Was ist neu

Vollkommen geBildete Metaphern und andere geschliffene Sprachdiamanten

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Ich sah ihn am Hafen. In der Mittagshitze saß er vor der halbgeöffneten Haustüre eines alten Hauses und flickte an einem Fischernetz. Sein großer, zum Teil zerrissener Strohhut warf einen runden, mit Licht durchlöcherten Schatten auf seinen braungebrannten Rücken.

Hanna, Zeitloch, Romantik/ Erotik

 

Es war das Gefühl, wiedergeboren zu sein, das Mikes Herz berauschte und ihm das Leben so rund und vollkommen vor Augen führte. Er war in die Stadt gekommen, um fruchtbaren Boden zu finden, fühlte er sich doch selbst wie ein Keim, der überreif darauf drängte, sich zu öffnen und Wurzeln zu schlagen. So viel Geist, so viel Mut und so viel Energie floss durch seine Venen ...

Peter Hrubi, Coitus Mortale, Alltag

 
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Die Sonne schwebt über dem verwaschenen Horizont wie eine halbe Kupfermünze über einem Münzeinwurf. Die andere Hälfte wird verdeckt von einem Häuserblock, verwaschen wie der ganze Rest der Welt.

Schwerer Unfall auf der Milchstraße. Der Himmel hat wieder mal zu spät gebremst.

wolkenkind, Tage in Blau, Alltag

 
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Einst hast du mich gefunden, wie eine Muschel am Strand. Eine wie alle, und doch hobst du mich auf und nahmst mich mit, aus der rauchigen Enge des Strandcafés, hinaus in die Dünen, ans Meer, in den Wind.

Horni, Der Löwe schläft, Alltag

 

Noch acht Minuten. So lange dauert der Liebesakt bei den Japanern im Schnitt und eine durchtrainierte Schnecke schafft dabei eine Gehsteigbreite. Ich wünsche mir, diese Stadt hielte die Luft an, um mich ein wenig schneller durch ihre Därme zu drücken.
Palin in der Geschichte Nahwehen in Romatik/Erotik

 
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Hallo sim,

danke für das interessante Zitat!(Aus einer Rubrik, die ich selten lese).
Habe auch noch etwas gefunden:

"Hmm." brummte Fuzzi kopfschüttelnd, dass ich mir wie ein Idiot vorkam. Toll für ihn, dass er sich mit Politik auskannte, gebracht hatte es ihm bis jetzt auch nichts.


"Sieh dir nur das Werk dort hinten an", fuhr Donnie mit andächtiger Stimme fort. "Dieser metaphröse Expressionismus, der den Betrachter zu divergentem Denken zwingt, um die Transzendenz des Seins zu erfahren." Er nippte an seinem Sekt und schüttelte sein Haar.


vio, Macht scheibchenweise, Sonstige

 
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Ein Absatz von Maus - weil er einfach schön ist:

Durch das geöffnete Fenster kommt die Kühle der Nacht, der Duft vom Flieder unter den Fenstern. Die alte Kastanie raschelt wenn der Wind sie streift, wirft schwache, lebendige Schattenmuster ins Zimmer. Die surrealistischen Formen der Blätter und Zweige spielen an den Wänden mit dem fahlen Licht der Sterne.

Mondsplitter - Sonstige


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Von Morti

...An der Decke zieht ein Ventilator seine Runden. Eine nach der anderen. Eine Jede ist ein Kampf gegen die Hitze. Ein Kampf den er nur verlieren kann, doch ich schalte ihn nicht aus. Ich lasse ihn sich weiter drehen, bis er von allein aufgibt. Aber ich weiß, dass er dies nicht tun wird, denn er wird noch laufen, selbst wenn ich schon alt und grau bin. So ist das mit allen aussichtslosen Dingen. Sie bleiben bis zum Ende. Nur die Guten verschwinden irgendwann. Sie hören einfach auf zu laufen.

SALZ IN DER LUFT - Philosophisches

 
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@ schnee.eule

freut mich, dass Du wieder fündig geworden bist! Danke!


Egal welche Situation, war sie gekommen, war ich voll da. Doch erinnere ich mich an kein einziges Mal, dass ich selbst es war, der Situationen schuf.

Schriftbild, Abschied per Anrufbeantworter, Sonstige

 

Ruhig hört er mir zu. Die Nacht ist still. Er berührt meine Wangen, streichelt Tränen fort. Der Mond zerbricht in seinen Augen in Scherben.
Er sagt nichts. Auch, als ich schon lange schweige, nicht mehr weiß, was ich noch sagen kann, erklären, von Wünschen und Träumen reden, sagt er nichts. In seinen Augen die Mondsplitter.
Noch ein Absatz aus der Geschichte Mondsplitter von Maus aus Sonstige

 
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Hallo Blanca,

allein der Begriff "Mondsplitter" ist schon bemerkenswert...
Danke für das schöne Zitat.

