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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Spätfolgen

    Meine Mutter ist der Meinung, dass wichtige Entscheidungen erst dann getroffen werden sollten, wenn ein untrügliches Bauchgefühl den Zeitpunkt signalisiert. Mag sein, dass da was dran ist, doch haben wir noch Zeit, auf solche Signale zu warten? Außerdem grummelt mein Bauch seit Wochen, ich bin...
  2. Reise ins Nichts

    Sie wusste, sie wird sterben. Sehr bald. Sie lag auf der Palliativstation des Krankenhauses und strich müde über die Stoppeln auf ihrem Kopf. Seit sie mit der Chemo aufgehört hatte, begannen ihre Haare wieder zu wachsen. Zögerlich, aber immerhin. Auf einer Seite des Bettes sass ihre Mutter und...
  3. Das Ende kann warten

    Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Wie trivial ihm der Gedanke durch den Kopf flattert. Mehrmals, als müsse sein Gehirn ihn erst einfangen. Die Blätter an den Bäumen hatten sich durch die Trockenheit frühzeitig verfärbt, waren abgefallen und machten sich unter seinen Tritten bemerkbar. Im Sand...
  4. Nie Gesagtes

    Nenne deine Augen Kaffeebohnen. Nenne deine Hände Spinnenhände. Sitze neben dem Fahrradweg auf dem Stück Rasen am Fluss, das wir so gerne mögen, und sage dir, wie hübsch ich dein Gesicht glänzend von Sonnencreme finde. Kann dir nicht sagen, wie viel mir unsere Treffen bedeuten. Oder wie schwer...
  5. Die letzte Fahrt

    Ungeduldig wartete ich vor dem alten Zürcher Haus am Hügel. Ich hatte an der Tür geklingelt, aber niemand öffnete. Eine Telefonnummer hatte ich nicht, also hupte ich kurz. In Zürich wird nicht gehupt und diesem Quartier am Hang wurde es bestimmt nicht gerne gesehen. Gehört. Ich starrte auf die...
  6. Der Morgen danach

    Nach Alkohol und Zigaretten stinkende Erinnerungen und ein Hämmern im Kopf, das sich anfühlt, als würde ein Psychopath verzweifelt auf sein Opfer einschlagen. Wieder eine kurze Nacht gehabt? Wieder eine kurze Nacht gehabt! Man quält sich aus dem Bett und würde am liebsten vor der Toilette...
  7. Stummer Freund

    Das Erste, was ich dich fragte, war: Warum müssen wir sterben? Das heißt nicht, dass ich nicht zuvor schon mit dir gesprochen hätte. Es war nur die erste Frage, die ich dir stellte. Warum weiß ich nicht. Als Kind fühlte ich mich oft unvollständig, aber nicht, wenn ich mit dir sprach. Vielleicht...
  8. Alter Narr

    Die Jahre der großen Taten sind für Walther längst vorbei. Der Lebensabend ist entschleunigt, Pflichten reduzieren sich auf ein Minimum. Als Rentner lebt er in den Tag hinein und versucht so gut es geht gesund zu bleiben. Die Beine sind müde, in die Jahre gekommen. Aber der Kopf ist noch frisch...
  9. ER oder die Revolution des geriatrischen Geschwaders

    Schlange am Pfandautomat, direkt am Eingang. Alles ab sechzig plus tummelt sich mit Rollatoren und quer gestellten Einkaufswagen, sodass niemand mehr Platz hatte, das Gebäude zu betreten oder zu verlassen. "So geht das doch hier nicht! Er hat doch meine fünfundzwanzig Zent!" Er war weder...
  10. Highscore

    Highscore Es fehlen nur noch dreihundert Punkte. Nur ein paar Mal nett lächeln, Türen aufhalten, grüßen und in finsterste Schließmuskel kriechen. Wird easy. Meine Smartwatch vibriert kurz, wenn ich Punkte sammle. Wenn sie piept, ist das ein schlechtes Zeichen, dann habe ich welche verloren...
  11. Serie Exodus: Die Niederlage der Nike

