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Meine erste Kurzgeschichte

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08.11.2016
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Meine erste Kurzgeschichte

Der Mann schreibt mir Zahlen, die vor meinen Augen verschwimmen. 'Was sind Zahlen eigentlich?', frage ich mich und gebe ein belustigtes Grunzen von mir. Meine Finger schweben durch die Luft, die richtigen Tasten auf dem Codeschloss suchend und treffen tatsächlich nach einiger Zeit die Zahlen, die ich überhaupt nicht mehr wahrnehme. Ein gedämpftes Knacken und schon kann ich in das Gebäude eintreten. Es ist riesig, ungefähr zwei Mal so groß wie das Haus meiner Eltern. Durch die typische rechteckig, längliche Form des Gebäudes stehe ich vor einem imposanten Gemäuer. Große Fenster, weiß umrandet, unterbrechen die beeindruckende, mit grauen Schiefernplatten besetzte Gebäudemauer. Es sieht ebenso mächtig, wie trostlos aus.
Ich ziehe an der metallisch glänzenden Eisenstange. Sie ist von der nächtlichen Außentemperatur ganz kühl. Die Tür geht ein Stück auf und springt wieder zurück ins Schloss - ich bin zu schwach. Dies wiederholt sich abermals, bis ich mit einer durch Wut bewirkten Kraftäußerung (ja, zu viel für Rechtslehre gemacht) die Tür derart aufreiße, dass die Eisenstange gegen die Gebäudewand schlägt. Ich trete ein, mein Zorn ist verflogen. Ich schaue mich angestrengt um, zwei, drei Mal bin ich hier gewesen. Der quadratische Eingangsbereich ist gefliest, schwarz, tiefschwarz. Mir gegenüber befindet sich ein Fahrstuhl, links und rechts davon eine Treppe nach unten und eine nach oben. Allgemein ist der Bereich, in dem ich mich befinde, ebenso spartanisch wie minimal stilvoll. Zu meiner Linken steht ein Tisch in der Raumecke, wahrscheinlich der Selbe der im Lehrsaal als mein Arbeitstisch dient, mit einer weißen Tischdecke diagonal ausgebreitet. Irgendetwas liegt darauf. Ich denke es ist Papierkram. Circa drei Schritte nach dem Tisch befindet sich wieder eine große Tür, genauso wie die Eingangstür. Ich trete heran, so dass ich direkt vor ihr stehe und versuche die Zeichen, die auf das glänzend geputzte Glas geklebt worden sind zu entziffern. Buchstaben, es sind glaube ich Buchstaben. ERDGESCHOSS. Dies ist das Erdgschoss. Ich bewege mich einen großen Schritt zurück, kneife meine Augen fest zusammen und versichere mich, dass ich mich nicht getäuscht habe.
