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Genre: gesellschaft

  1. Bereit zu der Reise

    Bereit zu der Reise Mit geschlossenen Augen liegt er da, dahingestreckt, ausgespuckt von einer weiteren widerwärtigen Nacht. Langsam, sehr langsam lösen sich seine Gedanken von der Erbärmlichkeit der alles durchdringenden Schmerzen. Ihm fallen die fast vollständigen Papiere in seiner...
  2. Türkisblau

    Als sie in den von der Sonne aufgeheizten Wagen steigt, spürt Maja, dass sie angefangen hat zu schwitzen und der Stoff des dünnen Sommerkleids unter ihren Achseln feucht wird. Sie lässt den Wagen an und dreht die Klimaanlage hoch. `Auf der kurzen Strecke wird das Auto kaum abkühlen`, denkt sie...
  3. Nachbarskind

    Ich komme vom Einkaufen, als sie aus dem Fenster fällt. Die Henkel der Tüten entgleiten meinen Fingern, ich renne zu ihr, knie vor ihrem kleinen Körper. Will sie packen, an mich ziehen – warum schreit sie nicht? –, ihr übers feine braune Haar streichen und sagen, alles wird gut, war doch gar...
  4. Mutprobe

    Hätte es an jenem Tag, im Sommer vor vier Jahren, doch genauso aus Kübeln geschüttet. Der Gedanke hallt nach, während ich die abgenutzte Stelle im Goldrand unserer Geburtstagstasse entdecke. Der erste Schluck der süßen, heißen Schokolade, jedes Jahr wieder ein altersloser Genuss. Vorsichtig...
  5. Der erste Lockdown

    Einkaufen ist nicht mein Ding. Große Räume, viele Menschen, Gedränge, fürchterlich! Darum sorge ich immer erst dann für Nachschub, wenn ich keinen sauren Apfel mehr habe, in den ich beißen kann. Leider brachte mich diese Taktik am Anfang des ersten Lockdowns etwas in Bedrängnis. Der Kühlschrank...
  6. Die graue Rampe

    Es gibt einen Grund dafür, warum ich mir stets zuerst meinen linken Schuh anziehe, warum ich immer auf der linken Straßenseite entlanglaufe und warum ich immer mit dem linken Bein aus dem Bett steige. Immer wenn ich schwarz-weiß Aufnahmen aus einer längst vergangen Zeit sehe, stelle ich fest...
  7. Regeln

    Weil Devin dachte, dass jeder Mensch ein Talent besitze und seines sicherlich im Schreiben liege, denn wo sollte es auch sonst sein, glaubte er an sich und sein Können und strich deswegen den ersten Satz seiner Kurzgeschichte nur sehr zögerlich, aber doch mit Nachdruck durch, denn eine...
  8. Ich hab's nicht kommen sehen

    Ich ziehe die Küchenschürze aus, lege sie zusammen und verstaue sie im Schränkchen unter der Spüle. Die Lasagne für Alexander steht im Ofen, der Salat im Kühlschrank. Der Duft von Rosmarin, Oregano und Basilikum umhüllt mich. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, gieße Weißwein ins Glas...
  9. Die Schrittzählerin

    Olaf zieht die Tür leise hinter sich zu. In der Hand die hastig gepackte Tasche rennt er die Treppenstufen hinunter, nur fort von dieser erdrückenden Stille. Lena bleibt regungslos auf dem Sofa zurück, das Gesicht aschfahl, zusammengerollt wie ein Embryo, einziges Lebenszeichen das langsame...
  10. Der Traum...

