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Schlussakkord

Challenge 3. Platz
Challenge 3. Platz

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Monster-WG
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15.07.2004
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Schlussakkord

Heute, November 2015, The Burning Hips
Drei Dinge nehme ich gleichzeitig wahr.
Plauze übergibt sich lautstark in meinen Gitarrenkoffer.
Im VW-Bus brüllt Cleo ihren Orgasmus in die Welt.
Und mich überkommt mit einem Mal ein Gefühl von grenzenloser Wehmut.
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Schon klar!
Aber ganz ehrlich!
Wer zur Hölle will ausgerechnet dann aufhören?

„Biste okay, Lenny? Du siehst irgendwie extremst scheiße aus.“
Plauze wischt sich mit dem Ärmel den Mund sauber. Sein Gesicht ist kreidebleich, die Augen blicken glasig.
Ich versuche mich an einem Grinsen. „Witzig, dass gerade du das sagst. Wer hat sich denn gerade die Seele aus dem Leib gekotzt?“
„Scheiß Magen- und Darm“, lallt Plauze und kickt mit einem unbeholfenen Tritt eine der leeren Bierdosen weg, die ihn wie ein Burgwall umgeben.
„Sicher doch! Magen- und Darm!“
Dieses Mal ist mein Grinsen echt.
„Ich schwöre, Alter!“ Plauze wirkt ehrlich entrüstet. „Schon seit gestern. Aber ich verzichte doch nicht auf einen ordentlichen Rausch wegen dem bisschen Gekotze. Nicht heute Abend. Heute wird es nämlich magisch.“
Er verzieht sein Gesicht zu etwas, dass er für seinen ureigenen Adam-Levine-Blick hält. Ultrageil und unwiderstehlich. In Wirklichkeit sieht er einfach nur sturzbesoffen aus. Was er ja auch ist.
Ich zucke mit den Achseln. „Wenn du meinst.“
Ich bin nicht in der Stimmung, Begeisterung zu heucheln. Nicht heute.
Plauze scheint das nicht weiter zu stören. Keine Ahnung, was er außer Bier noch so geschluckt hat. Er wirkt auf geradezu unangenehme Weise gut gelaunt. „Ich habe da noch was in petto. Wirst schon sehen. Den ganz großen Wurf.“
Er blickt mich an wie ein Hundewelpe, der auf ein Leckerli wartet.
„Schnauze, Plauze!“
Es klingt schärfer als beabsichtigt und ich spiele kurz mit dem Gedanken, mich zu entschuldigen. Was ich dann doch nicht tue, denn eigentlich meine ich es genauso. Ich will nicht nett sein. Ich will auch nicht reden. Ich will einfach nur meinen trüben Gedanken nachhängen. Ist mein schließlich verdammtes Recht.
Das ist er also: der finale Gig. Die ultimative Abschiedsvorstellung. Einmal noch mit The Burning Hips auf die Bühne und sich ein letztes Mal die Seele aus dem Leib rocken.
Und danach?
Schluss, aus, vorbei! Finito! Ende der Geschichte. Nicht, dass es irgendjemanden sonst besonders kratzen würde. Aber ich, ich könnte heulen.
Ein schriller Schrei durchbricht die Stille. Cleo kommt schon wieder. Oder noch immer. Kann man bei ihr nie so genau sagen.
Aber jetzt höre ich auch Frank, der offenbar ebenfalls zum Höhepunkt kommt. Während Cleo einfach nur laut ist, klingt es bei ihm seltsam harmonisch. Kein abgehaktes Schnaufen wie im Porno. Nein, jeder Ton sitzt. Als hätte jemand Gestöhne komponiert. Ein Choral der Lust. Und wie immer ertappte ich mich beim Gedanken, dass Franks Stimme reine Musik ist.
Selbst dann, wenn er nicht singt.

Mai 2006, Lenny Metal
Ich spiele in der Band, seitdem ich dreizehn bin.
Die Band, das waren am Anfang nur Frank und ich. Wir hatten in fast zehn Jahren gefühlt einhundert Namen und mindestens zwei Dutzend unterschiedliche Mitstreiter. Aber Frank und ich – das war immer die Konstante, der Grundrhythmus, der das ganze Ding am Laufen gehalten hat.
Wir haben uns auf der Musikschule in Rendsburg kennengelernt. Im Kurs: Wir musizieren in der Gruppe (Anfänger) – Dienstag, 15.00 Uhr.
Ich hatte mir in Eigenregie ein wenig das Klampfen beigebracht und auf der Konfi-Fahrt mit mehr schlecht als recht geschrammelten Songs wie Lady in black, Under the bridge und Westerland erste bescheidene Erfolge gefeiert. An und für sich absolut nichts Besonderes. Aber die Reaktion der Mädchen auf die Musik, ihr anerkennendes Lächeln, ihre interessierten Blicke, ihre freundliche Aufmerksamkeit, bis dato für mich absolutes Neuland, hatten mir eine Zukunft gezeigt, die ich nie für möglich gehalten hatte. Zwei von ihnen hatten mir nach einer nächtlichen Privatperfomance von Talkin‘ bout a Revolution sogar erlaubt, gewisse Körperteile, die ich sonst so explizit nur auf youporn studieren konnte, mit den Fingern meiner Greifhand zu erkunden. (Mein ewiger Dank sei dir gewiss, Tracy Chapman!) Jedenfalls wollte ich mehr davon, viel mehr, und war nun bereit für den nächsten Schritt.
Nüchtern formuliert.
In Wirklichkeit brannte ich.
Scheiße Mann, mit was für großen Illusionen bin ich damals dort aufgeschlagen. Ein aufstrebender Gitarrengott mit der Gabe, den Mädchen Stück für Stück die Kleider vom Leib zu spielen. Ich wollte Stadien füllen, Groupies vögeln, stinkreich werden und die Welt rocken. Ich hatte sogar schon einen Namen für meine zukünftige Band: Lenny Metal!
Gott, ich war überzeugt davon, am richtigen Ort zu sein, um andere aufstrebende Rockstars kennenzulernen. Born to be wild!

Die Ernüchterung folgte schon bei der ersten Kennenlernrunde. Fast ein Drittel der Anwesenden spielte Block- oder Querflöte. Es gab vier Geigen, zwei Klarinetten und jeweils ein Akkordeon sowie eine Posaune. Außer mir noch zwei Gitarren, ich hatte allerdings die einzige elektrische. Nicht ein einziger Schlagzeuger, es sei denn man rechnete den seltsamen Kerl dazu, der Klanghölzer mitgebracht hatte.
Klanghölzer!
Halleluja, das knallt!
Das hatte rein gar nichts mit dem abgefuckten Scheiß zu tun, den ich mir erträumt hatte. Wir waren der erbärmlichste Spielmannszug der Welt.
Immerhin war das Mädchen, das neben mir hockte und sich krampfhaft an ihre nagelneue Aura Barock klammerte, ziemlich hübsch. Verdammt hübsch sogar! Definitiv nicht meine Liga, aber hey, seit wann lässt sich ein Rock’n’Roller davon abhalten? Ich sage nur Pete Doherty und Kate Moss. Zudem hatten mich meine jüngsten, wenn auch keinesfalls sonderlich beeindruckenden Erfolgserlebnisse komplett größenwahnsinnig werden lassen. Es kam, wie es kommen musste: Die Gäule gingen mit mir durch.
Für das Folgende schäme ich mich bis heute.
„Wie krass. Eine Frau, die blasen kann!“
Mein Lächeln muss irgendwo zwischen Kehlkopf und Unterkiefer verreckt sein, es kam jedenfalls nie auf meinen Lippen an.
Was vor allem an ihrem Blick lag. Wäre er angewidert, zornig, ja sogar verachtend gewesen, ich hätte damit irgendwie leben können. Kein Problem, Ablehnung musst du als Rockstar vertragen können.
Aber das, was da in ihren Augen schimmerte, war eindeutig Mitleid. „Das ist echt ein total witziger Spruch“, antwortete sie mit einer Stimme, die gleichgültiger nicht hätte sein können. „Daran hast du bestimmt wochenlang gearbeitet, was? Hat sich wirklich voll gelohnt. Respekt. Du merkst es vielleicht nicht, aber bin echt total geflasht!“
Hätte man diesen Moment auf einem Zeitstrahl festgehalten, er hätte so ausgesehen: 1. Lenny in red, 2. peinliche Pause, 3. panischer Seitenblick auf ihr Instrument, 4. kläglicher Rettungsversuch!
„Ich … ähm … ich habe flöten gemeint!“
„Das macht es nicht besser. Echt nicht.“
„Ehrlich. Ich steh voll auf Flöten.“
„Jetzt wird es richtig schräg.“
„Nee … so doch nicht. Anders. Musikmäßig. Jethro Tull. Ian Anderson. Living in the past. Weißt schon. So psychodelisch halt. Die Art von Flöten!“
„Vorschlag zur Güte: Bis die hier anfangen, guckst du einfach in die eine Richtung und ich in die andere.“
„Ähm …okay.“
„Reizend!“
Das war der Moment, an dem ich eigentlich nur noch nach Hause wollte.

Und dann kam er.
Trotz unseres Vorsatzes in gegensätzliche Richtungen zu schauen, bemerkten ihn das Blockflötenmädchen und ich im selben Moment. Ganz kurz entgleiste ihr Blick. Darin lag keine Spur mehr von Mitleid. Stattdessen: die absolute Euphorie.
Ich bin sicher, dass es mir nicht anders erging.
Frank sah damals schon unverschämt gut aus. Ein Dreizehnjähriger, in den sich fünfzehn- oder sechzehnjährige Frauen vergucken. Was ungefähr so wahrscheinlich ist, wie für einen Normalsterblichen in seinem Leben irgendwann mal mit Scarlett Johansson im Bett zu landen.
Frank kam eine Viertelstunde zu spät. Anstatt sich zu entschuldigen, wie ich es mit Sicherheit getan hätte, formte er die linke Hand zum Metal-Gruß, schnitt dabei eine Grimasse, die Gene Simmons hätte neidisch werden lassen, und fläzte sich dann auf den einzig verbliebenen freien Platz im pädagogisch ach so wertvollen Stuhlkreis. Er trug ein abgewetztes System-of-a-Down-T-Shirt und war der einzige, der kein Instrument mitgebracht hatte.
Auf Nachfrage des Kursleiters, der, obwohl mindestens fünf Jahre älter, gegen die Aura von Frank wie ein Grundschüler wirkte, kam die knappe Entgegnung: „Ich spiele gar nichts. Ich bin Sänger.“

Ich weiß, dass klingt jetzt dick aufgetragen, aber ganz ehrlich: Mir war sofort klar, dass ich meine Band gefunden hatte.
Es war die Art, wie er diese beiden kurzen Sätze aussprach. Das war… irgendwie betörend. Während ich gerade – im wahrsten Sinne des Wortes – alle Höhen und Tiefen des Stimmbruchs durchlief, klang Frank bereits unglaublich abgewichst, genauso, wie ich mir bis heute wünsche, nur ein einziges Mal zu klingen. Seine Stimme war unglaublich heiß. Sie war wie ein Feuerwerk, purer Rock’n‘Roll.
Und ich, ich wollte die Musik dazu machen.

Während der verbleibenden fünfundsiebzig Minuten Unterricht habe ich nichts Anderes getan als ihn angestarrt. Ich muss wie ein verliebtes Schulmädchen gewirkt haben, mit einem schwärmerischen Grinsen auf den Lippen.
Natürlich bemerkte er es.
Am Ende der Stunde stand er auf und kam geradewegs auf mich zu.
„Bin dir aufgefallen, was?“
Scheiße, wer rechnet denn mit so was? Für einen Moment ergriff mich Panik. Jetzt nur nichts Falsches sagen. Also am besten ganz die Fresse halten.
Zu meinem Glück fühlte sich das Blockflöten-Mädchen neben mir angesprochen. „Aber so was von!“ Sie kicherte glucksend. „Du bist voll...“
Frank wandte ihr nicht einmal seinen Kopf zu, als er sie unterbrach.
„Ja klar... ist das dein Freund?“ Er deutete auf mich.
„Der?“
Ein Nein, oh Gott, oh Gott, selbst dann nicht, wenn er der letzte lebende Kerl auf der Welt wäre hätte nicht deutlicher formuliert sein können.
Frank nickte bedächtig.
„Super. Dann macht es dir doch bestimmt nicht aus, mal kurz deinen Platz zu räumen? Ich muss was mit ihm besprechen.“
Der Blockflöten-Prinzessin stand deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie keinesfalls gewillt war, die Schlacht um Franks Gunst kampflos aufzugeben. Trotzdem stand sie auf.
Ein Fehler.
Frank ließ sich wortlos auf ihren Stuhl fallen und drehte sich so, dass sie nur noch seinen Rücken bewundern konnte.
Sie unternahm einen neuerlichen Anlauf. „Ich heiße übrigens…“
Mit einer lässigen Handbewegung brachte er sie zum Schweigen.
„Ehrlich. Das hier ist echt wichtig. Also könntest du vielleicht bitte irgendwoanders … süß sein?“
„Aber…ich...“ Das Mädchen warf ihm einen letzten verzweifelten Blick zu. Dann schien sie in sich zusammenzusacken, drehte sich langsam um und schlurfte mit hängenden Schultern in Richtung Ausgang.
"Du spielst nicht zufällig Schlagzeug?", rief Frank ihr hinterher.
Als Antwort pfefferte das Mädchen ihre Blockflöte in die Ecke und verließ dann ohne sich noch einmal umzudrehen den Raum.
Ich blickte ihr entgeistert hinterher.
„Scheiße, die war total scharf auf dich“, keuchte ich.
Frank grinste schief.
„Schon möglich“, sagte er knapp und nickte dann in Richtung meiner Gitarre. „Aber ehrlich gesagt: Das Baby da gefällt mir viel besser.“
Meine Verwunderung verwandelte sich schlagartig in ein begeistertes Hochgefühl. Er fuhr tatsächlich auf meine Klampfe ab.
„Ja, die ist geil. Das ist eine Yamaha Pac-112.“
„Und? Kannste darauf spielen?“
„Aber so was von!“
Was in meinen Ohren irgendwie bedeutend besser klang, als „na ja, ich lerne es gerade“.
„Cool! Haste Bock, dass wir es mal zusammen versuchen? Du mit dem Ding und ich mit meiner Stimme?“
Mein Herz schlug so wild, als würde es von John Bonham persönlich mit einem Dutzend Drumsticks bearbeitet.
„Klar! Warum nicht?“
„Super! Damit können wir diesem Witzladen auf Wiedersehen sagen. Aber vorher...“, er schob seinen Stuhl so nah an meinen, dass sich die Lehnen berührten. Und dann sagte er zum ersten Mal das Wort, dass ich aus seinem Mund noch hunderte Male hören sollte:
„...Bandbesprechung!“

Heute, November 2015, The Burning Hips
„Bandbesprechung!“
Frank zieht sich den Hosenstall zu, als er den kleinen, muffigen Raum betritt, der uns bei diesem Gig als Back-Stage-Bereich zur Verfügung gestellt worden ist. Ohne Fenster, aber mit einer Extraportion Schimmel. Auf einem Biertisch steht ein halbvoller Kasten Mineralwasser und etwas, das offenkundig Verpflegung darstellen soll. Ich habe die vergangene Viertelstunde damit zugebracht, einigen Salatblättern beim Welken zuzusehen, die in vollkommender Verkennung der Bedeutung des Wortes Dekoration scheinbar willkürlich auf ein Dutzend Schmierkäsebrötchen drapiert worden sind.
Frank lässt sich ungalant in einen ausrangierten Sessel fallen, der in dieser Katakombe seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Jetzt ist die Band vollzählig: Frank, Plauze, Cem, unser Bassist, und meine Wenigkeit.
Einen Moment lang sagt niemand ein Wort. Möglicherweise ist uns allen die unbestreitbare Tiefe dieses Moments bewusst. Aber wahrscheinlich sind wir einfach nur mundfaul.
Endlich räuspert sich Frank.
„Machen wir es doch wie immer“, sagt er. „Wir gehen raus, heizen den Leute ordentlich ein und dann...“
Eine Tür fällt knallend ins Schloss.
„...und dann ist endlich Feierabend.“ Cleo tritt ein. Sie sieht wunderbar befriedigt aus.
Ich spüre, wie mir die Galle hochkommt. Cleo ist so ziemlich der letzte Mensch, den ich jetzt sehen will.
„Hey... das ist hier gerade ziemlich intern.“ Ich bemühe mich nicht einmal, meinen Unmut zu verbergen.
Cleo zuckt nur mit den Schultern und macht es sich dann auf Franks Schoss bequem. „Ja und?“ Sie streichelt übertrieben zärtlich seine bandagierte Nase, was mir natürlich einen Stich versetzt.
„Hab dich nicht so, Lenny!“ Frank zieht entschuldigend eine Augenbraue hoch. „Es ist doch das letzte Mal.“
Eben drum. Genau deswegen will ich sie nicht hier haben. Weil es das letzte Mal ist!
Cleo steckt Frank ihre Zunge in den Hals.
Verpiss dich!
Plauze lacht auf. Er wirkt immer noch seltsam wibbelig. Aber immerhin scheint er das Kotzen eingestellt zu haben.
„Wer sagt das eigentlich?“
Cem schaut irritiert auf. „Wer sagt was, Alter?“
„Na ja, dass the Burning Hips heute in die ewigen Jagdgründe eingehen? Ihr tut alle so, als wäre das ein Naturgesetz.“
Plauze war noch nie für besondere Feinfühligkeit bekannt. Aber das hier geht jetzt zu weit.
Cleo kichert.
„Halt einfach deine dumme Fresse“, entgegne ich mit ausgestrecktem Mittelfinger und meine damit gleichzeitig Plauze und Cleo. „Das wäre entschieden besser für alle.“
Plauze grinst feist. Es braucht mehr als einen Stinkefinger, um ihn zu erschüttern.
„Na dann passt mal auf!“ Er verschränkt die Arme vor seiner Brust und sieht aus wie ein übergewichtiger Buddha. „Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist noch lange nicht gesprochen. Der Onkel Plauze hat nämlich dafür gesorgt, dass wir heute Abend endlich entdeckt werden.“