Tschüß... Woltochinon


Vielleicht sind die Leute auch einfach gestorben und begraben unter dem Schnee, oder sie sind weggezogen, in ein schöneres Bild mit Farben und allem Drum und Dran. Den Gedanken spreche ich natürlich nicht laut aus.

wolkenkind, Poesie und Dreck, Alltag

 
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Es war nicht bloß ein Eisvogel auf dem Bild. Für mich war es der Damalsvogel. Ein Andenken an eine frühere Zeit.

Ginny- Rose, Der Damalsvogel, Sonstige

 
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Aus Opus Orthographus (eventuell vorhandene Tippfehler):

„Mein Lehnwort,“ schrie Knappe Duden, „Dort sind schon die Vorsilben der Lexikaberge!“ „Wohl wahr, Knappe. Wohlan denn, hier schlagen wir unser Lager nach,“ befahl Ritter von Langenscheidt.

Nach einigen Temporalergänzungen, die der Autor nicht berücksichtigte, kamen sie schließlich zu einem Zeilenumbruch, aus dem ein gewaltiger Absatz hervorklaffte. „Mein Lehnwort, wie sollen wir da rüber kommen? Ich kann nirgends eine Eselsbrücke oder eine Überschrift sehen“ fragte Duden. „Knappe Duden,“ herrschte ihn Sir Langenscheidt an, „mich dünkt, wir brauchen einen Bindestrich.“ Duden beugte sich Langenscheidts Imperativ und schnitzte aus einem Syntax-Strauch einen Bindestrich. –

 
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Hallo Leif,

toll, was es alles an Sprachkreativität gibt- danke für den Link!


Wir wären nicht immer noch unterwegs, wäre nicht der Weg zum Ziel verkommen.

Paranova, Novemberglück, Sonstige

 
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Seine Träume gehen weiter. In eine Zukunft, die ist wie das Aufwachen ohne Arme und Beine.

Stundenhotel, Parterre, Alltag

 
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Die Tapete wies ein braungelbes Muster auf, das sich hervorragend auf einem Apfelstrudel gemacht hätte, an den Wänden aber ein Gefühl geistigen Wundseins auslöste; der Bauernschrank in der Ecke war bunt wie das Gesicht eines Pavians, aber das ausgesägte Herz im Zentrum der Tür ließ einen trotzdem intuitiv an ein Scheißhaus aus einem Farbfilm mit Theo Lingen denken.
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Zuerst wollten meine Augen mir glauben machen, die beiden wären aus Pappmache oder eine vollbekleidete Leihgabe der »Körperwelten« Ausstellung, aber als beide halsschwabbelnd »Na dann guten Rutsch« wünschten, zuckte ich kurz zusammen und nahm ihre Lebendigkeit hin.
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Jack Torrance, Silvestergeschichte, Humor.

 
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Hallo Uwe,

toll, dass Du etwas aus `Humor´ veröffentlicht hast. Ich glaube, es ist der erste Beitrag aus dieser Rubrik bei den `Diamanten`. Danke!

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Ich fange an, meinen Text zu vergessen, Inge. Ich bin ein Sieb. Immer mehr Worte fallen hindurch. Bald werde ich keine andere Stimme mehr hören als meine Stimme, die nach vergessenen Worten fragt. Bühnenarbeiter mit Schaufeln. Sie schaufeln die herunterfallenden Worte in ein Loch im Boden. Darf ich dir mein Gedächtnis zu Füßen legen?

Heiner Flint, HeinerMüllerProjektion, Experimente

 
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Zeitlose Figuren sind wir, die so still wieder fortgehen, wie sie gekommen sind, und die später am Rande der Träume anderer erscheinen.

Peregrino, Zeitlose Figuren, Alltag

 

Peregrino hat's eh drauf. Sehr empfehlen kann ich den mehrere Seiten langen Sprachdiamanten Die Stadt.

 
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Hallo Leif,

danke für den Link!

++++

Das ist es, was ich Dir stehle. Ich sauge Dich aus von dem, was in Eurem Leben doch ach so wichtig ist: Zeit. Man könnte mich auch Zeit-Dieb nennen. Den Zeitsauger. Zeitparasit.

Tobbi, Blindtext, Experimente

 

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