Was ist neu

gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Bankomat

    „Das war schön.“ Sara blickte ihm in die Augen. Es war ein Satz gänzlich ohne Aussage, der allein durch das Funkeln ihrer Augen Bedeutung erlangte. Sehen konnte er sie nur im Augenwinkel, konzentriert hatte er den Blick auf die dunkle Straße gerichtet. Das monotone Brummen des Autos auf der...
  2. Im Regen

    Im Regen Es war später Abend. Regen fiel vom grauschwarzen Himmel herab und durchnässte die Stadt mit Traurigkeit. Windböen trieben den Regen wie einen wehenden Mantel durch die Gassen, Laternen zeichneten verwaschene Gestalten an die matt reflektierenden Häuserwände. Ich ging langsam...
  3. Nebeneinander

    Du schaust auf die saubere, weiße Wand vor dir. Sie ist deutlich abgetrennt von dem zehn Zentimeter breiten, gepflegten Grasstreifen. Dein Blick wandert aufwärts zu den blank geputzten Fenstern. Vor ihnen stehen Blumen, die ganz exakt die richtige Farbe und Größe haben. Alles stimmt genauestens...
  4. Darf ich bitten?

    Darf ich bitten? Schon wieder einmal hat die Bahn Verspätung. Mein Gesicht spiegelt sich in den Scheiben, draußen ist es bereits dunkel. Ich sehe die Menschen auf der anderen Seite des Ganges. Einige lesen, Andere schlafen. Ein Pärchen küsst sich hingebungsvoll. Der Zug fährt in die Haltestelle...
  5. Rafflesia

    Er ließ oft ein Stück Honigbrot auf dem Teller zurück. »Für die Bienen«, sagte er dann. Nur er tat so etwas. Ich öffne den schwarzen Müllbeutel und lasse Brotreste und Hühnchenknochen von den Tellern gleiten. Der eingetrocknete Honig glänzt wie Lack. Danach folgen Olivenkerne aus Tonschalen...
  6. Lenes Rauschen

    Es rauscht schon wieder. Darum stellt sie den Fernseher aus, obwohl gerade ihre Lieblingssendung läuft. Alle Stimmen sind wieder so bösartig und laut. Das passiert oft, wenn Lene alleine ist. Plötzlich rauscht es im Ohr und jeder Ton ist anders. So als ob er weit weg ist. Trotzdem viel...
  7. Michi

    "Es ist ein Mädchen!" Doktor Lehmann hatte mich und meinen Freund angestrahlt, als hätten wir gerade im Lotto gewonnen, während sie uns das Ultraschallbild genauer erläuterte. Tobias hatte meine Hand gedrückt und ich hatte gespürt dass er nervös war. Wir waren beide so nervös gewesen. "19 ist...
  8. Der schweigende Raum

    Ich stolpere über den Bordstein. Mama umklammert meine Hand, quetscht die Finger und zerrt mich unbeirrt weiter. Das Gehen in den steifen Lackschuhen fällt mir schwer, die Fersen schmerzen schon. „Mamaaa.“ Die Absätze knallen auf den Asphalt. „Mama, du tust mir weh!“ Ich reiße die Hand los und...
  9. Die Emergenz

    Es war der Tag, an dem die Grenzen fielen. Daren schlenderte über die Wiese hinter seinem Häuschen hinunter zum Fluss. Die kühle Morgenluft roch nach Tau und Moos. Ein Hauch von Frühsommer lag in der Luft. Er strich im Vorbeigehen über die feuchten Gräser. Der Tau kroch kühl und sanft in die...
  10. Mom ist in Bad Heilbrunn

    Vergesslich war Klaus schon immer, doch das er sogar vergaß, was am Vortag geschehen war, ist selbst ihm noch nie passiert. Es begann damit, das er in einem kleinen, fremden Zimmer aufwachte. Blasse Sonnenstrahlen fielen durch einen pastellgrünen Vorhang und tauchten das Zimmer in ein mattes...
  11. Der Traum vom Krieg

