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Serie Illegal

Seniors
Beitritt
06.02.2002
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Illegal

Sie ließen die gläsernen Fassaden der Innenstadt hinter sich, als sie von der vorzüglich ausgebauten Ringstraße abbogen. Seine Stimmung verschlechterte sich mit jedem weiteren gefahrenem Meter.
Irgendwo über ihrem Fahrzeug, noch über der Kuppel, die sie im Begriff waren zu verlassen, donnerten Bomberverbände, riesige, schwarze Ungetüme am roten Himmel. Die aufgeräumten, vorbildlich pulsierenden Bezirke ließen sie bald hinter sich.
Die Häuser wurden nicht nur niedriger, sondern auch älter, verkommener, abscheulicher. Man merkte die Schlaglöcher nicht. Dafür war der Wagen zu modern. Man sah allerdings, und das genügte vollkommen, dass man sich den Außenbezirken näherte, und er fragte sich, warum die Regierung noch nicht wahrhaft entschlossen gegen diese widerlichen Schandflecke vorgegangen war.
Die Menschen, die sie passierten, schienen beim Bemerken des futuristischen Automobils unwillkürlich zusammenzufahren, sie schauten auffällig schnell irgendwo anders hin, doch die Angst, die sich in ihren hastigen, fahrigen Blicken offenbarte, war ihm schon lange kein Geheimnis mehr.
In der Nähe schien es zu brennen. Von überall rannten abgerissen wirkende Gestalten mit Wassereimern aus ihren heruntergekommenen Wohnungen. Sie verloren sicherlich die Hälfte des kostbaren Nass alleine auf dem Weg zum Brandort.
Man hätte ihnen längst die Leitungen abdrehen müssen, dachte er grimmig.
Nach einigen weiteren, wenig erbaulichen Minuten Fahrt hielt der Wagen in einer Seitenstraße. Einzig der herumliegende Unrat schien die Löcher in der Asphaltdecke auffüllen zu können.
Er atmete noch einmal tief durch und stieg aus, sorgfältig darauf bedacht, nicht in eine der schillernden Pfützen zu treten. Alles stank. Es war penetrant, ekelerregend und überwältigend.
Er versuchte, an etwas anderes zu denken. Eine streunende Katze kreuzte seinen Weg, als er geradewegs auf einen moderigen Hauseingang zusteuerte. Hinter sich wusste er seine Begleiter, wortlos, professionell. Das beruhigte ihn.
Ein lauer Wind trieb ihm Brandgeruch in die Nase. Das Feuer musste ziemlich groß sein. Er roch brennendes Gummi, Holz und Fleisch heraus. Er hatte eine sehr feine Nase, und auch dies trug wesentlich dazu bei, dass er Orte wie diesen verabscheute.
Eine alte Frau erschien im Hauseingang wie eine Ratte, sofort bemerkte sie die drei Männer. Ihre Augen wurden groß, zu groß beinahe für das eingefallene Gesicht.
„Jesssusss“, stieß die zahnlose Alte aus und verschwand wieder im Dunkel ihres Wohnlochs.
Hinter sich hörte er einen der Agenten grunzen. Er schüttelte den Kopf. Man müsste dieses Rattennest ausräuchern, ein für allemal. Er verstand die Regierung, für die er arbeitete, einfach nicht.
Beim Betreten des Häuserblocks wäre er im Halbdunkel des Flures, fast ohnmächtig vom beißenden Gestank, beinahe in einen Haufen Kot getreten. Jemand hatte ins Treppenhaus geschissen, wohl da die alte, moderige Tür sich nur noch mit letzter Kraft in den Angeln hielt und das Schloss derartig rostig war, dass sie nicht mehr geschlossen werden konnte.
Die Treppe knarzte bedrohlich unter ihren Schritten. Ein Agent machte einen falschen Tritt und brach bis zu den Knöcheln ein. Leise fluchend folgte er ihnen in den zweiten Stock.
Er wusste, welche Tür es war; sie hatten sich eingeschlossen, aber es war ein Kinderspiel.
Er tat einen Schritt zurück, und seine Begleiter erledigten ihren Part, wortlos, professionell.
Einer von ihnen, der Fluchende, trat die Tür ein. Sie war alt, trocken und aus dünnem, minderwertigem Holz, so dass sie mit lautem Knall auseinanderstob wie Herbstlaub.
Mit hundertfach geübter Präzision und Geschwindigkeit stürmten die beiden Agenten in die Wohnung, verschwanden im Dunkel. Mit einem Mal, indem er ihnen nachsah, fröstelte ihm kurz.
Schreie von drinnen, hilflos, hysterisch. Die knappen, herrischen Befehle der zwei Männer. Und, er hatte es kommen sehen: das schrille Heulen eines Kleinkindes.
