Was ist neu

sonstige

Genre: sonstige

  1. Camposanto

    Du fühlst schon länger dieses Kribbeln. Seit einigen Monaten merkst du es mal etwas mehr, mal etwas weniger. Diese kaum spürbaren Vibrationen machen dich ganz verrückt. Du fährst oft ziellos durch die Gegend und hoffst, den Ursprung dieses Gefühls zu finden. Heute bist du wieder unterwegs...
  2. Lapplands Sonne

    Als Erik Södersen sein Haus gestrichen hatte, strotzte dieses Rot wie er selbst in jenen Jahren vor Kraft und Optimismus. Nicht grell wie Rebellion oder Revolte, sondern warm und stark – eine Farbe des Vertrauens und der Zuversicht. Drei sorgfältig aufgetragene Farbschichten sollten das Holz...
  3. Bis sich was ändert ...

    Zwischen leeren Chipstüten, getragenen Unterhosen, Synthesizern und Glockenspielen, zwischen Schallplatten und Notenständern, an meinem Klavier saß ich klimpernd. Anstelle von Noten verwendete ich das Plattencover: Sie in lässiger Pose vor einem Abgrund, übersät mit Fettflecken und...
  4. Der alte Mann und das Mädchen

    „Es muss gerade erst passiert sein“, sagte der alte Mann. „Was denn?“, fragte das kleine Mädchen und zupfte dabei zappelnd an ihrem rosa Kleid herum. Der Mann schielte sie an. Er konnte sich nicht erinnern, wann sich das Mädchen neben ihn auf die Parkbank gesetzt hatte. „Siehst du nicht denn...
  5. Anzug

    Eigentlich bettreif steigt er von den Schultern des großen Mannes mit Bart und Brille. Rutscht vielmehr herunter. Zieht sein Sakko glatt, greift die Aktentasche von der linken in die rechte Hand und verabschiedet sich. Flüchtig, mit schlaffem Arm winkt er ohne hinzusehen. Ein Wegwinken...
  6. Das Vier-Meilen-Riff

    Der Sturm der letzten Tage hatte seine Spuren hinterlassen. Eine zentimeterdicke, feine Sandschicht lag auf dem Asphalt der Straßen. An den Rändern, an manchen Stellen bis hin zur Fahrbahnmitte, häuften sich kleine Sanddünen. Kam ihnen ein Wagen entgegen, wischte der Fahrtwind den Sand von der...
  7. Grenzen in Fluss

    Etienne trat aus dem Gebäude, das ich einmal schön gefunden hatte. Ich hob den Arm, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Er schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab, nickte und kam näher. »Hat ziemlich lang gedauert!«, sagte ich. Die Glut der Zigarette schnippte ich ab, prüfte mit...
  8. Riders on the storm

    Riders on the storm Wie immer schläft er ein, kurz nachdem er sich in den Wagen setzt. Oder eigentlich ist er gar nicht richtig aufgewacht seit er aus dem Bett gestiegen ist. Wobei „steigen“ bei weitem übertrieben ist, in Wirklichkeit kriecht er heraus und schlurft noch halb im Traum ins...
  9. Das Gezeitengestüm

    Die Szene setzte sich fort bis hin in die tiefen Nachtstunden, die zerflossen wie Sägemehl im Wind, der zerkaut durch das Maul der Sonne und verdaut durch den Darm des Mondes hindurch springt, wegfliegt und nie wieder Muscheln, die laut singen, hinter sich herzieht. Es war, als ob die ganze Welt...
  10. Sein Werkzeug

    Schnell, scharf und schmutzig – so war sein Verstand. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Im Kreis des Grauens; bishin zu völliger Orientierungslosigkeit wand er sich in seinen Windungen, die wie Wind in seinen Ohren verstaubten und dann zerfielen wie Marmelade, die zu flüssig war. Aber...
  11. Das Kalenderblatt

