sonne noch auf dem Bildschirm. Dann war der Himmel gänzlich schwarz und es stürmte. Und als er überlegte, ob er es vor dem einsetzenden Regenguss zum Auto schaffen würde, sprach ihn der Kollege an. Oder: spiegelte sich die Sonne noch auf dem Bildschirm. Nun ist der Himmel gänzlich schwarz und es stürmt (bereits). Und als er überlegt, ob er es vor dem einsetzenden Regenguss zum Auto schaffen wird, spricht ihn der Kollege an.

Okay. Die Füllsel sind verzichtbar. Das Zeitengeraffel war schon im Hirn zurechtgefuchst, aber frag mich nicht mehr wie das zustande kam, und weil es eben alle alle Leser nervt, muss ich noch mal was dagegen tun und dein Vorschlag ist (wieder mal) extrem hilfreich.

spricht ihn der Kollege an.
„Ach ja, herzlichen Glückwunsch zur …“, er zögert kurz, „Vermählung.“
Das liest sich so, als spräche der Kollege Glückwünsche aus.

Ja, Novak fands auch unübersichtlich. Ich kümmere mich drum.

„Komm. Auf ein Glas. Wer weiß, wie oft ich in den kommenden Jahren dazu noch Gelegenheit habe, spontan mit Kollegen einen zu trinken“
Klingt unecht, konstruiert.

Ich muss wohl öfter mal unter „Kollegen“ gehen und genau zuhören. linktofink fands auch nur mittelprächtig.

... spricht der Mann vorausschauend.
...
Kopfschüttelnd schaut ihm der Kollege hinterher und sieht, wie er in gebeugter Haltung, die Tasche schützend vor dem Regenguss über dem Kopf, zu seinem Auto läuft.
Bislang dachte ich, du hättest nur die Perspektive gewechselt bei neutralem oder personalem Erzähler. Jetzt lausche ich eher einem auktorialen, den ich nicht bräuchte. Lese das auch nur hier so. Kannst ja mal darüber nachdenken, ob du das wirklich so haben möchtest.

Mäst. :sick: Voll verpeilt. Ich teste das mal, wie ich das eleganter mach.

ein stilles Drama, viel Unausgesprochenes, das zum Nachdenken anregt.

Oh hell yeah, das ist, was ich wollte.

Mehr als ein herzliches Dankeschön oder Merci, wie es für dich schöner klingt, wird’s auf diese Weise nicht.
Aber ich hänge noch einen freundlichen Gruß mit dran, Kanji


Hej Charly1406

danke, dass du hier bist und dich mit dem Text befasst hast, vor allem, mir erzählst, was dir auffällt.

ich habe mittlerweile wirklich einige deiner Geschichten gelesen

Hey, das ist aber nett. Die Auswahl hier ist wirklich enorm und vielfältig. Ich lese auch gerne welche, die ich sonst umgehen würde. Fantasy zum Beispiel oder SF. Ach, eigentlich querbeet. Man muss sich ja … ausgewogen ernähren. ;)

Diese Korrektur von Fehlern kann ich leider nicht so gut, wenn es nicht gerade so ganz grob fahrlässig ist, fällt es mir beim Lesen einfach nicht auf und die Kommas und ich pflegen nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis.

Das spielt bei einem Kommentar keine große Rolle. Jeder gibt, was er kann und möchte. Nicht jeder einzelne kann und will ja alles abdecken.

"Dadurch hat sie rechtzeitig die dunkel aufziehenden Wolken bemerkt, sogleich auf die drückende Luft, die einem Gewitter oftmals vorausgeht, reagiert, möglicherweise noch bevor so mancher Vogel die höchsten Bäume und auch das Nest verlassen hatte, um sich selbst vor dem Blitz zu schützen."

Da kam ich echt in schleudern ... musste ich dann erst mal auseinander sortieren.


Tut mir leid, ich mag lange Sätze manchmal recht gerne - ich weiß aber auch, dass sie nicht so en vogue sind.

Ich möchte das Verhalten der Frau gar nicht so hart bewerten. Wenn man sich so sehr ein Kind wünscht und es klappt nicht ... ich denke das ist verdammt hart.

