Was ist neu

Was ich schon immer fragen/wissen wollte...

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Wie werden Zeitungsbeiträge honoriert?
Normalerweise nach Umfang. Spielt aber auch die Kreativität, die in einem Beitrag steckt, eine Rolle?
Wird also ein Gedicht anders honoriert als eine Reportage über den Kleintierzuchtverein?
Moi Wolto,
das nach-Zeilen-Bezahlen kenne ich seit langem nicht mehr, meist gibt eine Zeitung Richtlinen / ein pdf-Handbuch mit, und da wird nach Länge gezahlt. Also blind gesagt 2.000 - 5.000 Zeichen soundsoviel, und 5.000 - 10.000 soundso etc. Oft unterscheiden sich die Längenvorgaben nach Ressorts, z.B. kann es bei Politik ein Maximum an Zeichenvorgaben geben, die das aus dem Kulturressort weit überschreitet.
Heißt, manche Sparten werden eben etwas schlechter bezahlt - denn der Aufwand für einen kürzeren Text ist fast identisch mit dem für einen langen.

'Kreativität' ist hierbei ne komische Frage - ich dreh das mal um: Artikel, die lahm geschrieben sind, Allgemeinplätze wiederkauen, keinen individuellen Ansatz haben und nicht ein paar halbwegs schlaue/ungewöhnliche Fragen stellen (ein Zitat/Interview sollte immer dabei sein, egal wie kurz) werden nicht gedruckt. Ob man das schon 'kreativ' nennen kann, weiß ich nicht.
Anderseits darfst du nicht zu 'kreativ' schwafeln und da superkomplexe Fluxus-Hirnwixerei draus machen (außer, du warst vllt in den 80ern Schreiber beim SPEX haha); man muss sich halt auch etwas an den Stil der Zeitunge halten.

Ich weiß nicht, was hinter der Frage steckt, aber ich meine, das müsste man anders trennen: nicht, Gedicht vs Kleintierzüchtervereinartikel = kreativ/honoriert?, sondern:
Journalistisches Schreiben vs literarisches Schreiben.
In beiden steckt 'Kreativität', aber es sind Äpfel und Birnen - die Anforderungen sind anders, die Ziele, der Stil und - teils - die Vorarbeit.

Die Qualität, der Rechercheaufwand und die Analyse (also nenn dazu von mir aus 'Kreativität') von Artikeln, die ein Redakteur schreibt und die ein Freelancer schreibt, sind nicht unbedingt extrem unterschiedlich. Nur erhält ein Freelancer keine Gelegenheit, in einer Tages-/Wochenzeitung einen ganzseitigen Artikel zu veröffentlichen, weil das über Festangestellte läuft.

Was im Honorar inclusive ist:
- Pitching (die meisten wollen sich Themen/Eventvorschläge machen lassen) incl. dem Ansatz, unter dem das besprochen werden soll
-> Die Länge wird dann von ... bis von der Redaktion festgelegt
- besagtes Kurzinterview
- Beschaffung eines Photos über die jeweilige Pressestelle des Veranstalters o.ä., Mitsenden des Photos und copyright / Photograph nicht vergessen
- Hintergrundrecherche
- eine Überschrift, die möglichst viele Leser neugierig macht
- alle nötigen Angaben (z.B. Adressen, Termine, Öffnungszeiten etc.)
- die Zeit, die man nicht nur für's Schreiben, sondern auch für den Besuch irgendeiner Veranstaltung / Angucken Preview-DVD, Pressevorführung etc. braucht
(Das bezieht sich auf das Kulturressort, für anderes hab ich nie geschrieben.)

Hast Du ein Monatsmagazin, oder ein Fachmagazin oder irgendwelche Sonderprogramme etc pp, gelten die Punkte oben genauso, nur, dass man für die Magazine öfter größere oder völlige Freiheit bei der Länge / Zeichenanzahl hat. Und da wird eben auch noch mehr verlangt, dass man da einen neuen, interessanten Ansatz bringt. Sonst meine ich, es gelte ebenso: was langweilig, ohne jeden Pepp runtergeschrieben wurde, wird eben nicht gedruckt.
Bei diesen Magazinen etc. (Ausnahme Programmhefte mit Reviews, wo du wieder kürzere Texte brauchst) ist das pro-Text Honorar auch ungleich höher. Auch wenn ich behaupte, dass, wer gründlich und engagiert arbeitet, man von der Arbeit eher schlecht leben kann. Auch hier gilt aber ein "Stückpreis" pro Artikel - oft egal, wie lang oder kurz der ist.

Es gibt genug Freelancer, unter denen man wählen kann, da macht sich kaum noch ein Redakteur die Mühe, zu editieren oder Veränderungen zu verlangen - es gibt eine deadline, und da muss geliefert werden. Und es muss druckfertig sein.