Rechts neben mir und links neben dem Aufzug ermöglichen sechs Treppenstufen den Weg nach unten. Ich folge ihnen. Nach jeder Stufe schlage ich mit meinem Körper, der sich zum Einen schwerelos und zum Anderen untragbar schwer anfühlt, abwechselnd links und rechts gegen die harte Steinwand. Langsam wird mir schlecht. Ich fummle auf der letzten Stufe mein Handy aus der engen Hosentasche meiner schwarzen Lieblingshose. Die Entsperrtaste scheint meinen Fingern auszuweichen. Letztendlich finde ich sie und lese eine Nachricht auf dem Display. OBERGESCHOSS, ZIMMER …. Ich stecke mein Handy weg und steige die letzte Treppenstufe, mit der rechten Hand an der Wand abgestützt, herab. Vor mir schon wieder eine dieser Glastüren. Sie führt wieder aus dem Gebäude heraus. Nehme ich sie? Was mach ich hier überhaupt? Ich verwerfe gedanklich jegliche Fragen. Zu einem Ergebnis zu kommen wäre jetzt ohnehin zu anstrengend.
Ich drehe meinen brummenden Kopf nach rechts und entdecke zur meiner Belustigung, die nächste Tür. Schon merkwürdig von was man sich unterhalten fühlen kann, während der Alkohol durch jede Faser des Körpers fliest. Die Tür ist wieder geprägt mit einer Aufschrift. Tapsig und ungeschickt nähere ich mich ihr an. Ich streife über die weißen Buchstaben auf dem Glas der Tür, in der Hoffnung sie würden mir durch die Berührung verraten was sie aussagen. Nun muss ich noch einmal meine Augen anstrengen. Alles verschwimmt. UNTERGESCHOSS. Ich hole erneut mein Handy aus meiner Hosentasche und vergleiche die großen weißen Buchstaben mit den Leuchtenden, kaum Erkennbaren auf dem Display. Ich schüttle den Kopf, allmählich fängt es in mir wieder an zu brodeln. Warum hilft mir auch niemand?! Ich drehe mich um und tapse wieder auf die gefliesten Treppenstufen zu und stolpere wortwörtlich nach oben. Nun befinde ich mich zum wiederholten Male im Eingangsbereich des Gebäude. An der Tür des Aufzugs taste ich mich entlang zum Aufgang in das nächste Stockwerk. Das Treppengelände fest im Griff komme ich Stufe um Stufe meinem Ziel näher. Oben angekommen halte ich unmittelbar Ausschau nach einer weiteren Glastür, die mir wohl sagen wird ob ich richtig bin. Zu meiner Rechten entdecke ich sie und mache mich sofort daran die Schriftzeichen, die sich mir erneut wie Hieroglyphen präsentieren, zu entschlüsseln. Weit hinter der Glaswand, ziemlich am Ende des Flurs fällt ein Lichtkegel aus einer geöffneten Tür. Ich widme mich wieder der Aufschrift. OBERGESCHOSS. Dieses Bild soll ich in meinem Leben nicht mehr vergessen. Vor der großen Glastür stehend sehe ich weit im Hintergrund eine geöffnete Zimmertür, aus der ein Lichtkegel scheint und der Mann der aus dieser heraustritt. Ich erkenne, dass ich endlich im Obergeschoss angekommen bin und fühle etwas, etwas dass sich anfühlt wie ein Gefühl der Erleichterung.