Süß von dir. Und du hast sicher recht. Die hier scheint sich aber irgendwie daran zu verbeißen, denk ich und ein Kind, wenns mal da ist, ist ja nun auch kein Garant für … Lebenserfüllung, oder sollte es nicht sein, der kleine Wurm.

Er verliert kein Wort über die Kübel und sucht ewig einen Parkplatz. Irgendwie zeigt das doch, dass er sie lieb hat.

Ach, Charly. Ich freue mich sehr, wie viele Gedanken du dir zum Text machst und dass du ihn und die beiden so sehen kannst. Vielleicht hast du recht und ich irre mich. Oder wir beide und es ist von allem etwas in ihnen.

An solche. Dingen zerbrechen Beziehungen oft, aber ich wünsche mir wie meist ein Happy-End, reicht ja das es die im echten Leben meist schon nicht gibt oder?

Traurig aber schön, deine Geschichte.


Und weißt du was? Das Schöne an Geschichten ist eben ein offenes Ende. Wenn du die Geschichte weiterschreiben würdest, könnte ich mir denken, die kriegen ihr Wunschkind und gleich noch eins danach, weil sie jetzt beide entspannt sind, und die Frau ist happy und der Mann, weil seine Frau nun endlich zufrieden ist, und die Kinder sind gesund und munter und toben wie die Wirbelstürme durch Haus und Garten.

Ich danke dir vielmals für deine investierte Zeit, zu lesen und zu kommentieren. Ich bin jedenfalls glücklich, zu wissen, was du denkst.

Lieber Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kanji,

beim zweiten Lesen schreibe ich einfach mal mit, was mir auffällt.

Windböen huschen durch die Stauden, drücken sie auseinander, als wäre jemand hineingefallen, der unsichtbar ist.

Das Fettmarkierte reißt mich raus. Finde ich unnötig.

Für einige der Nachbarn mag dieses Naturereignis aus dem Nichts gekommen sein, andere mögen es nicht einmal bemerkt haben, so schnell zog es vorüber.

Also ich bin mir jetzt nicht sicher, aber irgendwie liest sich das komisch. Müsste da nicht das Präsens hin?

Dadurch hat sie rechtzeitig die dunkel aufziehenden Wolken bemerkt, sogleich auf die drückende Luft, die einem Gewitter oftmals vorausgeht, reagiert,

Der Zusatz kann weg. Ich denke, dieser Umstand sollte jedem klar sein.

wobei man ihren Gesichtsausdruck beinahe als trotzig bezeichnen könnte,

Ich mag man-Formulierungen nicht. Ich frage mich dann immer: Wer ist "man"? Fang doch hier lieber nen neuen Satz an und mach sowas wie: "Ihr Gesichtsausdruck wirkt beinahe trotzig ... " (wobei mir das "beinahe" auch nicht so gefällt. Da frag ich mich nämlich, was die Vorstufe von trotzig sein könnte).

als wollte sie küssen.

Hier fehlt mir ein Akkusativobjekt. Zum Küssen braucht's ja normalerweise wenigstens zwei. Ohne Objekt klingt's falsch find ich.

Nun war der Himmel beinahe gänzlich schwarz und es stürmte bereits.

Müsste ins Präsens.

Wenn das auch dort wieder nicht funktionieren sollte, würden sie den kommenden Urlaub am Wörthersee verbringen, der ihn ein Vermögen kostete.

kostet

„Komm. Auf ein Glas. Wer weiß, wie oft ich in den kommenden Jahren dazu noch Gelegenheit habe, spontan mit Kollegen einen zu trinken“, spricht der Mann vorausschauend und schlägt dem Eingeladenen aufs Schulterblatt.

Das Adverb finde ich überflüssig.

So, eines merke ich: Ich komme mit deinen Zeiten nicht zurecht. Soll nicht heißen, dass du die Zeiten falsch einsetzst (obwohl es mir in einzelnen Fällen, die ich mitunter oben angemerkt habe, so vorkommt), aber irgendwie find ich das alles recht wirr. Du springst da hin und her, häufig kommt noch der Konjunktiv dazu, das macht es mir schwer, der Erzählung zu folgen. Man kann ja ruhig durch die Zeiten springen, auf vorangegangene Ereignisse zurückschauen, zukünftige andeuten, auch bewusst Verwirrung stiften damit, aber in sprachlicher Hinsicht sollte das ganze doch klar bleiben, denke ich. Da besteht Verbesserungspotential, aus meiner Sicht jedenfalls.

