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29.12.2018
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Michi

"Es ist ein Mädchen!"
Doktor Lehmann hatte mich und meinen Freund angestrahlt, als hätten wir gerade im Lotto gewonnen, während sie uns das Ultraschallbild genauer erläuterte. Tobias hatte meine Hand gedrückt und ich hatte gespürt dass er nervös war. Wir waren beide so nervös gewesen. "19 ist kein Alter zum Kinderkriegen!", hatte meine Mutter gesagt, und dass, wenn ich das Kind denn behalten wollen würde, ich schon selber würde sehen müssen wie ich über die Runden käme. Und das haben wir dann auch getan. Gut, Tobis Vater hatte uns ein wenig unter die Arme gegriffen, aber der hatte selbst nicht viel. Also war nichts mit studieren, obwohl Tobi einen Schnitt von 1,2 hatte. Und einen Traum von Medizin. Es tut mir leid für ihn, wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Er ist dann Manager geworden, in irgend so einer großen Firma. Genau weiß ich das nicht mehr, nur noch dass sie ihm ganz gut gezahlt haben, und das hatten wir auch nötig. Ich habe bis zur 34. Woche an der Kasse gearbeitet, und so sind wir ganz gut ausgekommen. Und nicht nur das, wir konnten auch vor der Geburt schon ein kleines Zimmer einrichten, mit Bett und Tapete und Bauklötzen.

Am 22. April 2002, früh morgens, setzten die Wehen ein und ich weiß noch dass die Schmerzen so schlimm waren, dass ich dachte mein Unterleib würde in Stücke gerissen werden, wenn ich anfangen würde zu pressen. Um 12:19 erblickte meine kleine Michaela das Licht der Welt, und ab dann war alles anders.

Obwohl Tobi und ich fast keinen Schlaf abbekamen und uns häufig stritten, weil er nie da und ich zu hysterisch war, war Michi das Beste Geschenk was ich je erhalten hatte. Ich liebe mein Kind, wie sonst nichts auf dieser Welt. Und Tobi begriff das irgendwann auch. Blieb noch ein paar Jahre, denn auch er vergötterte Michi, dann jedoch trennten wir uns, in Freundschaft. Wir hatten beide gewusst, dass die Beziehung schon längst zu Ende gewesen war. Michi kam in den Kindergarten und ich begann eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Lernte einen Mann, Kai, kennen und lieben. Er war ganz vernarrt in "seine Michaela", las ihr vor, kaufte Kleider und Puppen, und später Eishockeyschläger und Konzerttickets. Ich hatte es geschafft. Ich hatte eine eigene kleine Familie.

Habe eine eigene kleine Familie, erinnere ich mich und stehe auf. Laufe zum Fenster des kleinen weißen Raums und lehne mich gegen das Fensterbrett. Automatisch gleiten meine Augen wieder auf das Krankenbett meines Kindes. Mein Baby sieht so klein aus in den bauschigen Federn, und es schnürt mir den Magen zu. Ich habe Angst. Angst dass die wunderschönen braunen Augen meines Kindes nie wieder aufgehen werden. Aber eigentlich ist diese Angst unbegründet. Oder?

Ich wünschte Kai wäre heute hier, aber er ist in Ankara, ein wichtiger, unverschiebbarer Termin seiner Arbeit, hat er gesagt. Außerdem ist es ihm ein wenig unheimlich, hat er mir vor ein paar Tagen gestanden. "Aber sie ist doch noch ein Kind ..." hatte er gestammelt, und Michi war zusammengezuckt und aus der Tür gestürmt. Also war Kai heute nicht hier. Ich drehe mich um, zwinge mich, meinen Blick von Michi abzuwenden. Das Fenster geht zum Innenhof der Klinik raus und für ein paar Momente beobachte ich die vielen Rollstuhlfahrer dort unten im Hof, die die letzten Sonnenstrahlen des milden Herbsttages genießen, dann schweifen meine Gedanken wieder ab.