Schauer jagten ihm über den Rücken; er hasste dieses Geräusch mehr als alles andere, noch mehr sogar als diese Viertel. Er zwang sich durch die zerborstene Tür ins Innere, längst hatten sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt, schritt unerbittlich durch den Flur, dessen Tapeten vor langer Zeit heruntergerissen worden waren.
Er betrat, nicht ohne Kopfschütteln, das karge Wohnzimmer. Schimmel hing an der Decke. Die Möbel waren in recht gutem Zustand; in der hinteren Ecke des Raumes saß eine Frau auf der abgewetzten Couch, in ihren Händen das abscheuliche, schreiende Bündel Mensch.
Namenlose Angst stand in ihrem Gesicht. Er schätze ihr Alter auf Mitte zwanzig, und stellte fest, dass ihr Grauen keineswegs namenlos; nein, dass sie ihre Angst waren.
„Demografisches Amt, Abteilung Geburtenkontrolle,“ sagte er automatisch. Er spulte den immergleichen Text ab. „Mein Name ist Gratum, zuständig für diesen Bezirk. Ist das Ihr Kind?“
Fast konnte man meinen, dass er lächelte, trotz des infernalischen Kindgebrülls.
Die Mutter schwieg. Er seufzte, nickte dem Mann zu seiner Linken zu. Er trat vor, griff nach dem Bündel. Die Mutter, nun ebenfalls schreiend, schlug verzweifelt mit der freien Hand nach ihm, schwach und sinnlos, schreiend wie ihr Baby. Der Agent wusste, was zu tun war.
Er schlug ihr ansatzlos und kräftig ins Gesicht und packte das Bündel schnell und erbarmungslos, riss es von ihr weg.
„Schätzungsweise drei Monate,“ sagte er Gratum. Er hielt es wie ein Stück Müll.
„Betäuben,“ befahl er tonlos. Dieses Geplärre verursachte Übelkeit in ihm.
Als es endlich still geworden, kam die Mutter, nun in Handschellen und mit einem gewissen Narkotikum versehen, wieder zu sich.
„Wie lautet Ihr Name?“
„Wo ist der Vater?“
„Gibt es noch mehr Kinder, von denen Sie wissen?“
Gratums Fragen wurden nun anstandslos und wahrheitsgemäß beantwortet, ihr Gesicht war ausdruckslos, ihre Augen glasig. Er hatte Grund zur Zufriedenheit, denn das Schlimmste schien für ihn überstanden. Er schickte einen Agenten los, das Haus zu untersuchen.
„Folgen sie uns nach unten,“ befahl er der jungen Frau knapp, und der andere Agent schliff sie an den Handschellen hinter sich her. Aus der Küche drang das Klirren von zerplatzendem Geschirr.
Beide Ordnungshüter grinsten.
„Es ist schon widerlich, wie viele Fälle von illegaler Reproduktion wir alleine in diesem Bezirk haben,“ meinte Gratum im Plauderton, als sie die Straße überquerten und sein Begleiter die Frau in den Wagen stieß. „Wie die Ratten, denke ich immer, wie die Ratten... sie wollen einfach nicht begreifen, dass ihre Tage gezählt sind. Ich möchte wetten, dass auch dieses Exemplar,“ der Agent verstaute gerade das Bündel im eigens dafür eingerichteten Kofferraum, „irgendeinen genetischen Defekt aufweist. Die Regierung sollte endlich angemessen reagieren. Der Bezirk sollte schon vor einem Jahr sterilisiert werden. Bedauerlich, so etwas.“
Er schüttelte den Kopf. Sie mussten sich langsam beeilen, es war Regen gemeldet. Erst jetzt, wo er daran dachte, fiel ihm auf, wie sehr er schon die Hauswände ringsherum zerfressen hatte. Hier war der Himmel schließlich frei.
Er wollte schnell wieder zurück in die City, unter die Kuppel, in die Geborgenheit des Fortschritts und der Zivilisation, und so schien es ewig zu dauern, bis endlich Flammen aus den Fenstern im zweiten Stock schlugen.
Es dauerte nicht mehr lang, bis der zweite Agent aus dem Häuserblock kam und sich ans Steuer setzte. Die Frau schluchzte leise, als sie anfuhren, aber Gratum verzichtete auf eine weitere Injektion. Die Anwohner hatten das Feuer bemerkt; sie waren kaum fünfzig Meter gefahren, als ihnen plötzlich ein Mann mit einem Wassereimer in der Hand vor den Wagen lief, mit einem dumpfen Aufprall nach hinten geschleudert wurde und regungslos liegen blieb.
Der Eimer flog noch in hohem Bogen, landete vor ihnen und knirschte leise, als auch er überfahren wurde. Schmutziges Wasser war gegen die Windschutzscheibe gespritzt.
Gratum schüttelte den Kopf. Er hatte gesehen, wie löchrig der Eimer gewesen war. Man hätte ihnen längst die Leitungen abdrehen müssen.
Die Fahrt ging weiter, die Agenten lachten über den Vorfall und schimpften andererseits über Beulen im Lack. Über ihren Köpfen kreiste ein Helikopter. Irgendwo brannte es.