Ansonsten hatte der Text irgendwie was. Mir gefällt, wie du das emsige Treiben der Frau im Garten beschreibst, und alles nur wegen eines kurzen Unwetters. Das wirkt schon recht manisch. Überhaupt konzentriert sie sich vielleicht etwas zu sehr auf den Garten. Overcompensation für fehlendes Kindesglück?

Als ich zu dem Abschnitt mit dem Mann im Büro kam, dachte ich, das wird jetzt so eine Gegenüberstellung. Frau naturverliebt, hegt den Garten (nagut, wie natürlich ist schon ein Garten, vor allem wenn man so dermaßen darauf versessen ist, ihn im Stand zu halten?), Mann in der trostlosen Bürolandschaft, der für das Geld sorgen muss. Aber am Ende scheint er mir naturverbundener als sie, und so ist er mir auch sympathischer. Da schwingt so eine Traurigkeit mit, als er das zerstörte Vogelnest entdeckt. Damit erscheint er mir authentischer als seine Lebensgefährtin, die vorher alles, was ihr wichtig war, in Sicherheit gebracht hat. Und so ist der Schaden für sie eben auch nur "halb so wild", denn ihre Hälfte hat ja nichts abbekommen.

So eigensinnig wie sie am Ende erscheint, muss man sich vielleicht auch fragen, ob die beiden auf Dauer überhaupt glücklich sein können, ob ein Kind das richtige für sie ist. Vielleicht meint das Schicksal es ja gut mit ihnen, indem es ihnen ein Kind verwehrt, wer weiß.

Ja, auf eigentümliche Art mag ich deine Geschichte. Da steckt irgendwie etwas trauriges und geheimnisvolles drin. Und die Sprache unterstützt das sehr gut, hat was poetisches. Dadurch werden Gefühle transportiert, ohne dass sie groß thematisiert werden müssten. Funktioniert sehr gut, finde ich. Nur der Gebrauch der Zeitformen, damit tu ich mich schwer, da würde ich nochmal ansetzen.

Gerne gelesen.

Liebe Grüße
Mix

EDIT: Ich sehe gerade, während ich an meinem Kommentar geschrieben habe, hast du wohl eine neue Version hochgeladen. Das ist jetzt natürlich ungünstig. Hab das jetzt nur überflogen, aber du scheinst schon an der Sache mit den Zeiten gearbeitet zu haben. Dann ist jetzt wahrscheinlich einiges von meinem Kommentar redundant.

 

"Schon eure Zahl ist frevel ..." Stefan George​

„Alles halb so wild, nicht wahr?“, hört er seine Frau vom Haus her rufen.
Da hat er schon das zerrupfte Nest des kleinen Fitis an der Wasseroberfläche gefunden. Eine Windböe muss den Weidenstrauch am Ufer durchgerüttelt und es fortgerissen haben.
Nun gäbe es in diesem Sommer fünf kleine Sänger weniger, die seinen Garten mit ihrem Gesang erfüllen würden.

Ja, gestern schon kopiert, komm ich jetzt erst dazu, Deinen kleinen Text zu besprechen und vorher noch mit der geänderten Fassung verglichen (ich hoff' dass nix veraltetes übriggeblieben ist). Nicht, weil ich keine Zeit gehabt hätte heute früh, sondern weil ich bis dahin nicht einordnen konnte, wie die Hilfsverben wieder die Oberhand gewinnen und somit zur zur Partizipienreiterei führen konnten, oft verbunden mit Satzkaskaden kleist'schen Ausmaßes (wie mein Konstrukt selbst hier), ein Mann, dem das Unglück geradezu ein ständiger Begleiter war,

liebe Kanji.

Mein Gedanke von gestern, sollte Biografisches (incl. des schon kolportageartig wirkenden siebenten Jahres) in den Text eingeflossen sein, abgearbeitet werden ...?