Juli 2006, Chewing Scum
Natürlich hießen wir niemals Lenny Metal. Allein schon deshalb nicht, weil es mir viel zu peinlich gewesen wäre, diesen Vorschlag öffentlich zu äußern. Unser allererster Bandname war Trashflow, weil das irgendwie total sozialkritisch und trotzdem wunderbar rotzig klang und damit exakt die Richtung beschrieb, die wir für unser künftiges musikalisches Wirken vorgesehen hatten. Als Drummer war Torben bei uns eingestiegen, ein Klassenkamerad von mir, der zu Weihnachten ein irre teures Schlagzeug geschenkt bekommen, dieses bislang aber noch nicht einmal richtig ausprobiert hatte. Müßig zu erwähnen, dass er dementsprechend scheiße spielte.
Aber damals war uns das egal. Wir legten einfach los und coverten ein paar Songs. Harte Sachen von Rage Against the Machine, Social Distortion, Bad Religion und solcher Kram. Franks Stimme war eigentlich viel zu schön für diese Art von Musik. Ich arbeite mich tapfer durch die circa neun unterschiedlichen Riffs, die ich inzwischen draufhatte. Und Torben... na ja, dazu ist eigentlich alles gesagt.
Nach zwei Wochen regelmäßiger Probe gaben wir vor meinen Eltern und meiner kleinen Schwester ein triumphales, wenn auch leider von der Öffentlichkeit nahezu unbemerktes erstes Konzert in unserem Keller. Der Applaus war berauschend. The Sky was the limit, wir waren definitiv unaufhaltsam auf dem Weg nach oben.
Sechs Tage später lösten wir uns aufgrund unüberwindbarer musikalischer Differenzen auf, weil Torben lieber etwas in Richtung Silbermond machen wollte.
Nach Torben kam Jan und mit Jan kamen ein neuer Name und neuer Ehrgeiz. Von nun an hießen wir Kofi Annal und beschlossen, profane Coverversionen lieber Bands mit deutlich weniger Talent zu überlassen und fortan unsere Lieder selbst zu schreiben.
Da ich der Einzige war, der wenigstens ein bisschen Noten lesen konnte, wurde ich von einem Moment zum anderen offiziell zum Songwriter befördert. Nach einer durchgearbeiteten Nacht stellte ich der Band übermüdet aber total euphorisiert meine erste eigene Komposition vor.
Es war ein knapp siebenminütiges Rock-Epos namens „Spread your legs and try to fly“ und handelte von einer bemitleidenswerten Nutte, die in einer nur oberflächlich glitzernden Scheinwelt aus „silk and money“ ein erbarmungswürdiges Dasein ganz nach dem Willen ihres durch und durch verabscheuungswürdigen Zuhälters fristete, und die sich immer dann in blütenreine Mädchenliebesfantasien flüchtete, wenn ihre ausnahmslos widerwärtigen Freier ungeschützt in ihr abspritzten.
Kurz gesagt: Realistisch bis zum Abwinken und exakt das Metier, mit dem sich ein Dreizehnjähriger perfekt auskennt.
Mit klopfendem Herz wartete ich auf das Urteil.
„Endgeil!“ Frank war ehrlich ergriffen. „Voll sozialkritisch. Aber trotzdem nicht platt, oder so. Ganz große Kunst!“
Jan starrte mich mit ernster Miene an. „Mal ganz ehrlich: Warst du schon mal im Puff?“
„Nee! Wieso?“
„Weil das alles so verdammt echt klingt!“
„Ich habe ein bisschen gegoogelt.“
„Und dann die Musik. Richtig geil retro.“
„Findeste? Ich habe das ja extra eher klassisch angelegt. Nicht so modern wie der Scheiß, der derzeit so in den Charts zu hören ist.“
„Nee, hört man total. Klingt irgendwie voll nach Weezer. Also nach den alten Sachen von denen.“
„Einfach nur der Hammer!“, zollte mir Frank erneut seine Begeisterung. „Also wenn das kein Hit wird, weiß ich auch nicht.“
Ich kenne bis heute niemanden außer uns drei, der dieses Lied wirklich mochte. Trotzdem spielen wir es immer noch ab und an, dann allerdings in der Rubrik unfreiwillig komische Zugaben.

Als wir ein paar Monate später unseren ersten richtigen Gig hatten, also vor Leuten auftraten, die nicht mit uns verwandt waren und deshalb zuhören mussten, war ein Bassist namens Arne dazugekommen, sechs weitere potenzielle Welthits aus meiner Feder und ein neuer Bandname, dem Umstand geschuldet, dass uns als Kofi Annal niemand auftreten lassen wollte. Von nun an würden wir als Chewing Scum die Charts stürmen.
Wir spielten als Headliner beim Sommerfest meiner Schule. Glücklicherweise war die Konkurrenz überschaubar. Vor uns sang der Unterstufenchor „Der Jäger längs dem Weiher ging“.
Dann waren wir dran. Man hatte uns sage und schreibe drei Songs zugebilligt, und ehrlich gesagt war ich selten nervöser vor einem Konzert als damals. Immerhin spielte ich vor meinen Mitschülern, also Leuten, mit denen ich noch jahrelang irgendwie auskommen musste. Wenn die Sache gut ging, konnte ich im besten Fall als verdammt cooler Typ von der Bühne gehen. Falls sich das alles aber als Desaster herausstellte, würde ich hier und jetzt gesellschaftlichen Selbstmord begehen. Je näher unser Auftritt rückte, desto sicherer war ich, den größten Fehler meines Lebens zu begehen.
Doch erstaunlicherweise funktionierte es. Als Frank die ersten Töne von „Tuna War“ anstimmte, einer auf gewollt disharmonischen Akkorden aufgebauten Anklage gegen den Schleppnetzfischfang, merkte ich sofort, dass wir uns nicht blamieren würden. Diese Gabe habe ich bis heute behalten. Ich kann nach ein paar Tönen zuverlässig vorhersagen, wie ein Konzert laufen wird, ob wir richtig gut sein oder einfach nur Bullshit abliefern werden.
Dieses Mal blamierten wir uns nicht. Im Gegenteil. Das Publikum – und wir reden hier von mindestens achtzig Leuten, was für uns vergleichbar mit dem ausverkauften Wembley-Stadion war – hörte uns zu, wippte mit, johlte dann und wann zustimmend, klatschte lautstark am Ende und forderte sogar eine Zugabe. (Wir spielten „Spread your legs and try to fly“ und damit war die Sache dann auch schnell erledigt.)
Aber zwei Sachen haben sich bis zum heutigen Tag in mein Gehirn gefräst.
Zum einen war da dieses atemberaubend hübsche Mädchen, die zu unserer Musik tanzte und uns abfeierte, als wären wir keine pubertäre Möchtegern-Band, sondern U2 höchstpersönlich. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, ich war mir aber sicher, sie an unserem Gymnasium nie zuvor gesehen zu haben. Erst später habe ich dann gerafft, dass es die Blockflötenprinzessin aus der Musikschule gewesen ist und dass ihre beinahe schon kosmische Begeisterung einzig und allein Frank gegolten hatte.
Das andere, was ich nie vergessen werde, ist das Gefühl, das ich auf der Bühne hatte, während wir spielten. Alles, wirklich alles, schien sich in diesem Moment richtig zusammenzufügen. Frank sang mit seiner Zauberstimme und ich konnte ihr mit meinem Gitarrenspiel eine Straße bahnen, die sie in vollkommener Harmonie entlang schwebte, um dann in den Köpfen der Zuhörer zu purem Rock’n’Roll zu manifestieren.
Und in diesem Augenblick begriff ich: Frank und ich würden für immer und ewig zusammen Musik machen. Schicksal! Manche Dinge sind einfach vorherbestimmt.

Oktober 2015, The Burning Hips
Wir sind erledigt.
Ich weiß es seit ungefähr zwei Wochen und es traf mich vollkommen unvorbereitet. Eigentlich hätte es nur eine gewöhnliche Bandbesprechung sein sollen. So wie hunderte vorher. Aber diesmal war alles anders.
„Sorry, Jungs, aber ich steige aus“, hatte Frank unvermittelt gesagt. „Die zwei Konzerte im November mach ich noch. Aber danach ist für mich Schluss. Endgültig.“
Seine Stimme klang warm, harmonisch... und müde.
Ich wusste sofort, dass er es ernst meinte. Dass er etwas derartig Elementares niemals einfach nur so daher sagen würde. Und trotzdem redete ich mir ein, dass es ein schlechter Scherz sein musste, und wartete auf den entlarvenden Lacher.
Aber er kam nicht.
Einen Moment lang glotzten wir uns alle an wie ein Schwarm Guppys im Aquarium.
„Wie? Du bist draußen?“, fragte schließlich Cem.
Frank seufzte schwer. „Ich hör auf mit dem ganzen Scheiß. Mit der Singerei.“
„Krass“, grunzte Plauze. „Ein bisschen sehr spontan, oder?“
„Laber nicht so einen Scheiß, Alter“, platzte es aus mir raus. „Du kannst nicht aufhören. Unmöglich! Du bist die Band, Mann. Wenn du aufhörst, dann sind the Burning Hips am Arsch.“
„Ziemlich geiler Bandname! Burning Hips am Arsch! Hätten wir mal früher darauf kommen sollen!“ prustete Plauze.
„Dann sind the Burning Hips eben am Arsch“, fuhr mich Frank an. „Hey, mir fällt das auch nicht leicht, echt nicht. Aber irgendwann muss man halt auch mal an die Zukunft denken. An das, was du später mit deinem Leben mal anfangen willst.“
„Diesen ganzen Scheißdreck hat dir doch Cleo ins Ohr gesetzt. Das ist doch ein zu eins exakt die Kacke, die sie dir seit Jahren eintrichtern will.“
„Das hat gar nichts mit Cleo zu tun“, entgegnete Frank. Aber sein Tonfall, die Art wie er es abstreitet, verheißt das Gegenteil. „Dieser ganze Scheiß bringt doch nichts mehr. Ich bin jetzt vierundzwanzig, Mann. Ich sitze seit drei Jahren an einem Studium, in dem ich nicht einen Deut weiterkomme, weil ich, anstatt zu lernen, jedes Wochenende in irgendwelchen versifften Clubs vor zwanzig oder dreißig strunzbesoffenen Leuten spiele. Als wir angefangen haben, Lenny, da klang das super. Sex, Drugs und Rock’n’Roll! Und ich habe das wirklich genossen, Alter. Das war echt geil. Aber ganz ehrlich, Mann: Jetzt ist es an der Zeit mal erwachsen zu werden.“
„Ach, leck mich!“
Frank stand auf. Schaute mich an. Seufzte. Sah aus als, als wolle er sich entschuldigen. Und sagte dann bloß: „Ich geh mal pissen!“
Mit eiligen Schritten lief er zu Tür und ließ sie lautstark in Schloss knallen.
„Fick dich!“ schrie ich ihm hinterher.
Verdammt, dass tat weh. Nicht nur, weil es so plötzlich und quasi aus dem Nichts kam. Es schmerzte, weil wir gerade anfingen, wirklich gut zu sein. Weil ich endlich in der Lage war, Lieder zu schreiben, die Franks Gesangstalent gerecht wurden. Und weil ich mir ganz sicher war, dass wir kurz vor dem Durchbruch standen und genau das schaffen konnten, wovon wir immer geträumt hatten. Und ausgerechnet jetzt wollte Frank hinschmeißen?
„Bok!“, fluchte Cem. „Und nun?“
„Ach, ich finde schon was Neues.“ Plauze trommelte gedankenversunken mit den Zeigefingern auf seinen Oberschenkeln. „Gute Drummer finden immer eine Band.“ Seine Stimme klang merkwürdig zittrig.
Cem biss sich versonnen auf die Unterlippe. „Ich könnte bei meinem Cousin Ali anfangen. Der hat mich schon öfters angefragt. Er hat eine Coverband, die bei türkischen Festen aufspielt. Hochzeiten und so. Werden wirklich gut gebucht. Da kann man richtig fette Kohle abkassieren. Und ab und an machen die auch eigene Sachen. So Richtung Tocotronic. Aber in Türkisch.“ Er zögert einen Moment. „Leider haben die einen total peinlichen Namen.“
Plauze horchte auf. „Wie heißen die denn? Ali and the Dschihads?“ Er grinste schief.
„Wie lüstüg!“, antworte Cem, ohne eine Miene zu verziehen.
„Nein, jetzt mal ernsthaft. Wie heißen die?“
Cem murmelte irgendetwas Unverständliches.
„Was? Nuschel nicht so!“
„Ich sag's nicht!“
„Nee, Mann. Ich will das jetzt wissen!“
„Komm! Lass gut sein!!“
„Als ob ich Ruhe geben würde. Na komm! Mach schon! Los! Erzähl! Spuck es aus, Dicker. Pronto! Raus damit! Hab dich nicht so, du willst es doch auch.“
Kebabcici!“, brüllte Cem. „Und? Bist du jetzt zufrieden, du Wichser?“
„Geht’s noch?“ Es gelang mir kaum, meine Wut zu zügeln. Gegen das, was sich in mir zusammenbraute, war das Gitarrenintro von „Master of puppets“ ein launiger Kinderreigen. „Unsere Band geht gerade komplett den Bach runter und ihr redet über irgendeine verfickte Hochzeitscombo?“
Ich nahm den nächstbesten Gegenstand, den ich in die Finger bekam, und schmiss ihn mit vollem Karacho gegen die Wand. Manchmal muss ein Statement brutal und brachial sein. Der Effekt war allerdings ziemlich enttäuschend, weil ich lediglich ein Plektron geworfen hatte. Was meine Wut nur noch mehr anstachelte.
„Und du?“, frage Cem. „Was machst du, wenn Frank wirklich aufhört?“
„Aufhören!“, fuhr ich ihn an. „Was für eine bescheuerte Frage! Ohne Frank keine Band. Uns beide gibt es nur zusammen. Er singt, ich spiele! Verdammte Scheiße, das war immer schon so! “
In diesem Moment öffnete Frank die Tür.
Die Wut in mir wurde zu einem Feuerwerk aus roten Funken, das sich krachend in meinem Hirn entlud.
Ich trat Frank schwungvoll entgegen, holte aus und schlug zu. Es knirschte und Frank heulte auf. Natürlich ein perfektes, beschissen melodisches Heulen. Was für ein Arschloch!
Ich schlug nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Viervierteltakt. Exakt so wie bei Slades „Far far away.“
Das Heulen wurde lauter.
Als ich endlich aufhörte und schwer atmend ins Franks blutverschmiertes Gesicht blickte, war es Plauzes Kommentar, der mich endgültig auf den Boden der Tatsachen zurückholte: „Scheiße auch! Aber diese Nase ist nur noch Brei.“

Heute, November 2015, The Burning Hips
„Ich will es mal so sagen: Ich – und nur ich – habe höchstwahrscheinlich die Band gerettet.“ Plauze deutet pathetisch mit beiden Zeigefingern auf sich. Dann breitet er die Arme aus, so, als wolle er uns alle umschlingen, und sagt: „Wenn ihr Idioten es nicht gleich wieder verbockt.“
„Was soll der Mist! Das ist absolut uncool, Plauze!“ Frank wirkt ernsthaft angepisst. Erstaunlich doll angepisst für jemanden, der doch angeblich mit der Band längst abgeschlossen hat.
Mir liegt ein bissiger Kommentar auf den Lippen, aber ein Blick auf Franks dick bandagierte Nase hält mich davon ab.
„Ach lass ihn doch! Plauze ist einfach voll“, sagt Cleo betont gelangweilt. Aber ihre Stimme zittert kaum merklich. Sie ist tatsächlich beunruhigt.
Und plötzlich habe ich wieder Hoffnung.
„Was willst du uns sagen“, dränge ich Plauze. „Spuck es endlich aus, Mann!“
Plauze nickt. Dann sagt er erstaunlich sachlich: „Ich habe eine unserer Demos an die Managerin von Social Netword geschickt. Und zudem ein paar von unseren Links auf youtube.“
„Du hast was?“ Cem ist ein netter Kerl, aber mit Sicherheit nicht die hellste Kerze auf der Torte. Jetzt wirkt er komplett überfordert. Ehrlich gesagt geht es mir wie ihm.
Social Netword ist die deutsche Rockhoffnung schlechthin. Thomas, Jonny, Farid und Hagen. Fleischgewordene Mädchenträume, aber mit Talent. Die Aufsteiger des Jahres. So gefragt, dass sie es in sämtliche TV-Jahresrückblicke geschafft haben, sogar auf ARTE. Ihr Debütalbum hat elf Wochen die Charts angeführt. Vier Single-Auskopplungen, alles Top-Ten-Hits. Europaweit. Und jetzt mit berechtigten Ambitionen, es sogar in Übersee zu schaffen.

„Warum hast du das gemacht?“, frage ich. Ich habe immer noch keine Ahnung, worauf das Ganze hinauslaufen soll.
„Weil mir an dieser Band was liegt“, antwortet Plauze. Mit einem Mal wirkt er vollkommen nüchtern.
„Das ist doch Bullshit“, entgegnet Cleo, aber eine Spur zu schrill, um souverän zu wirken. „Wie biste denn ausgerechnet an die Dame gekommen?“
„Beziehungen!“, sagt Plauze schlicht und merkwürdigerweise glaube ich ihm.
„Und?“ Ich traue mich kaum, den Satz auszusprechen. „Was hat sie zum Demo und den Videos gesagt?“
Plauze sagt nichts, sondern reckt einfach nur den linken Daumen in die Luft.
Alles dreht sich. Die Band war mausetot. Und jetzt das. Scheiße, Mann. Nur nicht zu viel erwarten. Was kann Plauze schon erreicht haben? Ausgerechnet Plauze? Und trotzdem spüre ich, wie freudige Erregung von mir Besitz ergreift. Plauze scheint sich so sicher zu sei, dass sie endlich da ist. Die Chance, auf die wir immer gewartet haben. Die erste. Und mit Sicherheit auch letzte.
Cool bleiben. Oh Gott, wird das wirklich die größte Auferstehung seit Jesus Christus?
„Sie findet, dass unsere Sachen Potenzial haben“, sagt Plauze und wirkt beinahe ein bisschen verlegen.
Cleo schnaubt laut auf: „Potenzial. Wow! Ein bisschen vage das Ganze, oder?“
„Wie wäre es, wenn du einfach mal ruhig bist und Plauze ausreden lässt.“ Franks harscher Einwand lässt Cleo augenblicklich verstummen.
Jetzt sind alle Augen auf Plauze gerichtet, der uns mit blassem Gesicht entgegenstarrt. Schweiß steht auf seiner Stirn und er beginnt zu würgen.
„Verdammt. Mein Magen! Nicht gut.“
„Du kannst gleich kotzen“, ruft Cem. „Aber was ist jetzt mit dieser Managerin?“
Plauze hält sich eine Hand vor den Mund.
„Sie hat vor drei Stunden angerufen und gesagt, dass sie zum Konzert kommt“, stößt er hervor. „Sie will abchecken, was wir...oh Gott, scheiße... was wir so draufhaben.“
Er springt auf und will zur Toilette laufen. Er schafft es genau bis zu meinen Schuhen. Dann erbricht er sich lautstark darauf.
Es ist heute schon das dritte Mal, dass ich mit Plauzes Kotze konfrontiert werde. Gewisse Sachen scheinen einfach an einem kleben zu bleiben.

Februar bis Oktober 2011, Fagin & Twist
Die Blockflötenprinzessin werden wir einfach nicht los.
Nicht, dass mich das hätte wundern sollen. Im Laufe der Jahre war sie fast zu einer Art Band-Accessoire geworden. Wann immer wir irgendwo auftraten, war auch sie da, stand in der ersten Reihe und warf Frank schmachtende Blicke zu. Ich kann es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, glaube aber, dass sie nicht ein einziges unserer Konzerte verpasst hat. Wir hatten uns inzwischen an sie gewöhnt, sie gehörte irgendwie dazu – und um ehrlich zu sein, profitierten wir sogar ein bisschen von ihr. Ihre ständige Anwesenheit bei unseren Gigs hatte sich ebenso herumgesprochen wie ihr außergewöhnlich gutes Aussehen. Und es gab mindestens eine Handvoll männlicher Fans, wahrscheinlich eher mehr, die nicht wegen unserer Musik, sondern in erste Linie ihretwegen kamen.

