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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Die Freude meines Bruders

    Sie kam raus. Ein Pullover, rot wie Leber, dazu eine Jeans, die hellblau und teilweise zerrissen von Mode war. „Ah Kreuzberg, hier sehen sogar die Ärztinnen wie Punks aus“, sagte ich mir. Während sie erzählte, versuchte ich erfolglos, meine Gähnkette zu unterbrechen. Dieses Spiel mache ich mit...
  2. Viel Harmonie

    Den Krach in der Nacht hat die komplette Nachbarschaft gehört: erst den Knall, dann das Dröhnen der geborstenen Saiten, und jetzt ruft die Nachbarschaft komplett im Revier an. Eben habe ich aufgelegt, klingelt das Telefon schon wieder. Die Einen wollen den Schlag um acht, die Anderen um neun...
  3. Jim und Joe

    Am Silvesterabend, nachdem Jim und Joe ein paar Biere in Joes Küche geleert hatten, beschlossen sie, zum Fluss zu gehen und in das eiskalte Wasser der Regnitz zu steigen. Jim und Joe waren Freunde, seitdem sie neun Jahre alt waren. Jims Vater war Maschinenführer bei BOSCH und zog Jim alleine...
  4. Chrissy (9): Mein schwarzes Herz

    „Hey, du Zwerg! Hat wohl nichts genützt, die Erholung!“ Robert stand breitbeinig vor mir und grinste mich an. „Idiot! So dumm kannst auch nur du sein und glauben, dass man in sechs Wochen viel größer wird!“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Warum nur konnte ich den Mund nicht halten? „Blöde Kuh!“...
  5. Wozu denn Zeit verlieren?

    Piep. Klopapier für drei Euro Neunundfünfzig. Piep. Bananen für einen Euro Neunundzwanzig. Piep. Meine Hände gleiten von links nach rechts, während sie den Utensilien des Alltags verhelfen vom Barcodescanner erfasst zu werden. Piep. Über mir müde Augen, herunter gesunkene Mundwinkel, und Hände...
  6. Stagehands

    Sergej steht vor dem Sprinter, mit der Zigarette im Mundwinkel, im Adidas-Trainingsanzug, Kapuze über dem Kopf, und verteilt ʼne Runde Kippen. König nennen wir ihn. Es ist halb fünf, ich kann meinen eigenen Atem sehen. Faxe sitzt auf dem Fahrersitz, ein Bein aus der geöffneten Tür hängend, in...
  7. Eindringling

    Fensterlose Fassaden erstrecken sich hinter dem Bauzaun. Ein hässliches Gitter vor hässlichen Gebäuden. Zumindest ist es mal eine andere Umgebung und nicht immer nur mein Heimweg. So gut kenne ich die Gegend hier nicht, doch das Restaurant finde ich schon. Mein Werkzeugkoffer wird von einem...
  8. Geh schlafen Anastasia

    Ich saß am Fenster meines Hotelzimmers mit Blick auf die unendliche Weite des Ozeans, als ich beschloss, nicht mehr zu leben. Anders als die meisten wohl glauben würden, war dies kein bereits lang bestehender Gedanke, dessen Ausführung ich in diesem Moment beschloss oder der sich da auch nur...
  9. Madgermanes

    Auch ich verspüre diese Wut. Denn ich bin einer von Euch. Im Jahr 1979 haben wir gemeinsam auf den Tag gewartet. Zwanzigtausend waren wir! Wer kann sich das vorstellen? Und alle sind wir in die DDR geflogen. Wisst ihr noch, wie wir am Rollfeld standen? Voller Erwartungen. Nervosität, Vorfreude...
  10. Flüchtige Grenzen

    Frühmorgens beim Spazieren ist es besonders ruhig. Nur die Rufe vereinzelter Eulen aus dem Wald sind zu hören. Florian mag das so sehr, dass er eines Tages beschließt, ans Dorfende zu ziehen. Zwar kann er das nächstgelegene Haus noch immer sehen, allerdings nur mit einem Feldstecher. So ist gut...
  11. Walter ist schon wieder tot