Mein Körper setzt sich wie von alleine in Bewegung, immer in Richtung des Mannes, der mir entgegenkommt. Links und rechts von mir erstrecken sich den ganzen endlos wirkenden Flur entlang Türen, und nichts als Türen. Wankend und schwankend erreiche ich den Mann. Mit einer Handbewegung zeigt er mir an, dass ich ihm folgen soll. Ich soll ihm in sein Büro folgen. Sensationsgierig und benommen grinse ich vor mich hin. Das ist wie in den witzigen Filmen, die ich mit meinen Eltern so gerne ansehe. Der Mann tritt vor mir ein und macht nach wenigen Schritten in den Raum hinein eine Kehrtwendung und sieht mich an. Im Türrahmen lehnend, um Halt zu finden, versuche ich Überblick über den Raum zu gewinnen. An der mir entgegengesetzten Wand befindet sich ein großes Fenster. Der Rahmen ist, genauso wie von außen auch, weiß. Davor erkenne ich drei mit Papierskripten voll geschüttete Bürotische. Sie stehen im T, zwei Tische einander gegenüber und einer senkrecht zu diesen ausgerichtet, der Letztere mit Blickrichtung zum Fenster. Die Wände sind bedeckt durch Schränke aus hellem Holz, sowie gleichartigen Kommoden. Sie sind gefüllt mit Büchern und Ordnern und scheinen nicht gerade ordentlich sortiert. Ob ich hier schon einmal gewesen bin? Der Mann steht am sich rechts befindenden Schreibtisch und grinst mich an. Ich kann seine Gedanken nicht deuten. Ich frage mich, warum ich hier bin und verwerfe erneut jegliche antwortersuchende Frage. Ich trete in den Raum und gehe auf ihn zu. In der Bewegung vernehme ich die Frage des Mannes, wie das denn nun verlaufen würde. Jetzt weiß ich warum ich hier bin. Ja, jetzt weiß ich warum ich hier bin.
Ich trete an ihn heran und noch bevor ich dazukomme in seine Augen zu sehen, noch bevor ich dazu komme, seine Frage in meinem Kopf zu überdenken, noch bevor ich dazu komme nachzudenken, treffen sich unsere Lippen. Sein King-Henry-Bart kratzt an meiner jugendlichen Haut. Nach wenigen Sekunden fühlt sich meine Haut an als wäre an ihr gefeilt worden, ein permanentes Brennen macht sich breit.
Der Mann hört nicht auf. Der Mann umschlingt mich. Der Mann steckt seine Zunge so tief in meinen Mund, dass ich das Gefühl hab er will sich mit mir verankern. So dass ich das Gefühl hab er will sich mit mir verbinden, unaufschiebbar.
Der Mann greift mich an meinem Po und hebt mich mit seinen überhaupt nicht männlichen Händen auf seinen frugalen Schreibtisch. Zwischen meinen Beinen steht der Mann, er presst sein Becken an mich. Der Mann presst sich an mich, als will er mich mit seinem Körper fesseln. Alle meine Sinne sind wie ausgeschaltet, ich spüre einzig und alleine das Brennen im Bereich meiner Lippen. Und ich bemerke Hände. Gierige Hände überall. Als hätte er nicht nur zwei.
Hastig, gierig fährt seine Zunge durch meine Mundhöhle. Das Spiel zwischen unseren Zungen scheint wie ein Streit, wie ein Kampf. Einseitig, dieser Kampf. Seine verdrängt die Meine, selbst wenn ich wollte hätte ich keine Chance mich an diesem ....., naja ich meine selbst wenn ich wollte könnte ich daran nicht aktiv teilhaben. Ich fühle mich schwach. Vor meinen geschlossenen Augen dreht sich meine Welt. Als ob ich in einem Karussell läge und mein Bruder mich trotz jener Aufforderung zum Anhalten weiterdreht. Als ob ich in einer Achterbahn Runden drehen würde. Ich lasse mich vollkommen fallen, ich werde ja gehalten. Der Mann hat mich fest im Griff, er hat das hier fest im Griff.
Wie viel Zeit vergangen ist, ich weiß es nicht, jegliches Zeitgefühl hat mich verlassen. Er lässt von meinen Lippen und meinem Rachen ab und ich gucke ihn an. Der Mann vor mir hat raspelkurze, dunkle Haare unterbrochen durch graue Melierungen. Der Mann hat eine Stupsnase und um seinen Mund zeichnen sich die Bartstoppeln ab, auf die meine Gesichtshaut weiterhin unangenehm reagiert. Als er mich fragt, ob er denn nicht seine Luftmatratze auf dem Boden ausbreiten solle, damit wir es uns gemütlichen machen könnten, fällt mir auf, dass seine Zunge wohl auch in seinem eigenen Mund nicht richtig wisse wo sie hingehört und was sie zu tun hat. Sie stößt bei jedem ausgesprochenen S-Laut gegen seine Schneidezähne und verursacht somit ein Lispeln. Die durch die Frage erneut aktivierte Euphorie für alles und jeden lässt mich lachen. Angesichts der Tatsachen, dass wir uns in einem Büro befinden, mit mehreren Schreibtischen, sowie Regalen und dem harten Boden befinden möchte er es sich auf einer öden Matratze gemütlich machen? Wie altmodisch und simpel.