Dennoch überraschte es mich, sie an jenem trüben Februarnachmittag in unserem Probenraum anzutreffen. Wir gaben kein Konzert, sondern veranstalteten lediglich ein Vorspielen für die wieder einmal verwaiste Stelle des Drummers.
Unser letzter Schlagzeuger, Magic Malte, war nach Ulm umgezogen, auch wenn wir auf unserer nigelnagelneuen Homepage (www.jahrhundert-rock.org) großspurig behaupteten, er sei nach einem aus dem Ruder gelaufenen Event im Schlaf an seinem Erbrochenen erstickt. Was bei einer Entfernung von rund achthundert Kilometern in etwa auf das Gleiche rauskam.
Das Blockflötenmädchen kam sofort zur Sache.
„Ich bin Cleo.“
Das wusste ich natürlich. Sie hatte sich mir zwar nie persönlich vorgestellt, aber wenn jemand seit fast sechs Jahren zu jedem deiner Konzerte kommt, dann kennst du den Namen dieser Person irgendwann auch so.
„Ich will bei euch vorspielen“, sagte sie, den Blick stur nur auf Frank gerichtet.
„Theoretisch spitze, praktisch schwierig“, entgegnete ich. „Wir suchen nämlich keine Flötistin. Wir brauchen ganz dringend einen Drummer.“
Sie musterte mich kurz, verlor aber sofort wieder das Interesse. Ich war eindeutig nicht der Grund, warum sie hier war.
„Schon klar. Ich flöte schon lange nicht mehr. Ich trommel jetzt.“
Ach Gottchen! Hatte sie wirklich trommeln gesagt? Frank und ich mussten so lachen, dass wir uns um ein Haar eingenässt hätten.
„Und? Kann ich jetzt anfangen?“, fragte sie vollkommen unbeeindruckt, als wir uns endlich wieder einigermaßen beruhigt hatten. Bevor wir antworten konnten, hatte sie sich schon hinter das Schlagzeug geschwungen.
„Soll ich euch begleiten oder erst einmal alleine loslegen?“
„Ach, weißt du … trommele doch erst mal alleine“, kicherte Frank voller Vorfreude, was zum nächsten ungehemmten Heiterkeitsanfall bei uns führte.
Dann legte sie los und das Lachen blieb uns in Halse stecken.
Sie spielte das Eröffnungssolo von Nirvanas „Stay Away“.
Scheiße, war sie gut. Es war, als würde Dave Grohl höchstpersönlich dort sitzen und spielen. Besser noch: Dave Grohl mit Brüsten!
Als sie fertig war, legte sie überlegend grinsend die Drumsticks zur Seite und sah Frank direkt in die Augen. Ich glaube nicht, dass sie mich noch wahrnahm. Das hier war eindeutig zu einem Ding zwischen ihr und Frank geworden.
„Reicht das? Oder willst du noch mehr? Du kannst alles von mir haben.“
Sie sagte es so anzüglich, dass ich augenblicklich eine Erektion bekam.
„Du … du trommelst … echt … gut“, stammelte Frank mit hochrotem Kopf.
„Ich weiß. Ich bin in fast allem gut.“
„Wo hast du so spielen gelernt?“
Sie lachte bitter. „Ob du es glaubst oder nicht. In der Musikschule. Ich bin nämlich weiter hingegangen.“
„Das ist… der Hammer! Echt jetzt!“
„Und bin ich drin?“
„Wo drin?“
„In der Band.“
Frank wirft mir einen kurzen Seitenblick zu. Ich weiß genau, was er mir sagen will: „Die Frau brauchen wir, die ist Weltklasse.“
Ist sie. Talentiert. Und hübsch. Und scharf. Trotzdem wusste ich, dass es Probleme geben wird.
Einen Augenblick lang erwog ich, den Daumen nach unten zu senken und mein Veto einzulegen. Ich wusste, dass Frank niemals gegen meinen ausdrücklichen Willen jemanden in die Band aufnehmen würde. Selbst dann nicht, wenn es der von den Toten auferstandene Kurt Cobain himself wäre.
Aber dann nickte ich widerwillig. Frank ballte zufrieden die Faust. Cleo und er, diese Zusammensetzung gefiel mir irgendwie überhaupt nicht. Aber ich hatte auch eine Verantwortung gegenüber der Band. Und Fagin & Twist konnten es sich schlichtweg nicht leisten, solch eine talentierte Schlagzeugerin abzulehnen.

Der Ärger ließ nicht lange auf sich warten. Zunächst waren es nur Kleinigkeiten. Die Stimmung jedenfalls war bald schon im Keller. Meistens lag es an mir, weil mich Cleos Getue rund um Frank einfach nur ankotzte. Natürlich waren die beiden quasi sofort ein Paar geworden, was ich schon gewusst hatte, bevor ich sie nach lediglich vier Tagen in flagranti und komplett textilfrei im Probenraum erwischte. Es wäre gelogen, würde ich behaupten, es wäre bei mir nicht auch Eifersucht im Spiel gewesen. Um es klarzustellen: Es war Cleo, auf die ich eifersüchtig war. Frank hätte ich jede Frau der Welt gegönnt, selbst dann, wenn er sich meine absolute Traumfrau geangelt hätte. Was mir aber nicht passte, war, wie schnell und gründlich sich die Dinge änderten. Innerhalb von zwei Wochen war er ihr absolut hörig. Wichtige Angelegenheiten, die die Band betrafen, hatten wir bisher als Gründungsmitglieder immer nur zu zweit entschieden. Jetzt plötzlich wollte Cleo mitreden. Was für Frank offenbar völlig in Ordnung war, für mich aber den GAU darstellte.
Cleo jedenfalls war am Ziel ihrer Träume angekommen, was sie auch jeden im Allgemeinen und mich im Speziellen spüren ließ. Die Lunte brannte und wir standen kurz vor der Explosion.

Ich war es überhaupt nicht gewohnt kritisiert zu werden. So wie ich Franks Gesang als gottgegeben hinnahm (Was hätte ich daran schon verbessern können?), war völlig klar, dass ich, als offizieller Songwriter der Band, im kreativen Bereich absolut freie Hand hatte. Ohne mich selbst loben zu wollen, will ich hier klarstellen, dass ich sowohl als Komponist als auch als Texter seit meinen Anfängen mit „Spred your legs und try to fly“ einen qualitativen Quantensprung gemacht hatte, was vor allem dran lag, dass ich mittlerweile nur noch über Themen schrieb, die ich wirklich verstand. Die meisten meiner Songs handelte daher von Liebeskummer und die frühere Sozialkritik meiner Werke war längst der Aufzählung von unerfüllten Sehnsüchten zum Opfer gefallen, wovon es mehr als genug gab. Frank stellte nichts von dem, was ich als so gut befand, um es in unser Bandrepertoire aufzunehmen, in Frage. Natürlich veränderte er mal, wenn er performte, das eine oder andere Wort, was sein gutes Recht war, aber letztlich sang er genau das, was ich für ihn schrieb.
Cleo aber wollte mitreden. Hier war ihr die Brigde zu lang, dort der Refrain nicht prägnant genug, anderswo für ihr Empfinden ein Solo völlig fehl am Platz und generell unterstellte sie mir, dass die Wortwahl in meinen Texten nicht in Richtung Romantik, sondern vielmehr zum Schwulst tendierte.
Ich muss gestehen, dass einiges von Cleos Kritik berechtigt war und ihr großes Talent als Schlagzeugerin nach wie vor völliger außer Frage stand. Sie machte uns als Band besser. Und ich habe kein Problem damit zuzugeben, dass wir unsere erfolgreichste Zeit mit ihr hatten. Auch wenn es aus unerfindlichen Gründen nicht für einen Plattenvertrag reichte, waren wir doch zumindest auf lokaler Ebene eine musikalische Größe geworden. Wir boten eine geile Show und Cleo als Drumstick schwingende Amazone hatte erheblichen Anteil daran.

Nichts davon hätte den großen Knall verhindern können. Es war ein ziemlicher Fliegenschiss, der die Explosion auslöste. Und der genaugenommen eigentlich nur wenig mit mir persönlich zu tun hatte.
Wir versuchten uns an einem Song namens „Serengeti Sunbabe“, ein harmloses und ziemlich belangloses Liebeslied und keinesfalls ein Stück, welches es auf ein künftiges Best-Of-Album schaffen würde.
Frank sang gerade den Refrain, als ihn Cleo unterbrach.
„Schatz, ich finde du müsstest hier stimmlich ein bisschen höher gehen. Nur einen kleinen Tick. So in etwa…“ Sie stellte sich hinter ihrem Schlagzeug auf und sang ihm mit klarer, sicherer Stimme ihre Version vor.
„So habe ich das aber nicht geschrieben“, murmelte ich sauer über die Unterbrechung, obwohl sich an dem Song an und für sich kaum was geändert hatte.
„Lass mal, Lenny!“ Frank summte konzentriert Cleos Vorschlag nach. „Hey, das hat was. Klingt gut.“
Cleo grinste breit. Ausnahmsweise sah sie dabei mich mal an.
So habe ich das aber nicht geschrieben“, wiederholte ich deutlich lauter.
„So klingt es aber besser“, sagte Cleo und sang den Refrain gleich noch einmal.
„Ich finde das klingt super!“, meldete sich Frank zu Wort, um dann ein Sakrileg zu begehen. „Sag mal, Lenny, wäre es nicht geil, wenn Cleo das Lied singt? Wäre doch mal eine nette Überraschung beim nächsten Auftritt.“
Ich wartete gar nicht erst, bis Cleo darauf eingehen konnte.
„Niemals. Vergiss es. Nur über meine Leiche.“
Ich schrieb meine verdammten Songs nicht für Cleo. Ich schrieb sie für Frank. Wort für Wort. Note für Note.
„Jetzt hab dich nicht so“, sagte Cleo. „Nur diesen einen Song. Ich finde sowieso, man müsste den vom Grundrhythmus her ein bisschen schneller machen. So wie er jetzt ist, klingt er so depressiv.“
„Bandbesprechung“, brüllte ich und diesmal war ich es, der ausschließlich Frank ansah. „Cleo wird nicht einen einzigen meiner Songs singen. Sie wird auch zu keinem meiner Songs mehr… trommeln.“
„Jetzt dreht er durch.“ Cleo zeigte mir einen Vogel. „Wir sind immer noch eine Band und nicht dein persönliches Soloprojekt, über das du nach Belieben bestimmen darfst. Echt jetzt. Als ob du das allein entscheiden könntest.“
Der kalte Krieg war heiß geworden. Und ich hatte vor, ihn schnell und gewaltsam zu beenden. Der Frust der gesamten letzten Monate trat aus mir hervor.
„Keine Sorge, das werde ich nicht. Ich werde es mit Frank entscheiden. Und zwar nur mit ihm. So wie es immer war.“ Ich fixierte ihn weiterhin mit meinem Blick. „Und dann muss er eine noch viel wesentlichere Entscheidung fällen. Nämlich mit wem er in Zukunft Musik machen will. Mit dir oder mit mir. Auf dein Wir scheiße ich nämlich einen riesengroßen Haufen, Cleo. Um es ganz klar zu sagen, Frank: Entweder geht Yoko Ono oder ich.“
Die beiden sahen mich fassungslos an. Sie begriffen, dass ich jedes Wort todernst meinte. Das hier war kein kleines Pipifax-Drama, das sich mit ein paar netten Worten regeln lies. Die Entscheidung würde unumstößlich sein.
Cleo oder ich!
Natürlich zockte ich. Ich ging All In, obwohl ich nicht die geringste Ahnung hatte, ob mein Blatt das überhaupt zuließ. Mir war klar, dass ich damit mein musikalisches Schicksal, mehr noch, das Schicksal der Band, in Franks Hände legte. Aber ich dachte an unseren ersten Auftritt zurück, spürte noch einmal dieses unfassbar intensive Gefühl, das mir offenbart hatte, dass es Franks und meine Bestimmung war, zusammen Musik zu machen. Wenn ich mich damals nicht komplett getäuscht hatte, dann konnte ich gar nicht verlieren.

Ich habe tatsächlich gewonnen.
Frank entschied sich für mich. Zumindest die Band betreffend, die Beziehung zu Cleo blieb natürlich bestehen. Insgeheim hatte ich bei diesem Ausgang darauf gehofft, dass Cleo aus dem Gefühl der Kränkung heraus Frank den Laufpass geben würde. Weil die Musik über die Liebe triumphiert hatte.
Aber Cleo erwies sich als harter Brocken. Sie blieb auf ihre Weise der Band treu. Da sie nicht mehr als Drummerin mit an Bord war, nahm sie wieder still und heimlich ihre Stelle als Groupie Nummer eins ein. Ihr Nachfolger wurde übrigens kurz darauf Plauze, der ein wirklich guter Schlagzeuger ist, einen Beat richtig schnell vorantreiben kann, sein Instrument aber längst nicht so filigran beherrscht, wie es Cleo tut.
Mir ging das am Arsch vorbei. Wichtig war nur, dass der Yoko-Ono-Klon ein für alle Mal aus dem Paradies vertrieben war. Cleo hatte, was die Band betraf, nichts mehr zu sagen. Der Innercircle war für sie geschlossen. Franks Entscheidung war klar und deutlich pro Lenny ausgefallen.
Der Punkt ging an mich. Okay, die Welt hatte kurz geschlingert, war aber jetzt wieder in ihrer Umlaufbahn. Plauze stand schon in den Startlöchern. In drei Monaten würde Cem zu uns stoßen. Die Geburtsstunde der aktuellenThe Burning Hips stand kurz bevor.
Hey hey, my my,
Rock and roll can never die.


Heute, November 2015, The Burning Hips
Unmittelbar vor einem Auftritt habe ich das Bedürfnis, kurz allein zu sein. Nicht lange, maximal eine halbe Stunde, um mich zu sammeln. Aber ich brauche das, um eine gute Show bieten zu können. Ich weiß, dass sowohl Axl Rose als auch Helene Fischer den selben Spleen haben. Ich habe schlichtweg das Gefühl präsenter auf der Bühne zu sein, wenn ich vorher in aller Ruhe die wichtigsten Griffe noch einmal kurz im Kopf durchspiele. Helene spricht sich in diesen letzten Minuten selbst Mut zu und Axl säuft. Vielleicht nicht die homogenste Zusammensetzung, die man sich vorstellen kann, aber immerhin: Mich eingeschlossen beträgt die Coolen-Quote dieser exklusiven Gruppe stattliche 66,6 Prozent.
Als ich den deprimierenden Backstage-Bereich noch einmal betrete, ist es draußen stockdunkel. Ich bin mir sicher, dass ich hier ungestört bin. Frank, Cem und Plauze warten schon hinter der Bühne auf den Startschuss. Ihr Ritual ist es, vor dem Auftritt noch gemeinsam eine Schachtel Zigaretten zu quarzen.
Und sonst würde sich niemand freiwillig hierhin verirren.
Das Schluchzen ist so leise, dass man es kaum hören kann. Im matten Funzellicht der Teelichter erkenne ich schemenhaft eine Gestalt.
Verwundert trete ich einige Schritte näher heran. „Alles in Ordnung?“
„Verpiss dich, Lenny!“
Erst jetzt begreife ich, dass es Cleo ist, die da heult. Mein erster Impuls ist es, ihrer überdeutlichen Aufforderung zu folgen und einfach zu gehen. Was kümmern mich Cleos Gefühle? Bis gerade war ich mir nicht mal sicher, dass sie welche hat. Außer für Frank natürlich.
Ich zögere. Damit habe ich wahrscheinlich den springenden Punkt getroffen.
Es fällt mir nicht leicht, mich neben sie zu setzen, aber irgendetwas sagt mir, dass es das Richtige ist. Das hier ist nicht die taffe Cleo, die ich kenne.
„Ist irgendwas mit dir und Frank?“
Keine Antwort.
„Ich meine, natürlich nur, wenn du drüber reden willst.“
Wieder folgt nur Stille auf meine Frage. Als ich mich gerade damit abfinde, dass das hier verlorene Liebesmüh ist, sagt Cleo leise: „Ich liebe ihn so sehr, Lenny. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie doll.“
„Das weiß ich doch.“ Es ist mir ein bisschen unangenehm, mit ihr über ihr Seelenleben zu sprechen.
„Einen Scheißdreck weißt du!“ Trotz ihrer harten Worte bleibt ihre Stimme weich. „Hast du eigentlich eine Ahnung, seit wann ich ihn schon liebe?“
Ich grinse schief.
„Wahrscheinlich seit dem Moment, als wir beide ihn zum ersten Mal gesehen haben? Damals in der Musikschule.“
Ich höre Cleo leise glucksen und bin mir nicht sicher, ob sie lacht oder weint.
„Damals hast du ihn zum ersten Mal gesehen, Lenny. Ich kenne ihn schon, seitdem wir neun sind.“ Das Glucksen wird lauter und jetzt weiß ich, dass es ein Weinen ist. „Er hat nur einige Straßen von meinem Zuhause entfernt gewohnt, aber weit genug weg, dass man sich theoretisch ein Leben lang verfehlen könnte. Haben wir aber nicht. Eines Tages habe ich ihn zufällig gesehen und mich in ihn verliebt. Weißt du, was das erste war, was mich an ihm faszinierte? Seine Stimme. Gerade du müsstest das doch verstehen, Lenny. Mit neun! Ich weiß, wie dämlich das klingt, aber es stimmt: Ich habe mich in ihn verliebt. Und ich liebe ihn bis heute.“ Sie schnaubt laut auf. „Kannste ja vielleicht mal einen Song draus machen. Ist doch eine tolle Geschichte. Ziemlich kitschig, aber verflucht noch mal wahr.“
Ich weiß nicht, wie ich auf ihr Geständnis reagieren soll. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, ihre Hand zu nehmen, traue mich dann aber doch nicht.
„Das wusste ich nicht.“
„Woher auch? Frank weiß es bis heute nicht. Und das soll er auch gar nicht. Der hatte doch all die Jahre keine Ahnung, dass es mich gibt. Ich bin zu jedem, wirklich jedem, eurer beschissenen Konzerte gegangen, damit er mich endlich bemerkt. Und glaub mir, das ist durchaus eine Leistung, denn früher wart ihr nicht mal ansatzweise so gut wie heute.“
Sie wischt sich mit der Handfläche den Rotz von der Nase. Was sie merkwürdiger Weise nicht unattraktiver werden lässt.
„Klar, irgendwann bin ich ihm dann aufgefallen, aber er hat nie mich wirklich gesehen, sondern mich bloß als einen durchgeknallten Fan wahrgenommen. Eine von vielen. Ich hatte immer das Gefühl ihn teilen zu müssen.“ Sie seufzt. „Und jetzt, wo ich Frank endlich für mich habe, jetzt, wo ich weiß, dass er mich auch liebt, will ich das nicht mehr. Ich will ihn nie mehr teilen müssen.“
Eine Weile starren wir wortlos in die Dunkelheit.
„Ist das der Grund, warum du möchtest, dass er mit der Musik aufhört? Wegen all der anderen Fans, die ihn anhimmeln?“
Ich versuche sie wirklich zu verstehen, aber mein Gott, dass gehörte zum Rock’n’Roll nun einmal dazu. Insbesondere wenn man aussah wie Frank.
Cleo lacht bitter.
„Du verstehst es immer noch nicht, oder? Mit all den anderen Fans kann ich leben, die sind nicht das Problem. Ich weiß, dass ich ihm wichtiger bin als die.“ Sie zögert einen Moment lang. Dann tut sie etwas vollkommen Unerwartetes. Sie dreht mir ihr Gesicht zu, so nah, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spüren kann und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Und für eine Nanosekunde löst sich der Knoten in meinem Herz und ich bin bereit ihr zu verzeihen.
„Lenny“, flüstert mir Cleo in Ohr, „ich wollte nie gegen dich Krieg führen. Aber der größte Feind warst immer du.“
Ich starre sie erschrocken an. Ihr Gesicht ist zu einer undurchdringlichen Maske erstarrt, als sie weiterspricht.
„Er liebt dich, Lenny. Nicht körperlich, also vergiss gleich diesen ganzen Schwul-sein-Kram. Wenn es so wäre, hätte es das alles viel leichter für mich gemacht. Und trotzdem ist es so, wie ich sage: Er liebt dich. Ich glaube nicht, dass es in den vergangenen Jahren irgendeinen Menschen gab, der ihm nähergestanden hat als du.“
Cleo wirkt mit einem Mal zwanzig Jahre älter. „Damals in der Musikschule. Ich bin da nur hin, um ihn endlich richtig kennenzulernen. Das war der mutigste Schritt in Sachen Frank, den ich jemals unternommen habe.“ Sie schließt die Augen, während sie in ihren Erinnerungen schwelgt. „Und dann entscheidet er sich für dich und die blöde Gitarre, die um deine Schulter hing. Mich hat er behandelt, als ob ich Luft wäre. Es ist nicht deine Schuld, aber von dem Tag an musste ich dich einfach hassen. Dich und deine Musik.“ Sie verstummt und ihr Mund wird zu einem schmalen Strich. Als sie fortfährt, ist ihre Stimme rau. „Wir haben zweimal offen um ihn gekämpft, Lenny. In der Musikschule und damals, als es darum ging, wer deinen blöden Song singen darf. Und er hat sich beide Male für dich entschieden.“ Ihre Augen funkeln plötzlich wie die eines Raubtieres. „Du hast keine Ahnung, wie sehr Frank dich für dein Talent bewundert. Wie hätte ich dagegen anstinken können?“
Jetzt bin ich es, der bitter auflacht. „Moment mal, du spielst Schlagzeug wie eine Halbgöttin.“
„Weil ich es musste, um an ihn ranzukommen. Er musste mich offenbar erst hören, bevor er mich sehen konnte. Deshalb habe ich geübt wie eine Bekloppte. Ja, natürlich bin ich gut. Aber im Grunde war ich nie mehr als ein Drumstick-Zombie. Technisch brillant, aber trotzdem seelenlos. Aber du spielst, weil du es liebst zu spielen. Und wenn du spielst, dann…“ Sie öffnet die Augen und blickt mich durchdringend an: „Scheiße! Du weißt wirklich nicht, wie gut du bist, oder? Und was deine Musik mit Menschen machen kann. Was sie mit Frank macht…“
Ich merke, dass ich rot werde. Das alles kann nicht stimmen, denn erst durch Franks Stimme wird meine Musik das, was sie ist. Ohne ihn bin ich gar nichts. Aber als ich widersprechen will, ist mein Mund plötzlich so trocken wie die Sahara. Es ist mir unmöglich, meine Zunge vom Gaumen zu lösen.
Cleo zwinkert mir zu. „Wenn ich übrigens wirklich so böse wäre, wie du insgeheim glaubst, würde ich dich jetzt weiter vollquatschen und dir nicht sagen, dass gleich der wichtigste Gig deines Lebens anfängt. Du solltest zusehen, so schnell wie möglich auf die Bühne zu kommen.“
Entsetzt springe ich auf. Blicke auf die Uhr. Fünf Minuten noch. Allerhöchste Eisenbahn.
„Danke!“, stammele ich. Ich will gerade losspurten, als ich mich eines Besseren besinne. Eine Frage brennt mir noch auf der Seele. Dafür ist noch Zeit.
„Wünschst du dir eigentlich nicht, dass wir es packen? Dass wir heute entdeckt werden? Ich mein, wenn nicht für dich, dann zumindest für Frank.“
Ich weiß schließlich, dass wir uns nicht nur meinen, sondern auch seinen Traum erfüllen können.
Cleo senkt ihren Blick. „Du wünscht es dir, oder?“
„Natürlich. Mehr als alles andere.“
Ich kann sehen, wie sehr sie mit sich ringt, bevor sie antwortet.
„Ich kann nicht behaupten, dass ich dir für das Konzert alles Gute wünsche. Das wäre gelogen. Unter anderen Umständen würde ich es dir sicher gönnen, dass es klappt. Aber wenn du mich nach dem fragst, was ich wirklich will, dann geht ihr gleich mit Pauken und Trompeten unter. Dann trifft Frank heute nicht einen einzigen geraden Ton. Es tut mir leid: Aber ich will nur, dass dieses ganze Drama endlich ein Ende hat.“