    Ich hatte Angst, jeden Abend vor dem Einschlafen, die ganze Nacht und den ganzen Tag. Morgens jedoch war es am schlimmsten, immer wenn meine Mum in mein Zimmer kam um mich zu wecken, wollte ich mich am aller liebsten gleich wieder in meinem Bett verkriechen. Doch es brachte nichts, jeden Morgen...
  11. Der Jahrestag

    > Noch 6 Stunden < Herr Schäfer saß an seinem Schreibtisch, wandte seine Aufmerksamkeit vom Laptop ab und widmete sie seiner Frau Anna, die in der Tür stand. „Bist du dir auch zu hundert Prozent sicher bei der Sache ... was, wenn dir etwas passiert?“, fragte sie. „Wird es nicht!“ Herr Schäfer...
  12. Das Leuchten der Sterne

    Ich erinnere mich noch genau, es war an einem Samstag, Anfang Dezember 2018, und die Welt stand kurz vor dem ersten Advent. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Kreise der Familie, fuhr ich zusammen mit Sam, meiner Frau, in die Stadt um verschiedene Erledigungen zu machen und nach ersten...
  13. Hinsehen, Umdrehen, Weggehen

    Ich stand am offenen Grab. Der Sarg war bereits hinuntergelassen worden. Eine Gruppe von Ministranten befand sich in meiner Nähe. Der örtliche Pfarrer las aus einem Buch. Gegenüber des Grabes standen meine Zieheltern, umschlungen in einer innigen Umarmung, Trost suchend in der gegenseitigen...
  14. Die Dorfkneipe

    Es ist ein Spätsommertag in den frühen Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Ein Ort, an dem die D-Mark weniger wert ist, das Russische vertrauter als das Bayrische und das Bier günstiger am Tresen als im Kasten ist. Und dann geht die Tür auf. Von draußen tritt ein mittfünfzigjähriger Mann...
  15. Fiete

    Fiete richtete den Kragen seines Mantels auf und warf noch einmal einen Blick zurück in die Wohnung. Sie lag im Dunkeln. Alle schliefen. Leise schloss er die Tür hinter sich und stieg, ohne ein Geräusch zu machen, die morsche und steile Treppe nach unten, vorbei an windschiefen Türen, hinter...
  16. Das Bild im Fernsehen

    Viktor Ich hole mein letztes Abendbier aus dem Kühlschrank und lasse mich auf der Couch nieder. Füße auf den Tisch, Anneke ist sowieso ins Bett gegangen und wer nicht da ist, kann auch nichts sagen. Ich rülpse. Keiner hört es, nicht einmal ich. Meine Hörgeräte sind ausgeschaltet und, abgesehen...
  17. Der letzte Kuchen für Leo

    Morgen wird Leo zehn. Sein erster runder Geburtstag. Ich muss ihm unbedingt einen Kuchen backen, koste es, was es wolle. Daher sitze ich vor dem beinahe blinden Fenster am wackeligen Küchentisch, mein zerfleddertes Rezeptbuch vor mir. „Süßes aus aller Welt“ lautet sein Titel. Staubpartikel...
  18. Blöde, brave Ameisen!

    „Hey, du Göre!“ Janis und sein Kumpel Ivo bauen sich vor Becky auf. „Wat willst du denn hier?“, setzt er nach und tritt noch einen Schritt näher heran an das sitzende Mädchen. Becky zuckt zusammen, schielt ängstlich unter ihrem Pony zu den zwei Jugendlichen hoch. Der Geruch von Deodorant und...
  19. Filmriss

    Die Sonne verabschiedet sich langsam und der harte Arbeitstag neigt sich dem Ende. Meine Gedanken kreisen noch um das letzte Gespräch, das sich unendlich hinzog und es war anstrengend, mit einem, na ja, nicht ganz so guten Ergebnis. Gut, mich betrifft es letztendlich nicht, habe ne höhere...
  20. Das letzte Mal

    Der Nebel legt sich kalt auf meine Haut, dringt durch meine Kleidung und lässt mich zittern. Ich halte mich an meiner Kippe wie an einem Rettungsring fest. Erstaunlich, dass sie überhaupt brennt. Du bist noch immer nicht in Sicht. Wahrscheinlich musst du ihr noch eine glaubhafte Geschichte...

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