Dass jemand für ein Gedicht bezahlt wird, hab ich dagegen noch nicht gehört (darüber liest man oft Klagen auf Autorenseiten). Da wird eher - wie bei vielen Anthologien - davon ausgegangen, dass der Autor froh sein soll, dass überhaupt was gedruckt wird. Grad bei Lyrik, die sich - mit Ausnahme von Klassikern - nicht verkauft (auch nicht in Buchform).

Also ja, wird vermutlich der Kleingartenartikel nach Norm bezahlt, das Gedicht ggfs gar nicht.
Und ich habe tatsächlich neulich einen sehr witzigen, informativen, gut recherchierten Artikel über Kleingärtenhistorie gelesen, und schon oft stronzöde, uninspirierte Lyrik - was davon ist denn jetzt tatsächlich 'kreativer'? Wie gesagt - Äpfel und Birnen.

Ist das für ein Szenario für etwas Fiktives? Ich denke, wenn man was mit Literatur/Gedichten haben will, muss man gucken, welches Format man wählt - also eher ein Magazin als eine Tages/Wochenzeitung, oder so eine extra Beilage, die dann einmal die Woche rauskommt oder so was. Literatur ist ja selten ein Bestandteil von dem, was man mal schnell am Kiosk kauft.

 

Es gibt genug Freelancer, unter denen man wählen kann, da macht sich kaum noch ein Redakteur die Mühe, zu editieren oder Veränderungen zu verlangen - es gibt eine deadline, und da muss geliefert werden. Und das muss druckfertig sein.
Ja, so ist das. Vor ein paar Jahren habe ich mit einem Redakteur der Süddeutschen gesprochen und der sagte mir in etwa Folgendes:

- Auf verlagsfremde bzw. freie Autoren wird man durch deren Artikel in anderen Publikationen aufmerksam
- Diese Autoren werden immer beauftragt, über etwas zu schreiben, sich selbst mit einem Thema anbieten hätte keinen Zweck
- Sie werden nur beauftragt, wenn keiner der festangestellten Redakteuren Zeit hat oder wenn dieser Autor ein Spezialwissen hat, sprich ausgewiesener Fachmann auf einem bestimmten Gebiet ist
- Die Zeitung hat eine Anzahl von freien Autoren, die je nach Bedarf engagiert werden
- Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht gelesen, es sei denn, der Autor ist schon irgendwo anders (angenehm) aufgefallen oder hat schon mal für diese Zeitung gearbeitet und kennt daher jemand persönlich

Daraus folgt: Bei kleinen Zeitungen (auch Käseblätter) gut schreiben und hoffen, dass jemand von den großen auf einen aufmerksam wird.

 

Also die "Süddeutsche Zeitung" arbeitet sicher anders als der Bergenheimer Anzeiger. Und was Katla da beschreibt, scheint ja eher Magazin-Kram zu sein.

Man muss da wirklich fragen, um welche Zeitung es geht.
Kaninchenzüchter-Niveau sind die ganz normalen lokalen Tageszeitungen. Da geht es sicher nicht so zu wie in den Beiträgen von Dion und Katla geschildert. :)

"Hey, ich brauch 2 Monate Vorbereitungszeiung, um adqäuat über den Hasenzuchtverein Soost zu berichten!".

Und mit Gedichten hat das auch nix zu tun.

Wir können festhalten: Es ist schwer Gedichte an Tageszeitungen loszuwerden. Noch schwerer dafür bezahlt zu werden. Und wenn man bezahlt wird, dann läuft das wahrscheinlich nach einer speziellen Regelung.

 
Zuletzt bearbeitet:

Nope, Quinn: ich rede hier auch von ganz stinknormalen Tageszeitungen, oder Wochenzeitungen. Lokalen und landesweiten Blättern.

Schreibst Du für so was? Ich meine das jetzt nicht zickig, merke aber oft, dass Leute, die nicht selbst journalistisch schreiben, bei vielen Texten auch nicht die Arbeit sehen, die dafür verlangt wird. Und dabei ist das Thema wurscht - ob du über eine Ausstellung in der Bausparkassenfiliale XY schreibst oder über die schnickschnack Konzeption *schwurbelschwurbel* der Guggenheim, ist die Basisarbeit nicht anders. (Ausnahme Rechercheaufwand).

Und der Zeitrahmen bei Tageszeitungen ist 'schlimmstenfalls' tatsächlich ein halber Tag incl. allem (oder eine Stunde, wenn man dazu nirgendwo hingehen muss, Kurzrezension oder vermutlich Jahrestagtreffen des Kleingartenvereins), bzw. bei Wochenzeitungen 2 Wochen Vorlauf. Das hilft aber nix, wenn man noch anderes zu tun hat, als so einen 3.000-Zeichen Text zu stricken. Das Honorar für sowas ist nämlich ähnlich wie "Hier hast du ein Eis, Kind."