Meine Beine sind aus Pudding, als ich zu den anderen laufe. Ein Wunder, dass sie mich tragen. Doch als ich die Bühne betrete und meine Washburn PX-Solar in die Hand nehme, ist alle Aufregung wie weggeblassen. Jetzt will ich nur noch spielen. Scheißegal, was am Ende dabei rausspringt. Alles was ich jetzt noch tun kann, ist mein Bestes geben.
Ich nicke Frank, Cem und Plauze zu, denen die Erleichterung, dass ich es auch endlich hier heraufgeschafft habe, deutlich ins Gesicht geschrieben steht. Mein Mund verzieht sich zu einem breiten Grinsen. Ich spiele den ersten Ton an – und augenblicklich merke ich, dass wir heute in Topform sind. Besser als jemals zuvor. Plauze hatte vorhin recht: Dieser Abend wird magisch.
Während ich die perfekte Klangautobahn für Franks Mörderstimme schaffe, blicke ich ins Publikum, um zu sehen, ob ich irgendwo diese mysteriöse Managerin entdecken kann. Aber ich sehe nur Cleo, die mit rotgeweinten Augen und zusammengepressten Lippen zu uns hochschaut. Ihr gequälter Blick sagt alles: Wir sind gigantisch. Frank klingt etwas nasaler als sonst, aber er trifft jeden Ton.
Ein Glücksgefühl durchströmt mich. Und plötzlich läuft die gesamte Bandgeschichte an meinem inneren Auge vorbei. So als hätte ich eine musikalische Nahtoderfahrung.
Ich denke an all diejenigen, die uns ein Stück weit auf diesem Weg begleitet haben. Torben, Jan, Arne, Magic Malte, Thies, Sebastian, Marvin, Ronny, Paul, Cleo natürlich, und all die anderen, von denen ich mir zum Teil kaum noch ihre Gesichter vor Augen rufen könnte, aber immer noch ganz genau weiß, wie ihre Instrumente geklungen haben.
Wir hatten die unmöglichsten Namen: Django Triste, Westerrönfeld, Westerrönfeld reloaded, Frottee in your face, Dorsch, Peppermind oder Dieter Hoeness Kopfverband, um nur ein paar zu nennen. Einige davon begleiteten uns ein paar Wochen, andere nicht länger als ein oder zwei Stunden, bis der Gig vorbei war.
Ich erinnere mich an Lieder, die wir gespielt hatten, und die ich eigentlich schon längst vergessen glaubte. Unbedeutende, aber zumindest kurzzeitig mit hochtrabenden Hoffnungen behaftete Songs wie Body- and Mindmaschine, Drugdog Blues, Seafood Association, Sophisticated Kartoffelsalad und ein besonders krudes Stück namens Pretty, Prettier, Wiebke Barumeit, das mir aber immerhin eine höchst erfreuliche Liebesnacht mit der Besungenen eingebracht hatte.
All das schießt mir durch den Kopf, während ich wie in Trance auf meine Gitarrensaiten eindresche. Ich bin eins mit meiner Musik, eins mit Franks Stimme, eins mit der Band.
Für diesen einen Moment ist alles gut.


Knapp zwei Stunden später schüttelt mich die nackte Angst. Das Konzert ist vorbei; es ist wie von mir vorhergesehen ein Triumph gewesen. Die Leute sind ausgerastet, haben uns gefeiert, wir hätten endlos Zugaben spielen können. Was wir vielleicht sogar getan hätten, wenn Plauze nicht irgendwann im hohen Bogen auf sein Schlagzeug gekotzt hätte. Ziemlich ekelig, aber eigentlich gar kein so übler Effekt. Vielleicht ein bisschen zu sehr Bloodhound-Gang-Style. Na ja, drauf geschissen, denn selbst das scheint den Leuten gefallen zu haben.
Das Problem mit dem Adrenalin ist, dass man sich so unglaublich leer fühlt, wenn der Körper es abgebaut hat. Alles Heldenhafte ist von uns inzwischen abgefallen. Wir sitzen zusammengesunken im muffigen Back-Stage-Bereich, zu müde um zu reden, und warten darauf, dass irgendwas passiert.
Ich weiß immer noch nicht, ob die angebliche Managerin wirklich da ist. Frank wiegt Cleo im Arm. Cem döst. Selbst Plauzes Euphorie ist wie weggeblasen. Er hat seinen Kopf auf die Knie gelegt und verschmilzt auf unwirkliche Weise mit dem Raum. Er sieht wie Mensch gewordener Schimmel aus.
„Keine Ahnung, wo sie bleibt. Wahrscheinlich hat sie sich verfahren. Typisch Frau.“
„Quatsch. So ‘ne Managerin hat doch bestimmt ein Navi“, sagt Cem auf seine ihm ganz eigene Art.
Eigentlich eine perfekte Vorlage, aber Plauze ist zu müde, um sie zu verwandeln.
„Na auf jeden Fall wird sie sich in den Arsch beißen, wenn sie uns heute nicht entdeckt“, murmelt Frank. „Das wird an der als ewiger Makel hängenbleiben. So wie an diesem Plattenfirma-Typen, der statt den Beatles lieber Brian Poole and The Tremeloes unter Vertrag genommen hat. Dessen Name ist für immer ein Treppenwitz der Rockgeschichte. Den hält doch bis heute jeder für ‘nen Loser.“
„Ich kenn den gar nicht“, sagt Cem. „Wie hieß der Spacko denn?“
Frank zuckt mit den Achseln. „Vergessen. Kann aber eigentlich nur Ralph Siegel gewesen sein.“
Cem nickt zufrieden und speichert das im Kopfordner Trival-Pursuit-Wissen für alle Fälle ab.
Ich lehne mich zurück und starre an die Decke. Die arme Sau hieß Dick Rowe. Sicher, einmal hat er kolossal falsch gelegen. Und trotzdem hat er mehr erreicht als wir alle zusammen. Immerhin hat er später die Rolling Stones entdeckt. Die gibt es übrigens immer noch. Während the Burning Hips wohl schon Geschichte sind.
In diesem Moment öffnet sich quietschend die Tür und eine mir unbekannte Frau tritt ein. Mit einem Ruck sitzen wir alle gerade. Wenn das die Managerin ist, entspricht sie überhaupt nicht dem Bild, das ich von ihr hatte. Keine blondgefärbte Femme fatale mit üppiger Oberweite und großflächigen Tattoos. Die Dame ist klein, gedrungen und hat irgendwie eine Spitzmaus-Attitüde. Sie trägt ein mintgrünes Businesskostüm und ihre Haare sind zu einem Dutt gesteckt.
Fuck, unser aller Schicksal hängt von der Meinung einer Oberstudienrätin ab.
Sie schaut ein wenig skeptisch in die Runde.
„Ich heiße Helena Cassetti.“
Boah! Zumindest der Name ist geil.
„Das ist sie“, schreit Plauze und plötzlich ist das Adrenalin zurück. „Das ist die, die kommen wollte. Mit der ich telefoniert habe.“ Er springt grinsend auf und umarmt die Frau.
Kacke, wie professionell ist das denn? Erster Eindruck: Schülerband.
Cassetti bleibt sogar professionell, als sie Plauze freundlich aber bestimmt von sich schiebt. „Ich habe mir eure Show angesehen.“ Das hätte jetzt auch irgendwie einen Tick begeisterter rüberkommen können.
Für einen Augenblick ist die Stille greifbar. Dann verkündet Barbara Salesch das Urteil.
Es ist ein knapper Satz, der alles zusammenstürzen lässt. „Das war ganz ordentlich, Jungs.“
Plauzes Honigkuchenpferdgrinsen verwandelt sich in eine schiefe Fratze des Entsetzens. Auf unserem Los steht definitiv nicht Hauptgewinn.
Ganz ordentlich! Das bedeutet so viel wie: Ich bin zu höflich, um euch Scheiße zu nennen.
Selbst Cem hat den Ernst der Lage verstanden. „Das ist doch alles Rotze“, sagt er und wischt mit der Hand eine leere Bierdose vom Tisch.
Frau Cassetti hat den Anstand sich zu uns zu setzen, obgleich dieser Entschluss wahrscheinlich ihren Rock ruinieren dürfte.
„Versteht mich nicht falsch“, sagt sie und man merkt, dass sie diese Art von Gesprächen schon hunderte Male führen musste. „Für das Level, auf dem ihr spielt, seid ihr echt nicht übel. Nein, ihr seid sogar gut. Die Leute da draußen hatten jedenfalls ihren Spaß. Mich eingeschlossen. Aber für den nächsten Schritt…“ Sie schüttelt den Kopf. „Tut mir leid Jungs, dafür reicht es einfach nicht.“
Automatisch blicke ich rüber zu Cleo. Dicke Tränen rollen ihr über die Wangen. Man könnte meinen sie trauert. Aber ich weiß es besser. Sie sieht atemberaubend schön und unglaublich glücklich aus.
Trotz meiner grenzenlosen Enttäuschung kann ich nicht anders und lächele ihr zu. Sie erwidert mein Lächeln. Dieser Krieg ist endgültig vorbei.
Cassetti erhebt sich wieder und klopft sich mechanisch den Rock ab. Als ob das was nützen würde.
„Ich will euch nichts vormachen. Eigentlich wusste ich schon als ich die Videos gesehen habe, dass ich mit the Burning Hips meine Zeit verschwende.“
„Na super!“, sagt Plauze. „Und warum sind sie dann überhaupt gekommen?“
Cassetti streicht sich eine einzelne, verirrte Strähne aus dem Gesicht, der es irgendwie gelungen ist, dem Duttgefängnis zu entgehen. Dann zeigt sie auf mich.
„Ich bin seinetwegen hier!“
Ich verstehe nur Bahnhof. „Was?“
Sie räuspert sich. „Die Sache ist so. Die Jungs haben Hagen vergangene Woche aus Social Netword rausgeworfen.“
„Das ist der Gitarrist“, erklärt Plauze unnötigerweise.
„Hagen war der Gitarrist“, berichtigt ihn Cassetti. „Aber er war einfach zu undiszipliniert. Weiber, Alkohol, Drogen. Ein Klischee auf zwei Beinen und damit eine tickende Zeitbombe. Anfangs hatten wir das noch einigermaßen im Griff. Aber in der aktuellen Lage ist das Risiko schlicht zu groß. Ich kann nicht riskieren, dass ein Kindskopf das ganze Projekt kaputt macht. Also mussten wir handeln.“
„Und was hat das alles mit mir zu tun?“ Mein Kopf dreht sich und mir ist schwindelig. Ich will einfach nur noch, das dieser katastrophale Abend vorrübergeht.
Frank schaltet entschieden schneller.
„Krass, Alter. Die wollen dich! Die wollen, dass du Gitarrist bei Social Netword wirst!“
Ich höre seine Worte, verstehe sie aber nicht.
Cassetti nickt. „Die Jungs waren von deiner Perfomance in den Videos sehr angetan. Und sie lieben die Lieder, die du schreibst. Du hast Talent und einen ganz eigenen Stil. Und was mindestens ebenso wichtig ist: Offenbar bist du geerdet und hast keine Starallüren. Ich habe mich da mal ein bisschen umgehört.“ Ihr Blick bekommt mit einem Mal etwas Geschäftsmäßiges. „Kurzum: Die Entscheidung ist gefallen. Du wärest als vollwertiges Mitglied mit an Bord. Kein Musiker zweiter Klasse. Wenn du willst, kannst du gleich morgen den Vertrag unterzeichnen.“
Jetzt endlich beginne ich zu begreifen, auch wenn meine Synapsen das Gesagte lediglich in Zeitlupe zu übertragen scheinen.
„Aber was ist mit Frank?“, höre ich mich fragen. Plauze stößt ein beleidigtes Schnaufen aus. Ich ignoriere ihn: „Ohne Frank bin ich ein Niemand.“
Cassetti fährt sich mit dem Zeigefinger die Augenbrauen entlang.
„Du meinst euren schnuckeligen Sänger?“ Sie grinst ein bisschen lüstern und es ist das erste Mal, dass ihre professionelle Aura für einen Moment aufbricht. Schon eine Sekunde später hat sie sich wieder im Griff.
„Ich habe bereits gemerkt, dass zwischen euch beiden auf der Bühne eine besondere Verbindung besteht.“ Sie lässt ihren Blick zwischen uns hin und her schweifen. „Seid ihr…“
„Nein“, sagt Cleo bestimmt. „Sind sie definitiv nicht!“ Womit das auch geklärt wäre.
Cassetti lacht. „Wäre in dem Fall auch schade.“ Sie wendet sich an Frank. „Wie offen darf ich sprechen?“
Er scheint völlig entspannt. „Nur los. Ist für mich völlig in Ordnung.“
„Du hast was, Junge. Du kannst singen und optisch bist du ein richtiges Sahnestückchen. Ich finde gut, was du tust. Aber es berührt mich nicht.“ Sie zuckt mit den Schultern und deutet dann auf mich. „Tut mir leid es so deutlich zu sagen, aber das Besondere in eurer Band ist er.“
Frank strahlt über das ganze Gesicht. „Ich weiß das“, sagt er. „Ich wusste das schon die ganze Zeit. Vom ersten Tag an. Das Herz der Band ist immer Lenny gewesen. Ich hätte niemals so singen können, wenn ich ihm nicht zu einhundert Prozent vertrauen würde. Ich habe nur bis gerade eben nicht gerafft, dass er davon anscheinend nicht den geringsten Schimmer hatte.“