    Es war ein perfekter Sommertag. Die Zeit stand still und das gleißende Licht der Sonne ließ die Welt in einem blendenden Weiß verschwinden. Wann immer es ihr beliebte strich eine zarte Brise über die Gräser, das Haus, und manchmal erreichte sie sogar die Küche. Der Stuhl neben dem alten Gasherd...
  12. Wölkchen am provenzalischen Himmel

    Die Sonnenstrahlen knistern, gleich wird Feuer ausbrechen, und geschmolzene Dachrinnen tropfen auf die Blasen des Asphalts. Diesen Nachmittag würde ich am liebsten im Kühlschrank verbringen, nur sind meine Maße dem im Wege. Bleiben die Eisbrocken im Pastis. Viel Flüssigkeit muss man zu sich...
  13. Anna

    Anna Der Herbstwind sprühte nasskalte Tröpfchen über den Krankenhausparkplatz und Paula zog den Mantel enger. Eigentlich übernahm sie gern zusätzliche Schichten. Heute wollte sie nur nach Hause. Sie rannte die Straßen entlang. Vor ihrer Haustür wühlte sie mit steifen Fingern nach dem...
  14. Eduard - Eine Reise in die Waldkindergartenzeit

    Eduard Es war vor einigen Jahren, da traf ich Eduard. Ich besuchte damals einen Waldkindergarten und war in meinem zweiten Jahr dort. Gerade erst war ich fünf Jahre alt geworden, da kam mal wieder ein neuer Praktikant in unsere Gruppe. Das passierte ja oft bei uns. Praktikanten schienen ganz...
  15. Gott ist tot

    „Gott ist tot“ habe ich dir gesagt. Beziehungsweise, dass Nietzsche das gesagt hat, habe ich dir gesagt. Dass Gott gelebt haben müsste, um tot zu sein habe ich gesagt. Und du hast gesagt, dass das wohl eine Metapher für den Glauben und die Religion ist. Die Erinnerungen sind klar, ungefähr das...
  16. Der Jahrmarkt

    Das Riesenrad hat angehalten. Malusch und sein Sohn Kortor haben Glück: Sie befinden sich in einer der oberen Gondel, von wo aus sie den gesamten Jahrmarkt überblicken können. Auf den Straßen unter ihnen füllen bunte Lichter, Stimmengewirr und heitere Musik die Nacht mit Leben. Lächelnd...
  17. Mein Name ist Franz, ich bin Alkoholiker …

    … das war der schwerste Satz meines Lebens. Erst als er gesprochen war, konnte ich aufhören.
 Das war vor 35 Jahren. Dann kam die letzte Nacht, nach einem 20jährigen Martyrium. Ich versuche es zu schildern, wie es damals war.

 Gedanken eines Trinkers

 Heute ist die letzte Nacht vor meiner...
  18. Sie hat Angst, er nicht

    Sie rennt. So schnell, wie ihre Füße sie tragen, solange, wie ihr Herz noch Blut pumpen kann. Immer weiter. Da sind Schritte hinter ihr, sie kann sie hören, aber ihr Gehirn ist nicht in der Lage, die Information zu verarbeiten. Ihr gesamter Fokus liegt auf der Strecke vor ihr. Alles andere ist...
  19. Davon, wie eine Großmutter das Internet kaputtmachte

    Jeder hat wohl schon einmal von dieser Situation gehört, oder sie selber erlebt. Eine Großmutter ruft ihren Enkel oder Schwiegersohn an und beklagt sich über den Sachverhalt ausversehen „das Internet gelöscht“ zu haben. Der Angerufenen...
  20. Ein Bagger stört ja nicht.

    Eine Woche zuvor war ich gerade zehn geworden. Mehr als 40 Jahre ist das jetzt schon her. Manchmal denke ich auch heute noch darüber nach. Damals habe ich nicht verstanden, wie lange er mich doch begleiten wird, in meinem Leben. Grossvater würde jetzt sagen: "Ein schöner Tag um zu verduften"...

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