Im nächsten Augenblick sitze ich die Beine gespreizt über dem Mann auf der besagten Luftmatratze. Meine Hände liegen auf seiner schmächtigen Brust auf, sie stützen meine Arme ab und halten meinen energielosen Oberkörper aufrecht. Der Mann tastet mit seinen Händen nach meinen Brüsten. Er bewegt seine Hände, als ob er sie massieren wolle, als ob mir das gefallen würde. Ich sehe ihn an, sehe in sein angestrengtes Gesicht und lache, ich verstehe in diesem kurzen Moment wer dieser Mann nicht ist. Dieser Mann ist nicht mein Freund. Das Lachen klingt amüsiert, es klingt nicht sarkastisch und auch nicht verzweifelt. Als ob alles in bester Ordnung wäre, als ob das hier normal wäre. Ich bin nicht mehr Herrin meiner Emotionen und auch nicht die meines Empfindens. Seine Hände fangen das Zittern an, umso stärker sie nach meinen Brüsten fassen, um so stärker zittern sie. Wie ein Drogensüchtiger, der während eines Entzugs wieder an seinen Stoff kommt, wie ein Asthmatiker, der panisch nach seinem Spray schnappt um wieder an Luft zu gelangen.

Habe ich mein Oberteil in diesem Moment ausgezogen? Hat er es ausgezogen? Wo ist es? Ich sitze immer noch mit meinem Po auf seinem Hosenbund. Oder sitze ich hier schon wieder? Das widerliche Spiel beginnt erneut. Seine stürmische Zunge züngelt in meiner Mundhöhle umher. Langsam bin ich mit der Geduld am Ende. Mir kommt die Zeit, die ich in diesem Raum verbracht habe vor wie Stunden. Wohl hatte ich gedacht das Hineinrammen seiner Zunge in meinen Mund wird sich irgendwann angenehm anfühlen.
Ich bewege meine Hüften in Kreisen. Ich liebe es das bei meinem Liebling zu tun. Jedes Wochenende, wenn ich heimkomme, auf der Suche nach Aufmerksamkeit von meinem Schatz tue ich das. Ich bin die Schönste für ihn, er liebt es, wenn ich ihn durch mehr und mehr Nähe verführe. Deswegen tue ich das.

In dem Moment, in dem mein Rücken die weiche Luftmatratze berührt, fühle ich mich tiefen entspannt. Es ist wie dieses Gefühl, welches man hat, wenn man abends in sein Bett fällt, nach einem anstrengenden Tag. Nach einem Tag wie diesem, Stiefelmarsch, Querfeldein, Orientierung im Gelände. Es ist wie dieses Gefühl, welches man hat, wenn große Anspannung abfällt. Oder ist es eben das Gefühl nach einer durchfeierten Nacht zur Ruhe zu kommen. Mein Kopf kommt immer mehr meinem Körper nach. Oder mein Kopf meinem Körper? Keine Ahnung. Im Zeitalter der Technik, wird jeder den Vergleich zum Stand-By-Modus nachvollziehen können. In meinem „energiesparenden System“ ist nur ein Eindringling. Ich fühle mich zu keiner Bewegung mehr fähig, jedoch weiß ich, ich werde nicht zu Ruhe kommen. Der Mann, der nun in Unterwäsche schräg vor der Matratze steht. Die Form seines Gliedes muss in der engen Boxershort klar erkennbar sein. Die Hose geht an den Seiten schmal zusammen, die Hüften sind nur durch ein daumenbreites Band bedeckt. Ich kenne diese Unterwäsche. Sie hat eine ähnliche Form, wie die, die mein Papa trägt. Nur das die Unterhose des Mannes weniger Stoff hat. Ein widerliches Bild brennt sich in meine Seele.
Der schmale Kopf des Mannes sieht in meine Richtung, er schaut auf mich herab. So sehr ich versuche meine Augen anzustrengen, ich kann nicht erkennen was sein Blick mir sagt, was seine Mimik mir darstellt. Der Mann kniet sich zu mir hinunter, auf Höhe meiner Beine, zwischen die Matratze und den einen Schreibtisch dessen Blickrichtung aus dem Fenster führt und streift meinen weißen Spitzenstring über meine seidig glattrasierten Beine. Wann hatte ich mir meine schwarze Lieblingshose ausgezogen? Hat er sie mir ausgezogen? Wo ist sie? Was hat das zu bedeuten?

Er vernimmt mein Stöhnen. Wenn ich mich zuhause mit meinem Freund vergnüge kommt das immer von alleine, denn er ist einfach unglaublich, denn er ist einfach unbeschreiblich. Es kommt immer einfach so von alleine, weil ich es genieße, weil ich es schön finde. In diesem Zimmer, mit diesem Mann kommt es auch von alleine, aber nicht aus dem selben Grund.... Man macht das doch so, wenn ein Mann sich bemüht, oder? Er meint das ja nur gut. Und so wie der Mann über mir liegt, mit angestrengtem Gesichtsausdruck und den Händen so auf der Unterlage abgestützt, das mein Kopf zwischen ihnen liegt, tut er das ja. So wie er sein männliches Stück, dieses Etwas, zwischen meine Beine rammt. Ich spüre nichts, mein Körper ist wie tot, aber für das Bemühen muss ich dem Mann ja auch ein gutes Gefühl geben. So ist es doch, so läuft das doch oder? Stöhne ich überhaupt? Ich kann mich nicht hören.