;)

 

Ja, ich hab früher mal über sowas geschrieben, über Kaninchenzuchtvereine und Ausstellungen und den Kram. Und das hatte mit dem, was du beschreibst, überhaupt nichts zu tun. :)

Also Lokaljournalismus da schreibt ja oft sogar noch einer vom Verein die Texte selbst. Ich denke die meisten "freien Mitarbeiter", die wirklich nach Zeile bezahlt werden, kriegen genau so einen Kram (da schreibt ein "Freier" sein Leben lang nur über Regionalfußball und der nächste über Piano-Konzerte). Was du beschreibst oder Dion das läuft erst auf diesem hohen Niveau, das man sich einen "Freien" holt für ein Spezialthema oder einen wirklich recherchierten Artikel (und die müssen sehen, dass sie das Ding an viele Zeitungen verticken oder an einen exklusiv und dann für richtig Kohle, sonst lohnt sich das natürlich nicht).


Landesweite Blätter und Regionalzeitungen und so, das ist eine ganz andere Liga.
Aber wie gesagt, das hat ja nichts mit der Frage von Woltochin zu tun.

 

Hallo sim,

„Wenn die Kreativität honoriert wird, müssten BILD-Reporter am meisten verdienen“

Das macht immerhin Sinn: Selbst wenn die Kreativität darin besteht, dass mit der ‚Wahrheit jongliert‘ wird, lohnt sich das ganze bei steigenden Verkaufszahlen … ;)


Hallo Quinn,

hallo Katla,

herzlichen Dank für eure ausführlichen Kommentare.


Zitat Katla:

„'Kreativität' ist hierbei ne komische Frage“

Ich kenne einen Autoren, der schreibt so, wie es Quinn anmerkt: „da schreibt ein "Freier" sein Leben lang nur über Regionalfußball und der nächste über Piano-Konzerte“, es ist letztlich immer das gleiche Schema, Verlauf der Veranstaltung, ein Interview (das scheint, wie Katla erwähnt, wirklich obligatorisch zu sein – ganz gleich wie gezwungen und abgedroschen es wirkt).

Schreibt jemand etwas Kreatives, dann muss er doch erst mal eine Idee haben, bei einer Kolumne unter Umständen immer wieder, das müsste sich doch beim Honorar bemerkbar machen? (Bei Gedichten scheint es ganz schlecht auszusehen, einfach wegen der Form, unabhängig vom kreativen Aufwand).


Zitat Quinn:

„Es ist schwer Gedichte an Tageszeitungen loszuwerden. Noch schwerer dafür bezahlt zu werden. Und wenn man bezahlt wird, dann läuft das wahrscheinlich nach einer speziellen Regelung.“

Ist halt das Land der Dichter und Denker …

(Laut einer spanischen Freundin soll in manchen lateinamerikanischen Ländern Dichtung noch sehr angesehen und gefragt sein).


Hallo Dion,

was du schreibst, kann ich bestätigen. Selbst eine Reporterin von einer kleinen Zeitung (sagen wir – zwischen Käsblatt und ‚großer Zeitung‘) hat sich so geäußert.
Ein Künstler erzählte mir, dass sein Arbeitgeber (eine Zeitung) lieber jemand druckt, der hundert mittelmäßige Cartoons anbietet, als zehn außergewöhnliche – einfach weil das mehr Planungssicherheit gibt.

Eure Kommentare haben mir weiter geholfen,

l. G.,


Woltochinon

 

Schreibt jemand etwas Kreatives, dann muss er doch erst mal eine Idee haben, bei einer Kolumne unter Umständen immer wieder, das müsste sich doch beim Honorar bemerkbar machen?
Hei Wolto,
Du hattest ja nur Gedicht gegen Artikel gestellt - Kolumnen werden tatsächlich anders - und zwar wesentlich besser - bezahlt, als Artikel. Möglicherweise eine Modeerscheinung. Soweit ich das von zwei ehemaligen Freundinnen, die so was schreiben, mitbekommen habe, liegen die Honorare beim Doppelten (landesweite umsonst-Monatszeitung) bis Fünffachen (anspruchsvolles politisches Monatsmagazin) im Vergleich zu den Artikel-Honoraren in den gleichen Medien.

Eine Kolumne ist weder Journalismus, noch Literatur (wenn auch vllt. kreativ), sondern irgendwie eine Mischung aus Self-Marketing und Unterhaltung.Vllt mit dem mittelmäßigen Comicstrip-Fließbandproduzenten vergleichbar.