Habe ich das Richtige getan? Vielleicht hatte Kai recht, und wir hätten noch warten sollen. Aber Michi hatte sich so gefreut ...
Ich streiche mir nervös die Haare hinter die Ohren, eine Angewohnheit, die ich eigentlich schon vor Jahren abgelegt hatte. Wenn meine Mutter mich jetzt sehen könnte ... Ich erlaube mir ein halbes Lächeln, ich kann sie vor mir sehen, wie sie mir mit einem Kreuz im Gesicht rumfuchtelt und mir droht, meinen Vater zu holen, oder den Herrn Pfarrer, oder gleich einen Anwalt. Das Lächeln rutscht mir aus dem Gesicht.
Gibt es solche Anwälte? Die Leute wie uns verklagen? Und wenn ja, wer steht dann letztendlich vor Gericht, Michi7 oder ich? Ich wische die Gedanken beiseite. Niemand verklagt uns. Und selbst wenn, das war es wert. Wenn Michi dafür glücklich ist, lass ich mich sogar verklagen. Michi ist alles was zählt.

Die Bettdecke raschelt leise und ich fahre herum, durchquere mit schnellen Schritten den Raum und bleibe dann wie angewurzelt vor dem Bett stehen. Michis Augenlider flattern, und eine Hand sucht die Meine. Erwartungsvoll sehe ich mein Baby an, und als die Augen schließlich vollends aufgehen, spüre ich, wie Tränen in die meinen steigen. Und dann sage ich die Worte, die damals mein Leben verändert hatten noch einmal. Es fühlt sich richtig an.
"Es ist ein Junge" flüstere ich.

 

Hallo @MädchenInScherben

Leider wird mir beim Lesen der Geschichte nie ganz klar, was das Thema ist. Erst denke ich, es wäre ein Drama ums Kinderkriegen, dann gehts um Beziehungsprobleme, dann denke ich, der neue Partner bringt den Konflikt. An diesem Punkt hätte ich bereits abgebrochen. Denn abgesehen vom fehlenden Roten Faden, ist es auch in Berichtform verfasst, so dass keine Spannung entsteht.
Zum Schluss präsentierst du den Punkt, der das Potenzial für eine Geschichte hat, aber ohne die Hintergründe zu klären, oder wie sich das entwickelt hat. Ebenso ist unklar, wieso eine Klinik diese Aktion der Mutter unterstützt. Nach Deinem Text zu schließen, hat die Mutter sich ihren Wunsch nach einem Sohn erfüllt, indem sie die Tochter operieren lässt. Anstatt diese Sache auszuführen, wurde ich mit einer Aufzählung der Stationen des Lebens der Mutter gelangweilt, die mich nirgendwohin führte.

Schönen Gruß
Kellerkind

 

Hallo @Kellerkind

Schade, dass dir die Geschichte nicht gefällt, aber du hast denke ich auch den Plot nicht richtig verstanden. Michi ist transgender, also wurde im falschen Körper geboren. Michis Mutter hat ihrem Sohn nun endlich erlaubt/möglich gemacht, sich operieren zu lassen um den Körper seinem Inneren anzupassen...
Die Berichtform kommt, weil die Mutter noch mal nachdenkt, ob sie das richtige getan hat und alles noch einmal vor ihrem inneren Auge abläuft.
Trotzdem danke für deinen Kommentar
LG Julia

 

Hallo @MädchenInScherben,
ich gehe direkt in den Text.

Doktor Lehmann hatte mich und meinen Freund angestrahlt,
"meinen Freund und mich", weil der Esel nennt sich ... Du weißt schon.

Doktor Lehmann hatte mich und meinen Freund angestrahlt, als hätten wir gerade im Lotto gewonnen, während sie uns das Ultraschallbild genauer erläuterte. Tobias hatte meine Hand gedrückt und ich hatte gespürt dass er nervös war. Wir waren beide so nervös gewesen. "19 ist kein Alter zum Kinderkriegen!", hatte meine Mutter gesagt
Das ginge bestimmt geschmeidiger.