 

Hallo Paranova!

Bin über Kristins Empfehlung auf die Story gestoßen und muss sagen, es hat sich sehr gelohnt, sie zu lesen.

Du hast es geschafft, eine äußerst düstere, hässliche, schmutzige und zugleich gesellschaftskritische Zukunftsversion zu beschreiben, die beim Leser fesselnd, aber auch schockierend, was das Schicksal der Menschen in den Elendsvierteln anbelangt, rüberkommt. Kompliment! Sehr gelungen! :thumbsup:
Und sprachlich sehr gut vorstellbar und realistisch erscheinend ausgedrückt. Treffende Wortwahl.

Weiter so!

Viele Grüße,
Michael :)

 

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen und meine Meinung zu einem begeisterten 'Wow' zusammenfassen. Die Atmosphäre ist toll getroffen, sehr plastisch. Mehr davon :)

Daya

 

Hallo Paranova,

bin durch Michaels Verweis in einer anderen Rubrik auf deine Geschichte gestoßen und kann ebenfalls sagen, dass es sich absolut gelohnt hat, sie zu lesen, vor allem wegen der Atmosphäre, die du vermittelst. Sie wirkt sehr plastisch, ich konnte mich gut „reinfühlen“.

Der Schluss setzt dem Ganzen dann noch eins drauf. :thumbsup:

Ein paar sprachliche Anmerkungen noch, obwohl die Geschichte sprachlich weitgehend gelungen ist:

Hinter seiner rechten und linken Schulter wusste er seine Begleiter
“Hinter sich wusste er seine...“ würde mE ausreichen
“Jesssusss,“stieß die zahnlose Alte aus
“Jesssusss“, stieß...
Das Komma gehört hinter die Anführungszeichen.
Jemand hatte ins Treppenhaus geschissen, wohl, da die alte, moderige Tür
nach dem „wohl“ würde ich ein „deswegen“ ergänzen; so finde ich den Satz unvollständig
Er schätzte ihr Alter auf Mitte zwanzig, und stellte fest, dass ihr Grauen keineswegs namenlos; nein, dass sie ihre Angst waren.
Der Satz hat mir nicht gefallen. Den würde ich umformulieren. Irgendwie wirkt er unvollständig bzw. ist schwer zu verstehen.

