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historik

Genre: historik

  1. Untergrabene Autorität

    Langsam stiegen sie die grob ausgehauenen Stufen hinunter. Er hörte die Schritte von ihr hinter sich. Ihre Füße scharrten sandig über den Boden. 'Später werden wir krabbeln müssen', meinte sie. 'Es wird schon gut gehen', sagte er. Er achtete darauf, dass die Kerze sich direkt vor seinem Körper...
  2. Der Frühling im Fenster

    Es war keiner dieser typisch trüben Spätwintertage. Ein Hauch von Frühling lag in der Luft, als die alte Frau von Ihrem Nähzeug aufsah und aus dem Fenster blickte. Gestern noch drückte der Wind die feinen Regentropfen mit Wucht gegen die Scheibe. Ein Geräusch, als würde ein Tieflader eine...
  3. Sommer 1933

    Unter der mittäglichen Sonne lief er, seinen ledernen Koffer in der Hand, den weiter treibenden Feldern hinterher. Staubig und hart trommelte der Weg unter seinen Füßen einen gleichmäßigen Takt; schwere Traktorenreifen hatten an lange zurückliegenden Regentagen tiefe Gräben hinterlassen...
  4. Mein Vater und der Alte

    Mein Vater und der Alte An dem Tag, an dem meine Mutter starb, rannte ich hinauf zum See. Tante Rene hatte mich losgeschickt, meinen Vater zu holen. Sie und der Arzt waren bei Mutter geblieben. Es war ein heißer Tag. Einer der letzten in diesem trockenen August. Die Luft flimmerte, und der...
  5. Fin de siècle – Mein Kaiser

    Der Kaiser war ein alter Mann. Er war der älteste Kaiser der Welt. Rings um ihn wandelte der Tod im Kreis, im Kreis, und mähte und mähte. Joseph Roth – Radetzkymarsch ~♦~ Langsam verlässt die Kugel den Lauf des italienischen Gewehrs; sie ist schneller als der Schall, schneller, als das...
  6. Friesendämmerung

    Nieselnder, kalter Regen fegte über den violetten Geestboden, der Himmel zog sich zu einem dunklen Gebilde zusammen, das sich wie ein Leichentuch über das unwirtliche, von Sturmfluten gepeinigte Land zu spannen schien. Der schlammige, sandige Priel schlängelte sich durch die karge, fruchtlose...
  7. An einem Novembertag am Kleinen Wannsee

    Klirrend kalt brach der Tag, mit dem Morgengrauen des 21. November 1811 an. Im Gasthof „Stimmings Krug“ am Kleinen Wannsee waren zwei Fenster bis spät in der Nacht hell erleuchtet geblieben. Heinrich von Kleist und Henriette Vogel schrieben in ihren Zimmern Briefe an ihre Nächsten. Sie teilten...
  8. Männer der Ordnung

    Der Wachtmeister löste Feddersens Handschellen und verriegelte die Tür des Abteils hinter sich. Hauptkommissar Möller war mit dem Gefangenen allein. Der alte Mann im grauen Anzug kam ihm vage bekannt vor. Kein Wunder, die Nazi-Bürokraten ähnelten sich in Möllers Augen wie Brüder...
  9. Audienz

    „An Seine kaiserliche Majestät, Alexander II., Zar von Russland: Wir, eine Handvoll Bürger der Vereinigten Staaten, die wir zur Erholung reisen, haben keinerlei Entschuldigung dafür, dass wir uns – wenn auch unaufdringlich, wie es unserem inoffiziellem Status gebührt – Eurer Majestät...
  10. Ein normaler Tag im Herbst

    Montag, 5.27 Uhr: Ich hatte den allmorgendlichen Frühsport bereits erledigt und auch mit meinem Frühstück, bestehend aus dünnem Ersatzkaffee, sowie zwei Scheiben nicht sonderlich dick geschnittenem Brot, das dünn mit Magarine bestrichen war, war ich schon fertig. Meine Arbeitskleidung lag wie...
  11. Die Möwe und der Adler

    Die Möwe und der Adler (Adieu, Elisabeth) Sie waren seit jeher tief miteinander verbunden. Schön waren sie, exzentrisch und menschenscheu und beide teilten die Liebe zur Kunst, zur Musik und zur Dichtung. Ihre treffen waren selten und kurz, ja fast heimlich, draußen auf der Roseninsel. Wenn...
  12. Kinderliebe