Und einen Traum von Medizin.
Ich verstehe schon, was du meinst. Aber so unausformuliert, solltest du das nicht stehen lassen.


Er ist dann Manager geworden, in irgend so einer großen Firma. Genau weiß ich das nicht mehr, nur noch dass sie ihm ganz gut gezahlt haben, und das hatten wir auch nötig.
Ist das gerade ein Zeitsprung, mit Rückblick, was nach der Geburt passierte? Und warum weiß sie es nicht mehr? Er ist der Vater ihres Kindes und sie haben sich in Freundschaft getrennt. Ich gehe also davon aus, dass sie noch Kontakt haben.

Ich lese die Geschichte jetzt weiter, ohne Anmerkungen zu einzelnen Textstellen zu machen. Es fehlen noch einige Kommas. Beim sprachlichen Niveau ist Luft nach oben und das ganze Beziehungsdrumherum fand ich verwirrend und im Nachhinein auch unnötig. Den zweiten Partner bräuchtest du für die Geschichte mMn vllt, wenn der leibl. Vater das Wunschgeschlecht des Kindes ablehnt und es deshalb zum Konflikt kommt. Michaelas Alter bei der OP kann ich nicht einschätzen. Du könntest ein paar Teenagertypische Erfahrungen bringen. Von Hormontherapien bei Nichvolljährigen habe ich schon gehört. Aber ne operative Geschlechtsumwandlung? Hast du das recherchiert?
Vielleicht kannst du unnötigen Ballast loswerden und dich stärker auf Michael(a) konzentrieren. Die Stelle hier, fand ich ganz gut, um die Entwicklung/Veränderung zu zeigen:

Er war ganz vernarrt in "seine Michaela", las ihr vor, kaufte Kleider und Puppen, und später Eishockeyschläger und Konzerttickets.

Viele Grüße und guten Rutsch.
wegen

 

Hallo MädchenInScherben,

obwohl ich ganz nahe an der Transgender-Thematik dran bin und vermutete, dass das das Thema sein soll, wird es trotzdem erst im letzten Satz annähernd klar.
Wieso hast du die Geschichte denn in der Form aufgebaut, dass der Leser die ganze Zeit über im Unklaren ist? Weil die Auflösung erst am Ende des Textes kommt, hat der Leser gar keine Möglichkeit, sich in die Thematik einzufinden.

Drei Dingen sind mir aufgefallen:

Du erzählst mir als Autor viel zuviele Dinge die für die Thematik unwichtig sind. Da werden ganz viele Lebensstationen abgehakt, mir Informationen übermittelt, die der Geschichte nicht helfen.

Mein Baby sieht so klein aus in den bauschigen Federn, und es schnürt mir den Magen zu. Ich habe Angst. Angst dass die wunderschönen braunen Augen meines Kindes nie wieder aufgehen werden. Aber eigentlich ist diese Angst unbegründet. Oder?

Michi ist kein Baby mehr, wenn es eine operative Geschlechtsumwandlung sein soll, die du beschreibst. Das verwirrt zu sehr. Und die Angst, dass er nicht mehr aufwacht, ist doch auch nur so dahingeschrieben, bringt mich aber als Leser komplett aus dem Konzept, weil ich ja noch nicht weiß, um was es geht. So denke ich, er hat eine lebensbedrohliche OP hinter sich.

Am Rande: im Krankenhaus gibt es keine Federbetten - aus hygienischen Gesichtspunkten.

Habe ich das Richtige getan? Vielleicht hatte Kai recht, und wir hätten noch warten sollen. Aber Michi hatte sich so gefreut ...
Ob sich diese Frage eine Mutter tatsächlich stellt, wenn sie doch weiß, dass es sicher keinen größeren Wunsch gibt, als endlich der sein zu können, wie er sich fühlt.