Bei manchem längeren Satz wäre evtl. zu überlegen, auch mal zwei Sätze draus zu machen. Ist aber Ansichtssache. Unverständlich waren die Sätze in aller Regel nicht.

Viele Grüße

Christian

 

@Kristin
"deswegen" verlangt natürlich nach einem "weil", das hätte ich vielleicht noch dazu schreiben sollen. Mit dem "wohl da" klingt der Satz in meinen Ohren nicht gut, auch wenn es sprachlich korrekt sein sollte. Evtl. könnte man den Satz insgesamt umformulieren.

@Paranova
Meine sprachlichen Anmerkungen sollten selbstverständlich nur Tipps bzw. Verbesserungsvorschläge darstellen.

Christian

 

Hallo Paranova,
nicht schlecht geschrieben. Sicherlich am eindrücklichsten die Stelle mit dem Kind.
Mit ist aufgefallen, dass Du oftmals Adjektive im "Dreier-Verband" auftauchen läßt. Kann man machen. Ist rhythmisch u.U. interessant, aber nicht immer nötig.

der fluchende
>der Fluchende

abweißend
>abweisend

Straffungen, ein Beispiel:
Er hatte eine sehr feine Nase, und auch dies trug wesentlich dazu bei, dass er Orte wie diesen verabscheute.
Ist mir -etwas- zu umständlich.
>Er hatte eine sehr feine Nase, dies trug wesentlich dazu bei, dass er Orte wie diesen verabscheute.
>Er hatte eine sehr feine Nase, weshalb er Orte wie diese noch stärker verabscheute.

Kann Geschirr zerplatzen?

Deine Story würde mir in gestraffterer Form noch besser gefallen.

PE

 

Hi Paranova!
Auch von mir nur lobende Worte. Die Story erinnerte mich ein wenig an den alten Ray Bradbury, was die kalte Sterilität des Staatsappartes anbelangt.
Sehr gut fand ich auch den Stil - hart und präzise. Man kann sich als Leser das ganze Elend und die Situation gut vorstellen.
Sehr gute Geschichte!

 

Dank euch allen!
Wenn ich erst heute antworte, ist das ganz einfach damit zu erklären, dass ich irgendwo in Deutschland in einer Kaserne festsaß, an deren Namen ich mich völlig zurecht nicht mehr erinnere.
Und da sich bis dorthin noch nicht einmal die Erfindung des Fernsehens (!) herumgesprochen hat, war es recht schwierig, nach Antworten zu schaun. Wie dem auch sei:

Verehrte Kristin,
ehrlichen Dank für die Empfehlung. Ich habe seit Monaten nichts mehr zu Papier gebracht, ganz einfach weil ich genug zu tun hatte mit Vaterland schützen und Bier trinken. Deshalb tut es doppelt gut, wenn diese Geschichte gefällt.
Das "Sie" bzw. "Ihr" wird korrigiert, vielen Dank für den Hinweis.
An einer Korrektur habe ich natürlich rein gar nichts auszusetzten, aber bitte bedenke, dass ich nur an den Wochenenden Zeit habe, mich damit zu befassen. Insofern ist eventuelles längeres Schweigen meinerseits keine böse Absicht.
Schön, wenn sie dich ein wenig an "Gattaca" erinnert hat. Ist schon ein wenig her, aber mir hat der Film damals sehr gut gefallen, und ursprünglich sollte die Story auch mehr in die dort behandelte Art der Apartheit zielen.
Zuletzt schließe ich mich deiner Meinung an und verändere den "Treppenhaus-Satz" nicht, wohl deshalb, weil... hm.

Lieber Christian,
Hat mich ehrlich gefreut, dass du einige Fehler aufgezeigt hast.
Werd auch prompt das meiste ändern... aber eben nicht alles. Denn beim "Treppenhaus-Satz" bin ich eher Kristins Meinung. Ist, selbstverständlich, Ansichtssache. Ebenso wie dieser Satz, der dir nicht gefallen hat ( "Er schätzte ihr Alter..." ).
Wenn es für manche Leser ein, zwei Mal ein wenig holpert, dann ... oh verdammt, jetzt habe ich einen Satz angefangen ohne zu wissen, wie ich ihn beenden soll.