Allein, die Flut ist eingedämmt, aber dennoch meine ich, die zuvorgestellte Frage stehen lassen zu müssen.

Ich hoffe, nicht, aber schon hier beginn ich anders als der Rest der Welt, denn ist es nicht so, dass wir in Zeiten leben, da das Wünschen (vermeintlich) wieder helfen kann, der Konsumismus quasi von den Wünschen lebt, Marketing und PR weniger Eigenschaften als (oft leere) Versprechen bewirbt? "Kinderwunschklinik" klingt danach, wobei das Unwetter, mit dem die Geschichte beginnt und mit dessen Folge es im eingangs zitierten Ende schließt, mich an die Prognosen von vor ca. 50 Jahren des Clubs of Rome zu den Grenzen des Wachstums erinnert, wobei der Mensch wenig vernunftgeleitet, sondern wie der Heuschreck Flächen ausbeutet und gleich Nomaden weiterzieht zur nächsten Weide ... um sich über den Klimawandel zu wundern und statt zu versuchen, ihn zu verhindern, nach technischen Möglichkeiten zu suchen, die Gefahr zu meistern. Aber das will ich eigentlich gar nicht sagen und erst recht nicht, dass unsere Zahl von fast acht Mrd. den eigentlichen Heuschreck verursacht ... Und doch ist daran zu erinnern.

Von den vordem größeren Haufen an Änderungsvorschlägen ist allein ein Komma geblieben, wo ich nach einem ähnlichen Fall gewettet hätte, der wäre auch behoben, hier nämlich

Für jede Pflanze in diesen kostbaren Töpfen besorgt sie im zeitigen Frühjahr einen speziell angemischten Dünger, misst den ph-Wert der Blumenerde regelmäßig[...] und beobachtet im Herbst die Nachttemperaturen penibel auf Frost.
(gleichrangige Sartzteile) und zuletzt noch eine kleine Flüchtigkeit des gedoppelten sich
Auf diese Weise müht sich sie sich seit sieben Jahren.

Es ist eine nahezu andere, auf alle Fälle nicht nur verbesserte, sondern bessere Fassung geworden,

findet der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Novak,

ich verstehe dich gut und denke darum geht es einzig und allein. Ich nehme zur Kenntnis, dass du von mir erdachte Bilder und Formulierungen nicht liest wie ich.
Sieh es mir nach, wenn ich jetzt nicht erneut auf deine Hinweise eingehe, denn es würde sich für mich wie eine Verteidigung anfühlen oder als würde ich dich überreden wollen, es so zu lesen, wie du es eben aufgrund meiner Sprache nicht kannst. ;)
Auf deine Vorschläge, die ich weitestgehend annehme und auch bereits angewendet habe, habe ich dir ja geantwortet. Alles andere kann ich nicht bieten, egal wie rund, gut gewichtet und besser die Geschichte dann wäre. Aber das vermutetest du ja auch schon. Ich habe von deinem Buffet genommen, was mir schmeckt. So war ja auch der Plan.
Dass du dich bemühst, aus dem Text einen besseren machen zu wollen, viel Zeit und hoffentlich nicht zu viele Nerven investierst, rechne ich dir hoch an. Danke noch einmal dafür.
Mit der Wörterbörse hadere ich noch etwas (nicht, dass ich beginne auf meine alten Tage stur zu werden - das gefiele mir gar nicht ;)). Ich werde mich aber damit befassen. Schon dir zuliebe.

Hab noch schöne Sommertage und herzlichen Dank, Kanji


Hej Mix,

gut, dass du hier bist.

Windböen huschen durch die Stauden, drücken sie auseinander, als wäre jemand hineingefallen, der unsichtbar ist.
Das Fettmarkierte reißt mich raus. Finde ich unnötig.
hell schlug das auch vor und ich vertraue euch mal. Weg damit. Aus dem friedlichen „huschen“ ist hellseidank auch ein zerstörerisches „peitschen“ geworden. Du hast leider noch die unbearbeitete Version zur Grundlage deiner Kritik genommen. (es aber noch bemerkt. Danke.)