Februar 2007, PAB
Dieses Mal waren wir als Duo gebucht. Es war Karneval und einen Abend lang würden wir – Achtung Flachwitz – PAB heißen. Frank und ich sollten ein Lied bei der Rosenmontagveranstaltung der Rendsburger JUSOS singen. Mit klar ausformulierten Anforderungen.
„Die spinnen doch!“, sagte Frank. „Etwas mit politischem Hintergrund und trotzdem total albern. Wie soll denn das gehen?“
Ich boxte ihm freundschaftlich gegen die Schulter.
„Ach was, das packen wir. Den Refrain haben wir doch schon fast fertig.“ Bis zum Auftritt hatten wir noch vier Stunden Zeit.
Er blickte auf das bekritzelte Blatt Papier in seiner Hand.
„Aber das ist so unglaublich blöd.“
Bingo! Wir bekamen beide einen Lachanfall.
„Ja ist es!“, stimmte ich zu. „Los jetzt! Noch mal von vorn…!“
„Okay!“, Frank gab sich sichtlich Mühe wieder ernst zu werden. Dann begann er zu singen: „Der Baader war Legastheniker…“
„Nein, halt… du musst es anders betonen… in etwa so: Der Baader war Legasthenikaaaaa.“
„Scheiße, das ist sooooo dämlich.“
„Auftragsarbeit“, hielt ich dagegen. „Wir liefern exakt das Gewünschte. Der Weg zum Ruhm ist nun mal steinig.“
Er sang noch einmal: „Der Baader war Legasthenikaaaa, er gründete die R.F.AAAAAA…“
Mit einer schwungvollen Bewegung knüllte er das Textblatt zusammen und ließ es als Papierkugel durchs Zimmer fliegen.
„Das kann ich nicht singen, echt nicht, ich mach mich doch nicht zum Vollhorst. Scheiß auf Fasching!“
„Hey! Die zählen auf uns.“
Er lachte wieder.
„Und du meinst wirklich, dass das funktioniert?“
„Ich weiß, dass es funktionieren wird.“
„Die werden uns aus der Halle jagen!“
„Quatsch. Die werden das lieben. Vertrau mir! Darüber sprechen die noch in hundert Jahren!“
„Okay!“, sagte Frank und stand auf, um dem Zettel zurückzuholen.
„Also, du singst das heute?“
Einen Moment lang sah er mich einfach nur an.
„Ja“, sagte er dann. „Natürlich singe ich das heute.“


Heute, November 2015, The Burning Hips
Die Band ist tot.
Nach beinahe zehn Jahren ist es nun endgültig und offiziell. Wir haben noch ein bisschen gefeiert, wobei meine Zukunft bei Social Netword mehr thematisiert wurde als die glorreiche Vergangenheit von The Burning Hips. Ich muss gestehen, dass ich in einem Anfall wehmütiger Loyalität kurzzeitig ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, Cassettis Angebot abzulehnen. Was einen Shitstorm meiner ehemaligen Bandmitglieder zur Folge hatte. Sogar Plauze, den die Absage vielleicht am härtesten getroffen hatte, bekniete mich, doch bitte endlich ein Rockstar zu werden, allein schon deshalb, damit er zukünftig als mein persönlicher Gast in Backstage-Bereiche käme, die diesen Namen auch verdienen. Ich musste allen hoch und heilig versprechen, diese einmalige Chance zu ergreifen.
Natürlich werde ich das auch!
Bevor wir uns trennten, nahm ich noch einmal meine Gitarre in die Hand und wir sangen zusammen zwei oder drei unserer Songs. Klar ist das sentimental, und es war der Moment, wo ich den Tränen am nächsten war. Der Abschied selbst war kurz und schmerzlos. Plauze hatte darauf bestanden, mir eine selbstgebastelte Glückwunschkarte zu überreichen. Es ist eine von ihm persönlich umgestaltete Serviette, auf die er alle hat unterschreiben lassen.
Dann haben wir uns alle umarmt und das war’s.

Zum ersten Mal bin ich an diesem Abend wirklich allein. Es dämmert schon, als ich den Schimmelraum endlich verlasse, in dem sich mein Leben so plötzlich und nachhaltig verändert hat. Ich trete raus in die frische Morgenluft und atme tief durch.
Jetzt erst komme ich dazu, Plauzes Karte zu lesen.
Er bietet darauf in seiner selbstlosen Art an, mich künftig zu managen und hat zur Sicherheit seine vier Handynummern dazugeschrieben. Ich fürchte, dass die beiden bräunlichen Flecken daneben Reste von Erbrochenem sind.
Cem schreibt, dass es ihm eine große Ehre sein wird, künftig mit Kebabcici meine für Social Netword verfassten Lieder zu covern. Auf Türkisch.
Frank hat mir schon vorher alles Notwendige gesagt, in seiner ihm eigene Art, wir scheiden absolut ohne Groll, so dass er sich auf der Karte mit einem Witz begnügt.
Save the Date, hat er geschrieben: Reunion von The Burning Hips im November 2036!!!!
Cleo hat ganz unten in der Ecke unterschrieben. Als ich ihren Kommentar lese, muss ich lachen. Zwischen einem Herzchen und einem zwinkernden Grinse-Smiley steht da in ordentlichen Großbuchstaben:
YOKO ONO HAT GEWONNEN!

 

Hallo Maria.Meerhaba

Sorry, wenn das jetzt etwas zu hart ist.
Zunächst mal: Ich war ja jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr aktiv hier, aber seit wann entschuldigen wir uns denn hier für eine härtere Kritik, so lange sie begründet wird? ;) Keine Sorge, passt schon!
Also, danke für die Auseinandersetzung mit dem Text, irgendwie scheine ich da was bei dir rausgekitzelt zu haben. Was mir gar nicht so übel gefällt. ;-)
Natürlich fände ich es toll, wenn du meinen Text lieben würdest, aber man kann nicht alles haben. Und wenn der Text, dich aufgrund eines wehleidigen, jammernden Prots aufregt, sagt mir das mehr zu, als wenn er dich komplett kalt ließe.
Zumal du ja auch durchaus nette Dinge schreibst:
Die Geschichte saugt einen ein. Zumindest mich.
Das freut mich, dafür danke.
Und nun zur eigentlichen Kritik (soll ja nicht heißen, ich rede mir das hier alles schön):
Ich habe einfach ein Problem mit deinem Erzähler.
Du baust Atmosphäre auf, Figuren, es funktioniert, und dann kommt so ein Spruch von dem Erzähler, irgendein wanna-be-cool-Satz und dann bin ich mir sicher, der Typ ist nicht ehrlich zu sich selbst, zum Leser, und das ist dann so, als würde ich eine Reihe von aufgesetzten Lügen lesen und dann wird er mir unsympathisch und das führt eben dazu, dass ich ihm nichts mehr abnehme und das ist uncool.
Einerseits ist das schade und natürlich überhaupt nicht beabsichtigt, dass du wegen Lenny nicht in den Text rein kommst (da fasse ich mich als Autor an die eigene Nase). Andererseits finde ich aber, du hast ihn an und für sich ganz gut charakterisiert. Ich zweifele ehrlich daran, ob es unbedingt Lenny in diesem Text ist, der als Identifikationsfigur taugt. Und ich habe ihn bewusst schwach angelegt. Ich finde nicht, dass man Ich-Erzähler immer nett finden muss (bevor du protestierst: Ich weiß, dass hast du nirgends behauptet.) Aber Lenny ist definitiv nicht die starke Figur in dieser Geschichte – und soll es auch gar nicht sein. Und ich denke auch nicht, dass er der Über-Sympath in der Geschichte ist...
Du ziehst die Spannung in die Länge, doch der Text verliert sich viel zu sehr in der Handlung, in den Gedanken des Prots, und ehrlich (...) der Typ ist nicht wirklich interessant. Er ist zu oberflächlich.
Mein Fehler. Und das mein ich ernst. Natürlich geht es mir hier um Lenny, der nicht sympathisch und heldenhaft rüberkommen soll, mit dem ich aber den Leser auch keineswegs langweilen will. Die Geschichte scheint zu polarisieren, wenn ich die diversen Beiträge dazu richtig deute, manch einer leidet und lebt mit, bei dir habe ich das nicht geschafft. Das tut mir leid – und natürlich nagt das auch ein bisschen an mir als Autor.
Alles in mir hat sich geweigert, die Geschichte weiter zu lesen.
Das ist bedauerlich und nicht gewollt. Ich habe zu keinen Zeitpunkt das Ziel gehabt, Maria Meerhaba muss sich durch diese Geschichte quälen ;). Dass du es dennoch so lange gemacht hast, ist nett und dafür danke ich. Und das verstehe bitte ohne jede Ironie!
Es fehlt einfach an Tiefe. Überhaupt bin ich erst in der Mitte irgendwo mit dem Erzähler klargekommen, aber er ist so ein unglaublich, langweiliger Angeber, der von der Musik lebt und scheinbar für nichts anderes im Leben platzt hat. Wirklich nichts anderes. Rock’n’Roll ist zwar das Hauptthema da, aber es kommt mir so vor, als würde er auf der Stelle tot umfallen, wenn man ihm diese wegnimmt. Überhaupt: Wenn ich mit ihm in einem Raum wäre, er würde mich mit dem Thema Musik volllabern, einige Tage lang wäre das interessant, doch am vierten Tag würde ich mich von ihm abwenden und Entschuldigungen suchen.
Boah, du hast den wirklich. Echt, da ist so viel Widerwillen drin, dass ich es fast schon wieder cool finde. Irgendwie bist du meinem Lenny viel näher, als du es wahrscheinlich glauben würdest.(Wobei ich betonen möchte: ICH mag den Kerl ganz gern, trotz seiner Fehler und Schwächen.)
Bei so viel Text (wie viele Seiten sind das überhaupt), da erwarte ich doch eine gewisse Entwicklung im Text, doch die kommt nicht. (...)Das ist die absolute Kurzfassung deiner Prots und die bleiben so, sie verändern sich, sie zeigen keine anderen Züge, keinen Tiefgang, und obwohl die Geschichte lang ist, Atmosphäre erzeugt, Handlung hat, der Text kantenfrei ist, ist da drin einfach zu wenig. Am Schluss war es mir schon egal, ob sie das gebacken kriegen, ob ein Happy-End kommt oder so
Das bekümmert mich natürlich, und darauf werde ich mir bei der ausstehenden Überarbeitung den Text auf jeden Fall auch noch mal ansehen. Ich will nicht sagen, dass ich das teile, aber es ist ganz sicher wert, dass ich für mich den Text daraufhin nochmal überprüfe.
Der Typ bleibt gleich, Frank ist ein Gesangsgott, der eine ein Türke, der andere ein besoffener Fettsack, die erste Dame eine Schlampe, die zweite Dame eine intelligente Schlampe.
Cem und Plauze sind Sidekicks (ganz nette, wie ich hoffe), ich gebe aber zu, da gibt es keine allzu große Entwicklung – aber bei Nebenfiguren ist das denke ich vertretbar, oder?
Ähm... bei den zwei Damen erwischt du mich aber auf dem falschen Fuss. Das ist ein und dieselbe. Deswegen die höfliche Frage: Hast du es zu Ende gelesen. Davon bin ich bis gerade ausgegangen, mir jetzt aber nicht mehr sicher? Das soll kein Vorwurf sein, sondern dient einfach nur meinem Verständnis.
Zum Rest.
Wer zur Hölle will ausgerechnet dann aufhören?
Verdammt ja! Cooler Einstieg.
Na immerhin etwas, darauf lässt sich doch aufbauen ;-p
Während der verbleibenden fünfundsiebzig Minuten Unterricht habe ich nichts Anderes getan als ihn angestarrt.
Stimmt das eigentlich, das würde ich gerne wissen, denn heißt es nicht eher: als ihn anzustarren?
Ich glaube hier geht beides, oder? Schnell, einen Germanisten, wir brauchen einen Germanisten...
Dann schien sie in sich zusammenzusacken, drehte sich langsam um und schlurfte mit hängenden Schultern in Richtung Ausgang.
Sie ist total cool, die hat’s drauf, aber ich hätte erwartet, dass sie wütend wegstampft oder so. Wie sie den Erzähler am Anfang zur Schnecke gemacht hat, hat ja deutlich gezeigt, wie groß ihr Ego ist und auch wenn sie jetzt verletzt wird, da hätte ich doch einen gewissen Trotz oder so erwartet und nicht, dass sie wegschmilzt wie Butter.
Da hat sie schon vier Jahre stillen Liebeskummer hinter sich. Und der Tiefschlag ist ihr ja nicht von Lenny versetzt worden, den sie sicher zertreten würde wie eine Assel ;-), sondern von Frank... und da glaube ich nicht, dass sie vor ihm durchdrehen oder patzig werden würde.
„Bok!“, fluchte Cem. „Und nun?“
Hahahaha , ich verstehe es, doch verstehen es auch die anderen? Ich würde lieber Scheiße schreiben.
Muttersprachlerin? ;-) Aber dann mit gewollten Schreibfehler im Namen, oder?
Hier bleibt das Bok, die Übersetzung traue ich 95 Prozent der Leser hier zu...
Ich nahm den nächstbesten Gegenstand, den ich in die Finger bekam, und schmiss ihn mit vollem Karacho gegen die Wand.
Und das ist halt eines meiner Probleme mit deinem Erzähler. Ich nehme es ihm nicht ab, dass er so einen Wutausbruch hat. Viel mehr könnte ich mir vorstellen, dass er es in die Faust brüllt oder irgendetwas anderes macht, das nicht so viel Temperament verlangt.
Hey, er schmeißt letztendlich nur ein PLEKTRON! Ist das nicht selbstironische genug? Ehrlich gemeinte Frage!

Hauptsache, ich muss nicht einen weiteren eintönigen Flashback ertragen.
Die Flashbacks magst du echt nicht, oder? Ich war... ne bin ja ein bisschen stolz auf die.

Es ist nicht so, dass ich jetzt irgendwie über den Text her kotze oder so, wirklich nicht. Es ist eine ehrliche Meinung und all das, was ich beim Lesen empfunden habe. Bei manchen Texten bin ich ein wirkliches Arschloch und versuche sie mit jeder erdenklichen Methode zu zerfetzen, bei dieser hier tut mir das leid, weil das ja teilweise interessant ist, der Einstieg der helle Wahnsinn, doch der Text wird dem Einstieg nicht gerecht und am Schluss … du weißt, was ich am Schluss alles geschrieben habe.
Nochmal: Das ist wirklich völlig in Ordnung, ich hoffe, du kannst mit meiner Antwort auch leben. Ich denke, du hast nicht erwartet, dass ich dir in allem zustimmen werde (ein bisschen verteidigen, will man als Autor sein Baby ja doch;)), aber ich finde es völlig in Ordnung, wenn man hier auf kg.de (scheiße, ich war echt schon lange nicht mehr hier...) seine Meinung kundtut. Und wie gesagt, ich habe auch durchaus, dass ein oder andere Positive aus deiner Feder rausgelesen.
Der Text kann sicher noch ein wenig (mehr?) Überarbeitung vertragen.
Danke für deine Mühe.
:)
LG svg

 

Und nochmal hallo, Maria.

Wow, du nimmst das voll sportlich hin. Normalerweise sind die meisten nicht so begeistert über eine harsche Maria-Kritik. Ich mach es ja nicht mit Absicht, sondern schreibe halt beim Lesen mit und versuche alles Empfundene niederzuschreiben, ohne auch nur einmal die Kritiken der anderen zu lesen.
Ich habe das so bei Kurzgeschichten.de kennengelernt (sorry, Wortkrieger will noch nicht in meinen Kopf) und gerade das immer sehr geschätzt. Natürlich freue ich mich über eine uneingeschränkt gute Kritik (für alle die so eine noch loswerden wollen ;)), weil ich dann was geschaffen habe, was irgendwem richtig gut gefällt, aber eine härte, ehrliche Kritik finde ich ebenso wichtig. Und bei dir hatte und habe ich den Eindruck, dass du mir ungeschminkt mitteilst, was dich nach der Lektüre der Geschichte bewegt und was sie mit dir gerade macht, und das ist für mich als Autor ne Menge wert und ziemlich interessant noch obendrein.
Die brauchen nicht viel Farbe, aber ich wollte halt meckern, weil ich dabei war zu meckern. Zum Ende hin bekommen sie schon etwas Farbe, also war meine Kritik in diesem Fall nicht berechtigt. Du darfst mich deshalb auspeitschen.
Nee, das entspricht nicht meinen Vorlieben... vielleicht habe ich deshalb auch 50 Shades Of Grey bislang weder als Buch gelesen noch als Film gesehen... ;)
Wtf? Was habe ich da gelesen. Moment!
Oida, ich hätt schwören können, dass sie am Anfang Caro hieß. Das passiert eben, wenn man müde eine Kurzgeschichte liest. Da habe ich ja ein total falsches Bild im Kopf gehabt. Also gut, mein Fehler.
Hier bist du ein klitzekleines bisschen rehabilitiert, weil ich ein einziges Mal kurzzeitig versehentlich statt Cleo wirklich an einer Stelle Caro stehen hatte, nicht lange, aber offenbar folgenschwer ;)...

Aber du hast dich jetzt so sportlich benommen, ich ziehe es mir jetzt bis zum Schluss durch!
Dafür danke!

Und nun sieht einiges anders aus. Hmmm … also teilweise stehe ich noch zu meiner Kritik, das will ich mal gleich offen sagen, damit du nicht gleich in Euphorie ausbrichst.
Zu spät, bin ich jetzt schon... nananananana :p
Ich mag deinen Erzähler immer noch nicht, seine Art zu erzählen eben, aber als ihm zum Schluss bewusst wird, dass er eigentlich der Superstar der Band ist (also das wird jedem Leser auch bewusst), da ändert sich doch etwas an seiner Erzählart, an seinem ganzen Wesen und er wird irgendwie … sympathischer. Als Superstar verliert er dieses aufgesetzte Getue an sich und das macht ihn plötzlich menschlicher. Er ist kein Angeber mehr, sondern einfach nur völlig perplex. Da ist die fehlende Entwicklung, die ich in meiner ersten Kritik kritisiert habe. Doch davor sind sooo viele Flashbacks.
Damit kann ich gut leben und freue mich über die Relativierung... zur Sympathiefrage habe ich mich ja schon ausführlich in der vorherigen Antwort geäußert...
Das ist auch so ein Problem, der sich zum Schluss entfaltet. Die Geschichte braucht die Flashbacks. Ich schreibe das jetzt ungern, weil sie mir immer noch nicht gefallen, weil ich sie eben nicht so interessant fand, aber sie sind die Seele dieser Geschichte. Ohne die Flashbacks kann sich der Schluss nicht entfalten, kann sich der Prot nicht entfalten und erst als er mit der Schlampe alleine ist und sie ihm irgendwie klarmacht, dass er wirklich Talent hat, da wirken die Flashbacks auf einmal und das Gesamtbild des Prots verschiebt sich plötzlich und er wird ein anderer und zwar zu dem, den ich gleich am Anfang gerne in der Geschichte gehabt hätte.
Ich verstehe, dass mit den Flashbacks, denn beim Schreiben habe ich schon gemerkt,. Hier gehe ich a) sehr ins Detail, um dann doch b) wieder eine Menge nicht zu erzählen und c) trotzdem sehr auf Lennys Innenleben einzugehen. Dadurch bekommen sie eine gewisse Länge und eine andere Sprachmelodie als die 2015er-Sachen. Kann verstehen, dass das nicht jedermanns Sache ist. Bei der kommenden Überarbeitung (aber erst nachdem ich versucht hat habe, noch möglichst viele andere TdM-Geschichten zu besprechen... was echt stressig ist ;)) werde ich darauf einen Hauptraugenmerk legen, ebenso wie auch auf einige Dinge die Jimmy angemerkt hat...
Das ist voll arg, das ist Kunst, das ist dir gelungen. Ja, du darfst einen freudigen Rückwärtssalto machen.
Bin ich mittlerweile zu alt zu. Ich balle aber mal euphorisch die Faust!