Moin petdays,
Adjektive sind oft nicht unbedingt nötig, aber, ääähm...ich denke, drei sind besser als keins.
Den Fluchenden hab ich korrigiert, nur hab ich in der Story das falsch geschriebene "abweißend" nicht gefunden.
Jenen "Er hatte eine sehr feine Nase..."-Satz möchte ich dem Leser weiterhin zumuten. Ist in meinen Augen nicht der unverständlichste in der Geschichte ;)
Ob Geschirr zerplatzen kann? Gute Frage. Mir fiel kein besseres Wort ein. Dir?

Michael,
dein Lob schluck ich gern. Werd mich bemühen, beizeiten Nachschub zu schaffen. Gratias!

Ave Rainer!
schön, wenns den Altmeistern gefällt. Weiß jetzt nicht, ob du sie schon kennst, aber "Betonimpressionen" ( auch Gesellschaftsempfehlung :D )
hat auch was von Bradbury. Vielleicht sollte ich ihn einfach kopieren, um empfohlen zu werden...?
:bla:

So, ihr habt wahrlich Geduld bewiesen, wenn ihr bis hierhin gelesen habt. Ich entlasse euch in die Freiheit.
Viele Grüße,
Steffen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Paranova!

Ein bisschen schließe ich mich dem überschwänglichen Lob an - aber nicht ganz. Klar, im ersten Moment ist man schockiert, da wirkt noch die Atmosphäre und hätte ich gestern gleich geschrieben, hätte ich jetzt nicht so viele offene Fragen...

Hinter sich hörte er einen der Agenten grunzen. Er schüttelte den Kopf. Man müsste dieses Rattennest ausräuchern, ein für allemal. Er verstand die Regierung, für die er arbeitete, einfach nicht.
Warum verstand er die Regierung nicht? Du schreibst das so hin, ohne nähere Erklärung, ich weiß nicht, was er nicht verstand. - Was verstand er nicht?

Wozu machen sie sich die Arbeit, die Kinder fortzuholen, wenn sie doch die Leute ohnehin alle zugrunde gehen lassen, ihre Häuser anzünden etc.? Warum sollten sie sich für die Gene des Kindes interessieren, wo doch diese Leute ohnehin der letzte Abschaum sind? Was macht das denn für einen Sinn?

Und wenn sie schon das Kind holen - warum nehmen sie die Mutter mit? Um sie unter ihre Glaskuppel zu holen und dort zu versorgen? Doch sicher nicht...

Bevor ich die restlichen Fehler aufzähle, noch kurz zu diesem Satz:

Er schätze ihr Alter auf Mitte zwanzig, und stellte fest, dass ihr Grauen keineswegs namenlos; nein, dass sie ihre Angst waren.
- dass sie ihre Angst waren - wer oder was "sie"? Auch der Strichpunkt macht sich nicht gut.
Du hast den Satz wohl so gemeint?: ...und stellte fest, dass ihr Grauen keineswegs namenlos, nein, dass er und die Agenten ihre Angst waren.
Wenn Du ein Rätsel basteln wolltest, ist es Dir gelungen. :D

Aber jetzt zu den restlichen Fehlern:

"schwarze Ungetüme am rotem Himmel"
- am roten Himmel

"abgerissen wirkende Leute"
- das ist sehr umgangsprachlich, erst stellte ich mir wirklich "abgerissene Leute" vor...

"Nach einigen weiteren, wenig erbaulichen Minuten Fahrt"
- der Beistrich ist da fehl am Platz

"Mit einem Mal, indem er ihnen nachsah, fröstelte ihm kurz."
- Wieder ein seltsamer Satz. Warum machst Du es nicht einfacher und schreibst z.B.: Er sah ihnen nach und mit einem Mal fröstelte ihm kurz.