Für einige der Nachbarn mag dieses Naturereignis aus dem Nichts gekommen sein, andere mögen es nicht einmal bemerkt haben, so schnell zog es vorüber.
Also ich bin mir jetzt nicht sicher, aber irgendwie liest sich das komisch. Müsste da nicht das Präsens hin?

Ich dachte auch immer hin und her. Guckt sie noch, während sie das denkt, oder ist bereits vorüber … ich denke weiter

Dadurch hat sie rechtzeitig die dunkel aufziehenden Wolken bemerkt, sogleich auf die drückende Luft, die einem Gewitter oftmals vorausgeht, reagiert,
Der Zusatz kann weg. Ich denke, dieser Umstand sollte jedem klar sein.

True story.

wobei man ihren Gesichtsausdruck beinahe als trotzig bezeichnen könnte,
Ich mag man-Formulierungen nicht. Ich frage mich dann immer: Wer ist "man"? Fang doch hier lieber nen neuen Satz an und mach sowas wie: "Ihr Gesichtsausdruck wirkt beinahe trotzig ... " (wobei mir das "beinahe" auch nicht so gefällt. Da frag ich mich nämlich, was die Vorstufe von trotzig sein könnte).

Hätte ich auch gesagt - hab es wohl aus Faulheit geschrieben, weil schon vorher über anderes wundgedacht, denk ich. Vorstufe von trotzig ist ... hier ... na ... keine Ahnung.
Ändere ich.

als wollte sie küssen.
Hier fehlt mir ein Akkusativobjekt. Zum Küssen braucht's ja normalerweise wenigstens zwei. Ohne Objekt klingt's falsch find ich.

done - sie küsst die Pflanzen (natürlich)

Wenn das auch dort wieder nicht funktionieren sollte, würden sie den kommenden Urlaub am Wörthersee verbringen, der ihn ein Vermögen kostete.
kostet

Dachte an den Konjunktiv, den ich mit „würde“ umgehen wollte, aber egal. Geändert. Klingt so besser.

„Komm. Auf ein Glas. Wer weiß, wie oft ich in den kommenden Jahren dazu noch Gelegenheit habe, spontan mit Kollegen einen zu trinken“, spricht der Mann vorausschauend und schlägt dem Eingeladenen aufs Schulterblatt.
Das Adverb finde ich überflüssig.

Ist entfernt.

So, eines merke ich: Ich komme mit deinen Zeiten nicht zurecht. Soll nicht heißen, dass du die Zeiten falsch einsetzst (obwohl es mir in einzelnen Fällen, die ich mitunter oben angemerkt habe, so vorkommt), aber irgendwie find ich das alles recht wirr.

Ich versuche peu à peu, zu entwirren, ist mir doch auch das Hirn verknotet. Zum Glück, gab es schon von Novak und hell direkte Vorschläge. Ich hab mal Glück.

Da besteht Verbesserungspotential, aus meiner Sicht jedenfalls.

Mit mehr Wissen, weniger auf Bauch und Hirn verlassen, vielleicht.

Mir gefällt, wie du das emsige Treiben der Frau im Garten beschreibst, und alles nur wegen eines kurzen Unwetters. Das wirkt schon recht manisch. Überhaupt konzentriert sie sich vielleicht etwas zu sehr auf den Garten. Overcompensation für fehlendes Kindesglück?

Und mir gefällt, wie du daran denkst. Manisch - genau das war mein Antrieb zu zeigen. Wenn ein Leser es so sieht, reicht mir das schon mal. Bin bescheiden.
Kompensation wegen des fehlenden Kindes auch, ich habe das Paar insgesamt gesehen und sie als “Gesamtkopie" gesehen. Ab einem gewissen Punkt denken die nicht mehr, was sie wollen, sondern tun, was „getan werden muss“; ganz zart, hin und wieder zweifelt sie daran, ob sie ein brütender Vogel sein will, lässt den Gedanken nicht reifen, sondern wird vorher hyperaktiv. Aus welchen Gründen auch immer (die liegen aufgelistet in meinem Notizbuch und fanden keinen Platz ;))

… Mann in der trostlosen Bürolandschaft, der für das Geld sorgen muss. Aber am Ende scheint er mir naturverbundener als sie, und so ist er mir auch sympathischer. Da schwingt so eine Traurigkeit mit, als er das zerstörte Vogelnest entdeckt. Damit erscheint er mir authentischer als seine Lebensgefährtin, die vorher alles, was ihr wichtig war, in Sicherheit gebracht hat. Und so ist der Schaden für sie eben auch nur "halb so wild", denn ihre Hälfte hat ja nichts abbekommen.