Ich stehe immer noch mit gespalteter Meinung zu deiner Geschichte. Die Flashbacks (die Seele der Geschichte), die ruinieren mir immer noch den Lesespaß an der Geschichte und würde die Geschichte nur aus den Flashbacks bestehen, würde ich sie und auch dich hassen. Aber 2015 ist großartig beschrieben. Ich kann wirklich nicht sagen, dass ich die Geschichte ungern gelesen habe. Ich finde 2015 eben total gut gelungen, aber ich werde mich wohl nie mit den Flashbacks anfreunden können.
Siehe oben... auch wenn wir nicht in allem konform waren bzw. sind und deine Kritik durchaus deutlich formuliert war und ist; hat sie mir gerade deshalb Spaß gemacht zu lesen und mich damit zu beschäftigen.
Ich habe mich über die relativierenden Worte, das darin erhaltene Lob, aber auch das erneute Aufzeigen der Schwächen, die die Geschichte noch für dich hat, gefreut.
Dafür nochmals danke!
LG svg

 

Hallo svg,

ich habe schon länger gebraucht, das Teil in Angriff zu nehmen, weil es ein langer Text ist und da weiß man ja, dass so ein Stündchen sicher nicht reichen wird.

Jedoch bin ich der Meinung, dass der Umfang seine Berechtigung hat. Für mich gab es keine Längen, weil ich den Text einfach gerne gelesen habe. Wenn man wirklich kürzen wollte, sähe ich die Möglichkeit bei dem Teil Februar 2007,PAB. Ohne den könnte die Geschichte leben - aber die paar Zeilen mehr machen das nun für mich auch nicht mehr aus.

Mir gefiel die Erzählstimme, die manchmal zwar knapp am Klamauk vorbeischredderte, aber immer grade noch so die Kurve bekommen hat. Begeistert bin ich von den kreativen Bandnamen. Ich habe für eine Band, die sich umbenennen wollte, mit einer Freundin mal einen Tag lang gebrainstormt - und dadurch ist mir klargeworden, dass es verdammt schwer ist, gute Bandnamen zu finden. Du hast da echt ein paar Knaller vorgelegt, Kompliment :D

Was mich etwas bei dieser Geschichte irritierte, war folgendes: Du schreibst unterhaltsam, kurzweilig und es hat mich als Leser wirklich weitergezogen, so dass ich nicht irgendwann gescrollt habe, um zu sehen, wie lange das Teil noch ist. Jedoch hast du ein paarmal ein paar Ausdrücke verwendet, die für mich im Kontext überhaupt nicht passen. Da habe ich mich gefragt, ob das viellleicht der Schnelle des Runterschreibens zuzuschreiben ist, du hast dir ja wohl auf den letzten Drücker die Nächte um die Ohren gehauen, da hat man dann nicht immer wirklich das richtige Wort parat.

Den Konflikt Lenny und Cleo fand ich nachvollziehbar, diese vielen Schläge von Lenny in Franks Gesicht nicht.
Beim Lesen war ich mir ab und an nicht ganz sicher, ob die Zuordnungen von Musikern, Schauspielern und Songs jeweils zu den Jahreszahlen passen, da vertraue ich auf deine Erfahrung oder deine Recherche.

Bei der ersten Szene fehlt mir ein besseres Bild vom Setting, das erklär ich dann noch genauer.
Dass Cleo grade am Schlagzeug so ihren Mann steht, ist natürlich schon etwas extrem an den Haaren herbeigezogen. Stimmiger fände ich z.B. wenn sie klasse Saxophon spielen könnte, das würde als Weiterführung zu ihrer Flöte auch logischer sein. Aber egal, das sind Kleinigkeiten, die mir so am Rande aufgefallen sind.

Ich mag deine Geschichte sehr, kann aber auch die Stimmen verstehen, denen der Text zu lange ist. Man muss mit dem Musikthema was anfangen können. Bei mir hat es jedenfalls funktioniert und ich mochte den Erzähler.

So, hier nun noch ein paar Anmerkungen & Anregungen. Vielleicht kann ich dich mit dem einen oder anderen überzeugen:

Drei Dinge nehme ich gleichzeitig wahr.
Plauze übergibt sich lautstark in meinen Gitarrenkoffer.
Im VW-Bus brüllt Cleo ihren Orgasmus in die Welt.
Und mich überkommt mit einem Mal ein Gefühl von grenzenloser Wehmut.
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Schon klar!
Aber ganz ehrlich!
Wer zur Hölle will ausgerechnet dann aufhören?

Ein gut gestrickter Anfang. Jedoch würde ich den ersten Satz killen. Ich hatte Probleme, dem Prot das wirklich zuzutrauen: die verschiedenen Ebenen (sehen, hören, fühlen) in einem Moment zu erfassen. Zumal, wenn in seinen Gitarrenkoffer, die Heimat seines besten Stückes, gekotzt wird. Ich kann auch kaum nachvollziehen, dass Lenny das nicht nochmal thematisiert. So cool kann niemand sein, dass das unkommentiert bleibt. Und wenn Lenny doch wirklich die coole Socke ist, dann kommentiert er diese Situation entsprechen mit einem trockenen Satz wie: Wenn heute auch Schluß ist, hast du wenigstens eine Duftmarke hinterlassen - oder irgend so was in der Art.

Naja, und dass der die drei Sachen wahrnimmt, ergibt sich dann ja daraus, dass sie aufgezähl werden (als Erzähler in der ersten Person).

Aber ganz ehrlich!
Wieso kein Doppelpunkt? Das Ausrufezeichen ist für mich hier fehl am Platz.

„Scheiß Magen- und Darm“, lallt Plauze und kickt mit einem unbeholfenen Tritt eine der leeren Bierdosen weg, die ihn wie einen Burgwall umgeben.
Burgwall - da stelle ich mir was Meterhohes vor. Für mich kein passendes Bild. Die müssten ja aufgetürmt sein, dann sprechen wir von Hunderten von Dosen.
Für mich eher sowas wie: ... die zu hauf/ in rauen Mengen herumliegen


Ein schriller Schrei durchbricht die Stille. Cleo kommt schon wieder. Oder noch immer. Kann man bei ihr nie so genau sagen.
Letzter Satz führt den Leser auf eine falsche Spur. Das macht den Eindruck, als hätte Lenny auch schon mit Cleo gevögelt. Man geht ja erstmal nicht davon aus, dass er die beiden permanent als Zuhörer erleben muss. Ich würde in streichen.

Nüchtern formuliert.
In Wirklichkeit brannte ich.

Da hier in der KG Alkohol ein Thema ist, lese ich bei nüchtern erstmal, dass er nicht betrunken ist ;).
So meinst du das ja aber nicht. Von daher für mich eher: Sachlich/Einfach/Trocken formuliert ...


„Vorschlag zur Güte: Bis die hier anfangen, guckst du einfach in die eine Richtung und ich in die andere.“
„Ähm …okay.“
„Reizend!“

Mit dem reizend kann ich überhaupt nichts anfangen. Was soll Cleo damit ausdrücken?
Trotz unseres Vorsatzes in gegensätzliche Richtungen zu schauen, bemerkten ihn das Blockflötenmädchen und ich im selben Moment. Ganz kurz entgleiste ihr Blick. Darin lag keine Spur mehr von Mitleid. Stattdessen: die absolute Euphorie.
Die sitzen nebeneinander, sehen beide nach vorne oder auf die Seite in eine Richtung: Wie kann dann Lenny sehen, dass ihr Blick entgleist? Dann müsste er in ihr Gesicht sehen.

Während der verbleibenden fünfundsiebzig Minuten Unterricht habe ich nichts Anderes getan als ihn angestarrt.
nichts anderes

„Bandbesprechung!“
Frank zieht sich den Hosenstall zu, als er den kleinen, muffigen Raum betritt, der uns bei diesem Gig als Back-Stage-Bereich zur Verfügung gestellt worden ist.
Das ist hier der erste Satz beim zweiten November-2015-Teil.
Jetzt kann ich dich fragen, weil du es auch hier nicht näher erklärst, wo denn Lenny und Plauze waren, als er ihm in den Gitarrenkoffer gekotzt hat. In dem Raum, den du hier beschreibst?
Das heißt, man hörte Frank und Cleo durch die Hauswände, als sie im VW-Bus gevögelt haben? Mein lieber Herr Gesangverein :D

Ohne Fenster, aber mit einer Extraportion Schimmel. Auf einem Biertisch steht ein halbvoller Kasten Mineralwasser und etwas, das offenkundig Verpflegung darstellen soll. Ich habe die vergangene Viertelstunde damit zugebracht, einigen Salatblättern beim Welken zuzusehen, die in vollkommender Verkennung der Bedeutung des Wortes Dekoration scheinbar willkürlich auf ein Dutzend Schmierkäsebrötchen drapiert worden sind.
Und die Tausende von Bierdosen? Der vollgekotzte Koffer? Das stinkt doch so gewaltig!
Ich möchte wissen, wo das Zeug liegt.

Frank lässt sich ungalant in einen ausrangierten Sessel fallen, der in dieser Katakombe seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Ruhestätte für den Sessel müsste doch Müllhalde bedeuten, aber er ist doch noch in Gebrauch. Also dann eher letzte Bestimmung?

Aber damals war uns das egal. Wir legten einfach los und coverten ein paar Songs. Harte Sachen von Rage Against the Machine, Social Distortion, Bad Religion und solcher Kram.
und solchen Kram

Nach Torben kam Jan und mit Jan kamen ein neuer Name und neuer Ehrgeiz. Von nun an hießen wir Kofi Annal und beschlossen, profane Coverversionen lieber Bands mit deutlich weniger Talent zu überlassen und fortan unsere Lieder selbst zu schreiben.
Wenn man das in der Satzkonstruktion liest, kommt das lieber Bands beim ersten Lesen ganz komisch als erstes Subjekt im Nebensatz. Ich würde das umstellen: Von nun an hießen wir Kofi Annal und beschlossen, fortan unsere Lieder selbst zu schreiben und profane Coverversionen lieber Bands mit deutlich weniger Talent zu überlassen.

Da ich der Einzige war, der wenigstens ein bisschen Noten lesen konnte, wurde ich von einem Moment zum anderen offiziell zum Songwriter befördert. Nach einer durchgearbeiteten Nacht stellte ich der Band übermüdet KOMMA aber total euphorisiert meine erste eigene Komposition vor.

Es war ein knapp siebenminütiges Rock-Epos namens „Spread your legs and try to fly“ und handelte von einer bemitleidenswerten Nutte, die in einer nur oberflächlich glitzernden Scheinwelt aus „silk and money“ ein erbarmungswürdiges Dasein ganz nach dem Willen ihres durch und durch verabscheuungswürdigen Zuhälters fristete, und die sich immer dann in blütenreine Mädchenliebesfantasien flüchtete, wenn ihre ausnahmslos widerwärtigen Freier ungeschützt in ihr abspritzten.
Gehts noch länger? :D
Als wir ein paar Monate später unseren ersten richtigen Gig hatten, also vor Leuten auftraten, die nicht mit uns verwandt waren und deshalb zuhören mussten, war ein Bassist namens Arne dazugekommen, sechs weitere potenzielle Welthits aus meiner Feder und ein neuer Bandname, dem Umstand geschuldet, dass uns als Kofi Annal niemand auftreten lassen wollte.
Fetter Satz ist in der Aussage verkehrt. Es muss so heißen:
also nicht vor Leuten auftraten, die mit uns verwandt waren und deshalb zuhören mussten,

Seine Stimme klang warm, harmonisch... und müde.
Leerzeichen fehlt.


„Das hat gar nichts mit Cleo zu tun“, entgegnete Frank. Aber sein Tonfall, die Art wie er es abstreitet, verheißt das Gegenteil.
verheißen ist für mich hier ein unpassendes Verb - von der Zeitform mal abgesehen ;) - eher zeugte vom Gegenteil - und dann ist noch abstreitet im Präsens


„Ach, ich finde schon was Neues.“ Plauze trommelte gedankenversunken mit den Zeigefingern auf seinen Oberschenkeln. „Gute Drummer finden immer eine Band.“ Seine Stimme klang merkwürdig zittrig.
Für mich gehört da ein gedankenverloren hin - der ist doch durch den Wind und nicht in sich versunken mit den Gedanken.

Cem biss sich versonnen auf die Unterlippe. „Ich könnte bei meinem Cousin Ali anfangen. Der hat mich schon öfters angefragt. Er hat eine Coverband, die bei türkischen Festen aufspielt. Hochzeiten und so. Werden wirklich gut gebucht. Da kann man richtig fette Kohle abkassieren. Und ab und an machen die auch eigene Sachen. So Richtung Tocotronic. Aber in Türkisch.“ Er zögert einen Moment. „Leider haben die einen total peinlichen Namen.“
versonnen? Das liest sich ja grade, als hätte Cem schon ewig darauf gewartet, aus der Band aussteigen zu können. Da fände ich ein neutraleres nachdenklich passender.


Ich schlug nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Viervierteltakt. Exakt so wie bei Slades „Far far away.“
Das Heulen wurde lauter.
Das ist mir zu viel. Und die anderen gucken nur zu? Nee, das gefällt mir nicht. Einmal - okay. Aber nicht zusammendreschen.

„Du kannst gleich kotzen“, ruft Cem. „Aber was ist jetzt mit dieser Managerin?“
:D Stellvertretend für viele Dialogstellen rupfe ich dir hier mal raus, um zu sagen, dass ich mich einige Male wirklich über die Gespräche amüsiert habe. Die Dialoge sind dir meist sehr gut gelungen.

Ist sie. Talentiert. Und hübsch. Und scharf. Trotzdem wusste ich, dass es Probleme geben wird.
für mich aus dem Bauch raus: ... Probleme geben würde.

Ich war es überhaupt nicht gewohnt KOMMA kritisiert zu werden.

„Klar, irgendwann bin ich ihm dann aufgefallen, aber er hat nie mich wirklich gesehen, sondern mich bloß als einen durchgeknallten Fan wahrgenommen. Eine von vielen. Ich hatte immer das Gefühl KOMMA ihn teilen zu müssen.“

Und für eine Nanosekunde löst sich der Knoten in meinem Herz und ich bin bereit KOMMA ihr zu verzeihen.

„Lenny“, flüstert mir Cleo in Ohr, „ich wollte nie gegen dich Krieg führen. Aber der größte Feind warst immer du.“
... flüstert Cleo mir

Ich starre sie erschrocken an. Ihr Gesicht ist zu einer undurchdringlichen Maske erstarrt, als sie weiterspricht.
naja, das finde ich etwas übertrieben
Du solltest zusehen, so schnell wie möglich auf die Bühne zu kommen.
zu wenig authentisch, eher so in etwa: Schau, dass du so schnell wie möglich auf die Bühne kommst

Entsetzt springe ich auf. Blicke auf die Uhr. Fünf Minuten noch. Allerhöchste Eisenbahn.
Erschrocken springe ich auf ... gefiele mir besser.

Cem nickt zufrieden und speichert das im Kopfordner Trival-Pursuit-Wissen für alle Fälle ab.
Dieser Satz ist mir zu gewollt konstruiert - und liest sich laut - pardon - bescheiden.
(Hab die Geschichte meinem Mann und meinem Vater vorgelesen, hätte ich jedoch gewusst, wie lange sie wird, wenn man sie auch noch vorliest, hätte ich es gelassen ... :D )
„Kurzum: Die Entscheidung ist gefallen. Du wärest als vollwertiges Mitglied mit an Bord. Kein Musiker zweiter Klasse. Wenn du willst, kannst du gleich morgen den Vertrag unterzeichnen.“
Hehe, guter Witz. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Lenny in so einem Fall nicht erstmal Probespielen muss. Bei einer Band muss die Chemie stimmen - und das sollen die über Videos spüren? Sorry, das kauf ich dir nicht ab.

Zum ersten Mal bin ich an diesem Abend wirklich allein. Es dämmert schon, als ich den Schimmelraum endlich verlasse, in dem sich mein Leben so plötzlich und nachhaltig verändert hat. Ich trete raus in die frische Morgenluft und atme tief durch.
Wenn es dämmert, ist ja die Nacht schon vorbei - da passt das mit Abend nicht mehr so gut.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hi svg
Tolle Geschichte, gratuliere. Ich überlege verzweifelt, was ich daran bemängeln könnte:
Vielleicht die Überschrift: die klingt für mich doch recht negativ und irgendwie hätte sie mich nicht angesprochen.
Zur Geschichte selbst gibt's nur großes Lob. Aufbau und Konflikt gefielen mir gut, die Rückbelenden waren richtig platziert. Spannung war durchgehend da. Auch das Setting fand ich erfrischend und für mich als Nichtmusiker absolut glaubhaft. Ich war eigentlich müde, aber das ist eine der Geschichten, die wieder wach machen.

lg
Bernhard

 

Hallo bernadette

ich habe schon länger gebraucht, das Teil in Angriff zu nehmen, weil es ein langer Text ist und da weiß man ja, dass so ein Stündchen sicher nicht reichen wird.
Dafür schon mal ein dickes Dankeschön... ich weiß, irgendwie ist es nach jahrelanger Kurzgeschichtenpause mit mir durchgegangen. Ich weiß deine Mühe wirklich zu schätzen.

Jedoch bin ich der Meinung, dass der Umfang seine Berechtigung hat. Für mich gab es keine Längen, weil ich den Text einfach gerne gelesen habe. Wenn man wirklich kürzen wollte, sähe ich die Möglichkeit bei dem Teil Februar 2007,PAB. Ohne den könnte die Geschichte leben - aber die paar Zeilen mehr machen das nun für mich auch nicht mehr aus.
Das freut mich natürlich zu lesen. Die PAB-Stelle war in der Tat kurzzeitig beim vorletzten Korrekturlesen weggekürzt, aber mir erschien sie aufgrund der Erkenntnis, dass Frank wirklich jeden Scheiß mitmacht, wenn Lenny davon überzeugt ist, nicht unwichtig, damit Lenny endlich versteht, welche Bedeutung er für die Band hat. Und da sie wirklich relativ kurz ist und ich das politische Lied mag... ;)

Begeistert bin ich von den kreativen Bandnamen. Ich habe für eine Band, die sich umbenennen wollte, mit einer Freundin mal einen Tag lang gebrainstormt - und dadurch ist mir klargeworden, dass es verdammt schwer ist, gute Bandnamen zu finden. Du hast da echt ein paar Knaller vorgelegt, Kompliment
Ganz ehrlich, auf dieses Kompliment habe ich die ganze Zeit ein bisschen geschielt und desto mehr freut es mich, dass du das schreibst. Die Bandnamen mir auszudenken hat echt Laune gemacht... zwei davon sind übrigens authentisch...