"Und, er hatte es kommen sehen:"
- Laß doch bitte das Und weg... Er hatte es kommen sehen

"im eigens dafür eingerichtetem Kofferraum"
- eingerichteten

"fiel ihm auf, wie er schon die Hauswände ringsum zerfressen hatte."
- daß Du hier den Regen meinst, kommt nicht klar heraus

Und der Helikopter am Schluß, fliegt der um zu löschen? Warum, wenn doch die Regierung selbst die Häuser anzünden läßt?

Alles liebe,
Susi

 
Zuletzt bearbeitet:

:eek2: :thumbsup:

Mensch, Susi,
vielen Dank für deine Kritik, freue mich echt, da sie einiges hergibt.

Aaalso, denn mal los:

Warum verstand er die Regierung nicht? Du schreibst das so hin, ohne nähere Erklärung, ich weiß nicht, was er nicht verstand. - Was verstand er nicht?

Hm, Gratum verachtet ja offensichtlich diese Menschen, die in seiner Gesellschaft nur übelstes Proletariat darstellen, Menschen zweiter Klasse sind. Er vertritt aus seiner Verachtung heraus die Ansicht, man solle sich dieser Leute entledigen. Vergleicht sie mit Ungeziefer, welches ausgemerzt werden sollte.
Stattdessen ist er als Repräsentant der Regierungsgewalt ("Demographisches Amt...") gezwungen, sich täglich mit ihnen abzugeben; er muss sich an seine Vorgaben halten, an´s Gesetz ( welches, zugegeben, dem Leser nicht offengelegt wird ).
Er versteht nicht, warum dieses Gesetz ( natürlich von seiner, der herrschenden Klasse verabschiedet ) ihn dazu zwingt, diese seine Arbeit in den Elendsvierteln zu verrichten. Er bringt den Menschen in den Außenvierteln derartig wenig Achtung entgegen, dass er eine Art "Endlösung" bevorzugen würde, wenn er das sagen hätte.
Ich wollte in Gratums Gedankengängen vor allem zeigen, wie korrumpiert diese Gesellschaft ist, ihre Wertevorstellungen.
Hältst du sein Verhalten, sein Denken für unglaubwürdig? In Südafrika, während der Apartheit, werden genug Weiße sich insgeheim gefragt haben, ob man wirklich Townships bräuchte... ob die Regierung, welche die Schwarzen ja schon massivst wie Menschen zweiter Klasse behandelte, nicht noch härter vorgehen könnte bis zur letzten Konsequenz.

Natürlich hätte ich es näher erläutern können. Aber ich habe darauf verzichtet, weil inzwischen mehr Freiraum für den Leser geben möchte- nicht erklären, sondern schildern. Und eigentlich sollte es ja auch eine Fortsetzung geben, die aufschlussreich gewesen wäre...
*pfeif*

Wozu machen sie sich die Arbeit, die Kinder fortzuholen, wenn sie doch die Leute ohnehin alle zugrunde gehen lassen, ihre Häuser anzünden etc.? Warum sollten sie sich für die Gene des Kindes interessieren, wo doch diese Leute ohnehin der letzte Abschaum sind? Was macht das denn für einen Sinn?


Wie oben gesagt, schreckt die Regierung vor, sagen wir, aktiver Vernichtung der zweiten Klasse, der wirtschaftlich Wertlosen, zurück. Viel eleganter ist es doch, sie am langen Arm verhungern zu lassen, sie sich selbst zu überlassen. Dabei macht man sich nicht mal die Hände schmutzig. Diese Menschen sollen aussterben, das Armutszeugnis, welches ihre Existenz der Oberschicht ausstellt, gleich mit.
Deshalb doch auch das Reproduktionsverbot, welches Gratums Amt überwacht.
Sicherlich gibt es Parallelen zur nationalsozialistischen Ideologie, zum Rassenkampf und richtigem und falschem Blut.
Noch wurde der Bezirk, wie gesagt wird, nicht sterilisiert. Noch werden Kinder geboren. Ich finde, Deportation von Mutter und Kind sowie Vernichtung der Bleibe ein realistisches Mittel sind, mit der die Herrschenden versuchen, dieses Verbot durchzusetzen. Nehmt ihnen die kinder, nehmt ihnen die Hoffnung.
Das die Agenten das Haus anstecken, muss ja nicht unbedingt dem Gesetz entsprechen - wen würde es interessieren?
Was mit den Menschen passiert? Bleibt dem Leser überlassen. Da klar wird, dass der Fortschritt dieser Gesellschaft mit dem Verlust von ethischen Bremsen erkauft wird, dürfte es auch klar sein, dass sie sich nciht für das Kind selber interessieren. Sondern, wie du feststellst, nur für seine Gene. Selektion.
Die Guten ins Töpfchen...
Das die meisten Neugeborenen aufgrund der miserablen Bedingungen Erbschäden aufweisen, bekräftigt Gratum noch in seiner Ansicht vom Menschen zweiter Klasse.