Und hier kommt ein weiterer Gedanke zum Tragen, den Lani und Friedrichard anklingen ließen: Konsumierung von Dingen, die man als nötig erachtet, wenn man „erwachsen“ ist und mit den Nachbarn mithalten will, die kostbaren kleinen Dinge unwichtig und „halb so wild“ sind, wenn sie verloren gehen. Ich flippe in diesem Sommer regelmäßig kurz aus, wenn ein nicht weißer Schmetterling an mir vorbeiflattert, denn das ist auffällig. Weiße Falter und nicht ein bunter. Im letzten Jahr sah ich zumindest Zitronenfalter. :(

Vielleicht meint das Schicksal es ja gut mit ihnen, indem es ihnen ein Kind verwehrt, wer weiß.

:kuss:

Ja, auf eigentümliche Art mag ich deine Geschichte. Da steckt irgendwie etwas trauriges und geheimnisvolles drin. Und die Sprache unterstützt das sehr gut, hat was poetisches. Dadurch werden Gefühle transportiert, ohne dass sie groß thematisiert werden müssten. Funktioniert sehr gut, finde ich. Nur der Gebrauch der Zeitformen, damit tu ich mich schwer, da würde ich nochmal ansetzen.

Sicher ahnst du nicht einmal, was du damit für einen Schub in mir ausgelöst hast. Einen Motivationsschub, der mal nicht mit Überschallgeschwindigkeit an mir vorbeizieht und bloß meine Haare wehen lässt, sondern mich mitreißt und alles Brauchbare in mir aufwirbelt. Mal gucken, was sich am Grund absetzt. ;)

Vielen Dank für deinen Besuch, Einsatz und Gedanken.

Freundlicher Gruß, Kanji

Hej Friedrichard, lieber Friedel,

Ich wage einen Beginn mit dem fortlaufenden Zitat desselben Dichters (Stefan George), weil du so schlau gewählt hast

Das gut was euch vor allem galt ist schutt.
Nur sieben sind gerettet die einst kamen
Und denen unsre kinder zugelächelt.
Euch all trifft tod. Schon eure zahl ist frevel.
Geht mit dem falschen prunk der unsren knaben
Zum ekel wird!

Und weil es - so herausgerupft - auf das Paar im Text vage passen könnte.

… deinen kleinen Text zu besprechen und vorher noch mit der geänderten Fassung verglichen

Danke schön, wie unermüdlich, nett und einfühlsam du bist. Herz

... oft verbunden mit Satzkaskaden kleist'schen Ausmaßes (wie mein Konstrukt selbst hier), ein Mann, dem das Unglück geradezu ein ständiger Begleiter war,

dann hör ich mal lieber auf mit Satzkaskaden, wenn es einen Zusammenhang geben sollte. (aber ich liebe sie so :confused:).

… sollte Biografisches (incl. des schon kolportageartig wirkenden siebenten Jahres) in den Text eingeflossen sein, abgearbeitet werden …?

Sorge dich nicht: frei von der Leber weg. Diese Geschichte ist frei.

Aber das will ich eigentlich gar nicht sagen und erst recht nicht, dass unsere Zahl von fast acht Mrd. den eigentlichen Heuschreck verursacht ... Und doch ist daran zu erinnern.