Jedoch hast du ein paarmal ein paar Ausdrücke verwendet, die für mich im Kontext überhaupt nicht passen. Da habe ich mich gefragt, ob das viellleicht der Schnelle des Runterschreibens zuzuschreiben ist, du hast dir ja wohl auf den letzten Drücker die Nächte um die Ohren gehauen, da hat man dann nicht immer wirklich das richtige Wort parat.
Erwischt, am Ende war es ein enges Rennen gegen die Zeit, zumal die Geschichte länge rund länger wurde. Ich gehe da auf jeden Fall nochmal ran und werde vieles von dem, was du im Folgenden vorgeschlagen hast, umsetzen. Vielen Dank dafür. Ich werde nur vorher versuchen, so viele TdM-Geschichten des Monats noch zu kommentieren. Danach gehe ich wieder an die hier.

Den Konflikt Lenny und Cleo fand ich nachvollziehbar, diese vielen Schläge von Lenny in Franks Gesicht nicht.
Ja, da sind die Gäule mit mir durchgegangen. Das wird geändert. Aber schade um das viele Blut ;)...
Beim Lesen war ich mir ab und an nicht ganz sicher, ob die Zuordnungen von Musikern, Schauspielern und Songs jeweils zu den Jahreszahlen passen, da vertraue ich auf deine Erfahrung oder deine Recherche.
Bin mir sehr sicher, dass es passt, habe das auch geprüft, werde das aber nochmals checken.

Dass Cleo grade am Schlagzeug so ihren Mann steht, ist natürlich schon etwas extrem an den Haaren herbeigezogen. Stimmiger fände ich z.B. wenn sie klasse Saxophon spielen könnte, das würde als Weiterführung zu ihrer Flöte auch logischer sein.
Hier habe ich wie schon in einem anderen Kommentar geschrieben, echt überlegt, ob es too much ist. Ich gebe zu, dass bewegt sich an der Grenze. Aber für gänzlich ausgeschlossen halte ich es nicht. Ich wollte halt einen harten Kontrast zur Flöte, die ja aus Cleos Sicht komplett nach hinten losgegangen ist. Und sie hatte ja immerhin ein paar Jährchen Zeit so gut zu werden ;)...
Ein gut gestrickter Anfang. Jedoch würde ich den ersten Satz killen. Ich hatte Probleme, dem Prot das wirklich zuzutrauen: die verschiedenen Ebenen (sehen, hören, fühlen) in einem Moment zu erfassen. Zumal, wenn in seinen Gitarrenkoffer, die Heimat seines besten Stückes, gekotzt wird. Ich kann auch kaum nachvollziehen, dass Lenny das nicht nochmal thematisiert. So cool kann niemand sein, dass das unkommentiert bleibt. Und wenn Lenny doch wirklich die coole Socke ist, dann kommentiert er diese Situation entsprechen mit einem trockenen Satz wie: Wenn heute auch Schluß ist, hast du wenigstens eine Duftmarke hinterlassen - oder irgend so was in der Art.
Keine Ahnung warum, aber ich bin emotional noch nicht so weit, mich vom ersten satz zu verabschieden ;-)... auch wenn ich es sehr schlüssig finde, was du sagst. Die Kotze im Gitarrenkoffer wir nochmals thematisiert bei der Überarbeitung. Das leuchtet ein.

Letzter Satz führt den Leser auf eine falsche Spur. Das macht den Eindruck, als hätte Lenny auch schon mit Cleo gevögelt. Man geht ja erstmal nicht davon aus, dass er die beiden permanent als Zuhörer erleben muss. Ich würde in streichen.
Wird gestrichen. Beim Schreiben fand ich, dass der Nachsatz so einen Wow-Effekt hat, aber du hast Recht, er führt in der Tat auf eine flasche Spur.
Da hier in der KG Alkohol ein Thema ist, lese ich bei nüchtern erstmal, dass er nicht betrunken ist .
So meinst du das ja aber nicht. Von daher für mich eher: Sachlich/Einfach/Trocken formuliert ...
Auch gekauft...

Mit dem reizend kann ich überhaupt nichts anfangen. Was soll Cleo damit ausdrücken?
Fand ich irgendwie noch gemeiner, aber kann meinetwegen auch weg... ich geh da bei der Überarbeitung ran.

Die sitzen nebeneinander, sehen beide nach vorne oder auf die Seite in eine Richtung: Wie kann dann Lenny sehen, dass ihr Blick entgleist? Dann müsste er in ihr Gesicht sehen.
Logikloch. Wird gestopft...

Jetzt kann ich dich fragen, weil du es auch hier nicht näher erklärst, wo denn Lenny und Plauze waren, als er ihm in den Gitarrenkoffer gekotzt hat. In dem Raum, den du hier beschreibst?
Das heißt, man hörte Frank und Cleo durch die Hauswände, als sie im VW-Bus gevögelt haben? Mein lieber Herr Gesangverein
Danke für den Hinweis. Ich hatte das so angelegt, dass Plauze und Frank am Anfang noch draußen vor dem „Tour-Bus“ hocken. Jetzt wird mir aber klar, dass das nicht klar wird...


Wenn man das in der Satzkonstruktion liest, kommt das lieber Bands beim ersten Lesen ganz komisch als erstes Subjekt im Nebensatz. Ich würde das umstellen: Von nun an hießen wir Kofi Annal und beschlossen, fortan unsere Lieder selbst zu schreiben und profane Coverversionen lieber Bands mit deutlich weniger Talent zu überlassen.
Danke, besser so... wird geändert!

Gehts noch länger?
Hier kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass es absichtlich so lang formuliert ist :-)... das war ironisch gedacht, genauso lang und unbeholfen wie sein erstes Lied sollte sich auch die Zusammenfassung lesen...

Fetter Satz ist in der Aussage verkehrt. Es muss so heißen:
also nicht vor Leuten auftraten, die mit uns verwandt waren und deshalb zuhören mussten,
Und wieder hast du Recht! Danke!
Für mich gehört da ein gedankenverloren hin - der ist doch durch den Wind und nicht in sich versunken mit den Gedanken.
Ja... auch hier Zustimmung.
versonnen? Das liest sich ja grade, als hätte Cem schon ewig darauf gewartet, aus der Band aussteigen zu können. Da fände ich ein neutraleres nachdenklich passender.
Und nochmal: Ja! ;-) wird geändert!
Das ist mir zu viel. Und die anderen gucken nur zu? Nee, das gefällt mir nicht. Einmal - okay. Aber nicht zusammendreschen.
In der Neufassung greift Cem ein... wie schon oben erwähnt... die Gäule, die Gäule
Stellvertretend für viele Dialogstellen rupfe ich dir hier mal raus, um zu sagen, dass ich mich einige Male wirklich über die Gespräche amüsiert habe. Die Dialoge sind dir meist sehr gut gelungen.
Der Autor errötet, dankt und freut sich.

[zu wenig authentisch, eher so in etwa: Schau, dass du so schnell wie möglich auf die Bühne kommst

Entsetzt springe ich auf. Blicke auf die Uhr. Fünf Minuten noch. Allerhöchste Eisenbahn.

Beides auch gekauft...

(Hab die Geschichte meinem Mann und meinem Vater vorgelesen, hätte ich jedoch gewusst, wie lange sie wird, wenn man sie auch noch vorliest, hätte ich es gelassen ... )
Wow!!!!!!!! Echt???? Krass!!!!!! Nee ganze ehrlich, ich schulde dir jetzt mindestens eine Packung Wick Rachengold, oder? ;)


Hehe, guter Witz. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Lenny in so einem Fall nicht erstmal Probespielen muss. Bei einer Band muss die Chemie stimmen - und das sollen die über Videos spüren? Sorry, das kauf ich dir nicht ab.
Und du hast Recht! Dieser ganze Absatz wird überarbeitet, da hat Jimmy schon durchaus richtige Dinge dazu geschrieben. Ich habe da auch schon Ideen, wie ich es umgestalte...

Wenn es dämmert, ist ja die Nacht schon vorbei - da passt das mit Abend nicht mehr so gut.
!!! Danke... Der Abend fliegt raus!

Nochmals ein ganz herzliches Dankeschön!!!!


Hallo Bernhard

Ich überlege verzweifelt, was ich daran bemängeln könnte:
Vielleicht die Überschrift: die klingt für mich doch recht negativ und irgendwie hätte sie mich nicht angesprochen.
Da bin ich nicht besonders emotional, weil ich an der Überschrift nicht hänge. Schien mir passend zur TdM- Thematik. Falls dir, mir oder sonst wem etwas Besseres einfällt, immer gern her damit... ;)
Zur Geschichte selbst gibt's nur großes Lob. Aufbau und Konflikt gefielen mir gut, die Rückbelenden waren richtig platziert. Spannung war durchgehend da. Auch das Setting fand ich erfrischend und für mich als Nichtmusiker absolut glaubhaft. Ich war eigentlich müde, aber das ist eine der Geschichten, die wieder wach machen.
Darüber habe ich mich sehr gefreut. So hilfreich Kritik ja meistens ist, uneingeschränktes Lob tut auch mal gut. Damit hast du mir echt eine Freude gemacht. Danke fürs Lesen und Kommentieren.

LG svg

 

Hallo svg

So, endlich, endlich - hab nich alle anderen Coms durch, also sorry, wenn doppelt und so ...

Plauze übergibt sich lautstark in meinen Gitarrenkoffer.
Also ich wäre nicht von Wehmut ergriffen, sondern stinke sauer. Aber möglicherweise will er den nach dem Schluss-Gig sowieso entsorgen.

Aber jetzt höre ich auch Frank, der offenbar ebenfalls zum Höhepunkt kommt. Während Cleo einfach nur laut ist, klingt es bei ihm seltsam harmonisch. Kein abgehaktes Schnaufen wie im Porno. Nein, jeder Ton sitzt. Als hätte jemand Gestöhne komponiert. Ein Choral der Lust. Und wie immer ertappte ich mich beim Gedanken, dass Franks Stimme reine Musik ist.
Selbst dann, wenn er nicht singt.
Noch nie hat jemand mMn einen Höhepunkt liebevoller beschrieben.:D

Im Kurs: Wir musizieren in der Gruppe (Anfänger) – Dienstag, 15.00 Uhr.
Im Kurs 'Musizieren in der Gruppe (Anfänger) – Dienstag, 15.00 Uhr'.

„Ehrlich. Das hier ist echt wichtig. Also könntest du vielleicht bitte irgendwoanders … süß sein?“
Echt erst 13 jetzt? Gut, aus der Erinnerung erzählt kann man schon mal etwas ausschmücken.

die in vollkommender Verkennung der Bedeutung des Wortes Dekoration
vollkommener

„Hey... das ist hier gerade ziemlich intern.“
"intim" fände ich stärker. Ja, ich möchte da intim lesen! Gibt damit so ne schöne Doppelbödigkeit mit der Cleo ;)

(Wir spielten „Spread your legs and try to fly“ und damit war die Sache dann auch schnell erledigt.)
:lol:

Seine Stimme klang warm, harmonisch[ ]... und müde.
Das sitzt, sieht man Frank richtig vor sich, sehr gut!
Du machst oft keinen Abstand bei drei Punkten, ich mecker jetzt nicht jedes Teil an, da du möglicherweise ein Verfechter der Punkte ohne Abstand bist.

Einen Moment lang glotzten wir uns alle an wie ein Schwarm Guppys im Aquarium.
Was machen Groupies im Aquarium? Ach so, Guppys, diese Fische mit den Glubschaugen. Ungenau gelesen und schon lieferte das Hirn die falsche Assoziation, das hat mich kurz rausgehauen, darum erwähne ich es.

Das ist doch ein zu eins exakt die Kacke, die sie dir seit Jahren eintrichtern will.“
eins zu eins

Der Effekt war allerdings ziemlich enttäuschend, weil ich lediglich ein Plektron geworfen hatte. Was meine Wut nur noch mehr anstachelte.
Ein bisschen albern, aber - who cares.

„Aufhören!“, fuhr ich ihn an. „Was für eine bescheuerte Frage! Ohne Frank keine Band. Uns beide gibt es nur zusammen. Er singt, ich spiele! Verdammte Scheiße, das war immer schon so! “
Würde ich reduzieren, weil "Aufhören!" ja ein Befehl ist und für mich hier auch noch deplaziert doppelsinnig wirkt.

Als ich endlich aufhörte und schwer atmend ins Franks blutverschmiertes Gesicht blickte
in

„Ich bin Cleo.“
Ach, ich bin ja so was von verpeilt, dass mich das voll überrascht hat. Cool. Vielleicht sind andere ja Schnellchecker, ich jedenfalls nicht. :D

Dann legte sie los und das Lachen blieb uns in Halse stecken.
im

Als sie fertig war, legte sie überlegend grinsend die Drumsticks zur Seite und sah Frank direkt in die Augen.
Nur Sticks, liest sich flüssiger, das Drum assoziert man auch so.


Cleo jedenfalls war am Ziel ihrer Träume angekommen, was sie auch jeden im Allgemeinen und mich im Speziellen spüren ließ. Die Lunte brannte und wir standen kurz vor der Explosion.
Hier finde ich den Bezug zur Mehrzahl komisch, die Lunte brennt an deinem Prot, er stand kurz vor der Explosion.

Um es ganz klar zu sagen, Frank: Entweder geht Yoko Ono oder ich.“
:lol:

Die Geburtsstunde der aktuellen[ ]The Burning Hips stand kurz bevor.

Ich weiß, dass sowohl Axl Rose[Komma] als auch Helene Fischer den selben Spleen haben.

So als hätte ich eine musikalische Nahtoderfahrung.
Schöner Vergleich.

Seafood Association, Sophisticated Kartoffelsalad und ein besonders krudes Stück namens Pretty, Prettier, Wiebke Barumeit,
:D die gibts wirklich, stimmts?

Dann verkündet Barbara Salesch das Urteil.
Wer ist Barbara Salesch? Und nein Kollegen, ich wills nicht googeln, also - egal und weiter ...

Du wärest als vollwertiges Mitglied mit an Bord. Kein Musiker zweiter Klasse.
Du wärst. Das anderer ist vielleicht grammatikalisch richtig, aber wer redet denn so?

Ich habe nur bis gerade eben nicht gerafft, dass er davon anscheinend nicht den geringsten Schimmer hatte.“
Fin - Ende - Aus.
Ich finde, alles was jetzt noch kommt, kenne ich bereits, will ich garnicht in dieser Ausführlichkeit lesen, nein, für mich endet die grossartige Story genau hier.

Danke für dieses kleine Rockepos aus der Frühphase des Lemmy, äh Lenny Metal , das ich vom ersten Ton an genossen habe.

Keep on rockin',
dot

 
Zuletzt bearbeitet:

bernadette schrieb:
„Scheiß Magen- und Darm“, lallt Plauze und kickt mit einem unbeholfenen Tritt eine der leeren Bierdosen weg, die ihn wie einen Burgwall umgeben.
Burgwall - da stelle ich mir was Meterhohes vor. Für mich kein passendes Bild. Die müssten ja aufgetürmt sein, dann sprechen wir von Hunderten von Dosen.

Um aus fein säuberlich übereinandergestellten Bierdosen eine kreisförmige (einreihige) Mauer von sagen wir mal eineinhalb Meter Durchmesser und einem halben Meter Höhe zu errichten, bräuchte es nicht mehr als läppische 204 handelsübliche 0,5 l - Dosen. Und so viel Bier binnen eines Tages wegputzen zu können, gehört ja quasi zur Job-Description eines imagebewussten Hardrockers, also nullo Problemo.
Das weit größere Problem dieses Satzes sehe ich in seiner Grammatik:
Wenn die Bierdosen Plauze wie einen Burgwall umgeben, ist wer der Burgwall? Richtig, Plauze. Und so hast du den Satz ja wohl kaum gemeint, svg, oder?
Also Nominativ statt Akkusativ. :D

Da gibt es noch drei oder vier solcher Schnitzer in deiner Geschichte, allerdings habe ich die gnädig ignoriert, bzw. ließ es mein Lesevergnügen einfach nicht zu, mich eingehender mit ihnen zu beschäftigen. Scheiß aufs Korrigieren sozusagen, dazu machte mir das Lesen einfach zu viel Spaß. Ja, das ist so eine richtige feel-good-Geschichte. Glaubwürdige, sympathische Figuren, das richtige Maß an Teenager-Romantik ohne kitschig zu werden, natürlich jede Menge Rockmusiker-Klischees, aber auch die durch den Plot allemal gerechtfertigt.
Jung, unverwundbar, unsterblich. Das waren wir ja alle einmal, so mit zwanzig, fünfundzwanzig, und wer lässt sich nicht gerne an diese Zeit erinnern? Also insofern ist dir hier ein Text für die ganze Familie gelungen, svg, und ich hoffe, du fasst das jetzt als großes Kompliment auf. Sogar mein Großer, einundzwanzig und u.a. Bassist in einer Band, hat bis zum Ende durchgehalten.

Ob's für einen Podestplatz reicht?
Keine Ahnung, noch hab ich nicht alle TdM-Storys durch. Aber deine Chancen stehen nicht schlecht, svg.


offshore

edit: (offtopic)

Jetzt hab ich’s! Du bist der schräge Vogel, der das geschrieben hat. :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo dotslash

Danke für dieses kleine Rockepos aus der Frühphase des Lemmy, äh Lenny Metal, das ich vom ersten Ton an genossen habe.
Das freut mich sehr, zumal DU, JA DU schuld bist, dass es nicht schon vor ca. zwei Jahren rausgekommen ist! Ja wirklich. Du wirst dich nicht mehr erinnern, aber ich habe es dir sogar damals mitgeteilt. Du hast damals bei einem anderen TdM ein Mucker-Geschichte gepostet (ich habe gerade noch mal nachgeguckt: „Stallgeruch“ und ich wollte nicht in einen privaten Battle um die angesagteste Band-Geschichte gehen. Damals bin ich nur ca. 20 Zeilen weit gekommen, habe dann deine Geschichte gelesen und das Projekt erstmal auf Eis gelegt, aber immer wieder mal dran gedacht. Jetzt war es halt mal an der Zeit, das Ding zu Ende zu schreiben. ;)

Plauze übergibt sich lautstark in meinen Gitarrenkoffer.
Also ich wäre nicht von Wehmut ergriffen, sondern stinke sauer. Aber möglicherweise will er den nach dem Schluss-Gig sowieso entsorgen.
Ja, da wird bei der überarbeiteten Fassung drauf eingegangen werden.

Noch nie hat jemand mMn einen Höhepunkt liebevoller beschrieben.
Bedankt! Das drucke ich mir aus und hänge es über mein Bett und dann werde mir darauf so richtig schön einen… nee, das wäre jetzt nicht jugendfrei ;)

Im Kurs 'Musizieren in der Gruppe (Anfänger) – Dienstag, 15.00 Uhr'.
Besser. Wird geändert. So wie all der andere Fehlerkram auch. Danke fürs Finden!


(Wir spielten „Spread your legs and try to fly“ und damit war die Sache dann auch schnell erledigt.)
Echt schön, wenn ein hart erschriebener Witz funktioniert. Insofern danke für den Smilie.

