Seniors
- Beitritt
- 13.04.2003
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Die Kinder sind verschwunden. Wolken haben die Sonne gefressen. Ein bösartiger Windstoß faucht durch den Garten. Er wirbelt zerknickte Partyhütchen und Luftballons durcheinander. Der seltsame Tag erstarrt zu einem Gemälde, dessen Farben ineinander laufen. Alles verliert an Kontur und Bedeutung. Da springt Laura hastig auf und flüchtet. Ohne auch nur ein einziges Mal zu zögern, überquert sie mit trommelnden Lackschuhen die steinige, ausgedörrte Ebene der Angst. Nach vielen Schritten klettert sie, direkt von ihrem wilden Herzschlag vorangetrieben, einen kleinen Berg hinauf, von dem sie sich Rettung erhofft. Er besteht aus Bettdecke und Kopfkissen, Matratze, Laken und einigen abgegriffenen Teddys und Puppen. Es ist ein guter Berg. Die letzte Bastion der Hoffnung, wenn all die anderen Wege versperrt sind.
Diese Frau, der es schwer fällt, in ihrem modernen, figurbetonten Kostüm vor Laura in die Hocke zu gehen, und die sich mit einem Berg achtlos zusammengekaufter Geschenke anzubiedern versucht, ist irgendwie in Mutters Körper geschlüpft und spricht mit ihrer Stimme. Das Herz jedoch ist ausgekühlt. Die Worte sind kleine Köter, die ihr zum Mund herausspringen und wild herumkläffen. Sie ist eine andere. Geworden. Aus ihr wurde eine neue Mutter geboren, und die hat die alte Mami tot zurückgelassen, irgendwo zwischen den Scherben der Vergangenheit.
“Du warst sehr tapfer“, lobte Scott sie, als er am Abend seinen ausgebeulten Trainingsanzug gegen den ausgebeulten Pyjama wechselte. Alles an ihm und seiner Umgebung schien ausgebeult zu sein, salopp, gemütlich ... sterbenslangweilig. Er war so nervtötend zufrieden mit sich und der Welt, dass Laura in besonders quälenden Momenten am liebsten auf ihn eingeprügelt hätte, aus Angst, sie könne zusammen mit ihm in seinem schlammigen Phlegma ersticken. Selbst die Sprüche, die er von sich gab, waren banal, ausgebeult.
Nur drei der vielen tollen Stellen aus der Geschichte Die Malerin von Rick in der Rubrik "Seltsam"