Es ist wie ein kurzer Moment des Aufwachens, als ein salziger Tropfen Männerschweiß in mein rechtes Auge tropft. Es brennt und ich fühle so etwas wie Zorn über diese unangenehme Situation. Seine Euphorie und seine Anstrengung beschämt mich. Der Mann steckt in mir, der Mann ist gerade ein Teil von mir. Ich will hier weg, aber das ist nicht möglich. Ob meine Augen geschlossen oder offen waren, ob ich immer noch stöhne?
Mein Blick ist nicht geradeaus in sein Gesicht gerichtet, sondern nach links auf seine rechte Hand. Mir ist schon zuvor das Zittern seiner Hände aufgefallen. Wenn ich es bei dieser Formulierung belasse, dann beben seine Hände mittlerweile. Meine Augen richten sich nun gerade aus, ich sehe direkt in sein Angesicht. Man sagt, die Mimik erklärt mehr als jedes Wort. Man sagt, aus dem einzigen Blick eines Menschens können Romane entstehen, wenn man es nur zulässt. Selbst wenn ich es wollte, es funktionierte nicht. Ich konnte seine Augen nicht sehen, obwohl ich mit meinen Augen direkt in seine schaue. Aber ich sehe sie nicht. Der Umriss seines Kopfes, ich erkenne ihn. Was passiert hier? Ich erkenne seine Anstrengung, seine Bewegungen, aber ich spüre sie nicht.
Als ich dem Umriss seines Angesichts nach unten folge, entlang seines Halses, bemerke ich wie sich meine Fingernägel in seine Schulter bohren.
„Eine richtige Frau hinterlässt Kratzspuren, keine Knutschflecken“ Also kralle ich wohl, ich bin ja eine richtige Frau. Ein erwachsener Mann schläft mit mir, also bin ich das oder?

Der nächste Schweißtropfen schlägt erneut auf meinem Augenlid auf. Die Wut flackert wieder auf, aber ich lasse es mir nicht anmerken. Ich fühle so etwas wie Demütigung, aber das darf ich doch nicht, das ist doch nicht fair dem Mann gegenüber. Ich will hier raus, sofort! „Die anderen suchen mich bestimmt schon, wir müssen uns beeilen“ Sobald ich diese Worte ausspreche schäme ich mich schon dafür. Ich kann den Mann doch nicht einfach abwürgen. Er ist doch noch voll dabei. Ich bin doch nicht ganz normal im Kopf. Welche Antwort ich bekomme, ich weiß es nicht. Ich spüre nur seinen keuchenden Atem in mein Gesicht pusten. Aus meinem Mund kommen die Worte wie von selbst. Ich weise ihn darauf hin, dass er noch keinen Höhepunkt hatte. War das notwendig? War das nun wirklich notwendig? „Männer können auch öfters kommen, so wie ihr Frauen ja auch“. Seine Stimme war keck und selbstgefällig, in meinem Körper und Kopf rührt sich wieder etwas. Ich fühle bei diesen Wörtern etwas ganz eindeutiges. Ich fühle Scham. Scham für diese gespielte Selbstsicherheit seinerseits. Scham für meine Aussage. Aber ich spüre auch Scham dafür, dass ich ihn einfach so stehen lassen möchte. Er tut mir doch nicht weh, er zwingt mich doch nicht. Noch etwas spüre ich: Schmutz, von oben bis unten bedeckt er meinen Körper.

Ich stehe wieder auf meinen Füßen, räumlich distanziert von dem Mann. Auf die provozierende Frage, was denn seine Frau und seine Kinder davon halten würde, verleugnet er diese. Die Scheidung sei eingereicht und sie hätten sich gestern stark gestritten. 'Was hält denn ihr Freund davon?' Ich würde lügen, wenn ich sage ich habe mir selbst beim Antworten zugehört. Wenn ich sage würde, ich habe mir wirklich überlegt was ich antworte. Wahrscheinlich hab ich mein Gewissen beruhigt. Schließlich habe ich doch nur das getan, was ich meinen Kollegen scherzhaft versprochen habe oder? Habe ich das? Nein.