Und wenn sie schon das Kind holen - warum nehmen sie die Mutter mit? Um sie unter ihre Glaskuppel zu holen und dort zu versorgen? Doch sicher nicht...

Richtig. Sicher nicht um sie zu versorgen. Was sollen sie stattdessen tun? S.o.: gebährfähige Frauen dieser Schicht stellen ein Risiko für die Herrschenden dar. ...


- dass sie ihre Angst waren - wer oder was "sie"? Auch der Strichpunkt macht sich nicht gut.
Du hast den Satz wohl so gemeint?: ...und stellte fest, dass ihr Grauen keineswegs namenlos, nein, dass er und die Agenten ihre Angst waren.
Wenn Du ein Rätsel basteln wolltest, ist es Dir gelungen.

Wenn du ein Rätsel lösen wolltest, so ist es dir gelungen. :D
Fand es sprachlich ästhetischer, nur "sie" zu schreiben; hab außerdem ne Vorliebe für den guten alten Strichpunkt.

"schwarze Ungetüme am rotem Himmel"
- am roten Himmel

Ups, danke! Kompliment, bisher ist es niemandem aufgefallen. Wird korrigiert.

"abgerissen wirkende Leute"


Ja, natürlich, kann man in diesem Punkt kritisieren. Erscheint mir aber passend. Wird, zumindest vorläufig, nicht verändert. Obwohl... wenn ich das "Leute" durch "Gestalten" ersetzen würde...?

"Mit einem Mal, indem er ihnen nachsah, fröstelte ihm kurz."
- Wieder ein seltsamer Satz. Warum machst Du es nicht einfacher und schreibst z.B.: Er sah ihnen nach und mit einem Mal fröstelte ihm kurz.
Weil jeder das so schreiben würde. Aber ich schreibe es so. Geht doch auch, oder? Auch auf die Gefahr hin, dass es "seltsam" erscheint. Ist trotzdem Deutsch. :p

"Und, er hatte es kommen sehen:"
- Laß doch bitte das Und weg... Er hatte es kommen sehen

Muss drüber nachdenken

"fiel ihm auf, wie er schon die Hauswände ringsum zerfressen hatte."
- daß Du hier den Regen meinst, kommt nicht klar heraus

:lol:

Hast Recht, man kann es auch so verstehen, dass Gratum, nachdenklich betrachtend, die Wände annagt. Ich könnte "dieser" schreiben - aber ist das wirklich nötig? Was meinst du?

"im eigens dafür eingerichtetem Kofferraum"
- eingerichteten

Als kleines Kind hatte ich Probleme mit "m" und "n" ;) Es lebt wohl weiter. Wird geändert, danke!

Und der Helikopter am Schluß, fliegt der um zu löschen? Warum, wenn doch die Regierung selbst die Häuser anzünden läßt?


Es wird nicht gesagt, warum der Hubschrauber unterwegs ist. Dass er löschen will, halte ich aber für ziemlich unwahrscheinlich. Ist es nicht wahrscheinlicher, dass er überwacht?

So, nochmals vielen, vielen Dank. Hoffe, ich hab nicht zuviel rumgelabbert bei meinen Erklärungen, und dass es einigermaßen verständlich geraten ist.
Gerne wieder,
Steffen

 

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