Und doch ist was Wahres dran - ähnlich wie im Kleinen mit diesem Paar im Text. Denn würden sie nicht so drauflosleben und -wünschen, sondern hin und wieder mal einhalten und checken, was es speziell für die beiden so eigentlich wirklich braucht im Leben, wären sie eventuell überrascht, wie sehr sie nicht bloß sich selber entlasten und nützen würden. :hmm:

Für jede Pflanze in diesen kostbaren Töpfen besorgt sie im zeitigen Frühjahr einen speziell angemischten Dünger, misst den ph-Wert der Blumenerde regelmäßig[...] und beobachtet im Herbst die Nachttemperaturen penibel auf Frost.
(gleichrangige Sartzteile) und zuletzt noch eine kleine Flüchtigkeit des gedoppelten sich

Du Findefuchs, danke schön

Es ist eine nahezu andere, auf alle Fälle nicht nur verbesserte, sondern bessere Fassung geworden,

findet der

Friedel


Und die Kanji dankt

 
Zuletzt bearbeitet:

Alles andere kann ich nicht bieten, egal wie rund, gut gewichtet und besser die Geschichte dann wäre.
Aber darum ging es doch nie. Du sollst doch nichts bieten!! Das wäre ja völlig unsinnig. Und um Verteidigen oder so gehts doch auch nicht. Ich bin grad etwas verdutzt, muss ich sagen. Aber das macht nichts, ist schon okay. Jedenfalls gings mir lediglich um Argumente, und du hattest ja auch sowas Ähnliches wie eine Frage gestellt. Hatte einfach dadurch den Eindruck, das, was ich sagen wollte, war nicht angekommen. Und hab halt noch mal geantwortet. Sorry, wenn dich meine Argumentation bedrängt hat.
Aber lassen wir mal die ganzen Erklärungen, manchmal ist so was schwierig ich hab schon kapiert :)
Viele Grüße von Novak und bis irgendwann. Vielleicht bei der Wörterbörse oder wo auch immer, aber wenn, dann dir selbst zuliebe nicht mir. :D

 

Ach Novak,

sag doch nicht, du würdest mich bedrängen. :( Ich kann ja dankbar sein, wenn du dir so viel Mühe machst und ich nur schwer von Begriff bin, wo du doch einleuchtend argumentierst. :confused:

Aber lassen wir mal die ganzen Erklärungen, manchmal ist so was schwierig ich hab schon kapiert

Ja, hier und anderswo ist es nicht immer leicht, dass Gesagtes bei jemanden so ankommt, wie es gemeint ist.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hi Kanji,

schön, dass dir mein feedback etwas geholfen hat, dass es dich sogar motivieren konnte, das freut mich natürlich ungemein! Aber jetzt will ich natürlich auch noch deine überarbeitete Version unter die Lupe nehmen, hab ich ja gestern nur überflogen. Es geht sogleich los.

Vom Fenster aus sieht sie, wie Regen den Hagel ablöst, der auf den Granitsteinen Blasen schlägt.

Der Bezug stimmt hier nicht mehr. Du meinst, dass der Regen die Blasen schlägt, der Satz bedeutet aber, dass der Hagel es tut.

Für einige der Nachbarn mag dieses Naturereignis aus dem Nichts gekommen sein, andere mögen es nicht einmal bemerkt haben, so schnell zog es vorüber.

Vielleicht bekommst du den Satz so hin, dass er ohne Wiederholung auskommt?

Mehrere Tage telefonierte sie ganze Vormittage deswegen, um sicher zu sein, dass auch alles nach Plan verlief.

Noch eine Wiederholung. Mach doch aus den "mehreren Tagen" am Anfang einfach eine Woche, wie lang genau sie telefoniert hat, ist doch eh egal.

Auf diese Weise müht sie sich seit sieben Jahren. Die drei Gewächse danken es jeden Sommer mit überwältigender Blüte und garantieren ihr die Bewunderung der Nachbarinnen. Einmal in der Woche bei schönem Wetter, besuchen sich die Frauen aus der Nachbarschaft gegenseitig. Nach wenigen Minuten ist das kleine Unwetter vorübergezogen.

Der letzte Satz passt nicht in diesen Absatz. Vorher schilderst du ja diverse Grundsätzlichkeiten über das Leben der Frau, mit dem letzten Satz springst du dann wieder ins unmittelbare Geschehen der Gegenwart, deswegen würde ich ihn an den Anfang des darauffolgenden Absatzes stellen.