Seine Stimme klang warm, harmonisch[ ]... und müde.
Das sitzt, sieht man Frank richtig vor sich, sehr gut!
Du machst oft keinen Abstand bei drei Punkten, ich mecker jetzt nicht jedes Teil an, da du möglicherweise ein Verfechter der Punkte ohne Abstand bist.
So gut ich bei Gedankenstrichen bin (hey, und darin bin ich ein Meister), so schlecht bin ich bei den Punkten. Ich muss darauf den ganzen Text noch mal durchsehen.

Einen Moment lang glotzten wir uns alle an wie ein Schwarm Guppys im Aquarium.
Was machen Groupies im Aquarium? Ach so, Guppys, diese Fische mit den Glubschaugen. Ungenau gelesen und schon lieferte das Hirn die falsche Assoziation, das hat mich kurz rausgehauen, darum erwähne ich es.
:D wird bei einer Überarbeitung zumindest überdacht …

„Aufhören!“, fuhr ich ihn an. „Was für eine bescheuerte Frage! Ohne Frank keine Band. Uns beide gibt es nur zusammen. Er singt, ich spiele! Verdammte Scheiße, das war immer schon so! “
Würde ich reduzieren, weil "Aufhören!" ja ein Befehl ist und für mich hier auch noch deplaziert doppelsinnig wirkt.
Ja, vollste Zustimmung. Wird reduziert.


„Ich bin Cleo.“
Ach, ich bin ja so was von verpeilt, dass mich das voll überrascht hat. Cool. Vielleicht sind andere ja Schnellchecker, ich jedenfalls nicht.
Ich als Autor finde das super!!! Bleib so!!! ;)

Als sie fertig war, legte sie überlegend grinsend die Drumsticks zur Seite und sah Frank direkt in die Augen.
Nur Sticks, liest sich flüssiger, das Drum assoziert man auch so.
D(a)rum kommt Drum raus!!!


Seafood Association, Sophisticated Kartoffelsalad und ein besonders krudes Stück namens Pretty, Prettier, Wiebke Barumeit,
die gibts wirklich, stimmts?
Möglicherweise gibt es hier eine autobioraphische Verschmelzung von Autor und Ich-Erzähler. Sie heißt aber nicht Wiebke Barumeit. ;)

Dann verkündet Barbara Salesch das Urteil.
Wer ist Barbara Salesch? Und nein Kollegen, ich wills nicht googeln, also - egal und weiter ...

Ach, dann google ich es für dich:
Barbara Ludovika Salesch (* 5. Mai 1950 in Karlsruhe[1]) ist eine deutsche Juristin. Bekanntheit erlangte sie durch ihre pseudo-dokumentarische Gerichtsshow Richterin Barbara Salesch bei Sat.1.
Kennste echt nicht? Stört das? Ich fand‘s lustig, ist aber total entbehrlich.

Ich habe nur bis gerade eben nicht gerafft, dass er davon anscheinend nicht den geringsten Schimmer hatte.“
Fin - Ende - Aus.
Ich finde, alles was jetzt noch kommt, kenne ich bereits, will ich garnicht in dieser Ausführlichkeit lesen, nein, für mich endet die grossartige Story genau hier.
Witziger Weise war hier wirklich fast mal Schluss (so gegen 3.20 Uhr morgens ist man irgendwie schneller gewillt, eine Geschichte abzuschließen), aber ich fand es nicht noch nicht rund… deswegen der Rest. Und der bleibt auch :p!!!

Keep on rockin'
Aber immer doch und ebenso. Danke für den Kommentar.


Hi Ernst Offshore
Und noch so ein Kommentar, der einen richtig zufrieden einschlafen lässt. Danke dafür!

Um aus fein säuberlich übereinandergestellten Bierdosen eine kreisförmige (einreihige) Mauer von sagen wir mal eineinhalb Meter Durchmesser und einem halben Meter Höhe zu errichten, bräuchte es nicht mehr als läppische 204 handelsübliche 0,5 l - Dosen. Und so viel Bier binnen eines Tages wegputzen zu können, gehört ja quasi zur Job-Description eines imagebewussten Hardrockers, also nullo Problemo.
Das weit größere Problem dieses Satzes sehe ich in seiner Grammatik:
Wenn die Bierdosen Plauze wie einen Burgwall umgeben, ist wer der Burgwall? Richtig, Plauze. Und so hast du den Satz ja wohl kaum gemeint, svg, oder?
Also Nominativ statt Akkusativ.
Und plötzlich macht Grammatik nicht nur Sinn, sondern auch Spaß. Wird geändert.

Also insofern ist dir hier ein Text für die ganze Familie gelungen, svg, und ich hoffe, du fasst das jetzt als großes Kompliment auf. Sogar mein Großer, einundzwanzig und u.a. Bassist in einer Band, hat bis zum Ende durchgehalten.
Das fasse ich sogar als Riesenkompliment auf und habe mich sehr darüber gefreut. Gruß auch an den Sohn, der ja in gewisser Weise Mitautor von dem Supermärchen ist. By the way… hasst er Maulwürfe. (Dessen Tod nehme ich euch übel. Der war so sympathisch!)

Jetzt hab ich’s! Du bist der schräge Vogel, der das geschrieben hat.
Jugendsünde ;)

LG svg

 

Hey svg,

jetzt warst Du gute zwei Jahre nicht mehr hier (was eine ausgesprochene Sauerei ist!!!), aber manche Dinge ändern sich auch in zwei Jahren nicht, Du kannst es immer noch ;). So manch ein Mitschreiber hier war ja eine echte Überraschung. Unter anderem Du. Aber andere auch. Den Keks musste teilen. Wie auch immer - schön, dass Du wieder da bist. Und auch gleich mal mit ordentlich viel Text ...

Das ist so eine Sache, um die ich hier so einige Autoren beneide. Das liest man so weg, und der Text wickelt sich wie eine warme Decke um einen und lullt einen so schön ein und man ist auch ein bisschen traurig, wenn es zu Ende ist, weil, man hat sich doch so schön ans Personal gewöhnt ... also, Geschichten von der Länge, wenn sie denn gut gemacht sind, die haben was von Romanleseatmosphäre. Und ich denke dann immer, ja, kann doch nicht so schwer sein, setz dich einfach hin, nimm eine Handvoll Leute und guck denen halt ein wenig zu und am Ende haste dreißig Seiten und es schön ist. JuJu und Lollek und Jo und jimmy und noch andere - die können das doch auch. Und ich mag es ja auch total gern lesen. Ja, und als ich gesehen hab, svg - Text - lang, da hat es richtig ein bisschen gehüpft in meiner Brust und gestern warste fällig!

Jetzt kann ich aber auch gar nicht viel sagen. Das ist ein Wohlfühltext mit Wohlfühlende und schön zu lesen und überhaupt ... So Kuscheldecke eben. Ende fand ich ein bisschen kitschig, aber so ein Text, der braucht das auch. Da kann man die Jungs nicht einfach so ziehen lassen, da sind 90% aller Leser total sauer, wenn Du ihnen das gebracht hättest. Ich wäre es jetzt nicht gewesen, aber gefreut habe ich mich trotzdem für Lenny, weil es so ein hübsches Märchen ist und Alltagsflucht steht bei mir gerade total hoch im Kurs.

Am Anfang habe ich noch so Textstellen markiert, die ich schön fand, später war dann irgendwie so - das wird total zu viel - und habe irgendwann damit aufgehört. Aber die, wo nun schon ein Strichlein dran ist, die kann ich Dir ja noch mitgeben.

Ein schriller Schrei durchbricht die Stille. Cleo kommt schon wieder. Oder noch immer. Kann man bei ihr nie so genau sagen.

grins

„Das ist echt ein total witziger Spruch“, antwortete sie mit einer Stimme, die gleichgültiger nicht hätte sein können. „Daran hast du bestimmt wochenlang gearbeitet, was? Hat sich wirklich voll gelohnt. Respekt. Du merkst es vielleicht nicht, aber bin echt total geflasht!“

Ich mochte sie ja tatsächlich gern, seit diesem Spruch. Da kannst Du im weiteren auch die totale Nervziege aus ihr machen, ich mochte sie. Deshalb!

Sechs Tage später lösten wir uns aufgrund unüberwindbarer musikalischer Differenzen auf, weil Torben lieber etwas in Richtung Silbermond machen wollte.

Ja, so ganz kleine Differenzen - lol

Frank stand auf. Schaute mich an. Seufzte. Sah aus als, als wolle er sich entschuldigen. Und sagte dann bloß: „Ich geh mal pissen!“

Manchmal muss ein Statement brutal und brachial sein. Der Effekt war allerdings ziemlich enttäuschend, weil ich lediglich ein Plektron geworfen hatte. Was meine Wut nur noch mehr anstachelte.

Hehe

„Beziehungen!“, sagt Plauze schlicht und merkwürdigerweise glaube ich ihm.

! und etwas "schlicht" sagen, schließen sich aus. ! ist anbrüllen. ! ist neonpink und "schlicht" eben eher so pastell.

Plauze scheint sich so sicher zu sei, dass sie endlich da ist. Die Chance, auf die wir immer gewartet haben.

sein

Ja, in dem Text noch mehr drin, wo ich so dachte - wie hübsch und wo ich lachen musste, sicher auch noch 2 1/2 Fehler - aber ich war so am Lesen - haste selbst schuld sozusagen.

Willkommen zurück und bleib ruhig noch ein Weilchen.
Lieben Gruß, Fliege

 

Hallo svg,

wow, das ist ein echt harter Wettbewerb! Schon wieder eine richtig gute Geschichte.

Gefallen hat mir, dass du in jeder Hinsicht vom ersten bis zum letzten Satz im Genre geblieben bist. Es geht um die Band, die Musik, detailliert um die Dreierbeziehung. Perfekt hast du die Stimmung eingefangen. Das alles wirkt auf mich so, als seist du selbst irgendwo Bandmitglied und schöpfst aus diesem Fundus an Wissen.
Da wirkte nichts aufgesetzt oder gekünstelt, sondern ich war als Leser mittendrin direkt bei der Band und musste derartig oft lachen, wie bei noch keiner der hier zum Wettbewerb eingereichten Geschichten.
Ich mag deinen Humor! Und ich finde, dass solltest du als ganz großes Kompliment mitnehmen, denn wenn mich jemand zum Lachen bringt, dann ist das was.

Dein Schreibstil ist so schön flüssig und locker, das hat Spaß gemacht, zu lesen.

Ich musste an den Roman von Heinz Strunk "Fleisch ist mein Gemüse" denken, der einen ganzen Roman damit verbrät, die Auftritte einer Provinzband mit provinziellen Musikstücken zu beschreiben.

Ein wenig beschreibst du diese Hinterwartezimmerstimmung mit belegten Brötchen und so auch. Aber bei dir ist im Vordergrund diese interessante Dreierbeziehung, die die Handlung voran treibt und doch so eng mit dem Musikgenre verwoben ist, dass es eben kein flacher Plot wird.
Das ist alles eine Ecke interessanter als "Fleisch ist mein Gemüse" und obendrein benötigst du dafür noch nicht mal denselben Raum.

Ich weiß gar nicht, was ich noch alles loben muss. Anfänglich dachte ich, oh je, jetzt muss ich mir durchgeknallte kaputte drogenabhängige weltverschmerzte Typen anschauen und mich mit deren Lebenssarkasmus auseinander setzen.
Aber weit gefehlt, du hast das alles erfrischend locker geschrieben und das wirkt auf mich hochgradig gekonnt. Respekt!

Wir wären tatsächlich nicht bei den Wortkriegern, wenn nicht auch noch was Mauliges käme. :D

Schluss, aus, vorbei! Finito! Ende der Geschichte. Nicht, dass es irgendjemanden sonst besonders kratzen würde. Aber ich, ich könnte heulen.
Da ist mir zuviel an Wiederholung drin. Letztendlich sagst du fünfmal dasselbe. Ich würde mich von ein paar Malen treffen, um der Aussage ihre Kraft zurück zu geben.

Herrlich die Beschreibung mit den Klanghölzern. Da musste ich übrigens das erste Mal breit grinsen.

wie ein Schwarm Guppys im Aquarium
super dieser Vergleich.

Wie heißen die denn? Ali and the Dschihads?“ Er grinste schief.
Urkomisch!

Aber keine Sorge, Textkritik geht gleich weiter:

Die Textpassage, in welcher du das erste Mal über Cleo etwas mehr schreibst, hemmt etwas den flotten Schreibfluss. Ich wüsste jetzt nicht, was man da kürzen könnte, aber es flutscht da nicht so wie vorher.
Danach nimmt die Geschichte aber wieder Fahrt auf.

Textkram:

Das ist doch ein zu eins exakt die Kacke
eins zu eins

Plauze scheint sich so sicher zu sei,
sein
nach wie vor völliger außer Frage stand
völlig

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Fliege, hallo Lakita,

erst einmal sorry fürs späte Antworten, der Plan war eigentlich trotz Kindergeburtstags dem Wochenende ein Wortkrieger.de-Schwerpunkt zu verpassen, und dann hat es meine Frau geschafft, sich am Samstagmorgen einen dreifachen Bänderriss zuzuziehen. Das hat die hehren Vorsätze dann doch ein bisschen geändert... ;)

Jetzt aber der Reihe nach zu euren Kommentaren:

Hallo Fliege

Du kannst es immer noch . So manch ein Mitschreiber hier war ja eine echte Überraschung. Unter anderem Du. Aber andere auch. Den Keks musste teilen.
Danke und ich teile gern!!!


Ja, und als ich gesehen hab, svg - Text - lang, da hat es richtig ein bisschen gehüpft in meiner Brust und gestern warste fällig!
Allein die Vorstellung finde ich schon super :p...

Das ist ein Wohlfühltext mit Wohlfühlende und schön zu lesen und überhaupt ... So Kuscheldecke eben.
Diese Einschätzung freut mich, denn genau das sollte er auch sein. Trotz der vielen unflätigen Begriffe darin. Prima, dass es bei dir funktioniert hat.

Ende fand ich ein bisschen kitschig, aber so ein Text, der braucht das auch.
Ich wollte immer mal, so ein bisschen Kitsch schreiben ;)...

[/QUOTE] „Das ist echt ein total witziger Spruch“, antwortete sie mit einer Stimme, die gleichgültiger nicht hätte sein können. „Daran hast du bestimmt wochenlang gearbeitet, was? Hat sich wirklich voll gelohnt. Respekt. Du merkst es vielleicht nicht, aber bin echt total geflasht!“
Ich mochte sie ja tatsächlich gern, seit diesem Spruch. Da kannst Du im weiteren auch die totale Nervziege aus ihr machen, ich mochte sie. Deshalb! [/QUOTE]
Nicht weitersagen, aber ich bin voll der Cleo-Fan-Boy. Meine Favoritin in der Geschichte. (Darf man so als Autor überhaupt denken? Muss man nicht alle seine „Kinder“ gleich gern haben? ;))

„Beziehungen!“, sagt Plauze schlicht und merkwürdigerweise glaube ich ihm.
! und etwas "schlicht" sagen, schließen sich aus. ! ist anbrüllen. ! ist neonpink und "schlicht" eben eher so pastell.
Du hast Recht, wird nach Ende der Challenge bei der Überarbeitung berücksichtigt, ebenso wie die anderen gefundenen Fehler. Danke dafür...

Ja, in dem Text noch mehr drin, wo ich so dachte - wie hübsch und wo ich lachen musste, sicher auch noch 2 1/2 Fehler - aber ich war so am Lesen - haste selbst schuld sozusagen.
Kann ich damit leben? Aber so was von ;) :D...!!!

Willkommen zurück und bleib ruhig noch ein Weilchen.
Habe ich vor.

Danke fürs Lesen, Kommentieren und Loben!

Hallo Lakita,

Leser mittendrin direkt bei der Band und musste derartig oft lachen, wie bei noch keiner der hier zum Wettbewerb eingereichten Geschichten.
Ich mag deinen Humor! Und ich finde, dass solltest du als ganz großes Kompliment mitnehmen, denn wenn mich jemand zum Lachen bringt, dann ist das was.
Danke, das ist WIRKLICH ein großes Kompliment! Darüber habe ich mich sehr gefreut. Zumal ich die Geschichte so angelegt habe, dass sie komisch sein soll. Nicht genug vielleicht, um sie unter Humor zu posten – aber ein bisschen dran kratzen sollte sie schon...

Ich musste an den Roman von Heinz Strunk "Fleisch ist mein Gemüse" denken, der einen ganzen Roman damit verbrät, die Auftritte einer Provinzband mit provinziellen Musikstücken zu beschreiben. Ein wenig beschreibst du diese Hinterwartezimmerstimmung mit belegten Brötchen und so auch. Aber bei dir ist im Vordergrund diese interessante Dreierbeziehung, die die Handlung voran treibt und doch so eng mit dem Musikgenre verwoben ist, dass es eben kein flacher Plot wird.
Das ist alles eine Ecke interessanter als "Fleisch ist mein Gemüse" und obendrein benötigst du dafür noch nicht mal denselben Raum.
Ich kenn Strunk vor allem aus dem Fraktus-Film und einer Mord mit Aussicht-Episode, wo er dieselbe Rolle spielt) als sein Alter-Ego Thorsten Bage und da ist er ziemlich witzig. Insofern steht „Fleisch ist mein Gemüse“ schon seit längerem auf meiner Will-ich-mal-Lesen-wenn-die-Kinder-aus-dem-Haus-sind-und-ich-endlich-mal-wieder-Zeit-habe-also-in-ca.20-Jahren... Lohnt nicht? Dann werde ich es streichen!

Ich weiß gar nicht, was ich noch alles loben muss. Anfänglich dachte ich, oh je, jetzt muss ich mir durchgeknallte kaputte drogenabhängige weltverschmerzte Typen anschauen und mich mit deren Lebenssarkasmus auseinander setzen.
Aber weit gefehlt, du hast das alles erfrischend locker geschrieben und das wirkt auf mich hochgradig gekonnt. Respekt!
Mehr davon, bitte ;)...

Wir wären tatsächlich nicht bei den Wortkriegern, wenn nicht auch noch was Mauliges käme.
Hier zitiere ich mal Wowereit:
Und das ist auch gut so!
;)

Schluss, aus, vorbei! Finito! Ende der Geschichte. Nicht, dass es irgendjemanden sonst besonders kratzen würde. Aber ich, ich könnte heulen.
Da ist mir zuviel an Wiederholung drin. Letztendlich sagst du fünfmal dasselbe. Ich würde mich von ein paar Malen treffen, um der Aussage ihre Kraft zurück zu geben.
Du hast Recht, werde ich bei der Überarbeitung kürzen. Dann werden auch die anderen Fehler, die du gefunden hast, korrigiert. Danke dafür...

Die Textpassage, in welcher du das erste Mal über Cleo etwas mehr schreibst, hemmt etwas den flotten Schreibfluss. Ich wüsste jetzt nicht, was man da kürzen könnte, aber es flutscht da nicht so wie vorher.
Danach nimmt die Geschichte aber wieder Fahrt auf.
Hier weiß ich nicht genau, welche Stelle du meinst? In der Musikschule? Oder beim Vorspielen? Ich werde auf jeden Fall noch mal drüber lesen!

Vielen Dank für deine Mühe und den netten Kommentar.
LG svg

 

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