    Kommissar Möller knallte den Hörer auf die Gabel. Er fixierte das Bild des Führers, der grimmig von der Wand auf den Schreibtisch blickte. „Verdammte Parteibonzen“, murmelte Möller. „Da wäre ich aber vorsichtig.“ Der Kommissar zuckte zusammen. Er hatte nicht bemerkt, dass Inspektor Widerstritt...
  13. Die Züge fahren pünktlich

    Feddersen führte ein ausgesprochen wohl geordnetes Leben. Er lebte nach der Uhr. Er stand jeden Morgen um die gleiche Zeit auf, kam um die gleiche Zeit in sein Büro, aß um die gleiche Zeit zu Mittag und ging um die gleiche Zeit schlafen. An einem Donnerstag im Juli 1944 verstaute Feddersen die...
  14. Das wahre Leben

    Die heiße libysche Sonne röstete die Männer in den Mannschaftswagen. Nur der Fahrtwind, der den Union Jack am Führungsjeep flattern ließ, schuf eine Illusion von Kühle. Caleb Muldin ignorierte den Schweiß, der in Strömen unter seinem Stahlhelm hervorquoll. „Die Hitze bringt mich um“, jammerte...
  15. Mandolinenspiel

    Luigi Buongirola saß angelehnt am Stamm eines alten Olivenbaums und spielte nachdenklich auf seiner Mandoline. Er hatte fürchterliches Lampenfieber. Das ganze Dorf würde auf dem Platz versammelt sein und zuhören. Aber es war der Gedanke an Fabiola, der ihn eine Gradwanderung durchmachen ließ, es...
  16. Sie tanzte einen Sommer lang

    "Hascherl !, Hascherl!!!!" schrie Großfürstin Irene aufgeregt. "Wo treibst dich nur wieder herum?" Ihre Stimme hallte laut durch den Westflügel von Schloß Sophienhall in der Nähe von Wien. Baroness Yvonne Chantalle streifte wie so oft durch den weitläufigen Irrgarten des Lustschlosses. In der...
  17. Frühling in Wien

    Es hämmerte an die Haustür. Die Spannung hielt Anna in Schach. " Das überleb ich nicht", dachte sie. Es war Frühling, 1945 in Wien. Anna war alleine in der Empfangshalle der elterlichen Villa im vornehmen 9. Wiener Bezirk. Die Hausangestellten waren vor mehreren Tagen geflohen, nur ihre kranke...
  18. Der Weg zum Licht (nen besseren Titel habe ich noch nicht)

    Der Weg zum Licht Da fliegen sie wieder. Es sind sieben, doch das weiß ich noch nicht. Ich beachte sie nicht. Doch sie fliegen. Die kleine Haltestelle ist verschneit. Sie stehen alle da und haben dunkle, dicke Mäntel an. Sie gucken, aber fixieren nicht. Die Lichter sind zu sehen und wir rattern...
  19. Satyrspiel oder Albtraum des Hippokrates

    Vor Dr. Sebastian Brentano lag ein Schriftstück, welches er beim Antiquitätenhändler Senyug in Istanbul erworben hatte. Es besass keinen besonders historischen Wert, zumal der Verfasser, Ioanidis aus Thessalien, unbekannt war. Senyug, bei dem er seit vielen Jahren verschiedentlich Raritäten aus...
  20. Bis dass der Tod uns scheidet (2.Weltkrieg)

    Bis dass der Tod uns scheidet Sie schaute mich nicht an, ihr Blick war gegen Boden gerichtet. Den Kopf gesenkt und die Glieder schlaff am Körper hängend machte sie einen hilflosen Eindruck. An ihrer Wange klebte verkrustetes Blut, welches in einem kleinen Rinnsal oberhalb der Schläfe herunter...
  21. Iphigenie (Antike)

    „Kannst du wieder klar sehen?“ „Ja, kann ich.“ „Warum musstest du das nur tun?“ „Musste ich was tun?“ „Du weißt schon, jetzt komm mit!“ Die Stimme hatte einen kalten Unterton. Ich wurde hoch gehoben. Noch hatte ich kein Gleichgewicht und musste mich an der Wand abstützen. Der Raum, in dem ich...

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