Außerdem fällt mir auf, dass die Sache mit den herumtobenden Kindern fehlt. Ich weiß nicht weshalb (gestört hat mich das nicht), aber der Satz, nach dem die Frauen aus der Nachbarschaft sich einmal pro Woche gegenseitig begegnen, hängt da jetzt irgendwie so zusammenhang los rum. Den könntest du dann eigentlich auch streichen. Oder du bringst die Sache mit den Kindern zurück.

Trotzig sieht sie aus, wie sie die Augenbrauen über der Nasenwurzel zueinander zieht, und die Lippen spitz nach vorne schiebt, als wollte sie die Pflanzen küssen.

Vielleicht Geschmackssache, aber "zusammen" hörte sich hier für mich natürlicher an. Das Komma nach "zieht" kann übrigens weg. Ansonsten gefällt mir der Satz jetzt aber viel besser als vorher :thumbsup:

Und weil ihm dabei einfällt, dass er versprochen hatte (hat), rechtzeitig daheim zu sein, lehnt er die Einladung zum Umtrunk ab. Er würde (wird) stattdessen gemeinsam mit seiner Frau einen Termin im Gynaekologicum wahrnehmen, so nannte sie das Krankenhaus hoffnungsvoll. Wenn das auch dort wieder nicht funktionieren sollte, würden sie den kommenden Urlaub am Wörthersee verbringen, der ihn ein Vermögen kostet. Selbst aus Russland käme (komme) man in diese spezielle Kinderwunschklinik, hatte (hat) seine Frau begeistert erzählt.

Hier tu ich mich immer noch schwer mit den Zeiten und den Modi. Ich hab mal an den jeweiligen Stellen in Klammern und fett eingefügt, wie es für mich besser und natürlicher klingt. Ich erhebe allerdings keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit. Sobald der Konjunktiv dazukommt, wird es für mich oft schwammig.

Er bemerkt den Kollegen nicht gleich, sondern sieht aus dem Fenster und wundert sich über den plötzlichen Wetterumschwung.

Das wirkt jetzt etwas merkwürdig, weil er sich ein paar Zeilen darüber ja noch mit dem Kollegen unterhält.

Als er vor wenigen Minuten seinen Platz kurz verließ, spiegelte sich die Sonne auf dem Bildschirm. Jetzt ist der Himmel gänzlich schwarz .

Da ist dir ein Leerzeichen vor dem Punkt reingerutscht.

Zu Hause parkt er den Wagen auf der Straße, als er feststellt, dass in seiner Garage kein Platz ist, weil Pflanzenkübel darin abgestellt sind.

Auch diese Wiederholung lässt sich bestimmt vermeiden. "Feststellen" vielleicht durch "bemerken" oder so ersetzen.

Zu Hause parkt er den Wagen auf der Straße, als er feststellt, dass in seiner Garage kein Platz ist, weil Pflanzenkübel darin abgestellt sind.Einige Minuten suchte er nach einem Parkplatz. Nach dem folgenden unfreiwilligen Spaziergang zu seinem Haus, steht er schließlich neben seiner Frau auf der Terrasse.

Ich glaub, das würd ich rausnehmen. Wirkt überflüssig. Beißt sich außerdem mit dem Satz davor, in dem der Mann ja bereits parkt. Warum daraufhin einen Schritt zurückgehen und ihn erst einen Parkplatz suchen lassen? "suchte" müsste außerdem ins Präsens.

Aber er blickt nicht wie sie auf die anmaßende Pracht in den Kübeln vor ihnen,

Das sind jetzt aber schon andere Kübel als die, die den Mann daran gehindert haben, seinen Wagen in der Garage zu parken oder?

Ok, jetzt hab ich zwar nochmal viele Sachen angemerkt, trotzdem liest sich der Text jetzt für mich besser, denn ich komme mit den Zeiten nicht mehr so durcheinander. Da hast du schon ordentlich aufgeräumt, top! Mehr hab ich dann jetzt auch gar nicht zu sagen, denn ansonsten gilt, was vorher auch galt: Ich mag die Geschichte und die Art, wie du hier Gefühle transportierst. War mir ein erneutes Vergnügen.

Liebe Grüße
Mix

 

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