    Ich riss meine Augen auf. Es drückte und piepte auf dem rechten Ohr. Meine Beine fühlten sich taub an. Ich spürte wie eine Träne meine linke Wange herunter kullerte. Wieder derselbe Traum ... Alles fühlte sich so weich an. Mein Kissen, meine warme Decke. Das Vogelgezwitscher und die Morgensonne...
  12. Es ist das Dilemma unserer Zeit, dass wir perfekt sein können

    Der Anblick der Babys in ihren Bettchen erfüllte Tanja jedes Mal mit einem wohligen Gefühl des Stolzes. Es waren alles ihre, irgendwie. Nur durch sie traten diese kleinen Geschöpfe ins Licht der Welt und bereicherten die Familien, in denen sie ihr Leben verbringen würden. Sie waren rein und gut...
  13. Die Alberthöhe

    Die Alberthöhe Februar 1983 Als Heinz den Teich in den ersten Strahlen der Frühlingssonne glitzern sah, wusste er, dass es Zeit war, die Erlebnisse der Jugendtage niederzuschreiben. Gleich heute Abend würde er beginnen. Nur dafür hatte er im Gasthof seiner ehemaligen Heimat ein Zimmer gebucht...
  14. Ein Uhrzeiger nicht im Kreis

    Samuel läuft durch die einsamen Straßen einer kleinen Hafenstadt Norddeutschlands. Leichter Regen bedeckt die ganze Stadt. Die nassen Straßen reflektieren leicht die Lichter der Weihnachtsbeleuchtung. Er beobachtet das nieseln des Regens unter dem Leuchten der Straßenlaternen. Er schlendert...
  15. Nenn mich bei meinem Namen

    Aufm Teller `n Rest Omelett. Das hat sie mir so beigebracht – drei große Eier, halbe Zwiebel, `ne zerdrückte Knoblauchzehe, alles in die Pfanne und `n Spritzer Chilisauce dazu. Sie kauft immer die richtig scharfe. Keine halben Sachen, sagt sie. Ich seh aus dem Küchenfenster. Unten vor der...
  16. Träumerle, ach Träumerle

    Verträumt schaute Träumerle aus dem Wohnzimmerfenster. »Träumerle, ach Träumerle«, sagte Marlies. Daraufhin drehte er sich um, blickte sie an und lächelte, wie bei einem Reflex, der auf diesen Satz folgen musste. Im Esszimmer saßen sie sich gegenüber und musterten einander schüchternen Blickes...
  17. Die letzte Boje

    Es ist Nacht, der Wind fegt schreiend über die zugefrorene Brücke. Die Luft ist salzig und frisch. In der Ferne leuchtet eine kleine Boje grün auf; An. Aus. An. Aus. Sie schwankt bei den starken Wellen hin und her. Die Autos sehen ihn nicht. Die Menschen fahren an ihm vorbei wie Marionetten. Sie...
  18. Nicht immer hilft Farbe

    Wir stehen vor dem Spalt in der Hainbuchenhecke der Gärtnerei und mir zittern die Beine. Der eisige Wind treibt uns die Tränen in die Augen, das Rascheln der Blätter an der Hecke übertönt jedes Geräusch und Julia legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Komm schon, Florian! Diesmal wird...
  19. Monotonie

    Ich schreibe über Rene Descartes, seinen Lebensanfang, wo er wohnte, seine Lebenswerke und schlussendlich dessen Tod. Links neben mir sitzt eine graue, schimmernde Gestalt, den Kopf nach unten gesenkt und sie probiert verzweifelt den Stift zu halten, zu schreiben. Ich schreibe über Friedrich...
  20. Alaska

    Alaskas Haus steht in einer Ortschaft, die zum Großstadtspeckgürtel gehört, zur Behaglichkeitszone im Schatten von Lichtern und Lärm. Die Menschen, die dort wohnen, fahren morgens zur Arbeit in die Metropole, kehren abends zurück, pflegen Wochenendgemütlichkeit, engagieren sich in Vereinen...

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Neue Kommentare

Zurück
Anfang Bottom