Ich stolpere aus dem Gebäude, aus diesem großen Gebäude. Ich lasse es hinter mir und betrete das Folgende. Zwischen ihnen liegen vielleicht 20 Meter. Im Erdgeschoss suche ich nach dem roten Fußabstreifer vor meiner Zimmertür. Er ist nicht da. Er ist nicht da! Ein schwaches Angstgefühl macht sich breit. Ich bemerke wie andere Gefühle außer Gleichgültigkeit anstrengen. Tatsächlich ist es leichter einfach die Füße wie motorisiert vor sich hingehen zu lassen, als sich Gedanken zu machen, ob das nächste Gemäuer mir endlich einen Platz für meinen dringend benötigten Schlaf schenkt.

05:45 Uhr und gegen meine Schädeldecke dröhnende Töne wecken mich. Den Vibrationen, die von außen klopfen, wirkt ein pulsierender Kopfschmerz von innen entgegen. Und da ist noch ein weiteres schmerzendes Gefühl, aber es kommt nicht aus meinem Kopf. Ich fasse mir zwischen die Beine und erfühle ein aufgeschwollenes Etwas, bebend, als ob dies die spürbaren Risse aus meinem Inneren drängen könnten.

Durch ein Wischen über das Display meines Smartphones klingen die harten Töne meines Weckers ab und eine Nachricht leuchtet auf. Ich nehme mein Handy in die Hand, vorsichtig, denn mein Körper nimmt jede einzelne Bewegung, jede minimalste Kraftaufwendung wahr, als würde er sie speichern wollen. Ich bemerke, dass mich mehrere Nachrichten erreichen, ich kann und vor allem will ich nicht wissen wie viele es sind.
Der Mann er schreibt verzweifelt, er schreibt als würde es ihn um den Verstand bringen. Als hätte ich ihn abgelehnt. Aufdringliche Angst lese ich aus den Zeilen unterstrichen durch mehrfach wiederholte Satzzeichen und unzählige und unpassende Smileys. Sobald ich die Buchstaben, Wörter und Sätze gelesen habe, dränge ich sie aus meinem schmerzenden Kopf. Ich will es nicht lesen, ich will es nicht wissen. Der Mann will es wiederholen, es wäre doch schade, wenn das etwas einmaliges bliebe, oder?????

Ich stehe auf der Matte im Rahmen meiner Lehrgruppe und nach der Stärkemeldung durch unseren Klassendienst werden zum Aufwärmen angetrieben. Es folgt eine Rolle nach der nächsten. „Na toll und ich dachte du hast es geschafft ihn betrunken zu machen“ Es ist ein Kollege. Ich schaue auf, ich gucke meinen Kollegen an, dann streift mein Blick durch den Raum. Ich sehe in das kindlich schmale Gesicht, in das Gesicht des Mannes. Immer noch kann ich seinen Blick nicht deuten. Der Mann ist mein Ausbilder. Wir lernen hier auf der Matte uns selbst zu verteidigen.

 

Hallo Nessie97,

und herzlich Willkommen hier. Du solltest der Geschichte einen Titel geben, der mit dem Inhalt etwas zu tun hat, das ist für die anderen Leser dann um einiges verständlicher.
Titel ändern können jedoch nur Moderatoren, dann musst du dich an einem wenden, der das für dich erledigt.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Nessie und willkommen!

Lange Passagen deiner Geschichte sind gut formuliert, du schreibst sicher und angenehm lesbar. Wie bernadette schon schreibt, fehlt allerdings ein nachvollziehbarer Titel, der zum Lesen einlädt. Den Anfang finde ich etwas zu ausführlich, ich wurde ungeduldig bei der detailierten Beschreibung des Gebäudes. Und irritierend war für mich die Sätze

Das widerliche Spiel beginnt erneut.
und
Ein widerliches Bild brennt sich in meine Seele.
denn eigentlich ist die Szene insgesamt doch eher positiv erotisch aufgeladen? Es gibt ein paar Kommas zuviel, z.B.
Es sieht ebenso mächtig, wie trostlos aus.
Gern gelesen,
Eva

 

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