Gibt es solche Anwälte? Die Leute wie uns verklagen? Und wenn ja, wer steht dann letztendlich vor Gericht, Michi7 oder ich? Ich wische die Gedanken beiseite. Niemand verklagt uns. Und selbst wenn, das war es wert. Wenn Michi dafür glücklich ist, lass ich mich sogar verklagen. Michi ist alles was zählt.
Nochmal: Eine Mutter, die mit dieser Situation konfrontiert ist, weiß, was rechtlich möglich ist. Da sind solche Gedanken um eine Klage nur kurios für mich als Leser, weil doch klar ist, dass niemand verklagt wird (wer soll denn wen verklagen?)
Mit solchen Sätzen bringst du eine Verwirrung in den Text, den ich ja immer noch entschlüsseln muss, weil ich ja erst am Ende weiß, dass Michi ein Junge ist.

Erwartungsvoll sehe ich mein Baby an, und als die Augen schließlich vollends aufgehen, spüre ich, wie Tränen in die meinen steigen. Und dann sage ich die Worte, die damals mein Leben verändert hatten noch einmal. Es fühlt sich richtig an.
"Es ist ein Junge" flüstere ich.
Michi war vorher schon ein Junge und eine OP macht das quasi für die Umwelt (und somit für ihn) erträglicher.
Leider finde ich, dass du mit dieser Geschichte das Thema verschenkst. Die Mutter sinniert über ihr Leben, lässt viele Stationen durchlaufen - dabei geht es doch um Michi und seine Geschlechtsumwandlung.
Schreibe doch aus Michis Sicht - wenn du genug Wissen um die Thematik hast. Da musst du dann aber recherchieren, damit es für den Leser nachvollziehbar ist und man mit Michi mitfiebert.

Noch viel Spaß hier bei uns.

Noch was zum Schluss: Wieso hast du Romantik getaggt? Das passt für mich überhaupt nicht.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Kellerkind

[...]aber du hast denke ich auch den Plot nicht richtig verstanden.
Abgesehen davon, dass ein Plot normalerweise nicht nur die letzten Absätze einer Story umfasst, habe ich das verstanden. Der Unterschied besteht in der ethischen Einordnung des Themas. Du sagst das Gleiche wie ich; nur auf euphemistische Art.

Zitat:
“Aber sie ist doch noch ein Kind ..."
und:
“Und dann sage ich die Worte, die damals mein Leben verändert hatten noch einmal. Es fühlt sich richtig an. "Es ist ein Junge" flüstere ich.“

Ein Kind wird operiert, weil die Mutter(!) bereits bei der Geburt fühlte, dass das Mädchen lieber ein Junge wäre. Im Nachhinein wird der Wunsch der Mutter als Wunsch des Kindes interpretiert. Ähnlich läuft die moralische Rechtfertigung in pädophilen Kreisen. Da wird auch gerne die sexuelle Freiheit des Kindes als Motiv für die eigene krankhafte Neigung vorgeschoben. Solchen Auswüchsen ist noch ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben. Das macht deine Geschichte unrealistisch. Die Mutter hat ja auch, zu recht, Bedenken wegen juristischer Konsequenzen. Als Leser frage ich mich, welche Klinik denn dieses Risiko eingehen sollte. Die Ärzte würden ihre Zulassung verlieren. Auf diesen Punkt gehst du in deiner Antwort nicht ein, sondern speist mich lapidar damit ab, dass ich praktisch zu doof bin, den Text zu verstehen.
Wenn Mädchen lieber Fußball spielen und Jungs mit Puppen, hat das nichts mit sexueller Identität zu tun. Wenn das so wäre, dann müssten sich ziemlich viele Menschen aus meinem Umfeld operieren lassen. Zudem würde das sämtlichen Theorien der Genderforschung widersprechen, nach denen das soziale Rollenverhalten eben nicht vom biologischen Geschlecht abhängt.
Ich rate Dir, Dich zuerst gründlich mit einem Thema zu befassen, bevor Du darüber schreibst. Vor allem, wenn es sich um einen so komplexen und sensiblen Bereich handelt.

Kellerkind

 

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