    Erster Akt Etwas in diesem Qualm besitzt einen beißenden Geruch. Nike presst mit Zeigefinger und Daumen ihre Nasenflügel zusammen, reibt immerzu auf und ab, aber der Reiz verschwindet nicht. Sie niest kräftig, fast explosionsartig. Drei Mal. Athanasios zuckt zusammen und starrt entsetzt auf...
  12. Café - Geschichten - Die versteckte Sünde

    In einer kleinen Stadt, irgendwo in Deutschland, gibt es ein Café, mit Charme und Esprit, direkt neben einer Kirche. Wer seelischen Beistand sucht, ist in der Kirche genau richtig, jedoch nicht im Café. Das Café ist ein beliebter Treffpunkt, in dem jeder Gast gerngesehen und wo selbst für den...
  13. Grenzgänger des Patriarchats

    „Wach?“, er liegt mit gestütztem Ellbogen vor mir und grinst mich auf die Weise an, als wisse er etwas über mich, das mir nie bewusst war oder werden würde. Ich reibe mir die Augen und versuche mich zu orientieren. Unglücklicherweise hält mich das Brett vor dem Kopf in das Kissen gedrückt. Ich...
  14. Die MS Gloria

    Die Erde im Jahre 2222. In einer vom Klimawandel beherrschten Welt ist der Lebensraum für die Menschen im Pazifik rar. Das Hochwasser hat zahlreiche dortige Inseln überflutet. Pandemien haben 95% der dortigen Bevölkerung dahingerafft. Wer Glück hatte, fand Unterschlupf in einem der gekaperten...
  15. Billy Never Idles

    »Denk dran: drei Minuten plus«, sagte John, als ein Sattelschlepper mit laufendem Motor vor dem Truck Stop anhielt und der Fahrer ausstieg. »Halt drauf!« »Mein Akku ist leer«, sagte Timmy. »Hier, nimm meins. Nicht zoomen! Das wackelt zu sehr. Und leise«, flüsterte er. »Denk an den Motor! Er muss...
  16. Der Sandsack

    Der Tag, an dem die Flut kam, war auch der Tag an dem der Port gelegt werden sollte. Die Ärzte hatten mir direkt gesagt, dass meine Venen zu zart seien und es einfacher ist, die Chemo über den Port zu geben. Auch diese Information nahm ich hin, wie alle anderen, die ich seit der Diagnosestellung...
  17. Der Parkwächter

    Ein Mann saß auf einer Bank und las in einem Buch. Der Lesefluss wurde durch nichts gestört, weder durch die vorbei laufenden Menschen, noch durch die Geräusche, des auf dem Boden scharrenden Laubbesens des Parkwächters. Es mochte zwar nicht viel Fläche zu diesem grünen Landstrich in der Stadt...
  18. Serie Exodus: Du sollst Lethe heißen

    Erster Akt Matteo Marchese sieht in der Nachtlichtoptik die Menschen aus den westlichen Tunneleingängen kommen. Er nickt Claudio zu, der eine rote Signalrakete in den bewölkten Himmel über Genuas ehemaligen Bahnhof feuert. Das Zeichen für alle anderen von Matteos Truppe. Dutzende rote Bahnen...
  19. Serie Exodus: Punta Europa

    Erster Akt Archie Harrison bleibt abrupt stehen und fragt sich, ob er noch ganz richtig ist im Kopf. Oberkörper vorgebeugt, Hände auf den Knien und kaum fähig, nach Luft zu schnappen. Schweiß tropft auf die Straße, schlägt kleine Krater in den Staub. Das Herz arbeitet wie unter peitschenden...
  20. Der Clown

    Es gab einmal eine Zeit, als die Großmütter kleine Mädchen und die Großväter kleine Jungs waren. Es war eine Zeit, in der noch kaum jemand ein Telefon hatte, in der noch niemand einen Fernseher zu Hause im Wohnzimmer hatte und Computer noch fern in der Zukunft lagen. Damals war der eine Krieg...

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