Den Unterschied halte ich nicht für gerechtfertigt, denn viele Kolumnisten müssen sich nicht um Recherche und deren Verarbeitung kümmern, sondern labern oft so mehr oder minder launig vor sich hin. Das sehen Kolumnenschreiber aber sicher ganz anders, sori! :D

Es gibt aber auch Medien, die Kolumnen grundsätzlich nicht drucken (egal, wie toll die Idee des Texters sein mag), dann hat Dein Bekannter halt auch schlechte Karten - Zeitung wechseln, denke ich. :)

 

Hallo Katla,

eigentlich dachte ich, ‚Gedicht‘ sei ein gutes Beispiel (wegen der kreativen Ver-Dichtung), aber ihr habt mir meine Illusionen geraubt … :D

Immerhin scheinen die Kolumnisten zu profitieren, wobei ich bei einigen Autoren den Eindruck habe, die kreative Flamme ist aufgrund zu häufiger Beiträge am Verlöschen.

Liebe Grüße,

Woltochinon

 

http://www.wildpoldsried.de/

Hab mal einen Vortrag vom Bürgermeister dieser Ortschaft gehört, die haben nicht nur Bürgerwindräder, sondern sind rundum sehr gut aufgestellt, was die alternativen Energien betrifft. Da bekommst du auf jeden Fall Infos, die dich auch weiterbringen.

 

Okay, nach dem ich aus der Werkausgabe und der Suche im Internet nicht schlauer geworden bin, frag ich hier mal: Wann und in welchem Aufsatz nennt Freud das erste Mal den "Ödipuskomlex"?

 

Der Begriff "Ödipus-Komplex" taucht 1897 in einem Brief an den Berliner HNO-Arzt Wilhelm Fließ zum ersten Mal auf.

Quelle:
Freud, Sigmund (1897): Brief an Wilhelm Fließ vom 15.10.1897. In: Briefe an Wilhelm Fließ, hg. von Jeffrey M. Masson. Frankfurt: Fischer 1986.

 

Ich hab mal eine ganz simple Frage.

Man kann sagen z.B.
Der Junge betrachtet voll Neugier die Spinne.
Der Junge betrachtet voller Neugier die Spinne.

Der Dudenkorrektor lässt beides gelten und zeigt bei keinem einen Alternativvorschlag. Ich weiß nicht mehr, womit ich anfing, aber eine Version kam mir falsch oder zu umgangssprachlich vor. Dann hab ich korrigiert und beim näxten Editschritt kam mir die neue Form komisch vor. Und so ging das jetzt ein paar Mal hin und her.

Voller
klingt irgendwie richtiger, aber auch so nach abgefüllt, oder nach Steigerungsform.
Voll klingt komisch, aber vllt auch nur, weil es inzw soviel 'voll krass' gibt.

Was wäre denn 'hochsprachlicher'?

 

Das sind ja im Prinzip schon Kurzformen.

Man könnte ja auch sagen:
... voll mit Neugier die ...
... voller Neugierde die ...

um die Sache noch etwas komplizierter zu gestalten :D.
Ganz ehrlich: Je länger ich darübersitze, desto unklarer wird es auch für mich.
Im allerersten Moment tendierte ich für die erste Version: voll Neugier.

 

@Bernadette: Haha, gelle? Ja, die immerhin hatte ich ausgeschlossen als voll krass gesteltzt bzw. mit denzent anderer Gewichtung. Jetzt frag aber nicht, warum Neugier und Neugierde für mich unterschiedlich sind. :lol: (Eines ist speziell, das andere allgemein ... oder so.)

@yours: Puh. Gleich hab ich einen Knoten im Kopf. Wie weiß ich denn, ob mein Attribut Kerndings oder Nebendings im Satz ist? Dem Bsp da entnehme ich aber immerhin, dass voll korrekt ist ... Danke!

 

schreib doch einfach

der Junge betrachtet neugierig die Spinne oder
neugierig betrachtet der Junge die Spinne :D

Zumindest würde ich es so schreiben, weil mir weder voll Neugier noch voller Neugier gefällt. Auch wenn beides sicherlich korrekt ist.

lg
Engelchen

 

Hei Engelchen,
jo, schon klar, aber das klingt mir halt zu simpel (dieser Junge/Spinne-Satz war nur ein Bsp). Außerdem hast du so ein Adjektiv, und mit der Neugier eben nicht, das war der Trick an der Sache. ;)

 

das weiß ich doch :) Du willst es schön, ich bevorzuge die einfache Variante.

Aber um nochmal auf deine Versionen einzugehen: Ganz blind, ohne drüber nachzudenken warum und wieso, hört sich "voll Neugier" poetischer an.

 

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