    Unmittelbar nach seinem Ableben fand sich Walter Neuenreuther in der Eingangshalle der Abteilung für Reinkarnationsorganisation wieder. Am Anmeldeschalter saß die Empfangsdame, eine Kaninchenfrau, und blickte erstaunt, als sie ihn gewahrte. «Was? So schnell bist du wieder zurück? Mit...
  12. Mitten im Nebel

    Werd ich geh'n? "Ja." Ich stehe auf und sehe herab. Werd ich zurückkommen? "Nein." Ich sehe zurück. Meine Gedanken, noch nicht ganz wach, drehen sich, umkreisen mich, sie kommen immer näher. Ich öffne meine Augen. Ich wische meinen Schweiß ab. Mein Kissen ist durchnässt, und ich recke mich auf...
  13. Der Tag, an dem Kinder regierten

    „Wenn es so weiter geht“, ruft die siebenjährige Hanna ins Mikrofon, „haben wir ein Problem.“ Von ihrem Podium aus sieht Hanna sie die vielen Kinder; Lollis, die gelutscht werden, Fahnen mit Figuren aus Trickfilmen, die geschwenkt werden, und jemand hat sogar ein Spielzeug-Traktor dabei...
  14. Sichel oder Bücher

    Es war einmal ein alter Mann auf dem Land, dieser arbeitete trotz seiner müden Knochen Tag für Tag bis in die Abendstunden, bis ihm sein Rücken wehtat, die Beine schmerzten, die Füße aufgaben, der Muskelkater sich in den Armen festsetzte, die Wunden an den Händen wieder bluteten und sich die...
  15. Nein, alles war gut.

    Prüfend hielt er seinen Fuß in die Kabine. Das Wasser hatte die richtige Temperatur erreicht. Die Dusche tat richtig gut. Nach und nach löste das heiße Wasser seine verspannten Muskeln. Sie fand die Wohnung eben toll und so musste der gesamte Hausstand in den vierten Stock getragen werden. Er...
  16. Osterferien

    Philipp hat Mama, Papa und Clara zur Gruppe Osterferien hinzugefügt. Philipp: Hey, so telefonieren wir nicht wieder alle aneinander vorbei wie Weihnachten. Mama: Gute Idee. Papa: Telefonieren ist kein Problem, man darf nur nicht jedem was anderes erzählen. … Clara: Philipp hat gesagt, ihr...
  17. Verdunkle niemals meine Tür

    Ich lebe nicht, ich existiere. Das ist ein wichtiger Unterschied. Wer lebt, genießt die Sonne auf dem Gesicht und fühlt den Schmerz, wenn jemand Geliebtes stirbt, lacht über die ungeschickten Nachbarskinder und ist wütend, wenn der Fernseher wegen eines Stromunterbruchs nur graue Mattscheibe...
  18. Die erste letzte Reise

    Tag 0 Mit einem Vorwurf fing alles an. Doch Paul ging einmal mehr nicht darauf ein. Erst als sie einen militärischen Befehl ausrief und das ganze Wohnzimmer zum Vibrieren brachte, zuckte er zusammen. „Tu etwas, du verdammter Loser!“, schrie Sarah. Und als Paul sich aufs Sofa setzen wollte...
  19. In vier Wochen um halb fünf

    „Ist bei Ihnen noch ein Platz frei?“ Helen war, als stünde David Beckham plötzlich vor ihrem Tisch und hätte gefragt, ob er sich zu ihr setzen dürfe. Sie schaute den Mann mit dem Dreitagebart mit starren Augen an und war bemüht, sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. „Natürlich“...
  20. Chrissy (8): Die Schule der alten Damen

    Mir klapperten vor Angst und Kälte die Zähne an diesem Tag im Februar 1969. Martin warf Schneebälle auf das Hausdach. „Gehst du mit Schlittenfahren?“, wollte ich wissen. „Klar, bin dabei.“ Martin kam aus dem Nachbargarten zu mir auf die Straße gelaufen. „Warum hast du keine Handschuhe an?“ Er...

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